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Über das Zurückgelassen- und Verlassenwerden. Über Menschen einer Generation, die darauf konditioniert wurden, berühmt und wichtig werden zu wollen. Die es aber wie 99 Prozent aller Menschen nicht werden und ein stinknormales Leben führen. Seine Beziehung zu Laura ist prekär geworden, sie steht kurz vor dem Zerbrechen. Sie hat ihn zurückgelassen. Nicht verlassen, das wäre zu einfach. Laura geht nur für 23 Tage nach London. In die Stadt ihres Lebens vor ihm. In die Stadt ihrer Liebe vor ihm. 23 Tage erzählt von Sehnsucht und Suche nach Zerstreuung. Von 23 Tagen voller Hoffnung, Zweifel und falschen Gewissheiten. Vom ständigen Gefühl, zu klein für das eigentliche Leben zu sein. Nicht stark und erfolgreich zu sein, sondern unterlebensgroß: unfähig, es im Leben zu etwas "Wesentlichem" zu bringen. Unterlebensgroß wie der Erzähler in Martin Mandlers Debütroman sind viele Menschen seiner Generation, die in das Bewusstsein hineinerzogen worden sind, Großes und Außergewöhnliches leisten zu können. Denen alles möglich erscheint, die aber an genau dieser Anforderung scheitern. Und die irgendwann merken, dass der große Karrierezug nicht stehen geblieben ist. Dass die Berühmtheiten der eigenen Generation schon denen der nächsten weichen. Dass sie verschwinden werden, wie schon so viele vor ihnen, von denen niemand auch nur mehr weiß, dass sie einmal dagewesen sind.
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Seitenzahl: 170
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°luftschacht
Martin Mandler
Roman
© Luftschacht Verlag – Wien 2011Alle Rechte vorbehalten
www.luftschacht.com
Umschlaggrafik: Jürgen LaggerSatz: Florian AnratherDruck und Herstellung: CPI Moravia
Die Wahl der angewendeten Rechtschreibungobliegt dem/der jeweiligen AutorIn
ISBN: 978-3-902844002
Wir merken alle, wie klein wir sind.
Für Marie
Ich erinnere mich.
Ich erinnere mich an Laura. An Laura und mich.
Ich erinnere mich an Laura und mich auf einem halb verlassenen Bahnsteig im spätsommerlichen Bregenz. An die warme Luft auf unserer Haut. An den Geruch des Sees, der sich mit dem unaufdringlichen Gestank des kleinen Bahnhofs vermischte.
Ich erinnere mich an Lauras nasse Haare, an den Duft ihrer feuchten, nachlässig zu einem Zopf zusammengebundenen blonden Haare. An die kühle Haut ihrer Schultern. An Lauras weiche Haut, die ich berührte. Die ich bei unserem Abschied sanft berührte.
Ich erinnere mich an die lose in der Luft hängenden Instrumente des Bregenzer Festspielorchesters, das gerade damit begann, sich warm zu spielen. An die festlich gekleideten Menschen, die uns auf ihrem Weg zur Seebühne erwartungsvoll entgegenkamen. Die uns mit ihrer Ausgelassenheit ansteckten und uns noch fröhlicher machten.
Ich erinnere mich, dass wir damals viel zu lange, dass wir beinahe bis zur Dämmerung am See geblieben sind. Dass wir eigentlich noch Essen hatten gehen wollen, bevor ich wieder nach Wien musste, in mein damaliges Zuhause. Bevor Laura weiterfahren wollte, sich in ihrem weißen, heruntergekommenen und schon eine halbe Million Kilometer gelaufenen VW-Bus auf den Weg zu ihrem Vater machen wollte. Ich erinnere mich, dass uns der See damals wichtiger war. Wichtiger als unser Hunger. Weil das still vor uns daliegende Wasser uns mehr versprach. Nein, es war nicht der See. Wir waren es, die uns mehr voneinander versprachen. Wir nahmen uns wichtiger als all diese über unserem Glück so uninteressant gewordenen Dinge und Menschen, die sonst noch auf uns zu warten versprachen.
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