60 Jahre Friedensfahrt in Ostmitteleuropa - Sandra Holte - E-Book

60 Jahre Friedensfahrt in Ostmitteleuropa E-Book

Sandra Holte

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Beschreibung

Bachelorarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Geschichte Europas - Neueste Geschichte, Europäische Einigung, Note: 1,3, Universität Passau (Neuere und Neueste Geschichte Osteuropas und seiner Kulturen), Sprache: Deutsch, Abstract: Die als Aushängeschild sozialistischer Sportpolitik gefeierte Fahrt war zu Beginn eine auf rund 1.000 km ausgetragene Etappenfahrt durch Polen und die Tschechoslowakei. Im ersten Jahr startete man, um niemanden zu verärgern, mit zwei Strecken (Prag-Warschau und Warschau-Prag). Doch schon im darauffolgenden Jahr wurde die Fahrt über eine Strecke durch beide Länder hinweg organisiert. Seit 1952 führte der Weg auch über deutschen Boden, da die DDR in diesem Jahr neu als Ausrichter hinzu stieß. Dieser Umstand wird in Kapitel 2.2 noch eingehender dargelegt. Im Jahr 1948, also nur drei Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges, waren die meisten Straßen in Polen von Schlaglöchern übersät oder notdürftig mit Ziegelsteinen gepflastert – ein Zustand, der sich bis 1957 auf Teilen der Strecke nicht änderte. Auch die Verpflegung der Fahrer stellte eine Herausforderung für die Ausrichter in den Zeiten dar, in denen Lebensmittel wie Eier oder Butter rar waren. Die Zeitmessung übernahmen anfangs noch die Zuschauer, die die im Ziel ankommenden Rennfahrer per Armbanduhr stoppten. Wieso und wie man unter diesen Voraussetzungen ein solch großes Sportereignis organisierte wird in den Kapiteln 1.2 und 1.3.1 genauer erläutert. Auf die spätere Bedeutung der Fahrt wird in Kapitel 1.3 eingegangen. Seit seiner Entstehung, die in Kapitel 1.1 untersucht wird, kämpfte das Amateurrennen um Anerkennung in den westlichen Ländern. Mit der Eröffnung der Fahrt im Jahr 1957 durch den Präsidenten der UCI erlangte es diese wohl endgültig und erfuhr so eine gewisse Würdigung. Bemerkenswert ist, dass es das einzige Rennen war, das schon 1986 von einem fahrenden Anti-Doping-Labor begleitet wurde, denn Doping war laut Paragraph 24 des Reglements aus gesundheitlichen Gründen nicht erlaubt. Inwiefern die Friedensfahrt, die im Jahr 2001 immerhin ihren 100.000sten Kilometer feierte, tatsächlich – wie oftmals behauptet – der Politik unterworfen war, wird chronologisch in Kapitel 2 analysiert, um in Kapitel 3 schließlich auf das Vorbild vieler DDR-Bürger bzw. den „Musterschüler“ der SED, Gustav-Adolf Schur, einzugehen.

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Inhaltsverzeichnis
Kapitel
Kapitel
1.1.1 Zeitpunkt der Fahrt
1.1.3.2 Planerfüllung und Freundschaft zum Ostblock
1.2.2 Meinungen zur Organisation
1.2.3 Finanzierung des Radrennens
1.3.1 Sportlicher Wert

Page 2

Bachelorarbeit eingereicht bei: Universität Passau

Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte Osteuropas und seiner Kulturen

60 Jahre Friedensfahrt in Ostmitteleuropa

Radfahren zwischen Politik und Sport

Sandra Holte

BA International Cultural and Business Studies

Page 4

Page 1

So kam ich mit einem Bekannten aus Cottbus ins Gespräch, der mir mit leuchtenden Augen von einem Radrennen erzählte, das vor mehreren Jahren durch seinen Heimatort ging. Er erklärte,dass die Stimmung bei diesem Rennen „einfach unglaublich toll“gewesen sei und dass der Tag der Durchfahrt eine einzige große Feier war, zu der fast die ganze Stadtbevölkerung erschien. Dieses Rennen war nicht etwa die Deutschlandtour, sondern die Friedensfahrt. Ich wollte nun auch von anderen Leuten aus meinem Umfeld wissen, was sie von dieser Fahrt berichten konnten. Schnell wurde mir jedoch klar, dass in den alten Bundesländern kaum jemand zuvor von diesem Radrennen gehört hatte. Wie war es also möglich, dass die Fahrt in der ehemaligen DDR fast ein Nationalfeiertag war und wir im Westen Deutschlands sie nicht einmal kannten? Wie schaffte es dieses Rennen so viele Menschen zu begeistern? War es nur der sportliche Reiz oder gab es neben dem damals äußerst beliebten - und laut Aussagen verschiedener Damen so gut aussehenden - Gustav-Adolf Schur vielleicht noch etwas, dass die Leute dazu bewegte, an die Rennstrecke zu kommen? Hatten der Staat und seine Führungspartei etwa damit zu tun?

All diese Fragen waren der Anlass, mich intensiver mit der Frage zu beschäftigen wie das Verhältnis zwischen der Politik der DDR und der Friedensfahrt war. Meine Untersuchungen beruhen weitgehend auf Berichten aus der ehemaligen DDR, da ich keine osteuropäische Sprache beherrsche und im Westen schlichtweg kaum über die Fahrt berichtet wurde. Aus diesem Grund gilt auch das Hauptaugenmerk dieser Arbeit der Situation in der DDR und nicht etwa der in den mit ausrichtenden Ländern Polen oder Tschechoslowakei.

Page 2

Im Jahr 1948, also nur drei Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges, waren die meisten Straßen in Polen von Schlaglöchern übersät oder notdürftig mit Ziegelsteinen gepflastert-ein Zustand, der sich bis 1957 auf Teilen der Strecke nicht änderte.1Auch die Verpflegung der Fahrer stellte eine Herausforderung für die Ausrichter in den Zeiten dar, in denen Lebensmittel wie Eier oder Butter rar waren.2Die Zeitmessung übernahmen anfangs noch die Zuschauer, die die im Ziel ankommenden Rennfahrer per Arm-banduhr stoppten.3Wieso und wie man unter diesen Voraussetzungen ein solch großes Sportereignis organisierte wird in den Kapiteln 1.2 und 1.3.1 genauer erläutert. Auf die spätere Bedeutung der Fahrt wird in Kapitel 1.3 eingegangen.

Seit seiner Entstehung, die in Kapitel 1.1 untersucht wird, kämpfte das Amateurrennen um Anerkennung in den westlichen Ländern. Mit der Eröffnung der Fahrt im Jahr 1957 durch den Präsidenten der UCI erlangte es diese wohl endgültig und erfuhr so eine gewisse Würdigung.4Bemerkenswert ist, dass es das einzige Rennen war, das schon 1986 von einem fahrenden Anti-Doping-Labor begleitet wurde5, denn Doping war laut Paragraph 24 des Reglements aus gesundheitlichen Gründen nicht erlaubt.6

Inwiefern die Friedensfahrt, die im Jahr 2001 immerhin ihren 100.000sten Kilometer feierte, tatsächlich-wie oftmals behauptet-der Politik unterworfen war, wird chronologisch in Kapitel 2 analysiert, um in Kapitel 3 schließlich auf das Vorbild vieler DDR-Bürger bzw. den„Musterschüler“der SED, Gustav-Adolf Schur, einzugehen.

1Vgl. HÖNEL/LUDWIG (1997), S. 27.

2Vgl. ebd., S. 8.

3Vgl. ebd., S. 9.

4Vgl. SCHUBERT (1962), S. 227.

5Vgl. O. V. (1986): „… aus der Pfütze saufen können!“, in ND (22.05.1986), S. 7.

6Vgl. HUHN (2002), S. 90.