50 weitere archäologische Stätten in Deutschland - die man kennen sollte - Wolfram Letzner - E-Book

50 weitere archäologische Stätten in Deutschland - die man kennen sollte E-Book

Wolfram Letzner

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Beschreibung

Wer mit offenen Augen durch Deutschland reist, findet bedeutsame Spuren, die Menschen längst vergangener Zeiten hinterlassen haben. Schon vor Jahrhunderten haben unsere Ur-Ur-Großväter archäologische Stätten erforscht und ihren Vorstellungen folgend konserviert oder rekonstruiert. Großartige Funde – etwa der Schatzfund von Eberswalde gelangten in die Museen und bilden dort aufgrund ihrer Einmaligkeit Highlights und wichtige Zeugnisse der Geschichte. Mit den „50 weitere archäologischen Stätten Deutschlands – die man kennen sollte“ werden jene Orte vorgestellt, die durch bedeutende Funde, historische Ereignisse oder eindrucksvolle Rekonstruktionen Zeugnis zur europäischen und deutschen Vergangenheit ablegen. Römische Denkmäler aus Regensburg und Schwarzenacker bis hin zu mittelalterlichen Stätten wie der karolingischen Kaiserpfalz von Paderborn. Dabei bedient sich der Band präziser Texte, Pläne und eindrucksvoller Fotografien. Darüber hinaus gibt er Aufschluss darüber, wo heute die Funde aufbewahrt und ausgestellt werden und bietet umfassend Kontaktdaten (Adressen, Telefonnummer, Homepages).

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Wolfram Letzner

50 weitere archäologische Stätten in

Deutschland

– die man kennen sollte

192 Seiten mit 77 Abbildungen und 1 Karte

Titelabbildung: oben: © Wikimedia Commons: https://commons.wikimedia.org/​wiki/​File:K%C3%B6nigspfalz_Tilleda, Restauriertes_Zangentor.jpg

unten: © Stefan Klatt, Wikimedia Commons: https://commons.wikimedia.org/​wiki/​File:Burgwall_Arkona.jpg?uselang=de

unten links: © Ralf Roletschek, Wikimedia Commons: https://de.wikipedia.org/​wiki/​Eberswalder_Goldschatz#/​media/​File:Eberswalder-goldschatz.jpg

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2016 by Nünnerich-Asmus Verlag & Media, Mainz am Rhein

ISBN 978-3-945751-65-7

Lektorat: Natalia Thoben, Danilo Blaeser

Gestaltung des Titelbildes: Sebastian Ristow

Gestaltung: Bild1Druck GmbH, Berlin

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016

Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf fotomechanischem Wege (Fotokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen oder unter Verwendung elektronischer Systeme zu verarbeiten und zu verbreiten.

Weitere Titel aus unserem Verlagsprogramm finden Sie unter: www.na-verlag.de

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Vorwort

Schleswig-Holstein

01Albersdorf – Ein Hotspot zur Ur- und Frühgeschichte

02Lütjenburg – Von der Eiszeit bis zum Mittelalter

03Oldenburg – Eine der ältesten Städte Schleswig-Holsteins

Mecklenburg-Vorpommern

04Dorf Mecklenburg – Ein slawischer Fürstensitz schon in arabischen Quellen erwähnt

05Putgarden – Kap Arkona auf Rügen: die Jaromarsburg, ein Denkmal auf Zeit

06Sternberg – Groß Görnow: eine slawische Fluchtburg in historischer Landschaft

07Tarnow – Boitin: ein mecklenburg-vorpommerisches Stonehenge?

08Teterow – Inselburg als Hauptsitz eines slawischen Stammes

Brandenburg / Berlin

09Eberswalde – Ein Schatzfund aus der Bronzezeit: ausgegraben, geraubt und wiedergefunden

10Frankfurt (Oder) – Lossow: eine starke Befestigung über Jahrtausende

11Klein Köris – Ein wieder erstandenes germanisches Dorf

12Potsdam – Sacrow: die „Römerschanze“, eine eindrucksvolle Wallanlage mit langer Geschichte

13Wittstock (Dosse) – Freyenstein: eines der bedeutendsten Bodendenkmäler Brandenburgs und einzigartige Stadtwüstung in Deutschland

Bremen

14Bremen – Die Kogge von 1380 und der neue Blick auf den Handel im Mittelalter

Hamburg

15Hamburg – Die Hammaburg: keine Gründung Karls d. Großen, aber im politischen Visier der Karolinger

Sachsen

16Löbau – Schafberg: Eine Wallanlage der Frühgeschichte in der Lausitz

17Nünchritz – Diesbar-Seusslitz: Bronzezeit trifft Barock

18Panschwitz-Kuckau – Ostro: eine gewaltige Befestigung aus der Bronzezeit

Thüringen

19Römhild (Landkreis Hildburghausen/Meiningen) – Ein Berg mit zwei Gipfeln und zwei archäologischen Fundstellen: die Gleichberge

20Sömmerda – Gold: Das Fürstengrab von Leubingen

Niedersachsen

21Bad Bederkesa – Museumsort und Schlüssel zu einer historischen Landschaft

22Hedemünden – Ein wichtiges Mosaikstück in der Eroberungsgeschichte Germaniens

23Sievern – Eine Wallanlage am Ende der Welt und dennoch im Blickfeld antiker Geografie

Sachsen-Anhalt

24Eulau (Saale) – Mord in der Jungsteinzeit

25Halle (Saale) – Dölauer Heide: Großsteingräber prägen eine Landschaft

26Tilleda – Die Kaiserpfalz, ein wichtiges Monument deutscher Geschichte

Nordrhein-Westfalen

27Bad Münstereifel – Nöthen: das besterhaltene Matronenheiligtum in Nordrhein-Westfalen

28Bergkamen – Oberaden: ein römisches Lager an der Lippe

29Oerlinghausen – Von einer Ausgrabungsstätte zum archäologischen Freilichtmuseum

30Paderborn – Die Kaiserpfalz: ein Ort an dem europäische Geschichte geschrieben wurde

Rheinland-Pfalz

31Boppard – Die Wacht am Rhein in römischer Zeit

32Dannenfels – Der Donnersberg: ein keltisches Oppidum der Superlative

33Konz – Wo römische Kaiser entspannten

34Fließem – Die römische Villa von Otrang: Preußisches Mäzenatentum rettete eine archäologisches Sensation

35Tawern – Heiligtum und Vicus

Hessen

36Fellingshausen – Dünsberg: ein keltisches Oppidum im Spannungsfeld von Denkmalschutz und Naturschutz

37Frankfurt (Main) – Bankenmetropole mit einer langen Geschichte

38Glauburg – Glauberg: vom keltischen Fürstensitz zur mittelalterlichen Reichsburg

Saarland

39Homburg – Schwarzenacker: Rom an den Grenzen des Reiches erleben

40Nonnweiler – Otzenhausen: eine keltische Großsiedlung inmitten des Waldes

41Perl – Nennig: Der Zufallsfund einer römischen Großvilla macht ein idyllisches Örtchen bekannt

Baden-Württemberg

42Heitersheim – Für ein privates Domizil römischer Zeit war hier nichts zu teuer

43Villingen-Schwenningen – Das Mega-Grab eines keltischen Fürsten

44Welzheim – Luftkurort und Archäologie: die römischen Limeskastelle

Bayern

45Neustadt an der Donau – Eining: das römische Kastell Abusina

46Passau – Die Stadt an drei Flüssen mit großer Vergangenheit

47Regensburg – Die schwierige Suche nach dem antiken Erbe

48Treuchtlingen – Graben: ein Meisterwerk frühmittelalterlicher Ingenieurskunst

49Weißenburg – Das römische Biriciana, eine Stätte des UNESCO-Welterbes in Franken

50Wittelshofen – Ruffenhofen: Limeseum, eine moderne Präsentation des unterirdischen römischen Erbes

Landesmuseen

Glossar

Abbildungsnachweis

Weitere Bücher

VORWORT

50 weitere archäologische Stätten in Deutschland, die man kennen sollte – dieser Titel lässt natürlich die Frage aufkommen, ob es sich um weniger bekannte oder unbedeutendere handelt. Dies ist guten Gewissens zu verneinen; es gibt in Deutschland so zahlreiche archäologische und historische Stätten, um noch viele Bücher damit zu füllen und es kommen immer wieder neue hinzu.

Viele wichtige Ausgrabungsstätten sind im Laufe der Zeit verloren gegangen und müssten daher eigentlich unberücksichtigt bleiben. Außerdem birgt jede Ausgrabung die Gefahr in sich, dass die Befunde durch die Forschungen selbst zerstört werden. Jedoch haben häufig Funde und Befunde in archäologischen Freilichtmuseen eine neue Heimstatt gefunden, die berücksichtigt werden müssen.

Die einzelnen Regionen Deutschlands haben eine sehr unterschiedliche Geschichte erfahren. So ergibt es sich fast zwangsläufig, dass in einigen Bundesländern das römische Erbe dominiert, während in anderen ur- und frühgeschichtliche Wallanlagen bedeutende Zeugnisse der Vergangenheit sind.

Mancher Ort, der hier vorgestellt wird, liegt in idyllischer Abgeschiedenheit, während sich andere inmitten pulsierender Städte befinden. Diese Unterschiede verlangen nach individuellen Darstellungsweisen.

Einige der genannten Museen werden von Trägervereinen betrieben. Da dies mit einer ehrenamtlichen Tätigkeit verbunden ist, sind die telefonisch erreichbaren Ansprechpartner Privatpersonen. Möglicherweise sind sie nach Drucklegung dieses Buches nicht mehr in einer entsprechenden Funktion tätig. In diesen Fällen wurde auf die Angabe einer Telefonnummer verzichtet, die dann aktuell über die Homepage des Museums zu erfahren ist.

Abschließend noch ein Hinweis: Durch Gebiets- und Gemeindereformen liegen viele altbekannte Ausgrabungsstätten nicht mehr in eigenständigen Orten. Zur besseren Orientierung werden die neuen Ortsnamen an erster Stelle angeführt, die ursprünglichen sind jedoch den weiteren Überschriften zu entnehmen.

Abb.1 Wittstock (Dosse). Archäologischer Park Freyenstein, Pflasterung einer mittelalterlichen Straße.

NORDDEUTSCHLAND

SCHLESWIG-HOLSTEIN

01Albersdorf

02Lütjenburg

03Oldenburg

MECKLENBURG-VORPOMMERN

04Dorf Mecklenburg

05Putgarden

06Sternberg

07Tarnow

08Teterow

BRANDENBURG/​BERLIN

09Eberswalde

10Frankfurt (Oder)

11Klein Köris

12Potsdam

13Wittstock (Dosse)

BREMEN

14Bremen

HAMBURG

15Hamburg

SACHSEN

16Löbau

17Nünchritz

18Panschwitz-Kuckau

THÜRINGEN

19Römhild (Landkreis Hildburghausen/​Meiningen)

20Sömmerda

NIEDERSACHSEN

21Bad Bederkesa

22Hedemünden

23Sievern

SACHSEN-ANHALT

24Eulau (Saale)

25Halle (Saale)

26Tilleda

NORDRHEIN-WESTFALEN

27Bad Münstereifel

28Bergkamen

29Oerlinghausen

30Paderborn

SÜDDEUTSCHLAND

RHEINLAND-PFALZ

31Boppard

32Dannenfels

33Konz

34Fließem

35Tawern

HESSEN

36Fellingshausen

37Frankfurt (Main)

38Glauburg

SAARLAND

39Homburg

40Nonnweiler

41Perl

BADEN-WÜRRTEMBERG

42Heitersheim

43Villingen-Schwenningen

44Welzheim

BAYERN

45Neustadt an der Donau

46Passau

47Regensburg

48Treuchtlingen

49Weißenburg

50Wittelshofen

Im Westen Schleswig-Holsteins liegt die Dithmarscher Geest, die vor vielen tausend Jahren den Menschen Schutz vor dem allzeit drohenden Hochwasser bot. Zahlreiche eindrucksvolle Zeugnisse menschlichen Schaffens aus früher Zeit sind dort noch heute zu finden.

01ALBERSDORF – EIN HOTSPOT ZUR UR- UND FRÜHGESCHICHTE

Schleswig-Holstein

In Albersdorf findet der Besucher zwei sich ergänzende Einrichtungen. Obwohl es sich dabei um museale Objekte handelt, sind sie in ihrer Art doch verschieden. Wer sich nicht nur für diese Denkmäler, sondern auch für die vorgeschichtliche Umwelt interessiert, für den sind das Steinzeitdorf Dithmarschen und das Museum für Archäologie und Ökologie fast schon ein Muss.

Im Osten des Landkreises Dithmarschen hat sich vor mehr als 20 Jahren eine Initiative entwickelt, die steinzeitliches Leben anschaulich machen will. Idee und Umsetzung haben inzwischen einen Punkt erreicht, an dem man das Ziel als fast erreicht bezeichnen kann.

Die Idee

Im Lauf der letzten Jahrzehnte haben sich in der archäologischen Forschung neue Fragestellungen entwickelt, die u.a. auch das Verhältnis von Mensch und Natur betreffen. Aus dem Bedürfnis heraus, Archäologie und Ökologie zusammenzuführen, entwickelte sich ab 1997 das Archäologisch-Ökologische Zentrum Albersdorf (AÖZA). Heute betreibt es als gemeinnützige Gesellschaft den Steinzeitpark Dithmarschen.

Inmitten einer Kulturlandschaft, die vor etwa 5.000 Jahren – im Neolithikum – eine wahre Blütezeit erlebte, entstand auf rund 40 ha – das entspricht fast der Fläche von 57 Fußballfeldern – die vorgeschichtliche Umwelt aufs Neue.

Das Resultat

Ein Projekt wie das Steinzeitdorf ist im Grunde nie abgeschlossen (Abb.2). Neue Erkenntnisse der Forschung nötigen die Initiatoren immer wieder, den schon erarbeiteten Bestand zu überarbeiten und auszubauen. Dies gilt sicher auch hier.

Eine grundsolide Basis für das archäologische Zentrum war der Umstand, dass hier auf engem Raum noch mehrere originale, überaus eindrucksvolle Großsteingräber vorhanden waren. Diese Monumente prägten einst in Norddeutschland das Landschaftsbild, bis sie im Laufe der Jahrhunderte zur Gewinnung von Baumaterial mit brachialer Gewalt zerstört wurden oder den Bauern einfach nur im Wege standen. Der interessierte Besucher hat natürlich eine Vorstellung davon, wie so ein Großsteingrab auszusehen hat, doch von deren typologischer Vielfalt, die man hier auf relativ engem Raum vorfinden kann, wird er überrascht sein. Auf dem Gelände des Archäologischen Parks kann der Besucher verschiedene Gräber erkunden. Neben einem Ganggrab sind Rechteckdolmen oder solche mit unregelmäßigen Grundrissen zu besichtigen. Im Gegensatz zu Gräbern mit ihren riesigen Steinsetzungen, die man sonst sieht, vermitteln die Rekonstruktionen mit ihren überdeckenden Erdaufschüttungen das ursprüngliche Aussehen der Grabanlagen.

Steht man vor solchen Denkmälern, stellt sich die Frage, wie und von wem solche gewaltigen Monumente überhaupt errichtet wurden. Ganz schnell wird klar, dass solche riesigen Bauten nicht von wenigen Menschen errichtet wurden. Sie waren das Gemeinschaftswerk ganzer Sippen oder Dörfer. Daraus resultiert aber auch deren Belegung: Es waren Kollektivgräber, in denen die Toten beigesetzt wurden.

Will man vorgeschichtliches Leben darstellen, so gibt es immer wieder das Problem, dass im Original nur wenig zu sehen ist. Daher sind Rekonstruktionen gefragt, so auch hier, die in einem Steinzeitdorf zusammengefasst sind. Die Vorbilder für die unterschiedlichen Gebäude stammen von verschiedenen Fundplätzen. So gibt es zum Beispiel ein spätneolithisches Ganghaus, dessen Original in Flintbek, einer kleinen Gemeinde südwestlich von Kiel, stand.

Abb.2 Albersdorf. Steinzeitpark Dithmarschen. Eines der in der weiträumigen Anlage rekonstruierten Häuser.

Als Höhepunkt kann sicherlich die Rekonstruktion eines Opferplatzes betrachtet werden, dessen Vorbild im Jahr 2006 in Hunneberget bei Kristiansstad (Südschweden) ausgegraben wurde. Solche Verknüpfungen zeigen, wie großflächig ur- und frühgeschichtliche Kulturen sein konnten (Abb.3).

Neben den rekonstruierten Gebäuden beeindruckt den Besucher aber auch der Umstand, dass in ihnen das Leben in der Jungsteinzeit lebendig dargestellt wird. So bieten sich den Gästen des Archäologischen Parks Möglichkeiten, entweder handwerkliche Tätigkeiten kennenzulernen oder sich im Bogenschießen zu üben.

Wer einen Garten hat, kann sich gut vorstellen, wie schwierig es ist, ein so großes Gelände zu pflegen. Aber auch hier bietet das Konzept der Parkanlage eine Lösung an: Alte Haustierrassen werden in einer halboffenen Art gehalten. So lebt das Vieh in den Wintermonaten auf den Weiden.

Das Museum befindet sich in einem ehemaligen Kurhotel und zeigt auf zwei Ebenen seine Sammlungen. Im Hauptgeschoss werden drei Räume genutzt. Raum 1 zeigt Funde aus der Eiszeit und thematisiert schlagwortartig die Neandertaler, während der zweite Raum sich mit den frühen Bauernkulturen des Neolithikums und der Bronzezeit auseinandersetzt. Der letzte Raum des Hauptgeschosses beginnt mit Funden aus der Eisenzeit und endet zeitlich im frühen Mittelalter.

Das Untergeschoss bietet Raum für Sonderausstellungen. Daneben findet hier das „Bernsteinkabinett“ seinen Platz und es wird über das Thema „Grab und Kult in der Urgeschichte“ berichtet. Für weitere Aktivitäten kann zusätzlich der Hof genutzt werden.

Abb.3 Albersdorf. Steinzeitpark Dithmarschen. Rekonstruktion des Opferplatzes.

Steinzeitpark Dithmarschen

Süderstraße 47

25767 Albersdorf

Tel.: 04835-971097

http://www.steinzeitpark-dithmarschen.de

Museum für Archäologie und Ökologie Dithmarschen

Bahnhofstraße. 29

25767 Albersdorf

Tel.: 04835-971974

http://www.museumalbersdorf.de

Literatur

R. Kelm, Die Jungsteinzeit Norddeutschlands erlebbar machen. Erweiterung des Steinzeitparks Dithmarschen in Albersdorf, Antike Welt 43/​1 (2012) S.86–89; S. Reiß, Landschaftsgeschichte Dithmarschens (2006);

V. Arnold/​R. Kelm, Rund um Albersdorf – Ein Führer zu den archäologischen und ökologischen Sehenswürdigkeiten (2004).

Lebenswelt der Eiszeit, Gräber aus der Bronzezeit, slawische Befestigungen und schließlich die nicht ganz so romantische Welt einer ländlichen Burg des Hochmittelalters – das alles erlebt in einem Museum in der Idylle eines heutigen Dorfes.

02LÜTJENBURG – VON DER EISZEIT BIS ZUM MITTELALTER

Schleswig-Holstein

Etwa 38km östlich der Landeshauptstadt Kiel liegt das Städtchen Lütjenburg. Schaut man auf seine Geschichte, so scheint es auf den ersten Blick, als ob diese im Hochmittelalter beginnen würde. Jedoch weisen schriftliche Quellen auf eine deutlich frühere slawische Siedlung oder Befestigung hin, deren Namen mit Liuchta und später mit Lutilinburg überliefert wurde.

Funde und Befunde

Dieser Ort wird von der Forschung im Umland der heutigen Stadt vermutet. Hierbei bieten sich zwei slawische Wallanlagen an, die etwa 2km nördlich der Stadt liegen mit der Ortsbezeichnung Stöfs. Stöfs 1 trägt auch den Namen „Alte Burg“. Bis auf eine Grabung im Jahr 1959 ist die Anlage nur schlecht erforscht. Sicher ist, dass es sich hier um eine Anlage mit zwei halbkreisförmigen Abschnittswällen handelt und den Wällen jeweils Gräben vorgelegt waren. An der Südseite der Anlage fehlen Befestigungen, weil hier ein Steilhang als Schutz ausreichte. Die Wälle sind in unterschiedlicher Höhe erhalten. Aufgrund der archäologischen Untersuchungen wird die Anlage in slawische Zeit datiert (9./​10. Jh.).

In unmittelbarer Nähe muss sich aber eine bronzezeitliche Siedlung befunden haben. Ein dicht besetztes Gräberfeld, das wohl nicht vollständig untersucht wurde, weist sicher zwei Grabhügel dieser Periode auf.

Stöfs 2 liegt nur wenige hundert Meter nordöstlich von Stöfs 1. Es handelt sich dabei um einen Abschnittswall, der eine Landzunge, die in den Großen Binnensee reicht, abriegelt. An der Seeseite ist die Anlage offen. Die Befestigungsreste, datiert in das 9./​10. Jh., sind nicht mehr besonders prägnant.

Für den Besucher wird es aber in Lütjendorf selbst ebenfalls spannend: Hier findet sich eine zugegebenermaßen recht freie Rekonstruktion einer hochmittelalterlichen Burganlage, einer Niederungsburg (Abb.4). Sie wird vom Typ her als Motte bezeichnet, die in ganz Norddeutschland weit verbreitet ist und besteht aus einer Vorburg und der Hauptburg. Bezeichnend für die Hauptburg ist ein Wassergraben, der einen künstlich aufgeschütteten Hügel umschließt, der befestigt war. Wie man sich das Leben auf einer solchen mittelalterlichen Burg vorstellen muss, verdeutlichen die verschiedenen Gebäude wie etwa Speicher, eine Schmiede, aber auch das Wohnhaus des Burgherrn oder eine Kapelle. Sicher beachtenswert ist, dass sich solche Anlagen deutlich von dem romantischen Idealbild einer Burg als steinernes Monument unterscheiden.

Wie der Name des Museums schon verdeutlicht, geht es darum, einen wichtigen Abschnitt in unserer Geschichte darzustellen: die Eiszeit. Es gilt von der Umsetzung dieses Themas her als einzigartig.

Die Rückschau auf den aktuellen Klimawandel ist für den Besucher sicherlich besonders interessant. Der Schwerpunkt des Hauses liegt u.a. darauf, wie sich die Eiszeit auf Mensch und Tier ausgewirkt hat. Dies wird durch zahlreiche Ausstellungsstücke, Diaramen und Texte verdeutlicht.

Die Dauerausstellung wird regelmäßig durch Sonderausstellungen ergänzt, sodass sich ein mehrfacher Besuch lohnt.

Abb.4 Lütjenburg. Rekonstruktion der mittelalterlichen Turmhügelburg.

Turmhügelburg

Lütjenburg, Bunendorp

24321 Lütjenburg

http://www.turmhuegelburg.de/​index.html

Eiszeitmuseum

Niental 7

24321 Lütjenburg

Tel.: 04381-415210

http://www.eiszeitmuseum.de

Literatur

J. Friedhoff, „Lebendiges Mittelalter“ und „vergessene Ruinen“ – die Turmhügelburg Lütjenburg und die Burgruine Glambeck in Schleswig-Holstein (2012).

Handelsplatz, Fürstensitz oder „slawisches Haithabu“ – so lässt sich eines der bedeutendsten archäologischen Denkmäler Schleswig-Holsteins mit eindrucksvollen Überresten längst vergangener Zeiten beschreiben.

03OLDENBURG – EINE DER ÄLTESTEN STÄDTE SCHLESWIG-HOLSTEINS

Schleswig-Holstein

Sucht man nach Oldenburg, so wird man mindestens zwei Orte dieses Namens in Norddeutschland finden. Das Oldenburg, um das es hier geht, liegt im nordöstlichen Teil Holsteins auf der Halbinsel Wagrien, nur rund 50km nördlich der einst mächtigen Hansestadt Lübeck entfernt.

Geschichtlicher Überblick

Lange Zeit glaubte man, die Geschichte Oldenburgs würde im frühen Mittelalter beginnen. Dabei stützte man sich auf die schriftlichen Quellen. Archäologische Untersuchungen am Oldenburger Wall (siehe unten), dem heutigen Wahrzeichen der Stadt, brachten aber Zeugnisse germanischer Präsenz ans Tageslicht.

An Bedeutung gewann der Platz aber erst, als slawische Fürsten vom Stamm der Wagrier im 8. Jh. erkannten, dass sich dieser Ort sowohl für eine Burganlage als auch für einen Handelsplatz eignete. Die Befestigung diente zugleich als Sitz des Fürsten.

Durch die Lage an der Ostsee stieg Starigrad – so wurde der Ort einst genannt – zum wichtigsten Handelspunkt neben Haithabu auf. Dies spiegelt sich auch im archäologischen Befund wider: Bei Ausgrabungen konnte nämlich eine intensive Bebauung beobachtet werden.

Im 10. Jh. hatte das Christentum Einzug gehalten: Starigrad wurde zum Zentrum des heutigen Bistums Oldenburg, welches dem Erzbistum Hamburg nachgeordnet war. Um die Mitte des 12. Jhs. setzte sich zunehmend deutscher Einfluss durch, dem es vermutlich auch geschuldet war, dass der Bischofssitz in den 1160er-Jahren nach Lübeck verlegt wurde.

Ein wichtiges Datum in der Geschichte Oldenburgs war das Jahr 1233. In diesem Jahr wurde der Stadt durch AdolfIV., Graf von Schauenburg und Holstein, das Stadtrecht verliehen. Adolf war es gelungen, dänische Ansprüche in der Region zurückzudrängen und seinen Herrschaftsbereich auszubauen.

Die wirtschaftliche Prosperität Oldenburgs scheint im Mittelalter zurückgegangen zu sein. Aus Quellen der frühen Neuzeit – zu nennen ist etwa die Cosmographia Universalis des großen Humanisten und Kosmografen Sebastian Münster – lässt sich festhalten, dass Starigrad bzw. Oldenburg einst am Meer gelegen habe, dann aber durch Versandung des Hafens und durch Kriege verarmt und nun, in der Mitte des 16. Jhs., nur noch ein ländlicher Ort ohne Befestigung gewesen sei.

Im Zusammenhang mit dem Hafen muss aber darauf hingewiesen werden, dass er nicht unmittelbar am Meer lag, sondern über den „Oldenburger Graben“ mit der Ostsee verbunden war, der vielleicht noch bis zum Beginn des 17. Jhs. für die Schifffahrt nutzbar war und erst in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges nicht mehr offen gehalten werden konnte.

Der „Oldenburger Graben“ ist eine natürliche Rinne, die in der letzten Eiszeit entstand. Nach der Eisschmelze stieg der Wasserstand der Ostsee an und flutete den Einschnitt. Heute zeigt er sich im Frühjahr und Sommer von sattem Grün umgeben.

Der Oldenburger Wall

Nach dem Überblick zur Geschichte Starigrads bzw. Oldenburgs ist es nun an der Zeit, sich dem eindrucksvollsten Denkmal zu widmen: dem Wall.

Ausgrabungen

Der Wall wurde in der ersten Hälfte des 19. Jhs. massiv abgetragen, sodass am Denkmal große Schäden entstanden. In das Blickfeld der Archäologen rückte die Befestigung erst wieder in der zweiten Hälfte des 20. Jhs. In zwei Grabungsperioden (1953–1958 und 1973–1986) wurde die Burganlage systematisch untersucht. Aufgrund dieser Forschungen wurde darauf in den Folgejahren ein Teil des Walls rekonstruiert.

Funde und Befunde

Als Resultat der Ausgrabungen lässt sich die Geschichte der Anlage vom 7. Jh. bis in das 13. Jh. hinein nachvollziehen. Es zeigte sich, dass es drei Bauphasen gab.

Die erste Phase fällt in die Zeit der slawischen Landnahme, also zwischen 680 und 700. Es entstand der westliche Abschnitt des Walls, dem noch eine Vorburg angefügt war. Die Bauart des Walls entsprach als Holzkastenkonstruktion ganz der slawischen Befestigungstechnik.

Die zweite Bauphase – so konnten die Archäologen feststellen – gehört in die Zeit nach 750 und brachte erhebliche bauliche Veränderungen. Die Vorburg wurde ausgebaut und unmittelbar mit der Hauptburg verbunden, sodass ein ellipsenförmiger Grundriss entstand. Im Bereich der ehemaligen Vorburg wurde dann der oben schon erwähnte Fürstensitz eingerichtet. Diese Bauphase endete in der Mitte des 12. Jhs., als dänische Truppen unter WaldemarI. (1157–1182) den Ort zerstörten.

Die dritte und letzte Bauphase ist natürlich hochmittelalterlich. Auf den Resten der slawischen Burg wurde nach 1200 eine dänische Festung angelegt, die aber 1227 an den aus dem Hause Schauenburg stammenden AdolfIV. (vor 1205–1261) ging. Diese Anlage unterschied sich in einigen Teilen von den Vorgängern. Die elliptische Form blieb zwar erhalten, wurde jedoch in einen nördlichen und einen südlichen Teil aufgespalten. Zwischen beiden Teilen wurde ein Grabensystem angelegt und die einzelnen Teile durch Brücken miteinander verbunden.

Für den Besucher sind im Gelände noch gut nachvollziehbar und überaus beeindruckend die Dimensionen der Anlage. In der Ost-West-Achse erstreckt sie sich über eine Länge von etwa 220m und in der Nord-Südrichtung mit einer Breite von ca. 100m; das entspricht der Fläche von drei Fußballfeldern.

Der Wall selbst ist besonders eindrucksvoll an der Nord-, Süd- und Westseite, da er sich gegenüber der Umgebung durch eine steile Böschung mit rund 18m Höhe absetzt (Abb.5). Diese Höhe entspricht etwa der eines sechsstöckigen Hauses. Von der Wallkrone aus hat der Besucher einen phantastischen Blick auf die Umgebung mit ihrer Auenlandschaft.

Abb.5 Oldenburg. Der „Oldenburger Wall“. Blick auf die eindrucksvolle Nordseite.

Enttäuscht wird der Besucher vielleicht, wenn er sich der Befestigung von deren Inneren nähert. Der Wall hebt sich nur mit wenigen Metern vom Boden ab.

Wer nach Oldenburg kommt, sollte sich das idyllisch an einem kleinen See gelegene Wallmuseum nicht entgehen lassen. Hier wird Vieles von dem anschaulich, was man an der Wallanlage vielleicht nicht mehr so wahrnimmt.

Vom Charakter her handelt es sich um ein Freilichtmuseum, das aus mehreren Teilen besteht. Zunächst gibt es verschiedene historische Bauwerke, welche die ständigen Ausstellungen des Museums aufnehmen. Diese thematisieren einmal das Verhältnis von Slawen und Deutschen während des Mittelalters zueinander. Zum anderen wird das Leben in einer westslawischen Stadt in seiner ganzen Breite dargestellt. Darüber hinaus werden Themen aufgegriffen, die zeitlich über das hinausgehen, was uns an dieser Stelle interessiert.

Im eigentlichen Freigelände ist ein slawisches Dorf nachgebaut; hier lassen sich nicht nur Häuser bestaunen, sondern auch mittelalterliche Handwerke. Um die Bedeutung Starigrads als Handelsplatz zu verdeutlichen, findet sich hier der Nachbau eines frühmittelalterlichen Schiffes (Abb 6).

Inmitten des Sees sieht der Besucher die Rekonstruktion eines slawischen Inselheiligtums. Früher durften dieses nur Priester betreten und auch heute bleibt aus diesem Grund der Eintritt verwehrt.

Wer den Weg zum Wall scheut, findet im Freigelände des Museums eine verkleinerte Version der Befestigung. Aber sollte man wirklich die 300m Wegstrecke scheuen?

Abb.6 Oldenburg. Oldenburger Wallmuseum. Nachbau eines frühmittelalterlichen Schiffes. Im Hintergrund die Gebäude des Museums.

Oldenburger Wallmuseum

Prof.-Struve-Weg 1

23758 Oldenburg in Holstein

Tel.: 04361-623142

http://www.oldenburger-wallmuseum.de

Literatur

F. Biermann, Die all- und Grabenanlagen auf dem Hamburger Domplatz und der nordwestslawische Burgenbau, in: R.-M. Weiss/​A. Klammt (Hrsg.), Mythos Hammburg. Archäologische Entdeckungen zu den Anfängen Hamburgs (2014) S.377–387 Abb.1–3. 8;

M. Fricke, Der Oldenburger Wall. Ein archäologisches Juwel soll glänzen, Archäologische Nachrichten aus Schleswig-Holstein 15 (2009); M. Müller-Wille (Hrsg.), Starigrad, Oldenburg: ein slawischer Fürstensitz des frühen Mittelalters in Ostholstein (1991).

Das heutige Bundesland trägt in einer Hälfte seinen Namen – das Dorf Mecklenburg mit seiner großen Wallanlage war einst die Hauptburg slawischer Fürsten und stand im Fokus der damaligen Politik.

04DORF MECKLENBURG – EIN SLAWISCHER FÜRSTENSITZ SCHON IN ARABISCHEN QUELLEN ERWÄHNT

Mecklenburg-Vorpommern

Das „Dörfchen“ Mecklenburg liegt nur etwa 6 km von der alten Hansestadt Wismar entfernt in einer ansprechenden, leicht hügeligen Landschaft. Historische Bauten, vom 14. Jh. bis ins 19. Jh. hineinreichend, laden zum Besuch ein. Von besonderer Bedeutung ist aber die Burg Mecklenburg als Keimzelle des heutigen Landesteils Mecklenburg.

Für die Landesgeschichte wichtig – die Erforschung des Ortes

Mit dem wachsenden Interesse an der Archäologie im frühen 19. Jh. geriet auch das Dorf Mecklenburg, das schon damals als Keimzelle des Herzogtums Mecklenburg gesehen wurde, in das Blickfeld George Christian Friedrich Lischs. Erste Untersuchungen fanden ab 1839 statt; zunächst wurden nur Oberflächenfunde aufgelesen und später kamen Zufallsbeobachtungen hinzu.

Aber das hinderte die Einwohner des Dorfes nicht daran, im Jahr 1870 innerhalb des Burgwalles einen neuen Friedhof anzulegen. Man war halt pragmatisch veranlagt – eine Friedhofsmauer war dank der Befestigungsreste überflüssig.

Die archäologische Forschung hatte den Platz aber nicht aus den Augen verloren. In den 1920er-Jahren konnten kleinere Untersuchungen im Innenraum der Wallanlage und im Bereich der Vorburg durchgeführt werden; ein Gräberfeld wurde teilweise freigelegt (Abb. 7). Größere Ausgrabungen fanden jedoch erst von 1967 bis 1971 statt, die überraschende Ergebnisse erbrachten.

Die Quellenlage und geschichtlicher Abriss

Alle Ausgräber, die sich im Laufe der Zeit mit dem Ort beschäftigten, konnten auf schriftliche Quellen zurückgreifen. Allerdings überlieferten diese nicht den ursprünglichen Namen des Fürstensitzes mit seiner zugehörigen Siedlung; dieser könnte aber Weligrad gelautet haben.

Die frühesten schriftlichen Erwähnungen finden sich bei Ibrahim ibn Yaqub, einem Diplomaten im Dienst des Kalifen von Cordoba und wissbegierigen Reisenden in der zweiten Hälfte des 10. Jhs. So überliefert er im Jahr 965 den Namen „Narkons Burg“. Deutsche Quellen – damit sind auch solche gemeint, die auf Latein verfasst wurden – bezeichnen den Ort als Michilin- oder Mikilenburg. Daneben ist auch der Name Magnopolis überliefert. Die hochmittelalterlichen Quellen lieferten darüber hinaus auch zahlreiche Informationen über die weitere Geschichte des Ortes.

Abb. 7 Dorf Mecklenburg. Die letzten Zeugnisse der Burganlage.

Die Mecklenburg war zunächst Zentralort der obodritschen Fürsten und zugleich ein wichtiger Handelsplatz. Vor allem Sklaven wurden gehandelt. Während des 10. Jhs. fanden sich nach Ausweis der Quellen eine Kirche und ein Nonnenkloster an diesem Ort und vom späten 10. Jh. an residierten hier Bischöfe. Militärische Konflikte des 12. Jhs. führten zur Zerstörung und zum Wiederaufbau.

Im Jahr 1256 ließ Johann I. – Herzog von Mecklenburg – die Anlage niederlegen, um Baumaterial für seine Residenz in Wismar zu erhalten. Wie kurzsichtig dies war, zeigt die Wiederherstellung der Burg im Jahr 1277. Das endgültige Ende erlebte die Feste im Jahr 1322.

Die Vorburg, über die es an dieser Stelle nur wenig zu berichten gibt, besaß eine Siedlung. Daraus entwickelte sich um die Mitte des 14. Jhs. der heutige Ort Dorf Mecklenburg.

Funde und Befunde

Haben schon die schriftlichen Quellen den Ort als wichtig erscheinen lassen, so spiegeln die archäologischen Befunde diese noch um Einiges deutlicher wider. Die Untersuchungen aus den 1970er-Jahren ergaben folgendes Bild:

Vom Grundriss her handelt es sich bei der Hauptburg um ein Oval oder eine Ellipse mit einer Fläche von 1,4 ha; das entspricht einer Fläche von zwei Fußballfeldern. Eingefasst war sie von einer massiven Wallanlage, die über sieben Bauphasen verfügte. Die älteste Befestigung stammt aus dem frühen 7. Jh. und die jüngste aus dem 13. Jh.

Der älteste Wall wies an seiner Basis eine Breite von 12,75 m auf und besaß eine Mindesthöhe von 7 m. Im Laufe der Jahrhunderte stieg die Basisbreite auf 20,30 m an und die Höhe lag schließlich bei 8,60 m. Der Zuwachs in der Breite erklärt sich vor allem daher, dass bei den Erneuerungsphasen der Wall mit Erdanschüttungen im Inneren verstärkt wurde. Für zwei Bauphasen ließen sich anhand von Brandspuren hölzerne Wehrgänge auf der Wallkrone nachweisen.

Mit der Errichtung des Walls war eine gewaltige Arbeitsleistung zu erbringen. Seitens der Ausgräber wird vermutet, dass mindestens 500 Arbeiter ein Jahr lang mit dessen Errichtung beschäftigt waren. Die enorme Arbeitsleistung lässt sich aber auch in Kubikmetern quantifizieren. Man spricht von gut 25.000 m3 Erdmaterial, die bewegt werden mussten. Das entspricht 324 Standardcontainern. Dieser Arbeitsaufwand spricht dafür, dass hier ein entsprechender politischer Wille bzw. Macht vorhanden war, um ein derartiges Großprojekt durchzuführen. Dessen Realisierung ist aber nur damit zu erklären, an dieser Stelle den Zentralsitz der Obodritenfürsten anzunehmen.

Innerhalb der Befestigung konnten die Ausgräber auch Häuser nachweisen, die sich in slawischer Zeit alle an die Rückseite des Walls anschmiegten. Dabei handelte es sich um Bauten in verschiedener Ausführung. Neben Gebäuden aus Flechtwerk ließen sich auch Blockhäuser nachweisen.

Abb. 8 Dorf Mecklenburg. Denkmal auf dem Burgwall.

Literatur

U. Sommer, Die Mecklenburg. Der Ort, der dem Land den Namen gab (1995); P. Donat, F 1 Dorf Mecklenburg, in: J. Herrmann (Hrsg.), Archäologie in der Deutschen Demokratischen Republik (1989) S.577 f.

Die Jaromarsburg ist ein Bodendenkmal in dramatischer Lage, von dem in 100 Jahren vielleicht nichts mehr übrig sein wird. Das Tosen des Sturms und die Wogen des Meeres fordern Jahr für Jahr ihren Tribut.

05PUTGARDEN – KAP ARKONA AUF RÜGEN: DIE JAROMARSBURG, EIN DENKMAL AUF ZEIT

Mecklenburg-Vorpommern

Eine der interessantesten und eindrucksvollsten Fundstellen auf der Insel Rügen ist die Jaromarsburg am Kap Arkona (Abb.9), die schon sehr an unserer Zeitgrenze knabbert. Weil wir uns aber in einer Zeit bewegen, die durch schriftliche Quellen gut dokumentiert ist, lassen sich aus diesen nicht nur für die Anlage viele Informationen gewinnen, sondern auch auf andere archäologische Stätten slawischer Zeit übertragen.

Ausgrabungen

Die Jaromarsburg liegt 1km nordöstlich von Putgarden auf dem Kap Arkona, die heute nach JaromarI. (1170–1218), eines bedeutenden slawischen Fürsten der seit dem 7. Jh. auf Rügen siedelnden Ranen, benannt ist. Schon 1868 fanden die ersten Ausgrabungen statt, denen 1921 und 1930 weitere folgten. Sie dokumentierten heute längst im Meer verschwundene Reste. Zwischen 1969 und 1971 wurden erneut Forschungsarbeiten durchgeführt, denen weitere systematische Untersuchungen ab 2012 folgten; eine Reihe von älteren Deutungen der Befunde musste auf deren Basis verworfen werden.

Funde und Befunde

Die noch immer eindrucksvollen Überreste der Burganlage liegen 35–45m über dem Meeresspiegel auf einem Steilkliff. Aufgrund der Küstenabstürze hat sich die Fläche der Anlage auf etwa ein Drittel verkleinert. Die Ausgräber gehen davon aus, dass die Befestigung im 8. oder 9. Jh. – vom Grundriss her ein Dreieck – an seiner Basis eine Länge von etwa 400m besaß und maximal 300m Tiefe aufwies. Dieser massive Wall hat im Norden und Süden durch die Abbrüche an Länge verloren. Diese mächtige Verteidigungsanlage war ca. 13m hoch und trug zusätzlich auf der Wallkrone eine weitere Befestigung. Von einem inneren Wall und einem vorgelegten sind nur noch sehr kleine Reste erhalten; große Teile davon sind 1969 unwiderruflich im Meer versunken. Diese innere Befestigungslinie entstand im 8./​9. Jh. und wurde angelegt, um eine Kultstätte zu schützen, den Platz also zu einer Tempelburg zu machen. Die hier verehrte Gottheit war Svantovit, Kriegsgott und zugleich Hauptgott der Ranen. Heute zeugt eine moderne Skulptur von diesem Gott, der mit seinen vier Gesichtern in alle Himmelsrichtungen schaut.

Abb.9 Putgarden, Kap Arkona. Die Jaromarsburg aus der Luft.

Die archäologischen Funde innerhalb dieses Areals belegen auch Opferhandlungen. Dabei handelte es sich überwiegend um Tieropfer, die im Rahmen der sakralen Handlungen verspeist wurden – eine Sitte, die es bei vielen Kulturen gab. Daneben konnten aber auch vereinzelte Menschenopfer nachgewiesen werden.

Die Fläche zwischen den beiden Wällen war nach den Erkenntnissen der Archäologen nicht ständig bewohnt. Sie wurde während der Kulthandlungen aufgesucht und bot im Kriegsfall den in der Nähe lebenden Menschen Schutz (Abb.10).

Im 10./​11. Jh. scheint der innere Wall an Bedeutung verloren zu haben. Er wurde eingeebnet und durch einen symbolischen Graben ersetzt, sodass die sakrale Zone weiter betont blieb. Über den Tempel des Gottes wissen wir aufgrund einer Beschreibung aus der Feder des Saxo Grammaticus Bescheid, der Augenzeuge der Zerstörung der Tempelburg war. Neuere Forschungen haben den Tempelbezirk wohl identifizieren können. Es handelte sich um eine fundleere rechteckige Fläche, in deren Umgebung jedoch zahlreiche Opfergaben gefunden wurden. Das würde aber mit der Beschreibung des Saxo nicht übereinstimmen, der von einer doppelten Einfassung spricht, deren Spuren im Boden sicherlich nachzuweisen wären. Markant war seiner Beschreibung folgend auch ein purpurfarbenes Dach, das den gesamten Komplex abdeckte.

Jüngst stießen die Ausgräber direkt am Steilkliff auf Pfostengruben, die jeweils 1 × 1m groß waren und einen Grundriss bildeten, der leicht schiffsförmig anmutete. Diese Form wies in skandinavische Richtung, was die Frage aufwarf, wie dieses Gebäude in einem slawischen Heiligtum entstanden und zu interpretieren sei. Eine Antwort darauf konnte bislang aber noch nicht gefunden werden.