9783959962001 - Laura Alt - E-Book

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Laura Alt

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Beschreibung

Irgendwo im Getriebe eines totalitären Systems bricht ein Mann die Regeln. Er kündigt, obwohl das eigentlich gar nicht möglich ist. Auf seiner Suche begegnet er Gestalten mit verschiedenen Bewältigungsstrategien und Lebensentwürfen, von Zirkusartisten über Gottesanbeterinnen bis hin zu Terroristen. Doch einen Sinn im Sein zu finden, scheint in dieser Welt unmöglich. Und der Staat ist ihm längst auf den Fersen. In ihrer Nouvelle Noire kündet Laura Alt von einer ominösen und düsteren Zukunft, die ihre unverhohlenen Zeichen bereits in unsere Gegenwart gegraben hat.

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periplaneta

LAURA ALT „9783959962001“ 1. Auflage, Juli 2021, Periplaneta Berlin,

© 2021 Periplaneta - Verlag und Medien Inh. Marion Alexa Müller, Bornholmer Str. 81a, 10439 Berlin periplaneta.com

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Übersetzung, Vortrag und Übertragung, Vertonung, Verfilmung, Vervielfältigung, Digitalisierung, kommerzielle Verwertung des Inhaltes, gleich welcher Art, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

Die Handlung und alle handelnden Personen sind erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit realen Personen oder Ereignissen wäre rein zufällig.

Cover: Thomas Manegold unter Verwendung eines Bildes von Shimon Drory Lektorat, Satz & Layout: Thomas Manegold

print ISBN: 978-3-95996-200-1 epub ISBN: 978-3-95996-199-8

Laura Alt

9783959962001

ERZÄHLUNG

periplaneta

1

Feierabend. Endlich. Der Mann räumte eine angebissene Orangenhälfte in die Brotdose, loggte sich aus, griff erst nach der schwarzen Umhängetasche und dann nach der Krücke, die zu seiner Linken am Schreibtisch lehnte. Sie stach heraus aus all dem Glas, Carbon, Beton und grellen Neonlicht, zwischen all den blinkenden und brummenden Gerätschaften moderner Technologie, die ihn hier umgaben. Ein altes Stück aus abgegriffenem Holz, das schon tausend andere zitternde Hände krampfhaft umklammert hatten. Die Hände tausend anderer Jammerlappen, wie er einer war.

Die Woche war furchtbar gewesen. Erst der Börsencrash, dann die Insolvenzen der Wollmanufakturen in Nordirland. Und er hatte wieder aufräumen müssen, wütende Briefe beantworten und schluchzende Klienten am Fernsprechgerät beruhigen müssen. Darüber hatte er die Akte vergessen, und ja, deshalb humpelte er jetzt die 207 Treppenstufen vom Büro zur Straße hinunter, die eine Hand am grün lackierten Geländer, die andere auf dieses verabscheuungswürdige Symbol seiner Unfähigkeit gelehnt. Das Holz der Krücke knarzte gefährlich bei jeder Treppenstufe, jedes Mal, wenn er sein Gewicht darauf lehnte. Das Zeichen seines beruflichen Versagens. Und weil kein Geld da gewesen war, auch noch dieses äußerst indiskrete Modell. Aber weil kein Geld da war, war sie ja überhaupt nur von Bedarf. Die anderen, die Manager und Etagenleiter, die bauten auch öfter Mist. Nur ließ deren abstammungsbedingter Kreditrahmen dann den Erwerb einer diskreten und kaum bemerkbaren Prothese zu. Eine Zwischenlösung, mit der sie ihrer Arbeit weiter nachgehen und ihre soziale Stellung sichern konnten. Er hingegen, diese verdammte Akte, hatte diese Mittel nicht. Und so war sein linkes Bein nach geltendem Arbeitsrecht eben gepfändet worden.

Immerhin hatten sie ihm am Vortrag eine Zwölf-Stunden-Frist gewährt. Sieben von denen hatte er dann damit verbracht, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durch Gebiete am Stadtrand zu eiern und ein möglichst billiges Ersatzteil zu besorgen.

Aber der Crash hatte viele seiner Mitstreiter in dieser dreckigen, dampfenden Stadt ebenfalls erwischt, unglücklicherweise wohl einige Stunden vor ihm. Deshalb waren Convenience-Modelle ausverkauft und der tagesaktuelle Kurs für High-End-Produkte, eben jene, die seine Chefs benutzten, unerschwinglich gewesen. Und somit war diese elende Holzkrücke die einzige Alternative, die er finden konnte – natürlich in einem Laden, der so weit weg von der Innenstadt lag, dass er mit dem Geld fürs heutige Mittagessen noch ein Sammeltaxi hatte ordern müssen, um pünktlich am Schiedsgericht zu erscheinen. Vor der spottenden, grölenden Menge von Arbeitslosen, die sich zu diesem Zweck und für eine warme Suppe täglich dort einfanden, hatte er die weiße Marmortreppe vor dem Gericht erklimmen müssen, wo schon eine Reihe Beamter auf ihn gewartet hatte.

Daraufhin hatte er die Schrauben seines linken Beines eigenhändig zu lösen und das klirrende Geräusch des Abtrennens von seiner Hüfte in Kauf zu nehmen, bevor das Bein penibel etikettiert mit seiner persönlichen Identifikationsnummer in den Tiefen der Asservatenkammer des Gerichtes verschwunden war. Auf Nimmerwiedersehen oder zumindest so lange, bis er das nötige Kleingeld würde aufbringen können, um sein Bein wieder auszulösen. So war er auf der zweiten Stufe der marmornen weißen Treppe stehengeblieben, länger als die uniformierten Vollstrecker seiner Unachtsamkeit gebraucht hatten, um wieder in dem Gebäude zu verschwinden.

Unsicher und müde stützte er sich auf die Holzkrücke. Er war erleichtert, dass es vorbei war. Zumindest für diesen Tag. Und weil er sich vor dem nächsten fürchtete und die Schmach vor den Kollegen, die einen Fauxpas so viel besser verbergen konnten, ihm so grausam und demütigend erschien, blieb er immer wieder zögernd stehen.

Er hatte noch die metallische Stimme im Ohr, die aus dem Lautsprecher an der linken Seite des zweiten Stocks des grauen Gebäuderiesen verkündet hatte, dass nun der Nächste, eine arme Seele namens Knollendorf, die weißen Marmorstufen zur Abgabe seiner beider Ohren aufgrund rechtskräftiger Verpfändung erklimmen sollte. Eine drastische Strafe. Viel näher konnten sie dem Anschein von Normalität, der unveränderlichen Identität des Gesichtes nicht zu Leibe rücken. Er hatte diesen ausgemergelten Mann mit wirrem blondem Haar beobachtet, wie er die marmornen Stufen mit Leichtigkeit genommen hatte, geradezu hinaufgeglitten war. Diese Energie hatte er ihm nicht zugetraut. Erst als die Vergehen des Knollendorf und auch Vorstrafen und vormalige Pfändungssachen aufgelistet worden waren und die Sicherheitskräfte am Eingang sich auf ihn zubewegt hatten, war er unter dem anhaltenden Gegröle der Menge, das nun nicht mehr ihm galt, hastig die Stufen hinuntergehumpelt – mit zwei Meter Abstand an dem Mann vorbei, wobei er den Blick auf den weißen Marmor gerichtet hielt.

Überhaupt Stufen. Mit dieser jahrhundertalten Holzkonstruktion ein mühsames Hindernis. Von den 207 Stufen dieses dunklen, schlecht belüfteten Treppenhauses lagen etwa ein Drittel noch vor ihm. Er klammerte sich für eine Pause an das grüne Treppengeländer, das unter seiner schweißnassen Hand rutschig wurde und ihm kaum mehr Halt gab. Ihm graute es vor dem morgigen Tag, an dem er sie wieder erklimmen müsste.

Wieso tat er sich das an?

Diese Frage hatte er sich zum ersten Mal am gestrigen Abend gestellt, nachdem er, zu diesem Zeitpunkt noch ungeübt auf dem verdammten Teil, nach einer Stunde und sechsundfünfzig Minuten seine Behausung erreicht und die Krücke in eine Ecke geworfen hatte, was er später leidlich bereuen sollte. Er hatte sich auf den durchgesessenen grauen Sessel fallen lassen und ernüchtert festgestellt, dass kein Alkohol mehr im Haus war, der ihm diese Woche hätte erträglicher machen können.

Wieso tat er sich das an? Er passte nicht in diese graue Bürowelt, in der alle den Schein wahrten und ihre Niederlagen und flüchtigen Fehler mit Geld zu überspielen suchten. Was ihnen dank ihrer Herkunft auch meistens gelang. Er war das, was man einen „Aufsteiger“ nannte, aus „prekären“ Verhältnissen hatte er es geschafft. Nur wohin und wieso eigentlich?

Und auf seinem grauen Sessel hockend, auf die grün lackierte Wand starrend, hatte er wieder einmal bemerkt, dass die Farbe Grün ihn ekelte und nicht zur Ruhe kommen ließ.

Wieso tat er sich das an? Er fand keine befriedigende Antwort. Langsam war dann diese bleierne Müdigkeit in sein verbliebenes Bein und er schließlich ins Bett am anderen Ende des Zimmers gekrochen, nachdem er sich zuvor mühsam am Waschbecken hochgezogen und einen Schluck Wasser getrunken hatte.

Am nächsten Morgen war er nach ungenügendem und rastlosem Schlaf mit wilden Träumen eine Stunde früher aufgestanden und zum Waschbecken gehumpelt, hatte sich das eiskalte Wasser über Arme und Gesicht laufen lassen und hernach einen seit zwei Wochen abgelaufenen Himbeerjoghurt aus seinem Kühlschrank verzehrt. Schließlich war er in die entfernteste Ecke des Zimmers gehüpft, hatte dort die alte, verhasste Holzkrücke vom Boden gefischt und pünktlich die Wohnung verlassen.

Auf dem Weg in das große graue Bürogebäude war es genauso voll gewesen wie sonst eine Stunde später. Hier angekommen, hatte es all seinen Mut und all seine Kraft gebraucht, damit die Kollegen nicht doch noch die Schmach seines Treppenaufstiegs mitbekamen.

Und so hatte er sich, so schnell es ging, in der möglichen Eile eines windstillen tropischen Spätsommermorgens, am verhassten grünen Geländer die 207 Stufen ins Büro hochgezogen.

Und nun wieder runter. Mittlerweile hasste er die Krücke und die Umstände und die Welt. Er straffte sich ein weiteres Mal, als zwei seiner Kollegen an ihm vorbeieilten. Sie hatten wohl gemeinsam die Zeit vergessen und passierten ihn nun übertrieben agil, wobei sie ihre neuen, kräftigen Gliedmaßen zur Schau stellten, die ein Vermögen gekostet haben mussten. Auf der untersten Stufe blieben sie stehen und ließen es sich nicht nehmen, nach oben zu schauen und über ihn zu spotten.

Wieso tat er sich das an? Zum vierten Mal in seinem nicht allzu jungen Leben fuhr diese Frage durch seinen Kopf, als er das schweißnasse, grüne, unerträgliche Geländer fester umfasste, um seiner Wut stillen Ausdruck zu verleihen. Für den weiteren Abstieg wollte er das Verlassen des großen grauen Gebäudes durch die Kollegen abwarten. Womöglich war er dabei zu großzügig mit der Bemessung der Zeit, womöglich behielt er im Hinterkopf, dass sie sich in die im Erdgeschoss befindlichen Waschräume zur erneuten Energetisierung hätten zurückziehen und sich dabei wieder verquatschen können.

Jedenfalls verharrte er dort auf der vierzehnten Stufe von unten und ließ sich gar, um einem Abrutschen zuvorzukommen, mit den Gedanken an einen anderen Ort auf den kalten Steinboden sinken. Dabei nahm er das klirrende Geräusch der zu Boden fallenden und das rutschende der einige Treppenstufen ihm vorauseilenden Holzkrücke nicht wahr. Aus dem grün-schwarz-grauen Albtraum aus Beton und Stein um ihn herum sprossen neue Fragen und begannen, an ihm zu zerren und zu nagen. Es war ihm von allen Seiten so prophezeit worden und er hatte sich immer dagegen gewehrt. Und doch beschlich ihn seit Monaten das Gefühl und wirkte in diesem Moment verstärkt wie der Widerhall auf weißen Marmor fallender Schrauben, dass er hier nicht hingehörte. Wie er so auf der kalten Treppenstufe neben dem missliebigen grünen Geländer und zu weit weg von der verhassten alten hölzernen Gehhilfe kauerte, bildete der Gedanke in seinem Gehirn Verknüpfungen. Er wurde hinterfragt und eingeordnet und begann, Wurzeln zu schlagen. Eine gleichzeitig klärende wie erschreckende Frage trat an die Oberfläche: Weshalb sollte er entgegen allen Erwartungen versuchen, sich hier einzufügen, wo er doch das dringende Bedürfnis verspürte zu fliehen?

So entwurzelt dasitzend, unfähig sich zu bewegen, erkannte er, dass er fliehen musste. Und das, obwohl es bisher sein einziges Bestreben und seine Aufgabe, ja seine Bestimmung gewesen war, als das zu gelten, was man gemeinhin einen „Aufsteiger“ nannte. Aus Trotz und um es allen Propheten zu zeigen, ohne darüber nachzudenken, welche Konsequenzen das für ihn nach sich ziehen würde.

Was hatte es für einen Sinn, sprachen die Leute doch ohnehin nicht mehr vom Schicksal, sondern lediglich vom Schiedsal, das sie ereilen konnte und es meistens auch würde. Scheiternd am Abstieg, dachte er an seinen gehetzten und angstvollen Aufstieg am Morgen. An das Gefühl des Hungers, welches nicht nur damit zusammenhing, dass er sein Mittagessensgeld für ein Sammeltaxi hatte ausgeben müssen – hin zu seiner öffentlichen Bloßstellung als fehlerhaftes Rädchen in dieser Maschinerie, deren Teil er nie hatte sein sollen.

Seine nicht in diese Zeit gehörenden Instinkte schlugen Alarm, ein Schub von Energie durchfuhr ihn, der Wunsch, so schnell wie möglich, so weit weg wie möglich von diesem grausigen, schlecht belüfteten Ort zu kommen. Und so nutzte er diesen Augenblick, um sich fast kinderleicht sechs weitere Stufen hinabgleiten zu lassen, mit der Linken die sichere Krücke, mit der Rechten das verhasste grüne Geländer zu fassen zu bekommen und sich aufzurichten. Er hüpfte die letzten Stufen hinunter, eilte durch das verdunkelte Foyer und trat auf die Straße.

Kurz bevor er die Schrauben des verbliebenen Beines auf der Bettkante sitzend löste, um danach in einen tiefen und traumlosen Schlaf zu entgleiten, traf er eine Entscheidung.

Schluss mit der Angst vor einem Prekariat, das doch nur beständig näherrückte. Schluss mit dem Beton, Schluss mit grünen Geländern in schlecht belüfteten Treppenhäusern. Sein Leben sollte sich nicht mehr in Reaktion auf diese äußerlichen Umstände gestalten. Er würde seinen Platz finden.

Er nahm sich vor, nichts mehr zu tun, bei dem er die Frage, warum er es denn tun sollte, nicht beantworten konnte. Und an diesem Abend zwängte er sich erst dann auf die enge und viel zu kurze Liege, die sein Bett darstellen sollte, als er die leidige Notwendigkeit von Schlaf anerkannt hatte, die diesen legitimierte.

2

Von nun an spielte das Bewusstsein des Mannes ihm immer wieder einen Streich, wenn er sich mit seinen neuen Vorsätzen konfrontiert sah. Nach all den Jahren der Ignoranz sollte die Frage nach dem Warum mit umso mehr Wucht sein Handeln bestimmen. In den ersten Tagen war dieses Warum? in jeder wachen Sekunde seines Geistes präsent. Er lebte nur noch nach dieser neuen Devise, kündigte seinen Job, nahm Schlaf, Konsumgüter, seine Umwelt, lästige Gespräche stets unter dieser Prämisse wahr und reagierte entsprechend seiner momentanen Gefühlslage. Doch nach einigen Tagen verließ ihn diese Sicherheit, schlich sich eine Routine ein, die ihn erst erleichterte, dann lähmte und schließlich die Essenz des Ganzen vergessen machte. Die Omnipräsenz der Frage ließ ihren Sinn verblassen.

Und so fand er sich wenige Tage nach seinem radikalen Entschluss in einer ähnlichen Lage wieder wie damals im Treppenhaus. In einer Situation, in der ihn plötzlich wieder diese Frage nach dem Sinn des Ertragens überkam. Eigentlich hätte ihn das nicht überraschen sollen. Der Klarheit und der plötzlichen Erkenntnis wegen, sich diese Frage schon zu lang nicht mehr gestellt zu haben, war die Situation aber durchaus in der Lage, ihn sehr zu erregen und mitzunehmen. Zwar saß er, als eben diese Frage ihm das Gefühl gab, mit einem Eimer kalten Wassers geweckt worden zu sein, nicht auf den kalten, schwarzen Stufen eines schlecht belüfteten Treppenhauses. Und abgesehen von den Turnschuhen seines Nebenmannes befand sich auch kein grüner Gegenstand in seiner unmittelbaren Nähe. Doch die Reflexion des Lichts auf den hellgrünen Schuhen und die Erkenntnis, sein neues Ideal, seinen neuen Weg verraten zu haben, lähmten ihn augenblicklich. Und wie er sich so erneut auf den Boden sinken ließ, dieses Mal auf zwei leicht feuchte Holzdielen, und die an ihm vorbeieilenden Beine und Gliedmaßen beobachtete und der Lärm der Menge in ein Hintergrundrauschen überging, fühlte er sich schrecklich. Was machte er hier?

Aus der festen Überzeugung, kein Teil von etwas sein zu können, zu dem er nicht gehörte, hatte sich seine Kündigung und somit die sofortige Einstellung der ohnehin geringen Gehaltszahlung ergeben. Obendrauf noch eine zu begleichende Schadensersatzleistung in Höhe eines halben Monatslohnes aufgrund unplanmäßigen Verlassens des Arbeitsplatzes ohne triftigen Grund. Nach zwei Tagen merkte er bei der morgendlichen Begutachtung seines leeren Kühlschranks, dass auch das Essen ein zwar hinterfragbarer, aber doch notwendiger Teil des Lebens war. Er musste für dessen Beschaffung eine Lösung finden. Erst einmal machte er jedoch einen langen Spaziergang, bei dem er alle 100 Meter innehielt und sich fragte, ob er denn noch spazieren wolle und die Vorteile des klaren Nachdenkens bei dieser Tätigkeit die Nachteile des Humpelns auf der Krücke überwogen, an die er sich langsam gewöhnte. Während dieses Spaziergangs entdeckte er einen Zettel an einem Laternenpfahl. Eine Anzeige, die eine völlig neue Art der Beschäftigung für ihn bereithielt.