Allein um die Welt segeln - Joshua Slocum - E-Book

Allein um die Welt segeln E-Book

Joshua Slocum

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Beschreibung

Der Pioniergeist, der feste Glaube an die Gesetze der Natur und die Bescheidenheit gegenüber dem Meer machen die Größe von Joshua Slocum und die Bedeutung von "Sailing alone around the World" aus. Diese Geschichte voller Salz und Wind ist ein Vermächtnis an Segler, die wie er den Ozean besegeln. (Wilfried Erdmann in seinem Vorwort zu "Allein um die Welt segeln")

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JOSHUA SLOCUM

ALLEIN UM DIE WELT SEGELN

aus dem Amerikanischen von Manfred Braun

Aequator Verlag

Impressum

Bibbliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die

Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Angaben

sind im Internet unter https://dnb.de abrufbar.

Originalausgabe inklusive Grafiken von Thomas Fogarty und George Varian:

Joshua Slocum, Sailing alone around the World.

1900, Blue Ribbon Books, New York

Aequator Verlag GmbH, München

© 2014 Aequator Verlag

Vollständige Ausgabe aus dem Amerikanischen

neu übersetzt von Manfred Braun.

Grafik: Helden & Mayglöckchen GmbH & Co. KG, Karlsruhe

eBook-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheimwww.brocom.de

ISBN 978-3-95737-002-0

Denen gewidmet, die sagten: „Die Spray

INHALT

VORWORT

KAPITEL 1

Bluenose-Vorfahren mit Yankee-Wurzeln – Jugendliche Schwärmerei für die See – Kapitän des Schiffs Northern Light – Verlust der Aquidneck – Rückkehr von Brasilien mit der Liberdade – Ein „Schiff“ als Geschenk – Die Wiederauferstehung der Spray – Rätsel der Finanzen und des Kalfaterns – Der Stapellauf der Spray.

KAPITEL 2

Kein Anglerglück – Der Plan einer Weltumsegelung – Von Boston nach Gloucester – Ausrüstung für die Atlantikquerung – Ein halbes Dory als Beiboot – Der Törn von Gloucester nach Nova Scotia – Stürmische Fahrt in heimischen Gefilden – Unter alten Freunden.

KAPITEL 3

Abschied von der amerikanischen Küste – Vor Sable Island im Nebel – Auf hoher See – Der Mann im Mond interessiert sich für die Reise – Erste Anzeichen von Einsamkeit – Die Spray begegnet der La Vaguisa – Eine Flasche Wein vom Spanier – Ein paar Worte mit dem Kapitän der Java – Anrufen des Dampfers Olympia – Ankunft auf den Azoren.

KAPITEL 4

Böiges Wetter auf den Azoren – Leben in Saus und Braus – Delirien durch Käse und Pflaumen – Der Steuermann der Pinta – In Gibraltar – Die Gastfreundschaft der britischen Marine – Ein Picknick an der marokkanischen Küste.

KAPITEL 5

Abfahrt von Gibraltar mit Hilfe eines Schleppers der britischen Marine – Kurswechsel der Spray vom Suezkanal zum Kap Hoorn – Verfolgt von maurischen Piraten – Ein Vergleich mit Kolumbus – Die Kanaren – Die Kapverden – Seeleben – Ankunft in Pernambuco – Eine Rechnung für die brasilianische Regierung – Vorbereitung auf das stürmische Wetter am Kap.

KAPITEL 6

Abreise von Rio de Janeiro – Die Spray gestrandet am sandigen Ufer von Uruguay – Einem Schiffbruch knapp entkommen – Der Junge, der eine Slup fand – Die Spray wieder flott, aber etwas beschädigt – Grüße vom britischen Konsul in Maldonado – Ein herzlicher Empfang in Montevideo – Ein Ausflug nach Buenos Aires – Kürzen von Mast und Bugspriet.

KAPITEL 7

Anker auf in Buenos Aires – Ein Gefühlsausbruch an der Mündung des Río de la Plata – Überrollt von einem Kaventsmann – Eine stürmische Einfahrt in die Magellanstraße – Das nützliche Geschenk eines Sacks Reißnägel von Kapitän Samblich – Vor Kap Froward – Von Indianern aus der Fortescue-Bucht verjagt – Ein Fehlschuss auf den schwarzen Pedro – Aufnehmen von Holz und Wasser in der Bahía Tres Islas – Tierleben.

KAPITEL 8

Vom Kap Pilar in den Pazifik – Von einem Sturm zum Kap Hoorn getrieben – Das größte Seeabenteuer von Kapitän Slocum – Erneutes Erreichen der Magellanstraße durch den Cockburn-Kanal – Einige Wilde machen mit den Reißnägeln Bekanntschaft – Gefahr durch Brandbomben – Einige heftige Williwaws –Erneut auf Westkurs.

KAPITEL 9

Reparieren der Segel der Spray – Wilde und ein widerspenstiger Anker – Kampf der Spinnen – Eine Begegnung mit dem schwarzen Pedro – Ein Besuch an Bord des Dampfers Colombia – Verteidigung gegen eine Flotte Kanus – Ein Bericht der Fahrten durch die Magellanstraße – Eine geschenkte Ladung Talg.

KAPITEL 10

Im Schneesturm nach Puerto Angosto – Eine defekte Schotleine bringt die Spray in Gefahr – Die Spray als Zielscheibe für einen feuerländischen Pfeil – Die Insel von Alan Erric – Wieder im weiten Pazifik – Fahrt zu den Juan-Fernández-Inseln – Ein König in Abwesenheit – Am Ankerplatz von Robinson Crusoe.

KAPITEL 11

Verköstigung der Bewohner der Juan-Fernández-Inseln mit Yankee-Donuts – Die Schönheiten des Reiches von Robinson Crusoe – Das Bergdenkmal für Alexander Selkirk – Die Höhle von Robinson Crusoe – Ein Streifzug mit den Kindern der Insel – Kurs West mit einem freundlichen Sturm – Einen Monat auf See mit dem Kreuz des Südens und der Sonne zur Peilung – Die Marquesas kommen in Sicht – Erfahrungen in der Besteckrechnung.

KAPITEL 12

72 Tage ohne Hafen – Wale und Vögel – Ein Blick in die Kombüse der Spray – Fliegender Fisch zum Frühstück – Ein herzliches Willkommen in Apia – Ein Besuch der Frau von Robert Louis Stevenson – In Vailima – Samoanische Gastfreundschaft – Eine Haftstrafe für zu schnelles Reiten – Ein amüsantes Karussell – Lehrer und Schüler des Papauta College – In der Gewalt von Meeresnymphen.

KAPITEL 13

Eine samoanische Hoheit – König Malietoa – Abschied von Freunden in Vailima – Von Fidschi aus gen Süden – Ankunft in Newcastle, Australien – Die Yachten von Sydney – Eine Taufe auf der Spray – Kommodore Foy beschert der Slup einen neuen Satz Segel – Weiter nach Melbourne – Ein Hai, der sich als wertvoll herausstellte – Eine Kursänderung – Der „Blutregen“ – In Tasmanien.

KAPITEL 14

Die Ehrengabe einer Dame – Rund um Tasmanien – Der Skipper hält seinen ersten Vortrag über die Reise – Proviant im Überfluss – Eine Sicherheits-inspektion der Spray in Devonport – Zurück in Sydney – Gen Norden zur Torres-Straße – Schiffbruch eines Amateurs – Freunde an der australi- schen Küste – Gefahren des Korallenmeers.

KAPITEL 15

Ankunft in Port Denison, Queensland – Ein Vortrag – Reminiszenzen an Kapitän Cook – Ein Vortrag für wohltätige Zwecke in Cooktown – Ein glückliches Entkommen von einem Korallenriff – Home Island, Sunday Island, Bird Island – Ein amerikanischer Perlenfischer – Jubiläum auf Thursday Island – Eine neue Flagge für die Spray – Booby Island – Über den Indischen Ozean – Die Weihnachtsinsel.

KAPITEL 16

Die Notwendigkeit sorgfältiger Navigation – Drei Stunden am Ruder in 23 Tagen – Ankunft auf den Kokosinseln –Ein kurioses Kapitel Sozialgeschichte – Begrüßung von den Kindern der Inseln –Überholen und Streichen der Spray am Strand – Ein mohammedanischer Segen für ein Glas Marmelade – Die Kokosinseln als Paradies – Ein riskantes Unter-fangen in einem kleinen Boot – Kurs gen Rodrigues – Verwechslung mit dem Antichrist – Der Gouverneur beruhigt die Leute – Ein Vortrag – Ein Kloster in den Bergen.

KAPITEL 17

Ein ordentliches Gesundheitsattest auf Mauritius – Nachsegeln der Reise im Opernhaus – Eine kürzlich entdeckte Pflanze nach dem Skipper der Spray benannt – Segelausflug mit einer Gesellschaft junger Damen – Ein Biwak an Deck – Ein herzlicher Empfang in Durban – Im freundlichen Kreuzverhör von Henry M. Stanley – Drei weise Buren auf der Suche nach Beweisen, dass die Erde eine Scheibe ist – Abschied von Südafrika.

KAPITEL 18

Umrundung des Kaps der Stürme in alten Zeiten – Ein raues Weihnachten – Die Spray macht sich bereit für eine dreimonatige Pause in Kapstadt – Ein Bahnausflug nach Transvaal – Eine eigenwillige Interpretation der Reise der Spray von Präsident Krüger – Seine markigen Worte – Illustre Gäste auf der Spray – Kokosfaser als Vorhangschloss – Ein Besuch vom Admiral der Royal Navy – Auf nach St. Helena – Land in Sicht.

KAPITEL 19

Auf der Insel, auf der Napoleon im Exil gelebt hat – Zwei Vorträge – Ein Gast im Geisterzimmer von Plantation House – Ein Ausflug zum historischen Longwood – Rohe Kaffeebohnen und eine Ziege zum Schälen – Das Pech der Spray mit Tieren – Ein Vorurteil gegenüber kleinen Hunden – Eine Ratte, die Spinne aus Boston und die kannibalische Grille – Ascension.

KAPITEL 20

In der günstigen Strömung am Cabo de São Roque, Brasilien – Alle auf See schauen auf den spanisch-amerikanischen Krieg – Ein Signalwechsel mit dem Schlachtschiff Oregon – Vor dem Gefängnis von Dreyfus auf der Teufelsinsel – Für die Spray geht der Polarstern wieder auf – Das Leuchtfeuer auf Trinidad – Eine charmante Einführung auf Grenada – Vorträge vor wohlwollenden Zuhörern.

KAPITEL 21

Ausklarieren für die Heimfahrt – Im Kalmengürtel – Ein von Sargassum bedecktes Meer – Das Klüverstag bricht in einem Sturm – Begrüßung durch einen Tornado vor Fire Island – Eine Planänderung – Ankunft in Newport – Ende eines Törns von über 46.000 Meilen – Die Spray wieder vor Anker in Fairhaven.

ANHANG

Ihre Abstammung, so weit bekannt – Die Linien der Spray – Ihre selbststeuernden Qualitäten – Segelriss und Ruderanlage – Ein Meisterstück ohne Vorbild – Ein paar aufmunternde Worte an Seeleute in spe.

ANMERKUNGEN

GLOSSAR

Joshua Slocum (20.02.1844 – 14.11.1908)

VORWORT

VON WILFRIED ERDMANN

Joshua Slocum hat von 24. April 1895 bis 27. Juni 1898 auf der Spray die Welt umrundet. Als erster Mensch hat er allein in einem Boot mehr als 46.000 Seemeilen zurückgelegt. Das hat ihn berühmt gemacht. Sein Verdienst ist aber ein größeres als die seglerische Leistung und der Mut, der zu solch einer Reise nötig ist. Der Pioniergeist, der feste Glaube an die Gesetze der Natur und die Bescheidenheit gegenüber dem Meer machen die Größe von Joshua Slocum und die Bedeutung von „Sailing alone around the World“ aus. Diese Geschichte voller Salz und Wind ist ein Vermächtnis an Segler, die wie er die Ozeane besegeln. Also, allemal für Segler wie mich, die die Ozeane besegeln wollen. Paradoxerweise habe ich Slocums Geschichte erst nach meiner ersten Weltumseglung gelesen. Von dem großen Segler gehört jedoch schon etwas früher. Und zwar in Alicante 1965 als eine rote Ketsch mit dem Namen Joshua am Kai festmachte. Es war Bernard Moitessiers Joshua. Erstaunt fragte ich ihn damals: „Wer ist Joshua?“ „Das ist der Vorname von Slocum. Er war der erste, der allein die Welt umsegelt hat. Ein Amerikaner, eigentlich Kanadier von der Bay of Fundy.“ Die Bucht war mir aus meiner Seefahrerzeit bekannt. Berüchtigt für zehn Meter und mehr Tidenhub und folglich kritischen Strömungen. Das Buch sollte ich lesen, empfahl Moitessier. Nur, in Alicante war es nicht zu kriegen. Also dauerte es. Doch dann legte ich Slocums Geschichte nicht mehr zur Seite. Auf unnachahmliche Weise geht er auf die Poesie des Meeres ein. Nicht selten verschmelzen bei ihm Humor und Dramatik. Das war Weltumsegeln aus erster Hand.

Als Alleinsegler hat er mich bestärkt und ermutigt, ein gestecktes Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, dabei auf das Elementare zu setzen und mit einfachen Mitteln um die Welt zu segeln. Dieser Maxime bin ich bis heute treu geblieben. Selbst bei meinen Nonstop-Reisen stand Einfachheit von Schiff und Ausrüstung im Vordergrund.

Mit nur wenigen Dollars in der Tasche hatte Slocum sich von seinem Heimathafen Boston auf den Weg nach Gibraltar gemacht und auf den folgenden Etappen rund um die Welt alle Schicksale gemeistert, die sich ihm zu der Zeit in den Weg stellten. Vor den lebendigen Eindrücken der Natur und seiner Geschöpfe verblasst das große Ziel der Reise: Das Beobachten der Tiere, die Begegnung mit Menschen, aber auch die Reflexion über gute Seemannschaft rücken stattdessen in den Mittelpunkt des Erzählten. Das Zurücklegen der unzähligen Meilen erscheint zunehmend nebensächlich. Diese Aufgabe überlässt er im Laufe seiner Reise scheinbar mehr und mehr seinem Boot, der Spray. Slocum wird zum Beobachter seiner Reise, die ihn selbst in Erstaunen zu versetzen scheint.

Die Spray und ihr Kapitän bilden auf ihrer Reise von Anfang an eine unzertrennliche Einheit. Die Symbiose resultiert keineswegs nur aus Slocums Einsamkeit auf hoher See, in der er natürlich auf die Seetüchtigkeit seines Schiffs angewiesen ist und in der nicht nur das Universum, sondern auch leblose Gegenstände zu Gefährten werden können. Die Spray ist vielmehr das Werk Slocums: In sie hat er all seine seemännische Erfahrung und sein schiffsbauerisches Können gelegt. Als Slocum 1892 das Schiff als Geschenk angeboten bekommt, ist es ein Wrack. Historiker vermuten, dass die Spray 1801 als Austernfischer vom Stapel lief. Als sie in Slocums Besitz gelangte, war sie also schon fast 100 Jahre alt. Mit einem Budget von 553,62 Dollar machte er die Spray nicht nur wieder seetüchtig, sondern er schuf das perfekte Schiff für seine Zwecke. Zahlreiche Nachbauten haben seitdem die Weltmeere befahren. Ihre Länge maß 36 Fuß und neun Zoll (11,03 Meter) und ihre Breite 14 Fuß und zwei Zoll (4,25 Meter). Sie galt als schnell, unkenterbar und ideal für einen Einhandsegler, da sie gute Selbststeuereigenschaften besaß. Es gab Seestrecken, auf denen Slocum Tausende von Seemeilen zurücklegte, ohne die Pinne in die Hand nehmen zu müssen. Das erinnert mich an meine Passage über den Indischen Ozean, wo über Wochen hinweg kein Griff an die Pinne nötig war, um auf Kurs zu sein. Meine Kathena steuerte sich unter zwei Vorsegeln selbst.

Joshua Slocum hat seine Weltumsegelung im Alter von 51 Jahren begonnen. Der Zenit seines beruflichen Werdegangs war zu diesem Zeitpunkt bereits seit einigen Jahren überschritten. Seine Laufbahn hatte als 12-jähriger Schiffsjunge begonnen und mit 17 Jahren verfügte er bereits über das Patent des 2. Offiziers. Sein erstes Kommando übernahm er 1869 im Alter von 25 Jahren. Er war bis in die späten 80er Jahre hinein nie ohne ein Kommando. Und wenn er keine Fracht zu transportieren hatte, dann widmete Slocum sich dem Fischfang oder der Otterjagd. Slocum wurde stets von seiner Familie begleitet. Seine Frau Virginia teilte nicht nur notgedrungen sein Los auf den Frachtseglern, sie war selbst dem Abenteuer zugetan und folgte ihm mit Freude auf fast jedes neue Schiff. Ihre sieben Kinder, von denen allerdings drei früh starben, gebar sie sämtlich auf Schiffen. Als seine Frau Virginia 1884 im Alter von nur 34 Jahren an Bord starb, schien Slocum an einen Wendepunkt gelangt zu sein. Zwar hatten auch zuvor Krankheiten, Havarien, Piraterie, Meutereien und Gerichtsprozesse immer wieder für Aufregung gesorgt, aber nun nahmen die kleineren und größeren Katastrophen ein nahezu absurdes Ausmaß an. Rentable Geschäfte in der Frachtsegelei wurden immer schwieriger. Die Dampfschifffahrt hatte an Bedeutung gewonnen. Die goldenen Zeiten der Segelkapitäne, die wie Slocum das Kommando auf dampfbetriebenen Schiffen ablehnten, waren vorbei. Es drohte Joshua Slocum der finanzielle Ruin.

Es war aber immer schon eine von Slocums Stärken gewesen, sich aus misslichen Lagen zu befreien und all seine Schaffenskraft in ein neues Ziel zu stecken. So ging er bald mit seinem Sohn Victor daran, aus verbliebenen Wrackteilen der in Brasilien auf Grund gelaufenen Aquidneck ein Boot zu bauen, das ihn und seine Familie nach Hause nach Boston bringen sollte. Es entstand die Liberdade, eine Art Segelkanu. Auf dem 35 Fuß langen Boot erreichten Slocum und seine Familie nach 53 Tagen schließlich amerikanisches Festland. Sie hatten insgesamt in diesem provisorischen Schiff über 5000 Seemeilen zurückgelegt.

Diese Reise mit der Liberdade markierte eine erneute Wende in Slocums Leben. Dies war sein erster privater Törn. Er war ohne Kommando, ohne Crew und ohne Fracht unterwegs. Trotz all der erlebten Schwierigkeiten, ging Slocum ganz in dieser Reise auf. Er genoss das Gelingen des außergewöhnlichen Törns wie einen Triumph und ließ alles Ungemach, das sie mit sich brachte, unerwähnt: „Da war sie wieder, diese besondere Stimmung beim Segeln, die Liebe zu der Sache an sich, die mich überkam, als das kleine Schiff auslief.“ Dass diese Unternehmung bei der Presse wohlwollend und staunend aufgenommen wurde, trug sicher dazu bei, dass er einen Bericht mit dem Titel „Die Reise mit der Liberdade“ niederschrieb. Slocum suchte in Boston nach neuen Aufgaben und erwägte auch ein bürgerliches Leben mit seiner zweiten Frau Hettie. Sie hatte ihren Mann bereits drei Jahre lang auf seinen Fahrten begleitet und ihre Tapferkeit unter Beweis gestellt. Aber langfristig behagte ihr wohl die Perspektive eines Lebens auf hoher See nicht. Das häusliche Glück blieb den Slocums allerdings verwehrt: Der Kapitän fand an Land keine Tätigkeit.

Als Slocum schließlich die Spray geschenkt bekommt, fasst er den Plan einer Weltumseglung. Sein Ziel war es, die Reise so zu vermarkten, dass sie ihm einen Gewinn einbrachte, der den Kauf einer Farm für sich und seine Familie ermöglichte. Durch seine bisherigen Erlebnisse, die immer wieder für Aufregungen in der Öffentlichkeit gesorgt hatten, verfügte er über einige Kontakte zu Zeitungen und Journalisten. Zudem verband ihn eine tiefe Liebe zur Literatur. Er kannte die großen Seefahrer und ihre Geschichten, die sie in der Literatur hinterlassen hatten. Nicht nur die großen Romane, sondern auch die Reiseskizzen und wissenschaftlichen Abhandlungen waren ihm vertraut. Er, der selbst als Kind nur selten die Schule besucht hatte und schon im Alter von zehn Jahren seinen Lebensunterhalt selbst verdienen musste, war ein wissbegieriger Autodidakt. Die großen Seefahrer hatten ihn auf seinen Reisen oft unterhalten, und er hatte viel von ihnen gelernt. Warum nicht selbst eine Reise unternehmen und davon erzählen? Es gelang ihm mit der Century Company eine Absprache zu treffen: Seine Geschichte erschien zwischen September 1899 und März 1900 in Fortsetzungen im Century Illustrated Magazine und wurde im April 1900 in der Century Company als Buch veröffentlicht. Und obwohl gerade in seinem Heimatland viele Zweifler die Ehrenhaftigkeit seiner Großtat in Frage stellten und ihn der Lüge bezichtigten, war er ein gefragter Redner, der auf zahlreichen Vorträgen von seiner sagenhaften Reise berichtete. Er kaufte eine Farm in Fairhaven und lebte dort mehrere Jahre mit seiner Ehefrau Hettie. Slocum, der das wechselvolle Leben gewöhnt war, vermochte dort aber keine Wurzeln zu schlagen. Es zog ihn unweigerlich zurück auf den Ozean. Auf der Spray unternahm er Törns entlang der Küste und in die Karibik.

Die Weltumseglung mit der Spray war das Meisterstück des Kapitäns Joshua Slocum. Nur mit Sextant und Wecker fand er seinen Kurs übers Meer und trotz schlechter Seekarten die Routen durch Magellan- und Torres-Straße; nur ausgerüstet mit den damals üblichen anfälligen Baumwollsegeln und ohne Hilfsmotor. Alles Umstände, die auch meine erste Weltumseglung 1966 begleiteten.

Er war ein hervorragender Schiffsbauer, ein glänzender Seemann und ein ebenso mitreißender Erzähler. Mit seiner unstillbaren Sehnsucht nach dem Leben auf dem Ozean, seinem Durchhaltevermögen und seiner Neugier begründete Slocum eine neue Form des Segelns: Das Ein-Hand-Segeln. Der Begriff basiert auf der Formel: Eine Hand für deine Sicherheit, eine Hand für das Boot.

Der Pionier Joshua Slocum wurde am 14. November 1908 im Alter von 64 Jahren zum letzten Mal lebend gesehen, als er mit der Spray in Martha’s Vineyard auslief, um den Orinoco zu erkunden. Er und sein Schiff verschwanden aus ungeklärten Ursachen. Erst 1924 wurde er für tot erklärt.

Seit Slocums großartiger Fahrt haben zahlreiche Menschen das Abenteuer gewagt und sind ganz allein um die Welt gesegelt. Doch er war der Erste und ist seitdem maritimen Abenteurern ein großes Vorbild.

KAPITEL 1

Bluenose1-Vorfahren mit Yankee-Wurzeln – Jugendliche Schwärmerei für die See – Kapitän des Schiffs Northern Light – Verlust der Aquidneck – Rückkehr aus Brasilien mit der Liberdade – Ein „Schiff“ als Geschenk – Die Wiederauferstehung der Spray – Rätsel der Finanzen und des Kalfaterns – Der Stapellauf der Spray.

Im herrlichen Nova Scotia, einer vom Meer geprägten Region, gibt es einen Bergrücken namens North Mountain, der die Bay of Fundy vom fruchtbaren Tal von Annapolis trennt. Am Nordhang des Bergrückens wachsen robuste Fichten, die ideales Holz für den Bootsbau liefern und aus denen bereits viele Schiffe in allen Größen gebaut worden waren. Die Bewohner an dieser Küste, zäh, ausdauernd und stark, sind für die Schifffahrt geboren und ein Kapitänspatent flößt noch viel mehr Respekt ein, wenn als Geburtsort des Inhabers ein Ort in Nova Scotia genannt wird. Ich wurde an einem kalten Fleck am bitterkalten North Mountain an einem frostigen 20. Februar geboren, bin aber dennoch US-Amerikaner, gewissermaßen ein eingebürgerter Yankee. Aber eigentlich sind die Leute von Nova Scotia als Yankees im wahren Sinne zu bezeichnen. Auf beiden Seiten meiner Familie gab es Seeleute. Und wenn ein Slocum nicht zur See fuhr, so hatte er zumindest eine Vorliebe für geschnitzte Boote und blickte sehnsüchtig den Schiffen nach. Mein Vater war die Sorte Mann, die schiffbrüchig von jeder einsamen Insel nach Hause gefunden hätte, solange er nur ein Klappmesser hatte und einen Baum fand. Er hatte ein untrügliches Gespür für gute Boote, aber er blieb auf der alten Farm, die einige Schwierigkeiten machte, mit den kargen Lehmböden wie an einem Anker hängen. Vor einer steifen Brise hatte er keine Angst und auf einer religiösen Zusammenkunft im Freien oder einer Erweckungsversammlung der guten alten Art saß er immer in einer der vordersten Reihen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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