Afrikanische Märchen und Legenden - Carl Einstein - E-Book

Afrikanische Märchen und Legenden E-Book

Carl Einstein

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Beschreibung

Märchen und Mythen aus Schwarzafrika, Sagen der Fang-Völker, Legenden aus Togo, Mkulwe und Dahome, Schöpfungssagen aus Ostafrika, Zauber- und Gespenstergeschichten der Ba-Rongo, der Bena-Kanioka, der Bahololo. Geschichten unterschiedlichster afrikanischer Stämme, entstanden aus oraler afrikanischer Literatur, die Aufschluss geben auf traditionelle Lebenssicht und Lebensweise früherer Zeit. Carl Einstein war der erste Kunsthistoriker, der, unabhängig von Ideologie und Vorurteilen, die Plastiken Afrikas als Teil der Kunst betrachtete und in Verbindung mit kubistischen Theorien setzte. Außerdem war er Poet, Libertärer Schriftsteller, Kunstkritiker, literarischer Expressionist sowie Räte-Kommunist, linker Revolutionär und anarchosyndikalistischer Kämpfer im spanischen Bürgerkrieg. Ein faszinierender Schriftsteller, faszinierende Märchen und Legenden aus Afrika.

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Inhaltsverzeichnis
Togo
Warum die Menschen sterben
Der Aussatz
Uwolowu und seine Frauen
Das Kind Uwolowus
Die Wehen
Uwolowus Sohn
Uwolowus Macht
Uwolowus Tochter
Uwolowu und die Larve
Die Tiere Uwolowus
Nabala und der Tod
Mkwule
Die zwei ersten Menschen
Die Unschuld
Die Sünde
Auferstehung
Das Kind der Weisheit
Dahome
Warum das Weib dem Manne untertan ist
Eine schlüpfrige Geschichte
Der Ursprung der Fische und der Finsternis
Abend und Morgen
Sagen der Fang
Sonne, Mond und Sterne
Die Erzählung von Ngurangurane, dem Krokodilmann
Der Tod des Krokodils
Die Verehrung des Krokodils
Der Tod Nguranguranens
Die drei Söhne Adas
Angonzing und Ndongmba
Akulenzame, der Mann mit dem Sack
Bingo
Bingo und die Spinne
Legenden der Ababua
Boloki
Libanza
Upoto
Libanza
Bena-Kanioka
Der Baum Gottes
Die Frau und der Vogel
Die Oger
Molowi
Die Tiere töten die Mütter
Bakubaiegenden
Der Reichsapfel der Häuptlinge von Bangala
Ursprung der Weihezeremonie (Bambala)
Ursprung der Reibtrommel
Der Ursprung der Masken
Ursprung der Maske Mashamboy (Bambala)
Der Ursprung des Eisens
Wie man das Feuer entzündete
Das Licht
Der Palmwein
Der Selbstmord
Succubus
Baluba
Erschaffung der Welt
Wandergeschichte
Ursprung der Gewalt der Häuptlinge von Urua
Vom Ursprung der Bruderschaften Buyangwe, Kabwala, Balumba
Entstehung des Mikisi Mihake
Legende
Vom mitleidigen Tod
Der Tanganika
Bahololo
Legende von Muamba und Kunga Nsungu
Warum wir sterben
Westliches Uruwa
Baholoholo
Östliches Uruwa
Der dem Grab Entstiegene erzählt:
Kamwepolo
Die Hyäne
Eine Schöpfungssage von Tanganika
Warundi (Urunda)
Gute und schlimme Zeit
Verwandlung
Gegen Verstorbene
Der Gaukler der Ebene
Ba Ronga
Motikatika
Sikulume
Nuahungukuri
Dukuli, der Hyänenmann
Literaturverzeichnis und Quellennachweis
Über den Autor
Impressum
Hinweise und Rechtliches
E-Books im Reese Verlag (Auswahl):

Carl Einstein

Afrikanische Märchen und Legenden

Reese Verlag

Togo

Warum die Menschen sterben

I

Uwolowu sprach zu den Untergöttern: So ein Mensch stirbt, möge er auferstehen. Das Huhn sagte: „So ein Mensch stirbt und aufersteht, will auch ich auferstehen.“ Uwolowu weigerte sich dessen. Das Huhn sagte: „Wahrlich, Kokoliko, ich komme, es wird Tag. Ich komme und die Sonne ist aufgegangen. Wahrlich, Kokoliko.“ Deshalb sterben die Menschen und auferstehen nicht mehr.

II

Uwolowu und die Menschen waren. Die Menschen sandten den Hund zu Uwolowu, damit er ihnen sage, so die Menschen sterben, möchten sie auferstehen. Der Hund ging. Unterwegs hungerte ihn. Er kam in ein Haus, worin ein Mann zauberische Kräuter kochte. Der Hund setzte sich zu ihm und dachte, er koche Speise. Auch der Frosch ging zu Uwolowu, doch ungebeten, ihm zu sagen, so die Menschen stürben, möchten sie nicht mehr auferstehen. Der Frosch überholte den Hund, der dachte, so ich gegessen habe, hole ich den Frosch ein. Der Frosch traf ein und sprach zu Uwolowu: „Wenn die Menschen sterben, mögen sie nicht auferstehen.“ Nun kam auch der Hund und sagte dem Uwolowu: „Wenn die Menschen sterben, wollen sie auferstehen.“ Uwolowu sprach zum Hund: „Diese zwei Worte verstehe ich nicht. Da zuerst des Frosches Rede ich gehört habe, will ich tun, wie er gesagt, und ich will nicht tun, wie du gesprochen.“ Wann der Frosch stirbt, und es donnert, so aufersteht er.

Der Aussatz

Uwolowu und seine Frauen

Uwolowu heiratete zwei Frauen. Die eine war Frosch, die andere Eisvogel. Er liebte Frosch mehr als Eisvogel. Alle schönen Dinge gab er jener. Eines Tages gedachte Uwolowu beide zu prüfen; gab einer jeden von ihnen sieben Töpfe und verstellte sich tot. Sie sollten in die Töpfe weinen. Frosch weinte zuerst. Krofia tiwe Krowui kro.

Das Kind Uwolowus

Die Wehen

Uwolowus Sohn

Uwolowu nahm ein Weib, zeugte einen Sohn, und der Sohn schien klüger als er. Was auch Uwolowu sagte, der Sohn wußte es besser. Eines Tages versuchte er den Sohn. Er gab ihm Geld, Sonne und Mond zu kaufen. Dies aber sagte er nicht; bei sich dachte er den Sohn zu prüfen, ob er seine Gedanken wisse.

Uwolowus Macht

Uwolowu sagte seinen Kindern, sie sollten den Untergott verehren, um viel Wild zu erlegen. Sie taten so, töteten viel Wild und kochten es. Dann sprach Uwolowu: „So das Fleisch gar ist, sollt ihr es nicht essen.“ So sprach er; denn er wollte, daß es so sei. Er sagte: „Tragt es unter den hohen Baum.“ So sprach er, damit die Leute wüßten, er habe den Untergott geschaffen.

Da sie das Fleisch unter den Baum geschüttet hatten, kam eine Larve und sagte: „Ich kann an dem Fleisch nicht vorübergehen, ich muß davon essen.“ Wenn sie nun davon aß, sank der Baum in den Boden; wenn sie damit aufhörte, ragte der Baum hoch in die Höhe. Da sie wieder davon aß, kehrten sich die Wurzeln oberwärts und rissen Larve und Fleisch zur Höhe. Als nun die Tiere vorübergingen, bat die Larve, man möge den Baum fällen, damit sie auf die Erde zurückkehren könne. Da kam die Zwergantilope, und die Larve sagte ihr: „Fälle mir den Baum.“ Die Zwergantilope erwiderte: „Ich kann es nicht, mein Leben steht bei Uwolowu.“

Es kam das Chamäleon, und die Larve sagte zu ihm: „Klettere zu mir herauf und hole mich hinunter.“ Das Chamäleon kletterte hinauf. Als die Larve den scharfen Rückenkamm des Chamäleons sah, spottete sie, fürchtete sich und sagte: „Laß davon ab, heraufzuklettern, dein Rücken möchte mich verwunden.“ Das Chamäleon sagte: „Steige nur auf meinen Rücken; ich werde dich nicht schneiden.“ Da sie unten ankamen, schüttete die Larve heißes Wasser über das Chamäleon.

Uwolowus Tochter

Uwolowu und die Larve

Die Tiere Uwolowus

Nabala und der Tod

Mkwule

Die zwei ersten Menschen

Die Unschuld

Die Sünde

Auferstehung

I

Eines Tages sprachen die Menschen: „Wir wollen Schaf und Hund befragen.“ Sie gaben dem Schaf Fleisch, sie gaben dem Hund Knochen. Ein altes besessenes Weib sagte: „Ihr irrt euch. Gebt dem Hund Fleisch.“ Die Leute stimmten zu, vertauschten, gaben dem Hund das Fleisch, gaben dem Schaf, den Knochen und sprachen: „Wer verschlingt und spricht: dessen Worte sollen gelten.“ Der Hund sputete sich, schlang das Fleisch hinunter und bellte: „Huhu, wir sterben, wir vergehen.“ Das Schaf benagte schnell den Knochen, ohne ihn zu verschlingen, endlich sagte es: „Bee, wir sterben, wir kommen wieder.“ Die Menschen sagten: „Weh, der Hund ist zuvorgekommen.“ Sie schlugen, verjagten den Hund.

II

Da die Erde durch die Frau verdorben war, starb im Dorf ein Mensch. Sie begruben ihn, sprachen: „Verlassen wir das Dorf. Hier ist jetzt schlimm; verziehen wir, bauen wir anderswo.“ So taten sie. Unterwegs sagte ein altes Weib: „Ich vergaß Becher, Kochlöffel und Besen; ich muß zurück ins alte Dorf.“ Die anderen sträubten sich, sagten: „Nein, du darfst nicht zurückgehen.“ Die Alte achtete der Worte nicht, kehrte zurück. Die anderen sagten: „Sie hat ein Gespenst im Leib.“

Da die Menschen das Dorf verlassen hatten, sagte Gott zum Verstorbenen: „Die Leute flohen, hier ist jetzt schlimm. Das Gras wächst wirr, bleibe hier nicht allein. Stehe auf, gehe aus dem Grab hervor.“ Der Mensch rührte sich im Grab, begann zu erstehen und erhob sich bis zur Leibesmitte. Da das alte Weib - besessen war es - ins alte Dorf zurückkehrte, traf es den Menschen beim Auferstehen. Es sprach zu ihm: „Ich sagte so, wenn ihr sterbt, sollt ihr nicht wiederkehren; kehre zurück ins Grab, woraus du hervorgegangen.“ Er kehrte zurück ins Grab.

Das Kind der Weisheit

Dahome

Warum das Weib dem Manne untertan ist

Da Mahu Mann und Weib erschaffen hatte, setzte er sie fern voneinander; doch so, daß sie einander hören konnten, wann sie sprachen. Sie hatten Augen, sie sahen nicht. Sie hatten Beine, sie nutzten ihnen nicht. Sie rollten gleich Palmöltonnen.

Mahu gedachte, derart sie eine Weile zu belassen, um zu erkennen, was geschehe. Er wartete und beschaute sie einen jeden Tag.

Der Mann wäre gern dem Weibe genaht, doch fürchtete er, Mahu aufzustören, wenn er auf den toten Blättern rolle, die den Boden bedeckten. Einen Tag erwischte die Frau eine Kröte; sie steckte sie auf das Bratholz und knackte sie. Das Krötengift beschmutzte ihr Gesicht, sie rieb stark das Gesicht. Mit dieser Bewegung öffnete sie ihre Lider. Sie war verwundert, zu sehen.

Ihr erster Wunsch war, zum Manne zu gehen. Sie besprengte die Blätter aus Furcht, ihr Lärmen störe Mahu.

Sie kam zum Mann und erzählte, wie sie das Sehen errieben. Sie erzählte ihm noch ein ander Ding, so daß ihnen die Trennung zu rasch dünkte.

Dies Erzählen machte den Mann wünschen, das Licht zu sehen. Er ging, die Frau aufzusuchen und von ihr eine Kröte zu erbitten.

Zum Unglück netzte er nicht die trockenen Blätter. Mahu vernahm das Geräusch und lief hinzu.

Eine schlüpfrige Geschichte

Lange vor Dahomes Gründung lebte ein König mit Namen Dadase.

Eines Tages, da er den Markt besuchte, gewahrte er einen jungen Knaben, dessen Gesicht war schön und seine Glieder wohlgebildet, so daß er ihn für ein junges Mädchen hielt und sie vom Vater zur Ehe erbat. Dieser wollte dem König den Irrtum klären, doch die Furcht ihn zu erzürnen und der Gedanke an die große Ehre, womit solche Heirat ihn bestrahle, hinderten ihn, die Wahrheit zu gestehen. Er gab also seinen Knaben unter dem Namen Dausi zur Ehe, wobei er bedingte, daß Dadase jenem gestatte, abgetrennt zu baden, und ihn nicht als Gattin brauche, ehe ein Jahr vorüber.

Der König willigte ein, und da er in sein Schloß zurückgekehrt war, befahl er alsbald, Mauern zu errichten, damit die neue Gattin ihre Waschungen geschützt vor den Blicken der Gefährtinnen vornehmen könne. Diese verbargen, wenn sie badeten, nur Zäune aus Palmblättern.

Die Art, wie Dadase Dausi betreute, und die zahlreichen Geschenke, die er ihm gab, erregten bald die Eifersucht der anderen Frauen. Eine unter ihnen erzürnte sich vor allen. Das war Aluba, die Alte, der die Gefährtinnen Gehorsam schuldeten. Sie beschloß, den neuen Eindringling zu überwachen, um sie bei einem Fehler zu ertappen und beim König zu verklagen, wenn er eines Nachts ihre Matte teile. In dieser Absicht bohrte sie ein Loch in die Lehmmauer, wohinter Dausi ihre Bäder nahm; da sie ihr Auge an die Öffnung brachte und beobachtete, merkte sie, daß die Neuangekommene ein Knabe war. Sobald sie konnte, teilte Aluba dem König das Entdeckte mit. Da Dadase es nicht glauben wollte, sagte sie: „Wohlan, befiehl den Frauen für deine Fetische zur Quelle zu gehen.“

Wann die Frauen der Fetische wegen zur Quelle gehen, setzt sich der König vor das große Tor des Palastes, sie vorbeischreiten zu sehen. Alle öffnen, da sie bei ihm Vorbeigehen, den einzigen Schutz, womit sie bekleidet. Sie schmücken sich diesen Tag, salben den Körper mit Fett, bestäuben Hals und Arme mit Puder von Atike und tragen die schönsten Perlengürtel und all ihre Armbänder.

Die neue Gattin, da sie vernahm, welchen Brauch der König befohlen, klagte: „Dadase nimmt wahr, daß man ihn betrogen, und hart wird er mich züchtigen.“

Also beschloß sie, aus dem Palast zu entfliehen, aber sie mußte vierzig Tore durchschreiten, jegliches von einem Hund bewacht. Drum bereitete sie vierzig Kugeln aus gekochtem Maismehl, die sie in eine Kalebasse schüttete. Als die Nacht gekommen, ging sie. Jedesmal, wenn sie zu einer Türe kam, gab sie dem wachenden Hund eine Kugel, daß er nicht belle.

So gelang es ihr, den Busch zu gewinnen, ohne zu wecken.

Dort traf sie die Hyäne.

„Hyäne“, sprach sie, „ich bin sehr unglücklich, trage mich weg.“

Doch die Hyäne schlug ab.

Dann begegnete sie dem Panther.

„Panther, trage mich fort.“

Der Panther schlug ab.

Sie trifft den Tod.

„Tod, trage mich weg.“

Und der Tod sprach zu ihr:

„Ich kenne deinen Kummer. Warum klagen. Ich werde aus dir ein Mädchen wandeln.“

Sprach’s, und schnitt ihr mit trockenem Knirschen seines Messers ein Ding ab, das gewöhnlich nicht Gabe der Mädchen ist. Darüber blies er, wandelte es in Maniok und gab es Dausi zurück.

„Nimm es“, sprach er, „und vor allem hüte dich, davon zu essen, wenn du nicht wieder zum Manne werden willst.“ Dausi, ihres Kummers ledig, kehrte zum Palast zurück. Die Hunde, denen sie zu fressen gegeben, erkannten und ließen sie gehen; sie liebkosten die Schreitende.

Der Tag kam, heiter begann sie zu singen, und das Lied klang in Alubas Ohren. Gleich lief Aluba bei; sie fand Dausi beschäftigt, Maniok zu schälen.

„Wer gab dir das?“ frug sie.

Erwiderte Dausi:

„Maniok, den mein Vater mir schickte, willst du davon?“

Die Alte ließ sich nicht bitten, doch wie sie zu essen begonnen hatte, spürte sie in der verstecktesten Stelle ihres Körpers ein Jucken. Sie kratzte, doch je mehr sie kratzte, um so stärker fühlte sie in dieser Gegend ein Glied sich bilden und wachsen, dessen sie bis dahin gänzlich entbehrte und das bald die übliche Größe erreichte und sie in allen Punkten einem äußerst wohlgebildeten Knaben gleichen ließ.

Da war es an ihr zu jammern. Es war Zeit, zur Quelle zu gehen, und alle Frauen, schon bereit, trafen Dausi, um vor dem König vorbeizuschreiten.

Dadase prüfte aufmerksamen Auges eine nach der anderen, und gewahrte, daß Aluba fehle. Mah. ging sich erkundigen; doch fand man sie nicht; der König begann unruhig zu werden und schickte mehrmals den Palast zu durchsuchen. Endlich fand man Aluba in eine Ecke gekauert, klagend und stöhnend, man brachte sie.

Da sie vor dem König war, zwang man sie, den Schurz zu Öffnen, den sie hartnäckig verschloß, und sie zeigte sich, wie sie war. Bei solchem Anblick waren Zorn und Wut des Königs furchtbar.

„Lügnerin, die du bist“, schrie der König. „Gemeine Verleumderin, die mich Dausi zu verjagen antrieb. Dich will ich jagen. Diesen Morgen fingen wir eine Hyäne; mit ihr geh.“

Der Ursprung der Fische und der Finsternis

Ehemals schien die Sonne, umgeben von ihren Kindern, ebenso wie heute der Mond mit den Seinen, den Sternen, leuchtet.

Die Hitze war tagsüber stark, so daß die Menschen aus den Hütten njcht heraustreten konnten und kaum zu essen fanden. Also haderten sie mit ihrem Geschick.

Der Mond dachte, dann ging er zur Sonne. „Unsere Kinder“, sprach er, „verursachen Kümmernis. Sie machen die Menschen murren. So du zustimmst, wird jeder von uns seine Kinder in einen Sack stecken und sie ins Wasser werfen.“

Da der Mond also gesprochen, sammelte er kleine weiße Kiesel. Er steckte sie in einen Sack, dann ging er zur Sonne, ob sie nach Übereinkunft tue.

Die Sonne war bereit. Sie folgte dem Mond zum Flußufer und warf nach ihm ihren Sack hinein.

Da die Nacht gekommen war, sah die Sonne alle Sterne um den Mond versammelt. Voll Zorn sprach sie: „Du hast mich betrogen. Morgen werde ich meine Kinder wieder nehmen.“

Das erste ihrer Kinder, das die Sonne aus dem Wasser zog, starb sogleich und also das zweite und das dritte, das sie nehmen wollte. Sie glänzten noch, doch vermochten sie nicht mehr den Vater zu schauen. Der ließ sie im Wasser, aus Furcht, sie alle verderben zu sehen.

Dies ist der Ursprung der Fische.

Abend und Morgen

Abend und Morgen sind Brüder.

Ihr Vater, Mahu, behandelte sie nicht gleicherweise. Seinem Ältesten, dem Morgen, gab er unzählige Untertanen und alle Reichtümer. Dem Abend gab er nur eine Kalebasse mit zwei Arten Perlen gefüllt, den nana und azanmun. Dies waren die einzigen Dinge, womit er Morgen nicht begünstigte.

Morgen erkrankte. Der Zauberer wurde gerufen, ihn zu pflegen. Der verbürgte Genesung nur, wenn man ihm die Perlen nana und azanmun schaffe. Voller Unruhe gingen die Untertanen, die kostbaren Perlen zu suchen. So kamen einige zu dem Abend und sagten ihm den Kummer.

„So ich euch die Perlen schaffe, was gebt ihr zum Entgelt?“ frug Abend.

Erwiderten sie: „Zahllose Kauris.“

Der Abend nahm die Kalebasse, die ihm sein Vater gegeben hatte, öffnete sie, die Perlen fluteten in Menge über den Boden.

Allein geblieben, sann der Abend. Er ertappte sich, wie er dem Bruder viele Krankheiten an wünschte, und gedachte, bemerkt zu haben, daß die Blätter der Kalebasse bei der Wanderung des Morgen sich schlössen. Er ging zu einem Zauberer, den er beauftragte, Fa, das Geschick, zu befragen, um zu wissen, ob er Morgen nicht in Krankheit bringe, so er ihm die ganz geöffneten Blätter der Kalebasse unter die Füße lege. Der stimmte zu, und danach tat er. Er machte Morgen krank, wann ihm beliebte, und so tauschte er alle seine Perlen gegen die Kauris des Bruders.

Abend war viel reicher als Morgen geworden, da die Menschen erschaffen wurden, so konnte er ihnen viel mehr gewähren als sein Bruder. Also wählten sie ihn zum König. Sie gaben ihm zwölf kleine Knaben zu Begleitern; die sangen:

„Abend, zum Königtum bist du geehrt.

So Morgen König wäre, zerbräche das Land.

Königtum kann nicht währen

Sagen der Fang

Sonne, Mond und Sterne

Im Anfang waren Sonne und Mond Mann und Frau. Sie lebten zusammen und hatten viele Kinder. Die Kinder von Sonne und Mond nennt man Sterne. Sonne, Mond und Sterne essen nicht die gleichen Speisen wie wir. Sie nähren sich vom Feuer, und darum glänzen sie. Im Anfänge waren Sonne und Mond Mann und Frau.

Sie lebten zusammen. Da kam eines Tages ein mächtiger Häuptling in ihr Dorf, dessen Name und Land weiß ich nicht. Er brachte viele Kisten voller Waren mit. So groß waren seine Schönheit und sein Reichtum, daß das Herz von Mond alsbald entflammte. Als der Häuptling wegging, gab Mond ihm ein Zeichen. An der Wegkrümmung wollten sie sich heimlich treffen, um rasch zu fliehen.

Sonne merkte bald, daß Mond nicht mehr an seiner Seite ist. „Wo ist sie“, schreit er seinen Kindern zu. Diese wissen nicht Antwort. „Wo ist sie, frage ich euch?“ Sein Gesicht funkelt in Zorn, daß alle Sterne sich fürchten.

„Ah“, schreit er, „ihr seid es, die eurer Mutter geholfen habt.“ Sofort jagte er sie. Jedesmal, wenn er einen Stern ergreifen kann, verschlingt er ihn, und niemand spricht mehr von dem Stern. Aber diese sind dermaßen zerstreut und so zahlreich, daß immer noch einige bleiben und sogar viele. Seit dieser Zeit läuft Sonne jeden Tag hinter Mond und den Sternen her. Sobald diese ihn am Himmelsrand aufgehen sieht, beeilt sie sich, in ihre Hütte zu verschwinden. Wenn er den ganzen Teil des Firmaments, so wie wir sehen, belaufen hat, eilt er zur anderen Seite, ermüdet nie und rastet keinen Tag. Kaum daß er verschwunden ist, seht ihr Mond aufscheinen, bald hier bald da; denn sie wechselt oft den Schlupfwinkel, um den Gatten von der Spur abzulocken. Mitunter überrascht er sie, und mit einem Biß seiner Zähne reißt er ein Stück aus. Manchmal, wenn Mond sich zu sehr inmitten ihrer Kinder verspätet, trifft er sie noch am Himmel und will sie verschlingen. Bis jetzt gelang es ihm nicht; denn Mond ist sehr flink. Sobald der Gatte sie erreicht, rettet sie sich rasch, und das Verfolgen beginnt von neuem. Bisweilen entdeckt Sonne den Schlupfwinkel seiner Frau. Er nähert sich leise, leise, und während langer Stunden birgt sich der Mond.

Doch wenn sie frei ist, läuft sie schnell in die Mitte ihrer Kinder, der Sterne; denn sie liebt diese sehr, und wie eine gute Mutter frißt sie sie nie. Sie geht von einer Hütte in die andere und besucht sie nacheinander. Mitunter feiert sie mit ihnen Hochzeit; sie wirft sich dann um den Kopf ein wunderbares Band, das sie am Tage der Vermählung mit Sonne trug. Sobald Sonne von der anderen Seite der Erde wieder aufscheint, flieht sie schnell mit all ihren Kindern. Nur eins läßt sie zurück, immer den gleichen Stern, damit er im Falle der Gefahr Nachricht bringt, und der wacht behutsam Morgen wie Abend.

Die Verfolgung dauert schon lange, lange Zeit. Aber ein Tag wird kommen, da sie endet; denn nach allem ist der Mensch Meister der Dinge, und er muß Recht behalten. Ohne ihn wären die Dinge schlimm. Diesen Tag wird Sonne seinen Mond in eine tiefe Grube verschließen in den Grund der Erde, und nimmer wird er sie aufsteigen lassen. Wenn die Mutter im Gefängnis sein wird, werden die Kinder rasch gefressen sein.

„Was geschieht dann mit uns Menschen?“

Die Erzählung von Ngurangurane, dem Krokodilmann