Die Erweiterung des Bewusstseins - Ralph Metzner - E-Book

Die Erweiterung des Bewusstseins E-Book

Ralph Metzner

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Beschreibung

Essay I: LSD und die Suche nach dem Stein der Weisen Dieser Essay wurde als eine Festrede zum hundertsten Geburtstag von Albert Hofmann gehalten. Der Entdecker des LSD, so zeigt der Autor in einer faszinierenden historischen Rückschau von den ersten Hochkulturen bis zur Neuzeit, gehört in die grosse Tradition der alchemistischen Naturforscher, die auf der Suche nach dem Stein der Weisen eine ganzheitliche Vereinigung spiritueller und materieller Wahrheit anstrebten. Essay II: Erweiterungen des kollektiven Bewusstseins Die Einführung psychedelischer Substanzen in der weltlichen Kultur Mitte des vergangenen Jahrhunderts stellt einen tiefgreifenden Umbruch in der kollektiven Psyche der Menschheit dar. Die sozio-kulturellen Wandlungen, die daraus hervorgingen, können als Antwort der kollektiven Psyche auf die beispiellosen Bedrohungen der modernen Zivilisation gesehen werden: Nuklearkrieg, Umweltzerstörung und rasendes Bevölkerungswachstum.

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Impressum

Verlegt durch:

NACHTSCHATTEN VERLAG AG

Kronengasse 11 • CH-4502 Solothurn Tel: 00 41/32/621 89 49 • Fax: 00 41/32/621 89 47 [email protected] • www.nachtschatten.ch

© 2008 Ralph Metzner und © 2008 Nachtschatten Verlag

Fotorechte: wenn nicht anderes vermerkt liegt das © beim Autor oder beim Verlag

Übersetzung: Mathias Bröckers, Berlin Grafische Gestaltung: Angela Wirtz, Hannover Lektorat: Erick van Soest, Solothurn

Druck: Druckerei Uhl, Radolfzell

Printed in Germany

ISBN: 978-3-0378-8162-0

eISBN 978-3-0378-8226-9

Titel der Originalausgabe: The Expansion of Consciousness

• Albert Hofmann, LSD and the Quest for the Philosophers’ Stone *)

• Expansions of Collective Consciousness: A short history since the End of WWII

Aus der Serie Ecology of Consciousness. Pupliziert von der Green Earth Foundation, El Verano, Californien, USA, www.greenearthfound.orgDer Verlag dankt der Green Earth Foundation für die finanzielle Unterstützung!

*) dieser Artikel erschien 2006 in einer Lizenzausgabe im AT-Verlag unter dem Titel Albert Hofmann und die Entdeckung des LSD (Hrsg. M. Bröckers, R. Liggenstorfer)

Alle Rechte der Verbreitung durch Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder Art, elektronischer digitaler Medien und auszugsweiser Nachdruck nur unter Genehmigung des Verlages erlaubt.

Inhaltsverzeichnis

TitelImpressumDanksagungenAlbert Hofmann, LSD und die Suche nach dem alchemistischen Stein der WeisenErweiterungen des kollektiven Bewusstseins seit dem Ende des Zweiten WeltkriegesDie 1940er JahreDie 1950er JahreDie 1960er JahreDie 1970er JahreDie 1980er JahreDie 1990er JahreDer Beginn des neuen Jahrtausends (2000-2005)Zusammenbruch oder neuer Anfang?

Danksagungen

Die in diesem Band vereinigten zwei Essays wurden zuerst als Vorträge anlässlich eines internationalen Symposiums in Basel zum hundertsten Geburtstags von Albert Hofmann im Januar 2006 gehalten.

Ich bin den Organisatoren der „Gaia Media“-Stiftung Dieter Hagenbach, Lucius Werthmüller und Michael Gasser sehr dankbar für ihre Einladung, an dieser vorzüglich organisierten Konferenz teilnehmen zu dürfen. Dank gebührt auch Roger Liggenstorfer vom Nachtschatten Verlag in Solothurn und Herausgeber des Symposium-Buchs Albert Hofmann und die Entdeckung des LSD, welches meinen Hofmann-Essay enthält; und ebenso verpflichtet bin ich Mathias Broeckers, dem Mitherausgeber des Symposium-Buchs: Mathias übersetzte den Essay ins Deutsche.

Vielen Dank also an Roger, der die Anregung gab, beide Essays in einem separaten Büchlein zu vereinigen; und auch an Mathias Bröckers, Berliner Journalist und Autor, der in anregender Konversation zu den Ideen des zweiten Essays beitrug.

Ralph Metzner, Albert Hofmann, Roger Liggenstorfer – 2006

Ich zog Nutzen aus mehreren Diskussionen dieser Essays, wofür ich tief dankbar bin. Michael Flanagin, langjähriger Student des Werkes von C.G. Jung, gab mir detaillierte und feine Anmerkungen zum ersten Essay, was mein Verständnis für C.G. Jungs Konzept der „transzendenten Funktion“ wesentlich klärte.

Micah und Paul, praktizierende Laborchemiker der „Al-Kemi company“, Hersteller von spagyrischen Medizineien, unterstützten mich in meiner Ansicht von der inneren Abhängigkeit der materiellen und psychischen Aspekte der Alchemie.

Ebenso befand ich mich in der günstigen Lage, auch die Ideen des zweiten Essays, der die Transformationen des kollektiven Bewusstseins zum Inhalt hat, mit den langjährigen Freunden und Kollegen Stanislaf Grof und Richard Tarnas zu diskutieren.

Das bahnbrechende Buch von Tarnas Cosmos and Psyche, das von den archetypischen planetarischen Konstellationen bei historischen Transformationen handelt, erschien im Frühling des Jahres 2006. Während ich meinen Essay verfasste – gedanklich von einem völlig anderen transformativen Modell geleitet  –, war ich förmlich erschüttert, als ich in seinen Schriften Bestätigungen und Ausweitungen der Dynamik von sozialen Veränderungen fand. Deswegen habe ich einige besonders markante Bezüge der archetypischen planetarischen Muster, die mit Bewegungen des kollektiven Bewusstseins korrelieren, in meinem zweiten Essay aufgenommen.

Leser, die sich eine tieferen und detaillierteren Einblick von Tarnas Konzept zu beschaffen wünschen, seien auf sein Buch Cosmos and Psyche verwiesen, das ein wahres Schatzhaus für Einsichten und Bildung darstellt.

Albert Hofmann, LSD und die Suche nach dem alchemistischen Stein der Weisen

Alchemie, entstanden aus dem Schamanismus, ist die alte Kunst und Wissenschaft der elementaren Transformation. Der Religionshistoriker Mircea Eliade stellte in seinem Buch The Forge and the Crucible (1962) („Schmiede und Alchemisten“, 1980) fest, dass die Alchemie historisch aus der Arbeit schamanistischer Bergleute, Schmiede und Metallurgen erwuchs. Sie waren die Meister des Feuers, die wussten wie man Metalle (wie Kupfer, Zinn, Eisen, Gold, Silber) aus dem Stein extrahiert, sie zu Legierungen wie Bronze vereinigt, Werkzeuge (wie Äxte, Hämmer oder Pflüge), Waffen (wie Speere, Schwerte, Dolche, Schilder) und Schmuck (wie Halsketten, Armbänder, Kronen, Ringe) daraus macht. In der archaischen und klassischen Periode wurde das Wissen über die Metallherstellung wegen ihres ersichtlichen engen Zusammenhangs mit Macht und Reichtum geheim gehalten und in den Handwerkergilden nur von Meister an Lehrling weitergegeben. Den gewöhnlichen Menschen erschienen diese Techniken als magisch, denn sie schienen mit einer unerklärlichen Meisterschaft über die Naturgewalten verbunden. Das Handwerk des Mauerns, das mineralische Steine benutzte, und der Medizin, das mineralische und botanische Extrakte zum Heilen benutzt (sowohl als auch metallene Instrumente in der Chirurgie), waren ähnliche Geheimgesellschaften. Alle diese drei Bewegungen entwickelten esoterische oder innere Komponenten, die sich mit den Praktiken der psychischen und spirituellen Selbst-Transformation befassten.

Es ist ein weitverbreitetes Missverständnis, dass es in der Alchemie ausschliesslich und hauptsächlich um die Verwandlung von unedlen Metallen in Gold gehen würde. Tatsächlich machen die alchemistischen Schriften aber klar, dass der zentrale Fokus der alchemistischen Praxis das Heilen war und das, was wir heute Psychotherapie nennen: die Umwandlung der physischen und psychischen Beschaffenheit des menschlichen Wesens – beginnend bei sich selbst. Das Weltbild der archaischen und klassischen Zeit war holistisch – die physischen, psychischen, spirituellen und kosmischen Dimensionen des Lebens wurden in ihrer Ganzheit gesehen und nicht als separate Felder. Insofern kann die Alchemie als eine besondere Entwicklung der aus der Altsteinzeit stammenden schamanistischen Tradition des Heilens und der Transformation gesehen werden. Die Schamanen verfügten über spezialisierte Kenntnisse von Pflanzen und Mineralien einschliesslich der Kristalle und von dem geheimen Initiationswissen der spirituellen Dimension. Sie verhandelten für ihre Klienten mit den normalerweise unzugänglichen Geistern der Natur und der Ahnen.

Paracelsus, 1493–1541

Alchemisten arbeiteten wie die Schamanen mit Geistern, besonders mit den Geistern der Elemente (Luft, Feuer, Erde, Wasser) und bestimmten Gottheiten (Hephaestos bei den Griechen, Vulcanus bei den Römern), die als Führer und Lehrer der Bergleute und Schmiede galten. Der grosse alchemistische Meister des 16. Jahrhunderts, Paracelsus, identifizierte und benannte die mit den vier Elementen assoziierten Geister: die Geister der Luft wurden Elfen genannt, die Wassergeister Undinen, die Erdgeister Gnome und die Feuergeister Salamander. In der germanisch-nordischen Mythologie hatten die Geister des Steins, Metalls und Feuers den Namen Schwarzalben oder Zwerge. Ihre Heimat, Schwarzalfheim genannt, war unterirdisch, in den Steinen, Felsen und Bergen. Wie die Riesen, die Geister grosser natürlicher Gebiete wie Gebirgszüge, Wälder, Flüsse und Ströme, waren die Schwarzalben gegenüber den Menschen weder wohlmeinend noch übelwollend. Sie folgten ihrer eigenen Agenda und galten, was das Wohlergehen und Überleben der Menschen betrifft, als neutral. Aber die Menschen konnten mit ihnen kommunizieren und von ihnen lernen, wenn sie die Zugangscodes zu ihnen hatten. Deshalb sagte man den Menschen, die als Bergleute oder Schmiede arbeiteten und Waffen, Werkzeuge und Schmuck herstellten, nach, dass sie tatsächlich von den Steingeistern, den Schwarzalben, inspiriert und belehrt wurden.

Die Mythen von Odin/Wotan, des Wissen suchenden Gottes der Schamanen und Krieger, erzählen, wie er die Welten durchwandert und Fragen stellt – an Götter, Göttinnen, Elfen, Riesen, Menschen und Zwergen und sogar an die Toten. Eines der Gedichte der Edda bezieht sich auf ein Gespräch zwischen dem Donnergott Thor und dem sehr klugen Zwerg Allwiss, dem „Allwissenden“, der Thors Tochter heiraten möchte. Thor, der den Freier seiner Tochter testen und entmutigen möchte, stellt ihm eine Reihe immer schwierigerer linguistischer Rätsel, die der kluge Zwerg alle erfolgreich löst, bis er vom Licht des Tages überwältigt wird. Mir scheint das mythische Bild der moralisch neutralen Geister des Metalls und des Steins suggestiv, vor allem im Hinblick auf die moralisch fragwürdige Natur vieler Technologien, die die moderne Wissenschaft auf der Erde entfesselt hat.

Wir können in diesen alten mythischen Vorstellungen das Verständnis des Prinzips sehen, nach dem das Wissen über natürliche Kräfte und Werkzeuge moralisch neutral ist: sie können für das Heilen und die Kreativität verwendet werden, im Dienste des Göttlichen und des Lebens; aber wenn sie zur persönlichen Überhöhung, Herrschaft und Bereicherung auf Kosten anderer verwendet werden, werden sie zu Zauberei, schwarzer Magie, zur „dunklen Seite“. Schamanen, Alchemisten, Zauberer und Hexen, moderne Ärzte oder moderne Wissenschaftler, die mit ihrem Wissen und ihrer Macht, ihren Kenntnissen der Geister der Natur, anderen dienen und sie heilen, tragen zum Wohlstand der Gemeinschaft und Gesellschaft bei. Diejenigen, die ihr Wissen und ihre Macht zur Anhäufung von Reichtum und Macht über andere benutzen, dienen nur sich selbst oder einer bestimmten Gruppe, nicht dem Ganzen.

Der Schamanismus der Altsteinzeit entwickelte die Kenntnisse und die Methoden heilender Transformation durch den Zugang zu den verborgenen geistigen Kräften hinter oder innerhalb der sie umgebenden natürlichen Welt. Die ägyptischen und griechisch-römischen Zivilisationen setzten diese steinzeitlichen Praktiken und Wissenschaften fort und erweiterten sie: als empirisch überprüfte Technologien der physio-psychisch-spirituellen Transformation. In Indien mündeten diese transformativen Tätigkeiten von Schamanen und Alchemisten in die psycho-spirituelle Praxis des Yoga. In seinem Buch Yoga – Immortality and Freedom (1969) (Yoga, 1985) zeigte Mircea Eliade, dass Yoga sich mit Praktiken beschäftigt, die das Bewusstsein von der Gebundenheit an die materielle Sinneswelt befreien; das wurde Der Weg der Befreiung (mukti) genannt. Auch in der yogischen Heiltradition Indiens, die als Ayurveda bekannt ist, gibt es alchemistische Texte, die von der Nutzung medizinischer und psychoaktiver Pflanzen, mineralischer Substanzen oder Pilze handeln. Ein zentrales Konzept des alchemistischen tantrischen Yoga war rasa, was soviel bedeutet wie „Essenz“, „Tinktur“, „Gefühl“ und „Geschmack“. Dieser Zweig der Yogatradition wird rasayana genannt, „Der Weg (yana) der Essenz“.

Im chinesischen Taoismus ist die Alchemie ebenso bekannt. Hier ist sie ein integraler Bestandteil der taoistischen Vertiefung in Langlebigkeit („Unsterblichkeit“ genannt) und den Yogatechniken der Zirkulation sexueller Energien zur Regeneration. Es scheint, dass in den indischen und chinesischen Traditionen die physischen, psychischen und spirituellen Aspekte der tranformativen Arbeit mehr oder weniger verbunden blieben, obwohl einige Unterzweige sich mehr auf den einen oder den anderen Aspekt konzentrieren (z.B. hatha yoga auf den physischen, bhakti yoga auf den emotionalen Aspekt.) Im Westen liegt der Ursprung dieser alchemistischen Praktiken elementarer menschlicher Transformation in Ägypten und wurde in der klassischen Periode über die hellenistischen und arabischen Länder verbreitet und blühte bis ins Mittelalter im christlichen Europa.

Das Wort „Alchemie“, die Wurzel des Worts „Chemie“, kommt vom arabischen al-kimiya – „die Wissenschaft des Schwarzerde-Lands“. Kam, oder Kem, „Schwarze Erde“, war der Name der alten Ägypter für ihr Land und bezog sich auf die sehr fruchtbare schwarze Erde entlang des Nils nach den saisonalen Überschwemmungen. Das war das Land der Schwarzen Göttin (Nut, Isis, oder Hathor), die sich zur Schwarzen Madonna der christlichen Zeit wandelte. Das Wort „Chemie“ verweist also auf den ägyptischen Ursprung der Alchemie. In ihrer grössten Blüte verkörperte die alte ägyptische Zivilisation, die tatsächlich von einer noch älteren atlantischen oder sogar ausserirdischen Zivilisation gegründet worden sein könnte, eine vollkommen integrierte wissenschaftliche, religiöse und künstlerische Weltanschauung. In den Worten des berühmten Ägyptologen Schwaller de Lubicz war das eine heilige Wissenschaft.

In der hellenistischen Periode stieg der Gott Hermes, der bei den Ägyptern Thoth oder Djehuti und bei den Römern Mercurius hiess, zur Hauptgottheit und zum geistigen Führer der alchemistischen Transformationsarbeit auf. Thoth war der Wissenschaftler, Schreiber und Archivar unter den Göttern. Hermes/Merkur