2016. - Sandra Hohmann - E-Book

2016. E-Book

Sandra Hohmann

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Beschreibung

Diese Aufzeichnungen sind 2016 entstanden, als laufende subjektive Sammlung von Schlagzeilen und Nachrichten, als Kommentar zum Weltgeschehen und Analyse der Berichterstattung darüber.

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Vorwort

Notizen, tageweise. So hatte ich diese Aufzeichnung zuerst genannt, als ich sie 2016 begann, und unter diesem Titel waren sie auch in einer ersten Fassung im Jahr 2019 veröffentlicht worden.

Mich hatte die Frage umgetrieben, ob es sich „lohnt“, jeden Tag eine kurze Notiz zum Tages- bzw. Weltgeschehen anzufertigen. Ohne eine bestimmte, planvolle Vorgehensweise, nicht etwa immer die Top-Nachricht auf einer bestimmten Seite, in einer bestimmten Nachrichtensendung, sondern eher intuitiv.

Wenn ich Nachrichten lese oder höre – was ich mein Leben lang getan habe und nach wie vor tue – geht es mir wie vielleicht vielen anderen Menschen auch: Ich nehme die Information nicht nur auf, ich kommentiere sie auch in Gedanken, stelle mir Fragen dazu (oder würde jemanden gerne zu etwas befragen) oder ich denke an Ereignisse, die mit der Nachricht – mehr oder weniger offensichtlich – zusammenhängen. All dies ist eine Art Automatismus vermutlich ein antrainierter, erlernter Automatismus, etwas, was ich nicht bewusst entscheide zu tun.

Es gibt Meldungen, Themen, auch Bilder, die mich stärker ansprechen als andere, solche, die mich im Innersten berühren und bei denen es mir schwerfällt, überhaupt angemessene Worte zu finden. Und es gibt andere, die das nicht tun, die ich eher analysierend betrachte oder auch sarkastisch kommentiere – oder zu denen ich schlicht mehr Informationen haben möchte.

Diese Aufzeichnungen sind also in gewisser Weise ein Einblick in meinen Denkprozess.

Während der Denkprozess automatisch abläuft, ist das Aufschreiben dieses Prozesses – oder vielmehr eines Ausschnitts daraus – keineswegs ein Automatismus. Und so war ich selbst erstaunt (auch als jemand, der viel schreibt), wie schwierig es war, tatsächlich jeden Tag etwas zu notieren. Nicht etwa, weil es nichts zu notieren gäbe, sondern aus dem gegenteiligen Grund: Es wird schnell viel, was ich denke, was ich dementsprechend aufschreiben wollen würde, weil Themen miteinander verwoben sind, sich aus dem einen schnell zehn andere Gedanken entwickeln und so weiter.

Diese Aufzeichnungen zeichnen also eigentlich nur eine Auswahl aus einer höchst subjektiven Wahrnehmung des Jahres 2016. Außer Tippfehlern habe ich nachträglich nichts korrigiert und am Text geändert, mit Ausnahme von wenigen Sätzen, die ich in der Rückschau noch zum „Burkini-Verbot“ in den Eintrag vom 14. August 2016 eingefügt habe.

Dass ich dieses Thema (und wann es ein Thema gewesen ist) zwischenzeitlich übrigens wieder völlig vergessen hatte, ist interessant. Abgesehen von einer Pandemie, die vieles, auch in der Wahrnehmung und in den Gedächtnissen verändert hat, scheint es im Hinblick auf Nachrichten heutzutage ein Rauschen von Meldungen zu geben, und vielleicht ist das Rauschen auch schon wichtiger als Meldungen an sich, sogar als viele einzelne Meldungen. In jedem Fall wird vieles überlagert, was, so finde ich, nicht überlagert werden dürfte.

Dezember 2022

Inhaltsverzeichnis

Januar

Februar

August

Oktober

November

Dezember

Januar

07. Januar 2016

Domplatte. Flüchtlinge. Wie sieht jemand aus, der arabisch aussieht? Wie sieht ein europäisch aussehendes Gesicht aus, wie ein amerikanisch aussehendes Ohr?

09. Januar 2016

Was sagen, was schreiben, wenn nichts Neues zu lesen ist? Wenn die Nachrichtenagenturen so tun, als würde sich alles nur wiederholen, als gäbe es nur zwei oder drei Nachrichten und daneben nichts?

Domplatte, Silvester. Noch immer. In den deutschen Medien, in den deutschsprachigen Medien, in der New York Times. Auf der Titelseite sogar.

Eine Schauspielerin ist gestorben, bereits am 2. Januar, hieß es gestern Abend in den Nachrichten, und dass über die Todesursache nichts bekannt sei. Andere schrieben „noch nichts“. Sie war 54 Jahre alt, wenn och mich recht erinnere, ihm Vorname ist Maja und der Nachname beginnt gleichfalls mit einem M. Manarow oder so, glaube ich, muss es aber gleich noch mal nachschlagen. Ihr Gesicht war mir bekannt.

Es würde mich überraschen, wenn sie sich nicht umgebracht hätte.

Ich habe rasch nachgeschlagen: Maranow.

Am späten Abend bin ich überrascht: Es sei Krebs gewesen, ist zu lesen.

10. Januar 2016

Wintersport in der ARD. Halt, es ist ja nicht mehr die ARD, sondern „Das Erste“. Das Erste kam nach dem Zweiten, wenn ich mich recht erinnere, und im Gegensatz zu ZDF, das den Namen nach wie vor als Hauptnamen führt, hat die ARD sich komplett umbenannt. Gut, richtigerweise muss es wohl heißen, dass der Fernsehkanal, den man deutschlandweit empfangen kann und der früher ARD hieß, nun das Erste ist, wohingegen anscheinend der Überbau über alle Sendeanstalten, insbesondere auch die Dritten, die ARD ist.

Dennoch frage ich mich, warum man nun nach Jahrzehnten, in denen die Menschen mit den Bezeichnungen ARD, ZDF und WDR (wahlweise: SWR, BR, HR usw.) gut zurechtkamen, die schlichte Zählweise zum Namen macht: eins, zwei, drei.

Ist das jetzt eine Vereinheitlichung, eine Vereinfachung oder eine Trivialisierung?

Die BILD kündigt später am Tag online in großen Lettern eine Analyse von Experten an, Thema: „[W]ie viel Terror uns 2016 droht“. Um die sicher ebenso scharfsinnige wie auch valide Analyse lesen zu können, muss man allerdings zahlen – BILD nennt das seit geraumer Zeit „BILD plus“. Interessant ist die Frage, ob die „ursprüngliche“ BILD, wenn man sie nun von der Warte der „BILD plus“ aus betrachtet, nicht „BILD minus“ heißen müsste. Selbst wenn man zahlen und lesen würde, würde mit Sicherheit eines völlig unklar bleiben, nämlich wer „uns“ sein soll.

Was man heute noch bei „BILD plus“ lesen kann, ist ein „Geständnis“ von Howard Carpendale: „Ich dachte an Selbstmord“ lautet die Überschrift des ... sagen wir „Artikels“. Unklar ist, ob man nur dafür bezahlt, um zu erfahren, dass Howard Carpendale zeitlebens einen Gehörschutz trug, während seine ... sagen wir „Musik“ lief, den er nur einmal ablegte, um unmittelbar darauf den titelgebenden Gedanken zu denken.

11. Januar 2016

David Bowie ist tot. Mehr kann es heute nicht zu sagen geben.

12. Januar 2016

Rache für unsere Frauen. So ein angebliches Zitat, das als Überschrift für einen Artikel – genauer gesagt den ganz obenstehenden Artikel – bei tagesschau.de dient. Wessen Frauen? Nach Durchsicht des Artikels ist das (natürlich) weiterhin unklar, ebenso unklar bleibt allerdings, woher genau das vermeintliche Zitat stammt – von facebook-Gruppen ist dort die Rede, ein paar Posts gibt es als Screenshots zu sehen (wobei auffällt, dass das ebenfalls zitierte „Seit letzter Nacht wird zurückgeschlagen“ satirisch verwendet wurde – was aus dem Artikel der Tagesschau aber keineswegs hervorgeht) und so bleibt die Frage offen, in welchem Kontext das titelgebende Zitat geäußert wurde, wenn es denn überhaupt geäußert wurde.

13. Januar 2016

Die wichtigste Frage des Tages scheint zu sein, wie viele der Todesopfer des gestrigen Anschlags in Istanbul denn nun Deutsche waren. Erst acht, dann waren es laut BLÖD vorhin alle, jetzt sind es laut Spiegel neun von elf. Klingt ein wenig wie Lottozahlen.