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Thomas und Gerhild Koch verkaufen in ihrem Hofladen unter der Marke "Shoaf-Bauer" Lammfleisch, Wollpellets, Lammfleischnudeln, Felle und Schafskäse. Öffentlichkeitsarbeit und das Internet spielen dabei eine große Rolle. Gemeinsam mit Fachexperten beschreiben die erfolgreichen Schafbauern, worauf es bei der Lämmermast, der Schafmilchproduktion und dem Auftritt nach außen ankommt. Die Autoren wollen dazu motivieren, neue Wege zu gehen. Darum gibt es neben weniger bekannten Lamm-Rezepten vom Sternekoch auch einen Exkurs zur Zero-Waste-Idee. Reich gespickt mit eigenen Erfahrungen aus über 20 Jahren Schafhaltung und Ab-Hof-Verkauf versteht sich das Buch als Leitfaden und Ideengeber für alle landwirtschaftlichen Betriebe, die das Standbein Direktvermarktung aufbauen oder verstärken wollen.
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Seitenzahl: 230
Veröffentlichungsjahr: 2023
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GERHILD & THOMAS KOCH (HG.)
Erfolgreich produzieren & selbst vermarkten
Leopold Stocker VerlagGraz – Stuttgart
Umschlaggestaltung, Repro und Layout:
Werbeagentur Rypka GmbH, 8143 Dobl/Graz, www.rypka.at
Umschlagabb. Vorderseite: © Konrad Liebchen, HAP+GUT, Wunderkastl/Herbert Wieser, Thomas Koch
Bildnachweis: Alle nicht anders gekennzeichneten Fotos © Thomas Koch
Der Inhalt dieses Buches wurde von den Autoren, den Herausgebern und dem Verlag nach bestem Gewissen geprüft, eine Garantie kann jedoch nicht übernommen werden. Die juristische Haftung ist ausgeschlossen.
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ISBN 978-3-7020-2073-6
eISBN 978-3-7020-2264-8
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© Copyright by Leopold Stocker Verlag, Graz 2023
Einleitung
Wie es zu diesem Buch kam
Mit Gottes Segen
Wir schaf(f)en das!
Unsere glücklichen Schafe sind keine Selbstläufer!
Plötzlich Intensivstation
Geburtstag im Krankenhaus
Landwirtschaft ist eine Lebensart
Die Grundlage hochwertiger Produkte
Schafrassen
Krainer Steinschaf
Jura
Braunes Bergschaf
Tscheggenschaf
Coburger Fuchsschaf
Was Schafe brauchen: die Haltung
Baukonzepte
Anforderung an die Schafhaltung
Schafbuchten – spezielle Bereiche
Licht und Luft – zwei wichtige Parameter
Stallflächen in der Schafhaltung
Fütterungsbereich in der Schafhaltung
Tränken
Haltung von Milchschafen
Eckdaten der Schafhaltung von Familie Koch
Bauweise des Stalles von Familie Koch
Praktische Arbeitsweise
Schafschur auf dem Futtertisch
Fazit
Fressen, saufen, wiederkauen
Grundfuttereinsatz
Heu
Silage
Gärheu, Heulage
Kraftfuttereinsatz
Mineralstoffe und Vitamine
Kupfer
Magnesium
Selen und Vitamin E
Beta-Carotin
Vitamine
Lämmermast
Fütterung von Milchschafen
Praktisches Beispiel der Fütterung anhand vom Betrieb Koch
Mutterschaffütterung am Betrieb Koch
Fütterung der Mutterschafe mit Lämmern am Betrieb Koch
Lämmermast am Betrieb Koch
Die Tierärztin berichtet
Tiergesundheitsdienst (TGD)
Gesundheitsstatus der Herde
Parasiten beim Schaf
Virale und bakterielle Erkrankungen beim Schaf
Schlachtung im eigenen Schlachtraum
Schlachttieruntersuchung
Beschau am Tierkörper
Den Überblick behalten
Kennzeichnungspflicht
Besser werden
Abwicklung und Nutzen
Anforderungen an Schlachträume, Zerlege- und Verarbeitungsbereich
Schlachtraum
Kühlraum
Hygiene hat oberste Priorität
Verkaufsraum
Produkte: Lammfleisch
Richtig schnittig ein Lamm zerteilen
So wird das an den Hinterbeinen auf Haken hängende Lamm zerteilt:
Was Lammfleisch alles kann
Ein günstigeres Fettsäuremuster
Geringere Mengen an Kalium und Phosphor
Höhere Mengen an Vitamin E und Vitamin B9
Fleischqualität im Geschmacksvergleich
Lammcurry
Orientalische Polenta
Respektvoll produzieren
Nose-to-Tail in der Praxis
Lammhirn-Tortelloni
Süßkartoffelcreme
Karamellzwiebel
Lammnieren
Polenta
Eingelegte Lilienblüten
Kürbis-Sellerie-Püree
Zunge und Wangen
Kürbispüree und Kürbistopfen
Nocken
Produkte: Schafmilch
Was Schafmilch kann
Ist Schafmilch für Kuhmilchallergiker geeignet?
Milchschafe halten und Schafmilch verarbeiten
Schafmilch von HAP+GUT
Brunst, Milchsaison und Lämmeraufzucht
Die mutterlose Aufzucht bei HAP+GUT
Phase 1: Flaschenfütterung in der ersten Lebenswoche
Phase 2: Ad-libitum-Tränke bis zum zweiten Lebensmonat
Phase 3: Portionstränke ab dem zweiten Lebensmonat
Das Melken
Milchleistung
Wir melken Krainer Steinschafe
Die Frage der Wirtschaftlichkeit
Schafmilch verarbeiten
Vom Melkstand in den Verarbeitungsraum
Verarbeitungseigenschaften der Schafmilch
Eiweiß
Laktose
Salze
Vitamine
Fütterung, Tiergesundheit und Milchqualität
Vorreifung der Milch
Mikrobiologische Grundlagen
Die Herrschaft über die Mikroorganismen bewahren
Der Milchverarbeitungsraum
Reinigung im Milchverarbeitungsraum
Hilfsstoffe in der Milchverarbeitung
Bakterienkulturen
Kalzium und Nitrat
Lab
Salz
Die Entwicklung der Produktpalette
Produkte: Wolle & Felle
Die Suche nach der Heilwirkung der Wolle
Vom Wollwachs zu Lanolin
Gut für die Haut
Gibt es eine Wollwachs-Allergie?
Die Struktur der Wollfaser
Die wärmende Wirkung
In Schafwolle schlafen
So entstehen unsere Decken mit Schafwollvlies
Über das Filzen
Der Rohstoff
Das Geheimnis der Wolle
Die Fuzzy-Filztechnik
Trockenfilzen
Filzen schenkt Freude
Anleitung: Wollperle
Schafwolle als Dünger
Langzeitwirkung
Strukturwirkung
Nachwachsender Rohstoff
Von der Wolle zum Pellet
Medizinisches Gerben von Fellen
Gerbungsphasen
Direktvermarktung
Grundlagen der Direktvermarktung
Formen der Direktvermarktung
Zertifizierung „Gutes vom Bauernhof“
Fleisch direkt vermarkten
Fleisch und Fleischprodukte nach Hygieneanforderungen herstellen
Trinkwasseruntersuchung
Ausbildung und verpflichtende Schulungen
Steuerliche Aspekte der Direktvermarktung
Sozialversicherung
Nebentätigkeiten sind beitragspflichtig
Altschafe sinn- und wertschätzend in der Direktvermarktung verarbeiten
Alternativen zur Direktvermarktung für Schafbetriebe
Lebendvermarktung
Totvermarktung
Milchverkauf an eine Molkerei
Herzstück Hofladen
Warum wir uns für die Direktvermarktungsform „Hofladen“ entschieden haben
Landwirtschaft ist Lifestyle
Welche Gedanken muss man sich machen, wenn man ab Hof verkauft?
Entstehung des Logos „Shoafbauer“
Print Design
Fotos
Vielfältigkeit
Verkaufen im Internet: Der Online-Shop
Schneller verkaufen. Besser verkaufen. Mehr verkaufen?
Online verkaufen lohnt sich
Was spricht für einen Online-Shop?
Auf die Plätze, fertig… los geht’s
Alternative Finanzierung: Wenn alle für einen zahlen
Rechtssicherheit seit 2018
Verschiedene Modelle
Pre-Sales für Direktvermarkter
Nichts für das schnelle Geld
Crowdfunding beim „Shoafbauer“
Kunden gewinnen
Mit Branding zum Erfolg
Eine bessere Marke bedeutet besseres Marketing.
Branding ist wichtig, … um dich vom Mitbewerb abzuheben.
… um Markenwahrnehmung zu schaffen.
… um Kunden zu begeistern.
Branding besteht aus…
… Markenguidelines
… Logo
… Webseite
… zusätzlichen Bestandteilen
Branding stärkt dein Unternehmen
Dein virtuelles Zuhause: Die Webseite
Die Schritte zur individuellen Webseite:
Deine Marke in sozialen Medien
Warum Social-Media?
Setze Dir SMARTe Ziele.
Definiere Deine Zielgruppe
Wähle die besten Social-Media-Plattformen für Deine Marke
Recherchiere Deinen Mitbewerb und anderen nutzergenerierten Inhalt
Entwirf eine Content-Pipeline für jeden Social-Media-Kanal
Passe die Social-Media-Strategie im Lauf der Zeit an
Social-Media verbindet: Der Koch und der Stier
Im Gespräch bleiben – Chancen nutzen – Mit Medien zusammenarbeiten
Aktiv informieren, Neues wagen
Zukunftsvisionen
Photovoltaik oder Määhstrom
Schafe unter Strom
Das braucht das Tier
Management und Rasse
Förderung, Recht, Versicherung
Schaf und Kunst: Schäflich
Wissen authentisch vermitteln
Das Autorenteam stellt sich vor
Literaturverzeichnis
Hinter dem QR-Code finden Sie das Video zu „Shoafbauers Määh-Drive“. Werbung für Direktvermarktung mal anders (einfach QR-Code mit dem Smartphone scannen).
„Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten.“Katharina von Siena
© Konrad Liebchen
August 2021 in Hermagor, Oberkärnten. An einem regnerischen Krainer Steinschaf-Züchtertag saßen wir uns zufällig am Mittagstisch gegenüber. Wie es unter Fremden üblich ist, klopften wir das Gegenüber mit Höflichkeitsfragen ab: Wo kommst du her? Was machst du? Welche Schafe züchtest du? Warum bist du hier? Eine Antwort ergab die nächste Frage und so kamen die Shoafbauern und ich uns schon in den ersten Minuten unseres Kennenlernens ein ganz großes Stück näher. Als Fachredakteur war ich vom Wissen und der Begeisterung des glatzköpfigen „Shoafbauern“ und seiner charmanten Gattin angetan. Wir tratschten an diesem Nachmittag noch viel miteinander und vereinbarten, dass ich zu einer Reportage für die Fachzeitschrift "Schafe und Ziegen aktuell" auf ihren Hof komme.
Ich nützte die Gelegenheit, so rasch es ging. Ein Gegenbesuch bei mir am Moarhof in Graslupp ließ nicht lange auf sich warten. Dabei meinte Thomas im Zuge eines Spaziergangs: „Ein eigenes Buch zu schreiben, über die Vermarktung von Schafen und den Nutzen der sozialen Medien dabei, das wäre doch eine spannende Sache“. Für mich als Redakteur und Verlagsmitarbeiter war diese Feststellung wie ein aufgelegter Ball für einen Elfmeter: „Dann schreiben wir halt gemeinsam ein Buch“, antwortete ich ihm kurzerhand. „Ich und ein Buch schreiben!? Nie im Leben! Obwohl, das wäre ja schon eine coole Sache“, lautete seine Reaktion. Wenige Tage später fragte er nach, ob ich denn das mit dem Buch ernst gemeint hätte.
Nun halten wir das fertige Buch in Händen. Es enthält viele Erkenntnisse, Erfahrungen und praktische Tipps.
Die Umsetzung übernahm meine Verlagskollegin Karin Ch. Taferner. Ich beobachtete das Werken des Teams fortan wie ein Patenonkel mit Freude bis zum heutigen Tag. Ich hoffe, mit meiner Ermutigung zum Buchprojekt einen Beitrag geleistet zu haben, an der Zukunft der Schafhaltung im Alpenraum positiv mitzuwirken. Möge es ein Buch sein, das wir Schafbauern gerne zur Hand nehmen, um daraus zu lernen.
Herzlichst,
Konrad Liebchen
Von Peter Allmaier
Es ist bestimmt kein Zufall, dass am Stall vom „Shoafbauer“ ein Holzkreuz thront. Das Schaf war in biblischer Zeit das wichtigste und häufigste Nutztier. Es lieferte Milch, Fleisch und Leder. Damals wurde der Reichtum eines Mannes an der Zahl seiner Schafe gemessen. Die Bedeutung dieser Tiere findet sich auch im Christentum wieder. Schafe werden 159-mal im Ersten und 37-mal im Neuen Testament erwähnt. Eines der schönsten religiösen Bilder mit Schafen finden wir auf einem Mosaik im Mausoleum in Ravenna.
Es zeigt Aelia Galla Placidia, die Tochter des römischen Kaisers Theodosius I., die im Jahr 425 n. Chr. die Regentschaft des das Weströmische Reich übernahm. Bis zu ihrem Tod in Rom im Jahr 450 erlebte sie ein langsam in sich zusammenbrechendes Imperium, Kämpfe mit anderen Völkern, Streitereien mit anderen christlichen Konfessionen, Uneinigkeit in der eigenen Familie. Diese Erfahrungen einer instabilen Welt haben sie nach einem bleibenden Ruhepol fragen lassen, nach einem Ort der Harmonie und der Sicherheit. Den hat sie in dem nach ihr benannten Mausoleum in einem halbkreisförmigen Mosaik festhalten lassen: Im Zentrum des Bildes sitzt – in eine goldfarbene Toga gekleidet – Christus mit dem Kreuz in der Hand. Auf beiden Seiten neben ihm befinden sich je drei stehende oder liegende Schafe, die alle zu Christus blicken. Unter diesem Bild wollte die mächtige Herrscherin ihre letzte Ruhe finden. Die unruhigen Zeiten haben ihr diesen Wunsch nicht erfüllt, so dass ihr Sarkophag bis heute in Rom steht. Doch die Vision einer heilen oder vielmehr geheilten Welt ist lebendig geblieben. Denn das Symbol der Schafe ist älter als sie und hat auch die Jahrhunderte nach ihr überdauert.
Stallansicht © Thomas Koch
Schon Galla Placidia wusste um die Bedeutung des Schafs als Opfertier in den alten heidnischen Kulten. Das Blut dieser wehrlosen Tiere steht am Beginn jener Geschichte, die das Volk Israel gebildet hat. In der Nacht des Auszuges aus Ägypten schlägt der Todesengel in den Städten und Dörfern am Nil zu und tötet jeden Erstgeborenen. Von diesem Rausch der Vernichtung bleiben nur jene Familien verschont, die den Türpfosten des Hauses mit dem Blut eines Schafes bestrichen hatten. Die Herrscherin hat in den Schafen Christus erkannt, der das drohende Unheil selbst in jenem Augenblick noch abwendet, wenn alles verloren zu sein scheint. Im Neuen Testament ist das Bild des Schafs nicht nur auf Christus bezogen, der wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt wird. Jesus hat die Christinnen und Christen selbst als Schafe bezeichnet, für die er der gute Hirte ist. Dennoch sind die Gefährtinnen und Gefährten Jesu durch die Jahrhunderte hindurch nicht naiv, sie sind eben keine sprichwörtlich „dummen Schafe“. Wie die Tiere wissen auch die Menschen um die ständige Gefährdung des Lebens. Die einzige Rettung besteht nicht in der Übung der Selbstverteidigung, sondern im Hören auf den Schäfer, im Hinhorchen auf das Wort Jesu. Das Vertrauen auf den guten Hirten, dessen oberstes Ziel das Wohl der ihm Anvertrauten ist, kann die lähmende Angst beseitigen und ein Leben ermöglichen, das trotz der schrecklichen Ereignisse oft sogar im unmittelbaren persönlichen Umfeld um die unaufhaltbare Erlösung weiß.
Das Mosaik im Mausoleum von Ravenna beeindruckt bis heute. Neben dem Staunen über die künstlerische Vollkommenheit erinnern diese Schafe an die Geschichte mehrerer Jahrtausende, in denen sie als Haustiere gehalten werden und seitdem nie mehr ungeschoren davongekommen sind. Im biblischen wie im volkssprichwörtlichen Sinn stehen sie für Friedfertigkeit und geduldiges Aushalten, für Reinheit und Unschuld, für Liebe und Leben. Sie erinnern an die Sendung Jesu, sich um die Schafe zu kümmern, die in den Auseinandersetzungen und Konflikten des Lebens für den jeweils schwächeren Teil stehen. Die Sendung Jesu geht weiter, wenn er in der Gestalt des Petrus allen Verantwortlichen in Kirche und Welt, in gesellschaftlichen Institutionen und Familien den Auftrag gibt: „Weide meine Schafe“ (Joh 21, 16). Seitdem haftet jedem Menschen die Metapher eines guten Hirten an, die ihn beauftragt, die ganze Schöpfung mit Wasser, Luft und Steinen, mit Pflanzen, Tieren und Menschen zu hüten und zu beschützen. Der göttliche Auftrag des Neuen Testaments verlässt die Beschaulichkeit des Bildes und wird zur ethischen Verantwortung.
Das Mosaik des guten Hirten im Mausoleum der Galla Placidia © commons.wikimedia.org/The Yorck Project (2002)
Galla Placidia hat Christus als den guten Hirten dargestellt. Sicherlich ist sie auf ihren Reisen immer wieder Schafhirten und deren Herden begegnet, sie hat das Vertrauen der einen und die treue Sorge des anderen bewundert. Sie hat gesehen, wie der Schäfer nicht als Räuber von Wolle und Fleisch auftritt, sondern in Demut und Dankbarkeit entgegennimmt. An diesem Bild hat sie wohl versucht, Maß für ihr eigenes Leben zu nehmen. Es ist ihr nicht immer gelungen. Aber bis über den eigenen Tod hinaus wollte sie dieses Bild nicht vergessen. Vielleicht muss man auch den Menschen der Gegenwart diese Vision neu vor Augen führen, denn sie würde jene radikale Umkehr ermöglichen, ohne die diese Gegenwart keine Zukunft hat.
Von Gerhild & Thomas Koch
Wir sind Gerhild und Thomas Koch, Schafhalter und Direktvermarkter aus Moosburg in Kärnten. Seit 30 Jahren werden am Hof vulgo Witternig Schafe gehalten. Heute leben mehr als 300 Mutterschafe auf unserem Betrieb. Diese Herdengröße entwickelte sich erst nach und nach.
Anfangs war der 2,5 ha große Betrieb vorwiegend für die Eigenversorgung zuständig. Da tummelten sich drei Kühe, Hühner, Schweine und so manches Kleintier. Denn der Großvater war leidenschaftlicher Kleintierzüchter und weit über die Gemeindegrenzen als „Tandler“ (Tauschhändler) bekannt und beliebt. Thomas und sein Vater fokussierten sich mehr auf Schafe.
Von Anfang an wurde Lammfleisch ab Hof verkauft. Es geht um Respekt und Wertschätzung gegenüber dem Tier, auch während und bei der Schlachtung. Darum wurde der Kuhstall zum Schlacht- und Verarbeitungsraum umgebaut. Die Nachfrage wuchs stetig, genauso wie unsere Schafherde. Immer öfter wurden uns unbewirtschaftete Flächen zur Beweidung angeboten. Damit konnten wir die Anzahl an Mutterschafen langsam aufstocken. Wir bezeichnen uns heute als moderne Wanderschäfer – wir bewirtschaften inzwischen fast das Fünfzigfache unserer Eigenfläche.
Aber es lief nicht immer so gut. Der Tod seines Vaters traf Thomas schwer. Seine Scheidung warf wieder alles aus der Bahn. Die Schafherde schrumpfte.
2011 beginnt unsere gemeinsame Geschichte. Wir bauten die Schafherde wieder auf und hielten 100 Mutterschafe im alten Stallgebäude und in einem großen Weidezelt. Thomas hatte eine Teilzeitstelle als diplomierter Intensivkrankenpfleger in Klagenfurt. Ich studierte nebenbei, schrieb meine Diplomarbeit und begann als Schwerstbehindertenpädagogin zu arbeiten.
Die Shoafbauern: Gerhild und Thomas Koch © Herbert Wieser
Alle haben uns gesagt: Das kann nicht funktionieren! Unsere Einstellung dazu lautet: „Wenn dir jemand sagt, es geht so nicht, dann fang an, das zu hinterfragen. Dann findest du erst recht einen Weg, wie es funktioniert.“ Was bisher unmöglich schien, bringt den zum Erfolg, der es möglich macht. Wir lassen uns nicht entmutigen. Nur weil es bisher nicht funktioniert hat, heißt doch nicht, dass es immer so sein muss. Aus Erfahrung sagen wir: „Neue Spuren zu hinterlassen, ist fantastisch.“
„Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“Albert Einstein
Wir wollen die Bekanntheit von Lammfleisch und die Vielfalt an Schafprodukten in die Gesellschaft hineintragen. Dazu versuchen wir immer wieder Schwerpunkte zu setzen: seien es Feste, wo ein Lamm im Ganzen gegrillt wird, wo es „Lammragout to go“ gibt, oder wo Lammspezialitäten verkostet werden. Wir bieten auch Kochkurse (Nose-to-Tail, Zero-Waste) an und sind u. a. Teil der Alpen-Adria-Genusstage. Diese Tourismusinitiative holt regionale Spezialtäten aus Österreich, Italien und Slowenien vor den Vorhang. Als regionaler Produzent laden wir Interessierte zu uns auf den Hof ein. Dadurch werden auch die Medien auf uns aufmerksam und wir waren schon oft in Zeitungen und in Fernsehsendungen zu sehen. Das erhöht unseren Bekanntheitsgrad und schürt das Interesse an unserem Hof und den Produkten. So kommen immer wieder neue Kunden zu uns in den Hofladen. Dieser Kundenkontakt ist für uns entscheidend. So können wir vermitteln, was wir leben. Wir kochen und essen oft Lammfleisch, wir schlafen mit Schafwolldecken und Polstern und sitzen auf Lammfellen. Nur wer das vorlebt, kann ehrlich vermarkten und zu 100 % hinter dem stehen, was er macht. Das trägt zu unserem Erfolg bei.
Selbstverständlich sind wir als Schafbauern von der öffentlichen Diskussion betroffen. Darum wollen wir uns auch zum Thema Wolf äußern. Der Bauernsprecher Hans Meister hat es in seinem Buch „Landwirtschaft neu denken“ auf den Punkt gebracht: „Nur die Raubtiergesellschaft schützt das Raubtier.“ Über den Wolf zu diskutieren ist sinnlos, denn das Tier „Wolf“ ist nicht das Problem – das System „Wolf“ umso mehr. Der Wolf soll eine ursprüngliche Natur symbolisieren, die es in Mitteleuropa kaum mehr gibt. Die Kulturlandschaft reicht inzwischen über die Baumgrenzen hinauf. Wollen wir ehrlich über den Wolf reden, müssen wir uns auch mit dem Ausbau und der Zerstörung der Almen am Beispiel von Turrach, Hochrindl, Nassfeld, Kitzbühel und anderen touristisch genutzten Almprojekten auseinandersetzen.
Es leben viel zu viele vom System Wolf (NGOs, Herdenschutzthematik usw.), aber nicht vom Wolf selbst. Dieses Grundproblem zieht sich durch viele Bereiche der Landwirtschaft. Von der Landwirtschaft zu leben, wird immer schwerer (gesellschaftliche Ansprüche, Auflagen), aber von der Landwirtschaft zu profitieren, wird scheinbar immer einfacher. Trends wie Digitalisierung und Automatisierung machen Landwirte immer abhängiger. Die Direktvermarktung ermöglicht uns ein Stück Unabhängigkeit. Wir sind nicht von einem Abnehmer abhängig, sondern haben uns ein Kundennetzwerk aufgebaut, das uns Sicherheit gibt.
Eines unserer Erfolgsgeheimnisse ist vielleicht, dass wir nichts erwarten. Wir lassen alles auf uns zukommen. Es geht uns nie um Wachstum, wir sind dankbar für das, was wir haben und versuchen das Erreichte zu bewahren. Wir sind der Überzeugung, Wachstum kommt, wenn es so sein soll, ohnehin von alleine.
Voraussetzung für eine erfolgreiche Direktvermarktung sind aus unserer Sicht Ehrlichkeit und Offenheit. Der größte Fehler dabei ist die eigene Überheblichkeit. Darum ist es uns wichtig, dass wir uns immer erden und reflektieren. Wir machen uns jeden Erfolg sofort bewusst.
Auch bei uns gibt es schwere Tage. Mal schmerzen die Muskeln vor lauter Arbeit, mal ärgern wir uns über Alltägliches. Wenn einer von uns niedergeschlagen ist, zieht ihn der andere wieder aus dem Tief heraus. Tiefs sind häufiger als man denkt, aber die Kunst ist, diese zu überwinden. Auch wenn bei uns mal die Fetzen fliegen, suchen wir wieder das Gespräch. Wir wissen, was wir aneinander haben.
Thomas Koch war zu Gast bei Hannes Royer. Mehr über unsere Geschichte könnt ihr im Land-schafft-Leben-Podcast #123 hören: Schafe und was Schäfer schaffen. Einfach den QR-Code mit einem Smartphone scannen.
Neben dem Reflektieren ist TUN das Zauberwort. Wir sind überzeugt: Es gibt keine falsche Entscheidung. Wir probieren es einfach aus. Auch durch Fehler kommt man weiter. Wer sie erkennt, kann sich und die Situation verbessern. Egal wie es kommt, alles hat auch etwas Positives. Sogar unsere Kritiker bringen uns auf neue Ideen. Aus einem bösen Facebook-Posting haben wir „Shoafship“, die Schafpatenschaft mit Mehrwert, entwickelt. Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Einfällen und versuchen, aus Gesprächen mit Kunden Wünsche zu erkennen, die wir umsetzen können. Getreu dem Motto: „Wenn man 20 Ideen hat, wird vielleicht aus einer etwas. Wenn man keine Ideen hat, wird aus keiner was.“
Von Gerhild Koch
Betreuung, Beziehungsarbeit und Leidenschaft standen schon immer im Mittelpunkt meiner Arbeit, das Klientel ist jetzt halt ein anderes – es sind unsere Schafe, Lämmer, Ziegen, Schweine, Hühner und Hasen. Dazu noch unsere vier Kinder aus früheren Beziehungen und meine Schwiegermutter – also Patchwork vom aller Feinsten.
Angefangen hat es im Jahr 2011. Da habe ich mein Herz an meinen charmanten, authentischen Sturkopf Thomas Koch verloren. Damals war es richtig gemütlich, fast idyllisch: ein paar Hühner, zwei Schweine, zehn Katzen, vier Hasen, zwanzig Mutterschafe und ein paar Lämmer. Für die Kinder war es wie „Urlaub am Bauernhof“.
Von der Pädagogin zur Shoafbäuerin © AMA – Petra Nestelbacher/Footprints Fotografie
Familie Koch: Lucy, Emily, Gerhild, Thomas, Frederic, Gabriela, Manuel und Hofhund Oskar © Shoafbauer
Es kam die Entscheidung: Sollen wir größer werden oder alles hinschmeißen? Natürlich sind wir gewachsen und wie. Die Leidenschaft für die Landwirtschaft, die immer schon in uns schlummerte, konnten wir nun voll entfalten.
Thomas ist 2018 schwer erkrankt. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich zusehends und es gab keine Diagnose. Mit dem Herz war ich jede Sekunde bei ihm und er gab mir den klaren Auftrag: „Gerhild, jetzt musst du alles am Hof managen. Ich glaub´ an dich, du packst das schon“. In meiner Verzweiflung und zu seiner Beruhigung sagte ich: „Klar, mach´ ich das!“
Während er auf der Intensivstation um sein Leben kämpfte, mussten unsere Kinder und ich die Arbeit am Hof zu 100 % übernehmen. Da haben unsere Kinder gezeigt, welche Fähigkeiten sie besitzen: Frederic, Manuel, Emily und Lucy haben uns in allen täglichen Arbeiten unterstützt, mit voller Energie und einer Selbstverständlichkeit, die uns zuvor überhaupt nicht klar war.
Frederic hat mit 15 Jahren unter fachmännischer Anleitung sein erstes Lamm geschlachtet. Davor hatte er nur zweimal zugesehen. Wegen der Hitze und Trockenheit fuhr Manuel mit mir alle Weiden ab, um die Schafe mit Wasser und Heu zu versorgen und die Zäune zu versetzen. Lucy hat die Lämmer mit Fläschchen aufgezogen, weil die Mutterschafe zu wenig Milch hatten. Die Kinder haben die Eier eingesammelt, Tiere gefüttert, Zäune aufgestellt. Emily hat die Masthühner verpflegt und gemeinsam mit Lucy hat sie im Haushalt mitangepackt und mit ihr zusammen meinen Lieblingskuchen gebacken, um mir etwas Gutes zu tun.
Meine Schwiegermutter hat uns bekocht und mich psychisch gestärkt und mir Kinder-Transporte abgenommen.
Vor und nach meiner hauptberuflichen Tätigkeit im Schwerstbehindertenbereich habe ich das, was an Arbeit für mich übriggeblieben ist, erledigt – so lange bis ich ins Bett gefallen bin und mich der Wecker am nächsten Morgen um 5 Uhr aus meinem unruhigen Schlaf gerüttelt hat.
Jeden Tag war ich bei Thomas am Krankenbett und wusste nicht, ob er es schaffen wird. Ich war verzweifelt, fühlte mich hilflos und trotzdem musste ich mich auf unsere Kinder und unseren Bauernhof konzentrieren, damit alles rundum versorgt wird.
Am 21. August bin ich mit unseren Kindern zu Thomas auf die Intensivstation gegangen und wir haben seinen Geburtstag gefeiert mit bunten Luftballons, Torte, Lammleberkäse, Semmeln und Geburtstagsliedern – mit allem, was das Herz hergegeben hat. Ich konnte das Funkeln in seinen Augen sehen und wusste: Jetzt kämpft er für uns und unsere gemeinsame Zukunft.
Thomas musste nach dem langen Krankenhausaufenthalt wieder seine Muskeln, Kondition und Konzentration aufbauen und so lernte er dank seiner Liebe zu den Schafen seine Kräfte zu sammeln. Ich habe in dieser Zeit entdeckt, dass ich das Zeug dazu habe, den Bauernhof zu schaukeln und unsere Kinder haben ihre Stärken und die Liebe zum Bauernhof und zu den Tieren entfaltet.
Unsere Stammkunden und Freunde, die unseren Hof seit vielen Jahren kennen, haben uns Mut zugesprochen, weil sie von unserem Qualitäts-Lammfleisch überzeugt und von unserer Tierhaltung begeistert sind. Das gab uns die Motivation im Jahr 2020 einen neuen Stall und eine Zufahrt zu bauen. Das war natürlich mit viel Bürokratie und Geld von der Bank verbunden.
Wir wurden von einigen landwirtschaftlichen Kollegen kritisch beobachtet und belächelt. Was wollen denn die Pädagogin und der ehemalige Intensivkrankenpfleger mit den paar Schäfchen?! Wir ließen uns nicht beirren. Durch unseren Fleiß, unsere Ehrlichkeit, unseren Mut und mit Transparenz und Netzwerken haben wir es geschafft und sind stolz darauf, dass unser Lammfleisch inzwischen auch in der Gastronomie großen Anklang findet.
Unser Projekt Shoafbauer umfasst das Vermarkten des gesamten Tieres. Es stirbt nicht ausschließlich der Lammkronen wegen, sondern es wird nach dem Nose-to-Tail-Prinzip alles verwertet – vom Lammfell bis hin zur Schafschurwolle als Gemüse- und Pflanzendünger. Darauf legen wir großen Wert.
Auf den Punkt gebracht: Es ist ein richtiges Schöpfen am Hof, Tiere müssen umsorgt werden und das rund um die Uhr, denn die Mutterschafe brauchen beim Ablammen oft eine Hebamme oder die Lämmer müssen von Hand aufgezogen werden.
Unsere Vision von unserem Shoafbauer(n)-Hof funktioniert deshalb, weil wir diese Tiere und die Arbeit mit ihnen lieben und das mit Leidenschaft, Spaß und kreativen Diskussionen.
„Das größte Vergnügen im Leben ist, etwas zu tun, was man nach Ansicht anderer Leute nicht schaffen kann.“Walter Bagehot
Von Ferdinand Ringdorfer
Weltweit gibt es mehr als 600 verschiedene Schafrassen. In Österreich werden von den Zuchtverbänden 24 Rassen züchterisch betreut. Nicht alle Schafe, die hier gehalten werden, sind im Herdebuch eingetragen. Das bedeutet, dass sicherlich mehr als 24 verschiedene Rassen auf den österreichischen Bauernhöfen zu finden sind. Im Folgenden werden die Rassen Krainer Steinschaf, Jura, Braunes Bergschaf, Tscheggenschaf und das Coburger Fuchsschaf vorgestellt und beschrieben. Es sind jene Rassen, die auch am Betrieb von Thomas und Gerhild Koch zu finden sind. Von den alten Haustierrassen züchten sie das Krainer Steinschaf, das braune Bergschaf und das Kärntner Brillenschaf. Deren Wolle wird bei Famile Koch hauptsächlich als Dünger verwendet. Die Jura- und Suffolk-Schafe sind Shoafbauers Fleischschafe. Ihre Wolle wird als Strickwolle und Vlies verwendet. Tscheggen halten sie hauptsächlich der Felle wegen und nutzen die Wolle als Strickwolle. Aus dem „goldenen Vlies“ der Coburger-Fuchsschafe werden Bettdecken und Strickwolle.
Eine Beschreibung aller in Österreich gezüchteten Schafrassen finden Sie im Buch „Schafhaltung heute“, erschienen im Leopold Stocker Verlag.
Das braune Bergschaf gehört zu den alten Haustierrassen Österreichs. © Ferdinand Ringdorfer
„Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren.“Vincent van Gogh
© Rainer Amrhein
Das Krainer Steinschaf ist ein Schlag des früher im gesamten Alpenraumes verbreiteten und vom Zaupelschaf abstammenden Steinschafes. Das Krainer Steinschaf wurde über Jahrhunderte entsprechend der Milchgewinnungstradition in den Julischen Alpen speziell als Milchschaf gezogen. Letzte Reste dieser Rasse wurden in Slowenien im Triglav-Nationalpark erhalten, wo es heute noch zur Milchnutzung gehalten wird. Woher das Krainer Steinschaf genau abstammt, ist nicht zur Gänze gesichert – Zaupelschaf, Torfschaf oder Zackelschaf werden in diesem Zusammenhang genannt.
Das Krainer Steinschaf ist ein feingliedriges, klein- bis mittelrahmiges Schaf mit kurzen, nicht hängenden Ohren, zierlichem, unbewolltem, hornlosem oder gehörntem Kopf, der nicht geramst ist (gerade Nasenlinie). Die Wolle ist mischwollig, häufig weiß, es kommen aber auch schwarze, braune und gescheckte Tiere vor. Die Tiere besitzen eine außerordentlich gute Anpassungs- und Widerstandsfähigkeit bei einer ausgezeichneten Milchleistung. Die Brunst ist asaisonal, eine zweimalige Lammung pro Jahr ist möglich.
Barbara Soritz, Krainer Steinschafzüchterin in der Steiermark, sagt über ihre Rasse: „Durch ihre Genetik sind die Krainer Steinschafe für die intensive Mast nicht geeignet, vielmehr entwickeln sie ihre besondere Fleischqualität durch langsameres Wachstum bei extensiver Weidehaltung und erbringen dem Bauern noch Erträge aus Wiesen, auf denen Hochleistungsrassen nicht mehr erfolgreich gehalten werden können.“
© Thomas Koch
Leistungsdaten
Fruchtbarkeit: 1,5–2,0 Lämmer pro Jahr
Erstablammalter: 18 Monate
Jährlingsgewicht Widder: 50 kg
Jährlingsgewicht Schafe: 45 kg
Altwidder: 60 kg
Schafe: 50 kg
Wolle Widder: 3,0–3,5 kg/Jahr
Wolle Schafe: 2,5–3,0 kg/Jahr
In der Schweiz wird diese Rasse als „schwarzbraunes Bergschaf“ bezeichnet. Es ging aus den Schlägen Frutig-, Jura-, Saanen- und Simmentaler Schaf hervor. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden „Flämische Schafe“ und spanische Merinos eingekreuzt. Das Juraschaf ist sehr gut zur Lammfleischproduktion geeignet und es wird auch wegen seiner Widerstandsfähigkeit und Robustheit gegenüber Krankheiten sehr geschätzt.
Das Juraschaf ist ein mittelgroßes Schaf, tief und breit gewachsen. Man unterscheidet zwei Schläge, einen dunkel- bis rötlichbraunen und einen hellbraunen, „elb“ genannt. Sie sind als eine gemeinsame Rasse anerkannt.
Das Juraschaf ist asaisonal, frühreif und fruchtbar mit einem hohem Anteil an Mehrlingsgeburten und sehr gutem Mutterinstinkt. Es hat eine robuste, kräftige Konstitution, ist widerstandsfähig, alptüchtig und standorttreu. Kopf und Beine sind glänzend schwarz bzw. braun behaart. Der Kopf ist hornlos, unbewollt, mit gerader Nasenlinie und breitem Maul. Die Ohren sind mittellang und getragen. Die Brust ist lang, breit, tief, mit guter Rippenwölbung. Rücken, Lende und Keule sind gut bemuskelt. Die Gliedmaßen sind trocken, kräftig, eher fein und korrekt gestellt.
Das Wollvlies ist dicht, ausgeglichen, geschlossen und gut gestapelt. Die Wollfarbe ist einheitlich schwarz, braun oder elb (beige).
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