111 Gründe, Manchester United zu lieben - Michael Gösele - E-Book

111 Gründe, Manchester United zu lieben E-Book

Michael Gösele

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Beschreibung

Welcher Fußballverein kann von sich behaupten, die spannendsten und erfolgreichsten drei Minuten Nachspielzeit des ganzen Universums geprägt zu haben? Wer hat dem FC Bayern die epochalste und schmerzhafteste Klatsche aller Zeiten beigebracht? Und welcher Club hat über einen Zeitraum von 51 Jahren nur zwei Trainer beschäftigt? Es ist der Manchester United FC, der erfolgreichste Fußballverein Englands und einer der beliebtesten des gesamten Globus. Hervorgegangen aus einem kleinen Eisenbahnerclub im Nordosten Manchesters, hochgearbeitet zu einem ernst zu nehmenden englischen Titelkandidaten, niedergerissen durch die tragische Flugzeugkatastrophe von 1958, wieder zum Leben erweckt durch Trainerlegende Matt Busby und von Sir Alex Ferguson zum Weltclub und Rekordmeister geformt, ist Manchester United mehr als nur ein Fußballverein: Er ist Mythos und Legende - Religion für weltweit mehr als 659 Millionen Fans, und es ist der Club, bei dem der King gespielt hat. Éric Cantona. Und das sagt doch eigentlich alles. EINIGE GRÜNDEWeil United dem FC Bayern im Champions-League-Finale von 1999 die schlimmste Niederlage aller Zeiten beschert hat. Und der Fußballwelt die schönste Nachspielzeit. Weil nur bei Alex Ferguson ein simples Haushaltsgerät - der Föhn - Weltruhm erlangen konnte. Weil Wayne Rooney bei einem Puffbesuch ein Autogramm gegeben hat und sich danach wunderte, dass so was rauskommt. Weil Alex Ferguson Liverpool androhte, den Rekordmeister von seinem hohen Ross zu holen, und United Jahre später selbst zum Rekordmeister machte. Weil sich Alex Ferguson seinen Ritterschlag bei der Queen im Schottenrock abholte. Weil Sir Alex Ferguson der Trainer war, der am häufigsten in Interviews aus Jugendschutzgründen zensiert werden musste. Weil nur ein Club auf dieser Welt einen Fan hat, der seit mehr als 14 Jahren juristisch darum kämpft, Manchester United zu heißen. Weil nur bei United ein Feldspieler 25 Jahre lang zum Einsatz kommt und dabei fast alle Rekorde bricht. Weil Éric Cantona hier gespielt hat. Weil nur ein United-Fan den Lokalrivalen City dabei stören konnte, ein neues millionenteures Trainingsgelände zu bauen.

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Michael Gösele

111 GRÜNDE, MANCHESTER UNITED ZU LIEBEN

Eine Liebeserklärung an den großartigsten Fußballverein der Welt

•Weil Manchester United der einzige Champions-League-Gewinner ist, der von einem Bernhardiner gerettet worden ist 20

•Weil Manchester United seinen Namen einem jungen Burschen verdankt 23

•Weil bei United kein Spieler größer sein darf als der Verein 25

•Weil das Old Trafford das beste Stadion der Welt ist 29

•Weil Manchester United eine seiner größten Trainerlegenden mit einem Brief an eine Militärakademie kontaktierte 32

•Weil bei Manchester United der beste Fußballer der Welt gespielt hat 34

•Weil es nur einen Verein gibt, bei dem »Babes« spielen konnten 37

•Weil nur ein Verein die Tragödie von München überstehen konnte 41

•Weil die Blumen von Manchester nie welken werden 46

•Weil Manchester United die Saison nach der Flugzeugkatastrophe von München mit Anstand zu Ende spielen konnte 48

•Weil Bobby Charlton an dem Flugzeug- unglück von München nicht zerbrochen ist 51

•Weil es nur ein United-Trainer in den Songtext der Beatles gebracht hat 53

•Weil Matt Busby es schaffte, nach München 1958 noch einmal ein Team aus neuen Babes aufzubauen 56

•Weil Matt Busby seine Spieler manchmal auch ohne Worte zu Höchstleistungen bringen konnte 58

•Weil Manchester United einen Torwart hatte, der auf alle Ewigkeit eine Rangliste anführen wird 60

•Weil bei Manchester United der fünfte Beatle gespielt hat 62

•Weil George Best trotz einer Todesdrohung durch die IRA in Newcastle aufgelaufen ist 66

•Weil Manchester United 1968 als erster englischer Klub den Europapokal der Landesmeister gewinnen konnte 68

•Weil Manchester United den womöglich härtesten Verteidiger der Insel hatte 71

•Weil zwei Spieler von Manchester United die Fußballnation England zu ihrem ersten Weltmeistertitel geführt haben 74

•Weil es nur einen Club auf der Welt gibt, bei dem um ein Haar James Bond gespielt hätte 76

•Weil Manchester United seit 1945 nur zehn Trainer hatte 78

•Obwohl Manchester United den hervorragenden Trainer Tommy Docherty entlassen hat 83

•Weil United einen Trainer hatte, der seine Teambesprechungen vornehmlich in Unterhose abhielt 87

•Weil Manchester United nach der Ära Ron Atkinson einen richtig harten Hund auf der Trainerbank gebrauchen konnte 90

•Weil Manchester 1986 einen Manager verpflichtet hat, der Asterix und Obelix in einer Person ist 92

•Weil der berüchtigte und gefürchtete Alex Ferguson zu Beginn in Manchester einen erstaunlich nervösen Einstand hatte 94

•Weil Alex Ferguson seinen Job in Manchester mit der gebotenen Ehrfurcht angenommen hat 96

•Weil Alex Ferguson den Saustall, den Ron Atkinson ihm in Manchester hinterlassen hatte, richtig ausmistete 99

•Weil nur ein Trainer, der vom eigenen Club respektiert wird, auch dem Gegner Angst einflößen kann 102

•Weil Manchester United Alex Ferguson nicht entlassen hat und der Schotte somit zur Legende reifen konnte 105

•Weil Alex Ferguson auch in England seine alten schottischen Feindbilder wiederbeleben konnte 108

•Weil Alex Ferguson nach seinen schlechten Anfangsjahren auch bei den enttäuschten Fans noch einmal den Schalter umlegen konnte 112

•Weil die United-Spieler am 10. Januar 1990 doch zu Alex Ferguson hielten und für ihren gefürchteten Manager ein überlebenswichtiges Spiel gewannen 114

•Weil nur ein Trainer wie Alex Ferguson die Ankündigung, Liverpool vom Thron zu stoßen, wirklich riskieren konnte 117

•Weil bei Manchester United ein wahrer König gespielt hat 121

•Weil uns Manchester United das Beste von Éric Cantona geschenkt hat 124

•Weil mit Éric Cantona erstmals ein echter und wahrer Künstler auf dem Platz stand 128

•Weil Alex Ferguson der einzige Trainer war, mit dem ein schwieriger Spieler wie Éric Cantona zurechtkommen konnte 131

•Weil es nur einen Trainer gibt, der weder Angst vor Journalisten, Spielern, Schiedsrichtern noch vor anderen Trainern hat 134

•Weil nur ein United-Trainer bei der Abschrift seiner Statements in Pressekonferenzen aus Jugendschutzgründen zensiert werden musste 138

•Weil Alex Ferguson manchmal sogar dem hauseigenen Fernsehsender MUTV Interviews verweigerte 140

•Weil in Wirklichkeit ein Spieler mit dem Namen Wilson mit 963 Einsätzen Rekordspieler von Manchester United ist 142

•Weil Alex Ferguson so lange auf Lynne Giggs einredete, bis sie ihm endlich ihren Sohn Ryan übergab 143

•Weil Wayne Rooney die mit Abstand lustigsten Skandale produziert 145

•Weil nicht nur Manchester United, sondern auch United-Fans dem Lokalrivalen City das Leben schwer machen können 148

•Weil sich Manchester City mit Verboten gegen United-Fans wehren muss 150

•Weil nur unter einem einzigen Trainer ein simples Haushaltsgerät – der Föhn – Weltruhm erlangen konnte 151

•Weil bei Manchester gestandene Spieler Angst davor hatten, als letzter Mann vor dem Halbzeitpfiff am Ball zu sein 153

•Weil Alex Ferguson keine Angst davor hatte, große Spieler bei United zu verabschieden 154

•Weil Alex Ferguson sich am Ende konsequenter- weise auch von David Beckham getrennt hat 157

•Weil nur Manchester United dem großen englischen Nationalspieler Michael Owen einen würdigen Abschied vom Fußball ermöglicht hat 161

•Weil bei Manchester ein Clubchef über eine Toilettenaffäre gestolpert ist 165

•Weil der Belgier Adnan Januzaj der 100. Jugendspieler Manchester Uniteds ist, der es in seinem Land in die Nationalmannschaft geschafft hat 167

•Weil selbst ein Kaugummi von Alex Ferguson ein kleines Vermögen einbrachte 170

•Weil Manchester City in vier Jahren mehr Geld ausgegeben hat als Alex Ferguson in 25 und trotzdem nur der kleine, nervige Nachbar geblieben ist 172

•Weil es nur einen Trainer auf der Welt gab, der für seine Beleidigungen auch noch Dank erntete 175

•Weil sich United-Fans ein einziges Mal – und das völlig zu Recht – mit den verhassten Anhängern von Manchester City zusammengetan haben 177

•Weil nur bei Manchester United ein Killer mit Babyface gespielt hat 180

•Weil vielleicht doch Teddy Sheringham und nicht Ole Gunnar Solskjær das wichtigste Tor in der Vereinsgeschichte von Manchester United erzielt hat 184

•Weil Manchester United trotz der Glazer-Familie bis heute überlebt hat 187

•Weil United weltweit die meisten Fans hat 189

•Weil Man United die besten Fans der Welt hat, die mitunter allerdings zu besonderen Mitteln greifen müssen … 191

•… und weil diese Fans manchmal auch jahrelang um ihr Recht streiten 192

•Weil Manchester United die treuesten Fans der Welt hat 194

•Weil Alex Ferguson einen ehemaligen Balletttänzer in die United-Abwehr holte 197

•Weil ein Arsenal-Fan wegen Manchester United sein Haus verloren hat 199

•Weil Chelsea-Kapitän John Terry im Grunde seines Herzens vielleicht doch ein United-Fan ist 200

•Weil die Weinsammlung Alex Fergusons mehr wert ist als so mancher United-Spieler 203

•Weil United einen Trainer hatte, der die englische Königin alt aussehen ließ 205

•Weil Alex Ferguson auch mit lobenden Worten Karrieren zerstören konnte 207

•Weil der Club, nachdem er einst von einem Bernhardiner gerettet worden war, später auch die Störfeuer eines Pferdes überlebte 210

•Weil bei United ein Kannibale gespielt hat 213

•Weil ein Holländer bei United das Fliegen lernte und nur ein einziger Trainer diesen Höhenflug dann wieder beenden konnte 216

•Weil nur ein United-Trainer so ziemlich alle Fußball-Rekorde brechen konnte 218

•Weil Alex Ferguson wirklich jedem Vergleich mit Arsène Wenger standhält 220

•Weil Manchester United nicht nur der bessere Gewinner, sondern schon immer auch der bessere Verlierer als Arsenal London war 222

•Weil Manchester United einmal sogar mit Arsène Wenger und seinen Gunners Mitleid hatte und am Ende Gnade walten ließ 225

•Weil es nun wirklich etwas Wichtigeres gibt als das Manchester-Derby 227

•Weil United und Liverpool vor knapp 100 Jahren sogar einmal kooperiert haben 230

•Weil das Manchester-Derby natürlich trotzdem seine Brisanz hat 234

•Weil der Glaube bei Manchester United eine große Rolle spielt 237

•Weil Manchester United 2007 in der Champions League den AS Rom pulverisierte 239

•Weil Manchester United mit dem neuen Trainingszentrum in Carrington nicht nur besser wurde, sondern auch ein gutes Geschäft machte 242

•Weil bei Benfica Lissabon niemand ans Telefon ging und United deswegen einen der besten Spieler der Welt entdeckte 244

•Weil Alex Ferguson einen kleinen verspielten Welpen zum besten Spieler dieser Tage gemacht hat 247

•Weil Wayne Rooney die Größe hatte, nach den unschönen Vorfällen bei der WM 2006 dann doch wieder mit Cristiano Ronaldo zusammen in einem Team zu spielen 250

•Weil Alex Ferguson einen eigentlich viel zu alten Torwart verpflichtet hat 252

•Weil ein kleiner rothaariger Bursche aus Salford zum Superstar werden konnte, ohne dass es jemand bemerkt hat 255

•Weil Alex Ferguson trotz dieser fünf Verpflichtungen der beste Trainer der Welt geblieben ist 258

•Weil United am Ende sogar diese fünf Spieler einigermaßen unbeschadet überlebt hat 261

•Weil man sich eine halbe Ewigkeit damit beschäftigen kann, was denn nun die beste United-Elf aus allen Spielern von 1878 bis heute sein könnte 264

•Weil Manchester United die meisten Spieler zur Fußball-WM 2014 in Brasilien geschickt hat 266

•Weil Manchester United nach Weltmeisterschaften mitunter gute Spielerverpflichtungen gemacht hat. Leider aber auch ein paar richtig miese … 268

•Weil 2013 endlich wieder ein neues Babe herangewachsen ist, das für fast ein Dutzend Nationen spielen könnte 270

•Weil Manchester United auch in der Champions League ein paar Rekorde brechen konnte 272

•Weil Manchester United in seiner langen Vereinsgeschichte neben dem Titel des englischen Rekordmeisters noch eine ganze Reihe weiterer Superlative erreichen konnte 274

•Weil United 17 Jahre lang den weltweit coolsten Sponsorennamen auf der Brust hatte 278

•Weil in Manchester eines der gefährlichsten Sturmduos gespielt hat 280

•Weil United zwar einen legendären Torhüter hatte, dieser es aber trotzdem nicht so recht zur Legende bringen wollte 283

•Weil Manchester United einen Verteidiger hatte, der während des Krieges buchstäblich um sein Leben gespielt hat 286

•Weil Nemanja Vidi«´»c und Rio Ferdinand in der Saison 2007/08 das eigene Tor gewissermaßen verriegelt haben 289

•Weil Rafael Benítez heute noch schlecht schläft, wenn er an Alex Ferguson denkt 291

•Weil Wayne Rooney ganz einfach ein ganz großer Fußballspieler ist. Verstanden? 295

•Weil Manchester United einen Spieler hatte, dessen Qualitäten XXXL waren – und die Konfektionsgröße auch 298

•Weil Manchester United außer dem König Éric Cantona noch einen zweiten französischen Spieler hatte, der sehr tiefe Fußabdrücke hinterlassen konnte 300

•Obwohl im Sommer 2013 ein gewisser David Moyes auf Sir Alex Ferguson folgte 303

•Weil Manchester United mit Louis van Gaal – bei allen Vorbehalten – vermutlich den einzig konsequent richtigen Nachfolger von Alex Ferguson verpflichtet hat 306

•Weil nach Éric Cantona schließlich auch noch Ryan Giggs seine verdiente Würdigung erfahren hat 310

•Weil in Manchester die besten Liverpool-Witze erzählt werden 313

•Weil nur Manchester United wirklich mehr als ein Verein ist 315

WIR SIND DER ZWÖLFTE MANN,

FUSSBALL IST UNSERE LIEBE!

VORWORT

ONE LOVE

Als die Anfrage des Verlages kam, ob ich vielleicht 111 Gründe, Manchester United zu lieben, aufschreiben könnte, war der erste Gedanke: Was, 111? Nur?

Und was ist mit den anderen? Sollen wir vielleicht nicht doch lieber die Sache richtig angehen und eine mehrteilige Sammlung machen – meinetwegen angelegt auf zehn Bände? Nein?

Gut, dann halt 111. Ist ja auch eine ganze Menge, wenn man bedenkt, dass der Großteil meines familiären Umfeldes noch nicht einmal einen Grund für diese Leidenschaft finden kann. So was gehört sich schließlich nicht in München. Da ist man doch ganz klar für den FC Bayern oder wenigsten für die Münchner Löwen …

Zur Not noch der 1. FC Nürnberg, aber doch nicht für ManU, heißt es dann immer. »ManU« – das klingt wie »Hilde« anstelle von Hildegard und beweist in Sekundenschnelle, ob der Gesprächspartner etwas von Fußball versteht, oder für den FC Bayern ist. Kein echter Fan würde je ManU sagen – man spricht von »United« oder »Man United« und fertig.

Aber wir schweifen ab …

Warum Manchester United oder Man United, wäre bei einem ordentlichen Fußballgespräch jetzt die korrekte Frage. Warum nicht Chelsea, Arsenal oder Liverpool? Ja, klar, man könnte überdies auch Hoffenheim unterstützen oder den VfB Stuttgart oder direkt zur Fremdenlegion gehen, das wäre auch eine Art Beschäftigung.

Es ist Manchester United geworden, weil es sich hier unumstritten um den besten, größten, geschichtsträchtigsten, erfolgreichsten und interessantesten Club der Welt handelt. Weil er eine Historie ohne logische Brüche und ohne dunkle Kapitel vorweisen kann und weil er seine Anhänger mehr begeistern, fesseln und in Ekstase bringen kann als irgendein anderer Club. Denken wir an die grandiose Generation der Busby Babes, die durch ein tragisches Unglück auseinandergerissen wurden. Denken wir an den Neuaufbau eines nach dem Flugzeugabsturz von München so unbarmherzig zerstörten Teams. Denken wir an den noblen Bobby Charlton, an den grandiosen Georgie Best, an Denis Law, an das Genie Éric Cantona, an die lebende Legende Ryan Giggs und seine Kumpels aus der Class of ’92 – an das beste Endspiel in der Geschichte des Fußballs, das Champions-League-Finale von 1999. Denken wir an den großen Trainer, der zu seinem Amtsantritt im Jahr 1986 – mit neun Meistertiteln Rückstand auf den FC Liverpool – angekündigt hat, die Krone in England zu übernehmen, und das auch geschafft hat – denken wir einfach mal an Sir Alex Ferguson und seine 27 Jahre an der Spitze dieses großartigen Vereins. Vergessen wir die Monate unter David Moyes und freuen wir uns auf die Saison 2014/15 mit dem neuen Manager Louis van Gaal. Und wer jetzt immer noch fragen will, warum es ausgerechnet Manchester United sein musste, der soll weiterhin ein ereignisloses Leben führen. United Rule!

Michael Gösele

1. KAPITEL

ÜBER BUSBY, BABES, TRAGÖDIEN UND BLUMEN, DIE NIE WELKEN

1. GRUND

Weil Manchester United der einzige Champions-League-Gewinner ist, der von einem Bernhardiner gerettet worden ist

Anfang des 20. Jahrhunderts, als es die Welt nur in Schwarz-Weiß gab und Manchester United noch Newton Heath Lancashire and Yorkshire Railway Football Club hieß, sah es sehr düster für den Verein im Nordwesten des Landes aus. Newton Heath war in etwa so verschuldet wie, sagen wir einmal, der Hamburger SV heute. Gut, es waren keine 99,6 Millionen Euro, die den Club belasteten, aber die Schulden beliefen sich auf immerhin 2.670 Pfund, was im Jahr 1901 eine Menge Geld war und heute umgerechnet etwa einem Betrag von 250.000 Pfund entsprechen würde. Auf Mannschaftsfotos dieser Zeit – in Schwarz-Weiß natürlich – kann man vor den Füßen des damaligen Mannschaftskapitäns, Harry Stafford, bezeichnenderweise häufig eine Kiste oder Schachtel sehen. Eine Art Klingelbeutel, wie in der Kirche. Mit dieser Box sammelte man nach den Spielen oder auf der Straße Kleingeld ein, um den Spielbetrieb irgendwie am Leben zu erhalten. 1901 sollte das jedoch nicht mehr reichen, so wie es auch heute einigermaßen ambitioniert wäre, eine Viertelmillion in Münzen zu schnorren. Skipper Stafford suchte also nach neuen Geldquellen. Die Idee war simpel und wird heute noch von evangelischen Frauenvereinen praktiziert: ein Basar, auf dem man Souvenirs und kunsthandwerkliche Preziosen tüchtiger und geschickter Hausfrauen verkaufen wollte. Dem nicht genug, schickte Harry Stafford auch noch seinen Bernhardiner Major in die Stadt. Major trug anstelle eines rassetypischen Schnapsfässchens eine Sammelbox mit sich, um in Manchester, vornehmlich in Pubs, Geld für den zukünftigen Champions-League-Gewinner einzusammeln.

Eine schöne, rührige Idee, nur leider ein hundeelender Reinfall. Der Basar war ein Flop und der Handlungsreisende Bernhardiner kam am Abend nicht nach Hause. Die Pennys, sollte er denn welche gesammelt haben, übrigens auch nicht. Hund weg, Geld weg – kein guter Tag für Kapitän Stafford und seinen Verein Newton Heath L&Y Railway Football Club.

Aber selbst knallharte Fußballfans können sich einem kitschigen Happy End nicht verschließen. Nur ein paar Tage später entdeckte ein Teamkollege Staffords eine kleine Zeitungsannonce: Bernhardiner in Pub gefunden. Der Kapitän machte sich sofort auf, den Major abzuholen, und traf in dem fraglichen Pub auf John Henry Davies, Besitzer einer großen Brauerei in Manchester, ebenfalls Leser der kleinen Lokalzeitung und Träger eines gepflegten, imposanten Schnurrbartes. Der reiche Unternehmer mit ausladendem Oberlippengewächs war offenkundig seit längerer Zeit auf der Suche nach einem Bernhardiner für seine Tochter und hatte gehofft, endlich das passende Geschenk für den eigenen Nachwuchs gefunden zu haben. Nun, die beiden Männer kamen ins Gespräch, es dürften auch ein paar Gläser Bier getrunken worden sein, und am Ende verließen beiden Parteien zufrieden den Pub: John Henry Davies mit einem großen Hund und Skipper Stafford mit einem potenten Geldgeber für Newton Heath im Rücken. Also, so zumindest wird die Geschichte bis heute erzählt. Was davon am Ende übrig bleibt, ist verlässlich die Tatsache, dass Newton Heath fortan einen Investor hatte, der den 1878 gegründeten Eisenbahnerverein schon bald in eine völlig neue Ära führte. Ob der HSV nun in Hunde statt in Kickerbeine investiert – von welchem Geld auch immer –, bleibt abzuwarten. Aber Geschichte lässt sich ja nur selten wiederholen.

2. GRUND

Weil Manchester United seinen Namen einem jungen Burschen verdankt

Man stelle sich nur einmal vor, der 1999 von der UEFA beauftragte Graveur hätte nach dem Schlusspfiff des Champions-League-Finales in Barcelona den Namen »Newton Heath Lancashire and Yorkshire Railway Football Club« in die Trophäe einritzen müssen. Die Zeremonie hätte sich wohl um eine gute halbe Stunde nach hinten verschoben, zumal der bemitleidenswerte Mann vermutlich schon die Schablone für den FC Bayern München griffbereit gehabt hatte. Nun, es kam ja anders – 1999 und auch im Jahr 1902. Brauereibesitzer John Henry Davies, der Fußballinvestor mit einem Faible für Bernhardinerhunde, hatte seinerzeit, nachdem er die Schulden des Vereins begleichen durfte, nach und nach die Kontrolle von Newton Heath übernommen. In seinen Augen brauchte der angestaubte Arbeiterclub aber nicht nur neues Geld, sondern auch ein frischeres Image. Ein Neustart gewissermaßen, der, angefangen mit den Vereinsfarben, auch den Clubnamen betreffen sollte.

Newton Heath hatte bis dahin in Grün-Gold gespielt; die Vereinsfarben, die nach der Übernahme von United durch die amerikanische Glazer-Familie eine Wiedergeburt unter Tausenden couragierter Fans wiedererleben durften. Brauer Davies wollte den Neustart und schlug den Farbenwechsel zu Rot und Weiß vor. Der Mann wusste, was er wollte. Davies galt nicht gerade als erstklassiger Fußballexperte, hatte er sich doch bis zu seinem Einstieg bei Newton Heath vornehmlich dem Radsport und Bowls, diesem merkwürdigen Kugelsport, der an Piefigkeit nur von Ringtennis übertroffen wird, finanziell zugewandt. Wie auch immer, Davies erreichte am 26. April 1902 die Zusammenkunft verschiedener Vereinsmitglieder, Clubanhänger und anderer interessierter Bürger, und es ist anzunehmen, dass der geschäftstüchtige Brauer sich um die Flüssigkeitszufuhr der Gesellschaft gekümmert haben dürfte.

»Manchester Celtic« wurde diskutiert und abgelehnt. »Bei »Manchester Central« dachten die meisten Anwesenden offenkundig an den Namen eines Bahnhofs, bis der Legende nach ein 19-jähriger junger Bursche, Louis Rocca, den Namen vorschlug, der Jahrzehnte später in vielen Belangen zur Weltmarke werden sollte: Manchester United. Nun, es verhält sich bei dieser Geschichte ein bisschen ähnlich wie mit dem Bernhardinerrüden Major: Notariell bestätigt ist sie nicht, aber dafür einfach schön. Und Louis Rocca selbst hatte gut 50 Jahre lang etwas zu erzählen, auf das er mächtig stolz war. So stolz, wie auf den Club, den er ein Leben lang so sehr liebte.

3. GRUND

Weil bei United kein Spieler größer sein darf als der Verein

Dieser Ausspruch wird häufig Uniteds ewigem Trainer Sir Alex Ferguson zugeschrieben, die Grundphilosophie stammte tatsächlich jedoch von Sir Matt Busby. Busby, der unumstrittene Vereinschef ab dem Jahr 1945, hatte die moderne Interpretation des typischen englischen Managers gleichsam erfunden. Der Schotte kümmerte sich um Clubangelegenheiten, um Finanzen, Spielerverpflichtungen, Verträge und stand – im Gegensatz zu den Trainerkollegen seiner Zeit – regelmäßig auch im Sportdress auf dem Platz, wo er die Übungseinheiten seines Teams leitete. Und in dem gab es gegen Ende der 40er Jahre tatsächlich ein paar Spieler, die an der Autorität und Macht ihres Managers ein wenig rütteln wollten.

Im Jahr 1948 hatte United das Halbfinale gegen Derby gewonnen, die Busby-Jungs standen also tatsächlich vor dem großen Finale im Londoner Wembley-Stadion. Was die Bonuszahlungen der Spieler anbelangte, hatte die englische Football Association (FA) strenge Vorschriften. Bei einem Finalsieg war es den Clubs erlaubt, jedem Spieler einen Bonus in Höhe von 20 Pfund auszubezahlen. Richtig gelesen: 20 Pfund. Bei United gab es zu jener Zeit sieben Pfund Wochenlohn pro Mann – gut, dass es damals noch keine Porsche Cayenne und Range Rover gab.

Nach dem Halbfinalspiel gegen Derby kam man noch ein wenig ins Gespräch und die United-Spieler durften nebenbei erfahren, dass ihren Gegnern durch diese Niederlage eine Extrazahlung in Höhe von 100 Pfund durch die Lappen gegangen sei. 100 Pfund, unter der Hand natürlich, ganz inoffiziell und nicht in der Buchhaltung vermerkt. Eine Praxis, die im gesamten Land damals Anwendung fand. Oder eben fast – denn ein gewisser Matt Busby hatte nicht das geringste Interesse, bei diesen illegalen Spielchen mitzumachen.

Die Jungs waren natürlich aufgewühlt und schickten noch vor dem großen FA-Cup-Finale zwei Teamkollegen vor, um mit Matt Busby über Prämienzahlungen zu verhandeln. Ein kurzes Gespräch, wie man sich vielleicht denken kann, denn die Antwort des Schotten war ein schlichtes Nein! Für einen Verein wie United in London das FA-Cup-Finale zu spielen, sollte seiner Meinung nach mehr wert sein als ein paar Geldscheine, heimlich den Spielern in einem vergilbten Umschlag im Halbdunkeln zugesteckt.

Im Finale gegen Blackpool stand es zur Halbzeit 1:2, und es ist anzunehmen, dass keiner der Spieler mehr über Bonuszahlungen nachdachte, sah es doch ganz danach aus, als würde man ohnehin als Verlierer zurück in den Nordwesten fahren. Matt Busby, dessen Spielphilosophie auf den Worten »Just go out and play« gründete, schien seinen Spielern genau diesen Satz mitgegeben zu haben, denn nach 90 Minuten stand es 4:2 für United und bei der Rückkehr jubelten dem Team 300.000 Menschen auf den Straßen zu. Ein Triumphzug, den jeder der Spieler mit sauberen, offiziellen 20 Pfund extra in der Tasche genießen durfte.

Nachdem die Feierlichkeiten zu diesem glorreichen Titelgewinn wieder ein wenig abgeklungen waren, rumorte es im Team erneut. Warum durften die Derby-Spieler auf 100 Pfund Schwarzgeld hoffen, während die wahren Champions mit schlappen 20 für den Titel belohnt wurden? Die Ehrlichkeit und Regeltreue Matt Busbys in Ehren, aber beim Geld hörte für die meisten Spieler der Spaß auf. Sie versuchten es also erneut, dieses Mal mit dem Star des Teams als Vermittler. Man schickte Johnny Morris vor. 24 Jahre alt, 32 Tore in 83 Spielen, ein Junge, dem die Zukunft bei United zu gehören schien …

Nein! Mit gesenkten Köpfen, aber keineswegs die weiße Fahne schwenkend, schlurften Morris und sein Begleiter Johnny Carey zurück zu ihren Teamkollegen. In der Kabine wurde verhandelt und debattiert, ein Streik in Erwägung gezogen, gemurrt, ein Komitee gegründet – außer, dass die Stimmung in der Mannschaft immer schlechter wurde, ist nichts passiert.

Matt Busby wiederum war der Überzeugung, dass die schlechte Stimmung bei United von seinem Star, von Johnny Morris, ausging und dementsprechend wurde dieser dann auch von Busby »rasiert«. Als Morris sich nach einer Verletzung trotz vollständiger Genesung noch immer im Reserve-Team befand, kam es zur offenen Konfrontation. Morris verweigerte das Training und marschierte vom Platz. Busby rief ihm drohend hinterher, dass Morris, sollte er wirklich den Platz verlassen, nie wieder für United spielen würde, aber der wütende Stürmer ging einfach weiter.

Matt Busby gab noch am selben Tag eine Mitteilung an die Presseagenturen des Landes heraus, dass Morris zu haben sei, und nur ein paar Tage später zog der junge Mann zu Derby County, dem Club mit den schwarzen Geldscheinen. Für seine Unterschrift erhielt Morris einen Tabakladen im Wert von 24.500 Pfund, was zur damaligen Zeit die höchste Prämie weltweit war. Morris hatte es geschafft. Oder vielleicht auch nicht, denn der Mann bereute bis zu seinem Tod im Jahr 2011 den Abgang von Manchester United. Er hatte sich finanziell saniert, sportlich blieb er zeitlebens unglücklich.

Und seine Teamkollegen in Manchester? Die wussten, dass, wenn der Star des Teams für den Trainer entbehrlich ist, es der Rest dann auch ist. Man schwieg und spielte für den einzigen Star im ganzen Land – und das ist der Verein.

4. GRUND

Weil das Old Trafford das beste Stadion der Welt ist

In den ersten Jahren nach der Clubgründung ging es in Manchester noch sehr bescheiden zu. Man hieß noch Newton Heath und spielte im gleichnamigen Stadtteil an der North Road. In den Anfängen konnten sich rund 12.000 Anhänger um das Feld drängen und nach dem Bau von zwei Tribünen im Jahr 1891 hatte das »Stadion« eine Kapazität von 15.000. Von dort zog der Club 1893 in das Stadion an der Bank Street, was immerhin Platz für rund 50.000 Fans bot, aber kaum Ausbaumöglichkeiten bereithielt.

Nach dem Gewinn des ersten FA Cups 1909, nun bereits unter dem Namen Manchester United FC, kam Clubbesitzer John Davies (zur Erinnerung: der Bierbrauer mit einer Schwäche für überdimensionale Schweizer Hunde) zu der Erkenntnis, dass ein Verein, der es schaffte, 300.000 euphorische Anhänger auf die Straße zu bringen, auch standesgemäß residieren sollte. Und dann ging es recht zügig: Ein Grundstück in Old Trafford, direkt am Bridgewater-Kanal, schien Davies das Passende zu sein. Danach beauftragte er Archibald Leitch, einen Architekten, der in Glasgow bereits den Ibrox Park (Rangers), den Celtic Park (Celtic) und den Hampden Park (Queen’s Park) gebaut hatte, mit der Planung, und nur zwei Jahre später, 1910, stand das Old Trafford in der Stadt, eine massive Arena und bis heute die Heimstätte von Manchester United. Die Kosten für Grundstück, Planung und Bau: 60.000 Pfund! Ursprünglich war das Old Trafford sogar für 100.000 Zuschauer geplant; als man jedoch bemerkte, dass die Baukosten explodierten und bei voller Kapazität auf etwa 90.000 Pfund klettern würden, beschränkte man sich am Ende doch auf 80.000 Plätze.

Fans, Fachleute und Journalisten waren begeistert. Der Sporting Cronicle bezeichnete das OT als das bemerkenswerteste Stadion, das weltweit ohne Konkurrenz sei, und der Manchester Guardian hob hervor, dass der Rasen eine funktionierende Drainage hat, was in jenen Zeiten, als man entweder auf Schotter oder in knöcheltiefem Match kickte, keine Selbstverständlichkeit war.

1911 wurde vor 58.000 Zuschauern das FA-Cup-Finale in Trafford ausgetragen, das Wembley-Stadion wurde schließlich erst 1923 eröffnet, und am 27. Dezember 1920 konnte man im OT einen Zuschauerrekord feiern, der bis zum Zweiten Weltkrieg anhalten sollte: 70.504 Menschen wollte die Ligabegegnung gegen Aston Villa sehen. Das Spiel ging … aus, völlig unwichtig, sich an dieses Ergebnis zu erinnern.

Im Jahr 1935 wurde der United Road Stand überdacht, die heutige Sir-Alex-Ferguson-Tribüne. Nur sechs Jahre später schlugen deutsche Fliegerbomben im Old Trafford ein, was einen herben Rückschlag für United bedeutete, zumal der Club während der Reparaturarbeiten an der Main Road spielen musste – dem City-Stadion. Für jährlich 5.000 Pfund Miete plus einen prozentualen Anteil der Ticketeinnahmen für die ungeliebten Stadtrivalen. Bis heute ist man sich in Manchester nicht sicher, was nun eigentlich schlimmer war: die Bomben auf Old Trafford oder das blaue Ausweichstadion in Moss Side …

Ausgerechnet der große Bobby Charlton gab dem Stadion im Rahmen der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen des Clubs im Jahr 1978 den Spitznamen, den es bis heute noch immer hat: Das Theater der Träume. 76.212 Fußballfans strömen durch den Sir Matt Busby Way zur Adresse M16 0RA, an den Statuen von George Best, Denis Law, Bobby Charlton und Alex Ferguson vorbei, in den geschichtsträchtigen Bau aus Stahl und Ziegelsteinen. Sie gehen durch den Munich Tunnel, der an das Flugzeugunglück von München 1958 erinnert, und blicken von der Haupttribüne aus gebannt nach links unten in die Ecke, wenn die Spieler den Rasen betreten. Den Rasen, auf dem manche Träume geboren, viele gelebt und einige auch brutal zerstört wurden.

5. GRUND

Weil Manchester United eine seiner größten Trainerlegenden mit einem Brief an eine Militärakademie kontaktierte

Wie verpflichtet man eigentlich einen neuen Trainer? Vermutlich, indem man zunächst einmal dessen Berater kontaktiert, per SMS oder Mail, vielleicht auch via WhatsApp – oder mit einer Google-Brille, man weiß es nicht. Uli Hoeneß hat Pep Guardiola womöglich mithilfe eines Pagers klargemacht, aber auch das ist nicht verbürgt. Im Jahr 1944 schrieb man Depeschen oder ganz profan einen Brief und wenn nötig schickte man den an das Ninth Battalion King’s Liverpool Regiment, c/o The Royal Military Academy of Sandhurst. Empfänger: Company Sergeant Major Alexander Matthew Busby. Absender: Louis Rocca, der Mann, der mehr als 40 Jahre zuvor den Namen »Manchester United« erfunden und in dem Club über die Jahrzehnte hinweg so ziemlich jeden Job gemacht hatte: »Mädchen für alles«, Sekretär, Scout, Assistenztrainer, Sponsorensucher … und Trainerfinder. Ebendieser Louis Rocca schrieb also im Dezember 1944 einen Brief nach Liverpool an seinen Kumpel Matt Busby, nachdem Rocca erfahren hatte, dass Busby als kommender Liverpool-Trainer im Gespräch sei. Die beiden Männer kannten sich schon seit Jahren, waren sie doch beide auch Mitglieder beim Manchester Catholic Sportsman’s Club. Der Autor Jim White hat in seinem feinen Buch Manchester United: The Biography diese epochemachenden Zeilen wörtlich zitiert: »Well Matt, I have been trying for the past month to find you and not having your reg. address I could not trust a letter going to Liverpool as what I have to say is so important. I don’t know if you have considered what you are going to do when the war is over but I have a great job for you if you are willing to take it on. Will you get in touch with me at the above address and when you do I can explain things to you better, when I know there is no danger of interception.«1

Roccas Brief beinhaltet zwei interessante Details: 1. Zum einen war man sich im Vereinigten Königreich offenbar schon 1944 sicher, dass der Zweite Weltkrieg bald zu Ende sein würde, denn andernfalls hätte man wohl kaum zu diesem Zeitpunkt – gleichsam vor Ablauf des Vertrages von Matt Busby mit der königlichen Armee – dem Sergeant Major ein Jobangebot gemacht. 2. Das tiefe Misstrauen gegen die Stadt Liverpool und deren Bewohner war zu jener Zeit schon so groß, dass Rocca sich in seinem Brief doch sehr bedeckt hielt und demgemäß nicht offen über einen Trainerjob bei United schrieb.

Nun, Busby kam im Februar 1945 tatsächlich nach Manchester. Man traf sich in der James Gibson’s Trafford Park Factory, und Busby machte den Vereinsverantwortlichen unmissverständlich klar, dass er den Job nur annehmen würde, wenn er selbst die absolute Kontrolle über Training, Management etc. haben würde, gleichsam als Trainer, Manager und Sportdirektor in Personalunion. Betretenes Nicken in der Runde und fertig war die Trainerverpflichtung, die eine Haltbarkeitsdauer von 25 Jahren hatte und insgesamt ein Bund auf Lebenszeit werden sollte. Bis der Tod Matt Busbys sie im Jahr 1994 schied.

6. GRUND

Weil bei Manchester United der beste Fußballer der Welt gespielt hat

Wer ihn einmal hat spielen sehen, wird ihn wohl nie wieder vergessen haben. Die Stimmen auf den übervollen Tribünen überschlugen sich, wenn er den Ball gefühlvoll und uneitel mitnahm. Berichterstatter suchten nach den angemessenen Vokabeln – und Spieler, Trainer, Fußballexperten verneigten sich vor dem jungen Mann aus der mittelenglischen Stadt Dudley. Jimmy Murphy, von 1945 bis 1971 als Co-Trainer bei United beschäftigt, meinte einst: »Wenn ich höre, dass Muhammed Ali für sich beansprucht, dass er der Größte sei, muss ich grinsen. Der Größte war ein englischer Fußballer namens Duncan Edwards.« – So zitiert ihn die Zeitung TheTelegraph.2

Duncan wer? Viele werden nun sagen: Nie gehört. Wer soll das sein? Eine Antwort könnte die große United-Legende Sir Bobby Charlton geben: »Fragen Sie mich, wer der größte Fußballer ist, den die Welt je gesehen hat. Fragen Sie mich, wer der größte Fußballer ist, mit dem ich je gespielt habe. Fragen Sie mich, wer der größte Fußballer ist, gegen den ich je gespielt habe. Die Antwort ist immer die gleiche: Duncan Edwards.«3 Oder Tommy Docherty, ehemaliger Trainer der schottischen Nationalmannschaft sowie von United: »Ihr könnt eure Bests, Pelés und Maradonas behalten – Duncan Edwards war der Größte von allen.«4

Duncan Edwards war eines der Busby Babes, genau genommen war er vielleicht das Busby Babe. Verpflichtet wurde er 1952, da war der Junge gerade 15 Jahre alt. Legenden ranken sich um seine Unterschrift bei United. Die schönste ist wohl die, dass Matt Busbys Co-Trainer Jimmy Murphy sich seinerzeit ein Auto lieh, nachdem er erfahren hatte, dass Bolton an einer Verpflichtung von Edwards interessiert sei. Er fuhr mitten in der Nacht zu den Edwards’, wo er den verdutzten Eltern morgens um zwei Uhr einen Vertrag unter die Nase hielt.

Sein Debüt für United machte Duncan Edwards mit 16 Jahren und 185 Tagen, was ihn zum jüngsten Spieler der ersten englischen Liga machte. Zuvor dominierte der Junge mit seinen 15 Jahren schon kurz nach seiner Ankunft in Manchester das United-Junioren-Team und keiner seiner 17 oder 18 Jahre alten Mitspieler wollte die offensichtlich angeborene spielerische Dominanz dieses Burschen infrage stellen. Busbys Co-Trainer Murphy beobachtete die Entwicklung Duncans mit Stolz, zugleich aber auch mit Sorge, schließlich schoss die Popularität des pfeilschnellen linken Außenläufers von Spiel zu Spiel in neue Sphären. So wird kolportiert, dass Jimmy Murphy vor einem Youth-Cup-Spiel gegen Chelsea seine Spieler – gleichsam aus pädagogischen Gründen – angewiesen hatte, Duncan Edwards in der bevorstehenden Partie gegen Chelsea nicht anzuspielen. Murphy wollte angeblich sehen, was sein Team ohne Edwards leisten kann. Murphys Jungs taten wie befohlen und saßen mit hängenden Köpfen und einem 0:1-Rückstand zur Halbzeitpause in der Kabine. Jimmy Murphy soll dem Vernehmen nach die Taktik dann unverzüglich geändert haben. »Just fucking give it Duncan«, zitiert United-Biograf Jim White den Jugendtrainer – sie sollen verdammt noch mal den Ball auf Duncan passen.5 Was sie dann auch taten und die Partie noch gewinnen konnten. Den Siegtreffer schoss Edwards, aber das konnte man sich fast schon denken.

Knapp fünf Jahre lang spielte er für United. 151 Partien, 20 Tore sind die nackte Statistik. Zu der Zeit holte er zwei Meisterschaften und erreichte mit United das Halbfinale des Europa Cups. Duncan Edwards verfügte über eine fast übernatürliche Spielintelligenz. Sein Instinkt, sein Ballgefühl, seine Beidfüßigkeit, die Schnelligkeit und Passgenauigkeit verführten zu Huldigungen und Superlativen. Der Journalist George Fellows schrieb 1953 im Daily Herald: »Wie die Väter der ersten Atombombe wartet Manchester United auf etwas, was gewaltig explodieren wird.« Seine Worte zielten auf Duncan Edwards und die anderen Busby-Babes, die den englischen Fußball revolutionieren sollten. Nur leider wurde vielen von ihnen die Chance genommen – und zwar am 6. Februar 1958, bei der Flugzeugkatastrophe in München-Riem. Seinen letzten Kampf führte Duncan Edwards im Klinikum Rechts der Isar. Dort erlag er am 21. Februar seinen schweren Verletzungen. Und Manchester United, England und die ganze Welt verloren das vielleicht größte Fußballtalent aller Zeiten.

7. GRUND

Weil es nur einen Verein gibt, bei dem »Babes« spielen konnten

Der Meistertitel 1952, der erste seit dem Jahr 1911, durfte als großer Verdienst von Matt Busby gefeiert werden. Zwei Weltkriege lagen zwischen diesen beiden Titeln und kaum einer in Stretford wollte noch an einen solchen Erfolg glauben. Aber Busby holte den Titel nach mehr als 40 Jahren dahin zurück, wo er hingehörte. Dennoch muss dem großen Trainer noch in derselben Nacht, während die Spieler ihren Triumph feierten, klar geworden sein, dass seine Mannschaft vor einem Umbruch stand – vielleicht sogar stehen musste. Das United-Team war in die Jahre gekommen und an diesem denkwürdigen Tag allenfalls noch eine Elf mit Gegenwart. Allenby Chilton war 34 Jahre alt, Stan Pearson 33, Johnny Carey 34 und Jack Rowley 32. Busby hatte einen schwierigen Auftrag: Er brauchte eine neue, deutlich verjüngte Mannschaft, die jedoch nichts kosten durfte, denn Geld hatte United in jenen Jahren keines. Es brauchte ein Synonym zu »Pfund Sterling« und das konnte 1952 nur MUJAC heißen – der Manchester United Junior Athletic Club.