"Alles auf Anfang" -  - E-Book

"Alles auf Anfang" E-Book

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Beschreibung

Hinfallen und Wieder-Aufstehen. Etwas Neues wagen, das Leben ändern und ein neues Leben leben, das mehr beinhaltet als Schule, Job, im eigenen Zimmer daddeln und mit Freund/innen chatten. Die Thematik für den Jugendliteraturpreis 2020 des Literaturhauses Nettersheim nd der Lit.Eifel war in diesem Jahr tief mit der Frage verbunden, was jede/r anders machen kann und natürlich: besser. Damit man sich gut fühlt, nach allem, was vielleicht hinter einem liegt. Das Leben schreit – besonders in diesem Jahr mit "Corona" nach Veränderungen. Analysieren, beobachten, hinterfragen und prüfen: wie kann ein neuer, richtiger Weg aussehen? Ist das nur eine Traumvorstellung, oder kann sie Wirklichkeit werden? 55 Autorinnen und Autoren im Alter zwischen 6 und 19 Jahren haben der Jury des Jugendliteraturpreises 2020 (Claudia Hoffmann, Mario Walter Johnen, Christoph Leisten, Bruder Wolfgang Mauritz, Joachim Starke, Waltraud Stening, Marietta Thien, Andreas Züll) geantwortet und ihre Vorstellungen in Textform gesendet: sie erzählen ihre Geschichte von einem Neuanfang. Herausgekommen ist eine beeindruckende thematische Vielfalt an Texten, die das vorgegebene Thema auf originelle Weise und mit erzählerischer Schönheit aufgreift. In jedem der vier Kapitel dieser Anthologie wurden die Beiträge der Preisträger/innen jeweils an den Anfang gestellt.

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»Alles auf Anfang«

Eifeler Jugendliteraturpreis 2020

Lit.Eifel e.V. unddas Literaturhaus der Eifelgemeinde Nettersheim (Hg.)

Die Publikation wurde unterstützt von

Erste Auflage 2020

© Barton Verlag, Weilerswist 2020

www.barton-verlag.de

Covergestaltung: Helmi Schwarz-Seibt

Layout: Gaja Busch

Lektorat: Jury Eifeler Jugend- und Literaturpreis 2020

ISBN 978-3-934648-34-0

eISBN 978-3-934648-37-1

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikationin der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografischeDaten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Inhalt

Vorwort

Altersgruppe 6–9 Jahre

Altersgruppe 10–12 Jahre

Altersgruppe 13–15 Jahre

Altersgruppe 16–19 Jahre

Die Preisträger/innen 2020

Vorwort

»Alles auf Anfang…«

Hinfallen und Wieder-Aufstehen. Etwas Neues wagen, das Leben ändern und ein neues Leben leben, das mehr beinhaltet als Schule, Job, im eigenen Zimmer daddeln und mit Freund/innen chatten.

Die Thematik für den Jugendliteraturpreis 2020 des Literaturhauses Nettersheim und der Lit.Eifel war in diesem Jahr tief mit der Frage verbunden, was jede/r anders machen kann und natürlich: besser. Damit man sich gut fühlt, nach allem, was vielleicht hinter einem liegt. Das Leben schreit, besonders in diesem Jahr mit »Corona«, nach Veränderungen.

Analysieren, beobachten, hinterfragen und prüfen: wie kann ein neuer richtiger Weg aussehen? Ist das nur eine Traumvorstellung, oder kann sie Wirklichkeit werden?

55 Autorinnen und Autoren im Alter zwischen 6 und 19 Jahren haben der Jury des Jugendliteraturpreises 2020 geantwortet und ihre Vorstellungen in Textform gesendet: sie erzählen ihre Geschichten von einem Neuanfang. Herausgekommen ist eine beeindruckende thematische Vielfalt an Texten, die das vorgegebene Thema auf originelle Weise und mit erzählerischer Schönheit aufgreifen.

In jedem der vier Kapitel dieser Anthologie wurden die Beiträge der Preisträger/innen jeweils an den Anfang gestellt.

Die Jury des Eifeler Literaturpreises

Claudia Hoffmann, Mario Walter Johnen, Christoph Leisten, Bruder Wolfgang Mauritz, Joachim Starke, Waltraud Stening, Marietta Thien und Andreas Züll

Altersgruppe 6 bis 9 Jahre

(geordnet nach PreisträgerInnen und anschließend nach Alphabet)

Die andere Welt

Es war einmal ein Taucher. Er hieß Willi und war 34 Jahre alt, hatte braune Haare und war schlank. Willi wollte tauchen gehen. Es war ein sehr heißer Sommertag mit einer leichten Brise. Auf dem Meer waren nur ein paar Wellen. Willi murmelte: »Perfektes Wetter zum Tauchen.« Willi zog sich nun den Taucheranzug an und warf sich rücklinks ins Wasser.

Er tauchte immer tiefer und tiefer bis auf den Meeresgrund. Dort angekommen, schaute er sich um. Da entdeckte er eine Höhle im Sand. Er tauchte hinab und sah die schönste Welt, die er je gesehen hatte. Überall schwammen schöne, kleine und bunte Fische herum. Auf dem Boden wuchsen Korallen und Seesterne lagen verstreut im Sand. Das außergewöhnlichste war, dass über den Algen U-Boote schwammen, in denen kleine, orange Männchen saßen. Jedes Geschöpf hatte vier Arme und einen Saugnapf am Rücken. Sie hatten außerdem kugelige Köpfe und ungewöhnlich lange Füße, die bestimmt 50 cm lang waren. Eines dieser Wesen stieg gerade aus seinem U-Boot und schoss seinen Saugnapf gegen einen Fisch ab. Der Fisch hatte keine Chance. Er klebte am Saugnapf fest. Das Wesen zog den Saugnapf wieder zurück.

Willi guckte gespannt zu, wie das Wesen mit seiner starken Hand den Fisch vom Saugnapf wegzog und sich den Fisch in seinen Mund stopfte. Das Wesen setzte sich wieder in das U-Boot und schwamm weiter. Nun hörte Willi eine Stimme. Es war eine freundliche, angenehme Stimme. Die Stimme sagte: »Wo kommst du her?« Willi drehte sich um, und entdeckte ein kleines, oranges Männchen, das ihn freundlich anlächelte.

Aus irgendeinem Grund wusste Willi, dass er in dieser wunderschönen Welt reden konnte. Also antwortete er und erzählte, dass er beim Tauchen zufällig diese Höhle gefunden hatte.

Das Männchen fragte: »Soll ich dir die Stadt der Aquarios zeigen? Willi antwortete: »Ja!«

»Komm mit in mein U-Boot, dann geht es schneller. Übrigens, du kannst dein Atemgerät ablegen, du kannst hier nämlich atmen. Am besten zeige ich dir die beliebteste Schule von Aquarios.«

Nachdem sie sich die Schule angeschaut hatten und Willi dabei noch weitere der orangenen Männchen kennengelernt hatte, saßen die beiden wieder im U-Boot und guckten sich die restliche Stadt an. Willi fiel jetzt ein, dass er das Geschöpf noch gar nicht gefragt hatte, wie es hieß. Deswegen drehte er sich zu ihm um und fragte: »Wie heißt du?« Das Wesen antwortete: »Ich heiße Thomas.« Nach einer kleinen Redepause sagte Thomas: »Jetzt zeige ich dir mal mein Zuhause.«

Nach kurzer Zeit stoppte das U-Boot. Jetzt standen sie vor einem Haus. Es war so riesig, dass Willi noch nicht einmal das Dach des Hauses sehen konnte. Thomas geleitete Willi in eine riesige Eingangshalle, die im Halbdunkeln lag, weil die Vorhänge zugezogen waren und nur ein paar Kerzen in ihren Haltern brannten. Willi und Thomas betraten die Küche. Es war ein großer Raum. In der Mitte stand ein runder Tisch aus Eichenholz. Rund um den Tisch standen vier Stühle.

Willi fragte Thomas: »Warum steht hier alles und schwimmt nicht rum, und warum können wir hier atmen?« Thomas antwortete: »Diese Welt hier unten ist so verzaubert, dass alles so ist wie bei euch oben auf der Welt.« Willi folgte Thomas aus der Eingangshalle eine Treppe hoch, dann eine zweite und eine dritte. Sie gingen immer weiter und es schien nie aufzuhören. Thomas sagte: »Es gibt so viele Treppen und Zimmer, dass ich nach vielen Jahren noch nicht das komplette Haus kenne.« Thomas deutete nach links. Dort war ein großes Zimmer. »Hier kannst du, wenn du möchtest, diese Nacht schlafen.«

Am nächsten Morgen wachte Willi früh auf. Er weckte Thomas und sie frühstückten gemeinsam. Danach gingen sie noch mal durch die Stadt. Willi entdeckte heute einen Laden mit magischen Werkzeugen. Im Schaufenster sah er einen Hammer, der wie von Zauberhand Nägel in ein Brett hämmerte. Neben dem Laden mit den Werkzeugen gab es einen Laden für Süßigkeiten und Spielzeuge. Willi ging hinein und kam mit einer prall gefüllten Tüte lila gestreifter Schokofische mit Pfefferminzgeschmack und blauen Weingummiquallen wieder. Sie bummelten weiter durch die Stadt und aßen genüsslich die Süßigkeiten. Nach zwei Stunden kamen sie wieder bei Thomas zuhause an. Als Willi und Thomas das Haus betreten wollten, kam ein riesiger Fisch auf sie zu und stoppte direkt vor ihnen.

Sein Maul öffnete sich und ein Aquario hüpfte heraus und warf Willi eine Zeitung zu. Willi fing sie verdutzt auf. Willi warf einen Blick in die Zeitung. Was er entdeckte, überraschte ihn. In der gesamten Zeitung standen nur schöne und friedliche Artikel. Es gab keine Berichte über Diebstahl, Einbruch oder Betrug. Nicht einmal eine Streiterei wurde erwähnt. Willi fragte Thomas: »Ist es bei euch immer so friedlich?« Thomas antwortete: »Ja, wir streiten nicht. Wir möchten hier friedlich zusammenleben.« Willi sagte:« Hier bei euch gefällt es mir richtig gut. Es ist viel schöner als bei mir zuhause. Schade, dass ich jetzt gehen muss.«

Willi wollte gerade wieder durch die Höhle in seine Welt zurückschwimmen, da sagte Thomas: »Hey, du kannst gerne bei mir bleiben, ich habe sowieso genug Platz in meinem Haus und würde mich sehr freuen, nicht mehr alleine zu sein! Was hältst du davon?«

Willi antwortete: »Ja, super gerne, ich wohne nämlich auch alleine. Außerdem ist es in meiner Welt gar nicht friedlich und das stört mich sehr. Bei uns gibt es viele Streitereien, Krieg und viele Verbrechen. Ich wünsche mir ein schöneres Leben. Gemeinsam gingen sie zurück zu Thomas’ Haus und wohnten von nun an zusammen in der Welt der Aquarios.

Finn Mehls, 9 Jahre

Das Buch der neuen Anfänge

Es war einmal ein Junge. Dieser Junge war kein normaler Junge, nein, dieser Junge war ein Zauberer namens Henry. Er war klein, mager und hatte wie jedes andere Zaubererkind schon einen langen, weißen Bart.

Unsere Geschichte beginnt im Zauberer Gymnasium Mecklenburg-Vorpommern bei der Zaubererprüfung der 6. Klasse. Es war Ende Juni und die Prüfung im Fach Umgang gegen die bösen magischen Geschöpfe (kurz UGDBMG) stand bevor. Gerade ging Henry mit seinem besten Freund Mark über den Pausenhof und wartete darauf, dass die Schule anfing. In der Zeit des Wartens flüsterte Henry Mark zu: »Ich habe kein bisschen Lust auf die Prüfung in UGDBMG! Frau Lavendel ist zwar nett, aber ich bin ja nicht so mutig, was böse Gestalten angeht.« Dazu sagte Mark nur: »Ach was! Letztes Schuljahr waren wir zwei in einem Zweierteam. Dieses Jahr vielleicht auch.« Da läutete aber schon die Schulglocke und die Schule begann. Im Klassenraum der 6c wartete auch schon ihre Lehrerin im Fach Umgang gegen die bösen magischen Geschöpfe: Frau Lavendel. Sie begrüßte die Kinder mit einem einfachen Guten Morgen, dann erklärte sie ihre selbst ausgedachten Prüfungsaufgaben. »Die Prüfungsaufgabe in diesem Fach kann sehr gefährlich werden, deswegen möchte ich, dass jeder mir GANZ genau zuhört, auch du Henry! Ich erkläre euch jetzt, wie die Prüfung funktioniert. Ihr habt 12 Stunden Zeit, um die Prüfung zu bestehen. Ich gebe euch jetzt Aufgaben und die müsst ihr alleine schaffen.« Frau Lavendel machte eine kurze Pause mit dem Reden.

In dieser Pause guckte Tina Lavendel den ängstlich guckenden Henry an. Dann fuhr sie mit ihrer Rede fort. »Nur Henry hat eine Ausnahme. Ihr geht immer in Zweierpaaren bis zum Ziel der ersten Person des Paares. Dann geht der andere alleine weiter bis zu seinem Ziel und erledigt dort ohne Hilfe seine Aufgabe. Henry geht natürlich mit seinem besten Freund Mark. Wenn Mark seine Aufgabe nicht schafft und Henry ihn rettet, dann darf Mark auch Henry bei seiner Aufgabe helfen. Ich verteile euch jetzt eure Zettel und euren Proviant und dann geht ihr direkt los. Nur Henry kommt, nachdem er seinen Zettel gelesen hat, noch einmal zu mir. Natürlich muss Mark, sein Weggefährte, auf ihn warten.« Nach diesen Worten verteilte Frau Lavendel die Zettel und den Proviant. Henry und der Rest der Klasse bekamen zum Essen 10 Äpfel und 20 Toastscheiben mit Salami. »Wenn ihr mehr braucht«, sagte Frau Lavendel, »dann zaubert euch doch etwas Leckeres.« Auf dem Zettel hatte aber jeder eine andere Aufgabe stehen. Bei unserer sehr ängstlichen Hauptperson Henry stand auf dem Zettel in einer schnörkeligen Schrift geschrieben: Henry, du musst in die Kreidefelsen auf der Insel Rügen klettern und herausfinden, wie die Meereskobolde den Sturm erzeugen und dies verhindern.

»Oh nein, bei dieser Aufgabe brauche ich auf jeden Fall die Hilfe von Mark.« So ging es Henry durch den Kopf. In derselben Zeit dachte Mark: »Wenn Henry erfährt, dass ich den Drachen vom Ostseestrand einschläfern muss, ist er nur noch ein Häuflein Elend.« Jetzt gingen alle Schüler außer Henry und Mark zu ihren Zielen. Als Henry bei Frau Lavendel angekommen war, reichte sie ihm ein Buch. Das Buch hatte den Titel »Das Buch der neuen Anfänge«. Tina Lavendel sagte bei ihrer Übergabe nur: »Hier, dieses Buch wird dir dabei helfen, deine Angst zu überwinden und einen neuen Weg zu gehen.« Henry verstand, dass es besser war, erst einmal nicht nachzufragen, was es mit dem Buch auf sich hatte. Darum konnte er sich kümmern, wenn die Prüfungen zu Ende waren. Etwas später flogen die zwei Freunde mit ihren Besen an die Ostsee, wo der Drache, namens der Drache vom Ostseestrand, hauste. Während des Fluges lenkte Henry mit der einen Hand den Besen und mit der anderen Hand hielt er das Buch und las darin.

In dem Buch standen viele Interessante Dinge zum Thema neue Wege gehen. Es standen aber auch ein paar Lügen dabei, wie zum Beispiel, dass man, wenn man Angst hat, für Feinde viel besser zum Fangen aussieht als mutige Gegner. Diese Sache stimmte zwar, wie schon gesagt, nicht, aber es wirkte: Henry hatte direkt viel mehr Mut als vorher. Als sie bei der Sandhöhle des Drachen angekommen waren, fiel Henry direkt ein guter Plan ein. Diesen erzählte er dann auch Mark: »Du legst ein gebratenes Hähnchen vor die Höhle vom Drachen, dann schleiche ich mich von hinten an und steche die Spritze mit dem Schlafmittel in ihn herein.« Mark erwähnte nicht, dass der Drache, nachdem er die Spritze bekommen würde, noch 3 Minuten lang doppelt so wild sein würde wie sonst. Schnell brieten sie ein Hähnchen, legten es vor die Drachenhöhle und Henry schlich mit zittrigen Beinen hinter den Drachen. Er hatte nur ein bisschen Angst, denn eigentlich konnte ihm ja nichts passieren (das dachte Henry zumindest). Er stach die Spritze hinten in den Drachen rein und der Drache wurde wild. Er jagte hinter unserer Hauptperson her. Henry fiel vor Schreck fast in Ohnmacht, aber dann schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf: »Ich glaube im Buch der neuen Anfänge stand, dass man, wenn man seinen Kopf gegen einen Stein oder etwas anderem Harten schlägt, vergisst man seine Angst und es fallen einem die besten Ideen ein, wie man seinen Angsteinjager bekämpfen kann.«

Henry machte es in der Realität genauso wie in seinen Gedanken. Er knallte seinen Kopf gegen die Wand der Höhle und wurde, wie als ob er automatisch ferngesteuert wäre, mutig. Henry rannte nicht mehr fort, sondern riss sich sein rotes FC Bayern Zauberertrikot über den Kopf und hielt es vor sich. Der Drache rannte schnaubend und Feuerwolken spuckend auf Henry zu. Henry hielt das Trikot mit beiden Händen fest, schwenkte es neben sich hin und her und rief »Johoho!« (Dieser Ausruf wird beim mit dem Stierkampf verwandten Einhornkampf benutzt. Was eigentlich ziemlich genau dasselbe ist, nur dass beim Einhornkampf johoho gerufen wird und Einhörner gegen Zauberer antreten. Beim Stierkampf hingegen wird olé gerufen und Stiere treten gegen Menschen an.) Kurz bevor der Drache beim roten Tuch angekommen war, waren 3 Minuten um. Ihr, liebe Leser, wisst sicher schon, was das bedeutete? Richtig. Das bedeutete, dass der Drache einschlief. Mark rannte in die Höhle und rief: »Henry, Henry! Frau Lavendel kommt!« Dann warf Mark einen Blick auf den friedlich schlafenden Drachen und meinte: »Ich habe dir zugeguckt. Die Idee mit dem Kopf an die Höhle knallen stammte sicher aus dem Buch der neuen Anfänge. Ich habe schon viel davon gehört.« Henry vermutete, dass Mark von dem Buch wusste, weil er ihn auf dem Hinflug darin lesen gesehen hatte.

Jetzt hatte Henry aber auch verstanden, wie das Buch funktionierte. Er hatte auch herausgefunden, dass das Buch ihm als Geheimnis anvertraut wurde. Deswegen sagte er zu Mark: »Mehr wirst du auch nicht über das Buch der neuen Anfänge erfahren.« In diesem Moment betrat Tina Lavendel die Höhle: »Ihr habt eure Aufgabe so gut bestanden, dass ich euch ausnahmsweise die andere Aufgabe erspare. Ich habe euch von oben beobachtet und habe gesehen, dass ihr Teamgeist erlernt habt und mutiger geworden seid. Herzlichen Glückwunsch!« »Ein Glück, dass wir nur eine Aufgabe machen mussten, denn so mutig bin ich auch wieder nicht!«, sagte Henry. Da mussten alle lachen.

Emil Schaps, 9 Jahre

Mein Neuanfang als Ranger

Hallo, ich bin Jonas und berichte euch von meinem Neuanfang. Eines Tages wachte ich auf und alles war anders. Am Garderobenständer hing eine Rangerausrüstung und plötzlich war mein Haus mitten im Wald. Ich war im Nationalpark Eifel. Als ich in meinen Briefkasten guckte, fand ich Post, in der stand, dass sich wohl in Mützenich ein Wolf befand und auch schon ganz viele Schafe gerissen hatte. Er hatte sich inzwischen wieder in den Wald verzogen.

Mein Auftrag war es, den Wolf zu suchen, weil es ganz selten war, dass ein Wolf sich in Mützenich aufhielt. Also machte ich mich am nächsten Morgen nach einem langen Schlaf auf in den Wald. Erstmal ging ich an die Stelle, wo er zuletzt gesehen wurde. Dort hing ich in einem Umkreis von 800 Meter Kameras auf. Am nächsten Tag kam ich wieder an die gleiche Stelle. Tatsächlich, ganz am Ende des Waldes, hatten 2 Kameras um 0:48 Uhr ein Bild gemacht. Darauf konnte ich sehen, dass der Wolf an der Pfote hinten rechts blutete. Das sah aus, als könnte er nicht richtig laufen.

Als ich wieder nach Hause ging, sah ich in einem uralten Holzschuppen, wo die Fenster auf waren, dass dort ganz viel Holz gelagert war. Das Holz war noch in einem top Zustand. Es war nicht mal morsch! Da fiel mir schon eine Idee ein, was ich mit dem Holz machen könnte. Am nächsten Morgen fing ich an mit der Idee. Ich ging zuerst zum Schuppen. Dort holte ich so viel Holz, wie ich tragen konnte, und ging dann zu der Stelle, wo ich den Wolf gesehen hatte. Dort fing ich zu hämmern an. Nach einem Tag harter Arbeit war mein Haus fertig. Es war zwar nicht das größte, aber es reichte, um eine Nacht den Wolf zu beobachten.

Bevor es dunkel wurde, holte ich noch schnell einen Verbandskasten für den Wolf. Dann holte ich noch eine Taschenlampe und dann brach auch schon die Nacht an. Ich legte mich erst mal schlafen und hatte einen Wecker für 0:00 Uhr gestellt. Aus Versehen war der Wecker so laut, als er anging, dass ich fast taub geworden bin. Ich hoffte, dass das den Wolf nicht verscheucht hatte. Ich machte ganz vorsichtig meine Taschenlampe an und ging leise nach draußen. Dort sah ich nichts außer Bäume und Blätter. Vielleicht hatte ich ihn wirklich verscheucht. Ich wartete noch eine Stunde. Bis 2:00 Uhr hatte ich noch immer nichts gesehen. Ich war enttäuscht und ging nach Hause.

Zu Hause legte ich mich in mein Bett. Am nächsten Morgen ging ich in ein Restaurant frühstücken. Freunde hatten mich eingeladen. Ich erzählte ihnen von der Nacht. Sie empfahlen mir, dass ich in meinem Haus, was ich gebaut hatte, noch eine Nacht schlafen sollte und diesmal den Wecker leiser machen sollte. Also legte ich mich noch eine Nacht dort aufs Ohr und stellte den Wecker wieder um 0:00 Uhr. Als der Wecker dann ging, nahm ich wieder meine Taschenlampe und ging leise nach draußen. Dort blieb ich eine Weile und dann sah ich etwas Außergewöhnliches: Der Wolf war tatsächlich da.

Er versteckte sich hinter einem Dornbusch und war gar nicht so schüchtern, wie ich gedacht hatte. Ich näherte mich ihm langsam an und gab ihm eine Spritze mit Betäubungsmittel, so dass er für eine halbe Stunde schlief. So konnte ich ihm den Verband um die verletzte Pfote wickeln. Als die halbe Stunde vorbei war, ging ich wieder in mein gebautes Haus und wartete, bis der Wolf erwachte. Ich hatte mir eine Tarnkleidung angezogen und ging raus. Ich versteckte mich hinter dem Dornbusch. Der Wolf sah mich nicht. Ich sah, wie er probierte, den Verband ab zu machen. Das wollte ich vermeiden und nährte mich langsam dem Wolf. Als er mich bemerkte, sah er erst etwas erschrocken aus, aber er war auch etwas neugierig.

Wir schauten uns in die Augen. Seine Augen waren gelb. Ich hockte mich hin und der Wolf kam einen Schritt auf mich zu. Dann hörte er ein Geräusch und lief schnell weg. Ich kam von nun an jede Nacht in den Wald und traf den Wolf. Er kam immer etwas näher. Die Wunde war gut verheilt und er konnte wieder normal laufen. Nach einem Monat durfte ich ihn streicheln. Wir sind richtige Freunde geworden.

Das wünsche ich mir für einen Neuanfang: Die Menschen sollen sich mit den Tieren anfreunden und keine Angst vor ihnen haben.

Jonas Ruland, 9 Jahre

Alles auf Anfang

Wenn ich einen Neuanfang machen dürfte, dann würde Corona schon gar nicht existieren!

Das Wichtigste aber wäre, dass Zoe meine Nachbarin sein würde und es eine Seilbahn von einem Fenster zum anderen geben würde. Ich würde Mama und Papa behalten, jedoch ein Pferd haben und Zoe natürlich zur Schwester. Vielleicht will ich auch Brüder haben, aber keine nervigen!

Gegenüber wäre eine ganz große Wiese und nebenan ein großes Schwimmbad, wo wir kostenlosen Eintritt hätten. Es soll kein Wochenende geben, sondern einen Wochenanfang, das heißt, dass am Wochenende Schule wäre und die restlichen Tage immer frei. Hausaufgaben hätten wir nicht auf!

Es wäre toll, wenn das in Erfüllung gehen würde, denn dann könnten Zoe und ich jeden Tag ausreiten. Wenn wir in den Urlaub fahren würden, dürfte die Fahrt nicht mehr als 3 Stunden lang sein und Zoe könnte einfach mitfahren, die Pferde natürlich auch.

Ronja Kuck, 9 Jahre

Der Unfall

Henry war ein sehr frecher, 10-jähriger Junge, der immer alle ärgerte. Besonders Marco hatte sehr große Angst vor ihm, denn Henry war ziemlich gemein zu ihm und dazu noch groß und stark. Marco hingegen war ziemlich klein und schwach mit Brille, obwohl er auch 10 Jahre alt war. Eines Abends in der Dämmerung, als Henry gerade auf dem Heimweg war, passierte etwas, was sein Leben für immer verändern würde.

Henry fuhr mit dem Fahrrad einen schmalen Weg entlang, wo es am Rand einen steilen Abhang hinunter ging. Zufällig fuhr Marco hinter ihm her. Henry bemerkte ihn und schrie: »Ich bin viel schneller als du, du kleiner Zwerg!« Marco wollte noch »Achtung« rufen, doch da war es schon zu spät: Henry übersah eine Kurve und stürzte geradewegs in die Tiefe! Marco bekam einen Riesenschreck, denn er wusste, dass dort unten ein reißender Fluss mit einem Wasserfall war, und fuhr so schnell er konnte dorthin, wo Henry abgestürzt war. Da sah er, dass Henry an einem Baum 2 Meter tiefer hängen geblieben war. Marco zögerte keine Sekunde und rief: »Henry, halt dich fest, ich hole ein Seil!« Wie gut, dass Marco gerade vom Klettern kam und noch sein Kletterseil auf dem Gepäckträger hatte. Er band das Seil an einem Baum fest und ließ es zu Henry herunter. Henry hielt sich mit letzter Kraft daran fest und Marco zog ihn hoch. Er merkte, dass er doch gar nicht so schwach war, wie er und alle anderen dachten.

Das Fahrrad stürzte in den Fluss und Henry war gerettet. Henry schämte sich sehr, dass er immer so gemein zu Marco war und sagte leise: »Danke, dass du mich hier rausgezogen hast.« Marco sagte: »Bist du o.k.?« Henry antwortete: »Mein Fuß tut weh, ich kann nicht mehr laufen.« »Dann setz’ dich auf meinen Gepäckträger, ich fahre dich nach Hause.« Henry nahm sich vor, von nun an sein Leben zu ändern und immer nett und hilfsbereit zu anderen zu sein. Marco und er wurden die besten Freunde.

Jonah Schlemmer, 9 Jahre

Eine Chance für die Weltmeere

Ich wachte auf und erinnerte mich an meinen Traum.

Am 27.8.2051 um 21:00 Uhr musste ich als Maschinenbauingenieur mal wieder Spätschicht machen. Ich verbesserte meine Maschine, die den Müll aus den Weltmeeren entfernt. Auf einmal klingelte das Telefon. Ich fragte mich »Wer könnte das sein? Wo ich doch keine Frau und keine Kinder habe.« Ich guckte auf die Uhr, es war 21:10 Uhr, dann hob ich den Hörer ab. Es war ein Forscherteam, sie fragten: »Hallo, könnten Sie uns helfen, eine Maschine zu bauen, die Kunststoff durch Meereswasserberührung zu Meerestierfutter umwandelt?« »Ja, kann ich!«, antwortete ich. Die Forscher sagten: »Dann müssten Sie aber zu uns hier nach Island ziehen. Sie würden in einem fünf Sterne Hotel wohnen, das ein Bosco Verticale ist. Bevor Sie fragen, was dies ist, sagen wir es Ihnen, es ist ein Hochhaus mit 900 Bäumen darauf und die Bäume sind nicht auf dem Dach, sondern auf den Balkonen.« »Wann muss ich mich entscheiden?« fragte ich. Sie antworteten: »Wir brauchen Ihre Entscheidung. Das Projekt ist dringend.«

»Sollte ich alles aufgeben? Sprache, Kultur, Heimat und Familie? Alles auf Anfang? Und wieder komplett von vorne anfangen? In eine andere Stadt, in ein anderes Land?« überlegte ich mir die ganze Nacht. Dann traf ich die Entscheidung. »Ja, ich mache das. Das ist die Chance für die Weltmeere.«

Ich flog nach Island. Als ich nach langer Zeit endlich eintraf, holten mich die Forscher ab und brachten mich in mein neues Zuhause. Das Hotel, wo ich die nächsten Monate wohnen sollte, das Bosco Verticale, war überwältigend. Hier konnte ich mich wohl fühlen. Am nächsten Tag fingen wir an zu forschen. Gefühlt Tag und Nacht waren wir an der Arbeit. In meiner wenigen Freizeit lernte ich Sprache, Mensch und Kultur kennen.

Viereinhalb Monate nach meiner Ankunft hatten wir es endlich geschafft, die Maschine war fertig. Wir stellten sie der Presse vor. Diese schrieb einen Bericht und wir bekamen für unsere Maschine eine Auszeichnung. Nach einiger Zeit waren die Weltmeere endlich sauber. Ich fand dieses Land und die Menschen so toll, dass ich meine neue Heimat gefunden hatte.

Auf einmal klingelte der Wecker und ich musste aufstehen, um in die Schule zu gehen. Fuck! Es war nur ein Traum. Nun weiß ich wirklich, dass ich Maschinenbauingenieur werden möchte, um diese Maschinen zu bauen.

Raphael Werle, 9 Jahre

Die Wildkatze Katinka

Meine allerbeste Freundin heißt Ronja. Wenn ich das Leben noch einmal von neu starten könnte, würden wir auf einem Bauernhof als Nachbarn leben. An unseren beiden Fenstern wären Seile gespannt. An denen eine Seilbahn befestigt wäre. So könnten wir immer ins Zimmer von dem anderen sausen. Zusammen würden wir jede Menge Abenteuer erleben. Auf dem Bauernhof gäbe es Schweine, Kühe, Pferde, Ziegen, Schafe, Katzen, Kaninchen, Hühner, Ponys, Damwild und einen Hund mit Namen Manuel. Mein Pferd wäre ein Schimmel und hieße Sancho. Ich hätte immer viel zu putzen. Ronjas Pferd hieß Charlie und wäre ein Fuchs mit einer Blässe. Sancho wäre eine Stute und Charlie wäre ein Wallach.

Eine besonders spannende Geschichte ist heute passiert:

Als wir die Pferde von der Weide holten, verhielten sie sich komisch. Sie genossen das Putzen gar nicht wie sonst. Nachdem wir fertig mit Satteln waren, stürmten die Pferde los. Sie trabten die Waldlichtung hoch. Irgendwann sagte ich zu Ronja: »Sollen wir galoppieren?« Ronja sagte: »Hm, vielleicht.« Ich bettelte: »Ach, komm schon, bitte!« Nach einer Weile sagte Ronja: »Na gut, lass uns galoppieren.« Ich war begeistert. Wir galoppierten 10 Minuten. Danach blieb Sancho wie angewurzelt stehen. Ich fragte: »Was hast du denn, Sancho?« Auch Charlie wurde unruhig. Sancho ging auf einen Busch zu. Ich sagte: »Nein, Sancho, nicht weiter gehen.« Aber er hörte nicht auf mich. Er ging weiter auf den Busch zu. Irgendwas lag in dem Busch. Ich schob ein paar Äste zur Seite und wer hätte das gedacht, in dem Busch lag eine echte Wildkatze. Ich war mir zwar nicht richtig sicher, aber egal. Sie hatte eine Wunde am Bauch. Dann musste auch Ronja mal kommen. Meine Mutter war Tierärztin für Kühe, Pferde und andere große Tiere. Ich rief sie sofort an. Meine Mutter kam sofort. Ronja zeigte ihr die Wildkatze. Meine Mutter nahm die Wildkatze mit. In der Transportkiste der Katze Mo gefiel es der Wildkatze gar nicht. Wir brachten die Wildkatze zum Tierarzt Herr Nilsson. Er war sehr freundlich. Er sagte: »WOW, das habt ihr wirklich gut gemacht. Ihr müsst die Wildkatze bei euch aufnehmen, bis sie wieder gesund ist. Ihr braucht einen Fressnapf mit Katzenfutter, ein Bett und das allerwichtigste, einen Stall, damit sie nicht wegläuft.«

Zu Hause angekommen stürmten wir in unser Haus. Ich rief: »Paapaa!« Mein Vater kam sofort in den Flur gelaufen. Wir erzählten ihm, was passiert war. Kurze Zeit darauf schwang er den Hammer. Als der Stall fertig war, musste sich die Wildkatze erst einmal einfinden. Nach einer Weile sagte Ronja: »Wir müssen ihr einen Namen geben.« Ich fragte: »Wie wäre es mit Katinka.« Ronja fand den Vorschlag großartig. Nach ein paar Tagen fühlte sich Katinka etwas wohler.

Wir hatten an diesem Tag langweilige Schule. In der Pause saßen wir auf den Bänken und warteten, bis die Pause vorbei war. Als dann auch die Schule vorbei war, stürmten wir in den Stall, wo Katinka genüsslich schlief. »Na, geht doch!« sagten wir beide wie aus einem Mund. Nach den Hausaufgaben sahen wir den Pferden beim Grasen zu. Ronja und ich legten uns später ins weiche Gras. Irgendwann wurde es zu kalt für uns. Ronja meinte: »Ich glaube, es wird Zeit, einen Galopp-Ausritt zu machen.« An diesem Tag genossen die Pferde das Putzen wieder wie sonst eigentlich auch. Wir nahmen den Weg, wo wir die Wildkatze Katinka gefunden hatten. Dieses Mal galoppierten wir 17 Minuten.

Auf einmal kam uns ein Auto entgegen. Der Autofahrer hielt vor uns an und fragte, ob uns zufällig eine Wildkatze über den Weg gelaufen wäre. Wir wunderten uns und fragten, wieso denn. Ich flüsterte Ronja zu: »Normalerweise dürfen hier keine Autos fahren.« Dann fragten wir den Mann, wieso er eine Wildkatze suche. Der Mann sagte: »Ähm… also… mir ist meine Katze weggelaufen.« Wir verrieten dem Mann nichts von der Wildkatze. Der Mann fuhr mit seinem Auto weiter. Als er an uns vorbeigefahren war, fotografierte Ronja heimlich das Nummernschild des Autos. Wir konnten unseren Ausritt danach nicht mehr so richtig genießen. Meine Eltern waren arbeiten. Als wir nach Hause kamen, war die Wildkatze Katinka verschwunden. Wir riefen nach ihr und suchten sie überall. Ronja grübelte: »Vielleicht war das der Mann, der uns begegnet ist.« Als die Eltern von der Arbeit nach Hause kamen, erzählten wir ihnen davon. Die Pferde wurden unruhig und wollten nicht mehr stillhalten. Dann rissen sie sich los und gingen auf die Hecke zu. Daraus hörte man: »Miau.« Ronja fragte: »Sitzt Katinka etwa in der Hecke?« Tatsächlich fanden wir die Katze in der Hecke. Als wir Katinka wieder in den Stall gebracht hatten, überlegten wir, wie die Katze in die Hecke gekommen sein konnte.

Bei unserem nächsten Ausritt gingen wir zu einer Stelle, an der wir noch nie gewesen waren. Hinter einer Ecke trafen wir den Mann wieder. Wir fragten den Mann, ob er seine Katze wiedergefunden habe. Wir fragten ihn noch so viele andere Sachen, dass er sich schließlich geschlagen gab. Er sagte, dass er die Wildkatze genommen hatte. Sie war ihm aber sofort weggelaufen. Er meinte: »Mit der Wunde von Katinka habe ich aber nichts zu tun.« Wir sagten: »Dann hat sie sich wohl selbst verletzt.« Zwei Tage später ließen wir Katinka dann frei. Der Abschied fiel uns sehr schwer.

Zoë Zilligen, 8 Jahre

Altersgruppe 10 bis 12 Jahre

(geordnet nach PreisträgerInnen und anschließend nach Alphabet)

Der Neuanfang

Mir war mulmig zumute, als ich mich aus dem Auto drückte. Ich wusste nicht was passieren, ob ich Freunde finden, ob ich nicht ausgeschlossen, überhaupt, ob es mir dort gefallen würde.

»Fiona, du musst jetzt gehen«, sanft schob mich meine Mutter vom Auto weg. Im Zeitlupentempo machte ich mich auf den Weg – auf meinen Weg – in diese neue Schule, dieses Unbekannte, dieses Neue. Wenn ich so darüber nachdachte, war es eigentlich blöd, in dieser ganzen »Corona-Situation« die Schule zu wechseln. Es war dann bestimmt alles ganz anders als sonst, seltsamer. Am liebsten wäre ich wieder zurück zum Auto gelaufen, aber ich hörte einige Schritte hinter mir entfernt, wie meine Mutter die Türe zugeschlagen und davon gefahren war. Da stand ich nun, allein, und musste da durch.

Schon vor der Schultüre wurde mir von einem der Lehrer ein Desinfektionsmittel in die Handflächen gegossen. Wie in Trance verrieb ich das Mittel, der ätzende Geruch stieg in meine Nase und vernebelte mein Gehirn. Dann setzten meine Füße wie von allein einen Schritt vor den anderen. Langsam ging ich die Treppe hinauf zu der Tür, hinter der sich das Ungewisse befand. Meine Beine fühlten sich bleischwer an und mir steckte ein dicker Kloß im Hals, als ich die Klinke in Zeitlupe runterdrückte.

Die bereits anwesenden Schüler starrten mich an, kein schönes Gefühl. Am liebsten wäre ich jetzt im Bett, hätte mich verkrochen. Ich wusste nicht, was ich sagen oder tun sollte. Stand einfach nur da. Andere kamen herein, setzten sich auf ihre Plätze, und guckten mich auch an. Aber ich konnte nicht deuten, ob sie mich neugierig, freundlich oder feindselig und abwertend anschauten, denn außer ihren Augen waren die Gesichter – wie auch meins – mit einem Mund-und Nasenschutz bedeckt. Keine Mimik, nur eine heimliche, hinter der Maske verborgene. Ich atmete schnell und flach meinen eigenen feuchtwarmen Atem unter der Maske ein. Auch der Raum war total aufgeheizt von der Sommerhitze der letzten Tage. Mir wurde leicht schwindelig.

Der Klassenraum füllte sich, bis schließlich nur noch ein Platz frei war, anscheinend meiner.

Doch ich setzte mich nicht, wusste nicht, ob es wirklich meiner war. Gehörte ich hierher? Ich hatte das Gefühl, weiterhin angestarrt zu werden. Wo blieb bloß die Lehrerin?

Plötzlich fragte mich ein Mädchen: »Wie heißt du?« Sie sah nett aus, vielleicht wird sie ja meine Freundin. »Ich? Fiona, und du?« »Ich bin Lea«, schwungvoll warf sie ihre langen roten Haare nach hinten. Damit war das Gespräch beendet, schade, sollte ich mich vielleicht doch setzten?

»Guten Morgen, ich bin Frau Silklon, die Klassenlehrerin hier«. Kein Händeschütteln. Nichts. Corona. Hoffentlich war sie nett. »Guten Morgen, Frau Silklon«. »Setz dich am besten mal, damit wir den Unterricht starten können«. Schnell setzte ich mich auf den leeren Stuhl. War wohl doch meiner. »So, wo ihr jetzt alle auf euren festen Plätzen seid, könnt ihr wegen dem Abstand wie immer den Mundschutz abnehmen«. Puh, Luft! Der Unterricht begann. Ich hörte nur mit halbem Ohr zu, dachte nach. Gedanken kreisten. Werde ich hier auch ausgegrenzt? Ich will nicht anders aussehen, hasse meine Pigmentstörung. »Fiona, die Antwort bitte!« Ich erstarrte, die Antwort, worauf!? »Du sollst die Nachbarländer Deutschlands nennen«, zischte mir das Mädchen vom Nachbartisch zu, »übrigens, ich bin Chloé«. »Danke, Chloé«.

»Nicht flüstern, und, Fiona, die Antwort?« »Endschuldige, Frau Silklon, Chloé hat mir nur gesagt, wer sie ist«, meinte ich und lächelte charmant, »und die Nachbarländer, soll ich sie Ihnen aufsagen?« »Oh, `Nachbarn´ und `vorstellen´, gute Stichwörter, das habe ich vor lauter Hygiene- und Abstandsvorschriften und der ganzen Organisation total vergessen. Entschuldigt! Also, liebe 6. Klasse, heute ist Fiona neu zu uns in die Klasse gekommen. Fiona, vielleicht stellst du dich selber einmal vor und dann sind alle anderen an der Reihe. Wie heißt ihr, wie alt seid ihr, was sind eure Hobbies«, zählte Frau Silklon auf.

In der Pause war ich erleichtert über die Corona bedingten Abstandsregeln. Jeder für sich, alles Einzelgänger, so sah es zumindest aus. »Cool, dass du jetzt auf unserer Schule bist«, sagte plötzlich ein Junge. Die Namen von der Vorstellungsrunde hatte ich vor lauter Aufregung fast alle wieder vergessen. »Findest du nicht, dass ich irgendwie, na ja, also… komisch aussehe?«, brachte ich mit leiser Stimme hervor. »Nö«, sagte das Mädchen mit den langen roten Haaren, »ich find´s mega. Sieht aus wie bei dem Top-Model Winnie Harlow, ist ihr Markenzeichen.« Ich schluckte. Mega, cool, Markenzeichen. Ein Hoffnungsschimmer.

»Unsere Klasse ist die beste ever«, sagte in diesem Moment Chloé, »wir halten alle zusammen!« Ein anderes Mädchen rief quer über den Schulhof: »Fiona gehört jetzt auch dazu!« und die ganze Klasse applaudierte zustimmend.

Kristin Pesch, 11 Jahre

Auf Rollen Richtung Zukunft

Das letzte, was ich hörte, waren die Sirenen des Krankenwagens, bevor es schwarz vor meinen Augen wurde. Ich schlug die Augen auf und sah mich vorsichtig um. Ich war in einem weißen Raum. Es roch nach Desinfektionsmittel. Mein Kopf schmerzte, meine Beine konnte ich nicht mehr spüren und mein Körper war in Verbände gewickelt. Da hörte ich Stimmen auf dem Flur und eine Ärztin betrat mit einer Krankenschwester, die ihr folgte, das Krankenzimmer. Sie bemerkten nicht, dass ich schon wach war und das nutzte ich aus. Und was ich hörte, sollte mein ganzes Leben verändern. Immer wieder tobte dieser eine Satz in meinem Kopf herum: Sie ist querschnittgelähmt. Nichts anderes hatte die Ärztin gesagt. Angst lief wie ein kalter Schauder meinen Rücken hinunter. Ich musste mich verhört haben.

Nun bemerkten auch die beiden, dass ich wach war. Die Ärztin kam auf mich zu und nahm meine Hand: »Du hast mitgehört?«, fragte sie und warf mir einen besorgten Blick zu. Ich nickte nur stumm und obwohl ich es verhindern wollte, rollte mir eine stumme Träne die Wange hinunter. »Ansonsten geht es dir außer einer leichten Gehirnerschütterung und einigen kleinen Schnittwunden gut.«, versuchte die Ärztin mich ein wenig aufzuheitern. Aber wie sollte ihr das auch gelingen? Vor meinen Augen gingen alle meine Träume zu Bruch. Ich wollte Journalistin werden und um die Welt reisen. Aber so würde ich mein ganzes Leben in einem Rollstuhl verbringen. »Was ist überhaupt passiert?«, fragte ich. Die Ärztin antwortete: »Du und deine Mutter hatten einen Autounfall. Deiner Mutter geht es bestens. Sie macht sich nur Sorgen um dich.« Plötzlich hörten sie rasche Schritte aus dem Flur und die Tür wurde aufgeschlagen. Wenige Augenblicke später fand ich mich in einer herzlichen Umarmung wieder.

»Es tut mir so leid mein Schatz.,« schluchzte meine Mutter zur mir unter Tränen. »Wäre ich bloß nicht so schnell gefahren.« Ich strich ihr tröstend über den Rücken, bevor sie sich von mir löste. »Es war ja nicht ihre Schuld. Es war die Schuld dieses Verrückten, der ihnen auf der Autobahn entgegengekommen war. Und wir wissen alle, dass es auf der Autobahn nur in eine Richtung geht.«, schimpfte die Krankenschwester, die sich bisher sehr zurückgehalten hat. »Schwester Ilse, bitte beruhigen Sie sich, sonst bekommen Sie noch einen Herzinfarkt und landen im Zimmer nebenan.« Schnaubend drehte sich Schwester Ilse weg und sah die Ärztin böse an. Aber die kümmerte sich nicht darum und sagte stattdessen zu meiner Mutter: »Kommen Sie bitte mal mit nach hinten. Ich muss mit Ihnen reden.« Meine Mutter folgte ihr und die beiden verschwanden in einem Hinterzimmer. Schwester Ilse watschelte ihnen hinter her. So war ich lange Zeit alleine und starrte einfach nur an die Zimmerdecke.

Als alle drei wieder herauskamen, hatten sie meinen Rollstuhl dabei. Ich starrte ihn an, als wäre es der Teufel persönlich. »Setzt dich mal drauf.«, forderte die Ärztin.

Widerwillig versuchte ich es. Es war aber schwer, wenn man seine Beine nicht benutzen kann und sie eher Last als Hilfe sind. Die Ärztin zeigte mir, wie ich meine Arme und Oberkörper benutzten sollte, um vom Bett auf den Rollstuhl zu gelangen. Nach mehreren Anläufen gelang es mir und ich saß das erste Mal auf meinen Rollstuhl. Es war ein sehr merkwürdiges Gefühl und am Anfang konnte ich mich ohne Hilfe nicht vom Fleck bewegen. Nachdem man meiner Mutter und mir die Steuerung erklärte und ich ein wenig geübt hatte, kam ich ganz gut mit ihm zurecht. Auch konnte ich schon allein durch die Gänge fahren. Zwei Wochen waren vergangen, seit ich wusste, dass ich Paraplegie hatte, also eine Querschnittslähmung, bei der ich meine Beine nicht mehr bewegen konnte. Ich stand zusammen mit Schwester Ilse auf dem Krankenhausparkplatz, als meine Mutter mit dem großen, weißen Leihwagen vorfuhr.

Unsicher rollte ich zu ihr hin; sie hievten mich schnaufend in das Auto und stellten meinen Rollstuhl in den Kofferraum. Wir schwiegen lange. Meine Mutter unterbrach das Schweigen: »Am Montag kannst du wieder in die Schule gehen. So kannst du dich noch vier Tage ausruhen.« Ich wusste nicht, ob ich mich auf die Schule freuen sollte. Es waren meine Freunde da, mit denen ich im Krankenhaus keinen Kontakt gehabt hatte, da meine Mutter mir mein Handy weggenommen hatte, damit ich mich besser an mein neues Leben im Rollstuhl gewöhnen konnte. Anderseits waren da noch viele andere Schüler, die ich nicht leiden konnte und bestimmt würden mich alle Schüler anschauen. Schon jetzt lief mir ein unangenehmes Gefühl über den Rücken, wenn ich nur daran dachte. Die Tage, in denen ich mich erholte, waren langweilig. Meine Mutter gab mir immer noch nicht mein Handy wieder, draußen war schlechtes Wetter und deshalb hockte ich nur in meinem Zimmer und konnte nichts machen, da ich an den Rollstuhl gefesselt war. Als meine Mutter mich am nächsten Morgen in den Rollstuhl setzte, hatte ich gute Laune. Außerdem war draußen gutes Wetter. Natürlich konnte ich nicht wie sonst immer mit dem Bus fahren. Stadtessen wurde ich gefahren.