Alchemistische Divination - Ralph Metzner - E-Book

Alchemistische Divination E-Book

Ralph Metzner

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Beschreibung

Die Alchemie umfasst die Anleitung der physischen, psychischen und spirituellen Transformation, die Divination der praktischen Umsetzung. In diesem Buch geht es darum, Individuen dabei zu helfen, Problemlösungen und Inspiration für die Zukunft zu finden - auf zwischenmenschlicher, beruflicher, kreativer und spiritueller Ebene.

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Seitenzahl: 195

Veröffentlichungsjahr: 2012

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Impressum

Verlegt durch:

NACHTSCHATTEN VERLAG AG

Kronengasse 11 • CH-4502 Solothurn Tel: 00 41/32/621 89 49 • Fax: 00 41/32/621 89 47 [email protected] • www.nachtschattenverlag.ch

© 2009 Ralph Metzner

© 2010 Nachtschatten Verlag für die deutsche Ausgabe

Fotorechte: Wenn nichts anderes vermerkt, liegt das © beim Autor oder beim Verlag

Übersetzung: Chris Heidrich, Solothurn Grafische Gestaltung: Angela Wirtz, Hannover Lektorat: Nina Seiler, Zürich

Druck: Druckerei Steinmeier, Deiningen

eISBN 978-3-03788-228-3

Titel der amerikanischen Originalausgabe: Alchemical Divination, aus der Serie Ecology of Consciousness. Publiziert von der Green Earth Foundation,

El Verano, Kalifornien, USA, www.greenearthfound.org

Der Verlag dankt der Green Earth Foundation für die finanzielle Unterstützung sowie Ute Hoepker-Thiele und Klaus-Peter Esser für die Mitwirkung an Texten und grafischen Darstellungen.

Alle Rechte der Verbreitung durch Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder Art, elektronischer digitaler Medien und auszugsweiser Nachdruck nur unter Genehmigung des Verlages erlaubt.

Inhaltsverzeichnis

CoverTitelImpressumDanksagung der amerikanischen OriginalausgabeVorwortSchamanismus, Yoga und AlchemieDie Beziehung zur modernen PsychotherapieWas ist Divination?Divination und die wissenschaftliche MethodeIntuition, Intelligenz und VorbestimmungDivination, erweiterte Bewusstseinszustände und PsychedelikaDie duale Bewegung der Divinationen in die Vergangenheit und die ZukunftMythische Gottheiten und Geister der DivinationDie sieben Phasen der Divinations-Rituale1. Vorbereitung des Ortes und Ausrichtung auf die Geister des Ortes2. Formulierung und Klärung der Intention oder Frage3. Reinigung der Wahrnehmung durch das Licht-Feuer-Yoga und Verbindung mit der spirituellen Intelligenz4. Anrufung der spirituellen Verbündeten aus den Reichen der Tiere, Pflanzen, Pilze und Mineralien5. Anrufung der Geister der Ahnen, der Alten und menschlichen Verwandten sowie der Geistführer und Gottheiten6. Der vierfache Divinations-Zyklus7. Die IntegrationsphaseAlchemistisches Licht-Feuer YogaAusgleich der dynamischen und der rezeptiven Pole der EnergiefelderAusgleich der drei Kammern mit ihren EnergiezentrenUmwandlung der Elemente in der HerzhöhleDie Einstellung des mitfühlenden ZeugenLebenswelt und SelbstsystemIntegration in die GegenwartDie vielfachen Fäden des BewusstseinsDarstellung unserer Lebenswelt aus BeziehungenDie Stadien im Zyklus des LebensDie EntwicklungsphaseDie mittlere PhaseDie AltersphaseDer Brunnen der Erinnerung und der Baum der VisionenDivination der Erinnerung mit Mimirs BrunnenDivination in die Zukunft mit dem Baum der VisionenAn den Leser/die LeserinAnhang - Die drei Kammern oder Essenz-Felder und die EnergiezentrenAnmerkungen und bibliografische VerweiseBereits auf Deutsch erschienene Bücher von Ralph MetznerDer AutorAus der Buchreihe: Ökologie des BewusstseinsGreen Earth Foundation - Harmonisierung der Menschheit mit Erde und GeistAlchemistische Divination

Danksagung der amerikanischen Originalausgabe

Mein herzlicher Dank gilt Amanda Foulger für ihr fachkundiges Lektorat und die Bereinigung des Textes; Cynthia Smith für ihre akribischen Arbeiten am Grafikdesign und Layout des Buches; der Direktion und den Finanzengeln der Green Earth Foundation für ihre materielle Unterstützung für das Verfassen und die Herausgabe dieses Projektes; und den Teilnehmern meiner Workshops in Alchemistischer Divination für ihre Rückmeldungen, die für die Entwicklung und Anwendung dieser Praktiken von unschätzbarem Wert sind.

Sonoma, KalifornienOktober 2008

Vorwort

Die Erweiterung und Erforschung des Bewusstseins ist seit meiner Initiation in diesen Weg als Student beim Psilocybin-Projekt in Harvard durch den charismatischen Timothy Leary in den frühen 60er Jahren des 20. Jahrhunderts die Hauptbeschäftigung meines Lebens gewesen. Ungefähr zehn Jahre lang arbeitete ich zusammen mit einer Gruppe von Kollegen, die zu engen Freunden wurden, an verschiedenen Forschungsprojekten mit bewusstseinserweiternden Substanzen. Die zentrale Einsicht, die ich aus diesen Studien gewonnen habe, war wohl die, der zentralen Rolle des Geisteszustandes oder der Intention beim Verstehen von Bewusstseinszuständen eine markante Bedeutung beizumessen. Nachdem unsere Gruppe Harvard in einer Rauchwolke von aufsehenerregenden Kontroversen verlassen hatte, lebten und arbeiteten einige von uns bewusst als Gemeinschaft von Suchenden und Künstlern auf einem großen Anwesen in Millbrook, New York, zusammen. Mein lebenslanger Freund Ram Dass und ich haben kürzlich die im Gesprächsstil verfassten Memoiren dieser Jahre, die auch Kommentare von einem Dutzend anderer enthalten, unter dem Titel: „Birth of a Psychedelic Culture“ (Synergetic Press, 2010) fertiggestellt.

In den späten 60ern suchte ich innerhalb der östlichen Philosophien nach einem tieferen Verständnis der Natur des Bewusstseins, vor allem im Tantra Yoga, dem Buddhismus und dem Taoismus, sowie bei unkonventionellen westlichen Lehren, besonders denen von Wilhelm Reich, C.G. Jung und G.I. Gurdjieff. In meinem Buch „Maps of Consciousness“ (1971) schrieb ich über verschiedene Divinationssysteme – I Ging, Tarot und Astrologie, wie auch Alchemie und Tantra-, als „Landkarten“ von Bewusstseinsgebieten, mit denen sich die westliche Psychologie im Allgemeinen nicht beschäftigte. Außerdem war mir auch klar geworden, dass Psychedelika per se nur zu einer zeitweilig erhöhten Wahrnehmung beitrugen, innerlich und äußerlich; und dass etwas anderes vonnöten war, um die konditionierten Blockaden zu höherem Bewusstsein aufzulösen. Die Dekade der 70er Jahre verbrachte ich mit dem intensiven Studium und der Praxis der Licht-Feuer-Yoga-Methoden, die Russell Schofield in der School of Actualism lehrte. Ich begriff diese als Methoden, die Kanäle der Wahrnehmung und das Energiefeld zu reinigen, ähnlich wie im indischen Agni Yoga, im tibetanischen Buddhismus und im chinesischen Taoismus. Seither habe ich diese Meditationen zu einem Teil meiner täglichen Übungen werden lassen und sie sind auch in die Divinationen mit eingegliedert.

Durch meine enge Freundschaft mit der baskischen Anthropologin Angeles Arrien, einer Eingeweihten in die mystischen Praktiken ihres Volkes, lernte ich, der Universalität schamanischer Sichtweisen sowie der reichhaltigen Vielfältigkeit spiritueller Mythologien eine viel größere Bedeutung beizumessen. Meine Beziehung zu ihr war von unschätzbarem Wert und half mir, im Umgang mit gewissen paranoiden kultischen Tendenzen unter den Leitern der School of Actualism den Verstand zu bewahren. Ich bin ihr auch ewig dankbar für ihre mitfühlende Unterstützung während der größten Tragödie meines Lebens, dem Tod meines Sohnes Ari im Alter von acht Jahren bei einem Fahrradunfall.

Mitte der 70er begann ich am California Institute of Asian Studies zu unterrichten, einer innovativen Hochschule in San Francisco, die sich der Integration asiatischer Weisheitstraditionen in das westliche Denken, vor allem der Psychologie, widmete. Drei Jahrzehnte lang habe ich an dieser Schule, die sich später California Institute of Integral Studies nannte, unterrichtet und war dort in den 80ern ungefähr zehn Jahre lang Dekan. Dadurch kam ich mit einer großen Anzahl von Lehrern aus dem Bereich der Bewusstseinstransformation in Kontakt, sowohl asiatischen als auch westlichen, wie auch mit vielen brillanten und engagierten Studenten aus aller Welt. Die neuen Zugänge zur Entwicklung des menschlichen Potenzials, sowohl in zwischenmenschlichen Beziehungsals auch in Gruppendynamiken wie der Open-Encounter-Gruppe, die damals durch Will Schutz und andere vom Esalen Institute ins Leben gerufen wurden, waren von großem Einfluss. Mein Buch über die psychologische Dynamik, die der psychospirituellen Transformation zugrundeliegt, wurde zuerst 1986 veröffentlicht und später als „The Unfolding Self“ 1998) neu aufgelegt.

Anhand der Arbeit des Anthropologen Michael Harner, der dazu beitrug, dass diese grundlegende schamanische Praktik in der westlichen Kultur wieder Einzug hielt, studierte ich während der 80er Jahre die Methode der schamanischen Trommelreise zur Erforschung des Bewusstseins und der Divination. Ich lernte die Anwendung der Vision Quest, der Visionssuche, bei der man auch fastet, durch Steven Foster und Meredith Little von der School of Lost Borderskennen und nahm an Schwitzhütten-Reinigungszeremonien der amerikanischen Indianer mit Richard Deertrack aus dem Taos-Pueblo und anderen teil. Mein Verständnis der Rolle von bewusstseinserweiternden Pflanzen und Pilzen bei indigenen Heilungs- und Divinationszeremonien, vor allem in Mittel- und Südamerika, wurde weitreichend vertieft durch meine Kontakte mit dem pionierhaften Psychiater Claudio Naranjo, den unerschrockenen Forscherbrüdern Terence und Dennis McKenna, der Botanikkünstlerin Kathleen Harrison, dem Mykologen Paul Stamets, dem Chemiker und Pharmakologen Jonathan Ott, dem Ethnobotaniker psychoaktiver Substanzen und Mayaspezialisten Christian Rätsch, der Kunsthistorikerin Claudia Müller-Ebeling und dem kolumbianischen Anthropologen Luis Eduardo Luna, der seine Doktorarbeit über den „Vegetalismo“ im Amazonas schrieb. Ich bin diesen Kollegen in der Bewusstseinsforschung zutiefst dankbar für ihre Entdeckungen und Einsichten, ihre Visionen, ihren Humor und ihre Freundschaft.

Während dieser Zeit experimentierte ich in meiner Praxis der individuellen Psychotherapie mit verschiedenen Wegen, yogische und schamanische Sichtweisen mit psychologischen zu kombinieren. Durch den weisen und großzügigen Therapeuten Leo Zeff wurde ich in den therapeutischen Gebrauch der empathogenen Substanz MDMA eingeführt, die der geniale Chemiker Alexander Shulgin erfunden hatte. Ich lernte dies als eines der besten Mittel kennen, tiefe heilsame Zustände von empathischer und spiritueller Vereinigung zu ermöglichen. Ein weiterer wertvoller Lehrer und Freund aus dieser Zeit, mit dem mich seitdem eine kontinuierliche Freundschaft verbindet, war der Psychiater Stanislav Grof, ein Pionier der psycholytischen Methode mit Anwendung von LSD und später des Holotropen Atmens, der die mysteriös-intimen Verbindungen zwischen Geburtserfahrungen und den transpersonalen archetypischen Reichen des Bewusstseins erforschte und aufklärte.

Ich begann Gruppen zu leiten, in denen die yogischen spirituellen Übungen, die ich gelernt hatte, zusammen mit den neueren psychologischen Ansätzen sowie schamanischen Divinationszeremonien und Kreisritualen einbezogen wurden. In einigen der Gruppen, die ich leitete, in Europa wie auch in den USA, machten wir damals, soweit dies möglich und nicht illegal war, Gebrauch von bewusstseinserweiternden Pflanzen und Substanzen, traditionellen wie neuen. Von Hunderten von Individuen sammelte ich die Berichte unterschiedlicher Erfahrungen aus solchen Gruppen. Diese Arbeit mit Gruppen und Individuen, die sich über 20 Jahre erstreckte, hat den empirischen Boden für die alchemistischen, yogischen und schamanischen Divinationspraktiken bereitet, die ich jetzt lehre und bei denen es um die konzentrierte Meditation ohne Substanzen zur Steigerung der Aufnahmefähigkeit geht.

Eine Reihe von Träumen und visionären Begegnungen trieb mich dazu an, die schamanistische, animistische Mythologie meiner vorchristlich-germanischen Vorfahren zu erforschen. Dies erforderte in meinem eigenen Verständnis die Klärung von den rassistischen Verdunkelungen, mit denen die Nazi-Ideolo gen diese Mythologie während des Zweiten Weltkriegs verschleiert hatten. Bei meiner Suche nach den historischen und prähistorischen Zusammenhängen dieser Mythologie wurde ich durch die bahnbrechende Arbeit der Archäologin Marija Gimbutas inspiriert. Sie wurde zu meiner geschätzten Mentorin und Freundin und schrieb auch ein Vorwort zu meinem Buch über die nordische Mythologie, „The Well of Remembrance“ (1994), (deutsch: „Der Brunnen der Erinnerung“, 1994). Während ich diese erstaunlichen mythischen Geschichten und Gedichte studierte und darüber schrieb, wurde mir unerwarteterweise klar, dass sie codierte Hinweise auf Divinationspraktiken enthielten (wie beispielsweise „aus Mimirs Brunnen trinken“), die man in unserer Zeit immer noch in einem spirituellen Sinn anwenden konnte.

Während der späten 80er und 90er Jahre verknüpfte sich mein Interesse am divinatorischen Schamanismus als bewusstseinserweiternde Praxis mit meiner wachsenden Wertschätzung der animistischen spirituellen Kosmologie, die unter den indigenen Völkern weltweit verbreitet ist. Am CIIS lehrte und revidierte ich kontinuierlich meine beiden Kurse: den einen über veränderte Bewusstseinszustände, sowohl die natürlich vorkommenden als auch die herbeigeführten; und den anderen über die Entwicklung eines ökologischen Bewusstseins. Meine Gedanken zur letzteren Thematik wurden stark beeinflusst durch die überzeugenden Schriften des Kulturhistorikers Theodore Roszak, der eine intellektuelle Integration der Disziplinen Ökologie und Psychologie befürwortete, die er „Ökopsychologie“ nannte. Ich stimmte mit dem grundlegenden Konzept überein, doch wollte ich die Behauptung vermeiden, dass wir einen weiteren spezialisierten Zweig in der akademischen Psychologie bräuchten. So zog ich es also vor, die nötige Integration „Grüne Psychologie“ zu nennen.

Ich nahm auch teil an und lernte von den wunderbar aufrüttelnden und tief empfundenen Ritualen des Council of All Beings, die meine Freunde Joanna Macy und John Seed entwickelt hatten. Ihre Arbeit integriert Elemente der buddhistischen Philosophie, des Systemdenkens, der Tiefenökologie und eines friedlichen, aber leidenschaftlichen Aktivismus. Bei verschiedenen Gelegenheiten arbeitete ich mit ihnen zusammen, so auch bei einem bemerkenswerten zweiwöchigen Kurs, den wir drei an einem abgelegenen Abschnitt an der Küste Südostaustraliens leiteten.

Meine Untersuchungen der historischen und prähistorischen Wurzeln der pathologischen Trennung der Zivilisation von der lebendigen Erde, wie auch einiger Heilungsmöglichkeiten mündeten im Buch „Green Psychology“(1999), (deutsch: „Das Mystische Grün“ , 2000), zu dem Theodore Roszak und John Seed ein Vor- beziehungsweise Nachwort schrieben. In diesem Buch strebte ich eine Transformation der kulturellen Gesinnung und des Verhaltens der Menschheit gegenüber der Erde an – weg von der Herrschaftsideologie, von der die westliche Zivilisation während mehrerer Tausender Jahre bestimmt worden war. Gemeinsam mit vielen anderen Denkern und Schriftstellern bin ich zum Verfechter einer Weltanschauung geworden, die eine gewaltlose und gleichberechtigte, globale soziale Ordnung umfasst und der Nachhaltigkeit und Erhaltung aller Ökosysteme auf der Erde Rechnung trägt. Ich glaube, dass nichts Geringeres als dies das Überleben unserer Zivilisation ermöglichen wird.

Während der 90er Jahre kam ich, teilweise durch meine Freundschaft mit den deutschen Psychologen Norbert Mayer, Christian Rode und Rolf Verres, mit der Arbeit von Bert Hellinger in Berührung, der auch zu einem Freund und geschätzten Mentor wurde. Als ehemaliger Priester, afrikanischer Missionar, Psychoanalytiker und Friedensstifter hatte er einen höchst innovativen Therapieansatz entwickelt, der „Familienaufstellung“ genannt wird, um mit Störungen in generationsübergreifenden Familiensystemen und Konfliktsituationen in Gruppen zu arbeiten. Bei dieser Art von Gruppenarbeit werden Individuen dazu angeleitet, auf einer tiefen Seelenebene sowohl mit verstorbenen als auch mit lebenden Vorfahren und Familienmitgliedern zu kommunizieren, und zwar mittels „Repräsentanten“. Als ich Hellingers Beobachtungen und Einsichten zu systemischen Familienmustern studierte, die über die Schleier des Todes hinausreichen, fühlte ich mich in meiner Arbeit mit schamanischen und alchemistischen Divinationen ermutigt und bestärkt, besonders da er sie auf einem völlig anderen Weg und unter völlig anderen Prämissen als den meinen erlangt hatte.

Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass die Transformation unserer Zivilisation, die wir alle dringend benötigen, weitreichende Wandlungen im Bewusstsein der Individuen, ihrer Familien und ihrer Gruppen, sowie letztendlich der globalen sozialen Ordnung erfordert. Ich bin geneigt, denjenigen zuzustimmen, die meinen, dass diese kollektiven Bewusstseinsveränderungen aktuell“ bereits stattfinden, unter der Oberfläche, in vielen Tausenden, vielleicht Millionen von Individuen – sogar während die übergeordneten Strukturen der Militärimperiums und des industriellen Kapitalismus von der Krise zur Katastrophe schlingern.

Ein inspirierender Leitfaden zum ausgedehnten Blick über diesen Wandel sind die Schriften des „visionären Geologen“ Thomas Berry, der zusammen mit dem Kosmologen Brian Swimme im Buch „The Universe Story“ eine einheitliche Evolutionskosmologie für unsere Zeit darlegt. In dieser Kosmologie werden die objektive wissenschaftliche Sichtweise und die subjektiven, mythischen und moralischen Ansichten gleichermaßen anerkannt und bewertet. Thomas Berry sagte , dass sich unsere Weltanschauung im „ökozoischen Zeitalter“, auf das wir zusteuern, weg von der bloßen Betrachtung der Welt als „Ansammlung von Objekten“ hin zur gleichzeitigen Wahrnehmung als „Gemeinschaft von Subjekten“ wandeln wird.

Wenn wir bei einer schamanischen Divination den Geist einer Tierart oder eines Vorfahren anrufen, dann treten wir mit diesen Subjekten in Beziehung. Wenn wir uns mit Empathie oder Mitgefühl mit einem anderen Lebewesen, menschlich oder nicht menschlich, verbinden, dann treten wir mit einem souveränen Subjekt in Beziehung. Das Respektieren der subjektiven Souveränität, gleich unserer eigenen, eines jeden Lebewesens, dem wir begegnen, sowohl menschlich als auch nicht menschlich, sowohl irdisch als auch kosmisch, ist die Goldene Regel für ethisches Verhalten in allen Welten, in allen Dimensionen.

Ich hege die Hoffnung und den Wunsch, dass die Methoden der alchemistischen Divination, wie sie in diesem Buch beschrieben und in meinen Trainings-Workshops gelehrt werden, dazu dienen mögen, die spirituelle Intelligenz zu erwecken und eine tiefere Verbindung mit unserer essenziellen Natur als souveräne, kosmische Lichtwesen hervorzubringen.

Schamanismus, Yoga und Alchemie

Seit alters her haben die Menschen zielgerichtet und bewusst die Gebiete der psycho-spirituellen und der physischen Heilung praktiziert. Von den drei großen Traditionen der Transformationspraktiken, die es auf der Erde gibt, ist der Schamanismus zweifelsohne die älteste. Er reicht bis ins Paläolithikum zurück und hat sich weltweit in einigen indigenen Kulturen bis heute erhalten. Yoga und Alchemie können als östliche und westliche Erweiterung oder Weiterentwicklung des Schamanismus bezeichnet werden, bzw. sie gehen auf die dörflichen Kulturen des Neolithikums und die Stadien der Stadtgründungen des Bronzezeitalters zurück. In all diesen drei Traditionen konzentrierten sich einige Praktizierende mehr auf die physische Heilung, andere mehr auf die psychologische Problemlösung und auf Führung für ihr Leben, wieder andere auf die Suche nach spirituellem Wissen, Erleuchtung und Befreiung. Viele unserer modernen Systeme aus Medizin, Psychotherapie, komplementärer Heilung und spiritueller Praxis sind die Erben der einen oder anderen Richtung dieser Traditionen.

Die Divinationspraktiken, mit denen wir uns hier in diesem Buch befassen, sind in allen diesen drei Traditionen zu finden. Grundsätzlich bekannt als Vorgang zum Erlangen von intuitiver Einsicht, bedeutet Divination wortwörtlich „Erlangen von Wissen aus der göttlichen Welt“, die auch bezeichnet wird als „innere Welt“, als „geistige Welt“, „nicht alltägliche Realität“ oder „höhere Reiche“. Im wesentlichen umfasst die Divination eine strukturierte Untersuchung von Fragen zur Vergangenheit, um zu heilen und Probleme zu lösen, oder von Fragen zur Zukunft – um vorauszuschauen und Führung zu erlangen. In der Medizin entsprechen die beiden Arten der Divination der Diagnose, bei der es um das Herausfinden des kausalen Ursprungs einer Krankheit oder Verletzung geht, und der Prognose, ihrer möglichen Entwicklung in der Zukunft.

Der bekannte Religionshistoriker Mircea Eliade, der maßgebende Bände zu jeder dieser drei Traditionen geschrieben hat, bezeichnet den Schamanismus als archaische Techniken der Ekstase. Das Wort „Ekstase“ kommt von exstasis, „außerhalb des gewöhnlichen Zustands sein“, außerhalb des begrifflichen Rahmens der gewöhnlichen Realität oder in einem veränderten Bewusstseinszustand. Der Anthropologe Michael Harner, der den Schamanismus als Pionier wieder in die westliche Kultur eingeführt hat, behauptet, dass es im Schamanismus im wesentlichen um einen „schamanischen Bewusstseinszustand“ geht, wobei man in eine „nicht-alltägliche Realität“ eintritt, die sich von der normalen Alltagsrealität deutlich unterscheidet.

In indigenen Kulturen ist die Metapher für das Eintreten in einen veränderten Bewusstseinszustand die schamanische Reise: Wie eine gewöhnliche Reise hat der schamanische Bewusstseinszustand einen Anfang, einen Zeitabschnitt in den nicht-gewöhnlichen Welten mit verschiedenen Erfahrungen und ein Ende, der Rückkehr zum gewöhnlichen Leben und dem gewöhnlichen Bewusstsein. Der Schamane geht auf eine schamanische Reise mit einer Absicht, die entweder Heilung, diagnostizierende Divination oder die Verbindung mit einer Vielzahl von Geistern, wie verstorbenen Vorfahren, Geistern des Ortes oder transzendenten Wesenheiten, sein kann. Er/sie reist für sich selbst, für ein anderes Individuum oder für eine Familie oder eine Gruppe, die um seine oder ihre Hilfe bitten.

Es gibt zwei Haupttechniken, um in den Zustand der schamanischen Reise einzutreten, die man weltweit findet: rhythmisches Trommeln oder Rasseln und psychoaktive Pflanzen oder Pilze. Beide dieser Methoden können bestimmte Veränderungen in der Funktionsweise des Gehirns hervorrufen, die das neurophysiologische Substrat für die Divinationsreise bilden. Die Trommelmethode ist in den Gebieten auf der Nordhalbkugel wie Asien, Europa und Nordamerika weit verbreitet. Die psychoaktiven Pflanzen und Pilze kommen mehr in den tropischen Breitengraden, vor allem in Zentral- und Südamerika und ebenso in Afrika vor, vermutlich wegen der bedeutend größeren Artenvielfalt der Pflanzen- und Tierwelt in den Tropen.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts neigten Psychologen und Psychiater, die anthropologische Berichte über Schamanen gelesen hatten, dazu, diese als „Hexendoktoren“ und Vertreter von abergläubischem Stammesglauben zu verunglimpfen. Die Praktiken der schamanischen Divinationsreise wurden als betrügerische und schizophrene Praktiken betrachtet, die auf irgendeine Weise Glaubhaftigkeit im regionalen Stamm erlangt hatten. Unter dem Einfluss der Schule des anthropologischen Kulturrelativismus und der Arbeit von Wissenschaftlern wie Margaret Mead, Ruth Benedict sowie Eliade, Harner und anderen haben solche Sichtweisen zum Verständnis beigetragen, dass Schamanen und die Kulturen, in denen sie beheimatet sind, in einer völlig anderen Weltanschauung leben, mit unterschiedlichen Auffassungen von der Natur der Realität.

Die zwei Hauptunterschiede zwischen der Weltanschauung der schamanistischen indigenen Kulturen und der modernen Weltanschauung des wissenschaftlichen Materialismus sind: erstens, das Konzept von mehreren „Welten“ oder mehrschichtigen Ebenen der Realität und zweitens, die Anerkennung der Realität von Geistern als unabhängige Wesen, die zahlreiche Welten bewohnen (und dies nicht bloß als reine Phantasien oder Symbole). Die Weltanschauung, die dem Schamanismus wie auch der Alchemie und dem Yoga zugrunde liegt, ist als Animismus oder Panpsychismus bekannt: der Glaube, dass alle Arten der Natur von psychischer oder spiritueller Energie und von Bewusstsein durchdrungen sind, sowohl die organischen (z.B. Pflanzen, Tiere, Pilze) als auch die anorganischen (z.B. Steine, Flüsse, Berge, Winde), wie auch die terrestrischen (d.h. dieses Planeten Erde) und die kosmischen (andere Planeten, Sterne, Galaxien, das Universum).

Psychologisch gesehen, aus dem Blickwinkel der westlichen wissenschaftlichen Weltanschauung, könnte man sagen, dass sich die Konzepte von „anderen Welten“ auf Ebenen oder Reiche des Bewusstseins beziehen, die außerhalb der Grenzen unserer üblichen und gewöhnlichen Wahrnehmung liegen. Die Tiefenpsychologien, die sich aus der Psychoanalyse entwickelt haben, bezeichnen solche normalerweise unzugänglichen Reiche als „das Unterbewusste“ oder „das kollektive Unterbewusste“. Dies wäre allerdings eine zu begrenzte Definition für den Schamanismus, wenn mit „unterbewusst“ etwas gemeint ist, das sich auf etwas innerhalb des Individuums bezieht, d.h. innerhalb der menschlichen Psyche. Schamanische Praktiken umfassen nicht nur das Erforschen unbekannter Aspekte unserer eigenen Psyche, sondern auch unbekannter Aspekte der Welt, die uns umgibt – sowohl der äußeren als auch der inneren Mysterien.

Auf ähnliche Weise würden Psychologen sagen, dass alles, was sich auf „Geister“ bezieht, in Wirklichkeit symbolischer Ausdruck ist für Aspekte der unterbewussten Psyche des Menschen – und in der Psychologie von C.G. Jung für archetypische Symbole des kollektiven Unterbewussten. Ich stimme jedoch mit jenen Studenten und Wissenschaftlern überein, die behaupten, dass die westlichen Paradigmen der Realität erneuert und erweitert werden müssen, um die Realität von Geistern anzuerkennen, und zwar nicht bloß als Konstruktionen des menschlichen Geistes, sondern als lebendige, intelligente und unabhängige Wesen, mit denen man kommunizieren kann und mit denen wir ko-existieren und in den verschiedenen Welten der Realität interagieren. Die alchemistischen Divinationspraktiken sind von einer solchen erweiterten Weltanschauung bestimmt, in der wir Menschen Geister sind, die eine menschliche Form bewohnen, in der wir mit zahlreichen Arten von Geistern interagieren, die diverse Formen in dieser und in anderen Welten bewohnen.

Zu den schamanischen Heilungspraktiken, bei denen medizinische oder visionäre Pflanzen oder Pilze eingenommen werden, gehört immer die bewusste Verbindung mit den jeweiligen Pflanzen- oder Pilzgeistern. Eine solche duale Sichtweise, welche die spirituelle Dimension genauso wie die materielle Dimension anerkennt, findet man auch in der Homöopathie und der traditionellen Kräutermedizin vieler Kulturen. Bei ihrer Arbeit mit der schamanischen Reise, dem Reisen in andere Reiche, rufen die Schamanen auch den Geist eines Tieres an, wie zum Beispiel den des Bären oder des Adlers, zu denen sie eine Verbindung haben oder mit denen sie zusammenarbeiten. Darüber hinaus können Schamanen mit Kristallen und anderen Substanzen aus der Materie der Erde arbeiten, wie auch mit den Elementargeistern der Luft (Wind), des Wassers (Flüsse oder Regen) und des Feuers.

Eine bedeutende, große Gattung von Geistern, mit denen die Schamanen kommunizieren und zusammenarbeiten, sind die Geister der verstorbenen Vorfahren  – Familienmitglieder, die auf die andere Seite hinübergegangen sind, in die geistige Welt, und die dadurch Zugang zu einem detaillierteren Wissen haben, als es gewöhnlich möglich ist. Und dann gibt es noch die größeren Ahnen-, Führer- und Lehrgeister ganzer Stämme und Völker, die traditionell bekannt sind als „Götter“ oder „Gottheiten“, und die eine so bedeutende Rolle in den zahlreichen Mythologien der Welt spielen.

Letzlich wird in traditionellen Kulturen die ganze Erde an sich als Wesen betrachtet, das von Intelligenz und Spiritualität beseelt ist, als Gottheit, die man im alten Griechenland als Gaia oder bei den nordamerikanischen Indianerstämmen als Mutter Erde kannte. Die Gaia-Theorie von Lovelock und Margulis ist eine Ansicht der modernen Wissenschaft, die in vielerlei Hinsicht Parallelen und Übereinstimmungen mit alten indigenen Vorstellungen zeigt, und zwar darin, dass die Erde als ganzheitliches, in sich geschlossenes und sich selbst organisierendes lebendes System angesehen wird. Und wie wir wissen, waren nicht nur die Erde, sondern auch die Sonne, der Mond und andere Planeten in alten und indigenen Kulturen als die Körper kosmischer Gottheiten bekannt – die Planeten tragen immer noch die Namen, die sie von den alten Griechen und Römern erhalten haben.

Zum Yoga wie auch zum Schamanismus und der Alchemie gehören sowohl eine bestimmte Art der Weltanschauung als auch systematische Technologien zur Erweiterung und Erhöhung des Bewusstseins. Der Titel von Mircea Eliades klassischer Arbeit in diesem Feld – „Yoga, Unsterblichkeit und Freiheit“ – weist auf den grundlegenden Glauben an die Unsterblichkeit der Seele oder des Geistes hin, sowie auch auf die Wege zur Befreiung von den Fesseln der Illusion und Anhaftung. Das Wort Yoga kommt vom Sanskritstamm yuj,