Alles Gute - Traudi Schlitt - E-Book

Alles Gute E-Book

Traudi Schlitt

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Beschreibung

Seit 2011 erscheint die Kolumne unter dem Motto "Alles Gute" von Traudi Schlitt regelmäßig in der Oberhessischen Zeitung. Darin geht es um alles Mögliche und Unmögliche, was einem Menschen im Leben mit anderen Menschen und mit seiner Familie so passieren kann. Viele Leserinnen und Leser nehmen regen Anteil an den Geschehnissen, die Traudi Schlitt mit ihrem ganz eigenen Charme, sehr viel Witz und mitunter auch Tiefgang beleuchtet. Aus bisher hundert erschienenen Texten hat die Autorin fünfzig ausgewählt und in diesem Band zusammengefasst und hofft, dass diese mit ein wenig Wahnsinn auch neuen Lesereinnen und Lesern ein wenig durch den rauen Alltag helfen.

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Seitenzahl: 152

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Für meine Familie – jeden Einzelnen und alle zusammen.

Ohne sie hätte dieses Buch nicht entstehen können. Warum nur?

VORWORT

Seit 2011 darf ich alle 14 Tage eine Kolumne unter dem Motto „Alles Gute“ in der Alsfelder Oberhessischen Zeitung veröffentlichen. Darin geht es um alles Mögliche und Unmögliche, was einem Menschen im Leben mit anderen Menschen und mit seiner Familie so passieren kann. Viele Leserinnen und Leser bangen seitdem mit mir, ob ich es wohl schaffe, meine Vorsätze von Anfang des Jahres umzusetzen, sie geben mit Tipps, wie ich am besten mit Essensresten umgehen könnte, sie zeigen mir auf Kneipentoiletten ihre Mückenstiche und sie verzeihen es mir sogar, wenn ich über den FC Bayern ablästere. Kurz: wir haben immer sehr viel Spaß zusammen und scheinen uns gegenseitig zu allen möglichen Ideen zu inspirieren. Die Rückmeldungen machen mir auf jeden Fall meistens sehr gute Laune, und ich bedanke mich an dieser Stelle aus tiefstem Herzen dafür. Gut, dass das Leben in Alsfeld im Allgemeinen und in unserem Haus im Besonderen so bunt und so chaotisch ist wie vermutlich in allen anderen Familien! So werden sicher noch einige Kolumnen zum weltbewegenden (oder weltanhaltenden) Geschehen im Vogelsberg folgen.

Für diese kleine Sammlung habe ich fünfzig Texte ausgewählt, die in den letzten vier Jahren entstanden sind. Häufig finde ich Themen im Jahreslauf, und daher heißen die ersten vier Kapitel genauso wie die Jahreszeiten, die mich immer wieder auf neue Ideen bringen. Ganz besonders ergiebig ist offenbar der Winter – Sie werden sehen! Es ist ja auch immer irgendwas! Und nicht nur draußen in der Natur, auf den Festen und unterwegs tut sich was, nein auch in den eigenen vier Wänden ist ständig etwas los. Davon handelt das Kapitel „Family Life“. Und weil das mit den „Männern und den Frauen“ ein Kapitel für sich ist, ist es auch in meinem Buch ein Kapitel für sich. Und die vielen Kolumnen, die so gar nicht zuzuordnen sind? Die habe ich Ihnen als Zugabe eingepackt. Einfach so.

Falls mein Büchlein Leserinnen oder Leser findet, die nicht aus der Region kommen, seien diese gewarnt: Meine Kolumnen sind mitunter sehr alsfeldlastig. Aber vielleicht gelingt es ihnen ja, Parallelen zum eigenen Kosmos darin zu finden, frei nach dem Motto: ein bisschen Alsfeld ist überall…

Natürlich ist mir die Auswahl nicht leicht gefallen. Ein bisschen ist es ja mit solchen Sachen wie mit den Kindern: man sagt immer, man hat alle gleich lieb. Ich hoffe, ich habe die Texte ausgewählt, die auch meine Leserinnen und Leser ausgesucht hätten, denn für sie sollen sie ja sein. Spaß gemacht haben mir natürlich alle und genau das sollen sie Ihnen auch!

In diesem Sinn: Alles Gute!

Ihre Traudi Schlitt

INHALTSVERZEICHNIS

FRÜHLING

Der Lenz ist da

Mistbeete

April, April

Ostern

Muttertag

Muttertag reloaded

Pfingstmarkt

SOMMER

Dorfsommer

Rasenmäher

Mückenstiche

Stunde der Wahrheit

Vor-Ferien-Marathon

Kofferpacken

Lob der Faulheit

HERBST

Wer jetzt kein Haus hat…

Saisonware

WINTER

Ich suche, also bin ich

Adventszeit

Weihnachtswahnsinn

Weihnachten

Glückskekse

Ansichtssache

Vorsätze

Neununddreißig

Fasching

Konträrfaszination

Fasten

FAMILY LIFE

Zahnspangenwartin

Fernbedienungen

Eigenleben

Immer ich!

Tage wie dieser

High Life

DAS MIT DEN MÄNNERN UND DEN FRAUEN

Frauenwoche

Sex sells

Quoten

Frauenfußball?

Multitasking

Vatertag

Frauenthemen

Männerthemen

ZUGABE

Abi-Treffen

Überweisung

Die Frau im Navi

Termine

Warten

Mehr Licht

Kommunikationsprobleme

Fußballphilosophie

Alte Liebe

FRÜHLING

Der Lenz ist da!

Unsere Hollywoodschaukel steht wieder draußen! Wissen Sie, was das bedeutet?! Es wird Frühling! Haben Sie es auch schon gerochen, wenn Sie morgens das Fenster oder die Tür öffnen? Und haben Sie schon die Vögel morgens wieder gehört, wie sie ihr wunderschönes, verheißungsvolles Frühlingslied zwitschern? Nach einem halbherzigen Winter, der einem ebenso wenig inbrünstigen Sommer gefolgt war, kann es nun nicht mehr lange dauern, bis die Gartenmöbel der Hollywoodschaukel nach draußen folgen, bis wir den ersten Kaffee open air trinken, bis mein Mann endlich wieder das Verdeck seines alten Golf Cabrios zurückklappt und bis, ach ja, bis dann hoffentlich auch die letzten Reste des vergangenen Sommers von unserem Balkon verschwunden sind, denn irgendwie reichen meine gärtnerischen Kräfte nur zum Hinräumen der Kübel mit Lavendel und Rosmarin, zum Wegräumen vorm Winter fehlt mir stets die Kraft.

Doch wenn wie jetzt die Säfte steigen, dann rührt sich auch in mir kurzfristig neuer diesbezüglicher Tatendrang, dann reihe ich mich in die Schlangen im Gartencenter ein, auf der Suche nach Ersatz für meine aufgefrorenen Terrakottatöpfe, nach bunter Deko und selbstverständlich hie und da auch nach Blumenerde und frischem Lavendel. Lavendel deshalb, weil ich denke, wer es einen ganzen Sommer lang in der freien Natur in der Provence aushält, der schafft das auch bei mir auf dem Balkon. Die erste Dürrezeit beginnt dort unmittelbar nach dem Eintopfen, und wird zumeist nur unterbrochen, wenn es die gnädige Natur regnen lässt – oder in Person meiner Schwiegermutter einen Menschen mit Gießkanne vorbeischickt.

Einmal hatte ich Hortensien gekauft, weil die mir so gut gefallen. Doch wir kamen, ehrlich gesagt, nicht so recht zusammen, weil diese Art Pflanze ja schon beleidigt ist, wenn du auf dem Balkon ein Glas Wasser trinkst und sie nichts davon abkriegt. An einem heißen Tag konnte ich sie dreimal gießen, damit sie nicht die Blätter hängen lässt; alles, dass ich keine Pflegekraft für sie einstellen musste! Solche Pflanzen sind definitiv nichts für mich und meinen braunen Daumen. Menschen mit echtem und gefühltem grünen Daumen dagegen überkommt nun langsam wieder das große Kribbeln, das Aufbruch verkündet, das Scharren mit den Hufen vor den vom Winter noch klammen Schuppen, das Wettrennen um die gelungensten kleinen Salatpflänzchen, das Öffnen der verheißungsvollen Pakete von Gärtner Pötschke...

Ach ja, der Frühling. Meine Kinder geben ihre Fahrräder und Kettcars bei meinem Mann zur Inspektion, damit sie bald wieder damit die Erlen und ihre restliche Umwelt unsicher machen können, und ich gebe mich ganz kurz, ganz kurz nur, meinem schlechten Gewissen hin, da ich auch in diesem Jahr, so wie viele Jahre vorher, dem natürlichen Drang einen Frühjahrsputz zu veranstalten widerstehen werde. Nur in homöopathischen Dosen nähere ich mich diesem beklemmenden Thema, etwa, indem ich anfange, die Kinderklamotten umzusortieren, die lila Winterdeko gegen helles Grün und Weiß zu tauschen und – ganz wichtig – die Kataloge umzusetzen. In einem kleinen Schränklein bewahre ich alle Kataloge auf, die im Lauf einer Saison so kommen. Frauenklamotten, Kindersachen, ganz vereinzelt auch Männerkleidung, Schuhe, Deko, Ikea – alles, was das Herz so begehrt und für das man auf jeden Fall gewappnet sein muss, wenn ein Bedarf sich auftut. Lediglich ein kleines separatistisches Häufen entgeht meinen Säuberungen. Es ist der Stapel meines Mannes, bestehend aus einem Conrad-, einem Wunderlich- und einem Globetrotter-Katalog. Welche Mengen ich dann aber alle halbe Jahr der Altpapier-Tonne zuführe, das behalte ich lieber für mich, nur so viel: auf einmal tragen kann ich es nicht. Doch diese Pein ist vergessen beim ersten Blick auf die neue Frühlingsmode, wenn schöne, lachende Frauen vor sommerlicher Landschaft mir zuzurufen scheinen: „Schau mal, Traudi, diese figurumschmeichelnde Tunika mit luftigem Volantsaum im Nudelook ist wie gemacht für dich!“ Im Moment bin ich noch standhaft, aber der Hermesbote kann sich schon mal warm laufen, denn lange kann es nicht mehr dauern….

Vorerst beglücke ich mich an den ersten Frühlingstagen, von denen hoffentlich genau heute einer sein wird! Wir sehen uns in der Eisdiele!

Mistbeete

Es wird Frühling! Wenden wir uns den Beeten zu! Natürlich nicht den akkurat gepflegten, aufblühenden Prachtbeeten hiesiger Gärten – mit denen kenne ich mich nicht aus! Mein Spezialgebiet sind Mistbeete. In meinem Haushalt befinden sich zahlreiche Versuchsanordnungen davon in unterschiedlichen Stadien – natürlich nur zu Forschungszwecken! Zur Hege und Pflege der Mistbeete stehen mir vier auf diesem Gebiet hervorragend ausgebildete Helfer zur Seite, die dafür sorgen, dass die Beete, um die ich mich selbst nicht kümmern kann, auch ohne mein Zutun wachsen und gedeihen.

Als sehr fruchtbarer Ort für ein Mistbeet eignet sich zunächst die Fensterbank. Dort fühlen sich Zeitschriften aller Art, Kataloge, vergessene Stifte, Spitzer und Radiergummis sowie aus der Schule mitgebrachte Bastelarbeiten und leere Brotdosen besonders wohl. Zwischendrin versuchen hier und da kleine Vasen mit dekorativen Zweigen die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen: „Schaut zu uns“, scheinen sie zu rufen, „stellt euch vor, wie schön es hier wäre, stünden wir nur ganz alleine hier!“ Was natürlich so gut wie nie der Fall ist, da meine eifrigen Helfer stets für Nachschub auf der Fensterbank sorgen. Auf der Anrichte in der Küche ist es zwar nicht so sonnig wie auf der Fensterbank, aber auch dort gedeihen bestimmte Mistbeete ausgesprochen gut. Probieren Sie es einfach mal aus, wenn Sie darüber nachdenken, auch Ihr Heim mit einem individuellen Mistbeet zu schmücken. An dieser Stelle hat sich besonders die Anzucht von Infozetteln aus der Schule, Post von Bofrost, Einladungen und Werbung mit integrierten Gutscheinen bewährt – alles Dinge, die glücklicherweise immer wieder ohne eigenes Zutun ins Haus flattern, sodass man sie nur dekorativ auf dem Mistbeet verteilen muss. So einfach kann man ein behagliches Wohngefühl schaffen!

Herrliche Mistbeete unterschiedlicher Zusammensetzung gedeihen auch gerne auf der Ablage unter der Couchtischplatte. Neben der dort festinstallierten unjahreszeitlichen Dekoration tummeln sich hier mit Vorliebe Fernbedienungen, die man gerade nicht sucht, leere Gummibärchentüten, Nüsschendosendeckel, Wollreste und vergessene Lektüre. Auch neben allen möglichen Eingangstüren ist ein guter Platz für ein Mistbeet: Schulranzen, Sporttaschen, Jacken und Schuhe können hier zu einem lebendigen Stillleben arrangiert werden, sodass man beispielsweise freitags noch erkennen kann, ob das Kind, das seine Sporttasche montags neben der Eingangstür abgelegt hat, zum Balkon oder zur Haustüre reingekommen ist. Es lebe die Transparenz!

Kommen wir nun zu den etwas versteckteren Mitstbeeten, den Kruschschubladen, die in keiner wohlsortierten Küche fehlen dürfen. Hier kommt erstmal alles rein, was man immer braucht: Pflaster, Scheren, Stifte, Feuerzeuge, Filzgleiter, Bedienungsanleitungen, Brillenputztücher, Inbusschlüssel, Strohhalme, Stromprüfer, Pfefferminzbonbons, Tempos, Streichhölzer, Tiefkühletiketten – einfach alles. Und obwohl die Schubladen damit meist schon ganz schön voll sind, passt alles andere, was sich sonst so findet, auch noch dort hinein: abgefallene Batteriedeckel von Fernbedienungen, vergessene Haarspängchen, ausrangierte Portemonnaies, Büroklammern, Tischtuchklammern, Taschenheizungen, Schraubenzieher, Maßbänder – einfach alles. So hat man auch immer schnelle eine Antwort auf die Frage „Wo haben wir denn….?“ parat: „Schau mal in der Kruschschublade, mein Schatz!“

Schlimm wird es allerdings, wenn man – in einem Anfall von Frühjahrsputz oder Ähnlichem – die Mistbeete auflöst, eine Verzweiflungstat, die sich nicht sonderlich bewährt hat. Dann findet man nämlich gar nichts mehr, denn so gut aufgehoben wie auf einem dekorativen Mistbeet sind die Sachen sonst nirgendwo.

Und weil kaum ein anderes Kunstwerk so viel über den soziokulturellen Zustand einer Gesellschaft verrät wie ein gutgepflegtes Mistbeet, werde ich beim World Heritage Committee einen Antrag stellen, die Mistbeete in die Liste des Welterbes aufzunehmen! Über den Fortschritt dieses Plans halte ich Sie auf dem Laufenden!

Darum Vorsicht beim Frühjahrsputz: Finger weg von den Mistbeeten!

April, April

Gestern war der 1. April! Sind Sie auch reingeschickt worden? Und, haben Sie sich geärgert oder haben Sie darüber gelacht? Also, ich wünsche mir, es wäre öfter der 1. April! Neulich zum Beispiel, als ich mich angesichts der Frühlingssonne in ein Röckchen werfen wollte, und binnen fünfzehn Minuten in drei Nylonstrumpfhosen Laufmaschen gezaubert habe: Da wünschte ich mir, es würde einfach jemand um die Ecke kommen, mir drei neue Strumpfhosen hinhalten und rufen „April, April“!

Oder als ich letztens die Untere Fulder Gasse im Auto hochschlich, wie ich meinte, und mich über die scheußliche Dekoration vor einem Haus wunderte. Gegenüber stand das gleiche Gebilde, ein komisches Etwas, mit Tarnzeug verhangen. Als mir dämmerte, was es war, musste ich furchtbar lachen. Statt „April, April“ machte es „Blitz“ und das freundliche Foto von mir kostete 15 Euro. Den Lieblingspulli des Ehemannes in der Waschmaschine versaut (Weihnachtsgeschenk der Schwiegermutter)? „April, April!“. Einen Parkplatz vor der Post gefunden und das Päckchen zuhause vergessen? „April, April!“ Beim Pressetermin mit dem Landrat, dem Dekan und dem Präses das Handy angelassen und natürlich angerufen worden? „April, April!“ Von Hannelore Hoger verboten bekommen, sie zu fotografieren und unverrichteter Dinge an den Platz zurückschleichen müssen? Ach, war doch nur ein kleiner Scherz der Diva! „April, April!“ Kaum ein Tag, wo ich mir als versierte Fettnäpfchenfinderin nicht mindestens einmal wünsche, es wäre „April, April!“ Die kleinen Widrigkeiten des Alltags einfach ungeschehen machen, einfach mal eben „April, April“ rufen und alles ist nicht wahr! Tolle Vorstellung, oder?

Damit Sie wissen, was ich meine, erzähle ich Ihnen heute mal von meinem schlimmsten Fauxpas, der inzwischen schon so lange vorbei ist, dass er zu meinen Lieblingsanekdoten gehört: Als ganz junge Frau habe ich mal eine französische Reisegruppe betreut, die zum Abschluss ihrer Fahrt von der Gemeinde Neuhof zum Essen eingeladen war. (Es muss schon sehr lange her sein, wenn die Gemeinden noch Geld für so etwas hatten!) Ich saß jedenfalls zwischen dem katholischen Pfarrer und dem Bürgermeister und war sehr aufgeregt. So aufgeregt, dass ich unter dem Tisch ständig gegen das Tischbein trat. Glaubte ich zumindest. Bis der Pfarrer zu mir sagte, es mache ihm ja nichts aus, aber das, wogegen ich die ganze Zeit treten würde, sei sein Holzbein! ------------------------ Noch Fragen? Mir blieb die Luft weg. Ich wartete, hoffte auf was auch immer, war bereit zu fallen, doch kein Loch tat sich unter mir auf, um mich gnädigst zu verschlingen, und da es August war, kam auch keine gute Fee um die Ecke und rief „April, April!“ Sch-ade. Ich musste da durch. Und wissen Sie was?

Es ging vorbei. Mir wurde zwar Tage und Wochen später noch heiß und kalt und kribbelig im Bauch und zittrig in den Beinen, wenn ich daran dachte, aber es ging vorbei und wurde zu einer der Geschichten, die immer wieder für einen Lacher gut sind. Vielleicht auch für Sie. Wenn Sie also das nächste Mal wieder so richtig mit Anlauf in ein Fettnäpfchen getreten sind oder irgendetwas passiert ist, wobei man lieber nicht gesehen worden wäre, denken Sie einfach an den katholischen Pfarrer mit dem Holzbein und mich, und alles ist nur noch halb so schlimm. Fast so, als wäre es ein wenig „April, April!“ – auch noch im Mai!

Behalten Sie stets die Contenance in solchen und ähnlichen Fällen!

Ostern

Es war Ostern. Und es war Zwilli-Geburtstag. Unsere Anrichte in der Küche sieht aus, wie das österliche Themenregal der hiesigen Lebensmittelmärkte kurz nach Weihnachten, also voll. Und das kam so:

In weiser Voraussicht – schließlich standen am kompletten Osterwochenende, also auch am Karfreitag, dem traditionellen Eierfärbetag, zahlreiche Feierlichkeiten und Besuche an – färbten wir am Mittwoch vor Ostern eifrig zwanzig Eier. Das hört sich nicht viel an, aber ich hatte sie gut abgezählt, weil wir in jedem Jahr so furchtbar viele übrig haben: Je zwei für unsere Kinder, je zwei für die Nachbarskinder, je zwei für die Besuchskinder, je zwei für Nichte und Neffe, macht achtzehn Eier, zwei in Reserve. Der Plan war nicht schlecht. Da wir wegen anderer Verpflichtungen bereits am Karfreitag den Zwilligeburtstag feierten, rückte die ganze Verwandtschaft schon mit ihren Osternestern an. Am Abend des Karfreitag hatten wir bereits drei Osterhasen nach Art der „Hasenschule“ von meiner Mutter, drei bunte Hasen in einer Tüte mit Eiern und je einem Fünf-Euro-Schein von meiner Schwester und drei Hasen eines namhaften Schweizer Chocolatiers von meinem Bruder auf der Anrichte versammelt. Dabei war es uns gerade eben erst gelungen, in einer der Geburtstagstorten den letzten Schokoladennikolaus zu verarbeiten. Unser Vorrat an gekochten Eiern war am Karfreitag – nach Abzug alle Eier für Gastkinder - bereits auf vierzig angewachsen. Das ist alles wahr.

Es kam der Ostersonntag und mit ihm noch drei Goldhasen mit roter Schleife und goldener Glocke von der anderen Oma zu unserer Sammlung und von uns selbst – wir können nicht anders! - drei lila sogenannte Schmunzelhasen. Ob die wohl so schmunzeln, weil sie sich wundersam vermehrt haben?! Denn es stehen vier von ihnen in der Hasenansammlung, und da liegt der Hase im Pfeffer, äh auf der Anrichte, falls es kein österliches Wunder ist: keiner weiß mehr, wo dieser einzelne lila Osterhase her kam, wir hatten dann offensichtlich doch recht schnell den Überblick verloren. Und so bilden die Schmunzelhasen ihre eigene, vierköpfige Peergroup in unserem österlichen Ensemble. Wer zuerst aufgegessen wird, ist noch völlig offen, da sich um sie herum noch eine gefühlte Million kleiner Schokoeier unterschiedlichen Aussehens, Erwartungen und Füllungen türmen sowie ein halbes Dutzend Tafeln Schokolade. Nur gut, dass meine Kinder nicht meine Veranlagung zum Dickwerden geerbt haben – endlich mal eine schlechte Eigenschaft, die ich bei der Streuung des Erbguts für mich behalten habe!

Leider habe ich auch den Hang zum „Schnuggeln“ nicht in ausreichender Menge weitervererbt, sodass ich mich am Ende wieder ganz alleine um die Vertilgung der Schokoladen kümmern muss – einer muss ja schließlich für Ordnung auf der Anrichte sorgen – warum also nicht die, die es sonst auch tut!? Die gekochten Eier – sechs der vierzig wanderten ja kurzfristig in die Osternester unserer Kinder und von dort wieder zu ihren 34 wartenden Kollegen zurück – werden zu so originellen Gerichten wie grüner Soße und Eiersalat verarbeitet, da haben ja alles was davon. Bleibt nur zu hoffen, dass ich bis Nikolaus genügend Rezepte für Schokoladenkuchen auf chefkoch.de finde und Anlässe für Schokokuchen aller Art auftauchen, damit die Hasen gerecht aufgeteilt werden - denn sonst sehe ich schwarz für die Sommerfigur. Aber das ist ein anderes Thema!

Guten Hunger bei Schokolade und Grüner Soße!

Muttertag

„Mama, was wünschst du dir denn zu Muttertag?“, fragte das pfiffige Kind einst seine liebe Mutter. „Drei brave Kinder“, antwortete die Leidgeprüfte. „Oh, prima“, freute sich der Filius, „dann sind wir ja schon sechs!“ Vielleicht ist das nicht der originellste Witz, aber ich brauchte einen schnellen Einstieg für meine Muttertagsglosse. Schließlich bin ich noch mit dem Wegräumen der Berge von Geschenken in Herzformen aller Art beschäftigt, mit denen meine Lieben am Sonntag mein Mutterherz erfreut haben: ein Herz aus Rosen vom hiesigen Blumenhandel, einen herzförmigen Muttertagskuchen vom Bäcker, eine herzförmige Seife, natürlich mit Rosenduft, eine herzförmige Pralinenschachtel mit der Aufschrift „Mama ist die Beste“ und natürlich ein goldenes Herz mit einem echten Diamanten vom Juwelier! Sie finden, ich habe ein wenig zu dick aufgetragen? Stimmt!