After Hour – deine Sprechstunde beim Proktologen - Florian Frank - E-Book

After Hour – deine Sprechstunde beim Proktologen E-Book

Florian Frank

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Beschreibung

Alles (P)okay? Von Scham belastet, von Tabus geprägt – dabei benutzen wir es jeden Tag: unser Rektum. Entdecke zusammen mit dem Proktologen Dr. Florian Frank das wohl unterschätzteste Organ in deinem Körper und finde heraus, wie es deine Gesundheit und Lebensqualität beeinflussen kann. Wenn der Po Probleme macht Symptome wie Juckreiz, Brennen, Nässen oder Inkontinenz sollten nicht ignoriert werden, denn diese können erste Anzeichen für ernsthafte Beschwerden sein. Neben Erklärungen zu den klassischen Behandlungsmethoden und Untersuchungen bekommst du zahlreiche Tipps und Tricks an die Hand, mit denen du deinen Analbereich gesund halten und deinen Enddarm optimal unterstützen kannst: • Zehn Regeln für eine darmfreundliche Ernährung • Stuhlgang und Analhygiene – so geht's richtig • Den Darm mit Bewegung im Alltag fit halten Sicherheit geht vor Für viele Menschen gehört Analverkehr zu einem erfüllten Sexleben. Die korrekte und sorgsame Praxis ist ein wichtiger Aspekt für die Po-Gesundheit. Erfahre, wie du dich aktiv vor ansteckenden Geschlechtskrankheiten – wie HIV, Tripper, HPV oder Chlamydien – schützen und dich perfekt vorbereiten kannst, damit die Liebesnacht reibungslos verläuft. Po-sitiv eingestellt Offen, ehrlich und unverblümt klärt Dr. Florian Frank über Abszesse, Steißbeinfisteln, Prolaps, Feigwarzen, Darmkrebs und Co auf und gibt dir tiefe Einblicke in die Mechanismen des Enddarms, damit dein nächster Gang auf die Toilette garantiert zu einem Po-sitiven Erlebnis wird!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 174

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Dr. med. univ. Florian Frank

AFTER HOUR

Dr. med. univ. Florian Frank

AFTER HOUR

Deine Sprechstunde beim Proktologen

Alles, was du wissen musst, zu Verstopfung, Hämorrhoiden, Analfissur, HPV, Darmkrebs und der richtigen Hygiene

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen

[email protected]

Wichtiger Hinweis

Dieses Buch ist für Lernzwecke gedacht. Es stellt keinen Ersatz für eine individuelle medizinische Beratung dar und sollte auch nicht als solcher benutzt werden. Wenn Sie medizinischen Rat einholen wollen, konsultieren Sie bitte einen qualifizierten Arzt. Der Verlag und der Autor haften für keine nachteiligen Auswirkungen, die in einem direkten oder indirekten Zusammenhang mit den Informationen stehen, die in diesem Buch enthalten sind.

Originalausgabe

1. Auflage 2023

© 2023 by mvg Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Redaktion: Ulrike Reinen

Umschlaggestaltung: Karina Braun und Martin Frank

Umschlagabbildung: Illustrationen: © Martina Frank; Foto: © Djuro Gunj

Bildnachweis: Illustrationen: © Martina Frank; Foto S.160: © Djuro Gunj

Layout und Satz: Bernadett Linseisen (schere.style.papier), München

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-7423-2428-3

ISBN E-Book (PDF) 978-3-7453-2190-6

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-7453-2189-0

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.rivaverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Inhalt

Vorwort

Hinweis

1 Wo keine Sonne hin scheint - und doch Erleuchtung notwendig ist

Was macht ein Proktologe?

Anatomie – Licht am Ende des Tunnels

2 P(r)o-Gesundheit - nicht nur die Toilette zählt

Der Weg in die Toilettenschüssel

Was ist denn nun »normal«?

So wird’s gemacht – wie das große Geschäft reibungslos gelingt

3 After-Aua statt After Hour - Abweichungen vom Gesunden

Der Weg (zum Proktologen) ist das Ziel

Verstopfung – das Maß ist voll

Hämorrhoiden – Public Enemy Number One

Analfissur – kleiner Riss, große Wirkung

Abszess und Fistel – zwei Dumme (Krankheiten), ein Gedanke

Steißbeinfistel – eine haarige Angelegenheit

Prolaps – ein unangenehmer Vorfall

Darmkrebs – Vorsicht ist besser als Nachsicht

Der künstliche Darmausgang – ab durch den Seitenausgang

Der künstliche Darmausgang als Chance

4 Ab durch die Hintertür - was es bei Analsex zu beachten gibt

Das Humane Papillomavirus – und dessen bucklige Verwandtschaft

Sexuell übertragbare Krankheiten – wenn aus der Traumnacht ein Albtraum wird

Anale Sexualität

Autoerotische Unfälle

Schluss – alles hat ein Ende …

Quellen

Dank

Über den Autor

Vorwort

Dass ich als Urologe das Vorwort zu einem Buch über Proktologie schreibe, liegt nicht nur an der wichtigsten Untersuchungstechnik beider Fachrichtungen (Finger in den Po – Mexiko). Sondern es liegt daran, dass ich mit Fit im Schritt bereits ein Sachbuch auf meinem Fachgebiet veröffentlicht habe und After Hour den inhaltlichen Schulterschluss am Beckenboden darstellt.

Wissen Sie, was ich sehr häufig als Urologe gefragt werde? Als die Pille danach noch nicht frei verkäuflich war, war das des Öfteren Thema. Nicht selten musste ich diese nachts mit meinem Arztausweis für Freunde und Freundinnen besorgen. Das war aber noch nicht die häufigste Frage. Und auch nicht nach Potenzmitteln. Am häufigsten wurde ich gefragt, WARUM um Gottes willen ich denn Urologe geworden bin! Heute antworte ich meist scherzhaft, dass ich das schon früher im Kindergarten werden wollte, so wie andere halt Feuerwehrfrau oder Influencer. Und natürlich, um später ein Buch über dieses wundervolle Fach zu schreiben. Ein Fach für die ganze Familie, egal ob es der Junge mit dem Hodenhochstand, der Opa mit dem fehlenden Stand, die Mutter mit den Nierensteinen oder der Vater mit Prostatakrebs ist. Dass dieses Buch dann wiederum Inspiration für Florian war, ein Buch über sein Fachgebiet zu schreiben, ist eine wundervolle Ehre. Ich bin wirklich froh, dass es Proktologie gibt, denn Hey, das ist wirklich noch schlimmer, als Urologe zu werden. Und werde ich wieder gefragt, warum ich Urologe geworden bin, kann ich »Immerhin kein Proktologe« antworten. In Frankreich hat übrigens früher die Abschlussnote bestimmt, welches Fach man auswählen konnte. Die besten wurden Neurochirurgen in Paris, die schlechtesten Proktologen bei den Schtis. Immerhin bescheinigt man Urologen und auch Proktologen den besten Humor unter allen Fachbereichen, ob man den schon mitgebracht hat oder ob der mit der Facharztwahl kommt, ist allerdings unklar. Aber glauben Sie mir, Florian versteht sein Fachgebiet sehr sehr gut und schafft es in wunderbar erklärenden Worten, über dieses ebenfalls tabubehaftete Thema aufzuklären. Endlich weiß ich, warum es bei mir immer juckt und nässt am After – danke Florian!

Volker Wittkamp

Hinweis

Dieses Buch erhebt keinen wissenschaftlichen Anspruch oder einen Anspruch auf Vollständigkeit. Vielmehr geht es darum, die aktuell zur Verfügung stehenden Informationen aus dem Gebiet der Proktologie für ein breites Publikum ohne medizinisches Vorwissen auf etwas unterhaltsame Weise verfügbar zu machen. Ziel ist dabei, das Schamgefühl schon vor dem Besuch einer proktologischen Praxis zur reduzieren. Zudem geht es um Aufklärung über die Funktionen des Körpers, die häufigsten Krankheiten aus der Proktologie sowie deren Vorbeugung und Behandlung. Dieses Buch ersetzt keine Vorstellung bei einer Ärztin oder einem Arzt, soll aber dazu dienen, den Weg dorthin zu erleichtern.

Damit wir uns gleich mal vom überholten Arzt-Patienten-Verhältnis der Vergangenheit verabschieden und uns auf Augenhöhe begegnen, erlaube ich mir, dich in diesem Buch zu duzen. Ich erhoffe mir davon, eine erste Hürde bei der Auseinandersetzung mit Themen rund um die Proktologie abzubauen.

1

Wo keine Sonne hin scheint – und doch Erleuchtung notwendig ist

Fast alle Menschen werden im Laufe ihres Lebens von proktologischen Problemen geplagt. Ob durch die Volkskrankheit Hämorrhoiden, im Rahmen der Schwangerschaft und Geburt oder als Folge von sexueller Handlungen. Die Analregion ist aber bei den meisten Personen derart mit Scham behaftet, dass eine ärztliche Vorstellung erst erfolgt, wenn die Beschwerden kaum noch zu ertragen sind. Um die Zusammenhänge des Körpers in Bezug auf den letzten Teil des Verdauungstrakts und die Arbeit von Proktologinnen und Proktologen besser zu verstehen, werden im ersten Teil zunächst einige Grundlagen erklärt.

Was macht ein Proktologe?

Trotz der Häufigkeit proktologischer Erkrankungen wissen viele Menschen gar nicht, was ein Proktologe oder eine Proktologin eigentlich macht. Der After ist für viele Leute nach wie vor eine Tabuzone, über die nicht gesprochen wird. Wenn im persönlichen Gespräch aber erst einmal klar wird, worum es in der Proktologie geht, trauen sich die Leute plötzlich aus ihrer Deckung. Oft werden dann Fragen zu Hämorrhoidenleiden oder auch zum Analverkehr gestellt. Auf einmal berichten die Gesprächspartner*innen, dass sie ja auch schon mal in einer proktologischen Praxis vorstellig werden mussten, sich damals aber nicht getraut haben, im eigenen Umfeld darüber zu sprechen. Sowohl beim Austausch innerhalb der Sprechstunde als auch im Privaten merkt man, dass auf jeden Fall großes Interesse an diesem Themengebiet besteht. Häufig sind Betroffene dankbar für das Ausräumen von Unklarheiten in Bezug darauf, welche Abläufe des Körpers sich im Bereich des Normalen bewegen und wann eventuell eine weitere Abklärung oder auch Behandlung sinnvoll sind. Scheinbar muss diese Körperregion noch eine weitere Enttabuisierung erfahren, nachdem sich kaum jemand traut, offen über proktologische Fragen oder Probleme zu sprechen. Das war der Grund für mich, die relevanten Informationen zu der Funktion des Ausscheidungsorganes sowie den häufigsten Krankheiten auf möglichst verständliche und unterhaltsame Weise, sozusagen leicht verdaulich, für die breite Masse zusammenzufassen.

Kaum jemand bleibt von proktologischen Fragen unberührt

Über krankhafte Veränderungen – wie Blut im Stuhl, Hämorrhoiden, Juckreiz oder Geschlechtskrankheiten – hinaus soll dieses Buch auch »Po-Gesunden« eine Hilfestellung im Alltag bieten. So wird zum Beispiel thematisiert, welchen Einfluss die Ernährung auf den Stuhlgang hat. Außerdem wirst du erfahren, welche Angewohnheiten zu vermeiden sind, um der Entstehung von Krankheiten vorzubeugen. Du lernst, was es bedeutet, einen künstlichen Darmausgang zu haben und in welchen Fällen so etwas notwendig sein kann. Es werden ein paar Spielregeln in Erinnerung gerufen, die zum Erhalt der sexuellen Gesundheit beitragen. Und zu guter Letzt wird auf die erogenen Zonen bei Frau und Mann eingegangen und wie bei der richtigen Herangehensweise anale Sexualität das Liebesleben bereichern kann. Es gibt also kaum jemanden, den die Proktologie nichts angeht.

Die Proktologie ist das Fachgebiet für Erkrankungen von After und Mastdarm. Das Wort prōktós leitet sich aus dem Altgriechischen ab und steht für After, Steiß oder Anus.1 Aber warum möchten sich Mediziner*innen diesem speziellen Bereich verschreiben? Für Patienten und Patientinnen ist die Vorstellung in einer proktologischen Sprechstunde häufig mit Scham behaftet. In der Regel muss man mit einem fremden Menschen über den After sowie den Stuhlgang sprechen beziehungsweise über die Beschwerden, die einem in dieser Körperregion zu schaffen machen. Und darauf folgt in der Regel eine körperliche Untersuchung, bei der dieser sensible Bereich betrachtet sowie abgetastet wird und in den gelegentlich auch mit einem Untersuchungsinstrument hineingesehen wird. Die untersuchende Person wiederum benötigt viel Feingefühl, dem Leidenden die Untersuchung so wenig unangenehm wie möglich zu machen. Gleichzeitig liegt es in der Natur der Sache, dass in der Proktologie tätige Ärztinnen und Ärzte leicht mit Exkrementen sämtlicher Aggregatszustände in Berührung kommen können. Hier sollten bei der untersuchenden Person also keine Berührungsängste bestehen.

Viele Menschen sehen sich mit proktologischen Problemen konfrontiert; etwa 70 Prozent leiden im Laufe ihres Lebens unter Hämorrhoiden. Man geht von einer Inzidenz von 40 bis 50 pro 100 000 Erwachsene pro Jahr aus.2 Wären Hämorrhoiden so ansteckend wie Corona, müsste man bei einem derart hohen Wert bereits über eine Ausgangssperre nachdenken. Man kann durchaus von einer Volkskrankheit reden. Die Dunkelziffer liegt vermutlich noch höher, nachdem sich nicht alle Geplagten aufgrund von Beschwerden am After zu einem Arztbesuch durchringen können. Zu den unangenehmsten Erkrankungen gehört sicherlich die Analfissur, ein Riss in der Afterschleimhaut. Davon wird etwa jede zehnte Person einmal heimgesucht. Analabszesse und -fisteln sind ebenfalls häufig und haben sogar eine volkswirtschaftliche Relevanz. Zwei Prozent der Bevölkerung werden im Laufe ihres Lebens aufgrund dieser Erkrankungen behandelt. Die Wundheilung nach einer Operation, die mehrere Wochen dauern kann, sorgt bei den Betroffenen für einen längerfristigen Arbeitsausfall. Zuletzt sind bösartige Tumoren des Darms die zweithäufigste Krebsart überhaupt. Aufgrund guter Behandlungsoptionen bei rechtzeitiger Diagnose spielt hier vor allem die Vorsorge eine wichtige Rolle.

Wie wird man eigentlich Proktologin oder Proktologe?

Proktologisch tätige Mediziner*innen werden dies in der Regel im Rahmen einer sogenannten Zusatzbezeichnung. Es handelt sich meist um Fachärzte oder -ärztinnen für Chirurgie, Gastroenterologie oder Dermatologie, gelegentlich auch aus der Gynäkologie oder Urologie. Die Zusatzbezeichnung »Proktologie« kann in den meisten Bundesländern in Deutschland durch eine einjährige ärztliche Tätigkeit bei einem dazu befugten Weiterbilder und durch Erfüllung eines Anforderungskatalogs erlangt werden. Dieser Katalog enthält beispielsweise eine bestimmte Anzahl an Mastdarmspiegelungen (50) oder Behandlung von Hämorrhoiden (100), die unter Anleitung durchgeführt werden müssen.3

Nach wie vor stellt sich für Außenstehende die Frage: Warum Proktologie? Ich selbst bin Facharzt für Viszeralchirurgie (Chirurgie des Bauchraumes und der inneren Organe) mit den Zusatzbezeichnungen spezielle Viszeralchirurgie, Ernährungsmedizin und eben auch Proktologie. Ich habe mich für die Chirurgie entschieden, weil ich während des Studiums gemerkt habe, wie erfüllend der oftmals kurze Weg zwischen Krankheit und Heilung für die Behandelnden in operativen Disziplinen sein kann. Sicherlich gibt es auch komplexe Eingriffe, die langwierige Verläufe nach sich ziehen. Leider ist auch in der Chirurgie nicht jede Behandlungsmaßnahme von Erfolg gekrönt. Häufig kann man aber den Effekt der durchgeführten Operation innerhalb weniger Tage oder Wochen sehen. Genauso bemerkt man dann auch den schwindenden Leidensdruck der operierten Person. Im Vergleich zu Therapien durch konservative Maßnahmen, also Behandlungen, die keine Operation beinhalten, bei der sich Behandlungserfolge durch Lebensstiländerung, Medikamente oder sonstige Interventionen oftmals erst nach Monaten zeigen, erscheint mir als Arzt und Person mit wenig Geduld der Weg der Chirurgie befriedigender. Bei der Proktologie im Speziellen, die ich als Teilgebiet der Chirurgie des Bauchraumes verstehe, kann man diesen Verlauf, eine kleine Maßnahme mit rascher Wirkung, häufig beobachten. In vielen Fällen ist sogar gar kein operativer Eingriff nötig.

Beschwerden am After haben eine besondere Brisanz

Personen mit proktologischen Erkrankungen haben aus unterschiedlichen Gründen einen besonders hohen Leidensdruck. Sie werden in der Regel täglich mit ihren Beschwerden konfrontiert, da der Darm ohne Pause arbeitet. Im Bereich des Afters herrscht eine besonders hohe Nervendichte, sodass bereits kleinere Abweichungen vom gesunden Zustand zu unmittelbaren Beschwerden führen können. Und zuletzt wird ein Arztbesuch aufgrund der von der Gesellschaft auferlegten Scham häufig unnötig hinausgezögert.

Ich bin an dieser Stelle ehrlich: In den meisten Fällen genügt als Behandlung tatsächlich eine Beratung zum Ausgleich von Fehlinformationen in Bezug auf die eigenen Stuhlgewohnheiten. Die Vorstellung davon, was ein »normaler« Stuhlgang bedeutet, muss bei vielen jedoch angepasst werden. Eine Kombination aus lokalen Maßnahmen – wie Salben und Hautpflege – sowie der Einnahme natürlicher Stuhl regulierender Präparate reicht zur Behandlung einiger proktologischer Erkrankungen bereits aus. Sollte dennoch eine Operation notwendig sein, handelt es sich in der Regel um kleinere Eingriffe, die meist ohne Übernachtung im Krankenhaus durchgeführt werden können. Wenn man Patienten und Patientinnen nach der Behandlung, mit oder ohne Operation, einige Wochen später wieder in der Sprechstunde sieht, erscheint der gelinderte Leidensdruck im Vergleich zur durchgeführten Maßnahme häufig überproportional ausgeprägt zu sein. Anders als bei anderen Fachdisziplinen oder Organsystemen liegt über diesem Fachgebiet also immer noch ein gewisses Schamgefühl. Die Proktologie ist in der Medizin etwa das, was der sonderbare, angetrunkene Onkel auf einer Familienfeier ist. Man ist von dessen Anwesenheit peinlich berührt, aber er gehört halt irgendwie mit dazu (und ohne ihn kommt nicht so richtig Stimmung auf).

Im Unterschied zur Empfehlung von Zahnärzten oder Orthopäden würden vermutlich die wenigsten Menschen bei proktologischen Problemen ihre Freunde oder Freundinnen nach guten Proktologen oder Proktologinnen fragen. Lass mich deshalb sprichwörtlich Licht ins Dunkel bringen und dir die unterschiedlichen Facetten der Proktologie näherbringen.

Anatomie – Licht am Ende des Tunnels

Um die Vorgänge beim Stuhlgang und das Zusammenspiel der verschiedenen daran beteiligten Komponenten zu verstehen, soll zunächst der anatomische Aufbau des Verdauungstrakts und des Afters erklärt werden. Der After (lateinisch Anus) bezeichnet dabei die Austrittsöffnung des Darms. Um in den weiteren Kapiteln ein Verständnis für die körperlichen Abläufe und die verschiedenen Erkrankungen zu entwickeln, bildet dieser kurze theoretische Ausflug eine wesentliche Grundlage. Ich halte mich so kurz wie möglich, um dich nicht vorab mit zu vielen Details zu langweilen.

Der menschliche Verdauungstrakt

Der Verdauungstrakt beginnt mit Mund, Speiseröhre und Magen. An den Magen schließt sich der Dünndarm an, der sich in die drei Abschnitte Zwölffingerdarm, Leerdarm und Krummdarm gliedert. Der Dünndarm kann zwischen drei und sechs Metern lang sein. Zum Vergleich: Eine ausgewachsene Python erreicht ebenfalls eine Länge von sechs Metern, allerdings wiegt der Dünndarm im Vergleich zur Schlange etwa 90 Kilo weniger. Im rechten Unterbauch mündet der Dünndarm in den Dickdarm. Dieser besteht aus dem Blinddarm mit seinem Wurmfortsatz (Appendix vermiformis) und dem aufsteigenden, dem queren, dem absteigenden sowie dem s-förmigen Dickdarm (Sigma).

Weg der Speise durch den Verdauungstrakt

Den letzten Abschnitt des gesamten Darms bezeichnet man als Mastdarm oder Rektum. Daran schließt sich der Anus an. Der Anus und der Mastdarm sind in ein komplexes muskuläres Gebilde aus zahlreichen Muskeln eingebettet, das gemeinhin als Beckenboden bezeichnet wird. Zusammen mit der Haut um den After sind dies die relevanten anatomischen Strukturen, mit denen sich Proktologen und Proktologinnen auskennen sollten.

Der Aufbau des Afters

Der Anus besteht aus einem inneren und äußeren Schließmuskel (Musculus ani internus und externus). Den Durchtritt durch den Schließmuskel bezeichnet man als Analkanal. Dieser ist in der Regel drei bis vier Zentimeter lang, wobei der Analkanal bei Männern in der Regel minimal länger ist als bei Frauen. Oberhalb des Analkanals befinden sich Gefäßerweiterungen, die von Arterien mit Blut versorgt werden. Diese sind mit Venen verbunden und bilden dadurch den sogenannten Hämorrhoidenplexus, ein schwammartiges Geflecht aus Blutgefäßen. Aus dem Altgriechischen sinngemäß übersetzt bedeutet Hämorrhoiden »Blutfluss«. Analog zu den Schwellkörpern der äußeren Genitalien bei der Frau, Corpus cavernosum clitoridis, und dem Mann, dem Corpus cavernosum penis (das sind die Strukturen, die sich bei sexueller Erregung mit Blut füllen und deshalb anschwellen), spricht man am After auch vom Corpus cavernosum recti, also dem Schwellkörper des Mastdarms.4 Hämorrhoiden sind also primär erst mal nichts krankhaft Verändertes, sondern eine wichtige anatomische Struktur, die bei jedem Menschen vorliegt. Am Übergang vom 16 Zentimeter langen Rektum zum Analkanal finden wir die sogenannten Proktodealdrüsen.5 Wie du auf Seite 75 über Analabszesse und Analfisteln sehen wirst, haben diese Drüsen hier eine besondere Bedeutung für die Entstehung des Krankheitsbilds.

Der Beckenboden als wichtige Struktur für Frau und Mann

Der Beckenboden wird aus mehreren flächigen Muskeln um den Mastdarm gebildet, die das knöcherne Becken abschließen. Lediglich die Durchtrittsstellen für den Mastdarm sowie den Harnleiter und die inneren Genitalien werden von den Muskeln ausgespart. Eine besondere Rolle nimmt dabei der Puborectalis-Muskel ein, der nicht flächig ist, sondern sich wie eine u-förmige Schlinge um das untere Rektum legt. Er ist damit eine wichtige Komponente der Kontinenz, also der Fähigkeit, Stuhl zu halten.

Anatomie des Beckenbodens

Der Beckenboden ist ebenso relevant für die Urinkontinenz. Während Schwangerschaften oder nach Geburten kann es hier zu Veränderungen kommen, die Einfluss auf die Kontinenzfunktion haben, weshalb Beckenbodentraining und Übungen zur Rückbildung nach Geburten für Frauen unverzichtbar sind. Die Herren der Schöpfung brauchen sich hier aber gar nicht entspannt zurücklehnen. Besonders in der zweiten Lebenshälfte können Männer durch regelmäßiges Beckenbodentraining sowohl ihre Urinkontinenz als auch ihre Erektionsfähigkeit verbessern. Denn etwa die Hälfte der 60-Jährigen und zwei Drittel der 70-Jährigen leiden unter Erektionsstörungen.6 Die Urininkontinenz betrifft bei der Gesamtbevölkerung etwa zehn Prozent der Männer und 15 Prozent der Frauen, wobei die Häufigkeit mit dem Alter zunimmt.7

So viel zur Theorie. Im nächsten Kapitel erkläre ich dir, welchen Weg die Speise zwischen unserem Teller und der Toilettenschüssel nimmt. Außerdem sehen wir, welche komplexen Abläufe eigentlich dahinterstehen, dass wir uns als Kinder das Tragen von Windeln abtrainieren können.

2

P(r)o-Gesundheit – nicht nur die Toilette zählt

Was kann man selbst zum Erhalt der Darmgesundheit beitragen? Wie entstehen unterschiedliche Farbtöne des Stuhls? Was trägt die Ernährung zur Verdauung bei und was ist beim Toilettengang zu beachten? Und danach? Es gibt viele Dinge in der Lebensführung, die Einfluss auf den Stuhlgang haben. Unsere täglichen Lebensgewohnheiten haben einen Effekt auf die Darmtätigkeit, im Negativen wie im Positiven. Welche Punkte es dabei zu beachten gilt und welche wichtige Rolle eine Pflanze aus Indien dabei einnehmen kann, erfährst du im folgenden Kapitel.

Der Weg in die Toilettenschüssel

Stell dir vor, du hast gerade eine Mahlzeit beendet, bist zufrieden, satt und ruhst dich auf dem Sofa aus. Während du runterfährst, fängt die Arbeit für den Darm gerade erst an. Aber was passiert im Inneren des Körpers weiter mit der Nahrung? Zunächst wird das Essen im Mund zerteilt und mit Speichel vermengt. Nachdem der Speisebrei im Magen bereits zerkleinert wurde und im Dünndarm Verdauungsenzyme dazugegeben wurden, sind bei Ankunft des hier noch recht flüssigen Stuhls im Dickdarm bereits die meisten Nährstoffe und Vitamine aus der Nahrung über den Dünndarm aufgenommen worden. Die Aufgabe des Dickdarms ist nun, dem Stuhl Wasser zu entziehen und dies zurück in den Körper zu bringen. Je mehr sich der Stuhl dem After nähert, desto fester wird dieser also in der Regel. Der Darminhalt wird dann im vorletzten Darmabschnitt, dem Sigma, im linken Unterbauch eingelagert. Dieser s-förmige Teil des Dickdarms ist von seiner Lage variabel und reicht bei manchen Menschen auch bis in den rechten Unterbauch hinüber. Hat sich hier genug Stuhl angesammelt, arbeitet sich die Masse bis in den Mastdarm vor. Damit wir uns dann nicht in die Hose machen, sind mehrere ineinandergreifende Abläufe nötig.

Wie nichts in die Hose geht – die Komponenten der Kontinenz

Die Kontinenz, also die Fähigkeit, Luft und Stuhl zurückzuhalten, wird durch ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Strukturen gewährleistet. Die augenscheinlichste Komponente der Kontinenz ist der Schließmuskel mit seinem inneren und äußeren Anteil. Der innere Schließmuskel ist dabei durchgehend angespannt und lässt sich auch nicht aktiv ansteuern. Der äußere Schließmuskel besteht aus Muskelfasern, wie sie auch in anderen Muskeln des Bewegungsapparats vorkommen, und lässt sich damit aktiv anspannen. Wenn wir folglich den Schließmuskel zusammenkneifen, geschieht dies über den äußeren Anteil.8 Die nächste Komponente, die uns das Zurückhalten des Stuhls ermöglicht, ist die Beckenbodenmuskulatur. Diese umschließt den Mastdarm trichterförmig, wobei sich der bereits erwähnte Musculus puborectalis wie eine u-förmige Schlaufe um den unteren Teil des Mastdarms legt und im angespannten Zustand einen steilen Winkel zwischen Mastdarm und Analkanal herstellt. Damit wird der Übertritt von Stuhl nach außen erschwert. Die Steuerung der Feinkontinenz, also im Prinzip die Abdichtung des Mastdarms für Flüssiges und Luft, ist die Aufgabe der Hämorrhoiden. Diese weiten Blutgefäße sind in Ruhe mit Blut gefüllt und sorgen so im gesunden Zustand für einen sicheren Abschluss des Rektums, in dem sich die Hämorrhoiden wie ein Polster in den oberen Analkanal legen. Hämorrhoiden sind daher eigentlich Helden. Als letzte anatomische Komponente der Kontinenzleistung spielt das Fassungsvermögen des Mastdarms eine Rolle.9