Allgemeine Heilpädagogik - Konrad Bundschuh - E-Book

Allgemeine Heilpädagogik E-Book

Konrad Bundschuh

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  • Herausgeber: Kohlhammer
  • Kategorie: Bildung
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2010
Beschreibung

Die Heil- und Sonderpädagogik steht vor einer Vielzahl von Herausforderungen und Neuorientierungen in Theorie, Forschung und Praxis. Das Buch vermittelt Grundlagenwissen der Allgemeinen Heilpädagogik und bietet damit Studierenden eine Orientierung sowie einen wissenschaftlichen Zugang zu Themen und Fragestellungen im Kontext Behinderungen, Störungen und Benachteiligungen. Das Buch setzt sich kritisch, aktuell und theoriegeleitet mit der Vielfalt heilpädagogischer Problemstellungen auseinander. Ausgehend von aktuellen und konzeptionellen Überlegungen zu den modularisierten Bachelor- und Masterstudiengängen wird besonderer Wert auf eine umfassende didaktische Aufbereitung und Vermittlung der wichtigsten Inhalte der Allgemeinen Heilpädagogik gelegt.

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Seitenzahl: 366

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Die Heil- und Sonderpädagogik steht vor einer Vielzahl von Herausforderungen und Neuorientierungen in Theorie, Forschung und Praxis. Das Buch vermittelt Grundlagenwissen der Allgemeinen Heilpädagogik und bietet damit Studierenden eine Orientierung sowie einen wissenschaftlichen Zugang zu Themen und Fragestellungen im Kontext Behinderungen, Störungen und Benachteiligungen. Das Buch setzt sich kritisch, aktuell und theoriegeleitet mit der Vielfalt heilpädagogischer Problemstellungen auseinander. Ausgehend von aktuellen und konzeptionellen Überlegungen zu den modularisierten Bachelor- und Masterstudiengängen wird besonderer Wert auf eine umfassende didaktische Aufbereitung und Vermittlung der wichtigsten Inhalte der Allgemeinen Heilpädagogik gelegt.

Prof. Dr. Konrad Bundschuh hatte den Lehrstuhl für Geistigbehinderten- und Verhaltensgestörtenpädagogik an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Konrad Bundschuh

Allgemeine Heilpädagogik

Eine Einführung

Alle Rechte vorbehalten © 2010 W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Gesamtherstellung: W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. KG, Stuttgart Printed in Germany

Print: 978-3-17-021141-4

E-Book-Formate

pdf:

978-3-17-022894-8

epub:

978-3-17-027818-9

mobi:

978-3-17-027819-6

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1 Problemaufriss unter besonderer Berücksichtigung aktueller Herausforderungen im pädagogischen Arbeitsfeld

2 Sonder- und Heilpädagogik zwischen Grundlegung und Kritik

2.1 Geschichte der Heilpädagogik

2.1.1 Bedeutsame frühe pädagogische Ansätze

2.1.2 Anstaltsgründungen ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts

2.1.3 Die Ermordung behinderter und psychisch kranker Menschen in Deutschland in der Zeit des Nationalsozialismus – institutionelle Ausgliederung

2.1.4 Die Heilpädagogik in der Nachkriegszeit in der BRD3

2.1.5 Bildungsrecht für alle Kinder mit Behinderung und integrative Tendenzen

2.2 Begrifflichkeiten in der Sonder- und Heilpädagogik

2.2.1 Sonderpädagogik

2.2.2 Heilpädagogik

2.2.3 Behindertenpädagogik

2.2.4 Rehabilitationspädagogik

2.3 Klassiker der Heilpädagogik

2.3.1 Johann Heinrich Pestalozzi (1746–1827)

2.3.2 Jan Daniel Georgens (1823–1886) und Heinrich Marianus Deinhardt (1821–1880)

2.3.3 Maria Montessori (1870–1952)

2.3.4 Heinrich Hanselmann (1885–1960)

2.3.5 Paul Moor (1899–1977)

3 Sonder- und Heilpädagogik in der modernen Leistungsgesellschaft – Krise oder Chance

3.1 Krise, Kritik oder Umbruchsituation der Sonder- und Heilpädagogik

3.2 Würdigung der Krise – Interpretation aus heutiger Sicht

3.3 Entwicklungslinien

3.4 Chancen im Kontext Forschung wahrnehmen

3.5 Chancen im Kontext gesellschaftlicher Bedingungen wahrnehmen

3.6 Ethische Grundpositionen

4 Integration als Herausforderung und als ungelöstes Problem

4.1 Historische Aspekte

4.1.1 Entstehung und Verbreitung des Prinzips Normalisierung

4.1.2 Entwicklung der (schulischen) Integrationsbewegung

4.2 Möglichkeiten und Grenzen von Integration aus sonder- und heilpädagogischer Sicht

4.2.1 Integration aus pädagogischer Sicht

4.2.2 Integration als pädagogische Aufgabe

4.2.3 Integrationspädagogik

4.2.4 Theorie der integrativen Prozesse

4.2.5 Der ökosystemische Ansatz

4.2.6 Umstrittenes integratives Paradigma

4.3 Integration als immer noch ungelöstes Problem bei Kindern mit individuellem Förderbedarf

4.3.1 Sonder- und Förderschule im Wandel

4.3.2 Vom Sonder- zum Förderschulwesen unter dem Aspekt Integration

4.3.3 Pädagogisch-psychologische Überlegungen zur Problematik Integration

4.3.4 Mitspracherecht der Eltern

4.3.5 Ansätze und Aspekte integrativer Unterrichtung

4.3.6 Probleme bei der Integration im Kontext schulischer Realitäten

4.3.7 Sonderpädagogische Förderung im gemeinsamen Unterricht – Grenzen und Möglichkeiten

4.4 Inklusion

5 Aspekte einer Analyse heilpädagogischer Beziehungen aus pädagogisch-psychologischer Perspektive unter historischem und aktuellem Aspekt

5.1 Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Begriff Beziehung

5.2 Verhinderung heilpädagogischer Beziehungen

5.3 Heilpädagogische Beziehungen zwischen Wissenschaftlichkeit und pädagogisch-menschlicher Grundhaltung

5.4 Beziehungs- und Begegnungsprozesse in der Heilpädagogischen Psychologie

5.5 Abschließende Hypothesen

6 Grundlegende anthropologische und ethische Aspekte der Heilpädagogik

6.1 Aktuelle Herausforderungen

6.2 Die prinzipielle Erziehungsbedürftigkeit aller Menschen von Anfang an

6.3 Anthropologie und schwere Behinderung

6.4 Anthropologie der Verletzbarkeit bzw. Vulnerabilität

7 Pädagogische Grundüberlegungen im Rahmen heilpädagogischer Fragestellungen

7.1 Zum Verhältnis Allgemeine Pädagogik und Sonder- und Heilpädagogik

7.2 Verstehen

7.3 Grenzen und Scheitern in der Erziehung

7.3.1 Grenzen in der Erziehung im Verlauf der Geschichte der Pädagogik

7.3.2 Grenzen in der Erziehung im Bereich gegenwärtiger „pädagogischer Praxis“

7.3.3 Grenztaxonomien

7.3.4 Das Problem der Grenzen und Lösungsansätze

7.4 Heilpädagogik und Grenzerfahrung – „Scheitern“ als Offenheit

7.5 Paradigmawechsel und Umbruch – eine kontroverse Diskussion

8 Die Bedeutung des Konstruktivismus für die Sonder- und Heilpädagogik

8.1 Die Erkenntnistheorie des Radikalen Konstruktivismus

8.2 Erste Konsequenzen für die Sonder- und Heilpädagogik

8.3 Systemisch-konstruktivistische Ansätze

8.4 Der Aspekt der Ko-Konstruktion – Bindung, Beratung, Förderung

8.5 Konstruktivismus und Lernen

8.6 Konstruktivismus und Emotionen

8.7 Handlungsfähigkeit, Glück und Lebensqualität

8.8 Aspekte und Merkmale von Lebensqualität

9 Bedürfnisorientierung – mehr als eine Utopie

9.1 Bedürfnisse im wissenschaftlichen Verständnis

9.2 Bedürfnisse und Entfaltung der Persönlichkeit

9.3 Förderung und Lernen im Kontext sozialer und emotionaler Prozesse

10 Ausblick: Herausforderungen und Konsequenzen für die Heilpädagogik

Literaturverzeichnis

Stichwortverzeichnis

Vorwort

Seit mehreren Jahren trage ich mich mit dem Gedanken, ein Buch über grundlegende Erkenntnisse und Fragen der Heilpädagogik zu schreiben. Anfängliche Zweifel, ob eine solche Publikation im Hinblick auf die Komplexität und Multidimensionalität der Problematik und die vielen Unsicherheiten im gegenwärtigen sonder- und heilpädagogischen Arbeitsfeld realisierbar sei, wichen der Überzeugung, dass es wichtig ist, dieses Buch meinem Verständnis und meiner Überzeugung entsprechend in wissenschaftlicher Form zu verfassen. Dieses Buch hat sich auch die Aufgabe gestellt, Desiderata anzusprechen und sie nicht nur in theoretisch-abstrakter Form durch „wissenschaftliche Terminologie“ zu neutralisieren und zu nivellieren. Wissenschaftlich bedeutet hier auch das Bemühen um Weiterentwicklung von Problemen und Fragen, um Öffnung im Sinne der Verbesserung der Situation und Lebensqualität von Menschen mit individuellen Unterstützungsbedürfnissen, um Veränderung festgefahrener Strukturen und Neuorientierung.

Zu Beginn des dritten Jahrtausends werden Fragen nach der Zukunft von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderung immer dringlicher. Gerade heute, in Zeiten wirtschafts-, finanz- und arbeitspolitischer Unsicherheiten, vielschichtiger sozialer Umbrüche und komplexer globaler Entwicklungen, in denen der Einzelne mit seinen Problemen und Fragen kaum mehr Beachtung findet, wird es immer drängender, Phänomenen wie Wissensexplosion und Informationsflut sowie herausfordernden ethischen Unsicherheiten mit wissenschaftlich reflektiertem und verantwortungsbewusstem Handeln zu begegnen. Gemeinsam mit Nachbardisziplinen kann die Sonder- und Heilpädagogik einen wertvollen Beitrag dazu leisten, die Beziehung zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und wertorientiertem sowie ethisch begründetem Handeln aufzuzeigen und zu beleuchten.

Wo ergeben sich Perspektiven für das Kind, das Eltern für das Leben erziehen möchten? Wenn Erziehungs- und Bildungsfragen eng mit der Weitergabe des Lebens von einer Generation zur anderen verbunden sind, bedürfen sie im Zusammenhang mit mehrfach veränderten Situationen – Kind mit einer Behinderung, allgemein mit einem individuellen Erziehungs- und Förderbedarf, zukünftiges Leben in einer sich ständig wandelnden gesellschaftlichen Situation – der permanenten kritischen Reflexion. Erziehung, Integration und Inklusion verlangen den Erfahrungsraum menschlicher Zuwendung, Teilhabe und Teilnahme an allen Vorgängen in unserer Gesellschaft und Kultur und nicht Ausgrenzung. Bildung des Menschen als Person und Mitglied der Gesellschaft fordert ganzheitliche Bildung, in der sich nicht nur die intellektuellen, sondern auch die sozialen und emotionalen Möglichkeiten entwickeln können.

Menschen mit Behinderungen „leisten“ in unserer Gesellschaft Bedeutsames. Sie tragen zur Weckung und Freilegung tiefer menschlicher Kräfte und damit zur Sinnerfahrung bei. Menschen mit Behinderung sorgen dafür, dass sich nicht alles Streben in Richtung Leistung, Effektivität und Perfektion verdichtet. Sie provozieren vielmehr die Frage nach dem Wesen des Menschen in seiner Lebenswirklichkeit auch unter dem Aspekt des Bedroht-Seins von Behinderung und damit seiner permanenten Vulnerabilität in physischer, sozial-emotionaler und geistiger Sicht immer wieder neu.

Die zahlreichen Impulse und Fragen der Studierenden der Ludwig-Maximilians-Universität München waren für mich stets anregend. Studierende der Sonder- und Heilpädagogik in ganz Europa stehen vor zahlreichen Problemen im Zusammenhang mit der Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge sowie Fragen der Modularisierung. Gerade für diese Studierenden soll das vorliegende Buch in informativer und kritisch-konstruktiver Weise wichtige Kenntnisse des Faches sowohl aus den Bereichen Geschichte der Heilpädagogik – kritische Phasen einbezogen – als auch bedeutsame Fragen, Informationen und Herausforderungen der Gegenwart vermitteln. Dabei besteht das Grundprinzip darin, so umfassend wie möglich in enger Vernetzung von Theorie und Praxis sachlich ausgewogen und kritisch-konstruktiv zu informieren.

Der wissenschaftliche Fokus liegt überwiegend gewissermaßen am Puls einer veränderten und sich rasch weiter entwickelnden Wirklichkeit, die auch Bisheriges in Frage stellt und zu neuen Denk- und Handlungsprozessen anregt. Der Inhalt dieses Buches konzentriert sich auf wichtige Themen der Sonder- und Heilpädagogik im Hinblick auf eine veränderte Kindheit und mögliche Auswirkungen auf die Entwicklung.

Meinem Assistenten, Herrn Schulpsychologen und Sonderpädagogen Sebastian Reiter, M. A., und meinen wissenschaftlichen Mitarbeitern, Herrn Johann Klehmet und Herrn Stephan Reichardt, danke ich sehr für ihre Unterstützung, für sachdienliche Hinweise und Anregungen.

München, im Mai 2010

Konrad Bundschuh

1 Problemaufriss unter besonderer Berücksichtigung aktueller Herausforderungen im pädagogischen Arbeitsfeld

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Sonder- und Heilpädagogik erheblich verändert. Sie steht vor einer Vielzahl an Herausforderungen, Neuorientierungen und Perspektiven in Theorie, Forschung und Praxis. Veränderungen und Umbrüche in vielen Lebensbereichen in rascher Folge kennzeichnen auch die heutige gesellschaftliche Situation, die von dem Soziologen Ulrich Beck treffend als „Risikogesellschaft“ bezeichnet wird. Sowohl die aktuelle Sonder- und Heilpädagogik als auch deren Nachbardisziplinen müssen sich diesen vielfältigen Entwicklungen und Widersprüchen der Postmoderne stellen und gewinnen dadurch auch neue Handlungsfähigkeit.

Es gibt eine deutliche Verunsicherung gegenüber Erziehungsfragen in Theorie und Praxis. Vielleicht ist diese Unsicherheit auch ein wichtiger Grund für die Entstehung vehementer Verhaltensprobleme wie Aggressivität, Gewalt bis Brutalität, Essprobleme, selbstverletzendes Verhalten, mangelndes soziales Einfühlungsvermögen sowie Egoismus vieler Kinder und Jugendlicher. Sie provozieren staatliche Autorität, indem sie mehr oder weniger bewusst Grenzen menschlichen Zusammenlebens überschreiten.

Nicht nur im Bereich der Sonder- und Heilpädagogik, sondern auch in anderen wissenschaftlichen Disziplinen sowie in der Politik fordert man Präventionsarbeit. Krankenkassen geben sich den Beinamen „Präventionskasse“, da ihnen die Gesundheitsvorsorge ihrer Klienten besonders am Herzen liegt.

Der Einbezug unterschiedlicher Wissenschaftsbereiche in die vorliegende Heilpädagogik erweist sich als unabdingbar. Interdisziplinarität ist auch notwendig, um Wissenschaftler mit geistes- und naturwissenschaftlicher Orientierung gleichermaßen zu sensibilisieren, verstärkt die Situation und die Bedingungen von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen und mit speziellen Erziehungs- und Lernbedürfnissen mit dem Ziel der Förderung ihrer Persönlichkeitsentfaltung und Verbesserung der Alltagswirklichkeit zu erforschen. Handeln im Zusammenhang mit Kindern wird als pädagogische Aufgabe, als Auftrag, Aufforderung und Postulat, Anruf oder als Herausforderung an unsere Humanitas angesichts vorliegender Problemsituationen in der Erziehungswirklichkeit betrachtet.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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