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Es gibt viele Theorien und Meinungen, die manche Läufer verinnerlicht haben, die nicht unbedingt zielführend sind, aber auch nicht aus den Köpfen zu bringen sind. Mythen, an denen vielleicht ein Funke an Wahrheit ist, aber missverstanden, falsch interpretiert oder in der Praxis falsch angewandt werden! Es ist nicht immer leicht, ein klares "ja, das stimmt" oder "nein, das ist ein Blödsinn" zu behaupten. Es ist meist ein "es kommt darauf an". Und genau dieses "es kommt darauf an" wird in diesem Buch mit einzelnen Beispielen im Detail erklärt. Die Runtasia Mythbusters waren auf der Jagd nach Laufmythen und zerstören sie.
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Seitenzahl: 94
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Mythbusters auf der Suche nach Laufmythen
Mythos 1: Laufen ist schlecht für die Knie
Mythos 2: Zum Laufen muss man geboren sein
Mythos 3: Dehnen gehört zum Aufwärmen
Mythos 4: Wer schwitzt ist schlecht trainiert
Mythos 5: Mit Laufen nimmt man leicht ab
Mythos 6: Laufschuhe halten 1000km
Mythos 7: In der Woche vor dem Wettkampf sollst du ruhen
Mythos 8: Fersenlauf ist schlecht
Mythos 9: Läufer brauchen Nahrungsergänzungen
Mythos 10: Läufer brauchen eine Pulsuhr
Mythos 11: Barfußlaufen verringert das Verletzungsrisiko
Mythos 12: Trainingspläne bringen mich ans Ziel
Mythos 13: Erst ab 20 Minuten beginnt die Fettverbrennung
Mythos 14: Frauen müssen anders trainieren als Männer
Mythos 15: Der Fettverbrennungspuls ist bei 120 Schlägen
Mythos 16: Laufen auf Asphalt ist schlecht
Mythos 17: Beim Laufen musst du durch die Nase atmen
Mythos 18: Magnesium hilft gegen Krämpfe
Mythos 19: Mit einer Videoanalyse findest du den richtigen Laufschuh
Mythos 20: Läufer sollen einen Laktattest machen
Mythos 21: Läufer brauchen Sportgetränke
Mythos 22: Dehnen hilft gegen Muskelkater
Mythos 23: Vor dem Wettkampf heißt es „Carboloading“
Mythos 24: Laufschuhe müssen gut gedämpft sein
Mythos 25: Läufer laufen Marathon
Mythos 26: Hobbyläufer brauchen nicht schnell laufen
Mythos 27: Viel Trinken ist fürs Laufen wichtig
Mythos 28: Läufer brauchen kein Krafttraining
Mythos 29: No pain, no gain!
Mythos 30: Laufschuhe immer am Nachmittag kaufen
Es gibt viele Theorien und Meinungen, die manche Läufer verinnerlicht haben, die nicht unbedingt zielführend sind, aber auch nicht aus den Köpfen zu bringen sind. Mythen, an denen vielleicht ein Funke an Wahrheit ist, aber missverstanden, falsch interpretiert oder in der Praxis falsch verstanden werden!
In meiner Arbeit als Lauftrainer muss ich mich immer wieder mit kuriosen Meinungen zum Laufen auseinandersetzen. Dieses Buch soll aber keine Aufzählung meiner schrägsten Bekanntschaften auflisten, sondern eine Erklärung alltäglicher Problemstellungen, mit denen ein Läufer konfrontiert wird, näher beschreiben. Denn die Welt da draußen ist nicht immer schwarz oder weiß, sondern alles verschwimmt ineinander. Und was in der einen Situation kohlschwarz ist, kann in einer anderen vielleicht Grautöne haben. Und genau auf diese Nuancen möchte ich mich konzentrieren.
Es gibt mit Sicherheit noch viele weitere Mythen und Irrglauben. Diese Auflistung ist keineswegs vollständig. Ich konzentrierte mich dabei auf die gängigsten Themen, die das Laufen unmittelbar betreffen. Jedes Unterkapitel behandelt ein laufspezifisches Thema, in dem ich hoffentlich alle Zweifel und Irrglauben beseitigen, oder aber auch bestätigen kann. Denn es ist nicht immer leicht, ein klares „ja, das stimmt“ oder „nein, das ist ein Blödsinn“ zu behaupten, es ist meist ein „nun, es kommt darauf an“! Und genau dieses „es kommt darauf an“ möchte ich mit einzelnen Beispielen im Detail erklären und jedes Thema mit meiner Persönlichen Meinung für die Anwendung in der Praxis abschließen.
Jedes Kapitel ist deshalb nach einem Muster aufgebaut:
der wahre Kern
wieso diese Wahrheit nicht unbedingt stimmt
worauf es im Detail ankommt
meine Meinung für die Anwendung
Ein Paradebeispiel für Missverständnisse ist der Muskelkater. Seit mehreren Jahrzehnten ist gesichert, dass es sich dabei um Mikrotraumen in der Muskulatur handelt. Also um kleine Einrisse in den Muskelfasern, was zu einer Entzündung führt und etwa einen Tag nach der Belastung als unangenehmer Schmerz zu spüren ist.
Ich mache mir in meinen Seminaren immer den Spaß und frage die Teilnehmer, wodurch der Muskelkater wohl verursacht werde. Und prompt sind immer einige Läufer dabei, die meinen, dass die Milchsäure dafür verantwortlich sei. Das ist das Wissen der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts. Und bis heute ist diese Meinung bei manchen noch immer in den Köpfen. Dabei handelt es sich nicht um ältere Personen, die sich seit damals damit nicht mehr beschäftigt haben, sondern genauso um junge LäuferInnen, die es noch immer so erklärt bekamen – im Schulunterricht oder aus anderen aktuellen Medien! Manchmal werden Informationen, Wissen und Meinungen über Generationen falsch übermittelt bzw. werden die Hintergründe nicht verstanden, weil sie eben zu komplex sind. Da bleibt man doch beim einfachen Wissen – so falsch kann es doch nicht gewesen sein.
Also! An welche Mythen und welchen Irrglauben glaubst du? An keine? Bist du dir sicher, dass du in jeder Situation in deinem (Lauf)Training das Beste herausholst? Verfolgst du spezielle Trainings- oder Ernährungsrituale, die du einfach so machst, weil „man das so macht“? Kennst du selbst Mythen, an die du bisher geglaubt hast, aber eines Besseren belehrt wurdest? Wer weiß, welche Irrglauben in Zukunft noch aufgedeckt werden. Denn auch das heutige Wissen muss nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluss sein.
Barfußlaufen verringert das Verletzungsrisiko
viel Trinken ist fürs Laufen wichtig
Dämpfung ist das Wichtigste beim Laufschuh
Laufen auf Asphalt ist schlecht
Training mit hohem Puls ist schlecht
in der Woche vor dem Wettkampf sollst du ruhen
Laufschuhe immer am Nachmittag kaufen
Laufen ist generell schlecht für die Knie
mit Laufen nimmt man leicht ab
Frauen müssen anders trainieren als Männer
Freue dich also schon auf die nächsten 30 Berichte, in denen ich mit jedem bekannten Laufmythos abrechne. In jedem Bericht erfährst du das „es kommt darauf an“, das dir hoffentlich auch in deinem zukünftigen Training weiterhilft. Damit du in jeder Situation die richtige Entscheidung treffen kannst und mehr aus deiner eingesetzten Zeit und Energie rausholst.
Das erste Killerargument von Nichtläufern ist meist die negative Auswirkung der hohen Kniebelastung beim Laufen. Da heißt es oft sarkastisch: „In Zukunft werden wir lauter 100jährige haben, die durchs ständige Laufen nicht mehr gehen können, aber auch nicht sterben wollen, weil ihr Herz noch so stark ist“. Ruinieren wir uns mit unserer Lieblingsbeschäftigung tatsächlich die Knie?
Die meisten von uns Läufern hatten schon einmal ein Knieproblem, das direkt durchs Laufen verursacht wurde. Es zwickt da, es sticht dort und nach einer mehr oder weniger langen Pause ist das Problem wieder weg. Und wir beginnen wieder zu laufen, bis es das nächste Mal wo zwickt! In den meisten Fällen handelt es sich dabei um funktionelle Überlastungen an Sehnen oder Muskeln. Denn ein Knorpelproblem spürt man meist erst, wenn der Knorpel nicht mehr vorhanden ist!
Unsere Knorpel werden nämlich nicht gut durchblutet. Die Nährstoffversorgung des Knorpels geschieht über die Gelenksflüssigkeit, die über einen Pumpmechanismus in den Knorpel transportiert werden. Ähnlich wie ein Schwamm saugt der Knorpel die Flüssigkeit auf, wenn er zuvor gequetscht wird. Und beim Laufen passiert genau das: beim Aufprall wird der Knorpel zusammengedrückt und wenn wir uns abstoßen, dehnt sich der Knorpel und wird mit Gelenksflüssigkeit versorgt.
Werden die Knorpel nun übermäßig stark belastet, dann kann sich der Knorpel nicht mehr auf natürlichem Wege regenerieren und wird dünner. Dasselbe passiert aber auch, wenn der Knorpel zu wenig belastet wird. Denn dann fehlt langfristig diese Pumpwirkung und der Knorpel wird wiederum nicht versorgt.
Unsere Gelenke werden also überfordert, wenn die Belastung zu groß wird und/oder wenn wir uns zu wenig Zeit zur Regeneration geben. Ist sie jedoch „nur“ fordernd und der Körper bekommt etwas Zeit sich davon zu erholen, dann werden die Gelenke langfristig sogar belastbarer! Sehr belastbar sogar!
In Wirklichkeit haben Läufer zwar immer wieder Knie- bzw. Gelenksprobleme, die jedoch meistens durch eine kurz- bis mittelfristige Überforderung verursacht werden. Solche Überlastungen werden vom Körper meist ohne bleibende Schäden verdaut, auch wenn sie in der akuten Phase sehr schmerzhaft sein können.
Viel schlimmer hingegen sind chronische Fehl- aber auch Mangelbelastungen! Wer ein Leben lang unnötiges Übergewicht tragen oder ständig schwere Lasten heben muss, dessen Gelenke werden deutlich mehr belastet als beim moderaten Laufen. Und paradoxerweise haben die absoluten Sportmuffel ein noch höheres Risiko an einer Arthrose zu leiden, da die Knorpel einer zu geringen Belastung ausgesetzt sind.
Studien haben nämlich gezeigt, dass Marathonläufer nicht unbedingt ein höheres Risiko für Gelenkabnützungen haben als andere Sportler. Im Gegenteil, wer die Gelenke nicht entsprechend belastet leidet häufiger an Arthrosen!
Wer hingegen einen systematischen Trainingsaufbau verfolgt, mit den richtigen Laufschuhen läuft und sich vor allem einen ökonomischen, gelenkschonenden Laufstil aneignet, der belastet seine Gelenke beim Laufen minimal und kann ohne schlechtes Gewissen seine Runden ziehen. Ein Leben lang!
Und ganz nebenbei sind Läufer meist auch tendenziell schlanker. Die Belastung auf die Gelenke ist zwar beim Laufen etwas höher, aber der Hauptteil der Zeit, in der wir stehen, gehen, und unser Körpergewicht tragen müssen, ist deutlich länger! Die Gesamtbelastung auf die Gelenke ist bei Läufern deutlich geringer!
Zu viel ist zu viel! Jedem Läufer muss bewusst sein, dass übermäßiges Laufen langfristig Probleme verursachen kann. Wie schon erwähnt, spürt man den schleichenden Knorpelabbau leider erst sehr spät, wenn es meist schon zu spät ist. Deshalb sollten wir mit unserer Gesundheit auch laufend gut umgehen. Wenn du angenommen ständig durchs Laufen verletzt bist, dann wirst du höchstwahrscheinlich zu viel machen und der Körper kann sich nicht an dieses Trainingspensum anpassen. Das erste Anzeichen, dass der Körper (auf Dauer) überfordert ist.
Wenn du auf deinen Körper gut hörst – er gibt dir bis zur Arthrose sehr viele Signale – wirst du ein Leben lang laufen können, ohne Gelenksprobleme zu bekommen. Im Gegenteil, du wirst altern und dabei fit und beweglich bleiben! Das wäre übrigens auch das Gegenargument für das oben erwähnte Killerargument der Ungläubigen!
Die richtigen Gene braucht man zum Laufen! Wenn du die falschen Eltern hast, die dir nicht die nötigen Läufergene mitgegeben haben, dann wirst du niemals richtig ins Laufen kommen. So oder so ähnlich hört man es zumindest immer wieder! Stimmt das auch?
Jeder kennt jemanden, der jemanden kennt, der einen Marathon beim ersten Versuch gleich unter drei Stunden gelaufen ist! Und das vielleicht auch noch ohne großartigem Training! Ist das ein Aufschneider oder handelt es sich dabei um wahre Geschichten? Solche Fälle gibt es tatsächlich und man kommt ins Grübeln, ob man nicht doch mit den falschen Genen geboren ist! Manche trainieren relativ wenig und bringen gute Laufleistungen, andere plagen sich ab, verfolgen Trainingspläne, ernähren sich konsequent nach diversen Ernährungsplänen und kommen nie an die Leistung der anderen heran. Weil ihnen das „Talent“ fehlt?
Die genetischen Voraussetzungen können die Laufleistung sehr stark beeinflussen. Manche sprechen sogar von einem Einfluss von bis zu 50%! Wenn jemand von Natur aus mehr Sauerstoff transportieren kann und die nötige „ausdauernde Muskulatur“ hat, der wird von Haus aus auch schneller laufen können. Diese Körper haben ein Talent fürs Laufen, wie andere eben eher ein Talent für Muskelaufbau oder Schnelligkeit haben. Genauso reagieren manche Läufer schneller auf Trainingsreize wie andere. Solche „fast responder“ sind jene Läufer, die mit wenig Trainingsaufwand sehr viel erreichen können.
Gerade in der Talentsuche werden bereits Gentests angewandt, um so früh wie möglich ein Talent für alle möglichen Sportarten herauszufinden. Auch wenn es wissenschaftlich noch nicht wirklich konkrete Nachweise dafür gibt!