Acusticon - Andreas Hagemann - E-Book
SONDERANGEBOT

Acusticon E-Book

Andreas Hagemann

0,0
3,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 5,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Eine Stadt auf drei Ebenen. Mysteriöse Stromausfälle. Und ein Geheimnis, das seit der Entstehung von Layer City in ihren Grundfesten schlummert. Der Mechaniker Rufus ersteht auf dem Metalday, einem Mekka für Schrauber und Bastler, einen goldenen Würfel. Er ist mit nichts in seiner mechanischen Welt vergleichbar: keine Schrauben, kein Rauch, keine sich bewegenden Teile. Seine Nachforschungen zu diesem Artefakt führen ihn tief in die Geschichte der Stadt. Als sich zeigt, welche Macht in dem Würfel steckt, erwachen die Schatten in Layer City und wollen um jeden Preis verhindern, dass er benutzt wird. Rufus muss sich Fragen stellen, deren Beantwortung sein ganzes Können erfordert: Welchem Zweck dient das Artefakt? Mit welchen Mächten hat er sich angelegt? Sind die Stromausfälle vielleicht gar kein Zufall? Die Jäger stets im Nacken, bleibt ihm nur wenig Zeit, denn auf keiner der Ebenen von Layer City ist er vor ihnen sicher.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2022

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Andreas Hagemann

Acusticon

Besuchen Sie den Autor im Internet:www.andreashagemann.com

Ebenfalls erschienen:

Buchwächter

Xerubian

Impressum:

Acusticon1. Auflage, August 2022

© Andreas Hagemann

c/o Block Services

Stuttgarter Str. 106, 70736 Fellbach

[email protected]*, Buchsatz, Kapitelillustrationen: saje design, www.saje-design.de

(*unter Verwendung von 123rf.com)

Illustrationen Umschlagklappen (innen): Andreas HagemannLektorat: Nina Hasse

Korrektorat: Pia Euteneuer

Druck: booksfactory, 71-063 Szczecin (Polen)

Alle Rechte vorbehalten.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diesePublikation in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttp://dnb.dnb.de abrufbar.

Für die Denker und Lösungsfinder, die Mutigen und Kämpfer.

Es gilt alles so lange als nicht umsetzbar, bis es einer tut.

Kapitel 1

Ruckelnd und quietschend erhob sich die Gondel in ihrem rostbefleckten gelben Kleid aus dem Dunst der Unterstadt. Sie zog den Schleier einige Meter am stählernen Arm der Laufbahn mit sich, bevor dieser wie ein Ertrinkender wieder hinabglitt. Zu schwer war der Ausstoß der Schlote und Schornsteine, die ihm einen braunen Teint verliehen. Im Inneren der Gondel standen gut dreißig Personen dicht beieinander, der Duft von Ruß und Schmutz hing in den schlichten Kleidern und dachte nicht daran, sich von der aufkommenden Brise durch die geöffneten Fenster vertreiben zu lassen.

Rufus lehnte an einem der großen runden Fenster und sah zu, wie Bottom – das Viertel, in dem er aufgewachsen war – unter ihm immer kleiner wurde. Unzählige Male hatte er dieses Schauspiel bereits gesehen, und doch riss die Faszination dafür nicht ab. Jeden Tag kämpften die Lichter der Unterstadt gegen die trübe Decke, die wie eine schützende Hand über Bottom schwebte. Und jeden Tag verloren sie aufs Neue.

Er wischte mit dem Ärmel über das verschmutzte Glas, um das Dahinziehen besser beobachten zu können. Er genoss die wenigen Minuten Fahrt hinauf nach Horizon, dem mittleren Teil dieser Stadt. Niemand sagte etwas, lediglich zurückhaltendes Räuspern oder ein Husten durchbrachen die Anspannung. Keiner der Fahrgäste traute diesen Maschinen vollends. Sie stammten aus der Entstehungszeit von Layer City und waren damit älter als der Großteil der Anwesenden, woran ihr Rumpeln, Klopfen und Knarzen permanent erinnerten. So war es nicht ungewöhnlich, dass einige der Arbeiter still und heimlich die Sekunden zählten, bis der Metallkasten ächzend in den sicheren Hafen eine Ebene über ihnen fuhr. Doch bis dahin hieß es durchzuhalten.

Dem gelernten Mechaniker Rufus Nimrod erschienen derlei Geräuschkulissen wie eine Operette. Feine Klänge des Materiellen, abgestimmt und arrangiert von der Zeit, ein perfektes Zusammenspiel von Physik und Mechanik. Layer City hatte als Experiment begonnen, das nach knapp fünfzig Jahren noch immer existierte. In Schichten konzipiert, sollte diese Stadt primär den Gegebenheiten des rauen Umlandes standhalten. Reich an Erz und Kohle fristete sie in einer Senke der felsigen Einöde ihr Dasein. Der einzig vermeintlich sichere Ort in einer Gegend, in der Erdbeben keine Seltenheit waren.

Ihren Namen verdankte die Stadt ihrem einzigartigen Aufbau, der aus zwei übereinander angeordneten Ebenen bestand. Eine Stadt über der Stadt. Auf ihren riesigen, mit Gelenken versehenen Stützen konnte sie bei einem Beben frei schwingen, ohne die Sicherheit zu beeinträchtigen. Doch das Leben in solch einem technischen Meisterwerk war kostspielig. Nicht jeder konnte sich ein Heim in den oberen Ebenen leisten, und so war auf dem staubigen Grund eine dritte entstanden, in der das Leben pulsierte, wenngleich noch schwieriger war. Wenn man es im dicken Dunst denn sah.

Rufus hatte sich mit den entstandenen gesellschaftlichen Schichten abgefunden, die physisch nicht deutlicher hätten untermauert werden können. Ähnlich anderer Städte ergaben sich Namen für die jeweiligen Bewohner, die verteilt auf den Ebenen lebten. Über allen erhoben sich die Primes, die Elite und die reichen Bürger der Stadt; jene wenigen Familien, für die jeder Einzelne in Layer City arbeitete. Ihr Bereich wurde Sky genannt. Wenig überraschend war dies der höchste Punkt und der einzige Ort in Layer City, an dem man die Sterne sehen konnte. In der Mitte lebten die Solids, die die solide Mittelschicht bildeten. Hier gab es die meiste Arbeit und hier schlug das Herz der Stadt. Plantagen, Geschäfte, Fabriken, Werkstätten … was immer die mechanische Stadt zu bieten hatte, wurde hier produziert und feilgeboten. Diese Ebene wurde Horizon genannt. Nicht etwa weil sie mit ihrer Vielfalt und Möglichkeiten einen Ausblick bot, sondern weil es morgens und abends für die Bewohner der einzige Flecken war, an dem das Sonnenlicht ihre Gesichter streifte – sofern Stürme und Regen diese Hoffnung nicht zunichtemachten.

Keine gesellschaftliche Schicht, mehr ein Gerücht, waren die Mecs. Über sie gab es lediglich Mutmaßungen, darunter diese, dass es sich um drei Personen handelte. Einzig gewiss war, dass sie modernen Robin Hoods glichen, die sich für die Kleinen in der Gesellschaft einsetzten und so den Primes ein Dorn im Auge waren.

Auch wenn Rufus sich auf den folgenden Lichtblick freute, sollte ihm heute ein anderer die Seele wärmen: Es war Metalday. Darunter war eine marktähnliche Zusammenkunft zu verstehen, die einmal im Monat stattfand und auf der ausnahmsweise nicht überwiegend Schrott angeboten wurde, obwohl der Name dies vermuten ließ. Wer Geduld mitbrachte und ein Gespür für Technik besaß, konnte Begehrtes, Rares, Modifiziertes oder eine Kombination daraus ergattern. Genau dieser Entdeckerdrang ließ Rufus’ Herz schneller schlagen. Einige der Ingenieure schufen Besonderes, das man sonst nirgends finden würde. Das trieb für gewöhnlich die Preise in die Höhe.

Ein Schatten legte sich über die Kabine, als sie Horizon erreichten. Gierig wartete das Loch im stählernen Boden über ihnen darauf, sie zu verschlingen. Die Führung, an der die Gondel sich hinauf wuchtete, endete dort. Genau genommen war es eine von vier, an denen die Passagiere zu unterschiedlichen Zeiten befördert wurden.

Knirschend ging ein Ruck durch die Gondel. Einige der Insassen zuckten zusammen, die Gespräche wurden abgeschnitten. Das Licht fiel aus und sie blieb urplötzlich stehen.

Rufus sah durch die Luke im Dach hinauf. Durch die pulvrig-schwarze Schicht darauf sah er, dass es sogar in der Haltestation finster war. Aus der plötzlich eingetretenen Stille erhoben sich die ersten ungehaltenen Rufe.

»Dieser ewige Sparwahn. Sie ersticken im Geld und wir hängen, wie immer, buchstäblich in der Luft!«

Ein anderer hielt dagegen. »So ein Unsinn! Das sind diese Banditen, die sich permanent am Stromnetz zu schaffen machen. Einsperren muss man diese Bagage!«

Ein Stöhnen entrang sich einer kleinen, üppigen Dame. »Ihr mit eurem nervigen Gejammer!« Einige Umstehende lachten, Rufus schmunzelte.

Ein Sirren brachte die Meute zum Schweigen.

Flackernd versuchte die Gondel sich am nächsten Abschnitt, nur um ratternd einige Meter in die Tiefe zu sausen. Einige Passagiere schrien erschrocken auf. In der aufkommenden Panik wurde Rufus gegen die kalte Schreibe gepresst, die Hände um seine lederne Umhängetasche gekrallt. Augenblicklich schlug ihm das Herz bis zum Hals.

Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Gondel in die Tiefe stürzte und sich unter den Schrott am Boden mischte. Zwar waren die Metallschienen, an denen sie hinauf glitten, stabil, doch wo Räder und Seile Gewichte trugen, nagte auch der Zahn der Zeit. Jeder wusste um die miese Qualität der Wartungen, doch die Lifte waren die einzigen Wege hinauf und hinunter. Fluggeräte gab es hier draußen im Nirgendwo nicht. Zu unberechenbar die Winde, zu kostspielig ihr Unterhalt, zudem besaßen die aufragenden Schienen zu viele Sicherungsseile.

Zum Glück fing sich das Gefährt rasch wieder, nur um wehleidig metallisches Jammern von sich zu geben. Hörbar atmeten die Leute aus. Das Licht der Birnen warf zaghaft seinen Schimmer auf die Köpfe, als der elektrische Lebenssaft sie erneut durchflutete.

Rufus hing an der Scheibe und sah zu, wie das meterdicke Metall von Horizons Boden an ihnen vorüberzog. Für einen Moment verschwand die Welt in absoluter Dunkelheit. Begleitet vom Pfeifen der Druckluft und dem Klacken der Zahnräder kam die Gondel in Horizon zum Stehen. Die Fahrgäste halfen den schweren Türen, ihre Trägheit zu überwinden, und strömten in Windeseile hinaus. Während der Tross durch die Nebelwolke des dampfenden Ungetüms davoneilte, schaute Rufus dem Treiben zu. Natürlich würde er sich auf der Plattform deutlich sicherer fühlen. Da die Gondel bei der Ankunft jedoch eingerastet war, blieb ihr nicht mehr als bedächtiges Schaukeln.

Der Gondelhafen Nr. 3 lag in der östlichen Hälfte von Horizon. Als er die hohen Zäune des Areals hinter sich ließ, begrüßte ihn warmes Sonnenlicht. Für den Moment hielt Rufus inne, schloss die Augen und gab sich ganz der lieblichen Berührung hin.

»Geh weiter, du Schnarchsack!«

Der Hieb traf ihn so heftig an der Schulter, dass er beinahe lang hinschlug. Rufus wollte dem hochgewachsenen Kerl in roter Weste und braunem Doppelgürtel noch etwas hinterherrufen, doch die Menge hatte ihn bereits verschluckt. Unbeholfen rückte er Weste und Hose zurecht, das einfache Baumwollhemd stopfte er zurück in den Hosenbund. Es war Metalday, nichts würde ihn heute aus der Fassung bringen.

Zum Gelände waren es noch gut dreihundert Meter. Zu wenig für einen Spaziergang, trotzdem genug, um allerhand zu sehen. Eine breite, baumlose Straße geleitete ihn ans Ziel. Zwischen den hoch aufragenden Gebäuden mit ihren bronzeverzierten Fenstern inmitten roter Backsteinbäuche fühlte Rufus sich stets winzig. Zwar gab es Gehsteige, die nutzte jedoch kaum jemand. Die Leute bewegten sich, wo Platz war. Sehr zum Ärger der wenigen Radfahrer, viel mehr jedoch für die unzähligen mechanischen Kutschen. Pferde gab es in Layer City nicht. Zu teuer und zu aufwendig war es, sie in einer Höhe zu halten, in der sie nicht sein wollten. Also spannten die stolzen Besitzer mechanische oder dampfende Wagen davor.

Rufus bewunderte diese technischen Meisterleistungen. Einige davon waren nicht nur ausgeklügelt wie ein Uhrwerk, sondern auch wunderschön anzusehen. Ohnehin war es sein liebster Zeitvertreib, jedwede Gerätschaft, die es in seinen Dunstkreis schaffte, zu analysieren, zu untersuchen und vorzugsweise für ein besseres Verständnis in ihre Einzelteile zu zerlegen. Einige Male hatte diese Neugier ihm schon ordentlich Ärger eingebracht, doch gegen die eigene Berufung war nicht anzukommen.

Ein eisernes Viadukt teilte die Gebäude und schlängelte sich auf langen Beinen über die Straße. Auf seinem Rücken kreiste Smoker, wie die Stadtbahn liebevoll genannt wurde. Scheppernd und rumpelnd ächzte sie über ihm auf den Schienen, zwei Hänger im Schlepptau, in denen Damen und Herren in feinen Kleidern saßen. Rufus konnte sich nie sattsehen. Selbst wenn keines der Verkehrsmittel seinen Blick auf sich zog, waren es die umherlaufenden Massen oder die Apparaturen in den zahlreichen Geschäften, die durch Bewegung und Licht um die Aufmerksamkeit der potenziellen Käufer buhlten.

Zu seiner Rechten spannte sich ein hochaufragendes Tor zwischen zwei Backsteingebäude. Unscheinbar und ohne jedwede Kennzeichnung war es die Pforte zu einem riesigen Innenhof, in dem der Metalday seine Residenz gefunden hatte. In der Form dem Buchstaben O folgend, gab es zwei Ebenen an der Außenseite sowie zwei in der Mitte, die um eines der großen Tragbeine von Horizon führte. Jeder Meter der Holzverschläge war mit Tischen, Kisten, Halterungen für Planen und Waren zugestellt. Mitten durch die farbenfrohe Metallansammlung schlängelte sich ein Pfad, auf dem sich Interessierte dicht an dicht drängten.

»Auf ins Getümmel!«

Rufus rieb die Hände aneinander und genoss das freudige Pochen in der Brust, kaum dass er den ersten Schritt hineintat. Der erste Stand wartete mit Uhren auf, an denen Räder, Rollen und diverse Auswüchse vermuten ließen, dass sie keinesfalls gewöhnlich waren. Daneben pries ein alter Herr mit riesigem Hut und dicker Nickelbrille merkwürdige Blumen an. Als Rufus’ skeptischer Blick ihn traf, wandte der Händler sich ihm zu.

»Na, junger Bursche, bei deiner anmutigen Erscheinung wartet sicherlich nicht nur eine Dame irgendwo auf dich, oder?«

»Das mag gut sein, allerdings kennen wir uns dann noch nicht«, gab er trocken zurück.

Der Alte lachte kehlig. »Und Humor hat er auch! Soll ich dir verraten, wie du die Damen für dich schwärmen lässt?« Er deutete auf seine Kreationen. »Mechanische Blumen! Sie öffnen sich bei Tageslicht, brauchen, wenn überhaupt, nur ein Tröpfchen Öl und erstrahlen in den schönsten Farben. Und anders als natürliche Pflanzen – oder auch als wir selbst – behalten sie ihr frisches Aussehen immer bei.«

Rufus musste gestehen, dass die Metallarbeit außergewöhnlich war. Eine feine und präzise Handarbeit, die die Blumen erstaunlich echt wirken ließ. Lediglich winzige Scharniere an den Blättern verrieten ihren künstlichen Ursprung. Stolz hielt der Händler ihm die Umsetzung einer Sonnenblume unter die Nase. Neben einer Note Feinöl war sogar ein lieblicher Duft zu vernehmen. Doch kaum öffneten sich die Blätter, blieb eines davon hängen und klappte wieder zu. Sehr zum Verdruss des Alten.

Schmunzelnd drückte Rufus den Rücken durch und schob die Daumen unter den Rand der Weste. »So würden die Damen auf jeden Fall direkt verstehen, dass ich ein semi-talentierter Tüftler bin.«

»Ach, halt den Rand!«, kam es barsch zurück.

Lachend wandte Rufus sich ab. Stetig von der Neugierde angetrieben, blickte er über Schultern, hörte aufmerksam den euphorischen Erläuterungen der Händler zu und begutachtete interessante Fundstücke.

»Soll das ein Witz sein? Dieses Ding ist nicht einmal die Hälfte wert«, brummte jemand an einem Stand missmutig. Die Stimme klang bekannt. Und tatsächlich: Sie gehörte jenem Mann, der Rufus beim Verlassen der Gondel so grob beiseite geschubst hatte. »Die Verarbeitung lässt zu wünschen übrig und das Material ist billig.«

Rufus sah auf und entdeckte einen kräftigen Kerl in roter Weste und braunem Doppelgürtel. Aus der Entfernung lauschte er.

»Ach so, na, wenn Ihr nur die Hälfte ausgeben möchtet, dann gebe ich Euch eben fünfzig Prozent davon«, entgegnete jemand dem launischen Kerl.

Für einen Moment schien der Riese zu überlegen, nur um festzustellen, dass sein Gegenüber ihn auf die Schippe nahm. Rüde warf er dem Händler den Gegenstand entgegen. Der jedoch feixte.

»Elender Gauner.«

Wie schon am Gondelbahnhof verschaffte sich der Kerl durch reinen Körpereinsatz Raum, sehr zum Missfallen der Besucher und Händler, die ihren spärlichen Platz unfreiwillig teilen mussten. Als er erneut ein Objekt ins Auge fasste, schob Rufus sich in seinen Schatten, um unentdeckt zu bleiben. Er würde sich für den Rempler revanchieren.

Am benachbarten Stand warteten raffiniert konstruierte Lastenarme auf potenzielle Kunden. Dank zahlreicher Federn und Dämpfern an teleskopartigen Armen waren sie kompakt und konnten dennoch schwere Lasten tragen. Er nahm die Öse des erstbesten in die Hand und tat interessiert. Gleich darauf befestigte er diese an einem leeren Riemen des Gürtels. Als Rufus den Blick des Händlers bemerkte, der ihn argwöhnisch musterte, wich ihm das Blut in die Beine. Der Mann mittleren Alters nickte jedoch mit voller Überzeugung. Mit zusammengekniffenen Augen bedeutete er Rufus, sich schleunigst außer Reichweite zu begeben.

Nur wenige Schritte voraus überrollte Rufus die Geräuschkulisse eines Tumults. Eine metallene Feder spannte sich, wurde von Quietschen begleitet und von einem überrascht-schmerzerfüllten Schrei komplettiert. Rufus konnte nicht anders und drehte sich um. Der grobschlächtige Kerl hing tatsächlich in zwei Metern Höhe am Haken eines der ausgefahrenen Arme und baumelte zeternd hin und her. Die Unruhe band die Neugierde einiger Kunden, die nun den Stand mit den soliden Bauten in Augenschein nahmen.

Vom Händler gab es ein zufriedenes Zwinkern in seine Richtung.

Rufus verkniff sich ein Lachen.

Trotz der unzähligen Angebote und der unterhaltsamen Einlage wollte dieser Metalday ihn nicht so recht einnehmen. Keine der Auslagen war derart ausgefeilt, dass sie sein Interesse weckte. Nichts Neues, bloß aufgehübschte Altware. Nicht einmal in die oberen Ränge zog es ihn. Er war bereits im Begriff zu gehen, als jemand ihn zaghaft am rechten Handgelenk berührte.

Strahlend blaue Augen lugten inmitten etlicher Fältchen aus einer dunklen Kapuze hervor. Die alte Dame wirkte wie eine mystische Erscheinung. In ihrem breiten Gesicht war genug Platz für das ausladende Lächeln.

»Ihr macht den Eindruck, als gäbe es nichts, das Euch an diesem Metalday begeistern könnte.«

Rufus legte den Kopf schief. Trug er seine Enttäuschung tatsächlich derart zur Schau?

»Ihr seid Mechaniker, richtig?«, hakte die Händlerin nach.

Der eintretenden Irritation hatte er nicht viel entgegenzusetzen. Die Mechaniker in Horizon gaben normalerweise ein anderes Bild ab: lederne Arbeitshosen, robuste Stiefel, breite Gürtel sowie eine Arbeitsweste, die Taschen für Stifte und Zettel für Ideen und Skizzen besaß. Ihn hätte man in seinem schlichten beigen Dress aus Baumwollhose samt Hosenträgern, Hemd und Umhängetasche eher für den Gehilfen eines Schrotthändlers halten können.

Die Alte sah sich zu einer Erklärung genötigt. »Ihr habt feine Hände, an denen ein Ölfilm glänzt. Dem Äußeren nach seid Ihr ein Dirt, und dennoch scheint Ihr hier zu arbeiten. Das ist nur den Talentiertesten möglich. Eure Tasche ist flach und beherbergt wohl eher das Sammelsurium Eurer Ideen, anstelle von Werkzeug und Butterbroten.«

Rufus erwiderte das Lächeln. »Ihr habt ein gutes Auge.«

Er schaute hinab auf die wenigen Gegenstände, die um sie herum auf einer Decke lagen.

»War der Morgen für Euch bereits so gut oder sind die Gegenstände so exquisit?«

Sie hielt den freudigen Ausdruck ohne Unterlass bei. »Sagt Ihr mir, ob ich ein glückliches Händchen mit meinen Funden hatte.«

»Darf ich?« Mit der Hand zeigte er auf den staubigen Platz am anderen Ende der Decke.

»Nur zu.«

Zwei Objekte erregten unmittelbar seine Aufmerksamkeit: ein runder Gegenstand, in dessen Mitte sich spitze Zähne um ein Loch reihten, und ein unscheinbarer Würfel. Er griff nach der Scheibe.

»Mmh …«

Sie besaß zwei Metallringe am Rand, die an einem breiten Ring angebracht waren, in dessen Mitte sich die Zähne befanden. Instinktiv schob er zwei Finger in die äußeren Halterungen. Er bewegte einen darin und die Zähne in der Mitte des Gegenstandes zogen sich zusammen.

»Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte dies ein Eierköpfer sein.«

Im Gesicht der Alten bildeten die Augenbrauen samt Stirn eine faltige Welle.

»Seht.« Rufus hielt die Scheibe so, dass sie sowohl die Mechanik als auch deren Wirken gut erkennen konnte. »Dank der Zähne entsteht eine kreisrunde Sollbruchstelle. Schiebt man sie noch weiter, ergibt sich ein glatter Bruch, der dem Ei das Köpfchen hebt.« Zufrieden legte er das Ding wieder zurück. »Sehr nett, aber nicht die Art von Spielerei, nach der ich suche.«

»Zumal das Gerät sehr groß scheint für diesen überschaubaren Zweck«, schob die Alte der Erklärung nach.

Rufus nahm die Worte nur schwach wahr, denn der Würfel band seine Aufmerksamkeit. Genau genommen entsprach er nur in der Grundform einem Quader, denn eckige, flache Auswüchse durchbrachen die symmetrische Form. In dem von Linien durchzogenen Muster der Oberfläche waren vereinzelte Kratzer zu sehen, als wäre dieses Etwas einmal ein Teil von etwas Größerem gewesen. Innerhalb der Linien zeichneten sich Lücken ab, die Knöpfe formten. Sogar ein Schieber und einige Öffnungen waren zu erkennen. Ein außergewöhnlicher wie faszinierender Gegenstand.

»Wisst Ihr, was es ist?«

Als Rückmeldung kam ein Schnalzen. »Der Form nach könnte es eine skurrile Spieluhr sein. Es macht Geräusche, wenn man es schüttelt. Ich mag es, wenn feiner metallischer Singsang den Raum erhellt«, meinte die Alte. Freude lag in den glänzenden Augen. »Vielleicht ist es aber auch einfach nur eine Buchstütze. Ich bringe nicht das notwendige Wissen mit, um es herauszufinden. Euch scheint der Gegenstand hingegen neugierig zu machen.«

Rufus strich sich durchs Gesicht. Ihm schwebte zugegebenermaßen etwas vor, das ihm half, die zahlreichen eigenen Erfindungen zu komplettieren. Ein neues Rätsel stand eigentlich nicht auf der Liste. Doch die Dame hatte recht. Etwas daran zog ihn an. Wahrscheinlich war es wieder einmal die reine Neugierde herauszufinden, worum es sich handelte.

»Was möchtet Ihr dafür?« Rufus reichte ihr den Gegenstand zurück, damit sie nachdenken konnte.

»Es scheint mir mehr wert als ein Eierköpfer zu sein. Sagen wir fünfzig Kupferlinge.«

Sie formulierte es, als wäre es eine abgemachte Sache, keine Verhandlung. Es war nicht die Größenordnung, die Rufus bereit war, für etwas Unbekanntes und womöglich wenig Ausgefeiltes auszugeben.

»Sagen wir vierzig und ich bekomme den Eierköpfer noch dazu«, unterbreitete er sein Gegenangebot.

Seiner Verhandlungspartnerin erlosch für einen Moment das Funkeln in den Augen. Sie schob sich auf ihrem Kissen zurecht und heftete den Blick an den Würfel. »Fünfundvierzig Kupferlinge, damit noch eine Suppe mehr drin ist.«

Rufus lächelte. Feilschen war nicht seine Stärke, dafür fehlte ihm meist die notwendige Überzeugung. Ihr Kauf wurde mit einem Handschlag besiegelt. Aus der Umhängetasche holte er einen dünnen Stapel Scheine und zählte sie ab. Gleich darauf tauschte er sie gegen die zwei Gegenstände. Der junge Bursche erhob sich und versuchte, beide in der Tasche zu verstauen.

»Wartet, aber das sind ja fünfzig!«, rief sie zu ihm herauf.

»Die fünf Kupferlinge sind für die Beule in meiner Tasche, durch die ich nun aussehe wie ein richtiger Ingenieur!« Rufus lachte schallend und hob die Hand zum Gruß. Allmählich wurde es Zeit, zur Werkstatt zu gehen.

Kapitel 2

Das Horn des eisernen Ungetüms sorgte bei Rufus für einen ungewollten Ausfallschritt. Im Geschnatter der Passanten hatte er den Buzz gar nicht kommen hören. Neben den Zügen und Dampfkutschen war dieser ein weiteres der öffentlichen Beförderungsmittel. Er besaß den Waggon eines Zuges, jedoch gleich zwei Mal übereinander und fuhr auf Rädern statt auf Gleisen. Gemein hatte er mit den Modellen auf Schienen, dass er dank einer Leitschiene im Boden einer festen Route durch die Stadt folgte. Da dieses Vehikel sich den Raum mit vielen anderen Verkehrsteilnehmern teilte und nicht über die Möglichkeit zum Ausweichen verfügte, musste es lauthals auf sich aufmerksam machen. Und eben dies geschah durch ein unverhältnismäßig großes Horn, um das die Front herum gebaut zu sein schien. Auf diese Weise konnten selbst Gehörlose dessen Dröhnen spüren – durchaus zum Leidwesen aller Passanten mit intaktem Hörvermögen.

Rufus fasste sich an die Brust und sah zu, wie der Buzz polternd die Massen teilte und dann aus dem Blickfeld verschwand. Eine der Linien führte direkt an seiner Arbeitsstätte vorbei, und doch hatte er sich in all den Jahren nicht an deren Lärm gewöhnt. Vielleicht sollte er sich nicht vom Trubel um ihn herum ablenken lassen.

Den Blick fest auf sein Ziel gerichtet, legte er die letzten hundert Meter zu dem aufragenden Backsteinbau zurück. Der Firmenname Archer Mechanics & Precision Engineering schwang sich um den Großteil des riesigen Bogenfensters. Damit enthielt er deutlich mehr Wörter, als es Angestellte gab. Die imposante Front des Geschäfts gehörte zu einem umgebauten Werksgebäude der Traffic Corporation, jenem Unternehmen, das Eigentümer sämtlicher Buzz-Linien in Layer City gewesen war. Zu erkennen war dies, weil die alten Leitschienen noch immer wie ein V zum Haupteingang führten. Ein Detail, das so manche Dame ihren wohlgeschätzten Absatz gekostet hatte. Sogar er selbst blieb regelmäßig in den Bodenrillen hängen.

Heute trat Rufus jedoch sicheren Schrittes an den Eingang und drückte die Tür auf. Das Geschäft war in jeder Hinsicht ungewöhnlich. Wo andere Händler jeden Winkel ihres Ladens mit Lampen auskleideten, um ihre Waren zu präsentieren, legte sich das Licht hier dank einer glücklichen Schneise als große Fläche über den gesamten Raum. Bedachte man, dass dieses nur zu bestimmten Tageszeiten überhaupt in die Ebene schien, war dies ein bemerkenswerter Umstand. Einzig unter der hohen Decke zwischen den Stahlträgern kauerte die Dunkelheit.

Rufus schritt über den schwarz-weiß karierten Fliesenboden an den Exponaten vorbei. Das warme Holz der Anbauten bildete einen harten Kontrast zu der sonst vorherrschenden Kälte der vorderen Fläche. Sie reichten gut drei Meter bis zu einer Metallempore hinauf, die als zweite Ebene die Erhabenheit des Raumes unterbrach. Dort oben fanden kleinere Ausstellungsstücke Platz, staubten Arbeiten aus den Anfängen der Werkstatt ein und warteten Kundenarbeiten auf ihre Abholung. Alles Dinge, die Rufus’ Interesse nicht zu wecken vermochten, als er in den Laden hinein lächelte und sich dann dem Poltern aus der angrenzenden Werkstatt zuwandte.

Er legte seine Tasche auf den Tresen an der Rückwand und folgte ihm der Länge nach zum Durchgang auf der rechten Seite. Zwei Flügeltüren hielten verborgen, was Kunden nicht sehen sollten: das Chaos eines Tüftlers.

»Hect…«

Rufus drückte die Flügel auf, wurde auf der linken Seite jedoch abrupt gebremst. Das Holz schlug gegen seine Schulter und beförderte ihn zurück in die Halle. Er blickte durch den Spalt und schob dann die Kiste beiseite, die seinem Vorwärtsdrang Einhalt geboten hatte.

»Hector?«

Statt einer Antwort erklang das melodische Klimpern von Werkzeug. Es kam aus der Tiefe des Raumes. Im Gegensatz zur Beleuchtung im Laden vermochten hier nur eine Reihe Glühlampen sowie starke Scheinwerfer den Arbeitsraum zu erhellen. Die einen hingen an schier endlosen Kabeln von der Decke, die anderen ließen ihren warmen Schein auf ein kreisrundes Ungetüm in der Mitte des Raumes fallen. Oder besser gesagt auf das Hinterteil, das dahinter hervorlugte.

»Bei deinem hübschen Gesicht ist es mir ein Rätsel, warum du mir permanent deinen Allerwertesten entgegenstreckst.« Rufus feixte. Er lehnte sich an eine riesige, beräderte Werkzeugkiste, die unter seinem Gewicht gemächlich davonrollte und scheppernd gegen eine der Werkbänke stieß.

»Hoooppla!«

Es folgte ein Aufschrei, metallisches Klimpern und ein Fluch.

»Herrgott, kannst du nicht einfach ›Guten Morgen‹ sagen wie jeder andere auch?«

Sich den Kopf reibend kam Hector zum Vorschein. Der dichte Bart verdeckte den Großteil seines Gesichts, daher verrieten lediglich die funkelnden Augen seinen Unmut. Bei Rufus’ Anblick verflog er jedoch gleich wieder.

»Deine gute Laune ist beängstigend. Als würdest du sie jeden Morgen wie ein frisch geglättetes Kleidungsstück aus dem Schrank nehmen.«

»Dann kennst du meinen Tatendrang noch nicht, der besitzt ein eigenes Zimmer.«

»Meine Sorge ist, dass der Rest dieses altehrwürdigen Gebäudes diesen nicht überstehen könnte.«

Rufus verschränkte die Arme und blies die Luft über die Unterlippe »Mit etwas mehr Ordnung würdest du meinem Bewegungstalent nicht so viel abverlangen.«

Hector erhob sich und strich über die weiße Lederschürze, die seinen hochgewachsenen und kräftigen Körper bedeckte. Sie musste so alt sein wie das Geschäft, und trotzdem leuchtete sie heller als so manche Fliese hier. Darüber warf ein gigantischer Werkzeuggürtel, den der Ingenieur um die Hüfte trug, das Leder in Falten.

»Dass du dich in diesem Ding überhaupt bewegen kannst. Irgendwann wirst du damit noch einmal hängen bleiben und dich in ernste Schwierigkeiten bringen«, höhnte Rufus. Hector überging die flapsige Bemerkung, während er sich die Kleidung glattstrich und für Ordnung im eben benannten Utensil sorgte.

Seinem Äußeren nach gehörte Hector nicht zur Zunft der Ingenieure. Eher ähnelte er einem Aristokraten, der sich gern die Hände schmutzig machte. Das war ein Grund, weshalb primär die weibliche Kundschaft Aufträge vergab. Ein anderer, dass sie wussten, dass seine Frau Synthia nicht mehr bei ihm weilte. Diesen Tag erwähnte er nie, noch ließ er sich auf ein Gespräch dahingehend ein. Trotz seines guten Aussehens und der charmanten Art blieb er mit seinen sechsundfünfzig Jahren weiterhin allein.

»Deiner mangelnden Koordinationsfähigkeit wäre selbst mit deutlich mehr Platz schwer beizukommen«, erwiderte er mit sonorer Stimme.

»Du übertreibst. Wenn es so schlimm wäre, würde ich nicht für dich arbeiten. Apropos, wie kann ich helfen?«

Hector rieb die verbliebenden Schmutzreste auf seinen Händen in einen Lappen und lehnte sich neben seinen Gehilfen an die Werkbank. »Wie gut ist dein Wissen zu Hydraulik und möglichen Leckagen?«

Rufus wechselte das Standbein und kratzte sich zwischen zwei Knopflöchern des Hemdes. »Nun, es ist nicht mein Spezialgebiet …«

»Du hast ein Spezialgebiet?« Hochgezogene Brauen und ein neugieriger Blick trafen ihn. Eiskalt erwischt.

»Ja, Essen, aber darum geht es sicher nicht.«

Der Blick glitt an ihm hinab, hielt nicht damit hinterm Berg, dass seine schmale Figur wohl eher selten ausgiebige Mahlzeiten erhielt.

»Sagen wir so: Ich befürchte in diesem Areal meiner Wissensschatulle eine Leckage.«

»Das ist … bedauerlich«, sagte der Ingenieur und wandte sich nachdenklich seiner Erfindung zu. Der Ölfleck am Ende der Apparatur ließ den Grund für seine Frage vermuten.

»Hast du schon einen Namen für dieses Ding?«

Erneut traf ihn der überrascht-entsetzte Ausdruck.

»Das Ding?«, schlug es ihm missfällig entgegen. »Dieses Ding ist die nächste Stufe des Transports!«

Rufus verkniff sich das Augenrollen. Gleich würde wieder die Ansprache zur Evolution der Fortbewegung folgen.

»Die Evolution der Fortbewegung!«

Da war sie. Zu allem Überfluss hob Hector bereits die Arme, um jedem seiner bedeutsamen Worte durch innige Gesten mehr Gewicht zu verleihen.

»Ich habe meine Schöpfung Monowheel getauft. Es ist schneller als ein Fahrrad, kleiner als ein Buzz oder Steamer und bei Weitem nicht so schmutzig wie unser geliebter Smoker.«

Bei Letzterem sparte er nicht mit Verachtung. Rufus hätte am liebsten applaudiert, wüsste er nicht, dass es seinen Arbeitgeber direkt auf die Palme brächte.

»Ich muss dir nicht erzählen, dass diese Stadt aus allen Nähten platzt und schlicht zu groß ist, um sie zu Fuß zu meistern. Diese Massentransportmittel sind regelrecht vulgär. Groß, hässlich und ihnen fehlt …« Er ruderte mit den Händen in der Luft.

»Eine Snackbar«, warf Rufus ein.

»Korrekt, eine … was? Nein! Der moderne Zeitgeist! Das hier ist die Zukunft. Wir bieten etwas an, das die Masse sich leisten kann. Mein Monowheel ist günstiger als eine Motorkutsche, aber flexibler und flinker als ein Fahrrad. Und all denjenigen, denen Understatement nicht liegt, sollte die Optik gefallen.«

Rufus erschien dieser riesige Donut mit Sitz wie ein Kuriosum. Der Lenker saß in einem Metallring, der wie ein Hamsterrad einmal um den Fahrer herumführte und zwei gigantischen, nebeneinander platzierten Reifen Platz bot. An der Vorderseite hingen vier riesige Lampen, an der Rückseite ein Kasten, in dem mit großer Wahrscheinlichkeit der Antrieb untergebracht war. Daraus erhob sich ein massives Rohr, das wohl der Ableitung der Abgase diente. Rufus sah im Verhältnis von Motorgröße und Abgasanlage eine Diskrepanz, wollte mit einer entsprechenden Frage dazu jedoch nicht unverschämt wirken. Eine Sache konnte er allerdings nicht für sich behalten.

»Wie sieht man eigentlich, wohin man fährt?«

Die Frage kam so unerwartet, dass Hector sich ihm mit erhobenen Armen zuwandte. »Was meinst du?«

»Na, wenn ich die ganze Zeit auf diesen Metallkranz schaue, kann ich die Straße nicht sehen. Geschweige denn Passanten oder andere Hindernisse.«

Verdutzt schaute der Ingenieur auf das Metallrad.

Rufus wollte gar nicht erst den Nährboden für Unstimmigkeiten legen und unterbreitete seinen Vorschlag. »Du könntest das Problem mit vier Spiegeln lösen«, begann er und trat langsam an das Monowheel. »Platziere zwei vor dem Fahrer und zwei weitere über eine Halterung dahinter am Rahmen, mit Blick in die Fahrtrichtung. Wie ein Außenspiegel in die falsche Richtung. Über die Winkel würde das Bild direkt zum Fahrer gelangen und er sieht, wohin es geht.«

Mit den Fingern im dichten Bart dachte Hector über den Vorschlag nach. Tatsächlich schien ihm dieses Detail gar nicht aufgefallen zu sein. Dem Lächeln nach gefiel ihm die Idee.

»Ja, das könnte funktionieren. Vielen Dank für dein waches Auge.«

Ein kurzer Klaps auf die Schulter, mehr Anerkennung gab es für diesen schier brillanten Einfall nicht. Nicht dass Rufus mehr gewohnt wäre, doch er wusste die winzige Geste zu schätzen. Eigentlich war es genau das, was Hector so an ihm schätzte, jedoch nie aussprach. Ein Genie verlor sich gern in Details und übersah das Offensichtliche. Vielleicht war das ein Grund, weshalb Hector permanent in sein kleines Heft schaute. Genau wie jetzt.

Selbst in all den Jahren, die er nun schon für den Ingenieur arbeitete, war es Rufus nie gelungen, einen Blick hineinzuwerfen, und noch nie hatte er seinen Meister darin Notizen machen sehen. Es spann sich ein kleines Mysterium darum, das ihm allerhand abverlangte, der Neugierde nicht nachzugeben. Er kannte so etwas von seiner Mutter. Ein geheimer Almanach, ein Gedächtnis auf Papier, das half, den Geist von überflüssigem Ballast zu befreien.

»Wann soll es fertig sein?«, wollte Rufus wissen und stach damit offenbar in ein Wespennest. Hectors Lächeln verschwand und er verschränkte die Arme.

»Die Auslieferung ist in zwei Tagen.«

Ungeduldige Kunden waren nichts Ungewöhnliches, doch in der Art, wie er es sagte, schwang mehr mit.

»Gehe ich recht in der Annahme, dass deine Anspannung weniger etwas mit den Kundenwünschen zu tun hat?«

Vor sich hin brummend zog Hector sich einen Stuhl heran und nahm darauf Platz. Mit krauser Stirn begutachtete er seine Schöpfung.

»Ich weiß nicht, wie sie das machen. Kaum ist eine Erfindung serienreif, stehen die Handlanger dieser Patriarchen auf der Türschwelle und überreichen einem ein Pamphlet an Auflagen.«

Also daher wehte der Wind. Die Primes hatten vom Monowheel erfahren. In Layer City geschah nichts, ohne dass die vier großen Familien, denen quasi alles gehörte, es billigten. Und dieses Wort traf es sehr gut. Fortschritt war nur so lange gut, wie er ihnen Geld einbrachte. Sorgte er dafür, dass neue Errungenschaften ihre Daseinsberechtigung ins Wanken brachten oder gar Geld kosteten, wurden sie eingedämmt oder sogar ganz unterbunden. Wie es schien, waren die Scarboroughs, denen der Sektor Transport und Verkehr gehörte, hellhörig geworden.

»Und was wollen sie?«

Verächtlich spie Hector die Luft in den Raum, um sich schwungvoll aufzurichten. »Dass ich eine laute Dreckschleuder baue!«

»Oha, deshalb also die überdimensionierte Abgasanlage.«

Nun trieb es seinen Meister in den Stand. Seine Arme erhoben sich bereits zu einer Protesttirade. »Wenn es nur das wäre! Es muss langsam sein und die verwendeten Bauteile dürfen nur mittlere Qualität besitzen, damit es häufig gewartet werden muss. Das wären ja alles noch hinnehmbare Beschränkungen in dieser lauten und schmutzigen Stadt. Doch es soll ebenfalls klappern, zumindest aber rattern!« Klatschend schlug er die Hände auf die Oberschenkel. »Man stelle sich das vor: Eine Meisterleistung der Ingenieurskunst und man verlangt, dass es Geräusche in die Umwelt jagt, wo keine entstehen. Das ist doch nicht zu fassen! Als hätte man den Menschen mit defektem Schließmuskel konstruiert, damit man einfach gut unterhalten wird.« Es folgte Kopfschütteln und ein bedächtiger Blick zur Decke. »Wie soll ich unserem Kunden unter die Augen treten? Da können wir nach Dekaden endlich eine Neuheit präsentieren, die etwas verändert, und dann das! Es ist grotesk und lächerlich.«

Rufus kannte das Agieren der Primes. Einige ihrer Auflagen hatten wundervolle Erfindungen wieder verschwinden lassen.

»Und wenn du es fertigstellst und einfach sagst, die Auflagen seien zu spät eingetroffen?«

»Ich bewundere deine jugendliche Naivität.«

»Eigentlich bin ich einundzwanzig und ich würde es eher als Optimismus bezeichnen«, erwiderte Rufus.

»Sie haben einen Boten direkt aus ihrem Haus entsendet, der eine Gegenzeichnung für den Erhalt der Dokumente verlangte. Sei dir gewiss, dass dessen stattliche Begleiter diese auch einforderten.«

Rufus kratzte sich am Hinterkopf. Er war nicht der Typ, der unvermittelt aufgab, sondern versuchte, das Beste aus den Umständen zu machen.

»Nun gut, da wir daran wohl nichts ändern können, schlage ich vor, dass wir gemeinsam anpacken. Wie kann ich helfen?«

Sein Meister ließ die Schultern hängen und legte die Daumen hinter den ausladenden Gürtel. Tatendrang drückte das allerdings nicht aus. »Nimm es mir nicht übel, aber in Anbetracht des Zeitdrucks darf ich mir keine Fehler erlauben.«

»Autsch.«

Rufus zog enttäuscht die Lippen kraus und tat, als verstünde er. Ihm war klar, dass er nicht den Ruf eines fingerfertigen Tüftlers besaß. Er mochte ungeschickt, aber eben nicht untalentiert sein. Die Ablehnung tat weh und zeigte ihm einmal mehr, wo sein Platz war. Mit seiner Tochter Milli würde Hector so nicht umgehen.

Die Enttäuschung musste Hector ihm angesehen haben.

»Mir fehlt die Zeit, dich in die Finessen des Monowheels einzuführen«, begann der Ingenieur in sachtem Tonfall. »Ich kann aber durchaus jemanden gebrauchen, der mir die Dinge anreicht. Wenngleich das natürlich nicht deinem Intellekt entspricht.«

Sie nickten einander zu und wollten sich gerade an die Arbeit machen, doch kaum dass Hector zur Zange griff, fiel das Licht aus und ließ sie in der Dunkelheit stehen.

Kapitel 3

Voller Energie schoss das Sonnenband zwischen den Türmen zweier Gebäude hindurch. Es schlug eine orangefarbene Schneise durch die gewundenen Schatten, verteilte Wärme, wo sonst die Kälte metallener Dächer herrschte. Milli lugte in die Helligkeit, die wie ein Scheinwerfer auf sie gerichtet war. Ihr Blick ging zurück zu den vier Gestalten, die dicht an den Aufbau eines Hauses gepresst in Deckung blieben.

»Ist es noch weit?«, fragte Phani.

Milli schüttelte den Kopf. »Nur noch zwei Dächer, dann sind wir beim Schacht. Es gibt genügend Aufbauten, um ungesehen dorthin zu gelangen.«

Sie sprach nicht besonders laut. Man wusste nie, wer in einer dieser Auswucherungen auf den Dächern sein Schlafgemach beherbergte. Vorsicht war immer angebracht.

»Dann lasst uns keine Zeit verlieren«, raunte Barnabas, ein großgewachsener Kerl, der nur mit Mühe in die dunklen Verstecke passte.

Milli antwortete nicht, begab sich in die Hocke und schlich über das Dach voran.

Eigentlich mochte sie diese Tageszeit. Ruhe war in Horizon selten, ein so schöner Sonnenaufgang bei all dem Dunst und den Wüstenwinden ebenso. Am liebsten wäre sie stehen geblieben und hätte diesen Augenblick in sich aufgenommen. Doch wie Barnabas anmerkte, rann der Sand durch das Stundenglas. Milli rutschte über bronzene Dachbeschläge eine Wölbung hinunter und stieß sich an der Kante ab, um sich mit einer Rolle abzufangen. Sie umkreiste zwei gläserne Bullaugen, die stumpfsinnig in die Höhe glotzten. Hinter ihr erklang das leise Getrappel zahlreicher Schritte. Es verstummte, als sie den letzten Vorsprung erreichte.

»So weit, so gut«, kam es von Merrill. Den Worten folgte der Dunst von Käsecrackern.

»Du hast sie wieder mit dabei, richtig?«

Für das peinlich berührte Grinsen brauchte Milli sich nicht einmal umdrehen.

»Ich freue mich auf den Tag, an dem du verstehst, dass du mit deinen Krümeln eine Spur zu uns legst.«

»Und du stinkst!«, ergänzte Isabella.

»Wir sind die ganze Nacht auf den Beinen«, begann Merrill, »woher glaubt ihr, kommt meine Kraft?«

Barnabas packte den griffigen Kerl im Nacken und zog ihn zu sich heran.

»Ein Rektalhusten ist keine besondere Kraft. Damit kommt dieser Gestank nun schon aus zwei Öffnungen.«

»Ist ja gut, ich …«

Milli hob die Hand und unterband damit die Ausflüchte, die unweigerlich gefolgt wären. Nicht nur, weil sie uninteressant waren, sondern weil der letzte Abschnitt vor ihnen lag. Sie mussten das Gebäude auf der anderen Seite der Gasse erreichen.

»Los!«

Sie überwand die Brüstung, nahm über einen Vorsprung Anlauf und gelangte mit einem großen Satz auf die andere Seite. Das gegenüberliegende Dach ragte steil hinauf, ihr blieb lediglich ein breiter Sims für den Balanceakt. Sie schob sich seitwärts, damit Phani und Isabella folgen konnten. Zur Seite hin begrenzte ein Erker den Platz. Milli packte dessen Fensterbogen und zog sich hinauf.

In die frei gewordene Lücke sprang Barnabas. Er hatte derart viel Anlauf genommen, dass er von den Schindeln beinahe wieder zurückgeworfen wurde. Phani folgte Milli und machte damit dem Letzten in der Runde Platz. Merrill hechtete hinterher, rutschte beim Absprung jedoch von der Kante weg. Mit der Brust prallte er gegen den Sims, die Hände fanden auf dem staubigen Stein kaum Halt.

Barnabas ging in die Knie und packte seinen Freund am Kragen. Die Standfläche war zu klein, als dass die anderen zu Hilfe eilen konnten. Isabella hielt sich parat, sollte der Riese das Gleichgewicht verlieren.

Dank des festen Griffs im Nacken gelang es Merrill, ein Bein auf den Sims zu schwingen und sich so, Stück für Stück, hinauf zu bugsieren.

»Stell dir vor, wie leicht du ohne die verdammten Käsekräcker gewesen wärst.«

»Alles klar da unten?« Milli blickte über die Kante, der Tumult war ihr nicht entgangen.

»Sicher, würde ich beim nächsten Mal wohl anders machen«, kam es nur lakonisch.

»Beeilt euch, die Zeit drängt.«

Merrill brabbelte irgendetwas mit einfühlsam und machte sich dann rasch daran, seinen Mitstreitern zu folgen. Die Dachfläche war eben und bot keinerlei Sichtschutz, zum Glück waren die Gebäude ringsherum nicht auf gleicher Schulterhöhe. Erreichte man die Mitte, erschloss sich auch, warum. Es gehörte zu einem der zahlreichen Verwaltungsgebäude der Stadt. Dieses war insofern besonders, da sich daraus ein schwarzer Stahlschlauch erhob, der steil in die Höhe ragte. Einer von vielen Schächten, von denen aus die Ebene Sky mit Strom versorgt wurde.

Die Gruppe versammelte sich an der ovalen Tür.

»Wie willst du da hineingelangen?«, brummte Barnabas Milli zu. Jeder von ihnen hatte das massive Schloss mit den Reglern bemerkt. Keine gewöhnliche Verriegelung.

Sie fischte eine Kette aus ihrem Ausschnitt, an der ein viereckiger Gegenstand baumelte. Ähnlich einer Gabel besaß er einige breite Zacken am kurzen Ende.

»Will ich wissen, wie du das Teil in die Finger bekommen hast?«, schob Barnabas nach.

»Es reicht, wenn du weißt, dass derjenige furchtbare Kopfschmerzen haben wird, wenn er aufwacht.«

Was genau sie damit meinte, ob ein Schlag, ein Trank oder etwas völlig anderes, überließ sie der Fantasie der Gruppenmitglieder.

Milli schob den Schlüssel in einen schmalen Schlitz, bis es klackte. Augenblicklich vollführten die drei Schieberegler einen Reigen, wanderten auf ihren vorgesehenen Bahnen zu beiden Seiten, bis sie sich in der Mitte auf gleicher Höhe zusammenfanden. Den ersten schob sie zur Hälfte nach links, den zweiten ganz nach rechts und der letzte … bewegte sich kein Stück.

»Oh, oh«, entfloh es Phani.

»Immer mit der Ruhe. Isabella, umdrehen«, befahl Milli.

Das Mädchen drehte ihr die Tasche zu, die sie auf dem Rücken trug. Milli öffnete die Schnalle und griff gezielt hinein.

»WD-40, das hätte ich mir denken können«, meinte Merrill und griente die Dose an.

»Ihr habt noch viel zu lernen, wenn ihr mal Mechaniker werden wollt«, entgegnete Milli und schüttelte den Metallbehälter.

Isabella drehte sich wieder herum. »Momentan wird das eher eine Karriere als Einbrecher.«

Milli sprühte ein wenig von dem Öl auf den klemmenden Regler. Nach einigen Sekunden versuchte sie es erneut. Noch immer tat sich nichts. Ihr Blick ging über das Dach. Achtsamkeit war nach wie vor wichtig. Wieder rüttelte sie daran. Keine Bewegung.

Mit dem Handballen hieb sie gegen das Gehäuse. Gleich darauf sprang der Regler an seinen Platz, eine Viertelstrecke nach rechts.

»Falls WD-40 einmal nicht funktionieren sollte«, erklärte sie wie selbstverständlich und wartete den Tanz des Schlosses ab. Ratternd gab es die Türe frei. Milli zog am Hebel.

In dem Stahlschlauch war kaum Platz für die fünf, so breit machte sich die Dunkelheit. Einzig eine flackernde Glühbirne bäumte sich dagegen auf. Den Großteil des Raumes nahm ein metallisches Gebilde ein, dessen Form nur schwer zu erahnen war. Sehr wahrscheinlich eine Umspanneinheit.

»Isabella.«

Mehr brauchte Milli nicht sagen, um einmal mehr den Rucksack einzufordern. Der traf in der Enge erst einmal Merrill.

»Autsch!«

»Entschuldigt, Mr Mimimi, das war keine Absicht.« Milli konnte Isabellas Grinsen förmlich spüren.

»Autsch, jetzt reicht es aber!«

»Das war Absicht.«

Augenblicklich mussten die anderen lachen.

»Okay, jetzt konzentriert euch. Wir müssen höllisch aufpassen, wo wir hinfassen. Ein falscher Griff und die Hochspannung macht aus euch Grillhähnchen.«

Milli zog sich eine Stirnlampe auf, mit der sie endlich etwas mehr Licht ins Dunkel brachte. Ein Blick nach oben ließ die Kinnlade der anderen herunterklappen. Fünf dicke Kabelstränge wurden von Metallringen in der Mitte des Schachtes gehalten. Es sah aus, als besäßen sie gar kein Ende. Zwischen den entsprechenden Halterungen war eine Leiter angebracht, die gerade breit genug für sie war. An einige der Befestigungspunkte klammerte sich energisch der Rost.

»Isabella, du wirst Phani gleich den Störer raufreichen. Du gibst ihn dann an Barnabas weiter, der mich sichert, damit ich ihn anbringen kann. Dafür müssen wir noch ein Stück hinauf. So nah an diesem Ding würde es nicht funktionieren. Verstanden?«

»Und was mache ich?« Merrill stemmte die Hände in die Hüfte.

»Du wirst die Lauscher aufsperren. Weder von draußen noch von oben darf uns irgendjemand oder irgendetwas überraschen.«

Phani sah sie mit großen Augen an. »Von oben?«

Milli leuchtete auf ein winziges Schild über ihren Köpfen, auf dem ein Kasten mit Rollen abgebildet war.

»Das hier ist ein Wartungsschacht. Ich will bloß sichergehen.«

Die Blicke der anderen signalisierten, dass sie verstanden hatten.

»Und denkt daran, wir wollen den Strom nur unterbrechen, nicht die Versorgung beschädigen. Bereit? Dann los.«

Aus dem Rucksack holte sie drei weitere Lampen, die sie an Barnabas, Phani und Isabella weiterreichte. Die Letzte im Bunde erhielt zusätzlich einen grauen Kasten, unter dessen Gewicht sie ein wenig in die Knie ging. Gleich darauf schob Milli sich zwischen den anderen zur Leiter an der Wand. Beim Tritt auf die erste Sprosse huschte ein metallischer Klang unter den Stiefeln hinauf in die Finsternis.

---ENDE DER LESEPROBE---