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Über 24.000 Deutsche reisen jährlich mit dem Working Holiday Visum nach Australien. 24.000 verschiedene Geschichten, eine davon ist die von Tami und Chris, die sich 2015 auf die bisher abenteuerlichste Reise ihres Lebens gemacht haben. Mit der Hoffnung, neue Bekanntschaften zu schließen und unvergessliche Erfahrungen zu sammeln, entfliehen sie dem deutschen Alltag. Auf ihrer Fahrt von Melbourne bis Cairns erleben die beiden jedoch nicht nur schöne Ereignisse, sie kommen auch in Berührung mit unorganisierten Krankenhäusern, sklaventreibenden Arbeitgebern, unfairen Werkstätten und sogar mit dem Gesetz! Ob auf ihrem 130-tägigen Abenteuer durch Down Under nun die positiven oder negativen Erfahrungen überwiegen, stellt sich erst im Laufe der Reise heraus.
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Seitenzahl: 220
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Abenteuer in der Ferne
Backpacking in Australien
Tamara Mayer
epubli
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Zweite, überarbeitete Auflage Taschenbuchausgabe April 2017
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Alle Angaben ohne Gewähr.
Verfasser: © Copyright by Tamara Ramona Mayer Umschlag: © Copyright by Tamara Ramona Mayerepubli ein Service der neopubli GmbH, Berlin
ISBN: 978-3-7450-6563-3
Den Inhalt des Buches findet Ihr in Bildern und Videos unter folgendem Namen auf Instagram:
Abenteuer_in_der_Ferne
Es ist bereits 6.00 Uhr, und der Wecker sagt mir klar und deutlich, dass ich jetzt aufstehen sollte. Die letzten Stunden in Deutschland beginnen. 4529 Gedanken schwirren mir durch den Kopf, unter anderem Dinge, die ich noch einpacken muss, denn der Backpack ist noch nicht mal fertig gepackt, obwohl es in 45 Minuten losgehen wird, in den wohl aufregendsten „Urlaub“ bisher! 130 Tage Australiens Ostküste bereisen und zugleich für das Abenteuer arbeiten. Doch alleine hätte ich mich das niemals getraut, mein Freund Christian, mit dem ich seit sieben Monaten zusammen bin, wird mich begleiten und mit mir gemeinsam alles Schöne und auch Schlechte erleben. Es ist kaum zu glauben, vor zweieinhalb Monaten befand ich mich noch im langweiligen Alltag meiner Ausbildung zur Kauffrau im Groß- und Außenhandel - die ich im Dezember abgebrochen habe - und jetzt ist schon der Tag der Abreise ins Abenteuer.
Die letzten Minuten in meinem Zuhause waren wohl die schlimmsten überhaupt, Abschiedsschmerz hoch 1000, zusammen mit meiner Mama. Von dem Rest der Familie hatten wir uns zum Glück schon am Abend zuvor verabschiedet, beim letzten gemeinsamen Abendessen mit meiner Mama, Oma, Opa und Katha, der Freundin von meinem Bruder, der sich zurzeit im Urlaub in Thailand befindet. Von all unseren gemeinsamen Freunden haben wir uns natürlich auch verabschiedet, mit einer fetten Abschiedsparty am Samstagabend, wegen der wir dann am Sonntag erst einmal außer Gefecht gesetzt waren.
Um 6.45 Uhr brechen wir also nun auf in Richtung Christians Familie, von der wir uns natürlich auch noch verabschieden wollen - und weil sein Vater uns zum Flughafen fährt. Erst im Auto wird mir so langsam klar, dass es jetzt ernst wird und es kein Zurück mehr gibt. Die Tränen lassen sich leider nicht mehr zurückhalten, aber bis zur Ankunft am Münchener Flughafen habe ich mich wieder einigermaßen beruhigt. Wir nehmen unsere jeweils 14 Kilogramm schweren Backpacks und zwei weitere kleine Rucksäcke aus dem Auto und gehen in Richtung Gepäckabgabe. Das Abgeben und Einchecken verläuft zum Glück reibungslos. Doch dann müssen wir uns unsere Thrombose Spritze geben, zum ersten Mal selber spritzen, eine Katastrophe, zumindest bei mir. Als Erstes muss man die Plastikschutzkappe über der Nadel abziehen, die jedoch so schwer runtergeht, dass ich Tollpatsch abrutsche und die spitze Nadel meine Hand streift, die daraufhin blutet. Der nächste Schock ist dann, dass ich denke, die Nadel sei abgebrochen! Doch sie ist zum Glück nur umgebogen und ich kann mir letztendlich den Inhalt der Spritze noch ganz normal in den Bauch injizieren, sodass wir jetzt ohne große Sorgen in den Flieger einsteigen können. Wir sind nur beide immer noch etwas nervös. Ich, weil das Abenteuer losgeht, und Christian, weil es sein erster Flug überhaupt sein wird. Erster und einziger Zwischenstopp nach einer Flugdauer von circa sechs Stunden ist Abu Dhabi, wo es mit drei Stunden Zeitverschiebung schon 19.30 Uhr ist. Ein Blick auf unseren Flugplanzettel sagt uns jetzt, dass es nach drei Stunden Aufenthalt direkt weiter nach Melbourne geht. Als wir jedoch dann verzweifelt auf den Monitoren am Flughafen nach unserem Flug suchen und ihn nicht finden, bemerken wir, dass auf den Flugtickets eine andere Abflugzeit steht, nämlich 2:25 Uhr. Zum Glück lernen wir in dem Moment zwei ebenfalls verzweifelte, deutsche Mädchen kennen, Ines und Chrissi, mit denen wir uns dann zu dem nächsten Infostand von Etihad begeben. Leider sagen uns zwei Mitarbeiter, dass sich der Flug um vier Stunden verschoben hat, aufgrund von technischen Problemen. Somit warten jetzt sieben Stunden Aufenthalt in Abu Dhabi‘s Flughafen auf uns. Yay! Wenigstens gibt es das Spiel UNO, mit dem wir uns zu viert die Zeit ein bisschen verschönern können, und Wlan, mit dem wir zum Glück noch unsere Hostmum Analiese, in deren Gästezimmer wir für die nächsten drei Wochen wohnen werden, von der Verspätung berichten können.
Als die Stunden dann endlich vorbei sind, begeben wir uns zum Gate, an dem sich jedoch herausstellt, dass wir wieder nicht pünktlich wegkommen, da vor uns eine viel zu lange Schlange an Menschen vor dem noch immer geschlossenen Flugzeug wartet! Endlich im Flugzeug sitzend, entschuldigt sich der Pilot erst einmal für die Verspätung und wir fliegen nach insgesamt acht Stunden Aufenthalt endlich los. Auf uns wartet jetzt ein 13 Stunden langer Flug nach Melbourne, immer noch in der Hoffnung, dass Analiese noch wach ist, oder überhaupt zuhause ist, wenn wir ankommen. Die Zeit vergeht mit Schlafen, Essen, Filme schauen und Turbulenzen leider sehr langsam und wir sind überglücklich, als wir endlich landen! Mittlerweile ist es 23.30 Uhr Ortszeit, bis wir unsere Backpacks bekommen haben und durch die Visa-Kontrolle durch sind, ist es nochmal eine Stunde später. Wir entscheiden uns, um diese Uhrzeit nicht mehr mit dem Bus herumzuirren, sondern nehmen uns mit Chrissi und Ines ein Taxi zu den beiden Wohnungen.
Endlich angekommen, jetzt haben wir nur noch das Problem mit Analiese, aber für den Notfall haben wir die Adresse der beiden deutschen Mädchen und die Nummer vom Taxifahrer mitgenommen, sodass wir unsere erste Nacht in Australien auf keinen Fall auf der Straße verbringen müssen.
Wir klopfen also an der Haustür, vergeblich, keine Geräusche, kein Licht von innen, nichts. Von außen sehen wir, dass in der Wohnung des Übermieters noch Licht brennt und entschließen uns daher, einfach zu klopfen und zu testen, ob wirklich alle Australier nett und hilfsbereit sind, selbst um diese Uhrzeit. Und wir können dem zustimmen, er geht raus und schaut nach, ob ihr Auto vor der Wohnung steht, sodass wir zumindest wissen, dass sie daheim sein sollte. Im selben Moment bemerken wir, dass es glücklicherweise in dem Haus ein offenes Wlan Netzwerk gibt und Christian kann seine Mails checken. Analiese hat ihm geschrieben, dass der Haustürschlüssel unter der Matte vor der Tür liegt und wir einfach aufsperren sollen. Chris und ich betreten also die fremde Wohnung. Bad, Küche, Wohnzimmer, Gästezimmer, auf den ersten Blick alles wie auf den Fotos. Und dann kommt uns auch schon eine verschlafene und zugleich verplante Analiese entgegen. Wir stellen uns nur kurz vor und reden über den Flug, weil sie weiterschlafen will und früh aufstehen muss. Chris und ich gehen, beziehungsweise fallen dann auch in der nächsten Minute todmüde ins Bett, aber schlafen nur bis 7.00 Uhr.
Schnell duschen und dann geht’s auch schon los, zu Fuß und ohne Plan die Stadt erkunden, weshalb wir auch erst einmal nicht Richtung Innenstadt oder Strand laufen, wie eigentlich geplant, sondern in die komplett falsche Richtung. Aber egal, hauptsache wir können ein paar erste Eindrücke gewinnen. In der Nähe gibt es einen schönen Park - die Flora ist ganz anders als in Deutschland - und eine große Hauptstraße mit vielen Restaurants und Cafés. Dort frühstücken wir und bemerken außerdem zum ersten Mal den enormen Preis-Leistungsunterschied zu Deutschland. Für ein Bircher Müsli mit Joghurt und Früchten, zwei Scheiben Brot mit Butter und eingepackter Marmelade und zwei Cappuccinos zahlen wir…exakt 48$, das sind umgerechnet fast 40 Euro!! Jetzt sitzen wir noch nicht einmal am Strand oder vor einer Sehenswürdigkeit, sondern einfach nur an der lauten Hauptstraße, aber gut.
Am Abend gehen wir dann zum Essen, italienisch! Sehr lecker, aber leider auch schweineteuer, anscheinend sind das ganz normale, australische Preise. Der Ober namens Les, ursprünglich aus Polen, gibt uns ein paar gute Tipps für Melbourne und hilft uns, unser Essen gegen betrunkene, australische Uniabsolventen zu verteidigen, die auf dem Weg zu einem Club an uns vorbei schwanken. Zurück in der Wohnung ist Analiese nun auch zuhause und wir können uns endlich mal unterhalten. Wir erfahren alles Mögliche über ihre Familie, ihre fünf verschiedenen Jobs und sogar warum sie vor ein paar Jahren ihren Namen geändert hat und wie sie darauf gekommen ist. Es ist wirklich sehr interessant, all das zu erfahren. Christian bringt das zum Ausdruck, indem er am Tisch einschläft und ihm daraufhin sein Kopf runterfällt! Analiese bemerkt das natürlich auch, sie hat kurz darüber gelacht und gesagt, dass wir ins Bett gehen sollen, weil wir ja wegen der Zeitverschiebung und des langen Fluges total müde sein müssen. Aber in der nächsten Minute erzählt sie dann auch schon weiter. Und man kann sie einfach nicht unterbrechen oder stoppen, woraufhin wir dann nach drei langen Stunden voller Erzählungen ihrerseits wieder total müde ins Bett fallen!
Endlich haben wir mal ein bisschen Schlaf nachholen können, neun Stunden müssen für den ersten, richtigen Erkundungstag reichen! Wir gehen zu Fuß ins CBD (Central Business District, Hauptgeschäftsviertel), von dem aus alle Trams, Züge und Touren starten! Außerdem gibt es hier Melbournes Tourismuscenter, in dem wir uns ein bisschen über die Stadt erkundigen und auch gleich zwei Touren buchen und Eintrittskarten für den Zoo kaufen. Die zweite, und sogar ziemlich teure Tour wird am Freitag stattfinden, zur bekannten Halbinsel Phillip Island! Die erste Tour starten wir sofort, eine Hop on-Hop off Rundfahrt mit dem bekannten Doppeldeckerbus durch die Stadt und das berühmte Strandviertel St. Kilda, vorbei an allen Sehenswürdigkeiten Melbournes, wie zum Beispiel dem Aquarium, dem Eureka Tower, dem Federation Square und natürlich dem Victoria Market. Das CBD der fast 4,5 Millionen Einwohner Stadt wird von schachbrettartig angeordneten Straßen, großen Hochhäusern aber auch alten Kulturdenkmälern, wie dem Empfangs-gebäude der Flinders Street Station, geprägt. Außerdem gibt es in Melbourne viele Straßenkünstler, Streetart sowie Sportmöglichkeiten wie zum Beispiel Freiluft-Kraftstudios in Parkanlagen, Fahrradwege und etliche Sportveranstaltungen, denn nicht umsonst sind die sogenannten Melburnians die Sportverrücktesten des ganzen Landes. Ein völlig anderes Flair bietet das Strandviertel St. Kilda. Durch die vielen, schönen Strandhäuser und die Sportler im Meer und am Strand erinnert es nicht mehr an eine Großstadt, sondern eher an ein gemütliches Städtchen am Ozean. Nach der siebenstündigen Bustour gehen wir nur noch Chinesisch Essen und dann sofort ins Bett.
Juhuu, heute geht es in den „Melbourne Zoo“ und wir werden zum ersten Mal Koalas live sehen, Vorfreude pur! Wir fahren also mit der Tram vom CBD aus circa 30 Minuten Richtung Norden, und kommen nach einmal Verfahren endlich an. Die Tickets hatten wir ja am Vortag schon gekauft, also nichts wie rein. Vorbei an den Gorillas, Tigern und Zebras kommen nun endlich die einheimischen Tiere, wie zum Beispiel Wombats (ein dickes, flauschiges Etwas, das die Größe eines kleinen Schweines und die Ähnlichkeit eines Bären hat), Kängurus (ich denke, jeder weiß was das ist), Tasmanische Teufel (existieren in Natur nur auf der Insel Tasmanien, sind vom Aussterben bedroht und ähneln einem aggressiven Maulwurf) und natürlich meine geliebten Koalas, die coolsten und süßesten Tiere überhaupt! Sie schlafen bis zu 20 Stunden am Tag, die restliche Zeit fressen sie ihre Eukalyptusblätter und klettern sogar manchmal von Baum zu Baum. Sie sind einfach nur zum Knuddeln, aber leider gibt es ein Gesetz, das besagt, dass man Koalas nicht als Haustier halten darf, nirgends auf der Welt! Ansonsten hätte ich mir sofort einen mitgenommen.
Nachdem wir uns den ganzen Zoo angeschaut haben und ich mich dann auch endlich von den flauschigen Koalas trennen konnte, beziehungsweise musste, fahren wir mit der Tram wieder Richtung CBD, vorbei am Queen Victoria Market, an dem wir einen kurzen Zwischenstopp einlegen. Hier gibt es fast alles zu kaufen, was man als Tourist braucht. Ein großer Teil ist nur für Souvenirs (Koala oder Känguru-Kuscheltiere, Opalschmuck, Australiens berühmte Bierkühler oder ein Bieröffner aus Känguruhoden), ein anderer für Obst und Gemüse und im dritten Teil, einer klimatisierten Halle, gibt es alle Sorten von Fisch und Fleisch, die man sich vorstellen kann. Wir bummeln ein bisschen durch den Souvenirteil, kaufen uns Ketten (meine natürlich mit einem Koala Anhänger, was denn sonst) und entscheiden uns dafür, alle Souvenirs erst am Ende der Reise zu kaufen, denn das werden nicht wenige werden! Der Obst- und Gemüseteil ist kaum zu überhören, da es kurz vor Marktschluss ist und alle Händler ihre besten Angebote so laut wie möglich aus sich herausschreien, um Kunden anzulocken. Funktioniert natürlich auch, denn kein Mensch geht einfach so vorbei, wenn es heißt, vier Maiskolben zum Preis von zwei kaufen zu können, auch wenn man eigentlich gar keinen Mais braucht (danke Mama, das habe ich von dir!). Wieder angekommen im CBD, erkundigen wir uns noch über die verschiedenen Telefontarife und schließen auch gleich einen ab, bei Telstra, für umgerechnet 30€ im Monat, inklusive genügend Datenvolumen und Guthaben, um immer mit Zuhause verbunden zu sein. Danach gehen wir dann wieder italienisch Essen bei Les, der uns gute Tipps für unsere Autosuche gibt und erzählt, dass sein Kumpel, der nebenan ein Finanzbüro hat, sich mit Autos auskennt und er uns helfen könne. Wir müssen nur mal früher kommen, um ihn noch antreffen zu können. Chris und ich haben nämlich schon vor unserer Reise beschlossen, dass wir uns ein Auto kaufen wollen. Zum einen ist es einfacher zum Herumreisen, weil man selbstständig ist. Zum anderen können wir darin schlafen und uns das Geld und die Zeit für die Hostels sparen. Jetzt geht es aber erst einmal ins Bett, es war wieder ein langer Tag!
Heute haben wir endlich unsere Phillip Island Tour, auf die wir uns schon seit zwei Tagen freuen! Wir werden um 10.30 Uhr in der nächstgrößeren Straße von unserer Wohnung aus mit dem Bus abgeholt und fahren dann mit circa zehn anderen Touristen erst einmal Richtung Moonlit Sanctuary, eine Art Zoo, in dem nur australische Tiere wohnen. Für insgesamt 15 Euro extra dürfen wir sogar eine Python auf die Schultern nehmen, mit einem Koala knuddeln und von beidem Bilder machen. Unter anderem gibt es in der Sanctuary einen „Wallaby Walk“, das ist ein spezieller Weg zwischen Bäumen, in dem Wallabys und Kängurus frei herumlaufen. Chris und ich haben uns natürlich am Eingang Futter gekauft, mit dem wir sie jetzt anlocken und streicheln können, während die Tierchen uns aus der Hand fressen. Natürlich machen wir auch noch Selfies und Videos mit ihnen. Doch leider ist die Zeit viel zu schnell vorbei, unser Bus wartet bereits auf uns und es geht weiter zu Churchill Island, eine Farm mit Schafen, Pferden und Hühnern. Wir schauen zu, wie Schafe von einem Hund eingetrieben werden und wie die Farmer mit einer Peitsche hantieren. Nächster Stopp ist nun eine Koala Conservation, eine Art Park mit unendlich vielen Koalas auf den Bäumen und interessanten Information zu ihnen. Bevor wir nun zum Highlight des Tages kommen, haben wir noch eine Stunde freie Zeit an der Strandpromenade um Essen zu gehen. Christian und ich kaufen uns Fish & Chips to go und setzen uns damit auf eine Grünfläche vor den Strand. Fisch und Pommes Frites sind übrigens nicht nur bei Australiern sehr beliebt, sondern leider auch bei den knapp 50 Möwen, die uns bereits nach kürzester Zeit umringen und versuchen, uns unser Essen wegzuschnappen. Später machen wir uns auf den Weg zum bekannten Strand von Phillip Island, an dem man am Abend Pinguine beobachten kann, wie sie aus dem Meer kommen, den Weg am Strand entlang und die Dünen hochwatscheln und ihr Nachtquartier aufsuchen. Auf dem Weg dorthin fahren wir durch einen Nationalpark, indem man schon ein paar Pinguine in ihren Höhlen zu sehen bekommt und massenhaft Kängurus und Wallabys. Endlich angekommen, stürmen gefühlte zweitausend Touristen aus ihren Bussen runter zum Strand, um den besten Platz auf der Tribüne zu bekommen. Wir kommen leider so spät an, sodass wir uns vor der Tribüne in den Sand setzen müssen, aber glauben trotzdem, dass wir eine gute Aussicht haben werden! Leider falsch gedacht, denn die imaginäre Reihe vor uns im Sand war für VIP-Chinesen reserviert, die uns dann perfekt die Sicht versperren. Sie haben aber unsere Rache zu spüren bekommen, als die Wellen ein bisschen höher wurden und sie auf einmal im Nassen saßen! Alle warten also nun gespannt auf die Pinguine, dann plötzlich kommen auch schon die Ersten. Sie schwimmen in kleinen Schwärmen am Strand entlang zu den beiden Seiten neben den Tribünen, watscheln aus dem Wasser den Strand entlang, die Dünen hoch, und dann sind sie auch schon wieder verschwunden. Das soll nun mit hunderten von Pinguinen so weitergehen. Doch leider zieht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung, denn kurz darauf färbt sich der Himmel kohlrabenschwarz, es beginnt zu blitzen und stürmen, dann letztendlich auch zu regnen. Fast alle Touristen sind innerhalb von Sekunden verschwunden und ermöglichen uns einen perfekten Blick, den wir aber leider auch nicht genießen können, weil wir nicht pitschnass werden wollen. Wie nicht anders zu erwarten, werden wir das aber beim Zurückgehen trotzdem noch, da es so richtig zu schütten beginnt. Das Sprichwort „Es regnet wie aus Kübeln“ trifft hier wirklich zu.
Alles in allem kann man jedoch sagen, dass sich diese Erfahrung gelohnt hat und es insgesamt ein sehr schöner Tag war. Pinguine in freier Wildbahn bekommt man immerhin nicht jeden Tag zu Gesicht. Unser Bus macht sich nun wieder auf den Weg zurück nach Melbourne und setzt uns um 23.30 Uhr in der Nachbarsstraße ab. Noch schnell bei strömenden Regen heimlaufen und dann endlich schlafen.
Heute haben wir unser erstes Treffen mit einem Aussie (Australier) um ein Auto anzuschauen, einen roten Mitsubishi Pajero mit Allrad, für Offroadtracks und den Strand. Eine Probefahrt - er fährt natürlich, da wir noch keinerlei Erfahrungen mit Linksverkehr und Geländewagen haben - zeigt, dass es sich gut fahren lässt und für seine 21 Jahre noch gut erhalten ist. Leider ist uns der Preis mit 4.500$ zu hoch, und das obwohl nicht mal „Backpacker-Innenausstattung“ vorhanden ist, sprich keine Matratze oder Campingausrüstung im Preis mitinbegriffen ist. Außerdem besitzt das Auto keine gültige Zulassung und hat nicht einmal das „roadworthy“ Zertifikat - eine Art TÜV, das bei jedem Eigentumswechsel eines Autos gemacht werden muss. Es kostet zwischen 80-200$ zuzüglich Reparaturen und es wird immer etwas gefunden. Chris sagt, dass wir es uns trotzdem noch einmal überlegen und ihm dann in ein paar Tagen Bescheid geben. Anschließend schauen wir uns noch nach einem Fahrrad um, in Geschäften und bei einem Privatverkäufer, mit dem wir uns auf der Straße treffen. Er führt uns in eine Gasse, in der circa zehn Fahrräder stehen, die alle so ausschauen, als hätte er sie geklaut und will diese jetzt verkaufen. Wir lehnen also dankend ab und machen uns wieder auf den Weg zur Tram, mit der wir dann ins Viertel St. Kilda fahren. Dort ist an der Strandpromenade entlang zufälligerweise ein Markt aufgebaut, mit Souvenirs- und Essensständen. Des Weiteren gibt es dort den Luna Park, eine Art Jahrmarkt mit Fahrgeschäften, Schießständen und einer Spielhalle, in der wir einen kleinen Teil unseres Geldes lassen. Davon haben Backpacker ja genügend… natürlich nicht! Anschließend gehen wir circa 100 Meter weiter an den Strand, aber leider ist es zu windig um baden zu gehen oder sich zu sonnen. Wir entschließen uns also dazu, noch einkaufen zu gehen und uns daheim etwas zu kochen. Auf dem Heimweg gehen wir wieder bei Les vorbei, der uns jedoch sagt, dass wir seinen Kumpel, der uns mit dem Autokauf helfen kann, um ein paar Minuten verpasst haben, wir sollen also morgen nochmals früher kommen.
Heute wird mal wieder etwas Sinnvolles getan, wir gehen zur „nab“ (National Australian Bank), um ein Bankkonto zu errichten. Wir haben uns für diese Bank entschieden, da es hier keine Kontoführungsgebühren gibt und es daher ideal für Backpacker ist. Das Errichten dauert in etwa 1,5 Stunden (mit Wartezeit) und die Karten werden einem innerhalb der nächsten Tage per Post zugesendet. Man muss alle erdenklichen Angaben machen und kann sich entscheiden, ob man eine schwarze oder eine pinke Karte haben will. Gestern habe ich diese pinke Karte noch auf einem Werbeplakat an der Tram gesehen und gesagt, dass ich so eine gerne hätte, und jetzt krieg ich sie sogar! Christian nimmt auch die pinke, da unsere Kreditkarten von Deutschland bereits schwarz sind und wir dann nicht so leicht durcheinanderkommen. Anschließend gehen wir noch in den Telstra-Laden, da mein Handy sich weigert, SMS auf eine deutsche Nummer zu versenden - meine Oma hat immerhin kein internetfähiges Handy. Leider können weder die Mitarbeiter des Ladens, noch die des Kundenservice nach 120-minütigem Ausprobieren das Problem beheben und ich beschließe daher, meine SMS nach Deutschland einfach von Christians Handy zu schreiben! Wir gehen also wieder und machen uns auf den Weg zu Les. Sein Kumpel ist dieses Mal zum Glück noch da, Chris und ich setzen uns also und reden ein bisschen über unsere Vorstellungen von unserem zukünftigen Auto. Wir bemerken jedoch schnell, dass die Autos, die er uns anbieten könnte, weit über unserem Budget liegen! Er zeigt uns trotzdem noch anhand seines Gefährts, was wir alles im Motorraum oder an den Reifen beachten sollen, wenn wir eins kaufen. Sehr hilfsbereit also, diese Australier, dass muss man wirklich sagen.
Chris und ich gehen jetzt aber mal einkaufen, da wir am Abend mit Analiese ein „Willkommens-Barbecue“ am Yarra Fluss haben werden. Dort sind überall Barbecues (Grillstände) aufgebaut, die zur öffentlichen Nutzung dienen und von Stadtarbeitern jeden Tag gereinigt werden. Warum gibt es so etwas bei uns in Deutschland eigentlich nicht?!
Wir zwei treffen uns also mit Analiese in der Wohnung und fahren mit ihrem Auto zum Fluss. Jeder bringt etwas Anderes mit und wir grillen Fleisch, Scampi und Gemüse, während Analiese einen Salat macht und uns wieder von ihren interessanten Dingen des Lebens berichtet. Nach dem Essen ratschen wir noch etwas, räumen dann wieder auf und packen zusammen. Christian und ich entscheiden uns, zu zweit noch ein bisschen am Fluss zu entspannen und Analiese allein heimfahren zu lassen. Als es nach kurzer Zeit dunkel wird, gehen wir dann auch heim. Durch den Park, indem wir Eichhörnchen sehen, und ein paar Straßen entlang ist es ein nicht einmal 15-minütiger Fußmarsch. Zurück in der Wohnung wollen wir eigentlich noch unsere Taxfilenumber beantragen, eine Nummer, die man hier zum Arbeiten benötigt - wie Steuernummer - und die bis zu sechs Wochen brauchen kann, bis sie einem per Post zugeschickt wird. Ich bin aber so müde, dass ich sofort einschlafe und Christian das noch alleine für uns beide erledigt, damit sie hoffentlich noch rechtzeitig ankommen, bevor wir weiterreisen wollen.
Heute Nachmittag treffen wir uns mit zwei deutschen Mädchen, die ihren Mitsubishi Pajero loshaben wollen, da sie nach Neuseeland fliegen. Das Auto haben wir, ebenso wie das andere, auch auf Gumtree entdeckt, das ist so etwas wie Ebay, eine Plattform, auf der man so ziemlich alles verkaufen kann. Wir haben sowieso heute vorerst nichts zu tun und warten in der Wohnung, bis sie uns schreiben, da wir nicht genau wissen, wann sie zu uns kommen. Gegen 15 Uhr kommen die beiden endlich und wir schauen uns das Auto genau an. Es kostet 4.900$, ist Baujahr 1994, hat 259.660 Kilometer auf dem Buckel (für Australien sehr wenig!), eine gültige Zulassung bis Januar 2016 und „Backpacker-Innenausstattung“! Man muss nur die Rücksitzbänke umklappen und dann kann man die sich selbst aufblasbare Matratze darauflegen. Außerdem ist hinter den Rücksitzbänken ein Holzgestell eingebaut, um darauf den hinteren Teil der Matratze zu legen. Darunter ist Platz für Lebensmittel und viele andere Dinge. Die Verkäuferinnen Bella und Anne sagen, dass sie noch nie Probleme mit dem Auto hatten und wir entscheiden uns sofort, ihn für 4.800$ zu kaufen. Leider fällt uns dann noch auf, dass das Auto wieder keine roadworthy besitzt, die wir aber zum Ummelden benötigen. Wir entschließen uns, diese gemeinsam am nächsten Tag in einer von der Regierung empfohlenen Werkstatt zu machen und entscheiden schweren Herzens, uns die Kosten zu teilen, obwohl der Verkäufer eigentlich komplett dafür aufkommen müsste! Die beiden Mädels werden also morgen wiederkommen, um uns abzuholen! Wir beide gehen jetzt noch in den Park zum Frisbee spielen und anschließend wieder italienisch essen bei Les, mit dem wir uns mittlerweile sogar schon so gut verstehen, dass er uns umsonst Pizza macht.
Heute kommen die zwei deutschen Mädels mit dem Pajero wieder und wir fahren in die Werkstatt, die dem Auto eine roadworthy verleihen soll. Der Chef dort sagt uns, dass allein die Untersuchung, ob das Auto noch zulässig für die Straße ist, circa zwei Stunden dauern wird. Wir vier gehen währenddessen essen, erledigen den Papierkram für die Übergabe und hoffen alle, dass dem Auto nichts Größeres fehlt. Doch als wir wieder zurückkommen, blicken wir in nicht so erfreute Gesichter. Der Werkstattbesitzer erklärt uns, was alles repariert werden muss: 1. das Auto braucht eine neue Frontscheibe, weil zwei Schmierer auf der Fahrerseite sind und diese erheblich die Sicht einschränken können, 2. vier neue Stoßdämpfer, 3. alle Scheinwerfergehäuse müssen ersetzt werden, weil sie gebrochen sind und Wasser reinlaufen könnte, 4. einen neuen Seitenspiegel, weil er nicht mehr verstellbar ist und 5. sollte das Getriebe erneuert werden, weil es komische Geräusche von sich gibt. Na toll! Super Neuigkeiten, das können wir nicht so stehen lassen. Wir diskutieren mit dem Werkstattbesitzer und einigen uns darauf, dass er wirklich nur das Allernötigste austauschen soll. Die Mädels werden das Auto morgen Vormittag wieder vorbeibringen und es wird dann schnellstmöglich repariert. Zu viert entscheiden wir bei der Heimfahrt, dass die beiden Mädels doch einen größeren Betrag zahlen werden als wir, da keiner mit so vielen Problemen am Auto gerechnet hat und es wie schon gesagt, eigentlich die Aufgabe des Verkäufers ist. Doch wir wollen das Auto unbedingt haben und wissen, dass sie einen neuen Käufer finden werden, wenn wir uns nicht an den Kosten der Reparaturen beteiligen. Unfair, aber so ist das Leben - manchmal. Am Abend gehen wir erneut zu Les, erzählen ihm von unserem Tag und dass wir in ein bis zwei Tagen stolze Besitzer eines Mitsubishi Pajero sein werden, mit dem unser Abenteuer Australien dann endlich richtig starten kann.