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Clara ist die heimliche Chefin der »Three Chicks Brewery«. Und sie möchte, dass das Spitzenbier der Brauerei schon bald überall in den USA in den Läden steht. Dafür muss sie es dem Vertriebsleiter des größten Bierlieferanten Colorados vorstellen. Doch das ist ausgerechnet Sullivan - der Cowboy, der sie vor sieben Jahren von heute auf morgen verlassen hat.
In Sullivans Leben reiht sich eine Fehlentscheidung an die nächste. Viele davon bereut er. Am meisten aber, dass er Clara im Stich gelassen hat. Als er sie wiedersieht, ist er fest entschlossen, seine Fehler von damals wiedergutzumachen. Er ahnt nicht, dass dazu auch ein sechsjähriger Junge gehört, der ohne Vater aufgewachsen ist ...
Der zweite Band der spicy Cowboy-Romance-Reihe der USA-Today-Bestsellerautorin Stacey Kennedy. Eine sinnliche Second-Chance-Liebesgeschichte.
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Seitenzahl: 259
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cover
Inhalt
Grußwort des Verlags
Über dieses Buch
Titel
Widmung
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Epilog
Über die Autorin
Weitere Titel der Autorin
Impressum
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Clara Carter hat die Macht über die Zahlen der Three Chicks Brewery. Als älteste und verantwortungsvollste der Carter-Schwestern steht ihr kleiner Sohn immer an erster Stelle, und gleich danach kommt die Brauerei. Sie will erreichen, dass das Spitzenbier ihrer Familie in Bars in ganz Nordamerika verkauft wird. Also muss Clara es bei Colorados größtem Bierlieferanten unterbringen. Doch das wird schwieriger als gedacht, denn der zuständige Mitarbeiter ist kein anderer als Sullivan Kenne – der Cowboy, der sie vor sieben Jahren von heute auf morgen verlassen hat.
In Sullivans Leben reiht sich eine Fehlentscheidung an die nächste. Doch dass er Clara im Stich gelassen hat, die einzige Frau, die er je wirklich geliebt hat, bereut er bis heute. Als er sie wiedersieht, ist Sullivan entschlossen, seine Fehler wiedergutzumachen.
Bei beiden flammen die alten Gefühle sofort wieder auf. Aber sosehr Sullivan auch versucht, zu seinen Wurzeln zurückzukehren und der Cowboy zu sein, von dem Clara immer geträumt hat, Clara kann ihm einfach nicht mehr vertrauen. Wird Sullivan den Weg in Claras Herz finden? Und wird er ihr beweisen können, dass eine zweite Chance mit einem Cowboy das Risiko wert ist?
STACEY KENNEDY
A WILDCOWBOY’SKISS
Aus dem amerikanischen Englischvon Silvi Heiderömer
Für alleWahnsinns-Single-Moms!
»Mama, ich will nicht gehen.«
Clara Carter dachte nicht, dass sechs Worte ihr das Herz herausreißen könnten. Aber sie spürte den Schmerz in ihrer Brust, während sie sich hinter ihrem rot-braunen Haar versteckte, als wäre es ein Vorhang. Am liebsten hätte sie ihren sechsjährigen Sohn Mason in die Arme geschlossen, doch heute ging es nicht um sie. Heute ging es um Mason und die Tatsache, dass sein sicheres, behütetes Leben nicht mehr so sicher und behütet war. Sullivan Keene, Masons leiblicher Vater und der Mann, der vor fast sieben Jahren aus Claras Leben verschwunden war, war in die Stadt zurückgekehrt.
Sie stand in dem Haus, in dem ihre Großeltern sie großgezogen hatten, und dachte, dass nichts Mason oder ihr jemals etwas anhaben könnte. Nicht in diesem Haus, in dem so viel Liebe wohnte. Mason hatte nur ein einziges Mal nach seinem leiblichen Vater gefragt, und Clara hatte die schwammigste, ehrlichste Antwort gegeben, die sie geben konnte: Manchmal können Menschen nicht in unserem Leben sein. Wir vermissen sie. Wir fragen uns, was sie tun und wo sie sind, aber manchmal ist es besser für uns, wenn sie wegbleiben. Seitdem hatte Mason nie wieder gefragt. Clara führte das auf die Liebe ihrer Familie zurück, die diese Lücke für Mason gefüllt hatte. Anstelle des Vatertags hatten sie den Tanten-Tag. Mason hatte seinen Vater nie vermisst, denn Sullivan existierte in Masons junger Welt einfach nicht.
Selbst jetzt erinnerte alles um sie herum an die Liebe in diesem Haus. Die Hartholzböden knarrten, abgenutzt von einem wunderbaren Leben. Die verschlissenen Möbel, gemütlich und weich von vielen Abenden am Feuer. Doch die behagliche Blase, in der Clara gelebt hatte, erzitterte, als sie Mason wieder ansah. Die sandbraunen Augenbrauen ihres Sohnes zogen sich über stürmischen, hellgrünen Augen zusammen.
Sie streichelte sein rundes Gesicht. »Sei nicht albern. Du übernachtest heute bei Penelope.« Penelope, Claras Cousine, die letzte Weihnachten nach River Rock gezogen war, war jetzt Masons Lieblingsperson.
Er stampfte mit dem Fuß auf, die kleinen Hände zu Fäusten geballt. »Ich will nicht bei ihr schlafen. Das hab ich noch nie gemacht.«
Clara versuchte, bei seinen Worten nicht zusammenzuzucken. Sie brauchte nicht daran erinnert zu werden, dass heute ein ganz anderer Tag war als sonst. Sie fühlte sich unsicher, weil sich all das Unbekannte auf ihren Schultern auftürmte. Entschlossen, die Sache nicht in die Länge zu ziehen, ging sie zur Treppe und nahm seinen roten Schulrucksack sowie eine weitere Tasche mit seinem Pyjama, Toilettenartikeln und Kleidung für den folgenden Tag. »Du wirst so viel Spaß haben, und du willst doch Penelopes Gefühle nicht verletzen. Sie freut sich schon sehr darauf, dich über Nacht bei sich zu haben.«
Das Knirschen von Kies erregte Claras Aufmerksamkeit, und bevor Mason weitere Einwände erheben konnte, öffnete sie die Haustür. Er stemmte sich schwach gegen sie, während sie ihn sanft nach draußen führte. Als der Wagen neben der Verandatreppe zum Stehen kam, glitt das Beifahrerfenster herunter. Penelopes warme grüne Augen fielen auf den sehr mürrischen Mason. Ihr langes, schokoladenbraunes Haar war heute zu einem seitlichen Zopf geflochten, ihr leichtes Make-up saß perfekt, und Penelopes Lächeln erhellte auf der Stelle ihren Morgen. »Ich habe gehört, dass wir heute Abend Pizza holen, Eis essen gehen und uns einen Spiderman-Film ansehen.« Als Mason sich keinen Zentimeter bewegte und sein Stirnrunzeln sich noch vertiefte, hob Penelope langsam eine Tüte hoch. »Oh, und Süßigkeiten essen wir auch.«
Clara wusste nicht, dass ihr Kind so schnell laufen konnte, wie er jetzt auf das Auto zurannte.
»Tschüss, Mama«, rief er und schnallte sich an.
Die Enge in Claras Brust löste sich etwas, als Penelope ihr zuzwinkerte. »Das klappt schon heute Abend.«
Clara reichte Penelope die Taschen und verschränkte anschließend ihre Arme in einem schwachen Versuch, sich zu wärmen. »Danke, dass du über Nacht auf ihn aufpasst. Ich weiß das wirklich zu schätzen.« Es war schwer, auf andere Menschen angewiesen zu sein. Manchmal unzumutbar. Penelope machte es ihr leicht. »Er muss um acht Uhr in der Schule sein, heute und morgen. Abholung ist um drei Uhr.«
»Kein Problem«, erwiderte Penelope und kitzelte Mason, woraufhin dieser einen Lachanfall bekam. »Du weißt, dass ich die Zeit mit diesem süßen Kerlchen genieße.«
Sie verabschiedeten sich schnell, bevor Mason es sich anders überlegen konnte, und bald verhallte sein süßes Lachen, als Penelope die lange Auffahrt hinunterfuhr. Es fühlte sich an, als breche die Welt über Claras Kopf zusammen. Sie wollte weglaufen und sich verstecken, damit nichts das glückliche Leben zerstören konnte, das sie für ihn geschaffen hatte. Aber das war nicht vernünftig, und sie würde ihren Gefühlen heute nicht freien Lauf lassen.
»Ich habe genau das, was du brauchst«, durchbrach eine Stimme die Stille.
Clara blickte hinter sich und sah die jüngste Carter-Schwester in der Tür stehen. Maisie war alles, was Clara nicht war. Ein Freigeist. Wild. Abenteurerin. Ihre dunkelblauen Augen hatten immer ein schelmisches Glitzern, ihr schmutzig-blondes Haar war widerspenstig, und an den meisten Tagen hatte sie irgendwo Farbe auf ihrem Körper. Sie war der kreative Kopf der Three Chicks Brewery. Das Unternehmen, das sie und ihre beiden Schwestern von Grund auf aufgebaut hatten, nachdem Pops, ihr Großvater, verstorben war und ihnen das Haus im Kolonialstil sowie die Scheune, in der sich jetzt die Brauerei befand, hinterlassen hatte. Sogar Penelope hatte einen Anteil an der Firma und kümmerte sich um die Biertouren für die Gruppen, die hierherkamen. So konnte Maisies Stelle zu einem Teilzeitjob werden, da sie plante, in der Stadt ein Kunstatelier zu eröffnen. »Was hast du für mich?«, fragte Clara.
Maisie hob ihren Arm und zeigte einen Tumbler. »Der nötige Treibstoff für heute.«
Nur Maisie würde es für angemessen halten, morgens um Viertel vor acht etwas zu trinken, das wie Whiskey aussah. Clara beneidete Maisie um ihr leidenschaftliches Leben mit ihrem neuen Verlobten Hayes und darum, dass jeder ihrer Träume in Erfüllung gegangen war. Maisie hatte das verdient, aber Clara hatte nicht den Luxus, ihrem Glück hinterherzujagen. Sie hatte Mason. Und obwohl der Tag, der vor ihnen lag, sich unerträglich anfühlte, war dies der Tag, auf den sie gewartet hatten, seit sie die Brauerei eröffnet hatten.
Nach harten Monaten zermürbender Arbeit, Biertouren und Auszeichnungen für die Brauerei bekamen sie endlich eine Chance bei einem Vertriebsunternehmen. Mit dessen Hilfe konnten sie ihr Spitzenbier, Foxy Diva, in jede Bar und jedes Restaurant in Nordamerika bringen. Angesichts all der Verantwortung, die auf ihr lastete, dachte Clara, dass ein wenig Hilfe zur Beruhigung ihrer Nerven nicht schaden könnte. Sie nahm das Glas und kippte den Whiskey hinunter. Clara schloss die Augen, als die warme Flüssigkeit sich einen heißen Weg ihre Kehle hinunter bahnte.
»Es ist verständlich, wenn du dich im Moment unsicher fühlst.«
Clara reichte Maisie das leere Schnapsglas. »Ich fühle mich nicht unsicher. Ich weiß genau, was ich tue.« Wenn sie das noch hundertmal sagen würde, würde sie es vielleicht auch glauben.
Da Maisie ihrer Schwester offensichtlich nicht glaubte, zuckte sie nur mit den Schultern. »Okay, was ist dann der Plan, abgesehen davon, dass du so aussiehst, als ob du nicht in deiner eigenen Haut stecken willst?«
Clara rollte mit den Augen. »Mir geht es gut, Maisie. Der Plan ist einfach: den Vertriebspartner beeindrucken.« Das einzige Problem? Der Vertriebspartner war Sullivans Onkel, Ronnie. Clara hatte nicht gewusst, dass Sullivan zurück in die Stadt kommen würde. Und es hatte sie fast umgehauen, als sie zu einem Treffen mit Ronnie gekommen war und Sullivan ebenfalls am Tisch gesessen hatte.
»Ja, natürlich, wir werden Ronnie schwer beeindrucken«, erwiderte Maisie und schürzte die Lippen. »Aber vergessen wir nicht, dass du auch den Mann sehen wirst, von dem du geglaubt hast, dass du ihn heiratest und der dich grausam verlassen und dir das Herz gebrochen hat.«
Clara warf einen Blick auf das leere Glas. Vielleicht brauchte sie mehr als eines, um den heutigen Tag zu überstehen. »Worauf willst du hinaus, Maisie? Willst du, dass ich weine oder so?«
Maisie musterte Claras Gesicht ein wenig zu genau. »Nein, ich will nicht, dass du weinst. Aber ich glaube, du musst darüber sprechen. Masons leiblicher Vater ist wieder in der Stadt. Und du hast kaum etwas gesagt. Was ist der Plan? Mason verstecken, bis Sullivan die Stadt wieder verlässt?«
Das klang gut für Clara. Ihr Magen verkrampfte sich und beförderte ihr Frühstück beinahe auf die alte Holzveranda hinaus. Es kam ihr wie ein böser Traum vor, aus dem sie erst einmal aufwachen musste. Als Sullivan River Rock verlassen hatte, um in der Major League Baseball zu spielen, hatte sie nicht erwartet, ihn jemals wiederzusehen. Nie wieder.
»Es gibt keinen Plan«, gab sie schließlich zu. »Ich weiß nur, dass es im Moment sicherer für Mason ist, wenn er nicht hier ist. Ich darf keinen Fehler machen. Ich muss sehen, wo Sullivan gefühlsmäßig steht, bevor ich überhaupt daran denke, ihm von Mason zu erzählen.« Sie hatte einmal versucht, Sullivan von Mason zu erzählen, als sie erfahren hatte, dass sie schwanger war. Er war nicht ans Telefon gegangen. Stattdessen hatte eine unbekannte Frau den Anruf angenommen, und im Hintergrund war ein lachender Sullivan zu hören gewesen. Clara hatte es nie wieder probiert, und er hatte sie auch nicht zurückgerufen.
Das war vor fast sieben Jahren gewesen.
Maisies Blick entspannte sich etwas. Ihre Stimme wurde weicher. »Eines Tages wird Mason wissen wollen, wer sein Vater ist. Was wirst du dann sagen?«
»Ich war immer ehrlich zu Mason, und ich werde immer ehrlich zu ihm sein. Wenn er nach der Wahrheit fragt, werde ich sie ihm sagen. Aber solange ich kann, werde ich ihn beschützen. Er braucht Stabilität und Liebe, nicht Chaos und Herzschmerz.« Und das war alles, wozu Sullivan fähig war. Sie verstand ihn, bis zu einem gewissen Grad. Er hatte seine eigene dunkle Vergangenheit. Seinen eigenen Schmerz. Aber wenn man bedachte, dass Sullivan nur deshalb wieder in der Stadt war, weil er wegen einer Kneipenschlägerei suspendiert worden war, erwartete Clara nicht, dass sich viel geändert hatte. Im Gegenteil. Ihr Bedürfnis, Mason zu beschützen, war stärker als je zuvor. Um diesem Gespräch irgendwie zu entkommen, drehte sie sich um und wollte gerade die Verandastufen runtergehen, als ein plötzlicher Knalldurch die Luft hallte. Sie wirbelte zu Maisie herum. »Das hast du doch auch gehört, oder?«
»Ja, hab ich«, sagte Maisie mit großen Augen.
Clara hoffte inständig, dass die Brauerei nicht explodieren würde, und rannte in Richtung Scheune. Sie vermutete, dass es sich um ein geborstenes Fass handelte.
An den Wochenenden war der Parkplatz voll mit Autos von den Brauereiführungen. Heute war die einzige Person in der Scheune die mittlere Carter-Schwester Amelia, die Braumeisterin. Sie hatte die Nacht damit verbracht, eine neue Charge ihres besten Biers, Foxy Diva, zu brauen.
»Amelia«, rief Clara und rannte durch die Flügeltüren der Scheune.
Sie kam ins Stocken, als sie ihre Schwester auf der Leiter neben einem Metallfass stehen sah. Amelias blaue Augen sahen genauso besorgt aus, wie Clara sich fühlte. Sie hatte ihr langes rotes Haar zu einem unordentlichen Dutt hochgesteckt. Ihre mit Sommersprossen bedeckte Nase war gekräuselt. »Clara«, rief sie und streckte die Hände vor sich aus.
Ein weiteres lautes Krachengefolgt von einem zischenden Geräusch ließ Clara sofort bereuen, die Scheune betreten zu haben. Ein Fass kippte um, und die verbrauchte Gerste darin kam direkt auf sie zu. Der Schleim traf sie wie eine Ziegelmauer. Sie spürte, wie er an ihrem Gesicht herunterrutschte und mit einem Platschenauf dem Boden landete.
»Oh, mein Gott, Clara!« Amelia schlug sich eine Hand vor den Mund.
»Ich werde …« Clara spuckte das ekelhafte Zeug aus. Sie sah an sich hinunter und begutachtete den Schaden. Von Kopf bis Fuß war sie mit einer Pampe bedeckt, die leicht säuerlich roch. Sie blickte wieder zu Amelia und versprach: »Ich werde dich töten.«
Amelias Hand senkte sich langsam, und ihr Mund bebte.
»Denk nicht einmal daran«, warnte Clara.
Hinter sich hörte sie Maisie kichern.
»Tu es nicht«, fuhr Clara auch sie an.
Ein kurzer Moment verging. Dann brachen ihre beiden verräterischen Schwestern in schallendes Gelächter aus.
Bis eine sanfte Stimme sagte: »Wie ich sehe, haben sich einige Dinge überhaupt nicht verändert.«
Clara verfluchte ihr Leben. Auch wenn sie es nicht wollte, blickte sie hinter sich und sah sich dem Grund gegenüber, warum sie heute kaum Luft bekam. Ein Meter achtzig gestählte Muskeln begrüßten sie. Sullivan Keene, ein dunkelhaariger, heißer Typ, professioneller Baseballspieler und Baby Daddy, der nichts von dem Baby wusste. Er sah sie mit seinen warmen grünen Augen an, die sie zerstören konnten.
Und obwohl sie sich wegen dieses Augenblicks so viel Stress und Sorgen gemacht hatte, spürte sie weder Panik noch Wut. Nein, es passierte etwas Schlimmeres. Etwas Unvorstellbares. Ihr Herz flatterte.
Sullivan Keene konnte zwei Sachen gut.
Erstens: Baseball spielen. Die Red Sox hatten ihn im College gescoutet. Sein Fast Pitch hatte eine Geschwindigkeit von 100,6 Meilen pro Stunde im Durchschnitt mit einer durchschnittlichen Spinrate von 2.530 Umdrehungen pro Minute. In der letzten Saison brachte ihm sein Cutter eine wahnsinnige Serie von 124 Strikeouts ein.
Die zweite Sache, die er gut konnte? Epischen Mist bauen. Seine letzte katastrophale Entscheidung war eine Kneipenschlägerei gewesen, die auf der Titelseite eines Boulevardmagazins gelandet war und ihm eine einmonatige Suspendierung eingebracht hatte. Diese Nacht war der Wendepunkt gewesen, an dem Sullivan wusste, dass sich sein Leben ändern musste. Das letzte Mal, dass er einen Blackout gehabt und sich in einer Bar geprügelt hatte, war, bevor er River Rock verlassen hatte. Er hatte keinen Zweifel daran, dass der Tod seines Vaters vor ein paar Monaten die Ursache für die letzte Prügelei gewesen war. Als er die Suspendierung erhalten hatte, war er, anstatt in Boston zu bleiben oder sich in der Nähe von Fort Myer aufzuhalten, wo das Team trainierte, nach River Rock zurückgekehrt, in der Hoffnung, sich so dem Trauma seiner Vergangenheit stellen zu können. Ein Trauma, an das er schon lange nicht mehr gedacht hatte. Ein Trauma, das bis zum Tod seines Vaters begraben geblieben war.
Aber das, was er am allermeisten versaut hatte, starrte ihn mit fesselnden tiefblauen Augen und rosa Schmolllippen an. Vor sieben Jahren war er voller Dämonen gewesen, mit denen er sie nicht konfrontieren wollte. Jetzt war nur noch Bedauern übrig. Nachdem Sullivan am Flughafen gelandet war, war er über Denver zu seinem Onkel Ronnie gefahren, bevor er nach River Rock und zu der Wohnung weiterreisen wollte, die er für einen Monat gemietet hatte. Als er von seinem Onkel erfahren hatte, dass Clara zu einem Treffen nach Denver kommen würde, hatte sich Sullivan selbst eingeladen, daran teilzunehmen. Denn er wusste, dass er nicht nur mit der turbulenten Beziehung zu seinem Vater Frieden schließen musste, sondern auch mit Clara, um endgültig weiterzukommen. Er hatte im Laufe der Jahre oft an sie gedacht und sein Bestes getan, um sie aus seinem Gedächtnis zu verdrängen.
Aber ein Blick in diese hübschen Augen und er wusste ohne jeden Zweifel, dass er sie jetzt genauso liebte wie an dem Tag, als er sie verlassen hatte. Zugegeben, sie wirkte anders. Sie hatte eine Härte im Gesicht, an die er sich nicht erinnerte, und ihre Augen waren wachsam, vorsichtig. Ihr rötlich-braunes Haar war zu einem festen Pferdeschwanz gebunden und passte zu den festen Linien ihres Mundes. All das war neu und verwirrend, aber einige Dinge hatten sich nicht geändert. Sie konnte immer noch eine Jeans ausfüllen wie keine andere Frau, und sie konnte seine Aufmerksamkeit so lange auf sich ziehen, bis er nichts mehr außer ihr sehen konnte. Und obwohl sie von Kopf bis Fuß in Schleim getränkt war, enthüllte ihr hautenges Top den Körper einer Frau, nicht den der Einundzwanzigjährigen, die er verlassen hatte.
»Sullivan«, sagte Clara mit belegter Stimme.
Sein Magen verkrampfte sich bei seinem Namen auf ihrer Zunge. Gestern hatte sie ihn bei ihrem Treffen kaum beachtet, nur darauf bedacht, einen Vertrag mit seinem Onkel abzuschließen. Jetzt sah sie ihn direkt an, und seine Welt verengte sich ganz auf sie. »Hey, Slugger.«
Ihre Augen verengten sich bei dem Spitznamen, den er ihr gegeben hatte. Was auch immer Clara tat, sie landete einen Volltreffer. »Nenn mich nicht so«, sagte sie bedacht ruhig. Doch ihre Augen verrieten sie. In ihren Tiefen brodelte es. Um ihn in die Schranken zu weisen, sah sie über ihn hinweg, als wäre er nicht wichtig, und blickte seinen Onkel an. »Das tut mir wirklich leid, Ronnie. Ich brauche ein paar Minuten, um mich frisch zu machen. Ist es in Ordnung, wenn Maisie dich auf dem Grundstück herumführt?«
Sullivan hatte erst gestern durch seinen Onkel von dem neuen Unternehmen der Carter-Schwestern erfahren. Er war ebenso überrascht gewesen, von ihrer wachsenden Brauerei zu erfahren, wie er von ihrer Präsentation im Konferenzraum seines Onkels beeindruckt war. Da er die perfekte Ausrede gefunden hatte, um Clara zu sehen, und hoffte, dass er sie dazu bringen konnte, sich mit ihm zu unterhalten, hatte er seinen Onkel gefragt, ob er bei dem heutigen Besuch mitkommen konnte. Glücklicherweise war sein Onkel einverstanden gewesen. Sullivan blickte zur Seite und sah, dass sein Onkel Clara stirnrunzelnd ansah.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte Ronnie und begutachtete den Schaden.
Clara nickte, spuckte noch etwas von dem Schleim aus und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Ja, es ist alles in Ordnung. Das kommt nicht oft vor. Eigentlich nie. Entschuldigen Sie mich für einen kurzen Moment.« Kämpferisch, wie die Clara, an die er sich erinnerte, behielt sie ihren Blick und ihr Kinn oben und schritt aus der Scheune.
»Ronnie«, sagte Maisie schnell, als Clara gegangen war, und alle Schadenfreude war aus ihrem Gesicht gewichen. »Fangen wir hinten in der Brauerei an und arbeiten uns von da aus vor.«
»Ausgezeichnet«, erwiderte sein Onkel. Er sah Sullivans Vater, Kurtis, überhaupt nicht ähnlich. Ronnie hatte die hellgrünen Augen der Keenes, war aber mit guten ein Meter siebzig kleiner als Kurtis und Sullivan. Ronnie hatte außerdem eine Glatze, während Sullivan das hellbraune Haar seiner Großmutter hatte.
Sullivan ging hinter der Gruppe her und staunte darüber, wie erwachsen die Carter-Schwestern waren. Als er sie zuletzt gesehen hatte, waren sie unbeholfene Teenager gewesen. Er war sich nicht sicher, was er davon halten sollte. Die Zeit war verstrichen – so viel Zeit. Und doch war er jetzt wieder in River Rock, nicht mehr auf der Flucht vor seinen Dämonen, sondern entschlossen, sich ihnen zu stellen.
Als er an Amelia vorbeiging, die ihm zuzwinkerte, klingelte das Handy in seiner Tasche. Er nahm es in die Hand. Ein Blick auf das Display verriet ihm, dass es sein Agent war. »Ich muss da drangehen«, sagte er zu seinem Onkel.
»Ja, ja«, erwiderte Ronnie, winkte ab und konzentrierte sich wieder auf Maisie, die von Biertouren und Veranstaltungen erzählte.
Sullivan wandte sich ab und presste das Telefon an sein Ohr. »Was gibt’s, Marco?«
»Nicht viel hier.« Marco hatte Sullivan vertreten, seit dieser gescoutet worden war. »Wie läuft es denn so am Ende der Welt?«
»Ruhig«, antwortete Sullivan, und wirbelte beim Verlassen der Scheune etwas Kies auf.
Marco lachte trocken. »Das kann ich mir nur vorstellen. Hör zu, ich habe vor ein paar Minuten mit Coach Hale gesprochen.«
»Ja? Was sagt er?« Er konnte das Gebrüll des Trainers in der Umkleidekabine noch hören, als er die Schlagzeile las:
SULLIVAN KEENE SCHLÄGT HART AUF DEN CLUB EIN!
Das Einzige, was er hart getroffen hatte, war das Gesicht dieses Arschlochs. Glücklicherweise hatte er an diesem Abend keinen Schläger dabeigehabt. Er war sich nicht sicher, was er damit getan hätte. Er war nur ein einziges Mal so ausgerastet, und das war der Grund, warum er River Rock und Clara hinter sich gelassen hatte.
»Es ist ganz einfach, Sullivan«, erwiderte Marco. »Nimm dir diesen Monat Zeit. Du musst einen klaren Kopf bekommen. Frederick« – der Besitzer des Teams – »macht Coach Hale schwere Vorwürfe, weil er das Team so aussehen lässt. Das ist deine letzte Chance. Noch ein Fehler, und du bist erledigt.«
Das hatte er verstanden. In den letzten Monaten waren einige Artikel über ihn in den Boulevardzeitungen erschienen. Keiner von ihnen ließ ihn im besten Licht erscheinen. »Ja, ich hab’s kapiert.«
Marco zögerte. »Das ist ihr gutes Recht, Sullivan, das steht in deinem Vertrag.«
»Ich weiß.«
»Du schaffst das. Oder? Ich muss mir keine Sorgen um dich machen?«
»Ja, ich schaffe das. Wir sehen uns in einem Monat.« Sullivan beendete das Telefonat, ohne sich zu verabschieden. Er war am Ertrinken, obwohl er eigentlich sicher durch das Wasser hätte gleiten sollen. Sein Spiel war auf den Punkt. Aber irgendetwas in seinem Kopf stimmte nicht, und Sullivan hatte das immer weiter verdrängt, und da seine Karriere in Gefahr war, musste sich etwas ändern.
Ein Knallließ ihn über die Schulter blicken, und er sah, wie die Fliegentür hinter Clara zuschlug, als sie das Haus verließ. Sullivan beobachtete sie genau, und die Art und Weise, wie sie seinem Blick standhielt, als würde sie sich selbst einreden, dass sie das tun musste. Er machte ihr da keinen Vorwurf. Sie hatte ihm etwas zu beweisen, und er würde sie es beweisen lassen. Sie hatte etwas viel Besseres verdient als den Scheiß, den er ihr gegeben hatte. »Alles wieder gut?«, fragte er schließlich und durchbrach die schwere Stille.
Frisch gekleidet in Jeans und einer Bluse, die das Blau ihrer Augen irgendwie aufhellte, starrte sie ihn kalt an. Es sah gezwungen aus. Aber er verstand, warum. Er erinnerte sich lebhaft daran, wie sie schmeckte, wie sie aussah, wenn sie ihn liebevoll anlächelte. An all das erinnerte er sich. Aber sie wollte ihm zeigen, dass sie nicht mehr empfand. Sie blieb vor ihm stehen und musterte ihn gründlich. »Du siehst gut aus, Sullivan. Anders, aber gut.«
»Wie anders?«
Sie legte den Kopf schief und analysierte ihn auf eine Weise, wie keine andere Frau es je getan hatte. Clara kannte ihn. All seine Fehler. All seine Schwächen. All seinen Schmerz. »Stark … alt.«
Er hob eine Augenbraue. »Ich sehe alt aus?«
»Ja.« Sie schritt an ihm vorbei.
Er starrte ihr nach wie ein verdammter Narr. »Es ist erst sieben Jahre her, dass ich dich gesehen habe. Ich kann nicht so alt aussehen.«
»Nicht ganz sieben«, antwortete sie und machte sich auf den Weg zur Scheune.
Das gab ihm natürlich einen fantastischen Blick auf ihren spektakulären Arsch. Ein Arsch, den er sich nicht ansehen sollte. Er zwang seinen Blick nach oben. »Warte«, rief er und joggte, um sie einzuholen.
Als sie schließlich die Scheune erreichte, drehte sie sich zu ihm um. »Gut. Du siehst älter aus. Ist das eine bessere Wortwahl? Ich habe dich in der Hinsicht noch nie als den empfindlichen Typ erlebt, Sullivan.«
Er war nicht der empfindliche Typ. Und doch ging sie ihm unter die Haut. »Ich habe noch nie erlebt, dass du so offen bist, Clara.«
Sie warf ihm einen prüfenden Blick zu. »Menschen ändern sich.«
»Ja, das tun sie.« Und genau das war es, was ihn hierher gebracht hatte. Zu ihr. Um sich dem Schaden zu stellen, den er angerichtet hatte, in der Hoffnung, Frieden zu finden. »Ich habe von Pops’ Tod gehört. Es tut mir leid, dass du ihn verloren hast. Ich weiß, wie nahe ihr euch standet.« Claras Großvater war ein guter Mensch gewesen. Aber Sullivan würde sich nicht dafür entschuldigen, dass er nicht angerufen hatte oder zur Beerdigung gekommen war. Er hatte keine gute Ausrede.
Ihre Augen wurden für einen Moment traurig, und sie verlangsamte ihren Schritt. »Pops hätte gerne gesehen, wie die Brauerei floriert. Wie wäre es also, wenn wir die anderen suchen gehen?«
Für einen Sekundenbruchteil sah er in ihrer Traurigkeit die alte Clara. Seine Clara. Er wusste nicht, was ihn dazu bewog, ihre Hand zu ergreifen und sie aufzuhalten, aber seine Finger schlossen sich um ihre. Ihr Blick wanderte zu ihm, und sie zuckte zurück. »Rühr mich nicht an, Sullivan.«
Er steckte die Hände in Taschen. »Es tut mir leid. Ich wollte nur …« Ich möchte mich entschuldigen. Will es erklären. Alles in Ordnung bringen.
»Was Du willst, ist hier nicht von Belang«, sagte sie knapp und schritt davon. Da er wusste, dass er das verdient hatte, atmete er tief durch und folgte ihr in die Scheune. Reihen von Tanks säumten die Seiten des alten Gebäudes, das zugegebenermaßen gar nicht mehr so alt aussah. Das Scheunenholz war abgeschliffen und neu gebeizt worden, die Böden mit neuem Lack überzogen.
»Wie Sie sehen können, sind wir auf die Menge vorbereitet, die für einen professionellen Vertrieb benötigt wird«, sagte Amelia, während Maisie Ronnie hinten herausführte. Amelia folgte ihm und zeigte dann auf die rechte Seite. »Wir haben jede Menge Platz zum Expandieren.«
Ronnie blieb stehen und schaute sich mit einem unleserlichen Blick um. Die Wahrheit war, dass Sullivan seinem Onkel nicht sehr nahe stand. Aber da er die einzige Familie war, die er noch hatte, blieben sie über die Jahre in Kontakt und telefonierten an Feiertagen und Geburtstagen.
»Mir gefällt, was ich sehe«, sagte Ronnie schließlich. Er sah sich noch einmal um und studierte den beeindruckenden Raum. »Geben Sie mir ein paar Tage Zeit, um Ihren Vorschlag zu prüfen und mit dem Team über einen Plan zu sprechen.«
Clara lächelte höflich. »Wir freuen uns, von Ihnen zu hören.«
Sullivan schnaubte fast. Sie wussten beide, dass das hier etwas Großartiges war, von dem sie beide profitieren würden. Er behielt den Gedanken für sich, als Ronnie sich endgültig verabschiedete. Während sein Onkel zu seinem Wagen zurückging, sagte Sullivan zu Amelia und Maisie: »Kaum zu glauben, dass ihr die beiden kleinen Quälgeister von früher seid.« Sie waren jetzt gestandene Frauen, aber er konnte immer noch das schelmische Funkeln in Maisies Augen und die warme Zuneigung auf Amelias Gesicht sehen.
»Nun …«, erwiderte Maisie. »Das kommt davon, wenn jemand geht und nicht mehr zurückkommt.«
Er verdiente diese Spitze. »Da hast du recht.« Er steckte die Hände in die Hosentaschen und merkte, dass er noch zwei weiteren Menschen gegenüberstand, bei denen er Wiedergutmachung leisten musste. Das überraschte ihn nicht, die Carter-Schwestern standen sich nahe, vor allem Clara und Amelia. »Ich höre, Glückwünsche sind angebracht.« Maisie hatte sich gerade mit Sullivans altem Kumpel Hayes verlobt.
Ein warmes Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Danke. Hayes und ich sind sehr glücklich.«
»Sullivan«, rief Ronnie.
Als er über die Schulter blickte, sah er, dass sein Onkel die Stirn runzelte und ihn zu sich winkte. Als er sich wieder den Schwestern zuwandte, sagte er: »Es ist wirklich schön zu sehen, dass es euch allen so gut geht.«
»Wie lange bist du in der Stadt?« fragte Amelia, und die Frage klang nicht gerade freundlich.
»Einen Monat.«
Einen Monat zu lang, schrie ihn Amelias Gesichtsausdruck an.
Fest in seine Schranken verwiesen und mehr denn je entschlossen, den Schaden wiedergutzumachen, den er dieser Familie zugefügt hatte, nickte er entschlossen. »Ich hoffe, dass dieses neue Unternehmen für euch alle gut läuft. Passt auf euch auf.«
Niemand verabschiedete sich von ihm oder erwiderte auch nur sein höfliches Lächeln. Sie alle sahen ihn mit verschränkten Armen und demselben tiefen Stirnrunzeln an. Er ging in Richtung seines Onkels und spürte, wie sich ihre harten Blicke in seinen Rücken bohrten. Er würde das wiedergutmachen. Und zum Glück hatte er einen Monat Zeit dafür.
Auch Stunden nach Sullivans Abreise konnte Clara die Anspannung nicht abschütteln, die sie fast erstickte. Einen Monat? Hatte Sullivan wirklich vor, einen Monat zu bleiben? Sie wusste nicht, wie sie Mason so lange verstecken sollte. Aber sie kannte auch Sullivan ziemlich gut und wusste, dass er wahrscheinlich gar nicht so lange in River Rock bleiben würde. In dem Moment, in dem die Dinge schwierig wurden und er gezwungen war, sich all dem zu stellen, was ihn schon einmal dazu gebracht hatte zu gehen, würde er sich wieder aus dem Staub machen. Alles, was sie tun musste, war, Mason so lange in ihrer Nähe zu behalten, bis das passierte. Sie wusste nur zu gut, wie es sich anfühlte, von Sullivan geliebt zu werden. Es war ein alles verzehrendes Gefühl, und sie wusste auch, wie es sich anfühlte, wenn einem das alles entrissen wurde, weil er es emotional nicht verkraften konnte. Sie wusste nicht, warum er hier war, um seine Suspendierung rumzukriegen, und es war ihr auch völlig egal.
Masons Wohlbefinden war das Einzige, was für sie zählte. Sie wollte am liebsten sofort zu ihrem Sohn gehen und ihn in die Arme schließen, doch sie brauchte eine Nacht für sich. Um einen klaren Kopf zu bekommen und ihr flatterndes Herz daran zu erinnern, dass ihre Liebe zu dem Sullivan, den sie einst gekannt hatte, an dem Tag gestorben war, als er River Rock verlassen hatte.
Während ihre Schwestern noch ihre Arbeit für den Tag beendeten, ging sie in ihr Schlafzimmer. Der Raum war praktisch, aber gemütlich eingerichtet. Das Doppelbett besaß sie schon seit mehr Jahren, als sie zu zählen wagte. Die alte, abgenutzte beige-weiße Bettdecke hatte ihre Großmutter genäht, als Clara zwölf Jahre alt war, und die aufgearbeiteten antiken weißen Möbel hatte sie auf einem Flohmarkt gekauft und selbst neu gestrichen. Clara setzte sich auf ihr Bett und holte den Brief aus dem Testament von Pops hervor.
»WIR SIND, WAS WIR VORGEBEN ZU SEIN – DARUM SOLLTEN WIR SORGFÄLTIG WÄHLEN, WAS WIR VORGEBEN ZU SEIN.« KURT VONNEGUT
