Abspann - Steve Tesich - E-Book

Abspann E-Book

Steve Tesich

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Beschreibung

Saul Karoo ist in Hollywood ein gefragter Experte für das Umschreiben von Drehbüchern: Er schneidet und poliert sie, bis sie funktionieren. Sein eigenes Leben hat er allerdings weit weniger unter Kontrolle. Doch dann erhält er einen besonderen Auftrag, der ihn zwingt, sein Glück in die Hand zu nehmen. Aber lässt sich die Realität genauso flicken wie ein Drehbuch?

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INHALT

» Über den Autor

» Über das Buch

» Buch lesen

» Impressum

» Weitere eBooks von Steve Tesich

» Weitere eBooks von Kein & Aber

» www.keinundaber.ch

ÜBER DEN AUTOR

Steve Tesich wurde 1942 in Užice geboren und kam im Alter von vierzehn Jahren nach Indiana/USA. Er studierte russische Literatur an den Universitäten von Indiana und Columbia und promovierte 1967. Er schrieb zahlreiche Stücke und Drehbücher, u.a. das mit einem Oscar ausgezeichnete Drehbuch für den Film Breaking Away und für Garp und wie er die Welt sah. Steve Tesich starb 1996 im Alter von 53 Jahren.

ÜBER DAS BUCH

Saul Karoo, ein reicher, übergewichtiger, kettenrauchender Alkoholiker, ist einer der gesuchtesten scriptdoctors in Hollywood. Er flickt und schreibt missglückte Filmskripts um. Privat quälen ihn genau die Probleme, die er hartherzig aus den langweiligen Drehbüchern herausstreicht.

Doch als er einen neuen Auftrag annimmt, verändert eine zufällige Begegnung sein Leben. Karoo, wie verwandelt, versucht zu neuem Glück zu finden und beginnt nicht nur, am Film herum zu schnipseln, sondern wie ein Skriptflicker – gleichsam gottähnlich – ins wahre Leben einzugreifen.

Erster Teil

New York

Erstes Kapitel

1

Es war der Abend nach Weihnachten, und wir plauderten alle fröhlich über den Sturz von Nicolae Ceausescu. Sein Name schlug ein wie ein neuer Schlager, den alle Leute sangen. Die New York Times brachte täglich einen Kasten, in dem die Namen der Hauptakteure in Rumäniens aktueller Krise zusammen mit einer Aussprachehilfe aufgelistet wurden, und so war es für alle Partygäste Ehrensache, deren sämtliche Namen korrekt und so oft wie möglich auszusprechen.

Die Aussprache der Namen

SILVIO BRUCAN, ein Oppositionsführer: SIL-wijuh bruh-KAHN

NICOLAE CEAUSESCU, der gestürzte Führer: nie-kuh-LAH-eh tscha-uh-SCHESS-kuh

ELENA CEAUSESCU, seine Frau und Stellvertreterin: eh-LEH-nah

NICU CEAUSESCU, deren ältester Sohn und Führer in der Stadt Sibiu: NIE-kuh

Generalleutnant ILIE CEAUSESCU, der Bruder des Führers: il-LIE-jeh

Generalleutnant NICOLAE ANDRUTA CEAUSESCU, ein weiterer Bruder: an-DRUH-zah

CONSTANTIN DASCALESCU, der Ministerpräsident: kon-stan-TIEN das-kah-LESS-kuh

ION DINCA, verhafteter stellvertretender Ministerpräsident: IJON DINK-ah

Generalleutnant NICOLAE EFTIMESCU: nie-kuh-LAH-eh ehf-tie-MESS-kuh

GHEORGHE GHEORGHIU-DEJ, der Vorgänger von Herrn Ceausescu: GIOR-gijeh gior-GIUH-dehsch, das sch am Ende stimmhaft wie das J in Journalist

Generalmajor STEFAN GUSA, der Chef des Generalstabs: schtef-FAN GUH-sah

ION ILIESCU, ein Oppositionsführer: IJON ill-ie-JESS-kuh

CORNELIU MANESCU, ein früherer Außenminister: kor-NEHL-juh mah-NESS-kuh

VASILE MILEA, der Verteidigungsminister, der Selbstmord begangen haben soll: wah-SIE-leh MILE-ah

Generaloberst NICOLAE MILITARU: nie-kuh-LAH-eh mie-lie-TAH-ruh

SORIN OPREA, ein Oppositionsführer in Timisoara: soh-RIEN OHP-prah

TUDOR POSTELNICU, verhafteter Innenminister: TUH-dor post-ELL-nih-kuh

FEREND RARPATI, Verteidigungsminister: FEHR-end rahr-PAHZ-ih

Generaloberst IULIAN VLAD: juh-lie-AHN WLAHD.

Diese Namen wollten unbedingt in den Mund genommen werden und bereiteten bei ihrer Aussprache einen Genuß wie der Verzehr von Kanapees.

»nie-kuh-LAH-eh tscha-uh-SCHESS-kuh«, rief jemand links von mir.

»eh-LEH-nah tscha-uh-SCHESS-kuh«, warf jemand rechts von mir ein.

Ich leerte ein weiteres Glas Champagner, nahm mir ein Glas Wodka und erhöhte den Lärmpegel um meine Stimme.

»Der Mann, auf den man jetzt achten muß«, rief ich, »ist IJON ill-ie-JESS-kuh. Ich glaube nicht, daß kon-stan-TIEN das-kah-LESS-kuh in Rumänien gegenwärtig noch viel mitzureden hat, wirklich nicht.«

»Die Dinge sind noch völlig im Fluß«, wandte jemand ein.

»Im Fluß oder nicht«, beharrte ich, »der Mann, auf den man jetzt achten muß, ist IJON! IJON ill-ie-ESS-kuh.«

Ich kippte meinen Wodka und goß mir nach, diesmal einen polnischen Wodka, wo unten in der Flasche ein Halm Büffelgras oder so was schwimmt. Es war vollkommen hoffnungslos, aber ich trank weiter, bewegte mich von Tablett zu Tablett und von Gruppe zu Gruppe.

2

Bei den McNabs, George und Pat, war es Tradition, am Tag nach Weihnachten eine Party zu geben, aber noch nie hatten sich die Weltereignisse dazu verschworen, die Party so lebhaft und gegenwartsnah zu gestalten. Es gab viel zu feiern und zu bereden. Václav Havel, die Berliner Mauer, das Ende des kalten Krieges, der Zusammenbruch des Kommunismus, Gorbatschow und, zumindest für die nächsten paar Tage, diese Rumänen mit ihren köstlich klingenden Namen.

Ich trank jetzt wieder Rotwein, wie schon gleich nach meiner Ankunft auf der Party. Dazwischen hatte ich sämtliche Arten alkoholischer Getränke konsumiert, die das Haus anbot. Weißwein, Bourbon, Scotch. Drei verschiedene Sorten Wodka. Zwei verschiedene Sorten Cognac. Champagner. Diverse Liköre. Grappa. Raki. Zwei Flaschen mexikanisches Bier und mehrere Cocktailgläser Eierflip mit Rum. All das auf leeren Magen, und doch war ich zu meinem Leidwesen stocknüchtern.

Nichts.

Ich war nicht nur nicht betrunken, ich hatte nicht mal einen Schwips.

Nichts.

Überhaupt nichts.

Von Rechts wegen hätte ich auf einer Bahre liegen müssen, in einem rasenden Krankenwagen auf dem Weg zur Notaufnahme, wo man mich wegen schwerer Alkoholvergiftung behandeln würde, aber nein, ich war nüchtern. Staubtrockennüchtern. Klaren Kopfes. Vollkommen unversehrt. Nichts.

Mein Alkoholproblem begann vor etwas über drei Monaten.

Ich hatte noch nie von jemandem mit dieser Krankheit gehört. Ich wußte nicht, wo und wie ich sie mir geholt hatte oder was der Auslöser war.

Ich wußte nur, daß etwas mit mir nicht stimmte. Etwas in mir war gerissen oder locker geworden oder abgegangen. Es war etwas Physiologisches oder Psychologisches oder Neurologisches, irgendwo im dunklen Innern meines Körpers oder meines Kopfes war irgendein kleines Blutgefäß geplatzt oder verstopft, war irgendeine Synapse durchgebrannt oder irgendein chemischer Prozeß umgekippt, ich hatte nicht die leiseste Ahnung. Ich wußte nur eines, der Zustand der Trunkenheit war aus meinem Leben verschwunden.

Meine Trinkerkrankheit führte– wahrscheinlich, weil ich sie nicht wahrhaben wollte– zu der seltsamen Begleiterscheinung, daß ich– seit ich gemerkt hatte, ich konnte trinken, soviel ich wollte, ich wurde nicht betrunken– nur um so mehr trank. Ich mochte gegen Alkohol immun geworden sein, aber nicht gegen Hoffnung, und egal, wie hoffnungslos es aussah, ich fuhr fort, zu trinken und zu hoffen, daß ich eines schönen Abends, wenn ich es am allerwenigsten erwartete, wieder wie in der guten alten Zeit einen Rausch kriegen und in mein altes Ich schlüpfen würde.

Die Musik hörte auf. Die Platte wechselte, aber nicht der Komponist, und nach einem kurzen Zwischenspiel aus dem Lärm unbegleiteter menschlicher Stimmen war wieder Beethoven dran. Wie immer bei den McNabs war es eine Am-Tag-nach-Weihnachten-Beethoven-pur-Party.

Ich goß mir ein Glas Tequila ein, ein schönes großes für Mineralwasser vorgesehenes Glas, und leerte es.

Ich verstand das nicht. Beim besten Willen nicht. Blut war schließlich Blut, und wenn man es darauf anlegte und sicherging, daß der Alkoholgehalt des Blutes alle bekannten Maßstäbe der Trunkenheit um das Fünffache überstieg, dann müßte man in der Lage sein, betrunken zu werden. Ausnahmslos jeder. Es war eine Sache der Biologie. Und zwar nicht nur der menschlichen Biologie. Hunde konnten betrunken werden. Ich hatte von einem besoffenen Pitbull gelesen, der in der Bronx einen Obdachlosen angefallen hatte und dann wenige Querstraßen weiter umgekippt war. Später wurden ein paar Kids aus der Gegend festgenommen und beschuldigt, das Tier alkoholisiert zu haben. Pferde konnten betrunken werden. Kühe. Schweine. Es gab Alki-Ratten, die sich mit Schaumwein einen ansoffen. Elefantenbullen, da war ich sicher, konnten betrunken werden. Rhinozerosse. Walrosse. Hammerkopfhaie. Kein lebendes Geschöpf, ob Mensch oder Tier, war immun gegen Alkohol. Bis auf mich.

Gerade diese biologische Aussperrung, die unnatürliche Natur meines Gebrechens erfüllte mich mit Scham und dem Gefühl, gebrandmarkt zu sein, als hätte ich mich mit einer umgekehrten Aids-Variante infiziert und wäre gegen alles immun geworden. Aus Angst, zum Paria zu werden, falls meine Krankheit bekannt würde, tat ich so, als sei ich betrunken. Außerdem konnte ich es nicht ertragen, die Menschen, die mich kannten, zu enttäuschen. Sie erwarteten von mir, betrunken zu sein. Ich bildete den Kontrast, an dem sie ihre Nüchternheit messen konnten.

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