Abgedreht - Sitala Helki - E-Book

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Sitala Helki

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Beschreibung

Pete Sander ist Schauspieler mit Leib und Seele. Als sein Vertrag bei einer Seifenoper nach beinahe zwanzig Jahren nicht mehr verlängert wird, fällt er in eine Sinnkrise. Er hadert mit sich und seinem Alter. Dass er an diesem Tiefpunkt dem deutlich jüngeren Jaron buchstäblich in die Arme fällt, gibt ihm die Kraft, seine Karriere neu zu starten. Doch die Realität schlägt mit all ihrer Hässlichkeit zu: Geschützt durch die Anonymität der sozialen Medien wird das Paar mit Hass und Häme überhäuft. In Briefen unbekannter Herkunft werden Jaron sowie Petes Freunde bedroht. Die Lage spitzt sich zu - bis hin zu gewaltsamen Übergriffen.
Ist die Trennung der beiden, wie vom Erpresser gefordert, wirklich die einzige Lösung?

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Veröffentlichungsjahr: 2019

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Sitala Helki

Abgedreht

Das Leben ist (k)eine Seifenoper

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Titel

Abgedreht - Das Leben ist (k)eine Seifenoper

Sitala Helki

Impressum

 © Sitala Helki 2017c/o Papyrus Autoren-ClubPettenkoferstr. 16-1810247 [email protected] Rechte vorbehalten.Bildmaterialien Cover: 123rtf.com; pixabay.comCovergestaltung: Caro SodarLektorat/Korrektorat: B. Frielingsdorf, B. Jamin, M. Kuntz, K. Meier, A. RidSämtliche Personen und Ereignisse dieser Geschichte sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.Der Inhalt dieses Buches sagt nichts über die sexuelle Orientierung der Covermodels aus.Nachdruck, Vervielfältigung und Veröffentlichung, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher, schriftlicher Genehmigung der Autorin.E-Books sind nicht übertragbar und dürfen weder kopiert noch weiterveräußert werden.

Klappentext

Pete Sander ist Schauspieler mit Leib und Seele. Als sein Vertrag bei einer Seifenoper nach beinahe zwanzig Jahren nicht mehr verlängert wird, fällt er in eine Sinnkrise. Er hadert mit sich und seinem Alter. Dass er an diesem Tiefpunkt dem deutlich jüngeren Jaron buchstäblich in die Arme fällt, gibt ihm die Kraft, seine Karriere neu zu starten. Doch die Realität schlägt mit all ihrer Hässlichkeit zu: Geschützt durch die Anonymität der sozialen Medien wird das Paar mit Hass und Häme überhäuft. In Briefen unbekannter Herkunft werden Jaron sowie Petes Freunde bedroht. Die Lage spitzt sich zu - bis hin zu gewaltsamen Übergriffen.

Ist die Trennung der beiden, wie vom Erpresser gefordert, wirklich die einzige Lösung?

1

»Noch mal das Gleiche.«

»Schätzchen, du hast allmählich genug, nicht wahr?«

Wie sehr ich dieses süffisant grinsende Gesicht hasse. »Wer bist du? Meine Mutter?«

Ein theatralischer Seufzer erklingt zur Antwort.

»Und von einer alternden Transe lasse ich mir schon gar nichts sagen, Ingo.« Demonstrativ schiebe ich das leere Whis­kyglas in ihre – oder besser gesagt: seine – Richtung.

Ingo ringt heftig mit sich. Das erkenne ich selbst mit 1,4 Promille oder wie viel man nach fünf doppelten Whiskys auch immer im Blut hat. Er hasst es, bei seinem männlichen Namen genannt zu werden, wenn er in diesem Outfit herumläuft. Zugegeben, so alt ist er gar nicht und er sieht dazu noch locker zehn Jahre jünger aus. Wäre er nicht mein bester Freund, würde ich ihn dafür hassen.

»Schätzchen …« Ingo beugt sich über den Tresen. Seine Stimme trieft vor übertriebener Freundlichkeit. »Wenn du nicht schon sturzbesoffen wärst und dazu so deprimiert, wie ich dich noch nie erlebt habe, würde ich dich umgehend von Boris rausschmeißen lassen. Und du weißt, was das heißt.«

Weiß ich. Boris wirft ungebetene Gäste nicht einfach nur hinaus. Nein, er wischt mit ihnen den Boden und den Bürgersteig bis zum nächsten U-Bahnhof auf. Dabei ist er der liebste Mensch der Welt. Also, außerhalb dieser Tätigkeit.

Ich zucke mit den Schultern. »Wäre schätzungsweise spaßiger als das, was mich bald erwartet. Mein Leben ist am Ende. Die lassen mich einfach sterben, verstehst du?« Ich schnipse vor Ingos Gesicht. Zumindest versuche ich es. Viel mehr als ein Aneinanderreiben von Daumen und Mittelfinger bringe ich nicht zustande. »Das ist der Dank. Ohne mich wären die nichts. Ich habe sie groß gemacht. Hätten sie damals mich und meine Fähigkeiten nicht gehabt, wäre diese dämliche Serie bereits nach zwanzig Folgen wieder eingestampft worden. Ohne mich wären die jetzt alle arbeitslose Penner. Ich habe …«

Ingo knallt ein Glas geräuschvoll auf den Tresen.

»Kannst du auch mal 'ne andere Leier auflegen?«, fragt er genervt, wobei er seine weibliche Stimme abgelegt hat. »Wir wissen, dass du der große Pete Sander bist.«

»Wer ist ›wir‹?« Redet er von sich jetzt schon in der Mehrzahl?

Ingo macht eine ausladende Geste in den Raum hinein. Ich drehe mich halb und kralle mich an der Theke fest.

»Na, alle. Jacqueline, Chantal, Gideon …« Er deutet auf eine Gruppe von Stammgästen. »… die beiden Typen dahinten, die noch überlegen, wie lange sie noch so tun müssen, als ob sie sich unterhalten, damit es nicht auffällt, dass sie gemeinsam verschwinden, der Schnuckel am anderen Ende des Tresens …«

Mein Blick verfolgt mehr oder weniger fokussiert Ingos Handbewegung. Alle starren mich an. Ihre Gesichter verkommen zu Fratzen. Was wissen die schon?

»Sieh es als Chance für einen Neuanfang«, schlägt Ingo vor, doch ich winke ab.

»Meine Karriere ist am Ende. Und damit auch mein Leben. Oder umgekehrt. Ist doch alles das Gleiche.«

Der Barhocker fällt polternd um, als ich ein wenig zu hastig aufspringe. Die Typen, die sich immer noch nicht zum Vögeln verzogen haben, lachen leise. Ja, amüsiert euch nur. Auch euer Stündchen wird einmal schlagen. Ich atme tief durch, sammle mich und gehe anmutig einen Schritt zur Seite.

Warum liege ich denn plötzlich in den Armen des Schnuckels? War der nicht eben noch mindestens zehn Meter weg? Oder fünf?

»Wie lang ist der Tresen?«, frage ich Ingo, erhalte jedoch keine Antwort. Dafür sieht er mich erschrocken an.

»Geht's?«, fragt Schnuckel besorgt. Was ist hier eigentlich los?

Schnuckel sieht demonstrativ nach unten zu meinen Füßen. Ich folge seinem Blick. Holla, seit wann hat die Bar eine Karussellfunktion? Ah, mein rechter Fuß hat sich im umgefallenen Barhocker verhakt. Das erklärt meine Situation. Räuspernd stelle ich mich aufrecht hin und hebe demonstrativ langsam meinen Fuß aus seinem Gefängnis.

»Kannst loslassen, Junge.« Dessen Blick verfinstert sich augenblicklich. Was hat er denn? Soll er doch froh sein, dass er noch so jung und frisch ist. Was gäbe ich dafür, noch einmal zwanzig zu sein?

Träge drehe ich mich um und warte, bis ich den Weg zur Tür einigermaßen klar erkennen kann. Konzentriert presse ich die Lippen aufeinander und setze bewusst einen Fuß vor den anderen.

»He! Hast du nicht was vergessen?«, ruft Ingo.

»Schreib's an«, erwidere ich, ohne mich umzudrehen. Er soll sich nicht so anstellen. Schließlich weiß er, dass ich bezahle. Boris hält mir grinsend die Tür auf. Gleich darauf heiße ich die kalte Nachtluft willkommen. Tief atme ich ein. Ein Kratzen breitet sich in meinem Hals aus und bewirkt im nächsten Augenblick einen heftigen Hustenreiz. Verdammt, ist das kalt. Dabei haben wir gerade mal Anfang September. Ich schlinge die Arme um mich, will die Jacke enger ziehen und registriere, dass ich gar keine trage. Mist, ich hab sie drinnen vergessen. Ich drehe mich um, gehe auf die Tür zu und ein lauter Knall ist das Letzte, was ich vorerst wahrnehme.

2

Mein Schädel dröhnt. Meine Lider sind so schwer, dass ich sie nicht öffnen kann. Oder hat sie jemand zugeklebt? Und wenn schon. Im Augenblick möchte ich nur noch sterben. Ich bin unfähig darüber nachzudenken, was passiert ist. Mein Hirn fühlt sich an wie zu fest gewordener Wackelpudding. Keine Informationsweiterleitung möglich. Zumindest höre ich keine monotonen Piepgeräusche. Daher schließe ich Krankenhaus aus. Es sei denn, ich bin plötzlich ertaubt.

Mein Verdauungstrakt hingegen funktioniert noch einwandfrei, wenn auch in entgegengesetzter Richtung. Mein Magen rumort. Ein bittersaurer Geschmack steigt kriechend die Speiseröhre empor und reizt meinen Hals mit feinen Stichen. Ich sollte aufstehen, schauen, wo ich bin, eine Toilette oder wenigstens einen Eimer oder Blumentopf suchen.

Habe ich mich bewegt? Mein gesamter Körper schmerzt. Habe ich mir etwas gebrochen? Die Übelkeit nimmt zu.

Einatmen. Ausatmen. Ganz bewusst. Uh, eins kann ich sagen: Zu Hause bin ich nicht. Bei mir riecht es nicht derart steril.

Gar nicht gut. Dieser Desinfektionsgeruch beschleunigt die Magentätigkeit. Mein Körper beginnt zu würgen. Tapfer kämpfe ich dagegen an. Ich schaffe es, ein Auge zu öffnen. Gedämpftes Licht zeigt mir einen klinisch wirkenden Raum. Weiße Schränke und Tische mit Beinen aus Edelstahl. Ich erkenne Schubladen, Türen, doch keinen Anhaltspunkt dafür, wo ich mich befinde. Der nächste Angriff meines eigenen Körpers auf meine Beherrschung kommt derart überraschend, dass ich es gerade noch schaffe, mich zur Seite zu drehen. Würgegeräusche werden von faulig-saurem Geruch und leisem Klatschen begleitet.

Wie durch Watte nehme ich ein Klappern wahr. Gleich darauf spüre ich Hände in meinem Rücken. »Los, setz dich hin. Blick nach unten.«

Stöhnend schließe ich die Augen. Ich möchte mir nicht ansehen, was noch vor ein paar Stunden schmackhaft in meinen Magen gewandert ist.

»Tief durchatmen«, wird mir befohlen. Ganz schlechte Idee. Offenbar meint mein Körper heute Sommerschlussverkauf veranstalten zu müssen. Alles muss raus.

Dieses Mal wird mir ein Eimer hingehalten. »Kannst du den selbst festhalten?«

Keine Ahnung. Ich versuche es. Vermutlich reichlich grenzdebil grinse ich, als ich den Behälter fest umklammert halte.

»Besser?«

Ich blinzle und schaue in die Richtung der Stimme. »Hey … dich kenne ich doch«, erkläre ich geistreich. Der Typ zieht sich Latexhandschuhe über. Was wird das denn jetzt? Für irgendwelche Spielchen bin ich wahrlich nicht fit genug. Sollte er ebenfalls mitbekommen haben.

»Du bist das Schnuckelchen.«

Schnaubend hockt er sich hin und wischt mit einer Handvoll Papiertüchern den Boden. Meine Kotze. Allein der Anblick genügt, dass ich erneut würgen muss.

Blitzschnell steht er wieder neben mir, wirft die dreckigen Tücher und die Handschuhe in den Eimer.

»Ich sag dir jetzt mal was: Mein Name ist nicht ›Schnuckelchen‹. Auch nicht ›Süßer‹, ›Kleiner‹ oder ›Junge‹. Ich heiße Jaron und entgegen landläufiger Meinungen bin ich schon lange nicht mehr grün hinter den Ohren. Ich mag jung aussehen, aber ich habe die Dreißig bereits überschritten.«

»Wow«, entkommt es mir. Damit meine ich zum einen sein Auftreten sowie seine Fähigkeit, so viel in so kurzer Zeit zu sagen. Hinzu kommt die beneidenswerte Tatsache, dass das Alter offenbar einen großen Bogen um ihn macht. Nun, so griesgrämig wie er drauf ist, kann ich es verstehen.

»War's das?«

»Hm?«, mache ich.

Mit dem Blick deutet er zum Eimer. »Alles raus oder kommt noch was?«

»Ne, glaub, das war's.« Meine Stimme klingt rau. Die Säure des Erbrochenen reizt meinen Hals.

Wortlos nimmt er mir den Eimer ab und stellt ihn an die Seite. Allmählich wird mein Blick klarer. Ich sitze auf einer Art Liege. Neben mir steht eine zweite, die ebenfalls besetzt zu sein scheint, wenn man aufgrund eines großen Tuchs auch nicht sehen kann, was sich darauf befindet.

Fröstelnd schlinge ich die Arme um mich. »Kühl hier.«

Jaron nickt. »Notwendiges Übel.«

»Wo zum Geier sind wir?«

»Bei mir«, erklärt er knapp.

»Aha. Du lebst sehr spartanisch.«

Jaron verschränkt die Arme und hebt in einer abfällig wirkenden Geste eine Augenbraue. »Hinter der Mattscheibe gefällst du mir besser.«

Ich schlucke. Hat er mich etwa entführt? Ein verrückter Fan?

»Ich wohne natürlich nicht hier. Das ist mein Arbeitsplatz. Meine Wohnung befindet sich hier drüber.«

Noch einmal sehe ich mich um. »Als was arbeitet man denn in so einem Umfeld?«

»Ich bin Bestatter.«

Ich reiße die Augen auf. Meine Kinnlade kann ich noch gerade so vom Herabfallen abhalten. »Du machst Witze.«

Seufzend geht er einen Schritt zur Seite und hebt das Tuch über der Liege neben mir ein Stück an.

Ein bleiches Männergesicht kommt zum Vorschein.

»Gestatten. Das ist Herr Reinholz. Seine Beisetzung findet morgen statt.«

Blitzschnell springe ich auf, haste einige Schritte zurück, bis ich gegen einen Schrank pralle. »Was …?«

Hektisch deute ich in die Richtung der Liege. »Das … das … du … du hast mich neben eine Leiche gelegt?«

»Er ist sauber, keine Angst. Außerdem bist du zu schwer, um dich in meine Wohnung hochzuschleppen. Und da ich auf dich aufpassen musste, konnte ich auch genauso gut etwas arbeiten.«

»Aber … aber …« Hastig schaue ich erst nach links und dann nach rechts. Ich muss hier irgendwie herauskommen. Der Typ ist doch komplett irre. »Warum bin ich überhaupt hier?«

Jaron deckt den Toten wieder zu. »Ich habe dich umgehauen.«

»Wie bitte?« Na, ganz klasse. Er schlägt mich bewusstlos und gibt es auch noch zu. Dabei wirkt er so harmlos.

»Erinnerst du dich noch an irgendetwas von letzter Nacht?«

Tue ich nicht. Und zur Zeit will ich nur noch weg hier. Weg von dem Toten. Weg aus dieser Kälte.

»Du zitterst. Entschuldige. Lass uns nach oben gehen. Ich mach dir einen Tee und dann reden wir in Ruhe darüber, was passiert ist.«

Abwehrend hebe ich die Hände. »Nein, ich fahre einfach nach Hause. Ruf mir ein Taxi. Dann ist alles in Ordnung.« Hastig gehe ich auf die Tür zu. Bevor ich die Klinke ergreifen kann, übermannt mich erneut Übelkeit. Jarons stützender Arm kommt wie gerufen.

»Nicht so schnell. Du musst aufpassen. Außerdem sollst du die nächsten zweiundsiebzig Stunden nicht alleine sein.«

»Warum?«

»Weil du eine Gehirnerschütterung hast. Du warst im Krankenhaus. Erinnerst du dich wirklich nicht?«

Stumm schüttle ich den Kopf.

 

~*~*~

 

»Also, woran erinnerst du dich noch?«

Jaron stellt einen Becher mit dampfendem Kamillentee auf dem Couchtisch ab. Ich rümpfe die Nase. Ich mag keinen Tee, Kamille am wenigsten. Dennoch nehme ich anstandshalber einen Schluck.

Kurz überlege ich. Ich erinnere mich an Roland, der mir freudestrahlend verkündete, dass meine Bindung an meine Rolle in der beliebtesten Vorabendserie ab übernächstem Monat nicht mehr bestünde. Das ist seine Art zu sagen, dass die Produzenten meine zur Routine gewordene jährliche Bitte um Vertragsverlängerung abgelehnt haben. Dafür wäre ich jetzt frei, andere Arrangements anzunehmen. Ob ich dies überhaupt wollte, das wurde ich selbstverständlich nicht gefragt. Ich würde einen spektakulären Tod bekommen. Er verkündete dies, als sei es ein Privileg. Verdammtes Arschloch.

»Ich bin gefeuert worden und hab mich bei Ingo volllaufen lassen«, fasse ich grob meine Erinnerungen vom Vortag zusammen.

»Ingo?«

»Miss Charlotte«, erkläre ich und kann mir ein süffisantes Grinsen nicht verkneifen.

»Ah. Okay, und weiter?«

»Wie weiter?«

»Woran erinnerst du dich noch?«

Ich sehe verschwommene Bilder, doch keine klaren Erinnerungen. »Gesichter, Stimmen, ein dumpfer Schmerz.« Ich greife mir an die Stirn. Ein Stechen durchfährt meinen Schädel.

»Pass auf, du hast eine ordentliche Beule.«

Brummend puste ich in den Tee.

»Mehr nicht?«

Kopfschüttelnd sehe ich ihn an. Er zieht die Füße aufs Sofa und dreht sich zu mir.

»Also, du hast dich betrunken. Als du aus der Bar getorkelt bist, hast du deine Jacke vergessen. Ich bin dir hinterher. Doch du standest wohl direkt vor der Tür und ich habe dich umgehauen, sozusagen.«

Kurz lächelt er. Niedlich. In mir kribbelt es. Oh, ganz schlecht. Der Junge – Entschuldigung, Mann – ist geschätzt fünfzehn Jahre jünger als ich.

»Miss Charlotte hat nach ihrem hysterischen Anfall, weil du blutend dalagst, einen Krankenwagen gerufen. Da sie dich nicht begleiten konnte, habe ich das übernommen.«

Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie Ingo ausgetickt ist.

»Die haben dich einfach so mitfahren lassen?« Meines Wissens nach ist das nicht anstandslos möglich.

»Na ja, ich hab denen erzählt, wir wären ein Paar.« Schulterzuckend stützt er seinen Kopf auf dem angewinkelten Arm ab.

»Und das haben die dir geglaubt?«

»Miss Charlotte und die anderen haben es bestätigt.«

Na, die können sich auf etwas gefasst machen. Schließlich hätte Jaron auch ein Dieb oder sonstiger Betrüger sein können.

»Das hättest du nicht tun müssen«, erwidere ich lapidar. Zudem komme ich mir seltsam entblößt vor. Ein wildfremder Typ fährt mit mir ins Krankenhaus. Ich will mir gar nicht vorstellen, was er jetzt alles von mir weiß oder gesehen hat.

»Doch, natürlich. Schließlich war es meine Schuld. Außerdem habe ich zur Zeit genug Arbeit«, erklärt er süffisant grinsend. Mein Hirn ist noch nicht wieder so fit, dass ich die Anspielung dahinter sofort verstehe. Doch dann fällt mir sein Beruf wieder ein.

»Ha, ha«, mache ich trocken und nehme einen weiteren Schluck Tee, um mein Unbehagen zu überspielen. Die Befürchtung, er sei doch nur ein verrückter Fan, schwindet nicht. Vielleicht hat er mir ja bei Ingo etwas ins Getränk getan? Und dann hinterher absichtlich k. o. geschlagen. Wer weiß, was er mit mir da unten in dem Leichenkeller vorhatte? Wer weiß, was in diesem Tee ist?

Langsam und hoffentlich unauffällig stelle ich den Tee auf den Tisch.

»Und warum bin ich jetzt hier? Warum nicht im Krankenhaus?«

Jarons Grinsen wird eine Spur überheblich. »Das solltest du eigentlich auch. Aber du bist noch während der Untersuchungen wieder wach geworden und hast einen riesigen Aufstand gemacht. Du wolltest auf keinen Fall dortbleiben.«

Ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Aber es stimmt, dass ich Krankenhäuser nicht leiden kann. Vor allem seit ich dort hautnah den Tod meiner Großeltern miterleben musste.

»Erst als ich versprach, dich wieder mitzunehmen, hast du dich beruhigt.« Er zuckt mit den Schultern. »Auf dem Heimweg bist du dann eingeschlafen und nichts konnte dich wecken.«

»Wie hast du mich aus dem Auto bekommen?« Mir kommt das alles immer noch unwirklich vor.

Sein Mundwinkel zuckt. »Ich habe die passende Ausrüstung da, um leblose Körper zu transportieren.«

»Du hast mich auf so einem Leichendings hier reingebracht?« Ich muss hier weg. So schnell wie möglich. Szenen von Hannibal Lecter schwirren vor meinem geistigen Auge herum. Okay, ganz ruhig bleiben. Bloß nichts anmerken lassen. Ich strecke mich und hoffe, dass ich so anmutig wirke, wie ich es gerne hätte, und stehe langsam auf.

»Ich danke dir …« Mein Kopf pocht unangenehm bei dem Versuch, mich an seinen Namen zu erinnern. »… Jaron.« Ich warte kurz ab. Da er nicht zuckt, wird es wohl der richtige sein. Mich würde ja mal interessieren, wie er zu diesem Namen kommt. Andererseits möchte ich einfach nur noch hier raus.

»Aber ich denke, es ist das Beste, wenn ich nach Hause fahre.«

»Nein.« Die Strenge und Bestimmtheit in seiner Stimme lässt mich zusammenzucken. Ich schlucke. Jetzt nur keine Panik bekommen. Alles wird gut.

Ha, ha. Ja, berühmte letzte Worte …

Ich besinne mich auf meine schauspielerischen Fähigkeiten und lächle entspannt. »Nein, wirklich. Es geht mir schon viel besser. Außerdem wohnt meine Schwester gleich neben mir. Sie kann sich also um mich kümmern, sollte etwas passieren.«

Jaron mustert mich eine ganze Weile. Schließlich nickt er langsam. »Okay, aber ich fahre dich.«

»Ein Taxi reicht mir.«

Doch er ignoriert meinen Einwand. Ist etwa doch etwas in dem Tee gewesen und er wartet auf die Wirkung? Ich fürchte, Ingo hat recht, wenn er behauptet, ich werde immer paranoider.

3

Auf dem Weg zu seinem Wagen stützt mich Jaron, als wäre ich noch immer betrunken oder bereits achtzig. Sein Griff um meinen Oberarm ist nicht zu verachten und ich fürchte, wenn ich mich losreiße, bekomme ich nur blaue Flecke. Vor einer schwarzen Limousine mit abgedunkelten Scheiben im Heckbereich bleiben wir stehen.

»Das ist nicht dein Ernst?«, frage ich und mustere Jarons Gesicht. Doch ich kann keinen Spott erkennen.

»Was ist denn jetzt schon wieder?«, fragt er genervt.

»Das ist ein Leichenwagen«, erkläre ich überflüssigerweise.

»Ach, tatsächlich?« Als wäre er völlig überrascht, starrt er auf sein Auto. »Und ich habe immer angenommen, das sei ein Eiswagen. Das erklärt natürlich einiges.«

Jaron umrundet den Wagen, entsperrt die Zentralverriegelung und öffnet die Fahrertür. »Steig ein.«

Ich schüttle den Kopf. Ganz bestimmt fahre ich nicht in einem Leichenwagen mit.

Er verdreht die Augen und seufzt. »Meine Güte. Wer hätte gedacht, dass du eine derartige Pussy bist?«

Empört schnappe ich nach Luft. »Ich bin keine …«

»Ach, komm. Ich kenne dich gerade mal ein paar Stunden und du bist jetzt schon anstrengender als meine hyperaktive fünfjährige Nichte. Und die stellt sich bei allem an.«

Meinen Protest schlucke ich herunter, um ihm nicht unnötig weitere Argumentationsgrundlagen zu liefern. Ich trete an den Wagen heran und versuche durch die hintere Scheibe ins Innere zu sehen. »Ist da etwa ein Sarg drin?«

»Natürlich.« Mit verschränkten Armen steht er nach wie vor neben der Fahrertür. »Aber der ist leer, keine Sorge.« Ich mustere Jaron abwägend, ob ich ihm glauben kann. »Zumindest war er es vorhin noch. Wenn du so weitermachst, kann ich nicht dafür garantieren, dass er es heute noch bleibt.«

Ich zögere weiterhin, da knallt Jaron seine Tür zu. »Echt, ich habe ja schon häufiger gehört, dass Schauspieler ein wenig exzentrisch sind, aber das, was du hier veranstaltest, ist die Höhe. Du tust ja gerade so, als wolle ich dir ans Leder.« Ertappt zucke ich zusammen. Jarons Augen verengen sich zu Schlitzen.

»Das denkst du tatsächlich?«

Ich presse die Lippen aufeinander, sage aber nichts. Er reißt die Augen auf. »Du hast doch einen totalen Knall! Wenn ich dir wirklich etwas antun wollte, meinst du nicht, ich hätte es schon längst getan?«

Unbestimmt zucke ich mit den Schultern. »Was weiß ich? Vielleicht bist du ja gestört worden«, mutmaße ich.

»Von wem denn? Dem toten Herrn Reinholz? Zu viele Zombiefilme gesehen oder was? Echt, ich weiß schon, warum ich normalerweise die Gesellschaft von lebenden Menschen meide.« Er drückt auf den Sensor seines Autoschlüssels. Es piept und blinkt.

»Sieh doch zu, wie du nach Hause kommst.« Kaum ausgesprochen, rauscht er an mir vorbei.

Ganz kurz spüre ich Bedauern, doch dann überwiegt die Erleichterung. Normal ist der mal nicht. Wer gibt sich schon freiwillig mit Toten ab?

 

~*~*~

 

Okay, dann sehe ich mal zu, dass ich nach Hause komme. Dumm nur, dass ich überhaupt nicht weiß, wo ich mich befinde. Doch wozu gibt es heutzutage Smartphones?

Nun, offensichtlich dafür, dass man sich in solchen Momenten über einen leeren Akku ärgern muss. Na, große Klasse. Dann werde ich mir anders behelfen müssen. Ich stehe in einer kleinen Seitenstraße. Verkehr ist keiner zu hören, daher gehe ich davon aus, dass sich keine Hauptstraße in der Nähe befindet. Ich schließe die Augen, überlege und entscheide mich spontan für eine Richtung. Motiviert laufe ich los. Mir ist etwas schwindelig, doch nachdem ich außer diesem grauenvollen Kamillentee vorhin seit gestern Abend nichts getrunken und noch weniger gegessen habe, ist diese Reaktion nicht verwunderlich.

Ich biege um die nächste Ecke. Eine enorme Übelkeit überrollt mich und bevor ich es realisiere, entleere ich meinen spärlichen Mageninhalt auf den Bürgersteig. Mit dem Handrücken wische ich mir über den Mund. »Scheiße.«

Der Schwindel verstärkt sich. Aus dem Augenwinkel sehe ich einen Baum, strecke meine Hand aus, um mich abzustützen, und lande auf dem Boden. Mir tut alles weh, mein Inneres verkrampft sich. Hat Jaron mich doch vergiftet? Mein Arm boykottiert mich zitternd beim Aufstehen. Beim zweiten Versuch stehe ich erstaunlich schnell auf den Beinen. Doch irgendetwas passt nicht. Das habe ich nicht alleine geschafft. Die Sinneseindrücke dringen wie durch Watte zu mir. Meine Sicht ist verschwommen und die Stimme, die mit mir redet, klingt dumpf und blechern. Moment, Stimme?

»Jaron?«, frage ich verwundert.

»Dich kann man auch keine zwei Minuten alleine lassen, oder?«

»Was machst du wieder hier?«, frage ich und habe dabei das Gefühl, meine Zunge klebt an meinem Gaumen fest.

»Ich wollte dir ein Taxi rufen, weil du dir ja zu fein bist, in meinem Wagen mitzufahren. Aber gerade überlege ich, ob du nicht doch in einem Krankenhaus besser aufgehoben wärst.«

Heftig schüttle ich den Kopf, was meiner Übelkeit neues Futter gibt. Zittrig klammere ich mich an den jungen Mann. Manchmal ist das Leben echt unfair. Ich gäbe alles dafür, so viel jünger auszusehen, und er? Er hasst es ganz offenbar. Unverständlich.

»Lass uns zurückgehen, hm?«, fragt er unerwartet sanft.

»Nein. Ich will nach Hause.«

»Hm, und dein Körper offensichtlich nicht. Du kommst jetzt wieder mit.« Er legt eine Hand um meine Hüfte und schiebt mich mit sich.

 

~*~*~

 

Ächzend bugsiert Jaron mich erneut auf sein Sofa. »Echt, Miss Charlotte hätte mich vorwarnen können«, nuschelt er. »Da tut man ihr einmal einen Gefallen …«

Stöhnend lege ich mich hin.

»Bin gleich wieder da.«

Im nächsten Moment poltert es. Erst mit Verzögerung schaue ich zum Boden. Mein Handy. Ohne mich großartig zu bewegen, angle ich danach. Nur ein kleines Stück noch. Meine Fingerspitzen berühren den Teppich. Ich taste und stoße schließlich darauf. Um es aufzuheben, muss ich mich aber noch ein wenig vorbeugen. Nur ein klein wenig. Ein paar Zentimeter. Mit einem Mal verliere ich den Halt und rutsche unkontrolliert vom Sofa. Ein scharfer Stich schießt durch meinen Kopf, als ich diesen an der Glasplatte stoße. Schmerzerfüllt schreie ich auf.

»Was …?« Ich höre Jarons Schritte näher kommen. »Oh Mann. Vielleicht hätte ich dich doch lieber auf der Liege fixiert …«

Er rollt mich herum und zischt. »Na, klasse. Die Reinigung vom Teppich zahlst aber du.«

»Reinigung?«

Mit dem Blick deutet er auf den Fleck, den er meint. Ich blute. Ganz klasse.

»Warte hier.« Er hastet aus dem Raum. Ich setze mich auf und lehne mich mit dem Rücken an die Couch. Jaron hält mir gleich darauf ein Tuch gegen den Kopf. »Au! Sag mal, geht es auch ein wenig sanfter?« Kein Wunder, dass er sich normalerweise mit Toten abgibt. Feinfühligkeit scheint nicht zu seinen Stärken zu zählen.

Er tupft an meinem Kopf herum und brummt. »Dafür schuldet sie mir mehr als ein Freibier«, nuschelt er.

»Was meinst du?«, frage ich, doch Jaron antwortet nicht. Stattdessen nimmt er meine Hand und drückt sie gegen das Tuch. »Halt mal selbst.« Kaum ist er aufgestanden, klingelt es Sturm an der Tür. Ich fürchte, mein Kopf zerspringt jeden Augenblick bei diesem schrillen Geräusch. Wo bin ich hier gelandet? In einer Folterkammer?

Gleich darauf höre ich Ingo kreischen. »Wo ist er? Wie geht es ihm? Wird er es überleben?«

»Wenn er weiter so rumzickt, kann ich es nicht garantieren«, erwidert Jaron knapp. Ingo stürmt ins Wohnzimmer. Als er mich sieht, quietscht er auf und wedelt mit einer Hand in der Luft herum. Er ist bereits für die Bar gekleidet – oder noch. Ich habe keine Ahnung, wie spät es ist. Ich habe jegliches Zeitgefühl verloren.

»Ogottogottogott!« Ingo hält sich in theatralischer Geste an der Sofalehne fest und fächert sich mit der anderen Hand Luft zu. Aus dem Augenwinkel sehe ich Jaron die Augen verdrehen.

»Übertreib nicht«, brumme ich Ingo zu. »Ist nicht wirklich dramatisch.«

»Aber du blutest.« Seine Stimme ist selbst für seine Rolle als Miss Charlotte viel zu hoch. Dazu wird er gerade ungesund blass.

»Ich war nur ungeschickt«, beschwichtige ich ihn. »Alles ist gut.«

Jaron gibt einen amüsierten Laut von sich.

»Mehr oder weniger«, ergänze ich und rapple mich auf. Kurz wird mir erneut schwarz vor Augen, doch ich schaffe es auf das Sofa. Sofort sitzt Ingo neben mir und zieht mich in seine Arme an seinen künstlichen, riesigen Busen. Für einen Moment habe ich die Befürchtung zu ersticken, doch dann höre ich Jaron: »Wenn er deinetwegen abkratzt, zahlst du aber meine Dienste.«

Ich grinse in den falschen Vorbau hinein und schaue auf. Ingo schüttelt missbilligend den Kopf. »Musst du so ein ungehobelter Klotz sein?«

Jaron zuckt mit den Schultern und ein Mundwinkel hebt sich spöttisch. »Jeder tut das, was er am besten kann.« Er atmet tief durch. »Kümmerst du dich jetzt um ihn? Ich hätte noch einiges zu tun und der da sollte noch nicht unbeaufsichtigt sein. Der ist eben schon zusammengeklappt. Und mir bei der Arbeit Gesellschaft leisten wird er wohl kaum wollen, nicht wahr?« Jaron lächelt mich zuckersüß an.

»Im Leben nicht«, erwidere ich.

 

»Na komm, Schätzchen. Wir werden jetzt zu dir fahren und dort wirst du ein schönes, entspannendes Bad nehmen«, erklärt Ingo und hebt mich mit Leichtigkeit hoch. Mir tut jeder Knochen weh.

»Fahren wir mit deinem Auto?«, frage ich hoffnungsvoll. Jaron lacht leise, was ihm einen fragenden Blick von Ingo einbringt. »Er hatte Angst, bei mir mitzufahren.«

»He, du hast gedroht, mich als Passagier zu befördern«, beschwere ich mich.

Ingo quiekt auf und schnappt nach Luft.

»Ach, so ein Quatsch. Erstens dachte ich, du verstehst ein wenig Spaß und zweitens wollte ich dir nur verdeutlichen, wie mädchenhaft du dich anstellst.«

Ich schiele zu Ingo und sehe dann wieder zu Jaron. »Tue ich nicht.«

Als wolle er mir beistehen, legt Ingo einen Arm um mich und sieht Jaron herausfordernd an. Dieser seufzt nur und murmelt: »Da haben sich ja die zwei Richtigen gefunden.« Was soll das denn heißen?

»Äh, ich glaube, du hast da was missverstanden«, erkläre ich, doch Jaron zuckt nur mit den Schultern und sieht Ingo an.

»Ich habe getan, was du wolltest. Ab jetzt bist du dran.«

 

~*~*~

»He, pass auf.« Ingo fängt mich in letzter Sekunde ab und setzt mich auf den Rand meiner Eckbadewanne. Mir ist abwechselnd schwindelig, heiß, kalt und übel. Ich höre entweder alle Geräusche überdeutlich oder vollkommen dumpf. Meine Haut brennt und gleichzeitig glaube ich, kaum etwas zu spüren. Die Fahrt zu mir habe ich größtenteils dösend verbracht.

»Geht schon«, nuschle ich, doch das Zittern meiner Knie beim Versuch aufzustehen straft mich augenblicklich Lügen. Ich möchte einfach nur meine Ruhe. Anderseits ist es angenehm, dass jemand da ist, der sich um mich kümmert. Ingo und ich kennen uns schon seit unserer Ausbildung. Während ich die Schauspielschule durchgezogen und abgeschlossen habe, brach Ingo nach eineinhalb Jahren ab und eröffnete seine Bar.

»Mhm«, macht er und drückt mich wieder nach unten. »Ich lasse dir jetzt Wasser in die Wanne und ziehe mich um. Dann helfe ich dir.«

»Wobei? Beim Baden?«

»Sicher. Andernfalls ertrinkst du mir noch.«

Und wenn schon. Dann hören wenigstens die Schmerzen und die Übelkeit auf.

 

Seufzend lasse ich mich ins warme Wasser gleiten. Genüsslich schließe ich die Augen und verteile träumend den sanften Schaum auf meiner Haut.

Okay, so läuft es in meiner Vorstellung ab. In Wirklichkeit hilft Ingo mir beim Ausziehen, weil ich mich bereits beim Versuch, den Pullover über den Kopf zu ziehen, beinahe lang gelegt habe. Glücklicherweise geht es mir viel zu mies, um mich befangen zu fühlen. In den letzten Monaten habe ich ein paar Kilos zugelegt. Mein Hintern war auch schon mal straffer und rasiert habe ich mich seit Ewigkeiten nicht mehr. Also in südlicheren Gefilden, versteht sich. Mein Job ist dermaßen zeitintensiv, dass keine Zeit für eine Beziehung bleibt oder überhaupt jemanden kennenzulernen. Die Zeiten, in denen ich bei Ingo oder in einem der einschlägigen Clubs einen hübschen Mann abgeschleppt habe, sind lange vorbei. Ich bin vorsichtig geworden, als ein One-Night-Stand recht prekäre Bilder von mir machte und mir außerdem noch einiges an Wertsachen klaute. Sobald ich merke, dass man mich erkennt, gehe ich auf Abstand oder willige maximal in eine Nummer im Darkroom ein. Aber selbst dort muss man aufpassen, nicht bestohlen zu werden.

Ich stütze mich auf Ingo, als ich wackelig in die Badewanne steige. Hinsetzen ist die nächste Hürde, bei der Ingo mir hilft. Beherzt greift er um mich und stützt mich. Dabei wird sein Kleid reichlich nass.

»Sorry«, nuschle ich und tatsche an ihm herum.

»Kein Problem. Das muss eh in die Wäsche.« Prüfend sieht er mich an. »Kannst du für zwei Minuten alleine bleiben, ohne umzukippen oder sonstigen Blödsinn zu veranstalten?«

Strafend sehe ich ihn an. Oder wie auch immer mein Blick wirkt.

»Bin sofort wieder da.« Ingo läuft hinaus. Die Tür schließt sich hinter ihm. Endlich Ruhe. Mein Schädel dröhnt. Ich muss noch Text lernen und mir Gedanken machen, wie es weitergehen wird. Denn in etwa zwei Monaten werde ich arbeitslos sein.

Schneller als es mir lieb ist, kommt Ingo wieder hereingerauscht, eine Tasche in der Hand. Ich frage nicht. Mir ist auch vollkommen egal, was sich darin befindet. Wortlos mustert er mich, nickt und zieht sich unversehens aus.

»Ähm …«, mache ich.

»Was? Erstens: Mein Kleid ist nass und zweitens habe ich Feierabend.« Seit wann sieht Ingo so gut aus? Macht er neuerdings Sport? Er wirkt trainiert. Die fehlende Körperbehaarung lässt ihn noch heißer wirken. Oh Mann! Jetzt sabbere ich schon einem Freund nach.

»Du musst mir nicht helfen«, protestiere ich, greife nach dem Duschgel und lasse es gleich darauf stöhnend ins Wasser fallen.

Ingo steht augenblicklich neben mir. »Was ist?«, fragt er alarmiert.

»Nichts …«, zische ich. Er soll gehen.

»Bestimmt.« Er schüttelt den Kopf. »Und du willst angeblich ein guter Schauspieler sein.«

»Ich bin … au …«

Ingo sieht mich mit verschränkten Armen an und hebt fragend eine Augenbraue.

»Ich glaube, ich habe mir bei dem Sturz meine Schulter gestoßen oder geprellt oder so.«

»Sturz? Bei Jaron von der Couch?«

Ich schüttle den Kopf und stöhne sofort. Warum lerne ich nicht allmählich, dass dies keine gute Bewegung ist?

»Draußen.«

»Gestern Nacht?«

»Nein.« Sprechen ist viel zu anstrengend.

»Mann, Pete!« Wenn es mich nicht derart schmerzen würde, würde ich über die Diva Miss Charlotte, die gerade wieder durchkommt, schmunzeln.

»Als ich vorhin nach Hause gehen wollte. Der blöde Baum hat sich bewegt«, erkläre ich und lege meinen Unterarm über meine Augen.

»Der Baum …?«, fragt er und gleich darauf lacht er leise. Er hockt sich neben die Wanne und streichelt mir behutsam über die Wange. »Ich fürchte, der Schlag, den dir Jaron verpasst hat, hat einiges durcheinander geworfen.« Das Wasser bewegt sich.

»Was …?« Ich blinzle und sehe Ingo nackt in der Badewanne stehen. Sein schlaffer Schwanz ist keine zwanzig Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. Ein leichtes Sixpack zeichnet sich auf seinem Bauch ab. Überhaupt scheint er mit strafferer Haut gesegnet zu sein als ich. Dabei ist er gut fünf Jahre älter als ich. Das Leben ist einfach unfair.

»Was wird das?«, frage ich rau.

Ingo setzt sich und sieht mich auffordernd an. »Dreh dich um.«

»Warum?«

»Pete …«, erwidert er mahnend. Ich wäge ab, was er vorhaben könnte. Er wird mich wohl kaum besteigen wollen. Wir sind Freunde. Nichts weiter. Weder ist er mein Typ, noch bin ich seiner. Außerdem ist er mir viel zu theatralisch, zu anstrengend.

Ich gebe nach und im nächsten Moment zieht mich Ingo an sich heran. Er schlingt die Arme um mich, streichelt mich und flüstert in mein Ohr. »Entspanne dich. Ich kümmere mich um den Rest.«

Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie er nach dem Badeschwamm angelt. Ein paar Mal taucht er ihn ins Wasser und drückt ihn wieder aus, bis er beginnt, meinen Oberkörper zu waschen. »Ich wollte schon immer mal wissen, wie es ist, in diesem dekadenten Ding zu baden«, erklärt Ingo leise. Seine Stimme wirkt beruhigend, weswegen ich das Gefühl habe gleich wegzudämmern.

»Wie aktiviert man das Teil?«

»Da links ist das Bedienfeld.« Mit geschlossenen Augen deute ich grob in die Richtung.

Ingo tippt darauf herum und die Düsen nehmen blubbernd ihre Arbeit auf. Viel zu lange schon habe ich kein Bad mehr genommen, wird mir in diesem Moment bewusst. Ein Frevel.

Ich ruckle ein wenig hin und her, bis einer der Strahlen wohltuend von unten auf den Bereich zwischen meinem Damm und meinen Hoden sprudelt. Ab und zu wird auch mein Schwanz auf prickelnde Art getroffen.

Früher hatte ich die verwegene Vorstellung, hier eines Tages mit dem Mann meiner Träume zu liegen. Tja, und nun habe ich keinen Mann und zu träumen habe ich schon vor langer Zeit aufgehört.

Seufzend schmiege ich mich enger an Ingo und für einen kurzen Moment blitzt die Vorstellung einer Hand auf, die sich von hinten um meinen Schwanz legt.

Mein letzter Sex mit einer anderen Person liegt eindeutig zu lang zurück.

4

»Wie siehst du denn aus?« Doris aus der Maske starrt mich entsetzt an. »Bist du unter einen Lkw gekommen?«

»So in der Art«, erwidere ich und setze mich in den Stuhl. »Kannst du das überschminken?«

»Süßer, das ist eine dicke, fette Beule und eine Platzwunde, die noch nicht verheilt ist. Da bringt Make-up nichts. Ich frage mal Roland, was der meint.«

Mist. Ich hatte gehofft, dass Doris die Blessuren so weit verdeckt, dass unserem Produktionsleiter nichts auffällt. Gleich darauf kommt er hereingerauscht. »Sag mal, hast du sie noch alle?«, brüllt er augenblicklich los. »Wie sollen wir denn so Aufnahmen machen?«

»He, komm wieder runter, ja? Meinst du, ich hab das absichtlich gemacht?«, blaffe ich in gleichem Tonfall zurück.

Er schnaubt. »Mir doch egal.« Roland tritt näher an mich heran. »Obwohl … wir könnten das sogar verwenden …« Nachdenklich tippt er gegen seine Unterlippe. »Wir müssten zwar die Aufnahmen vorziehen, aber bevor deine Figur stirbt, erleidet sie doch auch Verletzungen. Dafür siehst du nahezu perfekt aus. Und sobald es einigermaßen verheilt ist, drehen wir die Folgen, die davor laufen.« Er klatscht in die Hände. »Ja, so machen wir das. Die Todesfolge kommt wie geplant als Letztes. Der große Abschluss sozusagen.« Roland ist völlig aus dem Häuschen.

Ich brumme. »Meinetwegen.«

Roland klopft mir auf die Schulter und zwinkert mir zu. »Gut, ich organisiere kurz einmal um. Hast du den Text dabei?« Ich nicke. »Gut, dann schau schon mal rein. Ich sag eben den anderen Bescheid.«

Ich schließe ergeben die Augen. Doris legt mir den Umhang um und beginnt damit, mit einem Wattepad mein Gesicht zu reinigen. »Und? Was ist passiert? Hast du dich geprügelt?«

»Ja, genau. Dafür bin ich ja schließlich bekannt.«

Mit einem nachsichtigen Lächeln sieht sie mich über den Spiegel an.

»Nein, war ein Unfall«, erkläre ich. »Tür gegen Kopf. Drei Mal darfst du raten, wer gewonnen hat.«

»Hast du dir die Kante gegeben?«, schlussfolgert sie messerscharf. Als ich nicht antworte, seufzt sie. »Pete, wirklich. Ich finde es ja auch schade, dass du gehen musst. Aber mal ehrlich: Du bist jetzt wie viele Jahre bei dieser Serie? Fünfzehn? Zwanzig? Du solltest mal was anderes machen. Und damit meine ich nicht den Werbespot für Pflanzendünger letztes Jahr.«

Ich verziehe das Gesicht. Der war ein totaler Flop gewesen. Ich hatte gehofft, dadurch weitere Arrangements heranholen zu können, doch ich erhielt nur Absagen.

»Du brauchst einen neuen Manager«, erklärt sie nüchtern. Ich nicke. Mein vorheriger hatte vor einem halben Jahr einen tödlichen Autounfall. Bislang hatte ich mir noch keine Gedanken darüber gemacht, denn schließlich hatte ich hier ja einen festen Job. Hatte. Vielleicht bin ich tatsächlich mit der Zeit ein wenig eingerostet. Wenn man immer nur die gleiche Rolle spielt, wird man schnell abgestempelt.

»Du kennst nicht zufällig einen?«, frage ich in ironischem Tonfall.

Doris schüttelt den Kopf. »Nein, aber ich höre mich gerne für dich um.«

Nachdem das Make-up sitzt, setze ich mich in eine ruhige Ecke, um den Text zu verinnerlichen. Viel habe ich bei diesen Szenen nicht zu sagen. Schließlich werde ich angegriffen und liege verletzt am Boden. Da redet man nicht allzu viel.

 

~*~*~

Nach diesem Drehtag bin ich ungewohnt aufgekratzt. Der Drang, mir jemanden zum Druckabbau zu suchen, wird beinahe übermächtig. Womöglich liegt es an den ganzen Schmerzmitteln, die ich eingeworfen habe, aber seit dem Bad mit Ingo gestern spielt meine Libido komplett verrückt. Also widme ich mich ausführlich meiner Körperhygiene, werfe mich in Schale und verfluche die Pölsterchen, die sich in den letzten Monaten gebildet haben. Ich sollte wieder anfangen, Sport zu treiben. Früher bin ich regelmäßig morgens gejoggt. Doch nachdem mich einmal ein Fan erkannte und fast nicht mehr gehen lassen wollte, ließ ich es sein. In ein Fitnessstudio traue ich mich ebenfalls nicht. Ja, ich weiß auch, dass solche Situationen dazugehören und ich mir darüber grundsätzlich vorher im Klaren hätte sein müssen. Doch wenn man die Ausbildung beginnt, stellt man alles immer so toll vor: Man wird von kreischenden Fans erkannt, die einen anhimmeln, einen stotternd um ein Autogramm und vielleicht noch ein gemeinsames Foto bitten und dann hysterisch kichernd abziehen.

Die Realität sieht geringfügig anders aus. Entweder meinen die Leute, einem ungefragt alles Mögliche erzählen zu müssen oder einen mit der Rolle zu verwechseln und zu erklären, warum sie es wahlweise toll oder vollkommen scheiße finden, was meine Figur in der Serie am Tag zuvor getan hat. Dann muss ich erst einmal überlegen, von welcher Folge überhaupt gesprochen wird. Schließlich produzieren wir mit einem Vorlauf von etwa zwei Monaten. Drohungen gab es ebenfalls schon sowie eine Unmenge an Frauen, die ein Kind von mir wollten. Das ist kein Scherz. Anfangs fühlt man sich geschmeichelt, doch irgendwann ist man nur noch genervt. Dann gibt es da noch diejenigen, die rot anlaufen, wenn sie einen erkennen, aber nichts sagen. Vielleicht sich noch mit einer weiteren Person beratschlagen, ob man wirklich derjenige ist, sich aber letztendlich nicht trauen, einen anzusprechen. Diese Fans sind mir mittlerweile die liebsten.

 

Seufzend streiche ich über meinen Bauch. So kann es nicht weitergehen. Morgen werde ich mich nach einem Laufband oder einem Spinningrad für zu Hause erkundigen. Denn in dieser Verfassung sind meine Chancen auf einen guten Job auch deutlich geringer als in trainierter Form.

Okay, aber heute werde ich an meiner Figur nichts ändern können, zumal die Kopfverletzung ebenfalls nur bedingt zu meiner Attraktivität beiträgt. Deshalb muss ich dieses Defizit mit entsprechender Kleidung und positiver Ausstrahlung weitestgehend kompensieren.

Eine halbe Stunde später bin ich mit meinem Aussehen zufrieden, lächle mir noch einmal im Spiegel zu und stürze mich ins Nachtleben.

 

Nach weiteren zwei Stunden sitze ich mit drei Whiskys intus und desillusioniert bei Ingo an der Bar. Ich war in meinem bevorzugten Club, in dem es offenbar neuerdings eine Altersbeschränkung gibt. Zumindest hatte es den Anschein, dass niemand über fünfundzwanzig dort war. Man beachtete mich entweder gar nicht oder musterte mich irritiert. Ein Typ fragte mich doch tatsächlich freundlich lächelnd, ob ich meinen Sohn abholen wolle. Mein Blick muss Bände gesprochen haben, denn plötzlich lachte er los.

»Du glaubst doch nicht wirklich, dass du alter Sack hier einen abbekommst?« Ich war viel zu geschockt, um überhaupt irgendetwas zu erwidern. »Scheinst ja auch schon angeeckt zu sein«, bemerkte er und deutete auf meinen Kopf. Anschließend beugte er sich vor und sagte in gespielt vertraulichem Tonfall: »Aber wenn du willst: Ich kenne da ein, zwei Jungs, die auf Daddys stehen. Für ein kleines Taschengeld bescheren sie dir eine unvergessliche Nacht.« Völlig verdattert hatte ich mich umgedreht und bin aus dem Club geflüchtet.

Und nun sitze ich mal wieder bei Ingo, der mich mitfühlend anlächelt. »Jetzt bin ich schon zu alt, um in einem Club zu ficken, ohne dafür bezahlen zu müssen.«

»Das ist doch Blödsinn«, beschwichtigt er mich. »Ich bin mir sicher, es gibt viele Männer, die liebend gern mit dir …«

»Nenn mir einen«, unterbreche ich ihn scharf.

Ingo schluckt. »Ich …« Er räuspert sich. »Also …«

»Schon klar. Mein Verfallsdatum ist überschritten. Hab's kapiert.«

 

~*~*~

 

»Guten Tag! Was kann ich für Sie tun?«

Der junge Typ lächelt mich an; ein unechtes, leicht zu durchschauendes Lächeln. Sein Blick taxiert mich und sofort gesellt sich etwas Überhebliches hinzu. Kurz wäge ich ab, wieder umzudrehen.

»Ich … weiß nicht genau«, antworte ich. »Ich suche ein Gerät für zu Hause. Einen Crosstrainer, Rad oder Laufband. Irgendwie so was.«

Erneut mustert er mich abschätzig und ich hätte nicht übel Lust, ihm eine reinzuhauen.

»Haben Sie denn so etwas schon einmal gemacht?«

Ich atme tief durch. Und mir wird nachgesagt, überheblich zu sein …

»Früher bin ich regelmäßig joggen gegangen. Eigentlich laufe ich auch lieber draußen, aber die Umstände zwingen mich dazu, mein Training nach drinnen zu verlagern.«

»Früher, ja?«, fragt er nach. »Muss aber schon ewig her sein.« Fest beiße ich die Zähne aufeinander.

»Na, hören Sie mal!«, echauffiert sich plötzlich jemand hinter mir. »Ich glaube, Sie könnten froh sein, wenn Sie in seinem Alter auch nur noch annähernd so gut aussehen.«

Überrascht schnappe ich nach Luft und drehe mich um. »Jaron?« Was macht der denn hier und weshalb verteidigt er mich?

»Ja«, erwidert er knapp. »Gedächtnistest bestanden.«

Meine Überraschung verwandelt sich in Frust. Vor allem, weil mir keine schlagfertige Erwiderung einfällt.

Der Verkäufer lacht mit einem Mal los. Wir beide sehen ihn an und Jaron scheint ihn mit seinem Blick erdolchen zu wollen.

»Ehrlich? Ich hoffe, dass ich mit Mitte fünfzig nicht so einen Wohlstandsbauch vor mir hertrage.« Mit gehobener Augenbraue starrt mir der arrogante Schnösel auf selbigen.

Mitte fünfzig?

»Wie bitte?«, frage ich fassungslos. »Ich bin nicht …«

Jaron packt meinen Oberarm viel zu fest, doch ich beherrsche mich, nicht schmerzerfüllt zusammenzuzucken.

»Er ist nicht mehr interessiert, in einem Laden, in dem man derart diskriminiert wird, etwas zu kaufen«, vollendet Jaron meinen Satz, obwohl mir anderes auf der Zunge lag. Der Verkäufer grinst noch immer und sieht uns mit verschränkten Armen hinterher.

»Meine Güte. Ihr versteht auch keinen Spaß, oder? War doch gar nicht so gemeint. Natürlich habe ich auch etwas Passendes im Angebot für einen jung gebliebenen …«

Mehr bekomme ich nicht mit, weil Jaron mich gnadenlos nach draußen zieht. Vor der Tür dirigiert er mich um die nächste Ecke und ich reiße mich endlich aus seinem Griff los. »Au, verdammt.« Demonstrativ reibe ich über meinen Oberarm.

»Entschuldige.«

»Woher hast du so eine Kraft, sag mal?«

Jaron zuckt mit den Schultern. »Wenn man häufig tote Körper bewegen muss, ergibt sich das automatisch. Wie du dir vorstellen kannst, sind die meist nicht sonderlich hilfsbereit.« Ein Ziehen gepaart mit leichter Übelkeit durchfährt mich. Fast hätte ich es vergessen.

»Was hast du überhaupt da gemacht?«, frage ich und deute mit dem Kopf in die Richtung des Geschäfts.

»Wollte mir neue Laufschuhe holen. Aber der Laden ist für mich ab jetzt gestorben.«

»Na, dann pass nur auf, dass man dir nicht die Beerdigung aufhalst«, erwidere ich.

Jaron gluckst und ich sehe ihn irritiert an.

»Du kannst ja sogar gewollt witzig sein«, erklärt er.

Ich brumme. »Schön, wenn ich dich amüsiere.« Ich streiche mir über mein Gesicht. »Okay, kennst du noch einen Laden in der Nähe, der derartige Sportgeräte verkauft?«

Er scheint zu überlegen und schüttelt schließlich den Kopf. »Nein. Aber warum gehst du nicht in ein Studio? Oder einfach so joggen. Du hast doch dem Verkäufer eben erzählt, dass du früher regelmäßig gelaufen bist.«

»Schon, aber …« Aufmerksam sieht er mich an. Wenn man genauer hinsieht, sein Gesicht eingehender betrachtet, erkennt man, dass er nicht erst seit Kurzem volljährig ist. Leichte Fältchen an seinen Augenwinkeln und vereinzelte graue Haare in den ansonsten hellblonden deuten darauf hin. Er sieht gut aus, verteufelt gut.

»Ich bin nicht so gerne in der Öffentlichkeit«, erkläre ich matt. »Zu viele Zuschauer.«

»Sagt der Schauspieler.«

Schulterzuckend sehe ich ihn an. »Bin halt exzentrisch. Hast du ja schon angemerkt.«

Seine Augenbrauen ziehen sich zusammen, als versuche er in meinem Gesicht nach weiteren Antworten zu suchen. »Und wenn du nicht alleine laufen würdest?«

»Weil ich ja auch so trainiert bin«, erwidere ich in sarkastischem Tonfall. »Ich halte jeden anderen nur unnötig auf.«

»Das war nicht die Frage.«

Ich ziehe die Schultern hoch und lasse sie seufzend fallen. »Keine Ahnung. Hab ich noch nie versucht«, gestehe ich. »Aber dank mangelndem Laufpartner erübrigt sich die Frage sowieso.«

Ich schaue die Straße entlang. Warum er mir dort drinnen beigestanden hat, weiß ich immer noch nicht.

»Ich bin übrigens noch unter fünfzig«, erkläre ich.

Jaron grinst. »Hat dich ganz schön getroffen, was?«

Ja, hat es. Aber das werde ich ihm gegenüber nicht zugeben. Eher sterbe ich. Und mache ihm damit noch Arbeit. Wäre eine Überlegung wert. Ha, schwarzer Humor scheint ansteckend zu sein.

»Bin derzeit nicht in Bestform. Das stimmt schon«, gebe ich zu und versuche unbekümmert zu klingen.

»Wann musst du morgens am Set sein?«

Verwirrt sehe ich ihn an. Diesen Themenwechsel verstehe ich gerade nicht. »Wieso?«

»Kannst du auch mal meine Fragen beantworten?«

»Kannst du mal aufhören mich zu nerven?«

Wir starren uns an. Schließlich senkt er den Blick und murmelt: »Warum tue ich das eigentlich?«

Er dreht sich um und irgendetwas in mir drängt die Worte hinaus, bevor ich registriere, sie zu sagen. »Es ist unterschiedlich, aber zur Zeit um acht.«

»Okay, dann morgen früh um halb sieben«, erwidert er, ohne mich anzusehen, und geht weiter. Ich sehe ihm hinterher. Was sollte das denn jetzt heißen?

»He, warte!« Ich eile ihm hinterher. »Was soll denn morgen früh sein?«, frage ich, sobald ich ihn eingeholt habe.

»Wir gehen joggen«, erklärt er, als sei es selbstverständlich.

»Nein.« Ich schüttle den Kopf. »Vor allem: wieso? Willst du was zu lachen haben? Vergiss es.«

Sein Blick wird weicher und kurz zuckt seine Hand, als wolle er sie nach mir ausstrecken. »Was hat dich nur so argwöhnisch werden lassen?«

»Das Leben?«, antworte ich. Er kommt einen Schritt näher auf mich zu und ein leichtes Kribbeln beginnt in meinem Bauch und breitet sich nach hinten über meinen Rücken aus.

»Hm …« Er sieht mir kurz in die Augen. Dann wandert sein Blick höher.

»Ich schätze, ein paar Tage Schonfrist bekämen deinem Kopf vielleicht ganz gut. Also, dann besser bis Freitag.«

Er dreht sich um und dieses Mal folge ich ihm nicht.

 

~*~*~

 

»Sag mal, hast du ihm diesen Floh ins Ohr gesetzt?«

Ingo sieht mich fragend an. Ganz offensichtlich weiß er nicht, wovon ich spreche. Antworten kann er mir momentan nicht. Ich gebe zu, ich habe ihn quasi zu Hause überfallen – mitten in seinem Schönheitsritual. Gerade sitzt er mir gegenüber mit einer Maske auf seinem Gesicht. Es riecht erdig und die Farbe gleicht einem verblassten Tarngrün der Bundeswehr.

»Na, weshalb will Jaron plötzlich mit mir joggen? Ich hatte nicht das Gefühl, dass er mich sonderlich mag. Er hat sich doch lediglich um mich gekümmert, weil er mich k. o. geschlagen hat.«

Ingo verdreht die Augen und schüttelt den Kopf.

»Was denn?«, frage ich genervt. »Eigentlich war ich ja froh, als du mich bei ihm rausgeholt hast. Denn mal ernsthaft: Welcher normale Mensch wird schon Bestattungsunternehmer? Und das in dem Alter.« Ich schüttle mich demonstrativ. »Wenn man immer nur Tote um sich herum hat, wird man bestimmt total depressiv.«

Ingo schnaubt, springt auf und kurz darauf höre ich im Bad das Wasser rauschen. Er ist noch dabei, sich das Gesicht abzutrocknen, als er zurückkommt. Eine durchdringende Wolke seines Parfüms schwabt zu mir herüber und ich wedle dezent mit der Hand vor meinem Gesicht.

»Pete, wirklich. Manchmal hast du echt einen Knall. Also: Nein, ich habe ihn nicht auf dich angesetzt. Ich weiß ja selbst nicht, was ich davon halten soll. Bisher war er nur sporadisch in meiner Bar. Er meidet die Szene.«

Glaub ich sofort. Mit dem hält es sicher niemand lange aus. »Wer will auch schon etwas mit einem Leichenzerfledderer anfangen?«, frage ich und überlege bereits, wie ich ihn künftig abwimmeln kann.

Ingo zischt. »Kannst du eigentlich auch mal diejenigen, die dir offenbar wohlgesonnen sind, einfach mal nicht beleidigen? Ich verstehe ja, dass dir der Druck zurzeit über den Kopf wächst, aber sieh sein Angebot doch als das, was es ist: ein Angebot.«

»Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass er das einfach so macht. Er kennt mich nicht, zickt mich die ganze Zeit an und dann plötzlich so etwas?«

»Fragt sich, wer hier rumzickt …«, nuschelt Ingo und seufzt. In einer fließenden Bewegung zieht er sein Shirt über den Kopf und präsentiert mir somit seinen Oberkörper. Ein dumpfes Pulsieren meines Schwanzes ist die Antwort auf diesen Anblick. Ich sollte mir wirklich dringend jemanden zum Vögeln suchen. Ach, stimmt. Hatte ich versucht.

»Hast du dich eigentlich schon nach einem Agenten umgesehen?«, wechselt er das Thema und zieht dabei seine Jeans herunter. Jetzt wird tatsächlich mein Mund trocken. Ingo hat tolle Beine. Muskulös, aber nicht zu kräftig. Nur die fehlende Behaarung und die grellrot lackierten Fußnägel stören das Gesamtbild.

»Pete?«, fragt er nach und greift doch allen Ernstes an den Bund seiner Pants.

»Musst du dich hier ausziehen? Vor mir?« Meine Stimme klingt viel zu hoch.

Ingo mustert mich skeptisch. »Was hast du denn für ein Problem? Oder stört es dich, dass ich trainierter bin als du?« Schalk blitzt aus seinen Augen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass dieser Umstand mir kaum etwas ausmacht. Vielmehr die Tatsache, dass ich kurz davor bin, Ingo von oben bis unten abzulecken. Stöhnend schließe ich die Augen. »Ja«, lüge ich rau. Besser eine Notlüge als die Wahrheit.

»Tja, dann guck halt weg. Ich muss mich fertig machen.«

Demonstrativ drehe ich mich um. Ingo lacht leise. »Man sollte meinen, dass du über solchen Dingen stehst. Mir war bisher nicht klar, dass du so ein geringes Selbstwertgefühl besitzt.« Es raschelt, ein Reißverschluss ist zu hören.

Mit meinem Selbstwertgefühl ist alles in Ordnung. Meine Libido ist es, die mir Angst macht.

»Für die Agentensuche hatte ich noch keine Zeit«, antworte ich verspätet und seufze.

»Wie lange noch?« Ingo klingt gedämpft, als stecke sein Kopf irgendwo drin.

»Gut sieben Wochen.« Der Gedanke jagt mir einen eisigen Schauer über den Rücken. Noch sieben Wochen. Dann werde ich sterben. Nach fast zwanzig Jahren.

»Ach, Schätzchen …« Ingo umarmt mich von hinten und gibt mir einen Kuss auf die Wange. »Du wirst schon wieder was finden. Du bist gut.«

»Allmählich bezweifle ich das«, gebe ich zu. »Denn weshalb sollten die mich sonst rausschmeißen?«

»He …« Seine Umarmung wird fester. Es fühlt sich gut an. Seine kräftigen Brustmuskeln vermitteln ein Gefühl von Geborgenheit. »Diese Vorabendserien werden doch auch immer schlechter. Alle Themen sind in totaler Ausführlichkeit ausgelutscht. Da ist es doch nur gut, dass du jetzt abspringen kannst.« Grundsätzlich hat er nicht unrecht, dennoch mag ich dieses Gefühl der Ungewissheit nicht.

»Wer will mich denn schon? Ich werde doch sofort abgestempelt. ›Ach, Sie haben in den letzten zwanzig Jahren nur diese eine Rolle gespielt? Sind Sie sich sicher, dass Sie dem gewachsen sind?‹ So läuft das nämlich.« Etwas harsch löse ich mich von Ingo. »Scheiße. Ich hätte auf meine Mutter hören sollen.«

»Inwiefern?«

Ich drehe mich wieder zu Ingo. »Dass ich erst mal was Richtiges …« Den Rest des Satzes verschlucke ich. »Wow!«

Stolz grinst er mich an. Heute trägt er keine Frauenklamotten, sondern eine enge Lederhose sowie ein figurbetontes, dunkelblaues Hemd, welches er noch nicht zugeknöpft hat. Wenn ich ihn nicht schon ewig kennen würde und wir diese Grenze niemals überschreiten würden, würde ich ihn jetzt packen, auf sein Bett werfen und so lange durchvögeln, bis wir beide in Ohnmacht fallen.

»Wen willst du denn aufreißen?« Meine Stimme ist mehr ein Flüstern. Hastig schaut er weg. Eine leichte Röte überzieht seine Wangen. Ich habe Ingo noch nie erröten sehen. Nicht mal, als ich ihn dabei überrascht habe, wie er sich in dem Bad seiner eigenen Bar einen runtergeholt hat.

»Kann ja nicht immer als Miss Charlotte herumlaufen.« Geschäftig räumt er auf und läuft hin und her. Da steckt auf jeden Fall ein Kerl dahinter.

»Ist es Jaron?«, tippe ich ins Blaue.

»Hm?«

»Na, der Grund, weshalb du heute du selbst bist.«

»Ich bin immer ich selbst«, erwidert er schnippisch. Ich beiße mir auf die Zunge. Stimmt. Miss Charlotte ist definitiv ein Teil von Ingo.

»Bewegst du deinen schlaffen Hintern jetzt mal bitte? Ich muss allmählich los.« Mit in die Hüften gestemmten Händen sieht er mich an. Okay, ich habe einen Nerv getroffen. So zickig habe ich ihn schon lange nicht mehr erlebt.

5

»Stopp! Nein, so geht das nicht!« Roland fuchtelt hektisch mit den Armen herum. »Pete, konzentrier dich bitte endlich mal. Du hast nur diese zwei Sätze in dieser Szene. Kann doch nicht so schwer sein.«

Frustriert schnappe ich mir noch einmal das Skript und lese meine Passagen. Das habe ich doch eben gesagt, oder etwa nicht?

»Nur, damit du es nicht vergisst: Die Frau deiner Träume heißt ›Ines‹, nicht ›Ingo‹.« Erschrocken sehe ich zu Kristin, die besagte Ines spielt. Sie deutet ein Nicken an.

»Gibst du mir fünf Minuten?«, frage ich Roland, der seufzend nickt.

»Klar.«

Ich schnappe mir meine Jacke und begebe mich nach draußen in die Raucherecke. Blöde Angewohnheit, die ich gerade in Stressphasen so gar nicht im Griff habe. Ich fummle eine Kippe aus der Packung und betätige mein Feuerzeug, das aber nur einen kaum sichtbaren Funken erzeugt. Ich schüttle es, versuche es erneut. Nichts. »Mist!«

»Hier.« Doris hält mir ihres entgegen. Dankbar lächle ich sie an. Kaum knistert der Tabak, ziehe ich an dem Ruhebringer. Mit geschlossenen Augen spüre ich die Wirkung. Endlich.

»Stressig?«, fragt Doris und steckt sich selbst ebenfalls eine Zigarette an.

Ich zucke mit den Schultern. »Wie immer. Kann mich irgendwie nicht richtig konzentrieren.«

»Hast du schon was Neues in Aussicht?«

Stumm schüttle ich den Kopf und blase den Rauch aus.

»Und einen Manager oder Agenten?«

»Auch nicht«, gebe ich zu.

Doris grinst. »Ich hätte da eventuell jemanden.«

Ich stutze. »Und wen?«

»Nun, mein Cousin ist in der Musikbranche tätig. Ich hab ihn mal gefragt und er kennt tatsächlich jemanden. Gernot Kuhlmann. Sagt der dir was?«

Ich überlege kurz. Den Namen habe ich schon mal gehört, aber ich kann ihn nicht zuordnen.

»Er unterstützt viele junge Talente, ist aber auch für eine Reihe namhafter deutscher Schauspieler tätig.« Doris nennt ein paar Namen und bei jedem werden meine Augen größer.

Ich starre Doris an und vergesse dabei sogar, an meiner Zigarette zu ziehen. »Und der will mich managen?«

Grinsend hält sie mir einen Zettel entgegen. »Seine Nummer«, erklärt sie augenzwinkernd, drückt ihre Kippe aus und verschwindet wieder im Gebäude.

»Das gibt's ja nicht«, flüstere ich und starre auf die Zahlen, als würden sie sich andernfalls in Luft auflösen.

 

Mit neuer Energie und deutlich besser gelaunt kehre ich an das Set zurück. Die Szene klappt dieses Mal auf Anhieb. Ebenso die nächsten beiden.

Roland sieht mich argwöhnisch an. »Hast du irgendwas genommen? So gut warst du ja schon lange nicht mehr.«

Ich grinse nur breit und schaue dann auf das Skript. »Sind wir dann durch für heute?«

Roland nickt. »Ja, du kannst dich umziehen. Morgen brauchst du übrigens nicht zu kommen. Harald ist immer noch krank. Daher können wir keine deiner Szenen drehen. Wir sehen uns erst am Samstag. Sieben Uhr.«

»Alles klar.« Winkend verabschiede ich mich. Ich werde jetzt duschen, mich anziehen und auf dem Weg nach Hause beim Dönermann vorbeigehen. Wenn ich morgen nicht drehe, kann ich heute wenigstens mal wieder Knoblauch essen. Anschließend rufe ich diesen Gernot an. Dieser Tag kann kaum noch besser werden.

 

Meine Finger zittern, als ich die Nummer von Doris' Zettel in mein Handy tippe. Mein Herz rast beinahe schmerzhaft. Weshalb bin ich denn so nervös? Okay, durchatmen. Ich bin Schauspieler. Da werde ich doch einen selbstbewussten Mann darstellen können.

Bereits nach dem ersten Klingeln wird das Gespräch angenommen. »Ja?«, ertönt es unfreundlich von der anderen Seite.

»Guten Abend. Spreche ich mit Gernot Kuhlmann?« Oh Mann! Ich höre mich an wie ein Staubsaugervertreter.

»Wer will das wissen?«, fragt er und klingt abgelenkt.

»Mein Name ist Pete Sander und ich …«

»Kenn ich nicht«, unterbricht er mich. »Hören Sie, ich brauche weder eine Versicherung noch einen neuen Handyvertrag oder dergleichen.« Ob mir Doris die richtige Nummer gegeben hat? Der klingt nicht sonderlich sympathisch.

»Nein, ich bin Schauspieler.«

»Aha.« Es raschelt, als würde Papier hin- und hergeschoben oder ein Buch umgeblättert. Okay, das war dann wohl ein Schuss in den Ofen.

»Woher haben Sie überhaupt meine Nummer?« Erstaunlich, wie dieser Mensch mit jedem Satz unfreundlicher werden kann.

»Ich … ähm … von meiner Maskenbildnerin … oder genau genommen von ihrem Cousin …« Wie hieß der noch? Sie hatte es mir doch im Hinausgehen gesagt. Ich und mein Namensgedächtnis. Ah, ich glaube, jetzt weiß ich es wieder. »Lukas … Altmann …« oder so.

Ich höre mit einem Mal gar nichts mehr. Hat er etwa aufgelegt?

»Luki?«, kommt es unerwartet freudig von ihm. »Ja, natürlich. Ich erinnere mich. Du bist der Soap-Darsteller. Sag das doch gleich.«

Die plötzliche Freude und die vertraute Anrede irritieren mich. »Ähm, ja …«