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In keiner anderen Stadt führen große Projekte so zielsicher in die große Pleite wie in Berlin, versickern Träume mit den Millionen. Das Flughafendesaster hat eine lange Tradition: Berlins Geschichte ist geprägt von Flops und Luftnummern. Cornelia Tomerius hat sie alle versammelt: die schönsten Blamagen der letzten 775 Jahre – eine fröhliche Berliner Pleitenchronik! Schuld an der Misere sind nicht immer die anderen: Zwar war Berlin oft vom Schicksal gebeutelt und Spielball anderer Mächte. Doch vieles, was schiefläuft, ist hausgemacht und wurzelt im Größenwahn, der die Stadt von jeher regiert. Wer nichts zu verlieren hat, wird mutig. Wer kein Geld hat, gibt erst recht gern aus. Dass man immer wieder krachen geht, scheint den Berliner indes kaum noch zu jucken. In Berlin wird das Scheitern zur Tugend, hier zieht man seine Kraft aus Niederlagen und Rückschlägen. »Ach du dickes B« beschreibt Berlins Pleiten, Blasen und Blamagen, erzählt von prominenten Nieten und erfolglosen Sportclubs, von gescheiterten Olympiaträumen und dem Flughafendesaster, von Bausünden und Konstruktionsfehlern, von S-Bahn-Entgleisungen und omnipräsenten Gehwegschäden. Es zeigt, was das permanente Scheitern mit der Stadt und ihren Menschen macht – und ergründet auf diese Weise das rätselhafte Wesen der Hauptstädter.
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Vollständige E-Book-Ausgabe der im Berlin Verlag erschienenen Buchausgabe
1. Auflage 2013
ISBN 978-3-8270-7637-3
© Berlin Verlag in der Piper Verlag GmbH, München 2013
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
unter Verwendung eines Bildes von © Fine Pic®, München
Datenkonvertierung: Greiner & Reichel, Köln
Inhalt
Vorbemerkung
Aufschwung West: Knut und das Riesenrad
Bürgermeister Böß: Der Mantel des Schweigens
Erster Mai: Die Nacht, in der Bolle brannte
Garski-Affäre: Wie 100 Millionen in der Wüste versickerten
Hauptbahnhof: Ein Drama in drei Gerichtsakten
Hochhäuser: Mikado am Alex
I Can’t Get No Satisfaction: Die Waldbühne wird zerlegt
Kanzler-U-Bahn: Das Ende ist nahe
Klante: Eine Stadt setzt aufs falsche Pferd
M-Bahn: Technologischer Durchbruch?
Olympia 2000: Wie Berlin die Spiele verspielte
Otto der Große: Die Gangsterballade von der Spree
Plänterwald: Wo die Geister jammern
Rixdorf: Ein X für ein U
S-Bahn: Entgleist auf dem Sparkurs
Schlossplatz: Paläste fürs Volk
Schwerbelastungskörper: Die Last der Geschichte
Steglitzer Kreisel: Die Schöne und der Klotz
Tasmania 1900: Im Zeichen des Beutelteufels
Tempodrom: Viel Zirkus um ein Zelt
Wowereits Flughafen: Eine Erlebnisreise
Zum Weiterlesen
Vorbemerkung
Als die Berliner einst eine Weltausstellung ausrichten wollten, so wie Paris und London in jenen Jahren, scheiterte das Vorhaben vorerst am Kaiser. Zu teuer sei das und Berlin zu wenig Weltstadt: »Ausstellung is nich, wie die Herren Berliner sagen würden«, schrieb Wilhelm II. daher 1892 an seinen Reichskanzler und wähnte die Angelegenheit, die mehrere Jahrzehnte lang debattiert worden war, vom Tisch. Doch der Berliner Größenwahn bricht sich immer wieder Bahn.
Vier Jahre später wurde in Berlin wie zuletzt 1879 eine lokale Gewerbeschau eröffnet, diese einfach zur Weltausstellung erklärt und entsprechend aufgemotzt. Ägyptische Pharaonen liefen im Schatten einer fast vierzig Meter hohen Pyramide durch ein kopiertes Kairo, venezianische Gondolieri stakten über einen eigens angelegten See, und vierhundert aus den afrikanischen Kolonien eingeflogene Eingeborene mussten im Dickicht des Treptower Parks widerwillig die Wilden geben – barfuß, in Baströckchen und begafft wie Zootiere.
Für die Pavillons der rund 3800 Aussteller gab es vor den Toren der Stadt genügend Platz – das Gelände war größer als jenes der Pariser Weltausstellung von 1889. In Treptow präsentierte etwa ein Wilhelm Conrad Röntgen erstmals die Anwendung seiner X-Strahlen, die Archenhold-Sternwarte hatte das bis heute längste Linsenfernrohr der Welt aufgebaut (Brennweite 21 Meter) und AEG brachte tausende Glühlampen zum Leuchten. »Die Ausstellung lockt (...) mit Zaubergewalt«, schrieb der Theaterkritiker Alfred Kerr über das gigantische Spektakel.
Allerdings lockte sie nicht so viele Besucher, dass sie sich gerechnet hätte, was auch daran lag, dass es an 120 von 165 Ausstellungstagen leider regnete. Zudem nahm die Welt von dem Berliner Großereignis kaum Notiz. So etwas wie die »Sonderausstellung Kairo« hatte man schon zuvor in Paris gesehen, selbst die Replik einer mittelalterlichen Stadt, in diesem Fall von Alt-Berlin, war keine Neuigkeit. Und es blieb noch nicht mal ein Souvenir im Stadtbild. Alle Gebäude, so war es vereinbart, mussten wieder abgerissen und der See zugeschüttet werden. (An der Stelle des ehemaligen Hauptrestaurants steht heute das sowjetische Ehrenmal.) Nur die Sternwarte ließ man stehen – das Fernrohr war zu groß für den Transport –, und diese sorgte gleich für die passende Symbolik: Mit ihrer Ausstellung hatten die Berliner nach den Sternen gegriffen und dann doch nur in die Röhre geguckt.
Am Ende war die »Verhinderte Weltausstellung« von 1896 eine fröhliche Pleite, ein erfolgreiches Scheitern, ein teurer Spaß. Und sie war zugleich, so sehen es die Historiker heute, der Beginn des Aufstiegs Berlins zur Weltstadt. Gut hundert Jahre später sind einige Pleiten dazugekommen, doch sonst hat sich wenig geändert: Immer noch stampft man ominöse Projekte aus dem märkischen Sand, baut oft größer als notwendig, ist nicht selten eine Portion Pech dabei, spielt das Wetter übel mit oder formiert sich anderweitig Widerstand. Und immer wieder wünschen sich die Berliner so manches, was Pariser, Londoner oder New Yorker schon längst haben. Doch vieles »is nich«, wie schon der Kaiser mahnte. Großflughafen is nich. Olympia is nich. Riesenrad is nich. Und eine gut funktionierende S-Bahn is auch oft nich.
Pleiten, Blasen und Blamagen gehören zum Wesen Berlins. Aber anstatt mit den permanenten Pannen umzugehen wie mit anderen kulturellen Errungenschaften auch, denen man Museen baut oder Denkmäler errichtet, lässt man sie – wie die Bauten der Gewerbeausstellung von 1896 – schnellstens verschwinden und wartet, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Nur was so groß ist, dass es sich schwer verdrängen lässt, bleibt als Mahnmal im Raum – etwa die Ruine des Großflughafens, an dessen Desaster sich inzwischen fast jeder abgearbeitet hat. Lästern über die Hauptstadt und die angeblich unfähigen Hauptstädter ist ja wieder in Mode.
Dieses Buch versammelt einige der schönsten Pleitengeschichten Berlins – bekannte und weniger bekannte, aktuelle und fast vergessene – und begegnet ihnen mit Verständnis statt mit Häme. Denn es zeigt sich nicht selten auch die Schönheit im Scheitern, der Glanz im Debakel, der Witz im Wahnsinn. Und wie immer, wenn etwas schiefläuft, kann man daraus eine Menge lernen. In diesem Fall über Berlin und seine Bewohner, die es auf sympathische Weise immer wieder schaffen, auf die Beine zu kommen. Und dabei erstaunliche Geschichten schreiben.
Aufschwung West
Knut und das Riesenrad
Der Himmel über Berlin tat alles dafür, dass niemand ihm zu nahe kommen wollte. Kühl und bedeckt gab er sich, schauerte und schüttete und verbreitete eine ziemlich miese Stimmung. Der Regierende Bürgermeister ließ sich davon nicht beirren. Wie immer, wenn es aufwärtsging in Berlin, war Klaus Wowereit bester Laune.
Und aufwärts ging es, diesmal sogar messbar. 185 Meter hoch sollte das Riesenrad werden, für dessen ersten Spatenstich man sich an jenem regnerischen 3. Dezember 2007 an dessen künftigem Standort einfand. Als »neues Wahrzeichen« beschwor Wowereit im Baustellenzelt das gigantische Fahrgeschäft, »denn es wird als zweithöchstes Gebäude nach dem Fernsehturm von keinem Punkt der Stadt aus zu übersehen sein«. Auch das Ausland würde es nicht ignorieren können, wäre es doch sogar das höchste Riesenrad in ganz Europa.
Das stand vorerst aber noch in London. 135 Meter misst das London Eye, es hat 32 Gondeln für je 25 Passagiere und bewegt sich mit 16 Metern pro Minute viermal so schnell wie ein Faultier im Baum. In dreißig bis vierzig Minuten fährt man einmal rundum und kann bei guter Sicht 40 Kilometer weit bis zum Windsor Castle blicken. Seit seiner Eröffnung im März 2000 hat das Riesenrad nicht nur die Silhouette der Stadt um eine hübsche Rundung bereichert, sondern London um eine Attraktion: Weit über drei Millionen Leute fahren pro Jahr mit dem London Eye, so viele Besucher zählt noch nicht mal das Taj Mahal.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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