155 Kurze -  - E-Book

155 Kurze E-Book

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Beschreibung

Die Besten der besten Wortakrobaten der deutschsprachigen Poetry-Slam-Szene geben sich in dieser gar nicht so kurzen Sammlung der besten Kurz-Texte des Poetry Slams die Seite in die Hand, überraschen, provozieren und nehmen auf den Arm, was das Zeug hält. Auf schmachtende Romantik folgt nüchterner Realismus, augenzwinkernde Lebensweisheit paart sich mit frecher Schnauze. Sowohl erfahrene Slammer als auch junge Talente verstehen es hier gleichermaßen zu überzeugen. "155 Kurze" ist eine Poetry-Slam-Kurztext-Anthologie und der perfekte Einstieg in die Thematik Poetry Slam. Von Prosa bis Lyrik, vom nachdenklich stimmenden Vierzeiler bis hin zum höchst unterhaltsamen Kurztext - mit diesem Buch erwartet den Leser Abwechslung hoch drei. Sowohl erfahrene Slammer als auch junge Talente verstehen es hier gleichermaßen zu überzeugen (z. B. Andy Strauß, Bas Böttcher, Björn Högsdal, Bleu Broode, Christian Ritter, Frank Klötgen, Lars Ruppel, Patrick Salmen, Sulaiman Masomi uva.). Ob langjähriger Fan oder Szene-Neuling: Diese 155 Kurze brennen sich in den Kopf und garantieren mehr als einen versackenden Abend auf dem Lieblingssofa.

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Prosa bei Lektora

Bd. 31

Björn Högsdal / Wolf Hogekamp (Hrsg.)

155 Kurze

Eine gar nicht so kurze Sammlung der besten Kurz-Texte des Poetry Slam

Lektora, Paderborn

Dritte Auflage 2014

Alle Rechte vorbehaltenCopyright 2012 by

Lektora GmbH Karlstraße 56 33098 Paderborn Tel.: 05251 6886809 Fax: 05251 6886815www.lektora-verlag.de

Covergestaltung: pottzblitz.com Illustrationen: pottzblitz.com Lektorat: Lektora GmbH Layout Inhalt: Lektora GmbH

eISBN: 978-3-95461-070-9

Vorwort

Poetry Slams und Spokenword-Lesungen sind ohnehin schon Formate, die mit kurzen Texten überzeugen. Innerhalb dieser Szene gibt es einige Künstler, die den Kurztext oft nutzen und bisweilen auf die Spitze treiben. Die Idee zu diesem Buch entstand in Köln, anlässlich einer gemeinsamen Lesung der beiden Herausgeber, bei der unter dem Titel „Lyrical Machinegun“ das Shortiedoppelfeuer auf das Publikum eröffnet wurde. Der Abwechslungsreichtum und die Vielfältigkeit dieser Kombination von Miniaturprosa und Kurzlyrik war die Basis für den Gedanken, eine ganze Anthologie der deutschsprachigen Slamszene mit Kurztexten herauszugeben. Vom erfahrenen Slampoeten bis zum talentierten Frischling ist diese Anthologie Ausdruck des Abwechslungsreichtums und der Kreativität der Spokenwordszene. Vorgabe für die eingesendeten Texte war eine Maximallänge von gefühlten 90 Sekunden Vortrag. Texte dieser Länge sind eine Möglichkeit zu experimentieren und ein Sprungbrett auf dem Weg zu langen Textformaten. Diese Anthologie kann vieles. Sie kann als Inspiration und Textsammlung für Workshops in den Schulen dienen, als Klolektüre auf WG-Toiletten durch viele (hoffentlich gewaschene) Hände gehen und immer da ihre Wirkung entfalten, wo wenig Zeit und Aufmerksamkeit vorhanden sind. In diesem Buch gibt es so gut wie alle Formate kurzer Literatur. Von Haiku, Elfchen, Limerick über Prosaminiaturen bis hin zu einer der kürzesten Formen sprachlichen Ausdrucks, dem Witz, ist alles dabei. Auf eine Kategorisierung nach Formaten wurde verzichtet. Thematisch aber wurden die Texte in Rubriken unterteilt.

Wir bedanken uns bei allen beteiligten Autoren für die Texte und die Bereitschaft bei diesem Projekt dabei zu sein, bei Patrick Schmitz a.k.a. Pottz für die Grafiken, sowie beim Lektora Verlag, der unsere Idee so bereitwillig zur Veröffentlichung brachte.

Wolf Hogekamp & Björn Högsdal

Inhalt

Dominik Bartels: Erkenntnis

Pauline Füg: Nichtstun

Björn Högsdal: Bleistift

Wolf Hogekamp: finally up the cloud

Bas Böttcher: Die Sache mit dem Ding

Bas Böttcher: Es war einmal ein Automat

Bas Böttcher: Oh, du Wachs von Ohropax!

Simon Chen: Interpretation

Björn Högsdal: Ästhetische Ökonomie

Jana Klar: Lektionen

Karsten Lampe: Sorgerechtsstreitigkeiten

Nektarius Vlachopoulos: Wie ich das laute Nachbarskind ruhigstellte

Xóchil A. Schütz: Mein Leben als Glied einer Lichterkette

Nora Gomringer: Sommer

Theresa Hahl: wir stehen in den dachgiebeln der welt still

Toby Hoffmann: frühling

Lars Ruppel / Wolf Hogekamp: Immer

Moritz Neumeier: Der Schnee

Torsten Wolff: Traumberuf

Sebastian 23: Altes Haus

Bas Böttcher: Wir teilten uns uns

Simon Chen: Rauchen und Liebe

Florian Cieslik: sau

Bleu Broode: Es war zur Zeit

Florian Cieslik: vertraute affäre

Björn Högsdal: Noch ein Mann ohne Eigenschaften

Julian Heun: der dummfick (für elub boorde)

Florian Cieslik: was ich ihr schenke

Björn Högsdal: Harmonie

Wolf Hogekamp: Landwirtschaft und Liebe

Marque-Régnier Hübscher: Gedanken eines wahrscheinlich doch nicht ganz zu Unrecht Verlassenen

Wolf Hogekamp: Total viel

Nektarius Vlachopoulos: Ode an1

Marque-Régnier Hübscher: ’ne Olle

Moritz Neumeier: Ich habe dir

Torsten Wolff: Dudidu

Karsten Lampe: Lass mir die Sorgen

Wolf Hogekamp: Traumhafter Sex

Moritz Neumeier: Musik

Torsten Wolff: Schlechte Schwingungen

Lino Ziegel: banalitäten aus dem statischen

Marque-Régnier Hübscher: Pflegeformel

Torsten Wolff: Über sie

Xóchil A. Schütz: Auf einen Tee bei Holly Heubert ‒ Heute: Sigmar Gabriel zu Gast in Hollys Teehaus

Björn Högsdal: Wachsamkeit unerwünscht

Dominik Bartels: Das Motiv

Xóchil A. Schütz: Auf einen Tee bei Holly Heubert ‒ Heute: Helmut Kohl zu Gast in Hollys Teehaus

Bleu Broode: Familienprobleme

Dominik Bartels: Pablo

Theresa Hahl: türhüterparabel

Bleu Broode: Ohne Titel

Florian Cieslik: Als meine Mutter starb

Christian Ritter: Nicht weinen

Wolf Hogekamp: fernebedienen

Sebastian 23: Antwort

Florian Cieslik: rückkehr zur normalität (nach dem terroranschlag)

Björn Högsdal: Berlin

Bleu Broode: Lebenslauflücke II

Florian Cieslik: tchackeliene!!!

Christian Ritter: Generationenproblem

Theresa Hahl: wieder neu von vorn

Temye Tesfu: unterschiede

Julian Heun: hast du „hitler“ gesagt?

Björn Högsdal: Lehrer Incognita

Toby Hoffmann: stücke

Wolf Hogekamp: Kampfmittelräumdienst

Björn Högsdal: Widerstand

Christian Ritter: Trendgetränk

Torsten Wolff: Schuld und Grüne

Toby Hoffmann: blau

Wolf Hogekamp: Life is hard in Germany

Dirk Huelstrunk: Die Handlung

Temye Tesfu: Revolutiongegenrevolutiongegenrevolution

Christian Ritter: Hilfe zur Selbsthilfe

Peter Janicki: Widerstand

Wolf Hogekamp: spacko! (Sick banger)

Xóchil A. Schütz: Anmut und Askese

Karsten Lampe: Schulden

Sulaiman Masomi: Beweg dich nicht

Moritz Neumeier: Ihr Revolutionäre

Christian Ritter: Kinder sind teuer genug

Torsten Wolff: Sie parkten

Daniel Terek: Chart- und Gipfelstürmer

Temye Tesfu: Disappear

Xóchil A. Schütz: Auf einen Tee bei Holly Heubert ‒ Heute: Philipp Rösler zu Gast in Hollys Teehaus

Florian Cieslik: das kreuz mit dem reim

Dominik Bartels: Wettbewerb

Bas Böttcher: Was stehst du an der Stelle da?

Florian Cieslik: Extravaganz

Pauline Füg: Zukunft

Nora Gomringer: Exposé mit Hundeexkurs

Florian Cieslik: fernsehen

Björn Högsdal: Remake

Marque-Régnier Hübscher: Der nasse Benz

peh: halbwach

Quichotte: Ein Gedicht

Patrick Salmen: Der Wunderknabe – Eine Autobiographie

Nora Gomringer: Kurzer Text

Karsten Lampe: Ein kleines Lied den Unwägbarkeiten

Patrick Salmen: Proklamation

Nora Gomringer: Gestern

Sebastian 23: Zeitweise

Pauline Füg: Haiku

Nora Gomringer: Besser kurz

Philipp Herold: Diskus

Julian Heun: propellerhut

Björn Högsdal: Sooo Einsam

Marque-Régnier Hübscher: Ich nenn’s mal so

Dirk Huelstrunk: Schmutz

Peter Janicki: An der Theke

Harry Kienzler: Ein UFO

Dirk Huelstrunk: DIE ERINNERUNG

Harry Kienzler: Haikus

Renato Kaiser: Ich fahr kein BMW

Andy Strauß: Ohne Titel

Temye Tesfu: die unerschöpfliche weisheit des dalai lama (oder: die betonung macht die musik)

Paula Varjack: firecracker

Frank Klötgen: Erklärung von Bergen und so

Markim Pause: sträwkcüR

Sebastian 23: Falsche Versprechen

Frank Klötgen: Die Faibles von Berlin

Renato Kaiser: Liebe Deutsche

Andy Strauß: „Auf Teer“

Markim Pause: Blick aus dem Fenster I – Die neue Kollegin

Dominik Bartels: Der Straßenmusiker

Markim Pause: Der Schutzmann

Frank Klötgen: Überleben in den Bergen: Plädoyer für die Mittelgebirgswanderung

Gauner: Babylon

Markim Pause: Eine leicht verunglückte Wette

Björn Högsdal: Hamburg

Temye Tesfu: belgisches höhlengleichnis

Frank Klötgen: Sterben in den Bergen: Eine Frage zur Nachlassverwaltung

Toby Hoffmann: die stadt ist leer

Markim Pause: Neulich im Museum

Renato Kaiser: Wie arm ist Deutschland?

Jana Klar: Verhinderter Passant

Frank Klötgen: Pariser Platz

Peter Janicki: Entführungen

Markim Pause: Blick aus dem Fenster II – Fiktion oder Realität

peh: fenster zum hof

Moritz Neumeier: Möwen

Frank Klötgen: Im Pergamon-Alter

Markim Pause: Blick aus dem Fenster III – Im Garten

Patrick Salmen: Die Kreatur

Andy Strauß: Metamorphosen (Klassiker ...)

Frank Klötgen: Sechstes Lemurengedicht: Schluss und aus, Maki Maus

Patrick Salmen: Die Seekuh

Harry Kienzler: Nem gut gelaunten Dromedar

Nektarios Vlachopoulos: Das Hummerbecken

Patrick Salmen: Hinterlist

Daniel Terek: Tierpsychologie

Bleu Broode: Der Butterfly-Effekt

Simon Chen: Wie Gott den Elefanten schuf

Andy Strauß: Der Zoo

Patrick Salmen: Depressionen im Schaukasten

Dominik Bartels

Erkenntnis

Eines Tages werden wir erkennen,dass nicht fehlendes Wissen,sondern der Mangel an Neugier unsereEntwicklung begrenzt.

Pauline Füg

Nichtstun

Ich tue nichts, ich mache nichts.Nichts tut sich, das macht nichts.

Björn Högsdal

Bleistift

Ein Bleistift mit Radiergummi daran.Das ist dem Menschen nicht so fern.Ein Ding mit kreativem Potenzial,das seines Werks Vernichtung trägt.

Wolf Hogekamp

finally up the cloud:

über kurz oder lang,breit, hoch oder tief,ich weiß so was von nichts,doch bin so was von da.

Bas Böttcher

Die Sache mit dem Ding ist so ’ne Sache.

Denn wenn das Ding so Sachen macht, okay, kein Ding.

Doch wenn die Sachen plötzlich dann so Dinge machen,

da machste Sachen, Alter. Das ist nicht mein Ding.

Bas Böttcher

Es war einmal ein Automat.Der sah von außen schlicht aus.Und wenn man kräftig gegen trat,kam unten ein Gedicht raus.

Bas Böttcher

Oh, du Wachs von Ohropax!Geschmeidig sei deine Watte!Dein Reich komme!Deine Stille entstehe.

Simon Chen

Interpretation

– Möchtest du noch Kaffee?

– Nein, danke.

– Sicher?

– Ja.

– Nimm doch noch ein Tässchen.

– Nein, danke, ich habe genug.

– Wirklich, du kannst gern noch Kaffee haben.

– Nein, danke, ich möchte wirklich keinen mehr.

– Komm, eine Tasse.

– Nein.

– Mann, bist du stur!

Björn Högsdal

Ästhetische Ökonomie

Im Einkaufszentrum. Zur Bespaßung der Nachwuchskonsumenten hat die Marktleitung Kinderschminken angesetzt. Vor uns ein Ehepaar mit zwei Kindern. Hektische Blicke auf die Uhr, Getuschel, dann die Aufforderung an die schminkende Mitarbeiterin: „Wir haben keine Zeit mehr, schminken Sie nur das hässliche Kind“.

Jana Klar

Lektionen

Als ich viereinhalb war, verstand ich nur die Hälfte und nannte mich halb fünf.

Als ich fünf war, lernte ich Zählen in einem Reisekatalog.

Ich zählte: erste Alpe, zweite Alpe, dritte Alpe.

Als ich sechs war, lernte ich Grammatik im Winterurlaub. Ich lernte, dass manche Wörter in komische Einzelteile zerfallen, wenn man sie trennt.

Alpen zum Beispiel zerfallen in Matterhorn und Piz Palü.

Mit sieben lernte ich zu abstrahieren:

Eltern zerfallen auch in Mutter und Papi – wenn sie sich trennen.

Karsten Lampe

Sorgerechtsstreitigkeiten:

Die Alimente magst Du sehrDoch ich zahl sie nicht mehrDenn unser Sohn wird bald49 Jahre alt

Nektarius Vlachopoulos

Wie ich das laute Nachbarskind ruhigstellte

Michel macht „hihi haha“Michel macht „tralalala“Michel macht „uuuiiiiiiiiuuuuiiiiiiiiuuuu“Michel macht „t-t-t-t-t-t pch pch“Michel macht „buäähääähäääääää“Michel macht „nänänänänäääänäääää“