365 Geschichten, warum wir Fußball lieben - Christian Albrecht Barschel - E-Book

365 Geschichten, warum wir Fußball lieben E-Book

Christian Albrecht Barschel

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Beschreibung

Fußball ist die mit Abstand beliebteste Sportart in Deutschland. Die ganze Vielfalt und Schönheit des Fußballs wird in diesem Buch abgebildet. Es beinhaltet 365 Geschichten aus der Welt des Fußballs – von Neujahr bis Silvester. Zu jedem Tag im Jahr gibt es für alle Fußballfans eine informative und lesenswerte Geschichte. Im Fokus stehen vor allem historische Momente in der Bundesliga sowie der deutschen Nationalmannschaften. Auch internationale Meilensteine und Kuriositäten der Fußballgeschichte werden thematisiert. • Wie kam es zum Phantomtor von Thomas Helmer? • Was war die Schutzschwalbe von Andreas Möller? • Welcher Spieler absolvierte gleich zwei Spiele an einem Tag? • Warum verbot der DFB Kondomwerbung in der Bundesliga? • Welche skurrile Prämie erhielten die Frauen für ihren ersten Europameistertitel? In diesem Buch erfahren Sie es. Erleben Sie 365 besondere Fußballmomente - vom ersten Club bis 2023.

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Seitenzahl: 715

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CHRISTIAN ALBRECHT BARSCHEL

Geschichten,

warum wir Fußball lieben

Vom ersten Club bis heute

MEYER & MEYER VERLAG

365 Geschichten, warum wir Fußball lieben

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Details sind im Internet über https://www.dnb.de abrufbar.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie das Recht der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form – durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren – ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, gespeichert, vervielfältigt oder verbreitet werden.

© 2024 by Meyer & Meyer Verlag, Aachen

Auckland, Beirut, Dubai, Hägendorf, Hongkong, Indianapolis, Kairo, Kapstadt, Manila, Maidenhead, Neu-Delhi, Singapur, Sydney, Teheran, Wien

Member of the World Sport Publishers’ Association (WSPA)

ISBN 9783840338656

E-Mail: [email protected]

www.dersportverlag.de

INHALT

Einleitung

Januar: Geisterspiel und Hallenmasters

Februar: Weltpokalsiegerbesieger und Batman-Jubel

März: Wutrede und Kondomwerbung

April: Schutzschwalbe und Phantomtor

Mai: Tonnentritt und Entenjagd

Juni: Sommermärchen und Hand Gottes

Juli: Wunder von Bern und Wembley-Tor

August: Pokalsensation und Tortanz

September: Hundebiss und Wechselfehler

Oktober: Haarprobe und Handtor

November: Jahrhunderttor und Fehlschuss

Dezember: Torwarttor und Elfmeterschießen

Anhang

Literatur

Bildnachweis

EINLEITUNG

„Ein Leben ohne Fußballspielen kann ich mir gar nicht vorstellen. Ich hoffe, dass man auch im Himmel Fußball spielen kann.“

Dieses Zitat stammt vom Brasilianer Pelé – der Inbegriff für Fußballkunst und einer, wenn nicht der größte Spieler der Geschichte.

Fußball verbindet. Er bringt Menschen zusammen, unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer Herkunft oder Hautfarbe. Die Sprache des Fußballs ist universell. „Die Liebe zum Fußball verbindet uns alle. Egal, wo wir herkommen, wie wir aussehen und wen wir lieben. Fußball ist für alle da. Und der Fußball muss für alle da sein, die sich diskriminiert und ausgeschlossen fühlen, überall auf der Welt“, sagte Manuel Neuer, einer der weltbesten Torhüter.

Die Faszination Fußball mit all seinen schönen, emotionalen, bizarren, kuriosen, aber auch traurigen Momenten möchte ich in meinem Buch „365 Geschichten, warum wir Fußball lieben“ Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, näherbringen. Und das Tag für Tag – von Neujahr bis Silvester! Zu jedem Tag im Jahr gibt es eine informative Geschichte aus der Fußballwelt, sei es aus der Bundesliga, zum DFBPokal, zu Welt- und Europameisterschaften oder zu Ereignissen, die den Fußball dazu gemacht haben, wie er heute ist.

Wie kam es zum Phantomtor von Thomas Helmer? Was war die Schutzschwalbe von Andreas Möller? Welcher Spieler absolvierte gleich zwei Spiele an einem Tag? Warum verbot der Deutsche Fußball-Bund Kondomwerbung in der Bundesliga? Welche skurrile Prämie erhielten die Frauen für ihren ersten Europameistertitel? In diesem Buch erfahren Sie es. Erleben Sie 365 besondere Fußballmomente von 1857 – der Gründung des ersten Clubs – bis heute.

Noch ein kleiner Hinweis: Am Ende des Buches finden Sie Fotos zu einigen der geschilderten Ereignisse. Ein Icon bei der jeweiligen Geschichte zeigt Ihnen an, dass es ein passendes Bild dazu gibt. Ein Klick auf das Icon führt direkt zum Foto. Ein weiterer Klick auf das Datum beim Foto führt wieder zurück zu der entsprechenden Stelle im Buch.

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen. Um es mit den Worten von Billy Shankly, dem ehemaligen Erfolgstrainer des FC Liverpool, zu sagen:

„Einige Leuten halten Fußball für einen Kampf auf Leben und Tod. Ich mag die Einstellung nicht. Ich versichere Ihnen, dass es weit ernster ist.“

Christian Albrecht Barschel

JANUAR: GEISTERSPIEL UND HALLENMASTERS

1. Januar 1981

Das Ende der längsten ungeschlagenen Serie der deutschen Nationalmannschaft

Ein Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft am Neujahrstag: heutzutage nicht vorstellbar, damals Realität. Viermal trat die DFB-Elf zum Jahresstart an. Die Bilanz: ernüchternd. Alle vier Spiele gingen verloren. Besonders bitter war die Partie am Neujahrstag 1981 in Uruguay in Montevideo. Es war der Beginn einer Mini-Weltmeisterschaft, eine „Mundialito“, zu welcher der uruguayische Fußballverband zu Ehren von 50 Jahren Fußball-WM alle sechs damaligen Weltmeister einlud: Uruguay (1930 und 1950), Italien (1934 und 1938), Deutschland (1954 und 1974), Brasilien (1958, 1962 und 1970), England (1966) und Argentinien (1978). Bloß England wies die Einladung zurück und wurde so im Sechser-Turnier mit zwei Gruppen durch den zweimaligen Vizeweltmeister Niederlande ersetzt. Deutschland traf in seinem ersten Spiel auf Argentinien, den amtierenden Weltmeister, und trat mit großem Selbstbewusstsein an. Die letzten 23 Länderspiele zuvor hatte das Team von Jupp Derwall nicht verloren, dabei auch Argentinien besiegt. Derwall übernahm das Amt des Bundestrainers von Helmut Schön nach der Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien, die mit „der Schmach von Cordoba“ gegen Österreich (2:3-Niederlage, siehe Kapitel 21. Juni) endete. Unter Derwall gewann Deutschland 1980 den Europameistertitel. Die Bilanz in den ersten 23 Spielen: 18 Siege, fünf Unentschieden, 56:18-Tore. Manfred Kaltz vom Hamburger SV kam dabei in allen 23 Spielen zum Einsatz. „Es hat damals einfach alles gepasst. Wir hatten zwar keine Blockbildung wie frühere erfolgreiche Nationalmannschaften, aber auch keine Cliquenbildung. Wir sind gerne zur Nationalmannschaft gefahren“, sagte Karlheinz Förster über die längste ungeschlagene Serie der DFB-Elf. Die Serie ging jäh zu Ende, auch weil die Vorbereitungen kaum schwerer hätten sein können. Vom tiefen Winter in Deutschland ging es erst vier Tage vor Spielbeginn in den Hochsommer in Uruguay – 40 Grad Temperaturunterschied. Dennoch rief die DFB-Elf ihr Potenzial ab. Horst Hrubesch köpfte Deutschland in der 40. Minute in Führung. Alles sah nach der Fortführung der ungeschlagenen Serie aus, auch weil Diego Armando Maradona, der auf dem Weg zum Superstar war, kaum Akzente bei den Argentiniern setzen konnte. In der 84. Minute unterlief dann ausgerechnet Kaltz, der bei allen 23 ungeschlagenen Spielen dabei war, ein unglückliches Eigentor. In der 88. Minute gelang Ramón Díaz dann noch der 2:1-Siegtreffer für Argentinien. Es war das bittere Ende einer herausragenden Serie. „So ein Spiel kann man doch nicht mehr verlieren, oder?“, meinte Trainer Derwall anschließend und gab sich ratlos. Sechs Tage später ging auch das zweite Spiel bei der Mini-WM mit 1:4 gegen Brasilien nach einer 1:0-Führung verloren. „Diese Mini-WM war unnötig wie ein Kropf. Ich weiß noch, dass darauf keiner wirklich Lust hatte. Wir Spieler haben nur mit dem Kopf geschüttelt über diese Veranstaltung, und es war uns klar, dass es hier passieren könnte“, sagte Förster rückblickend über das Ende der Serie. Bis heute hält der Rekord mit 23 Spielen ohne Niederlage. In den Jahren 1998 (22 Spiele ohne Niederlage unter Berti Vogts) und 2018 (22 Spiele ohne Niederlage unter Joachim Löw) stand der Rekord kurz vor der Einstellung.

2. Januar 1971

Die Katastrophe im Ibrox Park

Das Stadtduell zwischen den Glasgow Rangers und Celtic Glasgow gehört zu den emotionalsten Derbys im Fußball. Die Rivalität zwischen den beiden schottischen Clubs wird als „Old Firm“ bezeichnet. Besondere Brisanz hatte dieses Duell im vergangenen Jahrhundert vor allem wegen der religiösen Thematik. Die Rangers waren damals der Club der Protestanten, Celtic gehörte zu den Katholiken. Inzwischen spielt die Religion in Schottland keine große Rolle mehr, die sportliche Brisanz ist jedoch geblieben. Das Derby am 2. Januar 1971 ging als dunkelstes Kapitel in die „Old Firm“-Geschichte ein. Im Ibrox Park, dem Stadion der Glasgow Rangers, brach kurz vor Schlusspfiff eine Massenpanik aus. In der 89. Minute ging Celtic Glasgow in Führung. Daraufhin wollten zahlreiche Fans der Rangers das Stadion verlassen. Was dann passierte, darüber gibt es verschiedene Darstellungen. Man kann nur darüber spekulieren, was genau geschehen ist. Was sicher ist: Kurz nach dem 0:1 gelang den Rangers noch der Ausgleich, es kam danach zur Massenpanik im Stadion mit 100.000 Zuschauern – dabei fasste der Ibrox Park nur 80.000 Zuschauer. 66 Menschen verloren ihr Leben, mehr als 200 wurden verletzt. „Irgendjemand fiel, ein anderer fiel auf ihn, und so setzte es sich fort. Es war, als ob ein Kartenhaus zusammengefallen wäre“, sagte ein Polizist über die Massenpanik. Nach der Katastrophe wird zügig beschlossen, den Ibrox Park, der inzwischen Ibrox Stadium heißt, umzubauen, sodass solch eine Katastrophe nie wieder passieren kann. 1981 eröffnete das neue Stadion, nur mit Sitzplätzen. Die Zuschauerkapazität wurde auf 50.817 verringert.

3. Januar 2023

Die Vorstellung von Cristiano Ronaldo in Saudi-Arabien

Dieser spektakuläre Transfer erhitzte die Gemüter. Der vereinslose Cristiano Ronaldo folgte dem Ruf des Geldes und wechselte nach Saudi-Arabien in eine völlig unbedeutende Liga. Mit großem Tamtam samt Feuerwerk und Lasershow wurde der fünfmalige Weltfußballer des Jahres beim Club al-Nassr FC vorgestellt. Sein Gehalt: schwindelerregend. Pro Saison sollte der Portugiese 200 Millionen US-Dollar verdienen. „Ich stelle mir vor, dass ich meine Karriere auf Topniveau beende. In Würde bei einem großen Club. Das bedeutet nicht, dass es nicht gut ist, in die USA, nach Katar oder Dubai zu gehen, aber ich sehe mich dort nicht“, sagte Ronaldo im Jahr 2015. Es kam anders. Ronaldo zerstörte ein wenig sein sportliches Denkmal, als er bei Manchester United zum Rundumschlag gegen Verein und Trainer ausholte. Im Jahr 2022 ließen die Leistungen des 37-Jährigen immer mehr nach, sodass er sich häufig auf der Bank wiederfand. Zu viel für sein großes Ego. In einem TV-Interview giftete Ronaldo gegen Trainer Erik ten Hag. „Ich habe keinen Respekt vor ihm, weil er keinen Respekt vor mir hat. Wenn du keinen Respekt vor mir hast, werde ich nie Respekt vor dir haben“, sagte er und teilte auch gegen den Verein aus, in dem er zwischen 2003 und 2009 zum Weltstar aufgestiegen war. „Ich fühle mich verraten, und ich habe das Gefühl, dass einige Leute mich hier nicht haben wollen, nicht nur dieses Jahr, sondern auch letztes Jahr“, polterte Ronaldo. Eine Woche nach dem Interview einigten sich Ronaldo und Manchester United auf eine sofortige Vertragsauflösung. Kurz vor dem Jahreswechsel 2022/2023 gab Ronaldo bekannt, dass er nach Saudi-Arabien wechseln werde. Bei seiner Vorstellung beim al-Nassr FC unterlief ihm dann ein peinlicher Versprecher, als er das falsche Land nannte. „Es ist nicht das Ende meiner Karriere, nach Südafrika zu kommen“, sagte Ronaldo auf der Pressekonferenz. „Die Liga ist sehr konkurrenzfähig. Ich weiß, dass die Leute das nicht wissen. Diejenigen, die mich dafür kritisieren, hierher zu kommen, wissen es nicht, sie verstehen Fußball nicht. Ihre Kritik ist mir auch egal, es ist meine Entscheidung“ – mit diesen Worten rechtfertigte er seine Entscheidung, in einem unbedeutenden Fußballland wie Saudi-Arabien seine Karriere zu beenden.

4. Januar 1990

Der Geburtstag von Toni Kroos

Wenn es um die besten deutschen Fußballer der Geschichte geht, dann fallen meist die Namen Franz Beckenbauer, Lothar Matthäus, Uwe Seeler oder Gerd Müller. Toni Kroos wird in dieser Kategorie häufig übersehen. Dabei hat der gebürtige Rostocker Fußballgeschichte geschrieben. Kein deutscher Spieler gewann so häufig die Champions League wie Kroos: einmal mit dem FC Bayern München (2013) und viermal mit Real Madrid (2016, 2017, 2018 und 2022). Im Trikot des FC Bayern München reifte Kroos zum Weltklassespieler. 2013 gewann er mit den Bayern das Triple – Deutscher Meister, DFB-Pokalsieger, Champions-League-Sieger. Anschließend wechselte er zu den Königlichen, zu Real Madrid. In Spanien avancierte Kroos zum Weltstar. Neben vier Titeln in der Champions League gewann er dreimal die spanische Meisterschaft mit Real Madrid. Auch in der deutschen Nationalmannschaft spielte Kroos eine führende Rolle als langjähriger Stammspieler, vor allem beim Gewinn der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Beim historischen 7:1-Halbfinalsieg gegen Brasilien bei der WM 2014 erzielte Kroos zwei Tore innerhalb von 69 Sekunden. Nach 106 Spielen im DFB-Dress beendete Kroos nach der Europameisterschaft 2021 seine Karriere als Nationalspieler, kehrte aber im März 2024 ins DFB-Team zurück. Kroos brillierte im Mittelfeld vor allem mit seiner Ballannahme und seinen Pässen, mit denen er seine Mitspieler in Szene setzte. „Bei allem Talent ist eine Sache aber ganz entscheidend: Man muss bereit sein, fleißig zu sein. Ich weiß noch, wie es mir irgendwann aus den Ohren rauskam, immer wieder die Ballannahme und Ballmitnahme zu üben. Das waren ja ein paar Zehntausend Wiederholungen. Aber diese Sonderschichten helfen mir bis heute, in diesem schnellen Fußball zu bestehen, weil mir die perfekte Ballannahme diese Extra-Zehntelsekunde Zeit vor meinem Gegner verschafft“, sagte Kroos im Interview mit dem Spiegel über seine Ballbehandlung.

5. Januar 2014

Der Tod von Eusébio

Bevor Cristiano Ronaldo die Fußballbühne betrat, war er jahrzehntelang die größte Legende aus Portugal: Eusébio da Silva Ferreira, einfach Eusébio genannt. Aufgewachsen in der portugiesischen Kolonie Mosambik, ging er mit 18 Jahren nach Lissabon. Dort prägte er die Vereinsgeschichte von Benfica Lissabon, gewann elfmal die portugiesische Meisterschaft sowie einmal den Europapokal der Landesmeister. In 365 Pflichtspielen für Benfica Lissabon gelangen ihm 373 Tore. Ein Wechsel ins Ausland blieb Eusébio verwehrt, da Portugals Diktator António de Oliveira Salazar dies verhinderte. „Wenn ich zu Inter Mailand hätte wechseln dürfen, hätte ich mir den größten Platz von Lissabon kaufen können“, sagte er. Durch sein Auftreten bei der Weltmeisterschaft 1966 in England avancierte er zum Weltstar und verdiente sich den Spitznamen „Schwarzer Panther“. „Der Spitzname ‚Schwarzer Panther‘ kam von den englischen Journalisten, und er setzte sich fest. Sie sagten es, weil ich schnell war und diese katzenartige Agilität besaß“, sagte Eusébio über seinen Spitznamen. Mit neun Treffern ballerte er sich zum Torschützenkönig und führte Portugal zum WM-Dritten – bis heute das beste Ergebnis von Portugal bei einer Weltmeisterschaft. „Eusébios Tore, das sind Explosionen, Hammerschläge. Wenn er einen Alleingang vollzieht, tänzelt er nicht wie Pelé. Bei Eusébio ist es, als zöge er einen Feuerstreif über das Spielfeld, vor dem all seine Gegner schreckensbleich zurückweichen“, schrieb der deutsche Sportjournalist Karl-Heinz Huba über Eusébio. Sein Tod im Alter von 71 Jahren nach einem Herzinfarkt führte zu einer Staatstrauer in Portugal. „Er war eine nationale Ikone. Er wird für immer in unseren Herzen sein“, sagte Cristiano Ronaldo über Eusébio.

6. Januar 1954

Der Geburtstag von Manfred Kaltz

Er ist der stille Star des deutschen Fußballs. Manfred Kaltz hat in seiner Karriere fast alles gewonnen, wovon ein Fußballer träumt. Kaltz prägte zwischen 1971 und 1989 eine Ära mit dem Hamburger SV. Bei allen Titeln des HSV seit Gründung der Bundesliga war Kaltz beteiligt: drei deutsche Meisterschaften, zweimal DFB-Pokalsieger, Gewinn des Europapokals der Pokalsieger und als Krönung noch den Europapokal der Landesmeister. Kaltz bildete mit Horst Hrubesch sowohl beim HSV als auch in der deutschen Nationalmannschaft ein kongeniales Duo. „Manni Flanke, ich Kopf – Tor!“, so beschrieb Hrubesch die Erfolgsformel zwischen den beiden. Für Kaltz‘ gefürchtete krumme Flanken wurde der Begriff Bananenflanken erschaffen. „Das ist ein großer Wiedererkennungswert. Dann weiß jeder, um wen es geht“, sagte Kaltz über sein Markenzeichen, das ihn auch weit über seine Karriere hinaus begleitete. Kaltz ist wohl der beste deutsche Rechtsverteidiger neben Philipp Lahm. Im Dress der Nationalmannschaft gewann er 1980 den Europameistertitel, 1982 wurde er Vizeweltmeister. Dass Kaltz trotz seiner vielen Erfolge im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Spielern nicht allzu sehr im kollektiven Gedächtnis geblieben ist, lag auch daran, dass er wenig von sich preisgab und auf Fragen häufig nur einsilbig antwortete. So verdiente er sich den Spitznamen „der Schweiger“, in der Nationalmannschaft wurde er scherzhaft „Schwätzer“ genannt. „Ich werde fürs Fußballspielen bezahlt. Und nicht fürs Reden“, sagte er über seine Wortkargheit. Zwei Rekorde hält Kaltz bis heute. Den für die meisten verwandelten Elfmeter in der Bundesliga: 53-mal traf er vom Punkt. Und den Rekord für die meisten Eigentore gemeinsam mit Nikolče Noveski. Sechsmal traf er ins eigene Netz. Beinahe hätte es noch für einen weiteren Rekord gereicht. Kaltz absolvierte 581 Bundesligaspiele und liegt damit in der ewigen Bestenliste auf Platz zwei hinter Charly Körbel (602 Spiele). Den Rekord hätte er sich wohl geschnappt, wenn er nicht im Jahr 1989 vom HSV ins Ausland nach Frankreich gewechselt wäre. Was die Bedeutung von Kaltz unterstrich: In der ersten Saison ohne ihn stürzte der HSV in der Bundesliga ab. Nach einer unbefriedigenden Saison in Frankreich kehrte Kaltz nach Hamburg zurück und beendete ohne großes Aufsehen seine Karriere. Der erfolgreichste Spieler der HSVGeschichte bekam nicht mal ein Abschiedsspiel. „Vielleicht bekomme ich ja zum 75. Geburtstag ein Abschiedsspiel geschenkt, das wünsche ich mir“, sagte Kaltz mit seinem gewohnt trockenen Humor dem Hamburger Abendblatt.

7. Januar 1967

11:0! Das erste zweistellige Ergebnis der Bundesliga

Schützenfeste in der Bundesliga sind heute eher die Ausnahme. Dass eine Mannschaft mit mehr als fünf Toren Unterschied gewinnt, kommt eher selten vor. Zu groß ist mittlerweile die Leistungsdichte. In den ersten 25 Jahren der Bundesligageschichte gab es noch etwas öfter die großen Kantersiege, bei der eine Mannschaft den Gegner schwindelig spielte und buchstäblich vom Platz schoss. Sechsmal kam es vor, dass in einer Bundesligapartie eine Mannschaft zehn Tore oder mehr schoss. Für vier dieser Siege war Borussia Mönchengladbach verantwortlich. Zu Beginn des Jahres 1967 sorgte Mönchengladbach für das erste zweistellige Ergebnis in der Bundesliga. Am Bökelberg überrollten die Mönchengladbacher den FC Schalke 04 und siegten mit 11:0! Unter ihrem Trainer Hennes Weisweiler (1964 bis 1975) spielte man einen begeisterten offensiven Hurra-Fußball. An jenem Tag klappte bei Mönchengladbach alles, während sich Schalke in sein Schicksal ergab. Herbert Laumen steuerte drei Tore bei. Im Gespräch mit dem Magazin 11 Freunde erinnerte sich Laumen an den historischen Kantersieg: „Zwischenzeitlich dachte ich wirklich, dass wir die Gegner der Lächerlichkeit preisgeben könnten. Doch was willst du machen: Es ist Bundesliga-Fußball, kein gemütlicher Spieleabend im Wohnzimmer. Und als Friedel Rausch irgendwann flehte ‚Herbert, hört doch bitte auf‘, antwortete ich: ‚Tut mir leid, Friedel, es geht wirklich nicht darum, euch vorzuführen, es geht einfach um Tore.‘“ Die Mönchengladbacher wurden zusätzlich durch eine Aussage des Schalker Trainers Fritz Langner, der bis 1964 bei Borussia Mönchengladbach tätig war, angestachelt: „Langner soll bei seinem Abschied aus Gladbach gesagt haben: ‚Ich kann aus Ackergäulen keine Rennpferde machen.‘ So war es jedenfalls in der Presse zu lesen. Das 11:0 machte nun deutlich: Die Gladbacher Ackergäule waren vielleicht keine Rennpferde, doch sie waren Fohlen.“ Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sich die Schalker in ihr Schicksal ergaben. Zwei Tage vor der Partie war die Frau des Mittelfeldspielers Manfred Kreuz verstorben. „Der Schock nach Rosemaries Tod war bei mir und der Mannschaft riesig, weil die Kameradschaft sehr groß war“, berichtete Kreuz, der nicht am Spiel teilnahm. Mönchengladbachs Mittelfeldregisseur Günter Netzer hatte nach dem 11:0-Debakel Mitleid mit dem Gegner. „Ich möchte nur wünschen, dass man bei Schalke diese hohe Niederlage so schnell wie möglich vergisst.“ Und so kam es auch. Genau eine Woche später trafen Mönchengladbach und Schalke erneut aufeinander, diesmal in der ersten Runde des DFB-Pokals. Schalke revanchierte sich in der heimischen Glückauf-Kampfbahn für das vorherige Debakel und siegte mit 4:2. Das 11:0 ist der zweithöchste Sieg in der Bundesligageschichte. Für den höchsten Sieg ist ebenfalls Mönchengladbach verantwortlich – 12:0 gegen Borussia Dortmund am letzten Bundesligaspieltag der Saison 1977/1978 (siehe Kapitel 29. April).

8. Januar 2014

Das Coming-out von Thomas Hitzlsperger

Homosexualität ist im Profifußball der Männer leider immer noch ein Tabuthema. Ein halbes Jahr nach seinem Karriereende unternahm Thomas Hitzlsperger den mutigen Schritt, sich zu seiner Homosexualität öffentlich zu bekennen – als erster Profifußballer überhaupt. „Ich äußere mich zu meiner Homosexualität, weil ich die Diskussion über Homosexualität unter Profisportlern voranbringen möchte. Es war für mich ein langwieriger Prozess, das herauszufinden“, sagte Hitzlsperger im Gespräch mit der ZEIT. Der gebürtige Münchener reifte in England zum Weltklassespieler. Bereits mit 18 Jahren wechselte er von den Junioren des FC Bayern München zu Aston Villa. Auf der Insel erwarb sich Hitzlsperger aufgrund seiner Schussgewalt den Spitznamen „The Hammer“. 2005 wechselte er zum VfB Stuttgart und gewann 2007 die deutsche Meisterschaft. Für die deutsche Nationalmannschaft bestritt Hitzlsperger 52 Spiele und nahm an der Heimweltmeisterschaft 2006 sowie an der Europameisterschaft 2008 teil. Hitzlsperger erklärte, dass er mit seinem Outing junge homosexuelle Spieler dazu bewegen möchte, darüber zu sprechen, weil sie anhand seines Beispiels sehen können, „dass man homosexuell auf der einen Seite sein kann und auf der anderen Seite auch ein erfolgreicher Profifußballer. Das soll jungen Leuten Mut machen.“. Dass der Begriff „schwul“ als Schimpfwort im Fußball benutzt wird, hat auch Hitzlsperger erfahren. „Ich habe es ab und zu erlebt, wenn es darum ging, einen schwachen Pass zu umschreiben. Da sagt man ganz gerne mal schwuler Pass dazu. Man denkt, schwul sei weich und schwach. Das traf auf mich nicht zu. Ich war bekannt für einen harten Schuss und ein gutes Passspiel. Deshalb ist das ein ganz klarer Widerspruch, über den ich im Nachhinein immer schmunzeln konnte“, sagte er gegenüber der ZEIT über seine Erfahrungen mit homophoben Äußerungen in der Mannschaft. Nach seinem Coming-out habe Hitzlsperger fast nur positive Erfahrungen im Fußball gemacht. „Viele Menschen, die über ein Coming-out nachdenken, denken womöglich zu sehr an die negativen Folgen. Bei mir war das Gegenteil der Fall. Mein Coming-out und die Zeit danach haben mein Leben bereichert – ich habe viele Menschen kennengelernt, die mir gesagt haben: tolle Entscheidung, tolles Statement! Es ist mir heute noch eine Freude, wenn sich Menschen bei mir melden, die sich dafür bedanken, dass ich ihnen mit meinem Coming-out und meinen Äußerungen eine Hilfe sein konnte. Das ist unbezahlbar“, sagte Hitzlsperger im Interview mit dem Stern.

9. Januar 1970

Die erste und einzige komplette Spieltagabsage in der Bundesliga

Dass in der heutigen Zeit ein Bundesligaspiel wegen Eis und Schnee abgesagt werden muss, ist zu einer Rarität geworden. Seit dem Jahr 2006 fiel keine Partie mehr wegen Schnee aus. Im Jahr 1970 herrschten sibirische Zustände in Deutschland. Der Winter hatte die Republik fest im Griff, was dazu führte, dass im Januar 1970 23 Bundesligaspiele nicht planmäßig stattfinden konnten. Was am Freitag, den 9. Januar 1970, geschah, ist einmalig im deutschen Fußball. Walter Baresel, der Spielleiter im Deutschen Fußball-Bund (DFB), sah sich aufgrund der chaotischen Zustände in allen deutschen Stadien dazu gezwungen, alle neun geplanten Bundesligaspiele für den Tag darauf – damals fanden alle Partien am Samstag statt – abzusagen. Jürgen Schütz, Spieler bei Borussia Dortmund und zuvor einige Jahre in Italien tätig, konnte die Komplettabsage nicht verstehen. „Spielausfall? Da kann ich doch nur lachen. In Italien ist Ausfall ein Fremdwort. Da redet man bei uns immer von Fortschritt. In Wirklichkeit befinden wir uns noch in der Steinzeit.“ Fred Bockholt, Torwart bei Rot-Weiss Essen, sagte zum Winterchaos: „Ich träume nachts schon von tückischen Bällen, die ich nicht erreichen kann.“ Die vielen Spielabsagen im Januar 1970, inklusive der kompletten Absage eines Spieltages, brachten DFB-Spielleiter Baresel unter Zugzwang, alle Nachholspiele schnellstmöglich durchzuführen, damit die Saison wie geplant am 3. Mai 1970 enden konnte. Denn kurz darauf stand die Weltmeisterschaft in Mexiko an, für die Bundestrainer Helmut Schön ab dem 3. Mai alle Spieler zur Verfügung haben wollte. „Wenn gar nichts mehr hilft, dann fahren alle Clubs nach Mexiko und holen dort die Spiele nach“, scherzte Günter Siebert, Präsident vom FC Schalke 04. „Jetzt bin ich mit meinen Nerven endgültig am Ende“, sagte Baresel über die Koordinierung nach den vielen Spielausfällen. Die Saison ging trotz des Winterchaos fristgerecht zu Ende. Die Spielabsagen brachten die Vereine zum Umdenken. Einige Clubs planten umgehend den Einbau einer Rasenheizung, um einem möglichen Spielausfall vorzubeugen. Denn zur damaligen Zeit gehörten die Ticketverkäufe zu den größten Einnahmen. Seit der Saison 2007/2008 muss jedes Stadion in der Bundesliga und der Zweiten Bundesliga mit einer Rasenheizung ausgerüstet sein.

10. Januar 1988

Die Flucht von Jürgen Sparwasser

Jürgen Sparwasser hat deutsche Fußballgeschichte geschrieben. Nur zwei Länderspielduelle zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR haben stattgefunden, beide auf dem Staatsgebiet der Bundesrepublik: 1972 in München bei den Olympischen Spielen sowie 1974 in Hamburg bei der Weltmeisterschaft. Beide Duelle gewann die DDR, bei beiden Duellen war Jürgen Sparwasser mit dabei. Der Ostdeutsche sicherte sich seinen Eintrag in die Geschichtsbücher, als er beim WM-Spiel in Hamburg das goldene Tor zum 1:0 erzielte. Sparwasser war fortan ein Volksheld in der damaligen DDR, zumindest bei der Staatsführung. Beim Rest der Bevölkerung kam der Sieg der DDR dank Sparwassers Tor nicht allzu gut an. „Dieses Tor war der Anfang vom Ende. Meinem Ende in der DDR. Weil viele gegen das Regime waren, wurde der Hass nach dem Tor noch größer und entlud sich an mir. Wenn ich mit Magdeburg nach Dresden, Leipzig, Jena kam, wurde ich fortan ausgepfiffen, weil sie ja vorher gehofft hatten, dass die DDR fünf, sechs Stück bekommt. Mein Tor wurde jahrelang in unserer Sportschau gezeigt. Als Provokation gegen den Westen. Der Vater eines Kumpels hat einen Stuhl in den Fernseher geschmissen“, erzählte Sparwasser dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Das DDR-Regime wollte seinen Fußballhelden auch nach seiner Karriere instrumentalisieren. Doch Sparwasser lehnte es unter anderem mehrfach ab, Trainer beim 1. FC Magdeburg zu werden. Bei einem Prominententurnier in Saarbrücken mit der Altherrenmannschaft des 1. FC Magdeburg entschied sich Sparwasser dazu, in die Bundesrepublik Deutschland zu flüchten, beziehungsweise nicht mehr in die DDR zurückzukehren. Bei einem Stadtrundgang durch Saarbrücken setzte sich Sparwasser ab und ließ sich von einem Bekannten nach Frankfurt bringen, wo seine Frau Christa, die wegen eines Verwandtenbesuches in Deutschland war, wartete. „Das war nicht einfach. Der Adrenalinspiegel war ziemlich hoch. Und nachdem ich das alles hinter mir hatte, musste ich explodieren“, erklärte Sparwasser gegenüber dem Main-Echo und blickte auf die damalige Situation zurück. In Westdeutschland baute sich Sparwasser ein neues Leben auf, wurde zunächst Co-Trainer bei Eintracht Frankfurt und später Cheftrainer beim SV Darmstadt 98 sowie bei Rot-Weiß Walldorf. „Ich besaß nur noch einen kleinen Koffer, in dem sich Handtuch, Zahnbürste und Zahnpasta befanden. Ich wusste, dass mir keine goldenen Tauben in den Mund fliegen und Ellenbogen gebraucht werden. Doch meine Frau war ja da, das war entscheidend“, beschrieb Sparwasser seine Flucht.

11. Januar 2008

Jürgen Klinsmann wird zum Bayern-Trainer ernannt

Dieser Transfer stellte in der Winterpause in der Bundesligasaison 2007/2008 sämtliche Spielertransfers in den Schatten. Der FC Bayern München gab bekannt, dass Jürgen Klinsmann mit Beginn des 1. Juli 2008 neuer Trainer sein werde. Klinsmann trat die Nachfolge von Ottmar Hitzfeld an, der bereits früh signalisierte, dass er zum Ende der Saison als Trainer bei Bayern München aufhören werde. „Wir haben immer gesagt, den, den wir haben wollen, kriegen wir auch“, sagte Bayern-Präsident Franz Beckenbauer zum Transfer von Klinsmann und fügte an: „Ich freue mich auf die Zeit mit Jürgen Klinsmann. Ich finde die Entscheidung nicht mutig, sondern klug und durchdacht. Jürgen Klinsmann hatte mit seinen neuen Methoden bei der Nationalmannschaft Erfolg. Und ich bin sicher, er wird auch beim FC Bayern Erfolg haben.“ Klinsmann hatte zwischen 2004 und 2006 die deutsche Nationalmannschaft betreut und einen großen Anteil an der erfolgreichen Heimweltmeisterschaft 2006 – sowohl spielerisch als auch von der Stimmung im Land her gesehen. „Ich freue mich riesig und fühle mich geehrt, Trainer beim FC Bayern zu werden. Es ist eine ähnliche Situation wie vor dreieinhalb Jahren, als ich die Nationalmannschaft übernommen habe“, sagte Klinsmann zum Amtsantritt. Die Vorschusslorbeeren für Klinsmann waren riesig. Doch wie schon in seinen zwei Saisons als Spieler beim FC Bayern München (1995 bis 1997) stellten sich schnell atmosphärische Störungen zwischen Klinsmann und der Vereinsführung ein. Nach zehn Monaten im Amt wurde er nach einer Niederlage am 29. Bundesligaspieltag schließlich entlassen. Für den FC Bayern München endete die als großer Coup gefeierte Verpflichtung von Klinsmann mit einem Imageschaden. „Alle wichtigen Spiele haben wir verloren. Das muss uns nachdenklich machen. Bei aller Liebe – das beste Konzept nutzt dir nichts, wenn nicht die Ergebnisse kommen“, sagte Bayern-Manager Uli Hoeneß zur Entlassung. Auch das angespannte Verhältnis zur Mannschaft sei ein wichtiger Grund für das Scheitern gewesen. „Es ist ein Riesenunterschied, eine Nationalmannschaft oder eine Bundesligamannschaft zu trainieren. Wenn ich beim Nationalteam ein Problem mit einem Spieler habe, kann ich den austauschen – das geht im Verein nicht“, sagte Hoeneß und schoss in Richtung Klinsmann: „Wenn Jürgen der Barack Obama des deutschen Fußballs ist, dann bin ich Mutter Teresa.“ Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sah im Rückblick die Wahl des Co-Trainers, des Mexikaners Martin Vasquez, als einen wichtigen Aspekt bei der unglücklichen Liaison zwischen Klinsmann und dem FC Bayern München. „Er kannte die Bundesliga nicht, er wusste nichts über den Fußball in Deutschland. Am Ende war das nicht nur ein Fehler von Klinsmann, sondern auch von uns. Wir hätten sagen sollen, dass er sich einen deutschen Co-Trainer zur Seite nehmen soll, so wie Jogi Löw ihm während der WM 2006 assistiert hat. Ich muss mich dafür entschuldigen“, sagte Rummenigge gegenüber dem Portal goal.com.

12. Januar 1949

Der Geburtstag von Ottmar Hitzfeld

Wenn es um die erfolgreichsten deutschen Vereinstrainer geht, dann liegt Ottmar Hitzfeld ganz weit vorne. Hitzfeld gewann als Trainer siebenmal die deutsche Meisterschaft – fünfmal mit dem FC Bayern München und zweimal mit Borussia Dortmund. Sowohl Dortmund als auch die Bayern führte er zum Titelgewinn in der Champions League. Er ist damit einer von fünf Trainern, die mit zwei Mannschaf ten die Champions League gewannen, allerdings der einzige mit zwei Vereinen aus dem gleichen Land. Hitzfelds Spitzname als Trainer war „General“, wegen seiner sachlichen Art des Coachings und auch aufgrund seiner Akribie. Seine Ansprachen an die Mannschaft plante er über Stunden. Jedes Wort sollte seine Wirkung erzielen. „Wenn man vor Spielern steht, spüren die jede Kleinigkeit. Man will ja Spannung aufbauen. Das gelingt nicht, wenn man einfach drauflosplappert. Jedes Wort will überlegt sein. Ich hatte auf zwei, drei DIN-A4-Seiten alles notiert. Stärken und Schwächen des Gegners, die eigene Taktik, die Motivation“, sagte Hitzfeld im Interview mit der Sport Bild über seine Detailversessenheit. Selten sah man den stets angespannt wirkenden Hitzfeld seine Emotionen auf der Trainerbank ausleben, wenn, dann zeigte er Freude – und die war meist auch nur von kurzer Dauer. „Sobald man schreit, wird man unglaubwürdig. Man muss überzeugen, als Trainer Vorbild sein in jeglicher Hinsicht. Deshalb habe ich am Spielfeldrand auch nie rumgetobt. Weil ich das auch von den Spielern verlange, dass sie sich auf dem Platz nicht provozieren lassen, nicht nervös werden“, sagte Hitzfeld der Sport Bild. Bei all den Erfolgen als Vereinstrainer war es zu erwarten, dass Hitzfeld irgendwann die deutsche Nationalmannschaft trainieren würde. Nach dem Rücktritt von Rudi Völler nach der Europameisterschaft 2004 wurde Hitzfeld das Amt des Bundestrainers angeboten. Doch er lehnte aus gesundheitlichen Gründen schweren Herzens ab. „Ich hatte nach sechs erfolgreichen, aber auch stressigen Jahren bei Bayern eine Art Burn-out in Form von leichten Depressionen, die behandelt wurden. Ich hatte keine Freude mehr am Fußball, konnte in mir keine Begeisterung und Leidenschaft mehr wecken“, so begründete er seine Absage. Stattdessen coachte er nach überstandener Krankheit das Nationalteam der Schweiz zwischen 2008 und 2014.

13. Januar 2014

Torhüterin Nadine Angerer wird Weltfußballerin des Jahres

Seit 2001 wird der Titel der Weltfußballerin des Jahres vergeben. Als es um die Wahl zur Weltfußballerin des Jahres 2013 ging, kam es zu einer Premiere. Zum ersten und bislang einzigen Mal wählte man eine Torhüterin zur Weltfußballerin des Jahres: die Deutsche Nadine Angerer. „Ich bin überrascht und stolz und dankbar“, sagte Angerer zu ihrer Wahl. Mit 35 Jahren war die Deutsche die älteste Spielerin mit dieser Auszeichnung. Bei der Fußball-Europameisterschaft 2013 war Angerer der Garant für den Titelgewinn der deutschen Nationalmannschaft. Sie kassierte im Turnierverlauf nur einen Gegentreffer und hielt beim 1:0-Sieg im Endspiel gegen Norwegen zwei Elfmeter. Mit 146 Einsätzen für das DFB-Team ist Angerer Rekordnationalspielerin bei den Torhüterinnen. Die Deutsche gewann zweimal den Weltmeistertitel sowie fünfmal den Europameistertitel. Neben Angerer wurden bislang zwei weitere deutsche Frauen zur Weltfußballerin des Jahres gekürt: Birgit Prinz dreimal in Folge zwischen 2003 und 2005 sowie Nadine Keßler im Jahr 2014.

14. Januar 2001

Unterhaching gewinnt den letzten DFB-Hallenpokal

Die kleine Gemeinde Unterhaching im oberbayerischen Landkreis München mit circa 25.000 Einwohnern mischte zur Jahrtausendwende die Bundesliga auf. Der Aufstieg in die Bundesliga im Jahr 1999 war bereits eine kleine Sensation. Doch es folgte noch mehr. In der ersten Saison schafften die Kicker nicht nur völlig überraschend den Klassenerhalt, sondern verdarben mit einem 2:0-Sieg am letzten Spieltag Bayer Leverkusen die sicher geglaubte deutsche Meisterschaft. Im zweiten Bundesligajahr stieg Unterhaching ab. Dennoch wurde diese Saison zu einem Höhepunkt der Vereinsgeschichte. Denn Unterhaching gewann 2001 den letzten DFB-Hallenpokal, auch bekannt als „Masters“, dessen Austragung zwischen 1988 und 2001 erfolgte. Eine richtige Winterpause, wie sie früher viele Jahre üblich war, gibt es in der Bundesliga mittlerweile nicht mehr. Der Monat Januar gehörte 14 Jahre dem Hallenfußball. Wenn es draußen kalt wurde und schneite, erfreuten sich die Zuschauer am sogenannten Budenzauber mit vielen Turnieren und schließlich dem finalen Höhepunkt, dem DFB-Hallenpokal. Das letzte Finalturnier fand in der Dortmunder Westfalenhalle mit 13 Mannschaften statt. Beim finalen Akt schaffte Unterhaching das, was der riesengroße Nachbar, der FC Bayern München, nie schaffte: den Sieg beim DFB-Hallenpokal. Unterhaching besiegte im Finale Werder Bremen mit 6:5 nach Neunmeterschießen. Dass der DFB-Hallenpokal danach beendet wurde, kam den Unterhachingern bei der Vermarktung ihres Clubs zugute, da der Pokal seitdem in ihrem Besitz ist. 2016 teilte man auf der Club-Webseite süffisant über den gewonnenen Pokal mit: „Man könnte sagen: der größte Triumph der Vereinsgeschichte. Wer kann schon von sich behaupten, seit 15 Jahren ununterbrochen einen Meistertitel innezuhaben?“

15. Januar 1966

Die Gründung des „Stasi-Clubs“ Berliner FC Dynamo

Dieser Rekord ist für die Ewigkeit, wenn auch mit einem faden Beigeschmack. Der Berliner Fußball-Club Dynamo ist mit zehn Titeln Rekordmeister in der damaligen DDR. Zwischen 1979 und 1988 gewannen die Berliner die DDR-Meisterschaft zehnmal in Folge. Die Gründung des BFC Dynamo geschah auf Anweisung von Erich Mielke, Minister für Staatssicherheit in der DDR von 1957 bis 1989. 1968 erfolgte der Aufstieg in die Oberliga, die höchste Spielklasse in der DDR. Mielke, Ehrenpräsident des Vereins seit der Gründung, gefiel es jedoch überhaupt nicht, dass sein Herzensverein so lange auf den Gewinn der ersten Meisterschaft warten musste. Und so half er für alle offensichtlich durch Schiedsrichterbestechung nach, wenn es trotz der erstklassigen Spieler, die der BFC Dynamo in seinen Reihen hatte, mal nicht zum Sieg reichte. Viele der Unparteiischen, welche die Partien des BFC Dynamo pfiffen, waren Offiziere der Staatssicherheit oder Informelle Mitarbeiter. In den zehn Jahren, in denen der BFC Dynamo zehnmal in Folge die Meisterschaft gewann, gab es zahlreiche abstruse Schiedsrichterentscheidungen zugunsten der Berliner. Reguläre Tore der Gegner wurden einkassiert, fragwürdige Elfmeter gepfiffen. Der Zorn gegenüber dem „Stasi-Club“ in der übrigen DDR wurde von Jahr zu Jahr größer. „Schiebermeister BFC“ skandierten immer wieder die gegnerischen Fans. „Wir grüßen den DDR-Meister und seine Schiedsrichter“, stand auf Transparenten. „Wir waren der böse Stasiverein, klar. Aber wir waren Spieler, die einen guten Teamgeist und viel Spaß miteinander hatten. Wir hatten die meisten Titel und die besten Spieler. Wir waren die Gejagten. Wir kamen aus der Hauptstadt, in der es mehr gab als anderswo. Orangen etwa oder Bananen. Da war der Groll auf Dynamo und die Stasi – und der Neid auf den Erfolg, den wir hatten“, sagte Frank Rohde, der bei allen zehn Meisterschaften des BFC Dynamo dabei war, im Rückblick gegenüber der Welt. Mit der deutschen Wiedervereinigung ging es mit dem BFC Dynamo rasant bergab. Nach dem Ausverkauf der Spieler folgte im Jahr 1990 die Umbenennung in FC Berlin, mit der man das schlechte Image ablegen wollte. Im Jahr 1999 drängten die Fans erfolgreich darauf, dass ihr Verein wieder BFC Dynamo heißt. Nach vielen schweren Jahren, sowohl wirtschaftlich als auch sportlich, hat sich der BFC Dynamo in der Regionalliga Nordost etabliert und stand im Jahr 2022 kurz vor dem Aufstieg in die Dritte Liga.

16. Januar 2013

Pep Guardiola wird zum Bayern-Trainer ernannt

Fünf Jahre nachdem Jürgen Klinsmann zum Trainer beim FC Bayern München ernannt wurde, sorgte der deutsche Rekordmeister erneut im Januar mit seiner Ankündigung für einen Paukenschlag. Der Spanier Josep „Pep“ Guardiola galt bereits früh als Star im Trainergeschäft. Bei seiner ersten Trainerstation beim FC Barcelona gewann Guardiola dreimal die spanische Meisterschaft sowie zweimal die Champions League. Nach vier Jahren Tätigkeit in Barcelona hörte der Spanier freiwillig auf, um sich eine Auszeit zu nehmen. Als der FC Bayern München nach dem feststehenden Abgang von Trainer Jupp Heynckes zum Saisonende 2013 einen neuen Trainer brauchte, schlug der Verein zu und sicherte sich den Startrainer Guardiola. „Wir freuen uns sehr, dass es uns gelungen ist, den Fußballfachmann Pep Guardiola, der von vielen namhaften Clubs umworben und kontaktiert wurde, für den FC Bayern zu gewinnen“, sagte Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge. Der Aufsichtsratsvorsitzende Uli Hoeneß ergänzte: „Als adäquater Nachfolger für Jupp Heynckes kam nur ein Trainer vom Kaliber eines Pep Guardiola infrage.“ Ein halbes Jahr später, am 24. Juni 2013, übernahm Guardiola offiziell das Traineramt beim FC Bayern München. Und das mit einer schweren Hypothek. Denn Jupp Heynckes verabschiedete sich mit dem Triple aus München (siehe Kapitel 1. Juni) – dem Gewinn der Champions League, der deutschen Meisterschaft und des DFB-Pokals. Das hatte es im deutschen Fußball noch nie gegeben. In der Bundesliga und im DFB-Pokal erfüllte Guardiola die hohen Erwartungen. 2014 bis 2016 führte er die Münchener souverän zur Meisterschaft, hinzu kamen die beiden DFB-Pokalsiege 2014 und 2016. Der Traum vom Champions-League-Titel platzte hingegen dreimal im Halbfinale. Guardiola gab frühzeitig bekannt, dass er seinen drei Jahre laufenden Vertrag nicht verlängern wolle. „Der Grund, warum ich meinen Vertrag nicht verlängere, ist sehr einfach. Ich will in der Premier League trainieren. Ich möchte neue Stadien, Städte und Restaurants kennenlernen. Drei Jahre in einem Club sind genug. Ich bin kein Trainer, der 30 Jahre bei einem Club bleibt“, gab er offen zu. Seit 2016 trainiert Guardiola Manchester City.

17. Januar 2010

Das Wembley-Tor in Duisburg

Das Wembley-Tor im Finale der Weltmeisterschaft 1966 zwischen England und Deutschland (siehe Kapitel 30. Juli) ist das denkwürdigste Nicht-Tor der Fußballgeschichte. Dass der Ball drin war, glauben mittlerweile selbst nicht mehr die Engländer. Ein noch viel eindeutigeres Nicht-Tor ereignete sich im Wedau-Stadion des MSV Duisburg im Spiel in der Zweiten Bundesliga gegen den FSV Frankfurt. Das Spiel war bereits entschieden, Duisburg führte mit 4:0. In der 81. Minute passierte dann eine Szene, die für kollektives Kopfschütteln sorgte. Christian Tiffert schlenzte den Ball nach einem Fehlpass des Torhüters an die Unterkante der Latte, von dort prallte der Ball 1,3 Meter vor die Linie. Doch plötzlich pfiff der Schiedsrichter und entschied auf Tor. Er hatte ein Zeichen des Linienrichters bekommen, dass er den Ball im Tor gesehen habe. Alle Spieler konnten die Entscheidung nicht fassen, nahmen diese achselzuckend oder amüsiert zur Kenntnis. Da die Niederlage der Frankfurter bereits feststand, gab es nicht mal Proteste bei den Frankfurtern. Der TV-Reporter sprach passenderweise von der „Fehlentscheidung des Jahrzehnts“. Der „Torschütze“ Tiffert sagte über diese kuriose Szene: „Wenn ich sicher gewusst hätte, dass der Ball nicht drin war, hätte ich es sofort gesagt.“ Der DFB-Schiedsrichterlehrwart Eugen Strigel war völlig fassungslos über die Tor-Entscheidung seiner Kollegen. „So einen gravierenden Fehler habe ich noch nie gesehen. Seine Entscheidung ist nicht nachvollziehbar. Mir fehlt jede Begründung dafür. Nachdem ich die Fernsehbilder angeschaut habe, habe ich keine Erklärung dafür, wie der Assistent auf die Idee gekommen ist, ein Tor anzuzeigen. Der Schuss kam aus großer Entfernung, der Assistent stand nicht auf der Torlinie, sondern – wie er es in diesem Fall auch soll – auf Höhe des Strafraums. Er war wohl davon überzeugt, dass der Ball im Tor war“, sagte Strigel. Da es eine Tatsachenentscheidung war, war eine Spielwiederholung ausgeschlossen. Der Geschäftsführer vom FSV Frankfurt Bernd Reisig nahm das „Wedau-Wembley-Tor“ mit Humor. „So kommen wir wenigstens in jedem Jahresrückblick vor.“ Reisig merkte aber auch an: „Man darf nicht vergessen, dass wir wegen des Torverhältnisses auf einen Abstiegsplatz abgerutscht sind. Wer weiß, ob das am Ende der Saison eine Rolle spielt.“ Frankfurt blieb trotzdem in der Zweiten Bundesliga.

18. Januar 2020

Das Turbo-Debüt von Erling Haaland

Solch ein Debüt hatte die Bundesliga noch nie gesehen. Erling Haaland kam, traf und siegte. Der Norweger wechselte in der Winterpause in der Saison 2019/2020 für 20 Millionen Euro von FC Red Bull Salzburg zu Borussia Dortmund. Im Auswärtsspiel beim FC Augsburg gab der 19-Jährige sein Bundesligadebüt. Nachdem Augsburg in der 55. Spielminute das 3:1 schoss, kam direkt danach Haaland aufs Spielfeld. Der Norweger schaltete sofort den Turbo ein und traf knapp drei Minuten nach seiner Einwechslung zum 2:3. Haalands Einwechslung war die Wende im Spiel. Mit seinem riesigen Torhunger stachelte er auch seine Mannschaftskollegen an. Er schoss auch noch das 4:3 (70. Minute) und 5:3 (79. Minute) für Dortmund und schrieb Geschichte. Mit drei Toren in den ersten 23 ersten Bundesligaminuten stellte Haaland einen neuen Rekord auf. „Ich hatte mir vorgenommen, ein Tor zu machen. Als wir dann aber mit 1:3 hinten waren, dachte ich mir: Ich muss zwei schießen! Im Moment kann ich noch nicht viel sagen. Ich glaube, ich habe das noch nicht verarbeitet, was hier gerade passiert ist. Deswegen bin ich gerade total ruhig“, kommentierte Haaland sein Turbo-Debüt. In seinen zweieinhalb Jahren im Trikot von Borussia Dortmund erzielte der Norweger in 89 Pflichtspielen 86 Tore – eine überragende Quote!

19. Januar 2022

Der Tod von „Dixie“ Dörner

Er wurde immer wieder als der Franz Beckenbauer des ostdeutschen Fußballs bezeichnet. Hans-Jürgen Dörner, genannt „Dixie“, ist die größte Fußballlegende der damaligen DDR. Dörner spielte als Profi nur für einen Verein: Dynamo Dresden. 558 Pflichtspiele absolvierte er im schwarz-gelben Dress der Dresdner, gewann fünf Meisterschaften und viermal den Pokalwettbewerb. Für die DDR-Auswahl bestritt Dörner 100 Länderspiele und führte sein Land bei den Olympischen Sommerspielen 1976 in Montreal zum größten Erfolg: Olympiasieg (siehe Kapitel 31. Juli). „Es ist für mich auf jeden Fall der größte Erfolg im Fußball, der Tag wird mir immer in Erinnerung bleiben. Olympiasieger ist man sein ganzes Leben lang“, sagte Dörner über seinen goldenen Moment in Montreal. Direkt nach der Wieder-vereinigung stieg Dörner als Juniorentrainer beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) ein. „Ich hatte damals ein bisschen Glück. 1990 war ich bei der WM in Italien noch als Beobachter vom Fußballverband der DDR. Da hatte ich Kontakt mit Berti Vogts, und es kam die Frage, ob ich nach einem möglichen Zusammenschluss der Verbände im DFB mitarbeiten würde. Ich war dann U17- und U18-Trainer und bei der U21 Co-Trainer von Hannes Löhr“, sagte Dörner im Interview mit deichstube.de. Im Jahr 1996 wurde Dörner der erste ostdeutsche Trainer in der Bundesliga – beim SV Werder Bremen. Nach anderthalb Jahren wurde er entlassen und trainierte anschließend nur noch bei kleineren Vereinen. Dörner verstarb im Alter von 70 Jahren nach einer schweren Krankheit. Und wie kam Dörner zu seinem Spitznamen „Dixie“, der ihn sein Leben lang begleitete? Daran konnte sich der Sachse gar nicht mehr erinnern. Der Legende nach sollen kleine fußballspielende Jungs ihm den Spitznamen gegeben haben. „Na komm, du kleener Dixie, kannst ruhig bei uns mitspielen“, soll auf dem Bolzplatz gerufen worden sein.

20. Januar 1933

Der Tod von Garrincha

Pelé ist ohne Zweifel der beste Spieler aus Brasilien der Geschichte. Neben Pelé gab es zahlreiche brasilianische Legenden, die den Fußball prägten: Ronaldo, Zico, Romário, Ronaldinho, aber vor allem auch Garrincha, für viele der Kronprinz nach Pelé. Als Manuel Francisco dos Santos kam er zur Welt und gab sich den Künstlernamen Garrincha, was „kleiner Vogel“ bedeutet. Dass der Brasilianer eine Weltkarriere machte, ist erstaunlich. Garrincha kam mit einer gekrümmten Wirbelsäule zur Welt und hatte ein O-Bein sowie ein X-Bein, bei dem das eine Bein sechs Zentimeter kürzer als das andere war. Das hielt ihn nicht davon ab, einer der größten Ballzauberer der Fußballgeschichte zu werden. 50 Länderspiele absolvierte Garrincha und verlor nur ein einziges – sein letztes für Brasilien bei der Weltmeisterschaft 1966 gegen Ungarn. 1958 und 1962 gewann Garrincha mit der brasilianischen Nationalmannschaft, der „Seleção“, die Weltmeisterschaft. Vor allem bei der WM 1962 glänzte er als Spieler des Turniers, nachdem sich Pelé im zweiten Spiel einen Adduktorenriss zugezogen hatte. „Er konnte Dinge mit dem Ball, die niemand sonst je konnte. Ohne ihn hätte ich niemals dreimal Weltmeister werden können“, sagte Pelé über seinen Sturmpartner. Mit seinem trickreichen Spiel mit vielen Dribblings spielt er seine Gegenspieler schwindelig. „Wenn er auf dem Platz stand, schien er den Himmel zu berühren“, sagte seine letzte Ehefrau Elza Soares einst über Garrincha. Mindestens 14 Kinder setzte der Brasilianer in die Welt. Der Absturz nach seiner Weltkarriere als Fußballer war riesig. Garrincha verfiel der Alkoholsucht, musste zweimal ins Gefängnis und verprasste sein Geld. Im Alter von 49 Jahren starb er an einer Leberzirrhose. Sein fußballerisches Vermächtnis blieb erhalten.

21. Januar 2023

Die erste Weiße Karte

15.032 Zuschauer kamen zum Pokal-Derby zwischen Benfica Lissabon und Sporting Lissabon. Das bedeutete einen Zuschauerrekord für ein Frauenspiel in Portugal. Das Lissaboner Stadtduell ging zudem wegen eines weiteren Ereignisses in die Geschichte ein. Es wurde die erste Weiße Karte im Fußball gezückt. Als Schiedsrichterin Catarina Campos kurz vor Ende der ersten Halbzeit die Weiße Karte in die Höhe hielt und auf die Mannschaftsärzte beider Lissaboner Vereine zeigte, kam Jubel im Stadion auf. Eine Gelbe Karte und eine Rote Karte sind nicht nur Fußballfans ein fester Begriff. Aber eine Weiße Karte, was ist das überhaupt? Anders als bei der Gelben und Roten Karte bestraft man mit dem Zeigen der Weißen Karte nicht ein Fehlverhalten auf dem Platz, sondern belohnt sportlichen Einsatz. In diesem Fall honorierte die Schiedsrichterin das Verhalten der Teamärzte, die einem Fan zu Hilfe kamen, der auf der Tribüne bewusstlos wurde. Die Weiße Karte ist Teil einer staatlichen Initiative des Instituts für Jugend und Sport in Portugal und ist „eine pädagogische Karte“, die „ethisch relevantes Verhalten“ von Spielern, Trainern, Betreuern und Zuschauern „anerkennen und belohnen“ soll. Dazu gehören unter anderem eine aufrichtige Entschuldigung beim Gegner für Fehlverhalten, Hilfeleistung des Gegners, wenn es ein Problem bei der Ausrüstung gibt oder auch das Akzeptieren von fragwürdigen Entscheidungen des Schiedsrichters. Ob sich die Weiße Karte im Fußball von Portugal auf andere Länder übertragen wird, bleibt abzuwarten. Das Ergebnis in Lissabon geriet bei der ersten gezückten Weißen Karte im Profifußball fast zur Nebensache. Benfica siegte gegen Sporting mit 5:0.

22. Januar 1971

Die erste Gelbe Karte in der Bundesliga

Die Weltmeisterschaft 1970 in Mexiko bedeutete eine kleine Zäsur im Fußball. Um die Geschehnisse auf dem Rasen für die Zuschauer transparenter zu gestalten, führte der Fußball-Weltverband FIFA die Gelbe Karte und Rote Karte ein. Zuvor wurden Verwarnungen und Platzverweise nur mündlich vom Schiedsrichter ausgesprochen. Die Bundesliga entschloss sich, die Gelbe Karte und Rote Karte in der Rückrunde der Saison 1970/1971 ein halbes Jahr zu testen. Der erste Bundesligaspieler, der die Gelbe Karte sah, war Hannes Linßen vom MSV Duisburg in der Partie bei Rot-Weiß Oberhausen. Ob ihm die Gelbe Karte tatsächlich gegolten hatte, ist bis heute unklar. Schiedsrichter Horst Bonacker soll ihn angeblich mit Đorđe Pavlić verwechselt haben, der nach Linßens Foul am Oberhausener Spieler Franz Krauthausen den Schiedsrichter beleidigt haben soll. Ob Linßen zu Recht oder Unrecht für sein Foul oder die Proteste danach die Gelbe Karte bekam, lässt sich nicht zweifelsfrei klären. Zum einen, weil Linßen keine Erinnerung an die Szene mehr hatte, zum anderen, weil es den Spielberichtsbogen nicht mehr gibt. Zur damaligen Zeit hatten Gelbe Karten für die Spieler keine Auswirkungen auf den Saisonverlauf. Eine Sperre nach einer gewissen Anzahl von Gelben Karten gab es nicht. Mittlerweile muss ein Spieler in der Bundesliga nach der fünften Gelben Karte im Saisonverlauf ein Spiel pausieren. Rekordhalter bei der Anzahl der Gelben Karten ist Stefan Effenberg mit 114 erhaltenen Verwarnungen.

23. Januar 1982

Kugelsichere Weste und gefälschter Spielbericht

Die beiden Bundesligaspiele zwischen Arminia Bielefeld und Werder Bremen in der Saison 1981/1982 waren besonders. Im Hinspiel am dritten Spieltag, am 14. August 1981 in Bremen (siehe Kapitel 14. August), kam es zu einem brutalen Foul des Bremer Spielers Norbert Siegmann am Bielefelder Ewald Lienen. Stiegmann schlitzte Lienen den Oberschenkel auf und fügte ihm eine 25 Zentimeter lange Fleischwunde zu. Für die Bielefelder, insbesondere für Lienen, galt Bremen-Trainer Otto Rehhagel, der seine Spieler zu einem harten Einsteigen gegenüber dem Gegner angestachelt haben soll, als Schuldiger. Beim Rückspiel am 19. Spieltag in Bielefeld wurde es dann bizarr. Die Bielefelder hatten das schlimme Foul nicht vergessen. Ein Fan schrie im Hinblick auf das aufgeheizte Spiel gegenüber der Geschäftsführung von Arminia Bielefeld: „So wahr ich lebe, wenn ich den Siegmann im Stadion erwische, schlage ich ihn tot.“ Nachdem Rehhagel vor der Partie Morddrohungen erhalten hatte, kam er mit einer kugelsicheren Weste ins Stadion und stand zudem unter Polizeischutz. Seinen Spieler Stiegmann ließ er vorsichtshalber zu Hause. Rehhagel appellierte an seine Spieler: „Entschuldigt euch bei euren Gegenspielern, selbst wenn ihr denen mal unabsichtlich auf die Füße tretet.“ Bremen gewann das Auswärtsspiel in dieser beklemmenden Atmosphäre mit 2:0. Doch damit ist die Geschichte nicht zu Ende. Im offiziellen Spielbericht, der wenige Tage später per Post beim Deutschen Fußball-Bund einging, waren anstatt der zwei Gelben Karten, die Schiedsrichter Werner Ross an die beiden Bielefelder Karlheinz Geils und Detlef Schnier verteilte, noch drei zusätzliche Gelbsünder aufgeführt: Hannes Riedl, Norbert Dronia und nochmals Schnier, der bei zwei Gelben Karte eigentlich hätte vom Platz fliegen müssen. Zusätzlich war der Spielbericht mit einer Notiz versehen: „Trainer Rehhagel hat dem Spieler Lienen auf dem Weg zur Kabine eine Tätlichkeit angedroht.“ Nach Anhörung der Betroffenen stellte sich heraus, dass der Spielbericht gefälscht wurde. „Jemand muss den Brief geöffnet und verändert, dann in einen anderen Umschlag gesteckt und nach Frankfurt geschickt haben“, erklärte Schiedsrichter Ross.

24. Januar 1992

Die „Stasi“-Enttarnung von Torsten Gütschow

Er ist der letzte Spieler mit der Auszeichnung Fußballer des Jahres der DDR: Torsten Gütschow. Mit Dynamo Dresden gewann Gütschow zweimal die DDR-Meisterschaft und blieb nach der Wiedervereinigung, anders als viele ostdeutsche Kollegen, Dynamo Dresden treu. Kurz vor Ende der Winterpause in der Bundesligasaison 1991/1992 ließ die Dresdner Morgenpost Gütschow wissen, dass sie ihn als inoffiziellen Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit enttarnen werde. Unter dem Decknamen „Schröter“ hatte Gütschow zwischen 1981 und 1989 circa 60 Mannschaftskollegen bespitzelt, darunter Matthias Sammer und Ulf Kirsten sowie Berichte über die Personen angefertigt. Als die Dresdner Morgenpost Gütschow enttarnte, brach er völlig zusammen. „Die ganze Nacht vom Freitag zum Samstag habe ich mehr geheult als zuvor im ganzen Leben“, sagte er. Als Motiv für die inoffizielle „Stasi“-Mitarbeit nannte er Angst und Bedrängung seitens der „Stasi“, nachdem diese ihm mitgeteilt hatte, dass die Familie seiner Freundin Andrea als politisch unzuverlässig eingestuft wurde. „Ich wurde als 17-Jähriger von der Stasi vor die Entscheidung gestellt – entweder Trennung von meiner Freundin Andrea oder Mitarbeit als Spitzel. Die Liebe war stärker, ich habe unterschrieben“, sagte er im Rückblick. Die Berichte, welche Gütschow über seine Mannschaftskollegen schrieb, kritisierte die „Stasi“, weil diese viel zu belanglos waren. Nach der Enttarnung hielten Spieler, Trainer und Fans von Dynamo Dresden zu Gütschow. „Wir, die ganze Mannschaft, stehen zu ihm. Wir helfen, wenn immer er Hilfe braucht“, sagte Dresden-Trainer Helmut Schulte. Nach der Enttarnung von Gütschow wurden viele weitere inoffiziellen „Stasi“-Mitarbeiter im ostdeutschen Fußball bekannt. „Wenn sich die anderen auch gleich gemeldet hätten, wäre es gar nicht so schlimm geworden“, sagte Gütschow.

25. Januar 1995

Der Kung-Fu-Tritt von Éric Cantona

Es gibt Fußballer, die eher mit Skandalen in Erinnerung geblieben sind als mit ihren Leistungen auf dem Platz. Der Franzose Éric Cantona gehört dazu. Beim Premier-League-Spiel zwischen Manchester United und Crystal Palace sorgte Cantona für eines der brutalsten Fouls der Fußballgeschichte – nicht an einem Gegenspieler, sondern an einem Zuschauer. Mit einem Kung-Fu-Tritt sprang Cantona in Richtung des Crystal-Palace-Fans Matthew Simmons, der ihn und seine Mutter zuvor beleidigt haben soll. Der Franzose flog wenige Momente davor mit einer Roten Karte vom Platz und wollte in Richtung Katakomben gehen, als beim Franzosen die Sicherung durchbrannte. Cantona sprang ab und rammte seinen rechten Fuß in Richtung Brust des Crystal-Palace-Anhängers. Die Szenen vom Eklat gingen um die Welt und machten den ohnehin stets rebellierenden Cantona zum Bad Boy des Fußballs. Der 29-Jährige wurde wegen des Kung-Fu-Tritts vom englischen Verband und vom internationalen Fußballverband FIFA mit einer achtmonatigen Sperre belegt und entkam nur knapp einer zweiwöchigen Gefängnisstrafe. Nach seiner Sperre kehrte Cantona zu Manchester United zurück und beendete 1997 mit dem Titelgewinn in der Premier League seine Karriere. Den Kung-Fu-Tritt hat der Franzose nie bereut, stattdessen sei dieser der Höhepunkt seiner Laufbahn gewesen. „Ach, ich habe ihn gar nicht hart genug getroffen. Ich hätte viel fester zutreten müssen“, erzählte Cantona und erklärte, dass diese Aktion auch für die Fans gewesen sei. „Für mich ist es das Wichtigste, dass ich in diesem Augenblick nur ich selbst war. Vielleicht träumen viele davon, diese Art von Menschen zu treten. Ich habe es für die Fans getan. Das gibt ihnen eine Art von Freiheit“, so lautete die eigenwillige Begründung von Cantona. Der Franzose hatte Glück, dass er nicht noch länger gesperrt wurde, da er während seiner Sperre bei einem Freundschaftsspiel ohne Zuschauer mitwirkte. „Es war nur ein Freundschaftsspiel, aber der Journalist saß oben in einem Baum und machte ein Foto. Unglücklicherweise fiel er nicht runter. Am nächsten Tag war es in der Zeitung, und der englische Verband wollte mich noch länger sperren“, sagte Cantona.

26. Januar 2004

Das erste Geisterspiel im deutschen Profifußball

Dieses Szenario will man unter allen Umständen vermeiden: ein Fußballspiel ohne Zuschauer. Dass die Partie in der Zweiten Bundesliga zwischen Alemannia Aachen und dem 1. FC Nürnberg am 26. Januar 2004 ohne Zuschauer stattfand, lag nicht daran, dass die Fans keine Lust an der Begegnung hatten, sondern an der Anordnung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Alemannia Aachen und der 1. FC Nürnberg trafen sich bereits am 24. November 2003. Aachen siegte auf dem Tivoli mit 1:0. Doch der Sieg hatte einen faden Beigeschmack, da ein Wurfgeschoss Nürnbergs Trainer Wolfgang Wolf traf und dieser sein Team die letzten 19 Minuten nicht mehr betreuen konnte. Nürnberg legte Protest ein und bekam Recht vor dem DFB-Sportgericht. Es wurde ein Wiederholungsspiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit angeordnet. So kam es zum ersten Geisterspiel im deutschen Profifußball. „Es ist ein beklemmendes Gefühl, das ich in meinen langen Jahrzehnten der Tätigkeit als Fußballreporter noch nie erlebt habe.“ So begann Hörfunkreporter Günther Koch seine Reportage über das Geisterspiel. Pro Verein durften nur 40 Personen, inklusive der Spieler, sowie die Schiedsrichter, ausgewählte Medienvertreter, Sicherheits- und Toilettenpersonal, Stadionsprecher, Techniker und zwei Würstchenverkäufer ins Stadion, sodass circa 250 Personen im Tivoli anwesend waren. Passend zum Geisterspiel, saß eine Person in einem weißen Geistkostüm mit einem Aachen-Schal auf der Tribüne. Trotz der gespenstischen Atmosphäre entwickelte sich ein flottes Spiel, das Alemannia Aachen mit 3:2 gewann. Hörfunkreporter Koch appellierte zum Ende seiner Reportage an die „wenigen unvernünftigen Fans“, „so etwas in Zukunft zu unterlassen, damit uns das für die Zukunft erspart bleibt. Da spreche ich sicherlich im Namen aller Fußballfans.“. Doch es sollte nicht das einzige Geisterspiel im Profifußball bleiben.

27. Januar 2005

Das Geständnis von Robert Hoyzer

Es ist einer der größten Skandale in der Geschichte des deutschen Fußballs. Die Wettmanipulation von Schiedsrichter Robert Hoyzer schockierte Deutschland. Am 27. Januar 2005 gab Hoyzer, damals 25 Jahre alt, ein umfassendes Geständnis ab. „Die in der Öffentlichkeit erhobenen Anschuldigungen gegen mich sind im Kern zutreffend. Ich bedauere mein Verhalten zutiefst und entschuldige mich gegenüber dem DFB, meinen Schiedsrichterkollegen und allen Fußballfans. Ich habe heute vollständig und schonungslos mein Verhalten und mein gesamtes umfangreiches Wissen über alle mir in diesem Zusammenhang bekannten Sachverhalte und Personen dokumentiert und stehe der Staatsanwaltschaft und dem DFB zur vollumfänglichen Aufklärung zur Verfügung“ – das ließ Hoyzer über eine Pressemitteilung wissen. Der Schiedsrichter gab zu, vier Spiele im Auftrag der kroatischen Wettmafia verschoben zu haben, unter anderem das Erstrundenspiel im DFB-Pokal am 21. August 2004 zwischen dem SC Paderborn und dem Hamburger SV, bei dem er zwei unberechtigte Elfmeter für Paderborn pfiff und HSV-Stürmer Emile Mpenza die Rote Karte zeigte. „Spielt ihr nur so weiter, den Rest mache ich schon“, soll Hoyzer den Paderborner Spielern in der Halbzeitpause angeblich zugerufen haben. Für diese Spielverschiebung soll Hoyzer 20.000 Euro erhalten haben. Insgesamt kassierte Hoyzer von der Wettmafia 65.000 Euro sowie einen Plasma-Fernseher. Außerdem versuchte er, andere Schieds- und Linienrichter zur Spielmanipulation anzuwerben. „Mach doch mal mit, da kann man richtig Geld machen“, hat er angeblich gegenüber Felix Zwayer, der als Linienrichter in Hoyzers Team war, gesagt und dabei mit einem Bündel von Geldscheinen geprahlt. Zwayer wurde vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) für sechs Monate gesperrt, da er die Anwerbeversuche nicht beziehungsweise zu spät gemeldet hatte. Die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren gegen Zwayer wegen „geringfügiger Schuld“ ein. Während Zwayer anschließend zu einem der wichtigsten Schiedsrichter in Deutschland aufstieg, landete Hoyzer im Gefängnis. Das Urteil: zwei Jahre und fünf Monate wegen Beihilfe zum Betrug. Nach 14 Monaten kam Hoyzer wegen guter Führung auf Bewährung frei. Der DFB sprach zudem eine lebenslange Sperre als Schiedsrichter aus. „Getrieben von Oberflächlichkeit, persönlicher Unreife, dem Streben nach Ansehen, Schönheit, Geld, Lifestyle, Autos, fliegt dir dein eigenes Leben irgendwann um die Ohren“, sagte Hoyzer rückblickend zu seinen Spielmanipulationen. Das Wort Hoyzer steht mittlerweile für einen Betrüger, und es wird mit einer Roten Karte sanktioniert, wenn ein Schiedsrichter so bezeichnet wird. Ein Umstand, mit dem Robert Hoyzer sein Leben bestreiten muss.

28. Januar 1900

Die Gründung des Deutschen Fußball-Bunds

Fußball ist nicht nur in Deutschland, sondern weltweit ganz klar die Sportart Nummer eins. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ist als Dachverband von 26 regionalen Fußballverbänden mit mehr als 24.000 deutschen Fußballvereinen der größte nationale Sportfachverband der Welt. Zu Beginn des Jahres 2023 waren 7,3 Millionen Mitglieder im DFB organisiert. Anfang des 20. Jahrhunderts war Fußball noch eine Nischensportart in Deutschland. Turnen, Rudern oder Leichtathletik lagen noch deutlich vorne. Aber Fußball wurde zunehmend beliebter. Um ihren Sport besser zu organisieren, veranstalteten am 28. Januar 1900 36 Teilnehmer den „Ersten Allgemeinen Deutschen Fußballtag“ in einem Restaurant im Leipziger Mariengarten, um 86 Vereine aus Deutschland zu vertreten. Während der Veranstaltung stand ein Antrag zur Gründung eines Dachverbands zur Abstimmung. Dieser wurde mit 64:22 Stimmen angenommen. Man einigte sich auf den Namen Deutscher Fußball-Bund. „Die Gründung des DFB war einer der Versuche – nachdem die Sportart immer populärer wurde –, ein bisschen System reinzubringen. Es spielten Mannschaften gegeneinander, die kannten sich nicht. Da mussten sie sicher sein, dass alle auch nach denselben Regeln spielen, dass alle dieselben Richtlinien haben, dass die Schiedsrichter so pfeifen, wie sie es kannten. Und es musste einfach organisiert werden. Nun das war eben der DFB, und 1900 mit noch relativ wenigen Mannschaften, aber immerhin fast 100 schon. Und dann gab es auch schon schnell die ersten Meisterschaften“, erklärte ein Sozialwissenschaftler der Universität Freiburg. Erster DFB-Präsident wurde Ferdinand Hueppe. Drei Jahre nach Gründung des DFB wurde die erste deutsche Meisterschaft ausgespielt, die passenderweise ein Verein aus dem Gründungsort des DFB gewann: der VfB Leipzig. Im Jahr 1940 lösten die Nazis den DFB auf. Zehn Jahre später, am 21. Januar 1950, erfolgte in Stuttgart die Neugründung des DFB. „Wenn ich überlege, dass ein paar Leute zusammengekommen sind, die ein bisschen Geselligkeit suchten, die auch ein bisschen Körperkultur betreiben wollten, die eine Arbeiterbewegung waren. Und dann heute ein DFB mit über sechs Millionen Mitgliedern, dann ist das eine enorme Entwicklung“, sagte der damalige DFB-Präsident Egidius Braun im Jahr 2009 und beschrieb die Entwicklung, die der Fußball in Deutschland genommen hat.

29. Januar 1977

Der erste Wechselfehler im deutschen Fußball

Wenn man die Frage nach den besten Trainern der deutschen Fußballgeschichte stellt, dann muss sein Name auf jeden Fall dabei sein: Hennes Weisweiler (siehe Kapitel 5. Dezember). Er prägte mit seinem offensiven Hurra-Fußball die Bundesliga in den 1970er-Jahren. „Ich gewinne lieber 6:4 als 1:0“, sagte er. Weisweiler führte Borussia Mönchengladbach zu drei deutschen Meisterschaften (1970, 1971, 1975), dazu den 1. FC Köln zu seiner bislang letzten deutschen Meisterschaft (1978). Hinzu kommen drei Titel im DFB-Pokal sowie ein Erfolg im Europapokal der Pokalsieger. „Der Sinn des Fußballspiels ist es, mehr Tore als der Gegner zu erzielen und nicht weniger Tore als der Gegner zu kassieren“, sagte Weisweiler über seine Fußballphilosophie. Der Name Weisweiler wird nicht nur immer mit großen Erfolgen verbunden sein, sondern auch mit dem ersten Wechselfehler im deutschen Fußball. Beim Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt mit dem 1. FC Köln wechselte Weisweiler den Belgier Roger van Gool – übrigens der erste Bundesligaspieler, der mit einer Ablösesumme von einer Million Mark verpflichtet wurde – ein. Weil beim 1. FC Köln mit Torwart Slobodan Topalovic (Jugoslawien) und Stürmer Preben Elkjær Larsen (Dänemark) bereits zwei Ausländer auf dem Platz standen, war dies ein Regelverstoß. Zum damaligen Zeitpunkt waren nur zwei ausländische Spieler pro Mannschaft auf dem Platz erlaubt. Der Wechselfehler von Weisweiler blieb allerdings folgenlos, da Köln bei der Einwechslung von van Gool bereits mit 0:3 zurücklag und das Spiel letztendlich mit 0:4 verlor. Einen Einspruch von Eintracht Frankfurt gab es daher nicht. Neben Weisweiler unterliefen weitere prominente Trainer, darunter Otto Rehhagel, Giovanni Trapattoni und Christoph Daum, Wechselfehler, die anders als bei Weisweiler jedoch Konsequenzen nach sich zogen.

30. Januar 1988

Bayer Uerdingen gewinnt erstes Hallenmasters