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J. K. Mooning

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Beschreibung

Regel Nummer eins, wenn du einen neuen Job anfängst: Finger weg von deinem (heißen) Kollegen! Cathy bekommt die Chance ihres Lebens und fängt als Hauptdarstellerin bei der Serie „Deadly Races“ an. Sie glaubt, ihren Traum von der großen Schauspielkarriere endlich ausleben zu können. Die goldene Regel, keine sexuellen Beziehungen innerhalb des Filmsets einzugehen, ist für sie kein Problem, denkt sie. Ein kleiner One-Night-Stand am Tag vor Drehbeginn mit einem mysteriösen Fremden kann allerdings nicht schaden, glaubt sie. Als jedoch genau dieser Typ am nächsten Morgen am Filmset als Stuntman antritt, gerät ihre Welt ins Wanken. Von nun an sollen sie täglich eng zusammenarbeiten. Viel Zündstoff liegt in der Luft und das liegt nicht nur an den heißen Stunts und dem schleimigen Produzenten, der ein Auge auf Cathy geworfen hat. Achtung: Cliffhanger, Teil 2 ist bereits erschienen. Dieses Buch ist eine Neuauflage des Romans mit dem Titel „Hollywood Nights“ und „Ein Stuntman zum Verlieben“.

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Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhaltsverzeichnis

1.3

2. Kapitel 1 - Cathy4

3. Kapitel 2 - Ryan28

4. Kapitel 3 – Cathy57

5. Kapitel 4 - Ryan, 5 Tage später83

6. Kapitel 5 – Cathy, unmittelbar nach dem ersten Treffen am Set111

7. Kapitel 6 – Ryan138

8. Kapitel 7 - Cathy163

9. Kapitel 8 – Ryan192

10. Kapitel 9 – Cathy223

11. Impressum249

12. LESEPROBE von Kat Lawrence: Panther Nights – The Fight250

13. Leseprobe von Mara Shepherd260

 

 

 

ALL YOUR DIRTY SECRETS

 

 

Ein Liebesroman in zwei Bänden

Teil 1

Von J.K. Mooning

 

 

Inhalt:

 

Regel Nummer eins, wenn du einen neuen Job anfängst: Finger weg von deinem (heißen) Kollegen!

 

Cathy bekommt die Chance ihres Lebens und fängt als Hauptdarstellerin bei der Serie „Deadly Races“ an. Sie glaubt, ihren Traum von der großen Schauspielkarriere endlich ausleben zu können.Die goldene Regel, keine sexuellen Beziehungen innerhalb des Filmsets einzugehen, ist für sie kein Problem, denkt sie.

Ein kleiner One-Night-Stand am Tag vor Drehbeginn mit einem mysteriösen Fremden kann allerdings nicht schaden, glaubt sie.

Als jedoch genau dieser Typ am nächsten Morgen am Filmset als Stuntman antritt, gerät ihre Welt ins Wanken.

 

Von nun an sollen sie täglich eng zusammenarbeiten. Viel Zündstoff liegt in der Luft und das liegt nicht nur an den heißen Stunts und dem schleimigen Produzenten, der ein Auge auf Cathy geworfen hat.

 

Dieses Buch ist eine Neuauflage des Romans mit dem Titel „Hollywood Nights“ und „Ein Stuntman zum Verlieben“.

 

 

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt.

Alle Rechte, auch die der Übersetzung, des Nachdrucks und der Vervielfältigung des Werkes oder Teilen daraus, sind vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf ohne meine schriftliche Genehmigung in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren), auch nicht für Zwecke der Unterrichtsgestaltung, reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

1.

2. Kapitel 1 - Cathy

Wut wallte in Wogen durch meinen Körper, obwohl das Gespräch mit meinem Vater bereits mehr als drei Stunden zurücklag. Wie so oft hatte er mir versucht ins Gewissen zu reden, die Schauspielerei sein zu lassen und stattdessen das Studium zu beginnen. Meinen Wunsch, eine berühmte und begehrte Schauspielerin zu werden, hielt er für Unsinn – noch immer. Längst lag mir ein Vertrag für eine neue Serie vor, die meinen Bekanntheitsgrad auf neue Ebenen tragen sollte. Vorher war ich ein Niemand gewesen, da lag mein Vater richtig, aber jetzt standen mir alle Türen und Tore offen. Endlich war ich nicht mehr auf unbedeutende Nebenrollen oder Hauptrollen in billig produzierten Indiefilmchen angewiesen, die später nur direkt auf Video erschienen. Und jetzt im Moment war ich mit meinem Auto unterwegs zu einem der bekanntesten Produzenten. Er hatte mich entdeckt und für sein neuestes Projekt engagiert, was einem Sechser im Lotto gleichkam. Als ich die gute Nachricht bei meinem Vater vor etwas mehr als drei Stunden ansprach, war er in hämisches Gelächter ausgebrochen. Nicht einmal die Erwähnung des Produzenten „Rodney Rod Chimney“, hatte ihn umstimmen, ihn von seinem Standpunkt stoßen können. Schauspielerei war, genauso wie das Musizieren, eine brotlose Kunst, die früher oder später in die Armut führte, wie es bei meinem Bruder Ken der Fall war.

Naives Dummerchen!, Worte, die mir tief in die Seele stachen, scharfe Splitter hinein jagten, die das ohnehin schwierige Verhältnis zu meinem Vater weiter belastete. Ging es nach ihm und meiner Mutter, die ihm selten widersprach, sollte ich wie meine Vorzeigeschwester Kendra Schönheitschirurgin werden.

„Kendra, der Stolz der Familie“, knurrte ich, ehe ich mit bitterem Blick in den Innenspiegel schaute.

Seufzend folgte ich dem Straßenverlauf, vorbei an meterhohen Hecken, breiten Automatiktoren und teilweise mit Stacheldraht abgesicherten Mauern. Ich wollte gar nicht wissen, wie viele Zäune hier in dem Villenviertel unter Strom standen, um Unbefugten den Übergang zu vergällen. Kein einziges Haus sah ich von der Straße aus, die lagen scheinbar alle eingebettet in mehrere Hektar große Grundstücke. Ich schluckte. Nein, hier wohnte garantiert niemand, der von der Hand im Mund lebte, hier residierte die Creme de la Creme von Hollywood. Filmmoguls und bestbezahlte Schauspieler.

Vor dem Anwesen Rod Chimneys standen zwei muskelbepackte Männer in schwarzen Anzügen mit Sonnenbrillen. Ein Anblick, der mir im ersten Moment Angst bescherte, dann Respekt einflößte, Herr Chimney schien es nötig zu haben, sein Anwesen von solchen Kerlen bewachen zu lassen. Wie es aussah, war das Grundstück besser bewacht als der Palast der Queen.

Scheu ließ ich das Fenster meines Sedan runter und streckte meinen Kopf raus, um dem entgegenkommenden Mann ins Gesicht zu sehen. Automatisch tastete ich zum Beifahrersitz, auf dem ein Briefumschlag großes Kärtchen lag, das meine Einladung für die Produzentenparty darstellte. Als der dunkelhaarige Mann die Karte für mich eine gefühlte Ewigkeit lang gemustert hatte, reichte er sie mir zurück und nickte.

Sehr freundlich, schoss es mir durch den Kopf und ich wollte nur noch weg von hier, weg von den Kerlen, die statisch wie Roboter agierten. Ein ungutes Gefühl durchfuhr mich, dass ich am liebsten auf der Stelle kehrtgemacht hätte, um zurück in meine kleine Wohnung zu fahren. Die Verlockung war jedoch zu groß. Unmöglich durfte ich die Chance auf ein regelmäßiges, hohes Einkommen, immerhin zwanzigtausend Dollar pro Folge, an mir vorbeiziehen lassen. Von zwei bereits fertig geschriebenen Staffeln a zwanzig Episoden war die Rede gewesen, rief ich mir ins Gedächtnis. Als Drehzeit waren grob zwölf Monate angesetzt.

Während ich mich an das Gespräch vor einer Woche mit Chimney in seinem kalt eingerichteten Büro zurückerinnerte, kribbelte es seltsam in meinem Bauchraum. Eine Mischung aus Furcht und Aufregung. Es war eine völlig neue Erfahrung für mich, ob ich nun zwanzigtausend für einen belanglosen abendfüllenden Direct-to-Video-Film erhielt oder pro sechzig Minuten lange Einzelepisoden. Es trieb mir Tränen in die Augen, dass ein großer Produzent wie Chimney einer war, so viel Vertrauen in mich setzte, indem er mich zu einem der beiden Hauptdarsteller seiner neuen Erfolgsserie machte. Er hatte mich in meiner letzten Billigproduktion – ein Actionstreifen – gesehen und mein scheinbar großartiges Talent erkannt. Jedes einzelne seiner Worte hallte in meinem Gedächtnis wider, sie klangen beinah zu schön, um wahr zu sein. Oder besser gesagt, um wahr zu werden. Ich sah mich nach wie vor am Anfang meiner Karriere. Wenigstens reichte das Geld, was ich mit meinen Auftritten verdiente, um ein für mich angenehmes Leben zu führen. Den großen Luxus brauchte ich nicht, dafür stand ich sonst mit beiden Beinen im Leben.

Bei Erfolg seiner neuen Serie versprach mir Rod Chimney, in Hollywood als Mr Goldfinger bekannt, eine steile Karriere und vielversprechende Rollen. Er sah mich bereits gemeinsam mit Stars wie Johnny Depp oder Halle Barry vor der Kamera stehen und einen Oskar gewinnen. Ich war klar genug im Kopf, um jeden Schritt nach und nach zu gehen, nichts zu überstürzen und im Voraus zu beschreien. Aus Erfahrung wusste ich, dass nicht alles Gold war, was glänzte und die berufliche Niederlage meines Bruders gab mir zu denken. Er hatte vor zwei Jahren einen Hit und gut verdient, worauf er sich auf seine Musikkarriere fokussierte. Leider gelang es ihm nie mehr wieder, einen Hit zu landen und seitdem zog er mit seiner Gitarre von Bar zu Bar. Davon lebte er leidlich, lieh sich immer wieder mal Geld bei mir, wenn es arg eng wurde, da er für meine Eltern gestorben war. Für sie war er so was wie das schwarze Schaf der Familie, nur weil er seinen Träumen gefolgt war, statt Chirurg zu werden. Wenn man mich fragte, lag es nicht daran, dass Ken kein Talent hatte, er hatte einfach Pech gehabt. Leider hatte er auch das verdiente Geld sinnlos für teure Autos und Alkohol verprasst. So sah es aus. Trotzdem hielt ich zu ihm, ich liebte Ken so, wie er war und er liebte mich so, wie ich war.

Chimneys steril wirkendes Büro, an das ich mich noch deutlich erinnern konnte, spiegelte seinen privaten Wohlstand nicht wider. Der Luxus, der mich erwartete, als ich den gefühlt endlosen Weg durch den Park hinter mich gebracht hatte, haute mich beinahe um. Das Haupthaus ließ mit seiner Eleganz meinen Atem stocken. Säulen umrahmten die Villa mit den zwei Etagen, vor der ein Springbrunnen mit wasserspeienden steinernen Engeln stand. Ich hielt direkt vor dem Eingang, vor dem zwei Männer in Fracks mir entgegen kamen. Einer davon nahm mir prompt meinen Wagen ab, mit dem ich mir angesichts des luxuriösen Hauses billig vorkam. Er fuhr ihn um die Ecke, um ihn zu parken, der andere Angestellte geleitete mich ins Haus.

„Cathelyn Bruckheimer“, stellte ich mich rasch vor.

„Mr Chimney erwartet Sie bereits. Kommen Sie!“

Mit sanftem Druck an meinem Unterrücken dirigierte mich der schwarzhaarige, geschniegelte Mann durch die riesige Eingangshalle, die mit etlichen Büsten geschmückt war, hinüber in die Wohnräume. Ein Gewirr von Stimmen drang an meine Ohren, scheinbar tummelten sich viele Menschen auf der Party. Ich fand kaum Zeit, das Innenleben der Villa zu bestaunen, die selbst das nicht gerade kleine Landhaus meiner Eltern in Sachen Größe in den Schatten stellte. Plötzlich flog vor mir die zweiflügelige Zwischentür auf. Ich spürte, wie Hitze in mir aufstieg. Meine Wangen wurden heiß und sicherlich auch knallrot, als ich die Menschen erblickte, die für mich den beruflichen Durchbruch bedeuteten. Damit einher gingen etliche Fragen, die mich plagten.

Trage ich angemessene Kleidung? Sieht man in meinem Gesicht keine Pickel? Ist mein Haar okay? Angesichts der in Maßanzügen oder Designerkleidern gehüllten Menschen, die allesamt aussahen wie einem Modekatalog entsprungen, fühlte ich mich fehl am Platz. Nie zuvor war ich auf solch einer rauschenden, überbordenden Party geladen gewesen, wenn ich von den Festen meines Vaters einmal absah. In einer Ecke, in der mehrere cremefarbene Ledersessel um einen runden Tisch aus dunklem Holz standen, meinte ich, die Stars eines aktuellen Blockbusters auszumachen, den ich vor ein paar Tagen gemeinsam mit meinem Bruder im Kino gesehen hatte. Mir wurde heiß und kalt zugleich. Mit meinen zwanzigtausend Dollar pro Film kam ich mir gegenüber diesen Gagenmillionären bedeutungslos vor. Wie ein winziges Sandkorn in der Wüste, oder ein Zahnrädchen im riesigen Getriebe. Unter zwei Millionen Dollar ging bei diesen Stars in der Sitzecke gar nichts. Pro Film versteht sich.

„So viele Menschen und ich kenne keinen einzigen davon, um mich einfach so mal eben dazuzugesellen“, flüsterte ich beschämt.

Hilflos sah ich mich weiter um, suchte den leicht untersetzten, beleibten Mann mit der Halbglatze, dem ich meine Einladung zu verdanken hatte.

Ohne es bewusst wahrzunehmen, strich ich mir laufend über meine heißen Wangen und erschrak, als zwei Hände sich auf meine Schultern legten. Ein strenger Duft eines Parfums biss in meine Nasenschleimhäute, unter den sich die Note von Zigarrenrauch schlich.

„Hallo Cathelyn, schön, dass Sie den Weg zu mir gefunden haben. Genießen Sie den Abend mit den anderen Schauspielern der Serie. Machen Sie sich vorab bekannt, keiner wird Sie beißen.“

Sein kratzendes Gelächter knallte mir wie eine Ohrfeige ins Gesicht. Er schien sich selbst nicht so ernst zu nehmen, wie der Luxus den Anschein machte. Solche Menschen liebte ich ja, ironisch gemeint, hatte ich in der Vergangenheit einige negative Erfahrungen mit Personen seiner Art gemacht. Dennoch gab ich mich gelassen, schließlich war ich auf seine Gunst angewiesen, denn mit ihm stand und fiel meine Karriere.

„Nehmen Sie sich Cocktails und Häppchen, Cathy … ich darf Sie doch Cathy nennen?“

Er zwinkerte mir zu, während er mit seiner rauchig einzigartigen Stimme sprach und mir die ganze Zeit über streng in die Augen blickte. Obwohl er mich gefragt hatte, kam es einem Befehl gleich, worauf ich sofort nickte.

„Gut, gut. Also Cathy, fühlen Sie sich wie zu Hause. Wir sehen uns später sicher noch mal.“

Ein tiefer Bariton ließ seine Stimme derber klingen, als seine Figur den Anschein machte, er war klein gewachsen und ging mehr in die Breite. Auf seiner Stirn glänzten vereinzelte Schweißperlen, stellte ich bei einem genaueren Blick fest. Noch immer lagen seine behaarten Hände auf meinen Schultern, strahlten Hitze aus, während er grinste. Seine dunklen Augen funkelten, ehe sie sich leicht verdunkelten. Für eine Sekunde erkannte ich Gier in ihnen, was mir eine Gänsehaut einbrachte. Es schüttelte mich innerlich. Dann verschwanden seine Hände, wobei er mir die rechte hinhielt.

„Angenehm“, sagte ich und nahm seine Hand an.

Sein Händedruck war hart, ganz, als wollte er meine Hand zerquetschen, doch ich unterdrückte ein schmerzvolles Aufstöhnen.

Nachdem er mich nach einer gefühlten Ewigkeit aus seinen Pranken entlassen und mir den Rücken zugedreht hatte, widmete ich mich einem Cocktail, den ich von einem Tisch nahm. Es gab sie in allen Farben und Glasformen bestückt mit allerlei exotischem Obst. Farben wie ein Regenbogen wohlschmeckend süß oder auch herb, je nachdem, was dort an Alkohol drin war. Mein Cocktail war rotorange wie ein Sonnenaufgang, schmeckte herrlich süß nach Mango und Maracuja mit einer feinen alkoholischen Note. Da ich nicht der Kenner in Sachen Alkohol war, wusste ich nicht, was in dem Cocktail war. Ich hatte ihn zügig ausgetrunken und ehe ich mich versah, das leere Glas gegen ein volles ausgetauscht, diesmal himmelblau. Das leere Glas stellte ich auf die andere Seite des Tisches an der Wand, wo die Gläser von einer herbei eilenden Dame im schwarz-weißen Dress abgeholt wurden.

Nach dem dritten Cocktail spürte ich, wie die Spannung von mir abfiel und ich locker in die Runde schaute. Überall standen kleine Grüppchen, die sich geschäftig miteinander unterhielten, wobei mir eine Blondine und ein äußerst gut gebauter Mann mit sonnengebräunter Haut ins Auge fiel. Er erinnerte mich an den Schauspieler Taylor Lautner. Die Blondine war Tina Macintosh, eine der Darstellerinnen der Serie, ergo musste der augenscheinliche Mann lateinamerikanischer Abstammung ebenfalls zum Team gehören. Neben den beiden standen weitere Schauspieler, die ich nach und nach der Truppe der neuen Serie zuordnete. Die Serie, bei der ich eine der Hauptrollen übernehmen sollte. Etwas zwang mich, mich dazuzugesellen, während ein anderer Teil in mir schrie, auf der Stelle stehen zu bleiben.

„Verdammt Cathy, reiß dich am Riemen!“, sprach ich bei mir und drehte mich um.

Neben mir stand ein hochgewachsener sehr schlanker Mann im Frack, dessen Alter ich nur schwer einschätzen konnte. Seine dunkelblonden Haare waren akkurat zu einem Seitenscheitel gekämmt.

Staunend musterte ich die verschiedenen Häppchen, die er auf der Aluplatte mit sich führte und mir darbot. Darunter waren welche mit Lachs, Kaviar und anderen Meeresfrüchten. Ich nahm mir zwei, eines mit Garnelen, das andere mit Lachspastete.

„Wenn Sie etwas anderes wünschen, Madame, bedienen Sie sich einfach.“

Er wies mit einer allumfassenden Geste in den Raum, in dem ich bei genauerem Hinschauen andere Angestellte mit ähnlichen Platten herumlaufen sah. Mein Magen knurrte bei dem Anblick, der sich mir bot. Obwohl ich durchaus von Haus aus gutes Essen gewohnt war, erreichten die edlen Häppchen noch mal eine andere Dimension. Der Hausherr hatte weder Geld noch Mühen gescheut, seinen Gästen das bestmögliche zu bieten.

Dankend nickte ich dem Mann zu, der es mit einem kurzen Kopfnicken erwiderte und dann weiterging, um die vom Luxus verwöhnten Leute zu bedienen. Mir war der Luxus hier ein bisschen zu viel, stellte ich schnell fest und spürte den Knoten, der sich in meinem Magen festsetzte und immer dicker wurde. Der schwarze Marmor, der den Bereich des Hauses dominierte, schien mich zu erdrücken, die Wände auf mich zuzukommen. Das Gerede der vielen Leute baute sich zu einer Welle über mir auf, dass ich mich erst mal setzen musste, dazu taten die süßen Cocktails ihr übriges.

Ich aß beide Häppchen und beobachtete von einem Ledersessel in einer ruhigen Ecke aus das geschäftige Treiben. Immer wieder fiel dabei mein Blick auf den schönen Latino, der sich unbewusst öfter durch seine rabenschwarzen Haare fuhr. Wer war er und welche Rolle spielte er in der neuen Serie? Spielte er überhaupt eine Rolle darin? Von Chimney wusste ich, dass mein Partner in der Serie Simon Sparrow sein sollte, ein strohblonder Hüne, bekannt aus diversen Actionstreifen und Frauenheld. Von ihm war nichts zu sehen. Ob er heute nicht hier war wegen anderer Termine? Sparrow war bekannt dafür das zu tun, wozu er Lust hatte und nicht auf jeder Party zu erscheinen – ein eigensinniger Schauspieler, der sich auf seinem Beliebtheitsgrad ausruhte. Ein Luxus, den ich mir leider (noch) nicht leisten konnte, sonst wäre ich dieser steifen Party fern geblieben.

Ich sah kurz auf mein Smartphone, um zu schauen, ob ich eine Nachricht von meinem Lebensgefährten Dax erhalten hatte und blickte dann auf. Es traf mich wie bei einem Stromschlag. Diese funkelnden Augen fixierten mich, mich allein, und als sich ein geheimnisvolles Lächeln auf die Lippen des Latinos legte, kribbelte es in meinem Magen. Ich schluckte und schloss die Augen, umklammerte mein iPhone, damit es mir nicht aus der Hand rutschen konnte. Er sah mich an wie einen Engel, obwohl ich unter den vielen fein gekleideten Leuten sicher die graue Maus war. Wahrscheinlich bildete ich mir das nur ein, rief ich mich zur Ordnung, denn ein Bild von einem Mann wie er, konnte sicher Jede haben.

Als ich mich wieder soweit unter Kontrolle gebracht hatte, mein heftig schlagendes Herz ignorierend, sah ich wieder auf mein Handy, nur um keine neue Nachricht vorzufinden.

„So ein Arsch“, raunte ich, stand auf und strich mir mit einer nervösen Geste das Kleid glatt.

Dax hatte mir nicht geschrieben, warum auch. Manchmal kam es mir so vor, als hätte er kein Interesse an unserer Beziehung und es ging ihm nur darum, im Ansehen weiter zu steigen. Dax war bei meinem Vater in der Klinik angestellt, erhoffte sich durch eine Beziehung mit mir, eines Tages Teilhaber zu werden. Offiziell verneinte er das natürlich, wie klang das auch? Die Wahrheit aber war, dass unsere Beziehung, vom gelegentlichen, lieblosen Sex mal abgesehen, mehr oder weniger in den Köpfen der Leute und im Kopf meines Vaters existierte, eine Scheinbeziehung. Ich fühlte mich von Dax, dem schwarzhaarigen Südstaatler, wenig wertgeschätzt. Vor allem seine Art mir klarzumachen, dass ich es wäre, die die Beziehung blockiere, ärgerte mich maßlos. Dabei war er es, der es, der meine Versuche etwas zu unternehmen, gemeinsam Urlaub zu machen oder Essen zu gehen, ständig boykottierte. An allem war immer nur ich schuld, niemals er. Die Folge davon war diese lieblose, kalte Beziehung, die wir nach nur einem halben Jahr zusammen führten. Gott sei Dank lebten wir noch in getrennten Wohnungen, wenn es nach meinen Eltern ging, sollten wir schnellstmöglich heiraten und Nachwuchs zeugen. Meinem Vater ging es einzig und allein um sein Ansehen und den Fortbestand der Klinik, obgleich dafür sicher meine Schwester sorgte.

Dass die Lautstärke stetig zunahm, bekam ich während meiner Grübelei nur halbherzig mit. Aus meinen Gedanken gerissen wurde ich erst, als mich jemand anrempelte. Mein Cocktail schwappte über den Zuckerrand des Glases, klebte unangenehm zwischen meinen Fingern.

„Verdammt“, stöhnte ich.

Als ich mich umdrehte, war der Übeltäter natürlich nicht mehr auszumachen und ich konnte niemanden für den Fleck auf meinem Kleid auf Brusthöhe belangen. Niemand schien mich wahrzunehmen, noch immer nicht, und ich selbst traute mich nicht, den ersten Schritt auf einen aus der illustren Riege zuzumachen. Meine Beine fühlten sich an wie mit Gummi gefüllt, ich kam mir wie mit dem Boden verwachsen vor. Was war nur los mit mir? So schüchtern kannte ich mich nicht.

„Reiß dich zusammen, Cathy! Wenn du in Zukunft zu den Stars und Sternchen gehören willst, musst du dich wohl oder übel mit diesen Partys arrangieren.“

Ich riss mich von meiner Stelle, auf der ich gefühlt seit Stunden gestanden hatte. So schnell wie möglich wühlte ich mich durch die angeheiterten, nach teurem Parfum duftenden Leiber, bis mir frische Luft entgegenwehte. Endlich draußen! Tief einatmend reckte ich meine Nase in den lauen Wind und schloss für einen Moment meine Augen. Alles um mich herum band ich aus, fühlte mich frei von Zwängen. Was gäbe ich dafür, in meiner gemütlichen Dreizimmerwohnung im Haus des alten Ehepaares Fletcher zu sitzen, dem Flackern der Kerze auf dem Stubentisch zuzusehen und mich bei einem Glas Rotwein zu entspannen. Das Schnurren meines Katers Ben drang mir an die Ohren, genauso wie ich sein weiches Fell unter meiner Hand zu spüren glaubte. Himmel auf Erden.

Seufzend öffnete ich meine Augen und sah mich um. Auf der riesigen Terrasse spannten sich Sonnensegel, die gleichzeitig als Windschutz fungierten, über ausladende Sitzecken. Champagnerfarbene Outdoormöbel herrschten hier vor, passten haargenau in das luxuriöse Ambiente – Chimney hatte sich den Luxus eines Stararchitekten gegönnt, erkannte ich schnell, was sich im Garten fortsetzte. Hier war nichts dem Zufall überlassen worden. An einer Ecke der Terrasse standen ein paar einsame Raucher um den stählernen hochbeinigen Aschenbecher herum, weil Rod Chimney das Rauchen in seiner Villa nicht gestattete, was mir als Nichtraucherin gelegen kam. Lange hielt ich mich nicht auf der Terrasse auf. Mein Weg führte mich einen von kniehohen Leuchten umrahmten Pfad hinab. Ich folgte dem gewundenen Plattenweg über den kurz geschorenen Rasen, der mir unendlich vorkam, bis das Rauschen der Brandung erklang. Es übertönte das Lachen der Menge, die ich hinter mir ließ, war wie Musik in meinen Ohren. Mit meinem Cocktail in der Hand erreichte ich einen hölzernen Weg, der mich bis ans Meer führte. Der Strand war zu meiner Überraschung leer, niemand hielt sich hier auf, was für mich unverständlich war. Sehen und gesehen werden schien für Chimneys Gäste das A und O zu sein, mir hingegen bedeutete die Stille am Wasser weitaus mehr, als das. Gierig sog ich den Rest aus dem Cocktailglas und steckte es in den Sand, in der Hoffnung, es bei der Rückkehr nicht zu vergessen, ehe mir die Lippen leckte und den Steg bis zum Ende ging.

Als ich das Ende des Stegs erreicht und mich umgedreht hatte, stellte ich fest, dass er ziemlich weit ins Meer hineinragte. Das Ufer kam mir weit weg vor, während die Wellen gegen die Standbeine des Stegs prallten. Laut schallte die Macht des Wassers in meine Ohren und kurz überkam mich ein mulmiges Gefühl. Was wäre, wenn ich ins Stolpern geriet und ins Wasser fiele. Die Wellen kamen mir noch höher vor, die Dunkelheit schluckte meine Sicht in die Weite, was mir eine Gänsehaut bescherte. Niemand würde meine Schreie hören, geschweige denn mich sehen können. Plötzlich geriet ich ins Straucheln, was mich aus meiner Trance riss, denn der melodiöse Gleichklang der Gischt hatte etwas Hypnotisches. Gerade rechtzeitig gelang es mir, mit rudernden Armen die Balance zu halten, was mich vor einem Sturz in die Fluten bewahrte.

„Hätte ich bloß nicht so viele Cocktails getrunken.“

Die süßen Alkoholika waren tückisch, ich hätte es besser wissen müssen.

Langsam drehte ich mich vom Meer weg, um den Rückweg anzutreten. Je näher ich dem Strand kam, desto mehr wich meine Unsicherheit, die Angst, ins Wasser zu fallen und zu ertrinken. Als ich etwas mehr als die Hälfte des Stegs überwunden hatte, blieb ich verwundert stehen. Mir fiel die Silhouette eines Körpers am Strand ins Auge. Aus der Entfernung, rund zehn Meter, erkannte ich einen Mann. Mit wackeligen Knien setzte ich meinen Weg fort, fixierte den Umriss. Breite Schultern, schmale Hüfte und leicht im Wind wehende, schulterlange Haare weckten meine Neugierde. Ein Anblick, der mir direkt in den Unterleib schoss und sich dort prickelnd festsetzte. Ein schwarzer Umriss, mysteriös und geheimnisvoll und vielleicht sogar gefährlich. Ich kam mir vor wie die Heldin in einem dieser Dark Romance-Romane. Ich schüttelte mich, um den Gedanken loszuwerden, versuchte damit gleichzeitig meine Nervosität einzudämmen, scheiterte damit aber kläglich.

Mit meiner rechten Hand suchte ich in meiner Clutch nach meinem Smartphone, dabei bemerkte ich meine innere Unruhe, die von Sekunde zu Sekunde schlimmer zu werden schien. Verdammt, was hatte der Kerl, von dem ich nichts außer seinen in Schwärze getauchten Körper sah, an sich, um mich derart durch den Wind zu bringen? So war es doch sonst nie bei mir. Verdammt noch mal! Etwas zog mich magisch an und der Kerl schien ganz genau zu wissen, welchen Einfluss er auf das weibliche Geschlecht – in diesem Fall auf mich – hatte.

„Du Arsch, warum schreibst du mir nie zurück!“, rief ich gegen den Wind und ballte zornig meine freie Hand.

Was hatte ich anderes erwartet, als keine neue Nachricht von meinem Freund. Es war mir ein tiefes Verlangen, mich an meinem gefühlskalten Partner rächen zu müssen – auf meine Art. Genugtuung widerfahren, genau das war es, was mich in diesem magischen Moment antrieb. Entgegen meiner üblichen höflichen Zurückhaltung gegenüber fremden Männern, schritt ich nun mit starrem Blick selbstbewusst auf die Silhouette zu, die sich nicht von der Stelle rührte. Es war, auch wenn es seltsam klang, als erwarte der Mann mich bereits.

War es Trotz? Ein mir aus meiner Zeit als Teenie zu gut bekanntes Gefühl durchzuckte mich, dieser kleine Teufel namens „Mit dem Kopf durch die Wand“, der dafür gesorgt hatte, dass ich eben Schauspielerin war, statt Chirurgin. Ich war mindestens genauso stur wie mein Bruder, der erfolglose Musiker, der mit seiner Gitarre und seinem ausgeblichenen Rucksack durch die Kneipen zog, aber daran wollte ich jetzt nicht denken. Mein Blick klebte an dem Bild von einem Mann, dessen Körper klar definiert, muskulös aber nicht derb wie ein Bodybuilder daherkam. Ich hatte mein Ziel erreicht und blieb stehen. Der seichte Mondschein fiel auf sein ebenmäßiges Gesicht mit dem markanten Kinn und den starken Kieferknochen. Sein Teint war etwas dunkler als der eines typischen Amerikaners, er schien tatsächlich lateinamerikanischer Herkunft, was seiner atemberaubenden Ausstrahlung keinen Abbruch tat. Seine dunklen Haare wehten – der Wind hatte zugenommen – verdeckte sein Gesicht hin und wieder, was ihn noch geheimnisvoller machte.

Schnell sah ich mich in alle Richtungen um, und erst als ich niemanden außer ihm sah, traute ich mich, ihn anzusprechen. Normal war ich nicht so schüchtern, aber etwas warnte mich davor leichtsinnig zu werden, auf der Hut zu bleiben.

„Schöner Abend, was?“

Wie einfallsreich von mir und noch dazu kam es mir leiser als gewollt über die Lippen. Er musste sonst was über mich denken.

„Wohl eher steife Party“, sagte er geradeheraus, kam bis auf zwei Handbreiten auf mich zu und sah mir direkt in die Augen.

In seinen dunklen Augen spiegelte sich der Mond.

Ich räusperte mich.

„Ähm, so kann man es auch sehen.“

Ja, er war es, der Taylor Lautner Doppelgänger, der vorhin neben meinen zukünftigen Drehpartnern gestanden hatte. Ob er dabei, einer aus dem Team war? Gedanklich überflog ich die Darsteller-Liste, aber einen wie ihn fand ich nicht darunter. Meine nächste Frage blieb mir im Halse stecken, als er mir eine Hand auf die Schulter legte. Sofort schien die Stelle in Brand zu stehen, mir wurde unerträglich heiß und mein Herz drohte mir ins Höschen zu rutschen. Ich schluckte, linste verlegen an seinem Kopf vorbei hinauf zur Villa. Hinter den hohen Hecken erkannte ich sporadisch Lichtpunkte und bunte Farbkleckse der feiernden Menge.

„Für mich ist das“, er wies mit einem Kopfnicken auf den Herd der Geräusche, „nichts weiter als eine von vielen Pflichtveranstaltungen, denen ich beiwohne, um es mir mit den Produzenten nicht zu vergraulen. Es reicht, um sich satt zu essen und zu trinken, bis man betrunken in irgendeiner Hecke landet.“ Er lachte trocken auf. „Tja, und hin und wieder findet sich eine heiße Lady, sofern er sie sich nicht unter den Nagel reißt.“ Wieder lachte er heiser auf.

„Wer?“

Ich sah, wie er sein Gesicht verzog, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Grimmig war sein Blick, den er auf einen mir unbekannten Punkt in der Ferne richtete.

„Wer ist gemeint?“

„Ach, ist unwichtig. Möchte Ihnen den Spaß nicht verderben.“

Ich nahm mir vor, erst mal die Beine stillzuhalten und nicht weiter zu fragen, da es dem schönen Unbekannten unangenehm zu sein schien, den betreffenden Frauenhelden zu benennen. Warum auch immer.

„Was treibt Sie hierher? Ich habe Sie noch nie auf einer seiner Partys gesehen.“

Seine Stimme klang ehrlich interessiert.

„Chimney?“

Er nickte.

„Er hat mich erst vor kurzem in einer Indieproduktion entdeckt. Keiner der Schauspieler darunter hat Rang und Namen, kein einziger, war trotzdem ein toller Dreh“, sagte ich. „Ich spiele demnächst in der neuen Serie Deadly Races mit, um genau zu sein. Rodney Chimney scheint mich für eine talentierte Schauspielerin zu halten und ich freue mich, endlich in einer großen Rolle zu sehen zu sein. Für die meisten Schauspieler der Elite ist es sicher nichts besonderes, so ein Part in irgendeiner Serie über illegale Autorennen, aber für mich bedeutet es die Welt.“

Schwärmerisch drehte ich mich im Kreis, was ich fix einstellte, als ich wieder mitkriegte, dass da noch jemand war, der mir dabei zusah. Doch der schöne Unbekannte verzog keine Miene, lachte nicht, sah mich einfach nur an mit seinem Silberblick.

„Und was machen Sie, wenn ich fragen darf?“

„Ich bin Stuntman, also eher hinter den Kulissen und im Film selbst unsichtbar.“

Er erzählte allgemein über seinen Job, den Gefahren und der Spannung, die dieser Beruf barg, ebenso vom knallharten Training, um körperlich und geistig fit zu bleiben.

„Disziplin ist alles“, endete er.

„Ich bin beeindruckt“, sagte ich, die mir nie wirklich Gedanken um die Wichtigkeit eines Stuntman gemacht hatte. Dabei ging mir der letzte Dreh durch den Kopf, in dem einer jener Männer den männlichen Hauptdarsteller bei einer Explosion doubelte. Statt ihm flog der Stuntman durch das Fenster.

„O Mann, ich muss Ihnen ja wie ein Idiot rüber kommen, hab mich nicht einmal vorgestellt. Ryan!“

Selbstbewusst hielt er mir seine rechte Hand hin, fokussierte mich wieder mit diesem Blick, der mich ganz wuschig machte. Während er mir das Du anbot, erzählte er von einem Reiterstunt, wie er im Steigbügel hängend von einem durchgehenden Pferd mitgeschleift wurde.

„Cathelyn, aber alle nennen mich einfach nur Cathy“, erwiderte ich.

„Freut mich, Cathy“, druckste Ryan herum.

Wenn er so weiter machte mit seinem unverhohlenen Flirten, würde ich sicher gleich in Ohnmacht fallen. Meine Hemmungen fielen nach und nach, ja, ich fühlte mich regelrecht zu ihm hingezogen und das lag ganz sicher nicht allein an den Cocktails. Ryan roch verführerisch, eine Mixtur aus Zedernholz, Limette und Moschus, was mir durch Mark und Bein ging. In meiner Mitte pochte es wie verrückt und mein letztes, liebloses Mal mit Dax fiel mir dazu ein. Rein, raus, fertig. Und lautstark schnarchen. Schrecklich unromantisch. Da für Dax Vorspiel ein lästiges Übel war und er es hasste wie die Pest, blieb mir oft nichts anderes übrig, als es mir selbst zu besorgen, wollte ich noch zu einem halbwegs akzeptablen Abschluss der Liebesnacht kommen. Daher war Johnny, mein elektrisches Spielzeug, in den letzten Monaten zu meinem besten Liebhaber geworden.

Warum ausgerechnet hier und heute diese Gedanken um mein mieses Sexleben, woran ich mich gewöhnt hatte? Leidend und schweigend hatte ich meine stockende Erotik akzeptiert; hingenommen traf es besser. Sex wurde ja auch gnadenlos überbewertet. Im wahren Leben kam eine Frau nicht auf dem Penis eines Mannes, das einfache Rein und Raus gab ihr gar nichts und ein großes Glied war nicht geil, sondern eher schmerzhaft. Wie meine beste Freundin Mallory zu sagen pflegte: Es kommt nicht auf die Größe an, sondern auf denjenigen, der es bedient.

„Alles okay bei dir? Du wirkst so abwesend.“

Ryans Stimme klang so sanft und gleichzeitig dunkel, dass mir ein wahrer Schauer über den Rücken lief und in meinem Bauch hielten tausende Schmetterlinge Einzug. Was für ein verrückter Abend. Konnte der noch besser werden? Er konnte!

Das Grollen der stärker gewordenen Brandung drang dumpf und weit entfernt an meine Ohren. Es kam mir vor, als umhüllte uns beide ein unsichtbares Vakuum. Warum musste dieser Mann auch so eine Wirkung auf mich haben? Meine Knie fühlten sich wie Pudding an und mein Herzschlag verdreifachte sich, als Ryan seine Hand zärtlich über meine rechte Wange streifen ließ. Lag es daran, dass er so viele alkoholhaltige Cocktails intus hatte wie ich, weil er so schamlos heran ging, obwohl er mich nicht kannte? Zu viel getrunken, um seinen Hormonen Einhalt zu gebieten?

Keiner von uns sagte ein Wort, wir ließen uns treiben, die Körper einfach reagieren. Vollkommen willenlos sank ich gemeinsam mit diesem sexy Stuntman in den noch warmen Sand, gab mich seinen Händen hin, die überall auf meiner Haut einen kribbelnden Flächenbrand auslösten. Mir war in diesem Moment alles egal; mein rigider Vater, meine ihm hörige Mutter, meine geltungssüchtige Schwester, die Geldsorgen meines Bruders und auch Dax' Gefühlskälte mir gegenüber. Das, was für mich augenblicklich zählte, war das Hier und Jetzt: das stürmische Meer, der nach Zedernholz duftende Adonis und ich, die sich der Leidenschaft hingab, dem Prickeln in mir.

„Wir sollten das nicht tun“, hauchte ich. „Was, wenn jemand kommt und uns beobachtet?“

„Denk nicht so viel nach, Cathy, genieße den Abend. Lass dich fallen. Wir werden es beide nicht bereuen. Ich weiß das.“

Seine Stimme betörte mich, sodass ich gar nicht anders konnte, als mich ihm und seinen warmen Händen hinzugeben. Seine Hände schienen überall und nirgendwo zu sein. In meinen Ohren rauschte es und mein Innerstes stand in sündigen Flammen. Was träumte ich da bloß für einen süßen Traum? Dieser Fremde gab mir so viel mehr, als Dax es mir in der gemeinsamen Zeit je geben konnte. Ich fühlte mich wie eine begehrenswerte Frau, nicht wie die Tochter eines über Landesgrenzen hinaus bekannten Schönheitschirurgen mit eigener Klinik.

Ryans warmer Atem streifte meinen Nacken, als er mir erneut, „Lass dich fallen!“, ins Ohr flüsterte, und dann ging es sehr schnell. Wir küssten uns, seine weichen Lippen lagen auf meinen. Sein Atem, süß riechend nach Cocktails, sein eigener Geruch, der mich betörte, mich willenlos machte. Ich erkannte mich selbst in dem Rausch der Sinne nicht mehr wieder, trat in eine andere, magische Welt über. Wir wälzten uns wie zwei verliebte Teenager im Sand, ruinierten unsere Frisuren und die schicken Kleider, doch das war uns egal. Der Moment zählte, war für die Ewigkeit und sonst nichts. Um uns herum hätten Bomben fallen können, wir hätten es nicht bemerkt.

Die Wut auf meine egoistischen Eltern, gepaart mit dem Unverständnis über Dax' Lieblosigkeit meldeten sich blitzartig zurück in meine Gedanken. Aber nur kurz, dann spornten sie mich an, mich erst recht Ryan hinzugeben, diesem unbekannten Stuntman. Ein Mann, dem ich heute das erste Mal begegnet war, erzeugte in mir mehr siedendes Verlangen, als Dax, mit dem ich etwas länger als ein halbes Jahr zusammen war. Seufzend gab ich mich den Küssen hin, die ich an meinem Dekolleté spürte, genoss die Reibung, als Ryan seine Erregung an meinem Unterleib rieb. Über uns stand der Mond voll am sternenverhangenen Himmel und hinter uns toste der Pazifik im rauen Wind. Sand stob hoch, Steinchen hämmerten wie winzige Geschosse in mein Gesicht, dass ich aufstöhnte.

„Sag, wenn ich aufhören soll“, raunte Ryan in mein Ohr.

Offenbar hatte er mein Stöhnen missverstanden. Sein heißer Atem an meinem Ohr löste eine wohlige Gänsehaut und ein Prickeln in meinem Schoß aus.

„Normalerweise bin ich nicht so, dass ich sofort nach dem ersten Kennenlernen über Frauen herfalle, das musst du mir glauben, Cathy, auch wenn ich so aussehe“, stöhnte Ryan hörbar erregt, am Rande seiner Beherrschung.

Er nestelte nervös an meinem Kleid, versuchte es aufzubekommen, leider war der Reißverschluss auf meinem Rücken. Ich half ihm, indem ich mich umdrehte, sodass er freie Bahn hatte, mir das Kleid öffnen konnte.

„Noch können wir es beenden.“

„Warum?“, fragte ich, selbst überrascht von mir, wie drängend meine Stimme war.

„Ich habe keine Kondome dabei.“

„Keine Angst, ich nehme die Pille.“

Seitdem ich mit Dax zusammen war, nahm ich die Pille, auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin. Kinder kamen für ihn nicht in Frage, was er mir von Anfang an deutlich klar gemacht hatte. Was ich wollte, schien ihn nicht zu interessieren, obwohl ich momentan mit meinen vierundzwanzig Jahren ohnehin alles andere als reif für Kinder war. Vielleicht lag es an Dax, den ich mir als dauerhaften Partner nicht vorstellen konnte, schon gar nicht als Vater meiner Kinder. Das spielte jetzt keine Rolle, als mich Ryan mit dem sanften Kneten meiner Brüste aus meinem Gedankensumpf holte, mich rettete.

Jetzt fielen meine letzten Hemmungen und ehe ich mich versah, lagen wir beide nackt im Sand. Warm umkreiste Ryan meine rechte Brust, saugte am Nippel, ehe er dasselbe mit der linken tat. Ich fühlte mich wie in einem Rauschzustand, einem geilen Rausch, als ich nach Ryans Glied tastete. Fühlend glitt ich seine gesamte Länge auf und nieder, spürte jede Erhebung und jede Ader darauf, bis ich seine Hoden erreichte und diese vorsichtig massierte. Er stöhnte voller Wohlbehagen, und begann ebenfalls, mich zwischen den Beinen zu streicheln. Seine Berührungen waren wie ein Hauch, angenehm und zart, ganz anders als ich es von Dax gewohnt war, für den nur der Akt zählte. Groß Zeit für ein Vorspiel fanden Ryan und ich jedoch nicht.

„Lass mich machen!“

Mit einer Hand drückte ich ihn nieder, bis er auf dem Rücken lag, beide Arme neben sich, sein Blick auf mich gerichtet. Obwohl es fast dunkel war, bemerkte ich, wie er jeden meiner Schritte genau beobachtete. Auch dann, als ich mich auf ihn setzte. Ich fasste hinter mich, dirigierte sein steifes Glied an meine Öffnung und ließ es langsam in mich hineingleiten. Feucht wie ich war, dauerte es nicht lange und ich saß fest im Sattel. Stöhnend nahm Ryan seine Hände an meine Hüften und unterstützte meine Bewegungen, ließ mir dabei die Zügel, mich mein Tempo wählen, in dem ich ihn ritt. Sein Atem ging schneller, je mehr ich mich auf ihm auf und ab bewegte, mich auf seiner Brust abstützend. Sein Mund stand halb offen und Schweißperlen glitzerten auf seiner Stirn.

Es dauerte nicht lange und er kam stöhnend zu seinem Höhepunkt, während er mich mit zwei Fingern befriedigte, indem er meine Klit massierte. Wenige Sekunden später war es bei mir soweit und ich kam, warf meine Haare nach hinten und legte den Kopf in den Nacken. Von der feiernden Partymeute dürfte niemand meinen Lustschrei gehört haben, die waren sicher längst alle sturzbetrunken.

Eine Weile lagen wir, hingen unseren eigenen Gedanken nach, nebeneinander im Sand, ehe wir uns in der Wirklichkeit wiederfanden. Ich erhob mich zuerst und zog mich rasch wieder an, bis mich ein Knacken innehalten ließ. Dort, wo ich das Geräusch vermutete, meinte ich einen Schatten gesehen zu haben, der sich aus dem Geäst löste und Richtung Haus verschwand. Ich schüttelte mich.

„Hast du das eben auch gehört?“

„Was?“

„Ich meine dahinten etwas gehört zu haben“, sagte ich und deutete auf einen Busch rund zehn Meter entfernt neben dem Weg zur Villa hinauf.

„Vielleicht eine Katze oder ein anderes Tier.“

Ryan hatte sich inzwischen aufgesetzt.

So sehr ich mich darum bemühte, etwas zu hören, da war nichts außer das Rauschen des Meeres, das Aufprallen der Wellen auf den Stand.

„Du hast recht, wahrscheinlich ein Tier oder ich habe es mir eingebildet.“

Intuitiv gab ich dem Alkohol die Schuld, der meine Sinne verschleierte. Durch die Brandung war es schier unmöglich, das Knacken eines zehn Meter entfernten Busches zu vernehmen, oder doch? Selbst wenn uns jemand, einer der betrunkenen Gäste, beim Sex heimlich beobachtet hatte, so hatte er zumindest eine fantastische Show erhalten. In dem Dunkel konnte die Person sicherlich nicht gesehen haben, wer wir sind. Und war es nicht in Hollywood Gang und Gäbe, hinter den Kulissen allerhand Skandale zu weben?

„Und wenn uns jemand gefilmt hat“, schoss es aus mir heraus.

In einem Atemzug fiel mir ein Fall eines berühmten, verheirateten Arztkollegen meines Vaters ein, der fremdgegangen war und fotografiert worden war. Für ihn hatte es das Ende seiner Ehe bedeutet. Nun, ich hatte zwar Dax, aber ein Ende der Beziehung war das, was ich mir insgeheim wünschte, bloß kein Schmierentheater drumherum. Meine Eltern würden mich umbringen, wenn herauskäme, dass ich Dax fremdgegangen war, selbst wenn es sich nur um einen harmlosen One-Night-Stand handelte. Mehr war das hier für mich nicht.

„Quatsch, wer sollte das tun?“

Ryan ereiferte sich ebenfalls aufzustehen und sich anzukleiden.

„Was weiß denn ich, wer so abgebrüht ist. Wir sind hier in der Villa eines Filmmoguls und da ist alles möglich.“

„Du liest zu viel Klatschpresse, Cathy“, lachte Ryan in einer Art und Weise, die mich aufregte.

„Kann sein, aber das sollte dir egal sein, Ryan. Ich bereue das hier jetzt schon.“

Aufgebracht stellte ich mich direkt vor ihn, reckte meinen Kopf stolz in die Höhe und sah ihm in die Augen.

„Mir hat das rein gar nichts bedeutet und du wirst schweigen, verstanden?“

Statt zu antworten, schluckte mein Gegenüber nur, während sich sein Blick schlagartig verfinsterte. Es hinterließ in meinem Magen einen Knoten, meine Kehle wurde trocken.

„Ob du verstanden hast, Ryan?“

Sein Blick senkte sich und ich erkannte, wie er seine Rechte zur Faust ballte. Es schien ihm nicht zu gefallen, was ich von ihm verlangte.

„Was?“, fauchte ich ihn an. „Noch mal, für mich war der Sex eben nichts, was ich wiederholen möchte. Ich hab einfach nur zu viel getrunken, wusste nicht mehr, was ich tue. Okay!“

Ohne zu erwidern löste er sich von mir, drehte sich um und ging auf den Steg. Ich beobachtete ihn mit herunter gelassenen Schultern, bis er von der Dunkelheit verschluckt wurde. Etwas in mir rügte mich dafür, so schroff zu ihm gewesen zu sein.

„Verdammt, zu so etwas gehören immer zwei dazu“, grollte ich nun wieder stocknüchtern, und marschierte im Sand hoch zum Weg, zurück zur Villa.

Die Party hatte sich etwas geleert, aber nach wie vor waren viele Gäste da, die miteinander redeten oder tanzten. In einem Sessel am Panoramafenster erblickte ich Rod Chimney, der mich seltsam schmierig angrinste und sich über die Lippen leckte. Ein Anblick, der mich unangenehm berührte, bis ich Ekel empfand, als mich seine Augen praktisch auszogen.

„Bloß weg hier!“

Ohne mich von irgendjemandem zu verabschieden, öffnete ich meine Clutch im Gehen, suchte mein Smartphone und gelangte durch den Eingangsbereich zur riesigen Haupttür. Die Absätze meiner Schuhe erzeugten auf dem Marmor hallende Töne, hoch wie die Decke der Villa war. Ein schwarz gekleideter Angestellter nahm meinen Wunsch nach meinem Autoschlüssel skeptisch, wohl wegen meiner offensichtlichen Fahne, entgegen.

„Chimney lässt Gäste, die zu viel getrunken haben und nicht mehr alleine wegkommen, in seiner Villa übernachten.

---ENDE DER LESEPROBE---