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Wo kommt man sich in Nordrhein-Westfalen vor wie in der Toskana? Wieso hat der Bergbau für die tollsten Aussichtspunkte gesorgt? Und wo kann man auf einem strategischen Bahndamm radeln? NRW ist das bevölkerungsreichste Bundesland – und eines der vielfältigsten. Erlebbare Industriegeschichte, atemberaubende Naturräume und eine faszinierende Kulturlandschaft prägen das Land – genauso wie seine quirligen Städte. Mit wenigen Kilometern Reise findet man hier zu ganz unterschiedlichen Orten, um einen schönen Tag zu verbringen. In der Facebook-Gruppe »Raus in den Westen« tauschen sich seit Sommer 2019 Fans von WDR 2 über Ausflugsziele aus, nach einem Jahr waren schon über 80.000 angemeldete Mitglieder dabei. 111 ausgewählte Tipps aus der Gruppe versammelt dieses Buch.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
© Emons Verlag GmbH
Alle Rechte vorbehalten
© der Fotografien: Saschko Bach, außer:
Ort 6: Wisent-Welt-Wittgenstein; Ort 46: Andreas Dengs;
Ort 51: Peter Jung; Ort 52: TAOASIS; Ort 66: Evgeni Tcherkasski;
Ort 89: Archiv Deutsches Röntgen-Museum;
Sabine Heinrich: © WDR, Herby Sachs; Sven Pistor: © Guido Schröder; Steffi Neu: © Frank Schemmann; Fabian Raphael: © WDR, Herby Sachs; Jan Malte Andresen: © WDR, Herby Sachs
© WDR, Köln
Lizenziert durch die WDR mediagroup GmbH
Layout: Eva Kraskes, nach einem Konzept
von Lübbeke | Naumann| Thoben
Kartografie: altancicek.design, www.altancicek.de
Kartenbasisinformationen aus Openstreetmap,
© OpenStreetMap-Mitwirkende, ODbL
E-Book-Erstellung: XXX
Erstausgabe 2021
ISBN 978-3-98707-289-5
Aktualisierte Neuauflage Februar 2023
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WDR 2 Raus in den Westen, so heißt die Facebook-Gruppe, in der seit dem Sommer 2019 viele WDR 2 Hörerinnen und Hörer ihre Lieblingsplätze und schönsten Wege für Tagesausflüge, Spaziergänge und alle Arten kleiner Urlaube in Nordrhein-Westfalen austauschen. Inzwischen stieg die Zahl der angemeldeten Teilnehmer auf mehr als 80.000, jeden Tag werden neue Touren und Zielorte eingebracht und diskutiert. Und immer wieder steht in den Kommentaren: »Wow! Das kannte ich noch gar nicht, obwohl ich ganz in der Nähe wohne!«
111 Ziele habe ich herausgepickt, verteilt über den ganzen Westen. Manche kennen Sie vielleicht, andere haben eher Geheimtipp-Status. Es sind beeindruckende, malerische, skurrile, spektakuläre, nostalgische, familiäre und immer wieder überraschende Orte dabei. Oft haben sie etwas mit alter Industrie zu tun – oder mit Eisenbahnprojekten. Typisch für den Westen: Was woanders eine Bergtour wäre, ist hier ein Haldenspaziergang, statt Strandpromenade gibt es Bahntrassenradeln, ein idyllischer See entpuppt sich als Spätfolge eines Kohleschachts. Und was das Vogelschutzgebiet bei Münster früher mal war ... lesen Sie selbst!
Bei der Auswahl hat Fabian Raphael aus dem WDR 2 Morgenmagazin-Team geholfen. Er ist ein passionierter Wanderer und selbst sehr aktiv bei WDR 2 Raus in den Westen. Seine persönlichen Eindrücke hat er an vielen Stellen ins Buch einfließen lassen. Außerdem haben einige WDR 2 Moderatorinnen und Moderatoren ihre Lieblingstouren beigesteuert. Saschko Bach schließlich war überall mit der Kamera unterwegs. Die Basis ist aber die Begeisterung für unser Bundesland bei WDR 2 Raus in den Westen. Nur durch sie kam diese tolle Sammlung von Ausflugszielen zustande. Allen Mitschreibern und Kommentatoren ein herzliches Dankeschön! Besonders den vielen, die mir während der Recherche geduldig Antworten auf meine Fragen gegeben haben.
Viel Spaß beim Lesen und Entdecken – und dann: Raus in den Westen!
1___ Das Witte Venn | AhausZweiländertour durchs Moor (and more)
2___ Das Service-Kino | AltenaSogar die Popcornsorten sind spannend
3___ Am Märchenwald | AltenbergSimultankirche und Wasserorgel
4___ Der Wildwald | ArnsbergZiegen, Uhus, Frettchen, Hirsche, Libellen ...
5___ Der Biggesee | AttendornEinst die größte Baustelle Europas
6___ Die Wisent-Wildnis | Bad BerleburgNichtseher-Gutscheine für Keine-Rinder-Finder
7___ Die Blaue Lagune | BeckumSchöner Gruß vom Zementrevier
8___ Das Schloss Moyland | Bedburg-HauBeuys-Fan-Girls, Blumenfreunde, Schlossromantiker
9___ Das Rosengart-Museum | Bedburg-RathDie Passion des Monsieur Bonk
10___ Das Bergwerk Ramsbeck | BestwigÜberhitzte Börse, kühler Stollen
11___ Der Weser-Skywalk | BeverungenPanoramablick im Dreiländereck
12___ Die Toskana in der Eifel | BlankenheimIl Ginepro è in fiore!
13___ Die Bocholter Aa | BocholtFluss mit A ... und einem a
14___ Der Chinesische Garten | BochumQian Yuan und das Urproblem aller Geheimtipps
15___ Das Melbtal | BonnDer Urwald
16___ Drei Freizeitparks | BottropVon Triple Launch bis Schacht Dreizehn
17___ Die Emscher-Ruhr-Radtour | Bottrop und andereVon Sabine Heinrich, WDR 2 Morgenmagazin Moderatorin
18___ Das Kyrill-Tor | BrilonAlles platt!
19___ Ausflug nach Niedersachsen | BückeburgDas Original vom Glückskönigreich
20___ Die Wewelsburg | BürenEine dreieckige Jugendherberge mit eigenem Museum
21___ Der Brunosee | Castrop-RauxelDas tiefergelegte Naturschutzgebiet
22___ Schmidtheim, Binz und Kronenburg | DahlemBarfuß laufen und in die Luft gehen
23___ Der Palaisgarten | DetmoldVon Fröschen und Prinzen
24___ Hervester Bruch | DorstenBis der Storch kommt
25___ Husten und Schlüsen | DrolshagenVon Sven Pistor, WDR 2 Liga Live Moderator
26___ Der Hafen | DuisburgModernes und Nostalgisches
27___ Kaiserswerth | DüsseldorfEine Runde Barbarossa und zwei Kugeln Stracciatella
28___ Das Radioteleskop | EffelsbergHandy aus, bitte!
29___ Die Kluterthöhle | EnnepetalHoffentlich geht die Lampe nicht aus!
30___ Die Ville | ErftstadtVon der Mondlandschaft zur Seenplatte
31___ Keyenberg | ErkelenzSolange es noch steht
32___ Die Siedlung Margarethenhöhe | EssenEine Kleinstadt in der Großstadt
33___ Das Pumpspeicherwerk | FinnentropDer Wasser-Akku
34___ Die Selfkantbahn | GangeltAuf Meterspur im westlichsten Zipfel Deutschlands
35___ Der Nordsternpark | GelsenkirchenGlück auf!
36___ Die Himmelstreppe | Gelsenkirchen-ÜckendorfEin Fundament, ganz oben
37___ Das Kuhlenvenn | GescherDa gibt’s gar nix!
38___ Auf der Niers | GochVon WDR 2 Moderatorin Steffi Neu|
39___ Das Freilichtmuseum | GrefrathEin Nachmittag in der guten alten Zeit
40___ Der Strategische Bahndamm | GrevenbroichVerspäteter Zug aus Neuss -entfällt-
41___ Die LAGA-Tour | GronauPerlen im Grenzgebiet
42___ Das Dorf und Grube 7 | Haan-GruitenBaumelnde Seelen, selige Bäume
43___ Der Hengsteysee | HagenSeeumrundung im Drei-Städte-Eck
44___ Das Schloss Tatenhausen | HalleVon Gräften und Düften
45___ Jupps Biergarten | HalternRomantikfässer, die Möwe und Baum 17
46___ Der Elefant und das Schmetterlingshaus | HammEin zoomorphes Gebäude und viele filigrane Tiere
47___ Die Henrichshütte | HattingenDie Schöne und das Biest
48___ Neun Heidelandschaften | HeidenEine kleine Auswahl – alphabetisch sortiert
49___ Die Grube Wohlfahrt | Hellenthal-RescheidKölnisch Blei aus dem Eifelberg
50___ Das Felsenmeer | HemerDie gezähmte Kletterschlucht
51___ Der Bahnhof Hüinghausen | HerscheidWieder mit Gleisanschluss
52___ Die Lavendelfelder | Horn-Bad MeinbergPetite Provence in Fromhausen
53___ Simonskall und Umgebung | HürtgenwaldBäume, Bunker, Bikes und Biber
54___ Schloss Dyck und zurück | JüchenEinkaufsliste: Brot, Ziegenkäse, Eier, Gurken, Eis
55___ Der Rurufer-Radweg | JülichDer Rad-Rat zur Rur-Tour
56___ Die Mammutbäume | KaldenkirchenDer Kindergarten der hölzernen Riesen
57___ Der Solegarten | KevelaerEin ganz spezieller Luftkurort
58___ Zwei besondere Brücken | KleveDie Älteste und die Längste
59___ Die Nibelungenhalle auf dem Drachenfels | KönigswinterVon Drachen, Eseln und Anakondas
60___ Die Obstwege | LeichlingenVon Kasachstan nach Leverkusen
61___ Der Galileo-Park | LennestadtUFOs, Mondautos, Pyramiden
62___ Das :metabolon | LindlarUmwandlung und Umwanderung
63___ Der Wunschbaum | Lindlar-KaufmannsommerVon Fabian Raphael, WDR 2 Wanderexperte
64___ Lippstadt | LippstadtLippstadt!
65___ Der Mühlenkreis | LübbeckeMahlzeit!
66___ Die Talsperre und der Sternenhimmel | LüdenscheidRaus mit der Kamera!
67___ Zwei Talsperren | MarienheideTapasplatten, Kaffeekännchen, Bierkrüge
68___ Die Burg | MarlVon Bächen und Buchen
69___ Die Katzensteine | MechernichSalmei, Dalmei, Adomei!
70___ Lüftelberg | MeckenheimDer Eifelmarmor der heiligen Lüfthildis
71___ Der Dino-Zoo | Metelen»Das Leben findet einen Weg«
72___ Das Wasserstraßenkreuz | MindenDrüber her und drunter weg
73___ Der Barfußpfad | Moers-RepelenNicht auf den Frosch treten!
74___ Segelfliegen ab Wanlo | MönchengladbachRauf in den Westen
75___ Die Rieselfelder | MünsterDas Paradies der Abwasservögel
76___ Der Fossilienacker | NettersheimMuschelschalen und Löwenzähne
77___ Der Gasthof »Aubach« | Neunkirchen-SeelscheidDas macht 13 Euro 80!
78___ Die Insel Hombroich | NeussVon Jan Malte Andresen, WDR 2 Morgenmagazin Moderator
79___ Camping in Abenden | NideggenDie Open Air Condition
80___ Der Elmpter Schwalmbruch | NiederkrüchtenWo der Gagel blüht und die Moorschnucken grasen
81___ Die Baumberge | NottulnDer Gipfel für Flachlandwestfalen
82___ Die Siedlung Eisenheim | OberhausenZeitgemäß? Oh ja!
83___ Der Vierjahreszeitenpark | OeldeGartenschau und mehr seit 2001
84___ Die Senne | OerlinghausenVerflossene Geschichte, zerschossene Panzer
85___ Die Bruchhauser Steine | OlsbergWenn der Schuh drückt
86___ Der Wald-Wasser-Wolle-Weg | RadevormwaldMit Kaffekanne, Elefantengott und Dampfmaschine
87___ Die Femeiche | RaesfeldWir sehen uns vor dem Gerichtsbaum!
88___ Die gemischte Tüte | RecklinghausenVom Hafen bis zum Drachen
89___ Das Röntgenmuseum | Remscheid-LennepMuseum mit X
90___ Ins Kloster und zurück | RheineSalzpavillon, Teesalon, Zoobistro
91___ Der Wildpark | RolandseckPer Zug erreichbar seit 1858
92___ Kermeter | SchleidenWild, aber barrierefrei
93___ Die Wüstung Wollseifen | Schleiden-GemündZerstört erst nach dem Krieg
94___ Eine Sauerland-Wanderung | SchmallenbergStein-Zeit-Mensch-Wander-Wisent-Bus-Bäume-Politik
95___ Der Möhnesee | SoestAber bitte mit Sahne!
96___ Der Garten Ulbrich | SolingenThorsten, et fisselt!
97___ Der Schmuggelpfad | StraelenDer Uil nach über den Smokkelpad
98___ Der Lengericher Canyon | Tecklenburger LandKalk, Klavier und Kutsche
99___ Das Silberbachtal | Teutoburger WaldSchöner Name, googeln unnötig!
100___ Der Ausweichsitz | UrftDas Atomversteck in der Eifel
101___ Die Flamingos | VredenAuf einem Bein im Venn
102___ Die Bruder-Klaus-Kapelle | WachendorfStar-Architektur auf freiem Feld
103___ Der Lörmecketurm | WarsteinWarum gute Aussicht traurig machen kann
104___ Die Mühlentour | WegbergEs klappern die Kaffeemühlen
105___ Der Fahrradtunnel | WegeringhausenVon Fledermäusen und Radelknoten
106___ Die Ahsewiesen-Tour | WelverHörst du die Schnatterente?
107___ Volmarstein | WetterDie große Runde
108___ Der Mäanderweg | WindeckWanderbahnhof, Siegschleife und Wasserfall
109___ Über die Wupper | WipperfürthEin Fluss, zwei Namen
110___ Das Muttental | WittenBahn, Kunst, Kohle, Wandern, Burg, Boot, Prost!
111___ Die Legobrücken | WuppertalInspiriert durch Millionen Kinderzimmer
Die erste Wanderung in diesem Buch mit nordrhein-westfälischen Ausflugszielen verlässt bereits nach 500 Schritten deutsches Gebiet und streunt durch die Niederlande. So etwas wird uns noch öfter passieren. Die Grenzen sind durchlässig, oft unsichtbar, und WDR 2 Raus in den Westen heißt auch, den Segen eines vereinten Europas zu erleben.
Wer nach Ahaus im Westmünsterland kommt und zur Haarmühle fährt, findet am Parkplatz eine Tafel mit mehreren Tourentipps. Die Acht-Kilometer-Variante hat WDR 2 Hörerin Tania sich herausgepickt: »Die Tour führte an Seen vorbei, wo man Vögel beobachten konnte. Wir hatten alles für ein Picknick dabei und haben zwischendurch haltgemacht. Die Tour ist auch gut für Hunde geeignet.«
Zunächst geht es nach Westen, ins Witte Venn. Nach einem Kilometer biegt der Weg rechts ab, die Landschaft wechselt zwischen feuchten Moorgebieten und Heideflächen. Für die Landwirtschaft waren die Böden hier nie besonders geeignet, nur Schafe kamen einigermaßen zurecht. Heute sehen Wanderer aber mit etwas Glück andere Tiere, die das Gelände frei halten: Schottische Hochlandrinder mit respekteinflößenden Hörnern und zottigem Fell! Bei Tanias Besuch lagen sie mitten auf dem Weg – friedlich, wie sie sagt. Auch Lotte schreibt: »Fahrt mal hin, die sind ganz zahm.«
Andere Venn-Bewohner hört man: Abends ist Laubfroschkonzert. Außerdem rasten im Witten Venn Zugvögel, wenn gerade Saison ist. Der Begriff Venn wird uns auf den 111 Touren noch öfter begegnen, er bedeutet etwa: morastiges Feuchtgebiet.
In einem großen Bogen führt der Weg zurück zur Haarmühle. Dort kann man sich stärken, aber auch gleich noch eine Besichtigung dranhängen. Die Wassermühle ist nämlich über 400 Jahre alt und funktioniert noch. Die Ahauser Aa wird gestaut und treibt ein Rad an, das – inzwischen – Strom erzeugt. Das hätten sich die Erbauer damals auch nicht träumen lassen.
Adresse Landgasthof Haarmühle, Beßlinghook 57, 48683 Ahaus-Alstätte, Tel. 02567/93190 | Anfahrt ab Ahaus Buslinie C 87 nach Alstätte, dann vier Kilometer Fußweg zur Haarmühle; A 31 / B 54 zur B 70, in Alstätte auf die Buurser Straße | Tipp Wer nicht laufen kann oder möchte, lässt sich mit dem Elektroauto durchs Naturschutzgebiet fahren. Info in der Haarmühle.
In Altena im Sauerland steht das Kino mitten auf der Straße. Das Gebäude in der Nettestraße liegt wie eine Insel zwischen den Fahrspuren. Ansonsten reihen sich in der Straße Fabrikgebäude der alten Draht- und Metallindustrie aneinander. Altena ist die Drahthauptstadt, es gibt sogar ein Drahtmuseum. Und mittendrin erscheint dann plötzlich dieses alte rote Haus mit dem Apollo-Schriftzug.
2019 war das Apollo unter den Top Ten einer deutschlandweiten Lieblingskino-Wahl (zusammen mit dem Zoom in Brühl und dem JAC in Attendorn). Und auch bei den WDR 2 Hörern scheint dieses »Service-Kino« warme Emotionen auszulösen: »Unser absolutes Lieblingskino«, »Ich liebe dieses Kino«, »Wenn Kino, dann nur dieses!« und: »Supersüßes Kino. Mit Service am Platz. Leckere selbst gemachte Baguettes und Cocktails und frisch gezapftes Bier.«
Ein Kinobesuch soll etwas Besonderes sein. Das gilt im Zeitalter von Netflix, Mediatheken und Handyfilmchen erst recht. Eine schöne Atmosphäre ist vielen wichtig – und eine Tüte auf dem Schoß, aus der man fortwährend etwas Knuspriges ziehen kann. Popcorn: ein Muss! Tatsächlich ist es schon seit hundert Jahren der Kino-Snack. Damals begannen in amerikanischen Kinosälen Bauchladenverkäufer, gepoppten Mais direkt in die Sitzreihen zu verkaufen. Altena war damals sehr weit weg von Amerika, Popcorn gab es hier zunächst nicht bei Vorstellungen. Aber Bütterken wurden schon 1924 gereicht, berichtet die Apollo-Chronik. So lange gibt es dieses Lichtspielhaus schon! Und inzwischen ist auch der Poppmais verfügbar. »Spannende Popcornsorten«, meldet Marian aus Balve sogar. Getränke und Essen werden per Knopfdruck bestellt und an den Platz gebracht.
Ein Kommentar zum Apollo lautete: »Besser ist eventuell nur das eigene Wohnzimmer« – aber wir sind ja hier bei »WDR 2 Raus in den Westen«, nicht bei »WDR 2 Rauf aufs Sofa«!
Adresse Nettestraße 15, 58762 Altena, Tel. 02352/22279 | Anfahrt RE 16 (ab Bochum / Essen), RE 91 (ab Hagen) bis Altena, 15 Minuten Fußweg zum Kino; tolle Serpentinenstrecke von Lüdenscheid-Nord über Wiblingwerde ins Lennetal! | Tipp Weitere empfohlene Kinos aus der Gruppe: Eulenspiegel in Essen, Weidenhof in Plettenberg, Filmpalast in Lüdenscheid und das Autokino in Dortmund.
Der Altenberger Dom ist kein Bischofssitz, keine Kathedrale, aber trotzdem eine gewaltige Kirche. Das Westfenster aus dem Jahr 1400 ist das größte gotische Kirchenfenster nördlich der Alpen. Wenn man den Bau zum ersten Mal sieht, fragt man sich, wo in dieser abgeschiedenen Ecke all die Menschen herkommen sollen, um ihn zu füllen. Er war die Stammkirche der Grafen von Berg, von denen der Name »Bergisches Land« kommt.
Seit gut 150 Jahren teilen sich Katholiken und Protestanten die Kirche für ihre Gottesdienste. So etwas nennt man »Simultankirche«.
Den Märchenwald beim Dom gibt es auch schon bald hundert Jahre: Grimm’sche Märchenfiguren in kleinen Holzhütten. Und obwohl das Vorlesen von Märchen heutzutage aus der Mode gekommen ist, finden trotzdem noch viele Familien für einen Ausflug hierher. Vor allem aus Nostalgie. WDR 2 Hörer Dieter zum Beispiel freut sich: »Es sieht so aus, als hätte sich im Märchenwald seit den frühen 1960er Jahren nichts geändert. Das ist nicht negativ gemeint!« Die Figuren wurden zwischendurch renoviert, was ihrem altmodischen Charme aber nicht geschadet hat.
Das Highlight ist allerdings der Besuch im Café am Eingang zum Märchenwald. Wichtiger als die Speisekarte ist die Platzwahl mit dem richtigen Blick – und die Uhrzeit! Pünktlich zur vollen Stunde ändert sich nämlich die Beleuchtung, Musik beginnt zu spielen, und dann plätschert die Wasserorgel los. Im Rhythmus der Musik spritzen Wasserfontänen aus vielen Düsen quer über eine kleine Bühne. Eine Art analoges Real-Life-Musikvideo. Für viele Besucher werden hier Kindheitserinnerungen wach, denn was heute ein skurriles Relikt aus alten Tagen ist, war in den 1950er Jahren, als die Wasserorgel eingebaut wurde, faszinierendes Hightech. Sollten Kinder oder Enkel das Ganze etwas wunderlich finden, können sie sich ja solange wieder auf ihr Handy und ihr Kuchenstück konzentrieren!
Adresse Märchenwaldweg 15, 51519 Odenthal-Altenberg | Anfahrt Buslinien 212, 238, 267 und 432 bis Haltestelle Altenberg; A 1 Ausfahrt Burscheid | Öffnungszeiten Märchenwald täglich 10 – 19 Uhr, die Wasserorgel spielt von 12 – 17 Uhr zur vollen Stunde | Tipp In Odenthal, einen drei Kilometer langen Spaziergang entfernt, steht ein Hexenkessel – ein sprudelndes, blubberndes Denkmal, das an die Zeit der Hexenverbrennungen erinnert.
»Sehr schön zur Brunftzeit«, bewertet WDR 2 Facebook-Nutzer Dai Cultures den Wildwald bei Vosswinkel. Die vier Hochwildarten, die im Wildwald leben, werden es bestätigen. Sie haben ein großes Revier, das durch einen Zaun von den Wildschweinen getrennt ist. Menschliche Besucher können aber überallhin. Die Wege sind gewunden und nicht asphaltiert, und auch bei den Bäumen wird möglichst wenig eingegriffen.
Das Ergebnis: 60 Vogelarten brüten hier, auf 40 Hektar (von insgesamt 680) wächst eine Art Urwald. Manchmal muss man aber sehr genau hinschauen, um die wilden Bewohner auch zu entdecken. »Wir sind kein Zoo«, warnt die Homepage. Der Wildwald legt die Betonung auf »Wild«. Schilder helfen aber bei der Orientierung.
Für einen Tagesbesuch sollte man also schon etwas Zeit mitbringen. Noch besser ist freilich die Variante mit Übernachtung, zum Beispiel auf dem Dachboden des Ziegenstalls (für Gruppen) oder in schwebenden Baumzelten zwischen den Bäumen (für Mutige). Eine etwas luxuriösere Waldnacht hat sich WDR 2 Hörer Christianus gegönnt: »Wir haben zu zweit im Libellenhaus übernachtet. Es war sehr ruhig und chillig. Wir sind am Abend noch durch den Park gelaufen. Das war cool, weil man den Park dann quasi für sich allein hat.« Morgens gibt es einen Frühstückskorb. Die Frage ist allerdings, wie viel man schläft, wenn man die halbe Nacht nach dem Uhu Ausschau hält. Oder nach anderem Getier. Anke aus Dorsten und ihre Tochter waren »etwas ängstlich«.
Christianus hat sich darüber nicht beschwert. Auch nicht über das kleine hölzerne Klohäuschen in der Nähe der Schlafhütte. Auf seinen Fotos sieht das sehr rustikal aus. Für ihn war der einzige Wermutstropfen, dass er nur recht wenige Tiere gesehen hat. Theresia Foschepoth schrieb dazu: »Sei froh! Einer schlecht gelaunten Wildsau willst du auf dem Weg zum Klo nicht begegnen.« (Anmerkung der Redaktion: Frau Foschepoth hat recht.)
Adresse Bellingsen 5, 59757 Arnsberg-Vosswinkel, wildwald.de| Anfahrt A 44 bis Kreuz Werl, dann A 445, B 63 durch Wickede und links auf die B 7 | Öffnungszeiten April – Okt. täglich 9 – 17, sonst nur Sa / So bis 15 Uhr, Hunde daheim lassen, Fernglas mitbringen! | Tipp Das Feuerwehrmuseum in Arnsberg hat jedes zweite Wochenende geöffnet und bietet jede Menge Anschauungsmaterial für den kleinen Blaulichtfan in uns allen.
66 Stauseen bietet Nordrhein-Westfalen, so viele wie kein anderes Bundesland. Sie dienen der Stromerzeugung, der Wasserversorgung – und der Naherholung. Der Biggesee, im Sauerland zwischen Attendorn und Olpe gelegen, ist einer der beliebtesten.
Bis in die 1950er Jahre gab es hier ein Tal mit einem Bach. Dann kam die Baustelle. Anfang der 1960er Jahre war sie die größte Europas. Wälder wurden abgeholzt, mehrere Dörfer abgerissen, die Bewohner umgesiedelt. Die 600 Meter lange Staumauer entstand, und dann kam das Wasser: 170 Millionen Kubikmeter. Die WDR Heimatflimmern Redaktion hat einen tollen Film mit viel Archivmaterial über die Geschichte des Sees gedreht.
Während das Wasser das Ruhrgebiet versorgt, strömen andersherum die Touristen aus ganz Nordrhein-Westfalen an den Biggesee. Sie bringen Zelte, Taucheranzüge oder Fahrräder mit – es gibt viel zu erleben. Die 25-Kilometer-Radtour um den See lässt sich durch Brücken abkürzen oder mit Umwegen in die Umgebung erweitern, die Umgebung lädt dazu ein. Seit einigen Jahren gibt es eine neue Attraktion: den Biggeblick. Britta aus Lüdenscheid hat Bilder davon gepostet – und die Wegbeschreibung gleich dazu: »Man startet vom Parkplatz Waldenburger Bucht Campingplatz. Von da sind es 600 Meter den Berg hoch.« Der Biggeblick ist ein Steg mit einer runden Aussichtsplattform. Tagsüber fotografiert man von oben runter, abends knipst man den Steg selbst, dann ist das Gestell farbig beleuchtet.
Nicht weit vom Biggeblick liegt die Ruine Waldenburg, ein halber Turm, an dessen dicken Wänden man zeigen kann, wie stabil bei Ritters gebaut wurde.
Zwischen Attendorn und Sondern schippern (von Ostern bis Oktober) die »Westfalen« und die »Bigge« hin und her. Die beiden weißen Dampfer sind die gemütliche Alternative zum Wander- oder Radprogramm. Kaffee und Kuchen sowie Geschichten über versunkene Dörfer gibt’s direkt an Bord.
Adresse Biggeblick: Waldenburger Bucht 11, 57439 Attendorn | Anfahrt Biggesee: mit dem RE 16 ab Essen oder Siegen bis Finnentrop, von dort mit dem »Biggesee-Express« nach Attendorn und Olpe | Tipp »Blobbing« am Vier-Jahreszeiten-Campingplatz in Sondern: Man liegt auf einem großen Luftkissen und lässt sich hochkatapultieren (bis 15 Meter!), um dann ins Wasser zu klatschen.
Wisente sind urwüchsige Rindviecher. Die größten Landsäugetiere Europas waren auf dem ganzen Kontinent fast ausgerottet. Nur noch in Zoos vegetierten einige Exemplare vor sich hin.
Doch sie wurden nachgezüchtet. Jetzt gibt es wieder wild lebende Wisent-Herden, die man sogar besichtigen kann, eine davon seit 2013 am Rothaarsteig. So ein Tier macht Eindruck: »Unheimlich imposant, wenn das wirklich vor einem steht. Das ist schon imposanter als eine Kuh! Die hatten auch kleine Kälbchen – die Kinder fanden’s süß«, erzählt Hörerin Vanessa aus Bonn im WDR 2 Interview. Sie war eine von mehreren, die diesen Ausflug in der Gruppe empfohlen haben.
Eine etwa zehnköpfige Herde lebt in dem weitläufigen Wildgehege bei Bad Berleburg im Wittgensteiner Land. Mit etwas Glück haben Wanderer die Möglichkeit, sie zu beobachten. Das Areal ist 20 Hektar groß, da können sich die braunen Riesen auch mal verstecken. Aber es gibt eine Art Garantie: An der Kasse bekommt man einen »Nichtseher-Gutschein«, wenn man enttäuscht dorthin zurückkommt. Der bietet dann beim nächsten Besuch freien Eintritt.
Der Rundweg ist aber auch ohne Wisent-Sichtung empfehlenswert, das hat WDR 2 getestet. Etwa zwei Stunden brauchte WDR 2 Reporter Michael Treis für die Runde ums Gehege. Der Zaun ist übrigens so zugewachsen, dass er in der Natur kaum auffällt.
Tipp für Familien: der »Pirschweg«, wo Alltagsgegenstände versteckt sind, die die Kinder aufspüren können. Für junge Naturforscher gibt es auch Quizfragen auf kleinen Tafeln am Wegrand. Am Eingang findet sich ein Waldspielplatz für jene, die eigentlich gar nicht wirklich laufen wollen.
Die Wege sind zum großen Teil unbefestigt. Das steigert das Wildnis-Gefühl, ist allerdings nicht kinderwagentauglich. Dafür kann man sich bei Bachdurchquerungen herrlich nasse Füße holen und auf Anstiegen und freiem Feld den inneren Wisent rauslassen.
Adresse Weidiger Weg 100, 57319 Bad Berleburg, wisent-welt.de| Anfahrt von Schmallenberg aus via B 236, dann Richtung Jagdhaus, von Bad Berleburg über Aue und Wingeshausen bis zum Parkplatz | Öffnungszeiten April – Okt. Di – So 10 – 17 Uhr, im Winterhalbjahr nur bis 15 Uhr | Tipp Bei Erndtebrück-Zinse (20 Kilometer südlich) soll es, schreibt WDR 2 Hörer Michael, ein natürliches Echo geben. Wenn’s stimmt, wäre das am Ende des Tales ... ales ... ales ... ales ...
Für viele ist dieser See einer der schönsten Plätze in Nordrhein-Westfalen. Dyckerhoffsee wird er genannt, oder ganz prosaisch »Steinbruch West« – aber allgemein bekannt ist der See als die »Blaue Lagune«. Fotos von dort werden oft mit der Frage kommentiert: »Was für einen Filter hast du für dieses Bild benutzt?« Aber die Antwort samt Grinse-Smiley lautet stets: »Kein Filter. Das sieht da wirklich so aus!«
Das Gebiet war früher ein Abbaugebiet für Kalkstein. Schon seit dem Mittelalter wurde in der Region Kalk gebrannt. Im 19. Jahrhundert kam die Eisenbahn, sodass nun im großen Stil Zement auch nach weiter weg verkauft werden konnte. Um 1930 war das Beckumer »Zementrevier« das größte der Welt.
Die Zementindustrie hat in Beckum an vielen Stellen Spuren hinterlassen. Nicht alle sind so hübsch wie die renaturierte Kalkgrube im Nordwesten der Stadt. Das Wasser in dem ehemaligen Steinbruch schimmert türkis, der helle Boden mit der spärlichen Vegetation verstärkt den optischen Eindruck.
Das zieht nicht nur Selfiekünstlerinnen und Landschaftsknipser an, sondern auch Picknicker und Wasserratten. Immer mehr Menschen strömten in den letzten Jahren vor allem an heißen Tagen zur Blauen Lagune. Dafür ist allerdings weder die Natur noch die Infrastruktur geeignet. Es gibt keine Parkplätze und auch keine Toiletten. Zugeparkte Anwohnerstraßen und herumliegender Müll gingen den Beckumern auf die Nerven, im Sommer 2020 beschloss der Rat der Stadt: Der »Aufenthalt im Seebereich des Landschaftssees und dessen Gemeingebrauch« seien von Anfang April bis Ende Oktober verboten. Zu Deutsch: nix mehr mit Baden, Zelten und Grillen in der Blauen Lagune.
Weiter erlaubt ist die Benutzung der Wege. Radfahren, spazieren und schauen darf man also noch. Der schöne Effekt für Besucher: Mit weniger Menschen im Bild ist die Blaue Lagune noch reizvoller.
Adresse nordwestlich von Beckum, nahe der L 794 | Anfahrt per Rad: Werseradweg oder Zementroute von Beckum aus. Das Auto kann man am Jahnstadion oder an der Kirche St. Martin loswerden. | Tipp von WDR 2 Hörerin Petra aus Beckum: »Wer unbedingt in einem Baggersee baden möchte, kann das Freizeitareal Tuttenbrock inklusive Wakeboardanlage nutzen, wo es auch Sanitäranlagen und Gastronomie gibt. Dort ist es wunderschön!«