Alexandria & Tristan - Monica Murphy - E-Book

Alexandria & Tristan E-Book

Monica Murphy

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Beschreibung

Alexandria will nur ein normales Leben führen, aber sie ist pleite. Nachdem ihre Eltern wegen Veruntreuung im Gefängnis gelandet sind, schreibt sie sich mit dem Mädchennamen ihrer Mutter am College ein und versucht ihr Bestes, jemand anderes zu sein. Auf einer Party lernt sie Tristan kennen: reich, faul und egozentrisch. Als er sie anmacht, schüttet sie ihm ihr Bier über den Kopf, aber das stößt ihn nicht ab. Im Gegenteil: Tristan liebt nichts mehr als eine Herausforderung ...

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Das Buch

Alexandria will nur ein normales Leben führen, aber sie ist pleite. Nachdem ihre Eltern wegen Veruntreuung im Gefängnis gelandet sind, schreibt sie sich mit dem Mädchennamen ihrer Mutter am College ein und versucht ihr Bestes, jemand anderes zu sein. Tristan ist genau die Sorte von Typ, der Alex aus dem Weg gehen will: reich, faul und egozentrisch. Als er sie auf einer Party anmacht, schüttet sie ihm ihr Bier über den Kopf, aber das stößt ihn nicht ab. Im Gegenteil. Tristan liebt nichts mehr als eine Herausforderung, und Alex fasziniert ihn sofort. Was beide nicht ahnen: Ihre Familien sind durch eine Vielzahl von Tragödien miteinander verbunden …

Die Autorin

Die New York Times-, USA Today- und internationale Bestseller-Autorin Monica Murphy stammt aus Kalifornien. Sie lebt dort im Hügelvorland unterhalb Yosemites, zusammen mit ihrem Ehemann und den drei Kindern. Sie ist ein absoluter Workaholic und liebt ihren Beruf. Wenn sie nicht gerade an ihren Texten arbeitet, liest sie oder verreist mit ihrer Familie.

Lieferbare Titel

Total verliebt

Zweite Chancen

Verletzte Gefühle

Unendliche Liebe

Violet – So hot

Rose – So wild

Lily – So sexy

Jade & Shep

Never Loved Before

Never Let You Go

Fair Game – Jade & Shep

Fair Game – Lucy & Gabriel

Fair Game – Alexandria & Tristan

Monica Murphy

Roman

Aus dem Amerikanischen von Hanne Hammer,Silvia Kinkel und Evelin Sudakowa-Blasberg

WILHELMHEYNEVERLAGMÜNCHEN

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.
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Die Originalausgabe erschien 2016 unter dem TitelSlow Play bei EverAfter Romance.
Copyright © 2015 by Monica MurphyCopyright © 2017 der deutschsprachigen Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 MünchenRedaktion: Anita HirtreiterUmschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur Münchenunter Verwendung von Gettyimages/Marili ForastieriSatz: Fotosatz Amann, MemmingenISBN 978-3-641-19588-5V003www.heyne.dewww.penguinrandomhouse.de

1. Kapitel

Alex

Auf der Tanzfläche ist es heiß und voll. Alle Leute bewegen sich zum Hämmern des Beats, und ich tanze mitten unter ihnen. Beide Arme hochgestreckt, die Wasserflasche in der einen, mein Handy in der anderen Hand, versuche ich, mich fallen zu lassen und einfach alles um mich herum zu vergessen, zumindest für eine kurze Weile. Der Typ, der neben mir tanzt, ist außer Rand und Band, rudert wie wild mit den Armen, was wegen seines randvoll gefüllten Bierglases besonders gefährlich ist.

Angeekelt beobachte ich, wie er beim Tanzen den Schaum auf dem Boden und auf seinen Klamotten verspritzt. Wenn er auch nur einen Tropfen dieses billigen Gesöffs auf mein Kostüm schüttet, kann er sich auf was gefasst machen.

Mit einer kunstvollen Drehung, die meine alte Ballettlehrerin mit Stolz erfüllt hätte, bewege ich mich von ihm weg, worauf er eine enttäuschte Miene zieht. Oh, Mann. Er ist so gar nicht mein Typ. Keiner der Jungs hier ist wirklich mein Typ. Ich bin mit meiner neuen Freundin Kelli hier. Wir haben uns zusammen durch den ersten Monat unseres Statistikkurses gekämpft und wären beinahe durch die Prüfung gerasselt, was uns irgendwie zusammengeschweißt hat.

Geteiltes Leid ist wirklich halbes Leid und verbindet nun mal, und in den letzten Wochen sind Kelli und ich richtig dicke Freundinnen geworden. Sie hat mir Jade vorgestellt, eine ihrer besten Freundinnen. Und heute Abend hat Jade mich mit Lucy bekannt gemacht, die mit dem besten Freund von Jades Freund zusammen ist.

Ich finde das großartig. Die Mädels scheinen obendrein echt nett zu sein und ihre Freunde sind super Typen, was will ich also mehr? Ja, was will ich mehr, als neue Freundschaften zu schließen, mich auf Partys reicher Leute zu amüsieren – wir befinden uns auf dem luxuriösen Anwesen von Jades Freund – und mich wie ein ganz normales Mädchen zu verhalten, das niemand wirklich kennt.

Genau so, wie ich es mag.

Ich dränge mich an einem Idioten vorbei, der mich anzüglich mustert und dessen Vorstellung von Kostümierung sich im Tragen eines Fußballtrikots erschöpft – wie originell ist das denn? –, und gehe in die Küche, um mir eine neue Flasche Wasser oder irgendetwas anderes Nichtalkoholisches zu besorgen. Ich habe mich heute Abend freiwillig als Fahrer zur Verfügung gestellt. Wenn du miterlebst, wie deine Eltern sich mit Alkohol zuschütten, um ihre bösen Taten zu vergessen, hast du mit Trinken eher nichts am Hut.

Zumindest gilt das für mich.

»Alexandria!«, ruft Jade und winkt mir lächelnd zu. Sie ordnet gerade auf einem Teller Brownies an, die aussehen, als kämen sie frisch aus dem Backofen. Vor allem riechen sie so. Der köstliche Duft von Schokolade zieht durch die Küche, überdeckt die krasse Mischung aus Körpergeruch, Bier und Gras. »Ich fasse es einfach nicht, wie toll dein Kostüm ist!«

Ich vollführe eine kleine Pirouette, sodass die an meinem Rücken angebrachten weißen Federflügel erzittern. Rasch greife ich nach oben, um den windigen Heiligenschein, der mir vom Kopf zu fallen droht, wieder zu stabilisieren. Ich habe das Kostüm letztes Jahr für eine andere Halloweenparty gekauft und ordentlich Kohle dafür bezahlt, denn damals glaubte ich noch, ich hätte Geld und müsste mir um nichts Sorgen machen. Es war eine andere Halloweenparty, ein anderes Leben. Ich bin nicht mehr das Mädchen von damals.

Werde es nie wieder sein. Dieses Mädchen hätte man nie dabei ertappt, dass es zwei Jahre hintereinander dasselbe Kostüm an Halloween trägt …

»Mir gefallen vor allem die Federn«, sagt Jade und deutet mit dem Kopf auf meine Flügel. In ihrem Robin-Hood-Kostüm verströmt sie eine unglaublich starke Frauenpower. Ihr Freund Shep hat sich ebenfalls dem Kampf gegen das Verbrechen verschrieben. Er streift schon den ganzen Abend umher und murmelt mit seiner heisersten Stimme: »Ich bin Batman.«

Morgen wird er wahrscheinlich starke Halsschmerzen haben.

»Danke«, sage ich nun und stibitze rasch einen Brownie. Noch während ich hineinbeiße, stöhne ich vor Wonne. Er ist nicht nur unglaublich köstlich, sondern auch noch warm. Eben frisch aus dem Backofen. »Mm, himmlisch!«, murmele ich verzückt.

»Selbst gebacken«, erwidert Jade strahlend vor Stolz. Sie schiebt mir den Teller zu. »Da, nimm dir ruhig noch einen.«

Ich schüttele den Kopf, schiebe mir den restlichen Brownie in den Mund und lecke mir undamenhaft die Krümel von den Fingern. »Nein, danke. Normalerweise esse ich nichts Süßes.«

Jade runzelt die Stirn. »Warum das denn?«

Weil meine Mutter mir von klein auf eingetrichtert hat, dass Zucker schlecht ist. Dass alles, was gut schmeckt oder sich gut anfühlt, schlecht für einen ist. Aber sie ist nicht mehr da. Ich brauche keine Bange mehr zu haben, dass sie mich überwacht, jede Kalorie kontrolliert, die ich zu mir nehme, jede Meile, die ich laufe, jede Hausaufgabenseite.

Ich bin jetzt auf mich allein gestellt. Warum also lasse ich sie nach wie vor über mich bestimmen?

»Scheiß drauf«, brumme ich, schnappe mir noch einen Brownie und esse ihn mit zwei Bissen auf.

Dieser Genuss ist jede Sünde wert.

Lachend ergreift Jade den Teller und geht damit zur Verandatür. »Ich gehe in den Garten. Kommst du mit?«

»Nein, ich bleibe besser hier und manage die Küche.« Im Moment ist außer uns niemand in der Küche, was ziemlich seltsam ist. Das Fass befindet sich draußen, aber alle anderen Getränke und das Essen sind hier.

»Ich bin in einer Minute zurück. Die Brownies werden bestimmt reißenden Absatz finden.« Vergnügt tänzelt sie hinaus und schließt die Verandatür hinter sich.

Ich nehme mir aus einer der Kühlboxen, die in einer Reihe an der Wand stehen, eine Flasche Wasser, schraube den Deckel ab und trinke gierig ein paar Schlucke, da mich die Brownies noch durstiger gemacht haben. Plötzlich stürmt eine junge Frau in einem sexy Kostüm herein, bleibt abrupt stehen, als sie mich sieht, und flitzt dann hysterisch kichernd in den Garten hinaus.

Irritiert sehe ich an mir hinunter und bemerke, wie kurz mein Rock ist. Letztes Jahr wollte ich unbedingt die Blicke der Männer auf mich ziehen. Dieses Jahr eher nicht. Ich will eigentlich nicht auffallen, aber dieses Kostüm ist mit dem tiefen Ausschnitt und dem knappen Rock alles andere als unauffällig. Im Verlauf des Abends haben mich eine Menge Typen angeglotzt, zweifellos fasziniert von dem jungfräulich weißen Gewand und den fedrigen Engelsflügeln. Ich sehe fast so aus, als käme ich direkt vom Laufsteg für sexy Unterwäsche von Victoria’s Secret.

Aber wirklich nur fast. So eingebildet bin ich nicht, dass ich glaube, ich könnte ein Model sein. Außerdem habe ich eher kleine Brüste …

»Hey, hey, wen haben wir denn da?«

Beim Klang der männlichen Stimme hinter mir erstarre ich. Na toll. Männliche Aufmerksamkeit wollte ich eigentlich vermeiden, nur hätte ich mir dann wohl ein anderes Kostüm zulegen müssen. Eine falsche Bewegung und mein Po würde heraushängen.

Langsam drehe ich mich um und muss mich dann angesichts des Typen, der vor mir steht, stark beherrschen, um nicht genervt die Augen zu verdrehen.

Die meisten Jungs auf dieser Halloweenparty sind völlig indiskutabel, tragen entweder absurd alberne Kostüme oder benehmen sich wie Arschlöcher. Eine Kostümierung und Unmengen von Alkohol bringen offenbar das Schlechteste an ihnen zum Vorschein.

Dieser Typ in dem zwielichtigen Zuhälter-Kostüm, das schon seit Jahren total out ist, bildet da keine Ausnahme. Seine lächerliche Aufmachung besteht aus einem purpurroten Knautschsamtjackett mit Leopardenmuster an den Aufschlägen und einem breiten halsfernen Kragen, einer Schlaghose und einem ebenfalls purpurroten Samthut mit Leopardenmuster. Dazu trägt er eine verspiegelte Sonnenbrille, hinter der man seine Augen nicht sehen kann, was ihn irgendwie verdächtig erscheinen lässt. Er grinst auf diese lässige, überhebliche Art, wie sie für attraktive Männer typisch ist.

Denn attraktiv ist er. Sehr sogar. Und das weiß er auch.

Oh, und er hat einen Spazierstock in der Hand. Den er jetzt auf meine Schenkel richtet.

Als wollte er den Saum meines Rockes anheben.

Ich trete einen Schritt zurück und funkele ihn böse an. »Du siehst total lächerlich aus.«

»Und du siehst verdammt geil aus.« Er senkt seinen Spazierstock und geht einen Schritt auf mich zu, im Gesicht immer noch dieses selbstbewusste Grinsen, das perfekt zu seinem grauenhaften Kostüm passt. Er wirkt tatsächlich wie ein schmieriger Zuhälter. Oder wie sich der Durchschnittsbürger einen schmierigen Zuhälter vorstellt.

»Sehr eloquent«, höhne ich und verschränke die Arme vor der Brust. Den lustvollen Schauer, den mir seine Bemerkung bereitet, ignoriere ich. Es sollte mir nicht gefallen, dass er mich als geil bezeichnet. Wie vulgär. Er ist ein Schwein.

Er senkt den Kopf und schiebt die Sonnenbrille auf die Nasenspitze, damit er … was? Mich genauer in Augenschein nehmen kann? Der Typ hat Nerven! »Nettes Dekolleté, Engel.«

Ich habe nicht viel Dekolleté vorzuweisen, aber irgendwie schafft er es, dass ich mich schmutzig fühle, weil ich ein Kostüm mit tiefem Ausschnitt trage. Es muss an seinem Ton liegen. Oder eher noch an dem lüsternen Blick, mit dem er mich mustert. Finden Frauen solche Typen echt anziehend? Okay, er sieht gut aus, sein Verhalten ist allerdings beschissen.

»Liegen dir diese geschmacklosen Bemerkungen im Blut oder verleitet dich deine Maskerade dazu?« Ich klimpere mit den Wimpern und setze eine unschuldige Miene auf, wie sie meinem Heiligenschein entspricht.

Er schiebt die Brille wieder auf die Nase hoch, versteckt seine plötzlich zornfunkelnden blauen Augen. Noch vor wenigen Sekunden schien er sich bestens amüsiert zu haben, und der jähe Stimmungsumschwung erstaunt mich. »Meine Flirtversuche sind heute Abend genauso ein Reinfall wie dieses Kostüm«, murmelt er.

Seine Offenheit bringt mich zum Lachen, was ihm ein leichtes Lächeln entlockt. »Nur zur Info: Frauen finden Zuhälter nicht besonders anziehend. Wir werden von klein auf dazu erzogen, sofort Reißaus zu nehmen, wenn wir einen sehen.«

»Das habe ich bemerkt.« Er reibt sich das Kinn mit Daumen und Zeigefinger, und mit kaum verhüllter Faszination beobachte ich ihn dabei. Er hat schöne Hände. Große Handflächen, lange Finger …

»Bist du schon vielen Zuhältern begegnet?«

Seine tiefe Stimme reißt mich aus meinen Gedanken, und ich schüttele leicht den Kopf. »Du bist mein erster.«

Das anzügliche Grinsen ist zurück, einfach so. Ich erkalte innerlich. Er ist mir zu großspurig. Zu selbstsicher. Von diesem Typ Mann habe ich genügend kennengelernt, mein Bedarf ist gedeckt. »Also, wenn ich mich vorstellen darf –«

»Tristan, lass sie in Ruhe!« Plötzlich steht Jade neben mir. Ich habe sie gar nicht kommen hören. »Echt, sie ist ein nettes Mädchen. Ich lass nicht zu, dass du eine meiner Freundinnen blöd anmachst.«

Ich kenne Jade kaum und freue mich, dass sie mir so selbstverständlich zur Seite springt. Am liebsten hätte ich sie umarmt, doch ich beherrsche mich.

Tristan – der Name passt nicht zu ihm, aber wahrscheinlich bin ich durch das Zuhälter-Outfit beeinflusst – geht einen Schritt zurück und hebt abwehrend die Hände hoch. »Nichts passiert, Jade. Alles ist gut.« Noch ehe wir etwas sagen können, ist er aus der Küche verschwunden.

»Hm. Das war interessant«, sage ich, nachdem ich einen tiefen Schluck aus meiner Wasserflasche getrunken habe.

Jade stellt den leeren Teller auf die Küchentheke und dreht sich zu mir um. »Du willst diesen Typen nicht haben.«

Fragend hebe ich die Brauen. »Haben? In welcher Beziehung?«

»In jeder Beziehung!«, sagt sie bestimmt und schüttelt den Kopf. »Er ist der größte Aufreißer, den du dir vorstellen kannst. Und seit Gabe mit Lucy zusammen ist, treibt er es noch schlimmer. Vögelt jedes Mädchen, das ihm über den Weg läuft, als müsste er ausgleichen, dass Gabe und Shep jetzt in festen Händen sind.« Sie seufzt. »Er ist Sheps Cousin und eigentlich ein netter Kerl, aber was seinen Umgang mit Frauen angeht? Vergiss es. Ich würde ihn nicht mal meiner schlimmsten Feindin wünschen.«

Ich zucke zusammen. »Ich hatte nicht vor, mich von ihm vögeln zu lassen. Hast du denn nicht sein Kostüm gesehen?«

Jade bricht in schallendes Gelächter aus. »Ich wusste, wir würden uns gut verstehen. Trotzdem: Halt dich einfach von ihm fern. Er ist okay für einen kleinen Flirt, aber für mehr nicht.«

»Werde ich mir merken«, murmele ich, während Jade geschäftig durch die Küche wirbelt. Ich halte mich total im Hintergrund. Früher war ich verrückt nach Partys, inzwischen allerdings nicht mehr. Ich habe nur zugesagt, weil Kelli mich so bekniet hat, und ich weiß nicht einmal, wo sie im Moment ist.

Da ich gern gehen würde, bevor die Party aus dem Ruder läuft, sollte ich mich besser auf die Suche nach Kelli machen.

Und zwar jetzt gleich.

Tristan

»Wer ist der Engel?«, brülle ich Shep ins Ohr.

Wir stehen am Rand der Tanzfläche, die Musik ist so laut, dass ich kaum einen klaren Gedanken fassen kann. Obwohl es nach dem vielen Alkohol mit dem Denken ohnehin nicht weit her ist.

Stirnrunzelnd sieht Shep mich an. »Welchen Engel meinst du? Allein in diesem Zimmer gibt es mindestens fünf davon.«

Ich blicke mich um und stelle überrascht fest, dass er recht hat. Komisch, dass ich nur einen Engel bemerkt habe. Das große, schlanke Mädchen mit den kleinen Titten und den schimmernden blonden Haaren. Jades Freundin.

Bei der Erinnerung durchläuft mich ein Schauder. Jade und ich verstehen uns entweder bestens oder gar nicht. Meistens Letzteres. Oh, wir sind höflich zueinander. Manchmal lachen wir zusammen und haben Spaß. Dann wieder wirft sie mir böse Blicke zu und zieht Shep von mir weg. Sie glaubt, ich hätte einen schlechten Einfluss auf ihn.

Womit sie recht hat.

Als ich mich weiter suchend umblicke, entdecke ich, wie sie gerade aus der Küche kommt. »Die da«, sage ich und deute auf sie. Sie hat ein Gesicht wie ein Model – oder, was es besser trifft, wie ein Engel. Hohe Wangenknochen, rosa Schmollmund, perfekt geformte Nase und eisblaue Augen – eine echte Schönheit. Normalerweise mag ich die quirligen, niedlichen Mädchen, die meine Witze lustig finden und bei jedem Wort, das ich von mir gebe, gebannt an meinen Lippen hängen. Bei der Unterhaltung mit diesem Mädchen hatte ich jedoch das dumpfe Gefühl, sie würde mich für einen Witz halten. Mein Kostüm hat sicher mit dazu beigetragen, aber dennoch.

Unnötig zu sagen, dass sie mich fasziniert.

»Ah«, sagt Shep, »der bin ich schon einmal begegnet. Scheint nett zu sein. Sie ist eine Freundin von Kelli.«

Puh. Kelli. Wir haben uns vor einigen Monaten zufällig beim Ausgehen getroffen. Wir waren beide betrunken und haben ein paar Minuten unbeholfen und ziemlich peinlich herumgeknutscht, ehe sie mich schließlich wegschob. Gehört nicht zu meinen schönsten Erinnerungen. »Wie heißt sie?«

Ich deute immer noch auf sie, als sie mich plötzlich erspäht. Sofort nach Verlassen der Küche habe ich die Sonnenbrille weggeworfen, doch jetzt hätte ich sie gern wieder zurück. Um mich vor ihrem forschenden Blick zu verstecken. Es fühlt sich an, als könnte die Kleine direkt in mich hineinschauen, und das ist ganz schön unangenehm.

Ihrem spöttischen Lächeln entnehme ich, dass ihr das, was sie sieht, nicht gefällt.

»Hab ich vergessen. Allison? Alexis?« Er schnalzt mit den Fingern. »Alexandria!«

»Wie denn nun?« Ich kann den Blick nicht von ihr lösen. Es geht einfach nicht. Ach du Scheiße, sie kommt direkt auf mich zu. Ich straffe die Schultern, spüre den Alkohol, und mir ist leicht schwindlig. Mist, ich bin betrunken. Unaufhaltsam kommt sie näher, schwebt förmlich durch den Raum, und ihre fedrigen Engelsflügel wippen bei jedem Schritt.

Mir bricht der Schweiß aus, und nicht nur deshalb, weil es hier drinnen so verdammt heiß ist.

»Alexandria«, begrüßt Shep sie, als wäre sie eine alte Freundin. Seltsam. Ich habe diese Frau noch nie zuvor gesehen. Und ich würde mich definitiv an sie erinnern. »Kennst du meinen Cousin schon?«

»Hi, Shep«, sagt sie mit einem hinreißenden Lächeln, das jedoch schlagartig schwindet, als ihr Blick auf mich fällt. »Ich bin Tristan vorhin begegnet, als ich mit Jade in der Küche war.«

»Oh, wow. Jade ist Tristans größter Fan.« Shep haut mir auf den Rücken, sodass ich leicht nach vorne taumele. Beinahe wäre ich mit Alexandria zusammengestoßen, wäre sie nicht rasch zur Seite ausgewichen. Trotzdem bin ich ihr für einen kurzen quälenden Moment nah genug, um ihren Duft zu riechen.

Und Scheiße noch mal, sie riecht verdammt großartig.

»Habe ich gehört«, erwidert sie nun trocken. »Ihr seid also Cousins?«

Ein Mädchen in einem frechen Polizei-Kostüm – ihr Name fällt mir nicht ein – kommt zielstrebig auf uns zu. In den Händen hält sie zwei rote Becher, die sie Shep und mir anbietet. »Ihr beiden seht durstig aus«, sagt sie mit leichtem Lispeln.

Dankbar nehme ich das Bier entgegen und trinke einen Schluck, der jedoch fast nur aus Schaum besteht.

»Ah, tut mir leid, Süße«, sagt die freche Polizistin zu Alexandria in gönnerhaftem Ton. »Ich habe dich nicht gesehen, sonst hätte ich dir auch einen Drink mitgebracht.«

Blödsinn.

Ich überlege, ob ich die Situation retten und ihr einen Schluck von meinem Bier anbieten soll. Oder noch besser wäre es, ihr ein eigenes Bier zu holen. Ich öffne schon den Mund, um mich als perfekten Gentleman zu beweisen, aber Shep kommt mir zuvor.

»Magst du?« Er bietet Alexandria sein Bier an. Sie nimmt den Becher, trinkt jedoch nicht, sondern strahlt Shep an, als sei er ihr Held.

Mist. Das habe ich vergeigt.

»Danke«, murmelt sie und führt den Becher an den Mund. Fasziniert beobachte ich, wie sie die rosa Lippen über den Becherrand stülpt, den Kopf leicht nach hinten neigt und eine Grimasse zieht, als sie das Bier hinunterschluckt.

Bierschaum statt Bier ist echt die Pest.

Dafür sind ihre vom Bierschaum feuchten Lippen das Beste, was ich den ganzen Abend über gesehen habe. Vielleicht sogar den ganzen Monat.

»Hey.« Erneut schlägt Shep mir auf den Rücken, doch diesmal bleibe ich stehen. »Wir sehen uns später. Ich muss jetzt mein Mädchen suchen.«

Und schon ist er weg, und ich blicke finster auf die Stelle, wo er noch Momente vorher gestanden hat. Mein Cousin ist der reinste Schluffi. Keine Ahnung, wie er das aushält, immer nur mit einem Mädchen zusammen zu sein. Gabe ist wegen einer Frau ebenfalls zum Weichei mutiert, und ich fasse das einfach nicht. Ich bin der letzte wahre Held, der letzte Verfechter der One-Night-Stands.

Verrückt, aber wahr.

»So, Tristan.« Die freche Polizistin legt die Hand auf meinen Brustkorb, greift mit der anderen Hand hinter sich und zieht – ein paar Handschellen hervor. Oh, Mann. »Hast du später Lust auf ein bisschen Spaß?«

Ich schwöre, ich höre Alexandria lachen, und als ich mich zu ihr umblicke, legt sie rasch die Hand auf den Mund, um ihr Feixen zu verbergen. Die Finger der frechen Polizistin wandern über meine nackte Brust – mein Hemd ist praktisch bis zum Bauchnabel offen –, doch ich entziehe mich der Berührung, indem ich einen Schritt zurückgehe. »Beim ersten Date mache ich es nicht mit Handschellen«, teile ich ihr mit.

Die freche Polizistin – verdammt, wieso fällt mir ihr Name nicht ein? – stemmt die Hände in die Hüften und zieht eine Schnute. »Das ist nicht unser erstes Date.«

Ich krümme mich innerlich. Ja, ich bin so ein Mistkerl, der Frauen flachlegt und sich später nicht mehr daran erinnert. Kann auch Vorteile haben. »Weißt du, ich mache es nie mit Handschellen.«

»Sehr schlau«, murmelt Alexandria.

Ich grinse, worauf die freche Polizistin mich wütend anblitzt.

»Dann viel Spaß mit deinem kleinen Engel«, zischt sie und bedenkt uns beide mit einem abfälligen Blick. »Bei mir wüsstest du zumindest, dass du auf deine Kosten kommst.«

Ich sehe ihr nach, wie sie mit wiegenden Hüften davonstolziert. Ihr kurzer schwarzer Rock reicht ihr nur knapp über den Arsch. War es richtig, sie gehen zu lassen? Hey, sie wäre eine sichere Kandidatin gewesen, wohingegen Alexandria aussieht, als würde sie mir eher einen Tritt in die Eier verpassen, als heimlich mit mir im Badezimmer zu verschwinden, um eine schnelle Nummer zu schieben.

»Du kannst ihr noch hinterher«, sagt Alexandria belustigt, und ich starre sie entgeistert an.

»Wie meinst du das?«

»Ich sehe doch, wie dir der Sabber aus den Mundwinkeln läuft.« Sie lächelt angespannt. Ist sie etwa eifersüchtig? Pff, im Leben nicht. »Und sie würde dich sofort ranlassen …«

»Ich bin nicht an ihr interessiert.« Ich trete etwas näher, freue mich, dass sie nicht sofort Reißaus nimmt. Ich bewundere den hübschen Schwung ihrer Nase. Die perfekte Form ihrer vollen Lippen. Ihre Haut ist makellos. Ihr Haar schimmert so seidig, dass ich gern darüberstreichen würde. Und ihr Duft …

Ich möchte mein Gesicht an jeder Stelle ihres Körpers vergraben und einfach nur ihren Geruch einatmen.

Sie zieht die Brauen hoch. »Sicher?«

»Ganz sicher.« Jetzt lasse ich den Blick über ihren Körper gleiten, registriere die sanfte Wölbung ihrer Titten – ja, sie sind nicht sehr groß, aber das ist okay –, die schmale Taille und diese endlos langen Beine, die die kleinen Brüste mehr als wettmachen. Sie entspricht nicht meinem üblichen Beuteschema, aber ich bin für jede neue Erfahrung offen.

»Willst du andeuten, dass du stattdessen an mir interessiert bist?« Mit beiden Händen hält sie den roten Becher wie ein Schutzschild vor ihre Brust, aber das wird mich nicht aufhalten. So leicht lasse ich mich nicht abwimmeln.

»Das ist dir also aufgefallen.« Ich beuge mich näher zu ihr, atme tief ein und schließe für einen Moment die Augen. Wildblumen. Berauschend und süß. Verdammt gut.

Als ich die Augen wieder öffne, sieht sie mich an, als hielte sie mich für komplett plemplem. »Was tust du da?«

»Du riechst fantastisch«, sage ich. Ich bin ihr gegenüber absolut ehrlich, was nicht meiner üblichen Anmachstrategie entspricht, doch Alexandria ist komplett anders als die Frauen, auf die ich sonst abfahre. Im Moment laufe ich nur auf Instinktmodus.

»Du hast mich also gerade beschnüffelt.«

»Na ja …« Ich stocke. Hoffentlich ist sie nicht sauer. »Ja.«

»Du bist nicht mein Typ«, sagt sie unumwunden.

Autsch! »Du bist auch nicht mein Typ, Süße, aber es gibt immer Ausnahmen von der Regel.« Ich gehe zum Angriff über, schlinge den Arm um ihre Taille. Als ich die Hand auf ihre Hüfte lege, zuckt sie zusammen. Durch den dünnen Stoff ihres Kostüms fühle ich ihre warme Haut und das schmale Band, das der Bund ihres Höschens sein muss.

Mein Schwanz beginnt sich zuckend zu regen, einfach so.

»Was machst du da?« Sie windet sich aus meinem Griff.

»Wie sieht es für dich denn aus?« Ich versuche, den Arm wieder um sie zu legen, doch sie schlägt ihn weg. »Hey, was hast du denn?«

»Glaubst du ernsthaft, du könntest dich einfach an irgendein x-beliebiges Mädchen ranmachen und es befummeln?«

Ist sie noch nie auf einer College-Party gewesen? »Du bist kein x-beliebiges Mädchen. Wir haben uns doch bereits kennengelernt.«

Sie lacht. »Blödsinn. Ich bin so was von unwichtig für dich. Und umgekehrt genauso. Wir passen nicht zusammen.«

»Müssen wir zum Ficken denn zusammenpassen?«, frage ich ungläubig.

Der schockierte, angewiderte Ausdruck in ihrem Gesicht ist fast schon komisch.

Fast.

»Du bist so ein Arschloch«, verkündet sie, ehe sie ihren Becher hebt und …

… mir das Bier über den Kopf kippt.

2. Kapitel

Tristan

»… definitiv keiner deiner besten Momente«, schließt Shep, um gleich darauf mit Gabe in brüllendes Gelächter auszubrechen.

Diese Mistkerle.

Ich schenke ihnen einen vernichtenden Blick. Wir befinden uns in unserer Frühstücksstammkneipe, in einer Nische im hinteren Bereich. Es ist ein heiterer Montagmorgen, und das Lokal ist gesteckt voll mit College-Studenten, wie wir es sind. Da wir montags alle drei um neun Uhr einen Kurs haben, hat sich unser wöchentliches Frühstück eingebürgert.

Wegen der Geschehnisse auf der Halloweenparty bin ich heute die Lachnummer des Tages.

»Was hast du überhaupt zu ihr gesagt?«, fragt Gabe, sobald er sich wieder eingekriegt hat. Shep lacht immer noch, und ich funkele ihn grimmig an.

»Ich habe ihr gesagt, wir müssten zum Ficken nicht zusammenpassen«, sage ich mit todernster Miene, worauf die beiden erneut losprusten. »Hey, ihr Wichser, so witzig ist das nicht.«

»Oh doch, dein Gesichtsausdruck und dein Frust sind verdammt witzig.« Gabe schüttelt den Kopf. »Warum sagst du so etwas zu einer heißen Braut wie Alex?«

»Lass das Lucy lieber nicht hören«, warnt Shep und knufft Gabe in die Seite.

Gabe zuckt die Achseln. »Bei Lucy und mir passt alles. Sie ist die Frau, die jede Nacht neben mir im Bett liegt. Sie hat echt nichts zu befürchten.«

Ich halte an mich, damit ich keine Grimasse ziehe oder irgendetwas Grobes sage. Er ist so verknallt in Lucy, dass es kaum mit anzusehen ist. Jedes Mal, wenn er ihren Namen ausspricht, kriegt er diesen dämlichen verträumten Blick.

Total schwülstig.

»Ich würde Alex nicht als heiß bezeichnen«, sage ich nun. Daraufhin starren mich die beiden an, als würden sie an meinem Verstand zweifeln. »Sie ist … schön.«

Als ich das wissende Lächeln sehe, das um Sheps Mundwinkel spielt, hätte ich ihm am liebsten eine geknallt. »Aha. Dir gefällt Kellis Freundin also.«

»Hast du mit Kelli nicht mal herumgeknutscht?«, fragt Gabe.

Ich knurre förmlich vor Frust. »Ein einziges Mal. Das war ein Ausrutscher. Es hat vielleicht fünf Minuten gedauert, wenn überhaupt, bis uns beiden klar wurde, dass das mit uns total irrsinnig wäre.«

»Und du sagst immer, wir seien dramatisch.« Shep verdreht die Augen. »Dabei knutschst du mit Jades bester Freundin herum und machst ihre neue Freundin so krass an, dass sie dir ihr Bier über den Kopf schüttet.«

»Das mit Kelli und mir ist Monate her«, stelle ich klar. »Ich kann mich kaum daran erinnern. Es war nichts.« Das ist die Wahrheit. Kelli interessiert mich nicht auf diese Art. Herrgott, sie war kurz mal in Gabe verknallt. Nachdem sie von ihrem Exfreund, diesem Loser, abserviert worden war, war sie total verzweifelt.

Ein perfektes Beispiel dafür, warum Beziehungen scheiße sind. Sie enden niemals gut, und wenn sie enden, dreht immer einer – oder beide – komplett durch.

»Wolltest du Alex abschleppen?«, fragt Gabe.

»Heißt sie jetzt Alex oder Alexandria?« Ich weiß nicht recht, ob ich sie mir als Alex vorstellen will. Das ist ein Männername. Und von einem Mann ist sie himmelweit entfernt.

Gabe zuckt die Achseln, und Shep antwortet: »Sie wird meist Alex genannt. Zumindest hat Jade das gesagt.«

»Kennst du sie?«, frage ich an Gabe gewandt.

»Ich habe mich auf der Party eine Zeit lang mit ihr unterhalten.« Er feixt. »Nach dem Bier-Unfall.«

Verräter. Ich hätte ihn gern gefragt, ob sie etwas über mich gesagt hat, verkneife es mir jedoch.

»Sie hat gefragt, was mit dir los ist«, fügt Gabe hinzu.

Sie hat also über mich gesprochen. So komisch es klingt, aber irgendwie freut mich das. Mehr sagt Gabe nicht, und ich auch nicht. Schweigend essen wir unser Frühstück und nippen an unseren Kaffees.

Schließlich halte ich es nicht länger aus.

»Was hast du ihr geantwortet?«

Gabe wischt sich mit der Serviette den Mund ab. »Ich habe ihr gesagt, dass du ein geiler Bock bist und sie sich besser von dir fernhalten sollte.«

Na toll. »Du hast mich als komplettes Arschloch hingestellt.«

»Du bist ein Arschloch«, erwidert Gabe ungerührt. »Ich werde mir nicht den Zorn der Mädels zuziehen und tatenlos zusehen, wie du eine ihrer Freundinnen in deine One-Night-Stand-Falle lockst. Jade und Lucy finden sie beide sehr nett. Kelli meinte, Alex erzählt nicht viel von sich und scheint recht einsam zu sein, aber Kelli mag sie. Sie wollen sie in die Clique aufnehmen. Du darfst kein Mädchen aus der Clique anfassen.«

»Ich habe Kelli angefasst«, wende ich ein.

»Und was ist dabei herausgekommen?«

Eine Antwort erübrigt sich, weil Gabe recht hat. Kelli zu küssen war ein Fehler gewesen. Zum Glück hat sie das genauso empfunden, sodass es nicht komisch ist, wenn wir uns sehen. »Das wird sich zu einer Ich will etwas, das ich nicht haben kann-Situation entwickeln.« Vermutlich hätte ich das nicht eingestehen sollen, doch jetzt ist es zu spät. Ausflüchte gehören nicht zu meinem Vokabular. Die wollen mir allen Ernstes erzählen, Alexandria sei für mich tabu?

Das führt bei mir nur dazu, dass ich sie noch mehr begehre, trotz der Bier-Attacke. Trotz ihres Abscheus gegen mich und der blöden Sachen, die ich gesagt habe. Ich bedauere nichts, aber die Worte, die Alexandria veranlassten, mir das Bier überzukippen?

Die bedauere ich. Das war gefühllos und kalt, und ich kann ihr ihre Reaktion wirklich nicht verdenken.

Gabe und Shep wechseln einen kurzen Blick. »Wir wissen, wie das ist«, sagt Shep bedächtig.

»Na dann«, brumme ich und trinke einen Schluck meines immer noch heißen Kaffees.

»Das Gleiche habe ich gefühlt, als ich mich in Jade verliebte«, fährt Shep fort.

Schlagartig vergeht mir der Appetit.

»Ich habe bei Lucy viel zu lange gezögert«, bemerkt Gabe kopfschüttelnd. »Es war ein ständiges Hin und Her. Ich bin vor Verlangen nach ihr schier verrückt geworden.«

Das will ich mir jetzt echt nicht anhören. Ich schiebe meinen Teller weg. »Ich bin satt.«

Ihre verdutzten Mienen wären zu einem anderen Zeitpunkt amüsant gewesen. Im Moment jedoch nicht. Und ich finde den Mist, den sie mir erzählen, auch nicht spannend. »Aber du hast kaum etwas gegessen«, ruft Shep. Er hört sich wie meine Mutter an, der Vollpfosten.

»Kein Appetit«, murmele ich und werfe die Serviette auf den Teller. »Ich muss los. Sehen wir uns später?«

»Klar«, erwidern beide im Chor, während ich mich aus der Nische zwänge und schleunigst Richtung Ausgang gehe.

Draußen schlägt mir die kalte Novemberluft entgegen, kündet vom nahenden Winter. Ich ziehe mir die Kapuze tief ins Gesicht und eile über den Campus zu meinem Kurs. Mädchen lächeln und nicken mir zu, als ich an ihnen vorbeigehe, und ich lächele und nicke zurück. Mein Ruf folgt mir überallhin, und normalerweise gefällt mir das. Ich stolziere wie ein gottverdammter Pfau herum und genieße es, wenn die Frauen sich um mich scharen. Sie sagen alle dasselbe, immer und immer wieder.

Er ist ein Charmeur. Er hat einen großen Schwanz. Er ist gut im Bett. Er ist ein Sexgott. Er ist witzig.

Das sind die guten Dinge. Aber sie sagen auch andere Sachen.

Er ist egoistisch. Er hat einen extremen Frauenverschleiß. Er ist kaltherzig. Gemein. Er trinkt zu viel. Er benutzt Mädchen wie Klopapier und wirft sie dann weg.

Scham überfällt mich, doch trotzig schiebe ich das Gefühl beiseite. Hey, ich bin auf dem College. Wenn ich egoistisch sein will und nach Belieben herumvögeln, habe ich dazu jedes Recht. Es sollte mich nicht kümmern, was andere Leute über mich denken, vor allem eifersüchtige, rachsüchtige Mädchen, die sauer sind, weil ich nicht genügend auf sie abgefahren bin, um eine Beziehung mit ihnen haben zu wollen.

Mein Blick fällt auf eine Blondine vor mir, und ich verlangsame meinen Schritt und betrachte sie. Sie ist rank und schlank, genauso wie Alexandria. Ihr wallendes Haar fällt ihr über den Rücken, die honigblonden Strähnen glitzern in der Morgensonne, und ich schwöre, mein Herz beginnt schneller zu schlagen, als ich denke, dass sie das sein könnte.

Doch als sie beim nächsten Gebäude links abbiegt, werde ich von Enttäuschung übermannt. Es ist nicht Alexandria. Meine Reaktion auf die bloße Möglichkeit, sie könnte es sein, war völlig übertrieben.

Und ist verdammt beängstigend.

Alex

»Darf ich dich was fragen?« Mit gesenktem Kopf zupfe ich an einem imaginären Faden an der Innennaht meiner Jeans. Ich komme mir super bescheuert vor, aber die Frage brennt mir seit der Halloweenparty unter den Nägeln. Ich wusste nur nicht, wie ich das Thema zur Sprache bringen soll.

»Nur zu.« Kelli hält inne, und ich blicke zu ihr auf. »Es geht hoffentlich nicht um die letzte Lektion. Ich habe die neue Formel nämlich auch noch nicht kapiert.« Seufzend lehnt sie sich in ihrem Stuhl zurück. »Ich werde ganz bestimmt durch diesen dämlichen Test fallen.«

Wir befinden uns in der Bibliothek, einem abgeschiedenen Bereich im vierten Stock, und büffeln über unseren Statistikbüchern. Ende der Woche findet eine Prüfung statt, und ich weiß, dass Kelli Bammel davor hat.

Das geht mir nicht anders. Weit mehr Bammel habe ich jedoch davor, ihr die Frage zu stellen, die mir unentwegt im Kopf herumspukt. Ich hoffe nur, sie wird mich dafür nicht hassen.

»Es geht nicht um die letzte Lektion.« Mit einer Grimasse deute ich auf unsere Bücher. Gott, ich hasse Mathematik. »Es geht um … Tristan Prescott.«

Jetzt habe ich Kellis volle Aufmerksamkeit. Ihre Augen werden schmal, und ihre Lippen verziehen sich zu einem boshaften Lächeln, das ein beklommenes Gefühl in mir auslöst. »Was willst du wissen?«

Ich schlucke, mein Mund ist total trocken. Eigentlich will ich gar nichts über ihn erfahren. Er hat mich mit seinem blöden Spruch so irre wütend gemacht. Wer sagt denn so was?

Müssen wir zum Ficken zusammenpassen?

Allein bei der Erinnerung daran werde ich fuchsteufelswild.

»Wart ihr beiden jemals … zusammen?« Ich könnte mich dafür ohrfeigen, wie zögernd und unsicher ich mich anhöre. Früher hätte ich keinerlei Bedenken gehabt, eine Freundin über einen Typen auszufragen. Ich war immer forsch. Mitunter zu forsch. Ich hatte diese Ist mir scheißegal-Haltung, und das hat mich mehr als nur einmal in Schwierigkeiten gebracht.

Doch nun bin ich zurückhaltend. Still. Verschlossen. Ich will für andere Leute kein offenes Buch sein. Lieber erzähle ich ihnen, was sie wissen wollen, und wenn ich ihnen nichts erzähle?

Dann brauchen sie auch nichts zu wissen.

Kelli habe ich an mich herangelassen. Zumindest ein wenig. Ihre Freundinnen Jade und Lucy? Die mag ich auch, kenne sie allerdings nicht gut genug, um mich ihnen zu öffnen.

Also halte ich mich bedeckt. Fürs Erste zumindest.

Kichernd schüttelt Kelli nun den Kopf. »Mit Tristan ist man nicht zusammen. Er macht mit Mädchen herum, lässt sich aber auf keine Dates oder so ein.«

Klar. Nun ergibt seine Bemerkung Sinn. Ich hoffe, seine Haare – dichte braune, weich aussehende Haare – stinken immer noch nach Bier.

»Habt ihr beiden denn …« Ich mache eine linkische Handbewegung, fühle mich wie eine Idiotin. Ich will das Wort nicht aussprechen, das würde die Sache irgendwie real machen. Denn wenn Kelli mit Tristan Prescott jemals, ähm – gefickt haben sollte, kann ich es vergessen.

Total vergessen.

»Nein. Nie.« Kelli winkt ab. »Die Sache war so: Eines Abends war ich ziemlich fertig, weil mein Freund mit mir Schluss gemacht hat. Tristan hat den ganzen Abend mit mir geflirtet, um mich irgendwie aufzumuntern. Wir haben getrunken. Viel getrunken. Irgendwann begann ich ihm ständig um den Hals zu fallen, und als Nächstes weiß ich, dass er mich küsste.«

Ich warte darauf, dass sie weiterredet, aber sie schweigt, fährt einfach mit ihren Hausaufgaben fort. In unserer stillen Ecke hört sich das Kratzen ihres Stifts auf dem Papier unangenehm laut an.

»Und das war’s?«, frage ich, als ich es nicht länger aushalte.

Lachend wendet Kelli sich mir zu. »Da gibt es nicht mehr viel zu erzählen. Der Kuss war … doof. Peinlich und seltsam, und wir kamen sehr schnell überein, dass wir lieber Freunde bleiben sollten.«

»Er ist ein schlechter Küsser?«, frage ich verwundert. Er hat einen schönen Mund. Okay, er sollte ihn lieber geschlossen halten, weil nur gemeine, unhöfliche Sachen herauskommen.

»Nein, es hat sich einfach nicht richtig angefühlt. Da war kein Prickeln, keine Schmetterlinge im Bauch. Es kam mir vor, als würde ich meinen Bruder küssen.« Sie erschaudert übertrieben.

Ich habe Tristan Prescott gegenüber keine brüderlichen Gefühle. Leichten Ärger, das ja. Belustigung, auch das. Richtige Wut, oh ja, und was für eine Wut ich hatte, als er seine beschissene Bemerkung machte.

Aber inzwischen ist meine Wut verflogen. Ich hätte nichts dagegen, mich mit ihm zu unterhalten. Ihn kennenzulernen.

Ihn solltest du nun wirklich nicht kennenlernen. Er ist genauso wie die anderen Arschlöcher, mit denen du dich früher herumgetrieben hast. Du brauchst nicht noch einen reichen, arroganten Wichser, der dir sagt, wo es langgeht.

Ich setze mich auf und ziehe mein Buch näher heran, um mich auf das zu konzentrieren, was im Moment wichtig ist – meine Hausaufgaben.

»Warum fragst du nach ihm?« Neugierig sieht Kelli mich an. »Bist du an ihm interessiert?«

»Nein«, erwidere ich bestimmt. Aufrichtig. Die mahnende Stimme in meinem Kopf hat mich zur Besinnung gebracht. »Er sieht super aus. Aber er ist nicht mein Typ.«

»Das hat noch niemanden abgehalten«, bemerkt sie trocken.

Ich zucke die Achseln. »Ich hatte bereits mein Quantum an aufgeblasenen reichen Kerlen«, erkläre ich. »Ich kenne diesen Typus – große Klappe und nichts dahinter.«

Kelli beginnt laut zu lachen, hält sich dann aber sofort den Mund zu. »Er hat eine große Klappe und eine Menge mehr«, sagt sie schließlich. »Zumindest habe ich das gehört.«

Hilfe, das will ich gar nicht wissen. Zumal ich seit einer gefühlten Ewigkeit keinen Sex mehr hatte. Wenn dein Leben nur noch ein Scherbenhaufen ist, hat die Befriedigung deiner Bedürfnisse nicht gerade oberste Priorität. Mal ganz abgesehen davon, dass keiner der Typen, die ich vor dem Zerfall meiner Familie kannte, mich nach alldem, was passiert ist, noch angefasst hätte. Ich wurde sofort in Sippenhaft genommen und als Aussätzige behandelt.

Schönen Dank auch, Mom und Dad.

»Hast du gerade jemanden?«, fragt Kelli nach einigen Minuten.

Ich drücke meinen Bleistift so fest auf das Papier, dass die Spitze abbricht. »Ich konzentriere mich lieber auf das College.«

»Das sagt man immer, wenn nichts läuft«, bemerkt sie, und als ich sie grimmig anfunkele, streckt sie mir die Zunge heraus und bringt mich zum Lachen. »Du solltest morgen mit mir ausgehen. Dienstag ist Partytag.«

»Ist nicht Donnerstag der Partytag?«, frage ich.

»Morgen ist Dienstag«, sagt sie langsam, als wäre ich schwer von Begriff. »Und in meiner Lieblingskneipe ist Dienstag und Donnerstag Partytag. Doppelhammer sozusagen.« Sie reißt die Augen auf. »Heute ist dort Ladies Night. Da müssen wir hin.«

»Es ist schon so spät …« Ich hatte mich echt darauf gefreut, mich in mein Bett zu kuscheln und mir alte Friends-Folgen auf Netflix anzusehen. Oder Sex and the City.

»Hey, wie alt bist du? Hundert? Komm schon.« Sie knufft mich mit dem Ellbogen in die Seite.

»Ja, komm schon. Ladies Night ist super«, ertönt hinter uns eine tiefe Männerstimme.

Ruckartig drehen wir uns beide um, und mir rutscht das Herz in die Hose, als ich sehe, wer es ist.

Tristan Prescott.

»Mann, hast du mich erschreckt. Was machst du hier?«, fragt Kelli entgeistert.

»Ich muss ein Referat halten, und die Bibliografie soll ein richtiges Buch beinhalten.« Er hebt ein Buch hoch. »Der Prof versucht uns beizubringen, dass das Leben auch ohne Internet lebenswert ist.«

Kelli schnaubt verächtlich. »Wer’s glaubt, wird selig. Witzig, dass du ausgerechnet jetzt auftauchst. Alex und ich haben gerade über dich geredet.«

Ich trete ihr unter dem Tisch gegen das Schienbein. Fest. Sie stößt einen leisen Fluch aus und sieht mich böse an, während ich Tristan, der mich unverhohlen mustert, heiter anlächele.

Unter seinem Blick wird mir warm, und ich mustere ihn nun genauso unverhohlen. Er trägt Jeans und einen marineblauen Kapuzenpulli. Seine Haare sind vom Wind zerzaust und seine Wangen stoppelig. Er verströmt einen unglaublichen Sexappeal. Mein weiter schwarzer Pulli und die abgewetzten Jeans sind hingegen völlig unsexy. Sie besagen höchstens, dass mir mein Äußeres piepegal ist. Tja, und der schlampige Knoten auf meinem Kopf und mein völlig ungeschminktes Gesicht verkünden dasselbe.

Großartig.

»Über mich geredet, soso.« Grinsend sieht er mich an. »Klingt vielversprechend.«

»Sie wollte wissen, ob wir mal …«

Erneut trete ich sie, und diesmal jault sie auf. »Scheiße, Alex, das tut weh!«

»Halt die Klappe«, murmele ich.

Tristan beginnt zu lachen. »Das war ein Fehler«, sagt er, ohne den Blick von mir zu wenden. »Der Kuss. Nichts für ungut, Kel.«

»Ich sehe das genauso«, gibt sie rasch zurück.

»Du solltest heute Abend ausgehen«, sagt er und schiebt die Hände in die Taschen. »Ich gebe dir einen aus.«

»Haha, die Getränke kosten heute die Hälfte«, ruft Kelli hämisch. »Da kann man leicht mal großzügig sein.«

»Heute kann ich nicht«, sage ich und deute mit zittriger Hand auf mein Statistikbuch. »Ich habe noch massig zu tun.«

»Ich werde dir helfen.« Er zieht den am nächsten stehenden Stuhl heran, setzt sich und legt sein Buch neben sich. »Den Kurs habe ich auch gemacht.«

»Und? Bist du durchgefallen?«, neckt ihn Kelli.

»Ich habe ein A gekriegt«, erwidert er lässig, nimmt mir das Blatt Papier aus der Hand, wirft einen Blick darauf und sieht mich dann an. »Da kann ich euch weiterhelfen.«

»Das wäre super«, ruft Kelli eifrig und rückt mit dem Stuhl näher heran. »Alex und ich stehen total auf dem Schlauch.«

»Ist das für dich okay?«, fragt er mich ruhig.

Ich sehe ihm in die blauen Augen, die meinen Blick ernst erwidern. Versucht er, seinen blöden Spruch wiedergutzumachen? Es wäre super, wenn er mir helfen würde, doch werde ich mich konzentrieren können, wenn er so nah neben mir sitzt? Was, wenn er uns weiterhin Nachhilfe geben will? Aber warum sollte er sich freiwillig mit Statistik abquälen? Vielleicht ist er ja ein Freak, der auf Mathe abfährt.

»Klar«, sage ich schließlich leise. »Wir brauchen dringend Hilfe.« Klare Betonung auf wir.

»Ich helfe gern«, sagt Tristan. »Aber dafür musst du nachher mit uns zur Ladies Night gehen.«

»Er hat gern alle Frauen zur Auswahl um sich«, wirft Kelli ein. »Ach, halt die Klappe, Kel«, murmelt Tristan. »Was meinst du, Alexandria?«

Ich mag es, wie er mich bei meinem vollen Namen nennt. Ich mag es, wie er mich ansieht. Doch ich sollte das nicht mögen. Vielmehr sollte ich ihm sagen, er solle sich um seinen eigenen Scheiß kümmern und abhauen. Aber ich brauche Hilfe für diesen bescheuerten Kurs …

»Okay.« Ich lecke mir über die Lippen und bemerke, wie sein Blick gebannt den Bewegungen meiner Zunge folgt. Unwillkürlich presse ich die Schenkel zusammen, beuge mich dann vor und konzentriere mich auf das offene Aufgabenbuch. »Keine Versprechen, bis du mir die letzte Formel erklärt hast. Ich verstehe nur Bahnhof.«

»Das kann ich dir beibringen«, sagt er zuversichtlich. »Ich bin gut in Mathe, besonders in Statistik.«

Aha, er ist tatsächlich ein Mathe-Freak. Würg. »Du könntest mir sicher eine Menge Dinge beibringen«, erwidere ich sarkastisch, denn genau das hätte er bestimmt als Nächstes gesagt. Den Spruch habe ich schon von mehreren Typen gehört.

»Ja, das könnte ich.« Ein leichtes Lächeln spielt um seine Lippen, und mein Herz beginnt zu flattern. »Und jetzt pass gut auf.«

3. Kapitel

Alex

Irgendwie schaffte ich es, mich zu konzentrieren, als Tristan mit uns das Kapitel durchging, bei dem wir nicht weiterkamen. Nachdem er ein paar Beispiele angeführt hatte, zeigte er uns Schritt für Schritt den Lösungsweg auf, und ich glaube, ich habe es tatsächlich begriffen. Als ich eine Aufgabe allein löste – Kelli war mehr mit Simsen beschäftigt als mit Lernen –, lobte er mich sogar.

»Gut gemacht«, sagte er und legte kurz die Hand auf meine Hand, und sogleich begann mein Herz wie verrückt zu klopfen. Allein durch diese flüchtige Berührung hätte ich beinahe einen Herzinfarkt gekriegt.

Bescheuert, ich weiß.

Sobald wir mit den Hausaufgaben fertig waren, verschwand ich, musste Tristan und Kelli jedoch versprechen, später ins Advantage zu kommen, eine Bar, die nicht allzu weit vom Campus entfernt ist. Ich war noch nie dort. Seit meiner Ankunft in Santa Augustina bin ich mehr oder weniger auf Tauchstation gewesen. Nur College, lernen und ab nach Hause. Trotz des finanziellen Ruins, der meine Familie zerstört hatte, verfügte ich, dank meiner Grandma, über ein Treuhandvermögen, das für meine Ausbildung bestimmt war und auf das niemand anderer Zugriff hatte.

Doch das Geld wurde immer weniger. Erstklassige Ausbildung ist teuer, und in den ersten beiden Jahren ging ich auf ein privates College. Dann wechselte ich auf eine staatliche Uni, fand ein WG-Zimmer in einem Haus mit drei anderen Mitbewohnern und verkaufte über das Internet heimlich meine Designer-Handtaschen. Das ist bis heute ein super Geschäft. Ich habe eine Menge Louis-Vuitton- und Chanel-Taschen eingelagert. Auch Designerklamotten und Schuhe, aber einen Teil davon will ich noch behalten.

Warum, ist mir selbst nicht klar. Schließlich wüsste ich gar nicht, wo und wann ich die Sachen hier tragen sollte. Es fällt mir schon schwer, die passenden Klamotten für die Bar auszuwählen. Tristan soll auf keinen Fall denken, ich wolle ihn beeindrucken. Er soll aber auch nicht den Eindruck gewinnen, mein Äußeres sei mir völlig egal.

Nach langem Hin und Her entscheide ich mich für eine enge Jeans, einen knallengen schwarzen Pullover und kniehohe schwarze Lederstiefel, die ich bei einem Einkaufsbummel mit meiner Mutter bei Saks erstanden habe.

Sehnsucht erfüllt mich, als ich mich vor dem mannshohen Spiegel begutachte, den ich für wenig Geld im Wal Mart gekauft habe. Ich vermisse meine Mom. Und Dad vermisse ich auch. Ganz gleich, wie schrecklich die beiden am Ende zu mir waren. Als die Katastrophe ihren Lauf nahm, habe ich mich verzweifelt nach einem Bruder oder einer Schwester gesehnt. Dann wäre ich mit meiner Angst und meinem Kummer wenigstens nicht allein gewesen.

Jetzt bin ich darüber hinweg. Aber das, was ich durchgemacht habe, würde ich nicht einmal meinem schlimmsten Feind wünschen.

Ich gehe zu Fuß zu der Bar, und die erste Person, die ich sehe, ist natürlich Tristan. Er steht draußen auf den Eingangsstufen und zündet sich gerade, die Hand schützend um die Flamme gewölbt, eine Zigarette an.

Bäh.

»Du rauchst?«, sage ich, während ich die Treppe hinaufgehe. Irgendwie bin ich angepisst.

Und enttäuscht. Ich meine, hallo? Rauchen? Wie … ekelhaft.

Doch letztlich kann es mir egal sein.

Er klappt das Feuerzeug zu und schiebt es in die Tasche, die Zigarette lässig zwischen den sexy Lippen. Ich sollte dieses Rauchen wirklich nicht sexy finden. Auf keinen Fall. Aber wie er mit seiner Kippe im Mund dasteht, die Haare vom Wind zerzaust, wirkt er wie der Inbegriff des rebellischen jungen Mannes. Er trägt Jeans und ein eng anliegendes graues Langarmshirt. Kein Sakko. Das Shirt schmiegt sich fast zärtlich um seine Schultern und seinen Brustkasten, und ich muss mich zwingen, ihn nicht ständig anzuglotzen.

»Bist du den ganzen Weg allein gekommen?« Er klingt ärgerlich. »Das gefällt mir nicht.«

Und mir gefällt sein Ton nicht. Ich straffe die Schultern. »Ich wohne nur drei Blocks entfernt.« Vage deute ich in die Richtung, aus der ich gekommen bin. Er saugt an seiner Zigarette, als hinge sein Leben davon ab, bläst den Rauch aus dem Mundwinkel aus, um sofort einen neuen Zug zu nehmen.

»Egal«, sagt er, sobald er den Krebsstängel aus dem Mund genommen hat. »Hübsche Mädchen wie du sollten abends nicht allein unterwegs sein.«

»Ich bin kein wehrloses Weibchen«, erwidere ich, die Hände in die Hüften gestemmt. Er ist fast aufreizend sexy. Seine Sorge um meine Sicherheit sollte in mir nicht ein warmes Gefühl von Geborgenheit auslösen. Vielmehr sollte ich wütend sein, weil er mich offenbar für hilflos hält.

»Habe ich auch nie behauptet.« Er inhaliert so tief, dass ich das Zischeln der Glut hören kann. Hilfe!

»Alles in Ordnung bei dir?«, frage ich, da ich seine innere Anspannung spüre.

»Ich rauche nur, wenn ich nervös bin.« Er lächelt mich entschuldigend an, zwickt mit den Fingern die Glut ab und wirft die Zigarette in einen in der Nähe befindlichen Mülleimer. »Gehen wir rein?«

Er hält mir die Tür auf, und ich trete ein. Es würde mich brennend interessieren, warum er so nervös ist. Die Hand auf dem unteren Teil meines Rückens geleitet er mich durch das Gedränge. Seine Finger scheinen sich durch den dünnen Stoff meines Pullovers hindurchzubrennen, und ich würde seine Hand am liebsten abschütteln, aber das wäre zu unhöflich. Also drehe ich mich stattdessen zu ihm um, und durch die Bewegung streicht seine Hand über meine Seite und meinen Bauch. Ich erschauere.

»W-wo ist Kelli?«, frage ich mit zitternder Stimme.

Er beugt sich näher, öffnet den Mund. Ich erspähe einen Kaugummi und frage mich, wann er ihn sich in den Mund geschoben hat. »Was hast du gesagt? Ich kann dich nicht hören.« Seine Lippen sind direkt an meinem Ohr, so nah, dass ich seinen warmen Atem fühle.

Jemand drängelt sich an mir vorbei und rempelt mich dabei an. Ich falle gegen Tristan, meine Hand landet auf seiner Brust. Ich spüre seinen Herzschlag, regelmäßig und schnell, und als ich zu ihm aufblicke, steht mir mein Erstaunen wahrscheinlich ins Gesicht geschrieben. »Ich habe gefragt, wo Kelli ist«, schreie ich.

Er lächelt. Gott, er ist so süß. Und so attraktiv. Beängstigend attraktiv. Er riecht schwach nach Seife, frischer Luft und Zigarettenrauch. Es ist eine berauschende Mischung, so seltsam sich das anhören mag. Seine Hand ist irgendwie wieder an den unteren Teil meines Rückens zurückgewandert, die Finger sind gespreizt, die Handfläche übt leichten Druck aus. Ich versuche, mich wegzubewegen, aber es ist kein Platz zum Ausweichen da, es sei denn, ich lehne mich an ihn.

Eine vertrackte Situation.

»Sie hat mir gesimst, dass sie sich verspätet hat, aber bald da sein wird.« Er senkt den Mund wieder zu meinem Ohr, und ich schwöre, ich fühle, wie seine Lippen über meine Haut streifen. »Hat sie dir denn nicht geschrieben?«

Ich nehme die Hand von seiner Brust und angle mein Handy aus der Gesäßtasche meiner Jeans. Stimmt, da ist eine Nachricht von Kelli, in der sie sich für ihre Verspätung entschuldigt.

Sie wird mich krass anbetteln müssen, ihr zu vergeben, weil sie mich hier mit Tristan allein gelassen hat.

»Möchtest du was trinken?«, fragt er, worauf ich nicke. »Was denn?«

»Überrasch mich«, brülle ich, um mir über den Lärm hinweg Gehör zu verschaffen.

Er nimmt die Hand von meinem Rücken und schickt sich zum Gehen an, doch ich halte ihn am Handgelenk fest. Verdutzt dreht er sich zu mir um, blickt kurz auf meine ihn umklammernde Hand.

»Kipp ja keine Drogen in mein Getränk«, warne ich ihn und komme mir dabei ziemlich blöd vor. Ich traue ihm das zwar nicht wirklich zu, aber ich kenne ihn kaum. Und auf dem Campus kursieren genügend Geschichten über Typen, die Mädchen willenlos machen, indem sie ihnen heimlich etwas in den Drink schütten, mal ganz zu schweigen von den landesweiten Vorfällen dieser Art.

Er dreht die Hand um und krümmt die Finger, sodass meine Hand wie von selbst in seine schlüpft. »So etwas würde ich dir nie antun«, schreit er feierlich.

Ich hätte nie gedacht, dass man feierlich schreien kann, doch Tristan hat mich eines Besseren belehrt.

»Danke«, sage ich und zerre meine Hand aus seiner.

»Rühr dich nicht vom Fleck!«, befiehlt er, ehe er sich auf den Weg zur Bar macht.

Als ich ihm hinterherblicke, fallen mir die in der Nähe stehenden Mädchen auf, die ihn interessiert mustern. Bei einem Mädchen bleibt er stehen und wechselt ein paar Worte mit ihm, dann bei einem anderen, danach bei einer Gruppe Jungs, die ihn begeistert begrüßen. Offensichtlich ist er extrem beliebt. Jeder kennt ihn, und er grüßt alle Leute, als wären sie uralte Freunde. Er zieht Menschen magnetisch an, Mädchen und Jungen gleichermaßen, als könnte sich niemand seiner Ausstrahlung entziehen.

Eine hübsche Brünette kommt auf ihn zu, ihre lange wallende Mähne wirkt wie aus einer Shampoo-Werbung entsprungen. Sie schlingt die Arme um seinen Hals, presst sich an ihn und küsst ihn mitten auf den Mund.

Und er schiebt sie nicht weg.

Unwillkürlich balle ich die Hände zu Fäusten, während ich die beiden beobachte, und bemühe mich, die in mir aufbrandende Eifersucht abzuwehren. Herrgott, es sollte mir egal sein, mit wem er herummacht. Ich bin nicht wegen ihm hier, will ihn nicht beeindrucken oder so. Er ist nicht gut für mich. Mein Bedarf an zerstörerischen Beziehungen ist mehr als gedeckt. Ich brauche mir das nicht noch einmal zu geben.

»Wer ist diese verdammte Brünette?«

Kellis Stimme dringt an mein Ohr, und ich hätte fast geweint vor Erleichterung, als ich sie neben mir stehen sehe. Einen Moment lang hatte ich geglaubt, ich hätte mir ihre Worte nur eingebildet. »Keine Ahnung«, sage ich und drehe mich von Tristan und der Frau weg. Sie küsst ihn immer noch, und dieser Mistkerl lässt sie einfach gewähren. »Sie hat ihn sich einfach gekrallt und lässt ihn nicht mehr los.«

»Als hätte ich nichts anderes zu tun«, murmelt sie kopfschüttelnd. »Jetzt muss ich mir mein Bier selbst holen.«

»Was redest du da?«, frage ich befremdet.

»Ach, hast du es noch nicht herausgefunden? Tristan hat mich gebeten, ihn erst einmal eine Viertelstunde mit dir allein zu lassen.« Meine geschockte Miene entlockt ihr ein Feixen. »Ich habe dir doch gesagt, dass er ein Arschloch ist. Wahrscheinlich hat er geglaubt, er könne dich innerhalb einer Viertelstunde dazu bewegen, dein Höschen auszuziehen. Ich weiß nicht, ob man sich über seine außergewöhnliche Überzeugungskraft wundern soll oder über die Tatsache, dass er voll geplant hat, dich innerhalb einer Viertelstunde rumzukriegen, deshalb bin ich mir auch nicht sicher, ob du gekränkt sein solltest oder nicht.«

»Meinst du das ernst?« Ich blicke noch einmal zu ihm hinüber – die Brünette hat ihn nach wie vor in den Fängen –, und plötzlich sehe ich buchstäblich rot.

Gott, ich könnte ihn mit bloßen Händen erwürgen. Dieser Typ ist so was von scheißarrogant.

»Todernst. Er will dich. Ich habe ihn schon öfter in Aktion erlebt. Sobald er eine Frau im Visier hat, tut er alles, um sie zu bekommen.«

»Tja, mich wird er jedenfalls nicht kriegen. Glaub mir«, füge ich hinzu, als ich den zweifelnden Ausdruck in ihren Augen bemerke. »Hey, das ist kein Witz! Ich bin nicht auf diese Weise an ihm interessiert.«

Kellis Geständnis hat mich davon nämlich gerade kuriert, vielen Dank auch.

Tristan

Die Frau umklammert mich wie ein Oktopus, will mich einfach nicht loslassen. »Layla, bitte. Hör auf.«

Ans Aufhören scheint sie nicht zu denken. Vielmehr schmiegt sie sich noch enger an mich, die Hände immer noch um meinen Hals geschlungen. Lächelnd sieht sie mich dann an, und ihr leichtes Schielen verrät mir, dass sie jeden Moment die Augen verdrehen und umkippen wird. Die Gute ist total betrunken.

Die letzte Person, mit der ich hier abhängen sollte. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass es mich völlig kaltlässt, wie sie ihre Titten an meine Brust presst und ihren Unterkörper an meinem schlaffen Schwanz reibt.

»Lass uns auf die Toilette verschwinden, Tris«, murmelt sie, die Lippen gefährlich nahe an meinem Mund. Sie hat einen dunkelroten Lippenstift aufgetragen, was ihr etwas Vampirhaftes verleiht. Hey, Halloween ist vorbei. »Ich kann dir einen blasen.«

Hm. So ein Angebot ist natürlich nicht zu verachten, aber ich werde es nicht annehmen. »Besser nicht«, sage ich und lege die Hände auf ihre Hüften, um sie wegzuschieben.

Sie krallt die Finger in mein Haar, zieht so fest daran, dass es wehtut. »Komm schon. Es hat dir doch gefallen, als ich dir neulich den Schwanz gelutscht habe.« Sie leckt sich die Lippen, ihr dunkelroter Lippenstift funkelt im schummrigen Licht der Bar. Ich kann mich gar nicht daran erinnern, dass sie mir einen geblasen hat. Mann, sie könnte mir sonst was erzählen. »Ich weiß, du liebst es, wenn ich ihn tief in den Mund nehme.« Wahrscheinlich glaubt sie, ihre Worte törnen mich an. Tun sie aber nicht. »Heute Abend nicht«, sage ich bestimmt, packe sie an den Hüften und schiebe sie weg. Ihre Hände lösen sich von meinem Hals, die Enttäuschung in ihrer Miene ist unübersehbar. Sie wirkt gekränkt. »Obwohl ich das Angebot immer zu schätzen weiß«, füge ich hinzu, um den Schlag zu mildern.

Grimmig funkelt sie mich an. »Du lässt dir da etwas sehr Gutes entgehen.«

»Dieses Risiko werde ich wohl eingehen müssen«, antworte ich, während ich nach Alexandria Ausschau halte. Ich sehe sie nirgendwo. Und definitiv nicht dort, wo ich sie zurückgelassen habe. Verdammt, ich wusste, es war ein Fehler, sie allein zu lassen. Jetzt macht sich wahrscheinlich irgendein anderer Kerl an sie ran.

»Du siehst mich ja nicht einmal an.« Layla packt mich an der Vorderseite meines Shirts, und so langsam reicht es mir. »Du bist ein Arschloch.«

»Fällt dir das jetzt erst auf?«, entgegne ich sarkastisch.

Mit erstaunlicher Kraft stößt sie mich weg, und ich taumele ein paar Schritte zurück. »Ich hoffe, der Schwanz fällt dir ab«, faucht sie, ehe sie davonstolziert.

Hinter mir vernehme ich das Lachen einer Frau. Ich zucke zusammen, drehe mich langsam um und bereite mich innerlich darauf vor, Alexandria vor mir zu sehen.

Aber es ist Kelli.

»Bravo«, sagt sie und klatscht ein paarmal in die Hände. »Du verdirbst es dir heute Abend ja mit allen, und dabei bin ich gerade erst gekommen.«

Ich ignoriere ihre Bemerkung. »Wo ist Alexandria?«

Kelli verschränkt die Arme vor der Brust. »Wieso nennst du sie Alexandria? Sie wird von allen nur Alex genannt.«

»Das ist ein Männername.« Ich ziehe eine Grimasse. »Und mit einem Mann hat sie nun wirklich nichts gemein.«

Kelli lacht. »Sie ist ziemlich sauer auf dich, weil du sie getäuscht hast.«

»Ich habe sie nicht getäuscht.«

»Ich habe ihr erzählt, dass du mich gebeten hast, sie eine Viertelstunde mit dir allein zu lassen.«

Großartig. Ganz toll. »Warum hast du das getan?« Verdammt, heute Abend läuft wirklich alles verkehrt. »Ich dachte, wir seien Freunde.«

»Ich bin etwas früher angekommen, und weil es draußen so kalt war, wollte ich mir nicht länger die Beine in den Bauch stehen. Hier ist es außerdem so voll, dass ihr beiden mich sowieso nicht bemerkt hättet.« Sie zuckt die Achseln. »Alex habe ich sofort erspäht – sie war allein. Dann sah ich dich mit einer heißen Tussi, die dir förmlich das Gesicht abgeschleckt hat. Das konnte nur bedeuten, dass es mit Alex und dir nicht hingehauen hat.«

»Scheiße«, murmele ich und streiche mir mit der Hand durch das Haar. »Wo ist sie?«

»Quatscht mit einem Kerl.« Sie nickt in die Richtung, wo sie Alex vermutet, und als ich mich umdrehe, entdecke ich sie sofort. Verdammt, wie schön sie ist! Sie unterhält sich angeregt mit einem eher kleinen Typen, und als sie den Kopf leicht in den Nacken legt und herzhaft lacht, fühle ich einen Stich in der Brust.

Irgendwo in der Nähe meines eiskalten Herzens.

Fuck. Ich würde dieses Lachen gern hören, würde gern sehen, wie diese schönen Lippen mich anlächeln.

»Denk nicht einmal daran«, sagt Kelly und hält mich am Arm fest. »Sie ist stocksauer. Du hast dich von dieser Frau total anmachen lassen.«

»Was hätte ich denn tun sollen? Sie ist einfach über mich hergefallen«, erkläre ich und reiße meinen Arm los. »Ich muss mich bei Alexandria entschuldigen.«

»Du? Dich entschuldigen?« Ungläubig schüttelt Kelli den Kopf. »Das glaub ich jetzt nicht!«

»Es gibt für alles ein erstes Mal.« Mit diesen Worten drehe ich mich um und gehe auf Alexandria zu, die sich immer noch mit dem Typen unterhält. Er ist nur wenig größer als sie, hat kurzgeschorenes dunkles Haar, dunkle Augen und ein scheißbreites Grinsen im Gesicht, was ich ihm nicht verübeln kann, denn, verdammt noch mal. Er redet mit dem heißesten Mädchen in der Bar. Natürlich grinst er da bis über beide Ohren. Das würde ich an seiner Stelle auch tun.

»Hey«, sage ich, als ich bei Alexandria angelangt bin. Sie bedenkt mich mit einem vernichtenden Blick und wendet ihre Aufmerksamkeit sofort wieder dem kleinen Wichser zu, als wäre ich eine lästige Fliege. »Du bist einfach gegangen.«

Der Witz auf zwei Beinen mustert mich neugierig, sagt jedoch nichts.