Alpaka 66 - Catrina Seiler - E-Book
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Alpaka 66 E-Book

Catrina Seiler

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Beschreibung

Von der Dusche auf Tour – Alles mit Alpaka! Für alle Leser*innen, die auf der Suche nach lockerer, vielleicht etwas schnoddriger und nicht ganz ernst zu nehmender Unterhaltung sind. »Hör zu, Nicki. Ich habe keine Ahnung, wo du das Lama herhast.« »Alpaka!«, verbesserte Nicki automatisch. »Sieh es doch positiv!« »Positiv?« »Ja, alle Frauen stehen auf Lamas! Vielleicht kannst du so Laura zurückgewinnen! Die liebt Tiere doch so.« Ein waschechtes Alpaka in der Dusche? Nach dem ersten Schreck findet Nicki Brandl sich auf einer Reise zur Alpakafarm wieder, bei der er kein Fettnäpfchen auslässt – eine zwielichtige Mitfahrgelegenheit, unpassendes Schuhwerk und kein Zelt sind dabei noch die kleinsten Probleme. Auf dem Weg schließt er sich einer Alpaka-Trekkinggruppe an. Mit dem Führstrick in der Hand eröffnen sich ihm in manchen Gespräch neue Sichtweisen und so wird die flauschige Überraschung zum Wendepunkt seines Lebens. »Ein locker-leicht zu lesender Roman mit nicht immer ernst zu nehmenden Protagonisten.«  ((Leserstimme auf Netgalley)) »Tolle Story. Der Schreibstil hatte mir gut gefallen, immer mit einem kleinen Augenzwinkern. Das Buch liest sich absolut flüssig und die Seiten fliegen nur so.«  ((Leserstimme auf Netgalley))

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© Piper Verlag GmbH, München 2021

Redaktion: Julia Feldbaum

Konvertierung auf Grundlage eines CSS-Layouts von digital publishing competence (München) mit abavo vlow (Buchloe)

Covergestaltung: Annika Hanke

Covermotiv: Catrina Seiler und Shutterstock.com

Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken. Die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ist ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.

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Inhalt

Cover & Impressum

Widmung

Ein Alpaka in der Dusche

Der Alpakanotruf

Gespräch mit einem Alpaka

Erste Hinweise

Das vermisste Alpaka

Spurensuche in der digitalen Welt

Die Challenge

Lana, das Alpakagirl

Mitfahrgelegenheit für Alpaka gesucht

Das Alpaka und die Treppe

Tomas, die Mitfahrgelegenheit

Das Krisengespräch im Wald

Die Trekkingtour

Neue Wegbegleiter

Die Challenge

Die Wandergruppe

Auf der Lichtung

Lorenzo, der Frauenheld

Robert, der Firmenchef

Luisa, die Geliebte

Von Zelten und Bohnen

Laura, die Ex-Freundin

Stella, die Weltverbesserin

Natalie, die Sozialpädagogin

Die Challenge

Männergespräche

Henry, das Alibi

Das Geschenk Pachamamas

Gespräch unter einer Birke

Die Schwestern Kaluza

Das Wildschwein

Amelia, die Ehefrau

Hochsaison

Ein Ende in Sicht

Die Challenge

Das Wiedersehen

Zurück in der Zivilisation

Das verhinderte Telefonat

Das Geständnis

Die ungleichen Schwestern

Die verlorene Tasche

Ein Rückfahrschein

Der Anfang

Danksagung

Für meine Familie – für euer Verständnis, eure Geduld und eure Liebe

Ein Alpaka in der Dusche

Willi Weber genoss sein Leben. Vor einiger Zeit war er aufgebrochen, um von Norden nach Süden zu wandern. In Nickis Vorstellung sang der Bursche ein fröhliches Lied, während er dem Höhenweg über die Raufasertapete folgte. Die Sonne hatte sich vor einigen Minuten hinter den Wolken hervorgeschoben und erinnerte jeden in dem kleinen Schlafzimmer daran, dass es längst Zeit war aufzustehen. Die Sonnenstrahlen drangen zwischen den Lamellen der heruntergelassenen Rollos hindurch und zauberten Streifen auf Boden, Möbel und die Zimmerwand.

Ob Willi das Licht fürchtete, wusste Nicki nicht. Alles in allem beneidete er Willi Weber aber gerade um dessen Leben, denn er war sich sicher, dass die Blase des hungrigen Weberknechts nicht so drückte wie seine eigene. Natürlich blieben die Fragen, ob diese Spinnentiere eine Blase besaßen und ob sie philosophische Betrachtungen über das Leben anstellten. Das war Nicki aber genauso egal wie die Frage, ob Willi überhaupt ein Willi war oder nicht doch weiblichen Geschlechts – für Nicki hieß das Tierchen in seiner Zimmerecke jedenfalls Willi.

Walburga Weber war vor Nickis Urlaub einen grausamen Tod gestorben. Willi verdankte sein Überleben nur der Tatsache, dass Nicki beim Staubsaugen über den Koffer gestolpert war. So hatte Willi genug Zeit gehabt, um dem saugkräftigen Rohr zu entkommen. Die Zeit, als Nicki auf Reisen gewesen war, hatte Willi nicht genutzt, um den Tod seiner Gefährtin zu verarbeiten und eine neue Gattin zu finden. So mussten sich Mann und Spinne nun damit abfinden, zu zweit in Nickis kleiner Wohnung zu leben.

Nicki wandte sich von Willi ab und sah zur Seite. Die helleren Sonnenstreifen leuchteten ihm von den grauen Flächen entgegen, und er runzelte die Stirn. Sein Kopf schmerzte. Die Rückfahrt mit dem Jeep und dem Wohnwagen von Klaus’ Vater hatte mehrere Tage gedauert. Ihre Reise hatte sie über Danzig und Stettin geführt, da sein Kumpel Björn – kein Weberknecht, sondern Student der Kunstgeschichte im fünften Semester – dort den Kunstkenner hatte heraushängen lassen. Nicki und die anderen hatten sich eher mit der dortigen Bierkultur beschäftigt.

Allzu viele Erinnerung besaß er an die Abende nicht mehr. Ihr Ausflug an die Ostseeküsten verschiedener Länder war lange geplant gewesen. Am Ende waren sie in Lettland angekommen. Dort hatten sie eine Woche in der rauen Wildnis verbracht, ehe sie die Heimreise angetreten hatten. Die Rückfahrt war wie die Hinfahrt ein wahrer Spaß gewesen.

Nickis Hand wanderte suchend über die Matratze. Er erinnerte sich nicht daran, wie er in sein Bett gekommen war. Vermutlich handelte es sich um eine interessante Geschichte. Als er vor ein paar Stunden das erste Mal aufgewacht war, war es noch dunkel gewesen, und er hatte seine verdreckten Schuhe getragen. Er hatte sie erst einmal ausgezogen, die Tatsache, dass er das Bett dringend frisch beziehen musste, ignoriert, sich aus der Jeans gekämpft und wieder umgedreht. Das Handy versteckte sich vermutlich noch immer irgendwo unter seiner Decke.

Mit einem dumpfen »Plopp« rutschte es in diesem Moment auf den Boden, und Nicki seufzte. Damit gab es schon zwei Gründe, wieso er sich langsam aus seinem Bett bequemen sollte, statt weiter die Zimmerecke anzustarren. Träge drehte er sich auf die Seite und richtete sich auf.

Ein paar Wirbel knackten, als er seinen Rücken durchstreckte. Er warf die Beine über den Bettrand, senkte den Kopf und fuhr sich durch die Haare. Gelangweilt nahm er zur Kenntnis, dass die natürliche Fettproduktion seiner Kopfhaut im Moment ausreichte, um ihm den von Laura einst so geliebten Wuschelhaar-Look zu verleihen. Nun würde sie den Look aber sicher genauso widerlich finden wie alles andere, was sie ihm vor der Reise an den Kopf geworfen hatte. Auf dem Nachttischchen war das Foto von Laura und ihm umgefallen, was wohl bezeichnend genug war.

Er stemmte sich von der Matratze hoch, umrundete die Jeans auf dem Boden und tappte müde aus dem Schlafzimmer. Der Flur war in Dunkelheit getaucht. Die Rollos im Wohnzimmer und der Küche waren ebenfalls heruntergelassen.

Verschlafen rieb sich Nicki mit der Hand über die spröden Lippen und den kratzigen Bart, als plötzlich ein strenger Geruch an seine Nase drang. Im Halbdunkel sah er auf seinen Ärmel hinab, ehe er ihn anhob und schnüffelte.

»Uah!« Angewidert verzog er das Gesicht, griff nach dem Sweatshirt, blieb für einen Moment stehen und zog es sich kurzerhand über den Kopf. Für eine Sekunde erstickte er beinahe in dem seltsamen Geruch, der ihn an das Affenhaus im Tiergarten erinnerte, und er warf das Shirt vor dem Garderobenspiegel auf den Boden.

Lustlos und fröstelnd kickte er die Badezimmertür auf und drückte den Lichtschalter. Die Neonröhre flammte auf. Nicki schlappte zur Toilette und sah auf die Brühe in der Toilettenschüssel hinunter. Ihre gelbe Farbe ließ sich unmissverständlich auf einen nächtlichen Toilettenbesuch zurückführen, und Nicki verzog den Mund zu einem amüsierten Grinsen – immerhin keine Stückchen. Mit ausgestrecktem Zeigefinger drückte Nicki die Spültaste und beobachtete, wie sich das Wasser klärte.

Nicki schob seine Shorts hinunter, kratzte sich mit der rechten Hand kurz am Hodensack, und für drei Sekunden suchte er die perfekte Schussposition in einem imaginären Fadenkreuz über der Toilettenschüssel.

Der erste Schuss saß.

Splitter respektive Tropfen stoben empor, und mit jedem Milliliter weniger in seiner Blase fühlte Nicki sich glücklicher. Er legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und wiegte den Kopf hin und her.

»Das ist gut«, murmelte er die Decke an.

Das leise Schnauben bestätigte seine Erfahrung, und er atmete tief ein. Der Affenhausgeruch war noch da. Nicki legte die Stirn in Falten, sah kurz auf die kaputten Fliesen hinter der Toilette und schnüffelte dann an seiner linken Achsel.

Ein paar Tropfen landeten auf der Klobrille.

»Hmm …«, machte er nachdenklich und senkte den Arm wieder. »Ich brauche wohl dringend eine Du–«

Er zuckte zusammen, als das trötend-trillernde Geräusch plötzlich durch den Raum hallte. Erschrocken wirbelte er herum. Warmer Urin spritzte über die Klobrille und seinen Fuß.

Im nächsten Moment erstarrte er.

»Scheiße!« Nicki stolperte nach hinten und stieß gegen die Toilette. Für eine Sekunde ruderte er mit den Armen, um das Gleichgewicht zu halten. Seine Shorts rutschten vollends hinunter, und die Haare an seinem Hintern stellten sich auf. »Scheiße!«, wiederholte Nicki entgeistert. Er blinzelte dreimal, aber der Verursacher des seltsamen Geräusches verschwand nicht.

Mit der linken Hand tatschte Nicki sich zum Waschbecken vor. Er bekam das kühle Porzellan zu fassen und fuhr mit den Fingern den Rand entlang. Der Zahnputzbecher fiel klirrend in das Becken, und fahrig ergriff Nicki die Zahnbürste. Wie ein Schwert hielt er sie in Richtung des Tieres, das an der Duschstange festgebunden war.

Nicki trat einen ersten Schritt vor. Sein Fuß verhedderte sich in seiner leicht feuchten Boxershorts, aber jegliches Schamgefühl war ihm in diesem Augenblick abhandengekommen. Das Tier zeigte sich von seiner zur Schau gestellten Männlichkeit unbeeindruckt. Die Stirn war von dunkelgrauem lockigem Fell überzogen, genau wie der restliche Körper des seltsamen Fellträgers. Die einzige beinahe unbehaarte Stelle war die seltsam geformte Schnauze mit den wulstigen Lippen und zwei auffallenden Nüstern. Das Fell sah ungemein weich aus, vielleicht erwies sich die dicke Wolle sogar als wärmend genug, um daraus eine Unterhose für Nickis nackten Hintern anzufertigen.

Die braunen Augen – leicht treudoof, wie man es von dieser Tiergattung gewohnt war – verfolgten jede seiner Bewegungen äußerst aufmerksam. Dichte, lange Wimpern säumten die Lider, und Nicki erkannte sie trotz der plüschigen Stirn und der miserablen Beleuchtung in seinem Badezimmer gut.

Er machte einen zweiten Schritt.

Das Tier grinste ihn unverwandt an. Die obere Lippe war gespalten. Natürlich grinste es nicht wirklich, und Nicki wusste, dass dieser Gedanke lediglich seiner von anthropomorphen Tieren wie Donald Duck, Kermit dem Frosch und Judy Hopps durchwirkten Fantasie entsprungen war.

Die Spitze der Zahnbürste wackelte.

Die Ohren mit längeren Fellbüscheln zeigten wie zwei Speerspitzen nach oben. Unter der verbesserungswürdigen Geruchsmischung seines Badezimmers und sich selbst nahm Nicki den Gestank wahr. Es roch nach Tier – eine wenig spezifische Feststellung –, ein wenig herb und mit einer deutlichen Heunote, wie er sie aus dem Käfig von Lauras Hamster kannte.

Bei allem, dem er sich gerade gegenübersah und an das er sich aus Tierdokumentationen erinnerte, war Nicki sich ziemlich sicher, dass in seiner Dusche ein Alpaka stand, das sich sowohl von seinem Penis als auch von seiner Zahnbürste nicht aus der Ruhe bringen ließ.

Der Alpakanotruf

Die Sekunden verstrichen. Das Schlagen seines Herzens war das Einzige, was Nicki in diesen Momenten hörte, während das Alpaka und er still Blicke austauschten. Jeder von ihnen dachte wahrscheinlich darüber nach, was man als Nächstes tun sollte.

Im Fall des Alpakas war es vermutlich wesentlich interessanter als in Nickis, denn dessen Entscheidung für die Zahnbürste war gefallen. Dabei handelte es sich aber um eine Waffe, die nichts gegen die Bisse und Tritte eines Alpakas aussetzen konnte.

Nickis Blick wanderte zu dem Halfter. Mit einem Mal begriff er, dass er sich in der besseren Position befand.

»Ha!« Er ließ die Zahnbürste auf den Boden fallen. »Ich hab dich!«

Er kämpfte sich aus seiner Boxershorts frei und huschte nackt aus dem Bad in das Zimmer, in dem Willi gerade ein Päuschen machte. Sein Blick fiel auf die Spinne in der Ecke. Sie hatte sich ihrer – vermutlich noch warmen – Beute angenommen. Auf dem Boden fand er sein Handy, schnappte es sich und eilte zurück in den Flur.

Vor der Badezimmertür blieb er stehen. Nach ein paar flüchtigen Wischbewegungen war die Verbindung aufgebaut.

»Komm schon!«, sprach er mit dem Freiton.

Es knackte. »Nicki?« Klaus’ Stimme klang verschlafen durch die Lautsprecher seines Handys. »Was ist denn los?«

»Was soll das?!«, rief er seinem besten Kumpel ohne jeden Gruß entgegen. Im Hintergrund knarzte ein Bett. Nicki hörte ein leises Nuscheln. Offenbar war Georgina bei Klaus, und Nicki spürte einen leichten Stich. »Was steht da in meinem Badezimmer?!«

Klaus ließ ein seltsames Geräusch verlauten. »Woher soll ich wissen, was in deinem Ba–?« Er verstummte abrupt.

»Ja?!«, schnappte Nicki. »Da steht ein verdammtes Alpaka in meinem Badezimmer!«

»Ach, ist das kein Lama?«

»Nein?« Nicki wirbelte herum und stieß mit der Faust gegen die Wand. »Es ist ein beschissenes Alpaka!«

»Ich dachte immer, dass Lamas und Alpakas das Gleiche sind«, sinnierte Klaus.

»Nein.« Nicki verdrehte die Augen, auch wenn Klaus diese Geste nicht sehen konnte. Klaus war sein bester Freund, aber seine Engstirnigkeit grenzte manchmal beinahe an Blödheit. Nicki fragte sich, ob gefühlt hundert Wandertage in den Tiergarten bei ihm keine Spur von Wissen hinterlassen hatten. »Das Lama stammt vom Guanako ab, das Alpaka vom Vikunja.«

»Echt? Woher weißt du so was?«

»So etwas weiß man eben!«, gab Nicki patzig zurück. »Aber was macht es in meiner Dusche?!«

»Duschen?«

Nicki rollte erneut mit den Augen. Er legte allen Ernst, den er trotz der Tatsachen, dass ein Neuweltkamel in seiner Dusche stand und er nackt mit seinem besten Kumpel telefonierte, aufbringen konnte, in seine Stimme. »Was macht es in meiner Dusche?!«, wiederholte Nicki seine Frage. »Ist das irgendein blöder Witz von euch?!«

»Nein.« Klaus’ Antwort klang lahm. »Bist du eigentlich total bescheuert, Nicki?!«

»Ich? Was habe ich denn getan?!« Nicki schnaubte. Spinnt der jetzt vollkommen?

»Ja, denkst du, ich bin vor Freude im Dreieck gesprungen, als wir endlich daheim waren und ein verdammtes Lama im Wohnwagen meines Vaters alles vollgeschissen hat?!«

»Alpaka … Was faselst du da?!«

»Ja, du warst wohl zu besoffen«, spottete Klaus. »Björn und Peter hatten auch keine Ahnung, wo das Lama herkam, und so bist nur du übrig geblieben!«

»Aber ich habe kein La– … Alpaka?!« Nicki fuhr sich mit der Zungenspitze über die trockenen Lippen und starrte auf die Wand. Krampfhaft versuchte er, in seinen Gedanken ein Alpaka zu finden, aber da war nichts außer eines grandiosen Filmrisses, den er auf den polnischen Wodka zurückführte. »Wo soll ich das denn herhaben?!«

»Woher soll ich das wissen?« Klaus öffnete offenbar die Kühlschranktür, und einige Gläser klirrten. »Wir haben das Vieh in deine Wohnung gebracht und dann dich … Scheiße, Nicki, was hast du eigentlich gemacht?«

»Ich habe gar nichts gemacht!«

Zumindest war es das, was Nicki bis zu dem Moment, in dem er ein Alpaka in seiner Dusche entdeckt hatte, geglaubt hatte. Langsam beschlich ihn aber die dumpfe Vermutung, dass auf den letzten hundert Kilometern nach Hause irgendetwas geschehen war, was er einfach vergessen hatte.

»Du warst sturzbesoffen.« Klaus machte eine Pause. »Vermutlich bist du es immer noch, so planlos wie du bist.«

»Ich bin eben erst aufgestanden, geh pinkeln, und dann steht da ein Alpaka in meinem Badezimmer!« Nicki presste die Zähne aufeinander und erinnerte sich an das, was Klaus ihm eben erzählt hatte. Sie hatten das Alpaka in seine Wohnung geschafft. »Wie habt ihr das an den Nachbarn vorbeigebracht?!«

»Pah, genau wie dich. Zumindest war es kooperativer und hat sich bewegt, dich mussten wir schleppen!«

»Ihr könnt nicht einfach ein Alpaka in meine Wohnung bringen!« Nicki fasste sich an den Kopf. »Scheiße, der Fischer duldet keine Haustiere!« Er dachte nach. »Wieso hast du es nicht bei dir behalten? Dein alter Herr hat eine Villa mit einem halben Park!«

»Spinnst du?! Ich bin froh, dass ich die Scheiße aus dem Wohnwagen rausbekommen habe! Wenn der das mitbekommen hätte, würde ich das Ding nie wieder geliehen kriegen!« Am anderen Ende der Leitung nahm Klaus einen Schluck von dem, was auch immer er sich aus dem Kühlschrank geholt hatte, und wie auf Kommando knurrte Nickis Magen leise.

»Ich wohne zur Miete!«

»Und ich schmarotze in der Einliegerwohnung über der Garage meines Vaters!« Klaus schmatzte widerlich in das Handy, dann klirrte es erneut. »Hör zu, Nicki. Ich habe keine Ahnung, wo du das Lama herhast.«

»Alpaka!«, verbesserte Nicki automatisch.

»Sieh es doch positiv!«

»Positiv?«

»Ja, alle Weiber stehen auf die Viecher! Vielleicht kannst du so Laura zurückgewinnen! Die liebt Tiere doch so.«

Das hat gesessen. Nicki bezweifelte, dass ein Alpaka mit roter Schleife um den Hals etwas retten konnte – ein Friese mit wallender Mähne, seidigem Schweif und dem verheißungsvollen Namen Black Glory wäre in Lauras Fall wohl das bessere Lockmittel gewesen.

Er biss sich auf die Unterlippe. »Es. Ist. Ein. Alpaka.«

»Ist doch egal! Gaul, Lama, Alpaka … Sieht aus wie die Viecher, die jetzt überall auf Tassen, Kissen und Grußkarten gedruckt werden.« Klaus machte eine Pause. »Und nach allem, was ich im Wohnwagen gesehen habe, finde ich sie hässlicher als je zuvor.«

»Verdauung ist ein natürlicher Prozess«, gab Nicki trocken zurück. Himmel, das Tier stand in seiner Dusche! Vermutlich hatte es bereits eine halbe Tonne Alpakadung hinterlassen, und die Verlässlichkeit der Rohre war ein beliebtes Thema beim sonntäglichen Handwerkernotdienst-Bingo. »Scheiße, ich muss das Vieh loswerden!«

»Ja.«

»Kannst du mir helfen?«

Klaus schnaubte abfällig. »Und wie stellst du dir das vor? Hast du einen Plan?«

Nicki sah vor seinem inneren Auge regelrecht, wie sein Kumpel den Kopf schüttelte. Wenn er nicht gerade mit seinem iPhone telefonieren würde, würde er sicher in seiner gewohnt arroganten Art die Arme verschränken und Nicki einen herablassenden Blick spendieren. »Wenn du eine vielversprechende Idee hast, bei der du Hilfe brauchst, lasse ich mich vielleicht überzeugen.«

»Ich habe keine«, murmelte Nicki.

»Dann lass dir was einfallen.«

Das ist leichter gesagt als getan. Durch seine Gedanken schossen allerlei Ideen, wie er das Alpaka wieder loswerden konnte, aber keine der Ideen war einfach. Von vielversprechend wollte Nicki gar nicht erst anfangen, und er stieß einen leisen Seufzer aus. »Aber es kann nicht hierbleiben!«, startete Nicki einen weiteren Versuch. »Das ist meine Dusche und kein Alpakastall!« Er überlegte. »Dein Alter ist doch eh auf Teneriffa, das Alpaka kann doch so lange in euren Garten, bis …«

Scheiße, das Vieh braucht sicher etwas zu fressen.

Er fasste sich mit der freien Hand an den Kopf. Sein Schädel brummte noch immer. »… bis ich einen Käufer gefunden habe?!«

»Du kannst doch nicht einfach ein Alpaka verkaufen, von dem du nicht weißt, woher …« Klaus beendete seinen Satz nicht.

»Scheiße, meinst du …« Nicki fuhr sich mehrmals mit der Hand über den Mund. Klaus’ Einwand war berechtigt. Wie er in den Besitz des Alpakas gekommen war, wusste Nicki nicht mehr. Er wollte und konnte dummerweise nicht ausschließen, dass es sich bei diesem Tier um das Diebesgut eines betrunkenen Vollidioten handelte. Immerhin hatte er es schon einmal in die Zeitung geschafft: Mit eins Komma acht Promille war Nicki der Meinung gewesen, dass ein Parkverbotsschild eine unglaubliche Bereicherung für sein Schlafzimmer darstellte.

»Ich habe keine Ahnung, woher du das Alpaka hast«, wiederholte Klaus. »Du musst dich einfach erinnern … Dann sehen wir weiter.«

»Aber …« Nickis Blick flatterte zu der offenen Badezimmertür. »Bitte, nimm das Alpaka in deinen Garten! Fischer bringt mich um. Oder die alte Petrovitch, die fängt sicher gleich wieder mit ihrer beknackten Tierhaarallergie an, wenn sie das mitkriegt!«

»Keine Chance.«

»Bitte, Klaus!«

»Nein.«

»Muss ich wirklich betteln?«

»Du solltest lieber herausfinden, woher du das Alpaka hast, und es zurückbringen.«

»Du weißt schon, dass Alpakas nicht reden können?«

Er hörte Klaus’ Schulterzucken regelrecht durch die Leitung. »Dann wirst du abwarten müssen, bis du dich wieder erinnerst – sollte ja nicht allzu lange dauern.« Für eine Sekunde verschlechterte die Verbindung sich. »Aber ich muss jetzt Schluss machen, Georgina ist da und braucht meine Hilfe.«

In Nicki zog sich erneut etwas zusammen. »Dachte ich mir schon.« Er entschied sich, für den ersten Moment aufzugeben. »Hey, sag bitte Georgina nichts davon. Wenn die das hört, erzählt sie das sicher Laura und dann …«

»Ich sage ihr nichts«, versprach Klaus.

»Ja?«

»Meld dich einfach, wenn du mehr weißt.«

Das ungute Gefühl verstärkte sich. »Klar.«

Im nächsten Moment ertönte das Freizeichen aus der Leitung, und Nicki nahm das Gerät von seinem Ohr. Nachdenklich blickte er auf das Bild von Klaus in seinen Kontakten, ehe er zweimal die Zurück-Taste drückte. Das Bild wechselte, und er sah in das lachende Gesicht von Laura.

»Alpaka«, sagte Nicki, legte das Telefon auf dem Schuhschrank im Flur ab und ging zurück ins Bad.

Gespräch mit einem Alpaka

Nicki blieb in der Tür stehen. Das Alpaka wandte ihm den Kopf zu. An seiner Nacktheit nahm es weiter keinen Anstoß. Sein eigenes Unbehagen konnte Nicki aber genauso wenig abstellen wie das Frösteln. Mit der Spurensuche wollte er bei dem auffälligsten Hinweis, den dieses vierbeinige Rätsel mitbrachte, beginnen. Korrektur:Es ist nicht nur der auffälligste, sondern auch der lauteste Hinweis. So, wie es sich gerade in Nickis fensterlosem Bad anhörte, summte dieses verdammte Tier so laut wie ein ganzer Bienenschwarm.

Nicki betrat das Badezimmer und stellte sich vor das Waschbecken. Er ignorierte die Kälte, verschränkte die Arme und betrachtete das Tier. »So, ein Alpaka also …«

Er beugte sich nach rechts und sah an dem Tier vorbei. Wie erwartet lag ein großer Haufen von runden Kotkügelchen am hinteren Ende der Dusche, und Nicki freute sich schon darauf, das zu beseitigen. Herunterspülen konnte er vergessen.

»Wie bist du hierher gekommen?«

Das Summen verstummte nicht. Bei jedem der unangenehm an den Badwänden widerhallenden Töne hob und senkte sich die Bauchdecke des Alpakas. Für einige Zeit sahen sie einander nur an, und Nicki verwunderte die Ruhe des Tieres. Er wusste allerdings, dass sie als geduldige Wesen bekannt waren. Man setzte sie sogar für meditative Wanderungen oder Therapien ein.

Nicki stieß sich von dem Waschbecken ab und trat einen Schritt auf das Alpaka zu. Er streckte sich nach vorn und berührte es sacht an der Nase. Die großporige, von kurzem Fell bedeckte Haut fühlte sich kühl unter seinen zitternden Fingern an. Langsam fuhr er mit der Hand nach hinten und bekam das Nylon des Halfters zu fassen. Das Tier schnaubte unwirsch, als Nicki näher auf es zukam. Das Summen wurde für einen Augenblick lauter, und Nicki spürte die Vibrationen in dem Körper des Alpakas, die mit dem Summen einhergingen.

Das Halfter war sein erster Anhaltspunkt. Eine Ohrmarke, wie man sie von Kühen kannte, trug das Tier nicht. Nicki vermutete auch, dass sich unter dem dichten Fell kein Brandzeichen, das ihm Aufschluss über die Herkunft des Alpakas brachte, verbarg, geschweige denn, dass er Lust hatte, dem Tier eine Ganzkörperrasur zu verpassen.

Seine Finger wanderten über das gelbe Nylon. Er überprüfte den oberen Teil des Halfters, aber dort fand er nichts.

Da muss doch irgendetwas sein, überlegte er verzweifelt und probierte, das Nylon zu wenden. Das Alpaka stieß ein missgünstiges Summen aus. Vergeblich versuchte es, nach hinten zu entkommen, aber die blaue Schnur hielt erstaunlich gut. Ein paar Stücke der gebrochenen Fliese, an der die Duscharmatur befestigt war, fielen in die Duschkabine.

Als er vor über zwei Jahren in die Wohnung gezogen war, war die Duschstange bereits locker gewesen. Er hatte es Fischer mehrmals gesagt. Der alte Sack wartete mit einer Reparatur aber lieber so lange, bis die Ausbreitung des Schimmels in dem Loch dahinter nicht mehr zu stoppen war. Bis dahin hatte Nicki vermutlich längst unheilbare Lungenschäden erlitten, die ihn eher das Leben kosteten als Fischer seine Raucherlunge.

Er wandte sich wieder dem Alpaka und dem Halfter zu. Dunklere Flecken zeigten sich auf dem spröden Nylon. »Ja!«, entfuhr es ihm, und er schnellte nach vorn.

Das Tier versuchte zurückzuweichen, doch das Seil hielt es fest in seinem Griff.

Die Buchstaben waren verschmiert. Nickis Finger kratzten über das fettige Nylon. Trotz unzähliger Rezepte seines Arztes und somit einer gewissen Erfahrung mit unleserlichen Schriften konnte er keinen einzigen Buchstaben entziffern. Enttäuscht sackten seine Schultern nach unten. Für einen Moment blickte Nicki in die treuherzigen Augen des Alpakas, ehe er an dem Halfter zerrte.

Unter seinem Zug musste das Tier seinen Kopf bewegen. Nicki griff mit der freien Hand nach dem Halfterriemen auf der anderen Seite. Nachdenklich runzelte er die Stirn, als er zwei deutliche Kringel auf der gelben Kunstfaser ausmachte.

»Ist das dein Name?«, fragte er das leise summende Tier. »Gigi?«

Natürlich könnte er sich auch irren, und es handelte sich nicht um zwei Gs, die englisch ausgesprochen einen coolen Namen ergaben oder lustigerweise den Kosenamen, den Klaus für Georgina gefunden hatte, sondern zweimal um die Ziffer Sechs.

Nicki neigte den Kopf etwas. »Oder Nummer 66?«

Die Sekunden verstrichen, und das Tier summte ihn nur an. »Kein Name?«, fragte Nicki weiter und ließ das Halfter los.

Der Alpakakopf zuckte zurück.

»Ich nenne dich Nummer 66«, erklärte er. »Gigi klingt nach Gigolo und …« Er blickte an der schlanken Gestalt des Alpakas vorbei, und ihm wurde bewusst, dass er nichts zum Geschlechtsunterschied dieser Tiere wusste. Nicki lehnte sich zurück. »Ja, es bleibt bei Nummer 66.«

Das Tier schnaubte unwillig.

»Wenn dir der Name nicht gefällt, kannst du gern bessere Vorschläge bringen.« Er bückte sich nach seiner Boxershorts. Enttäuscht stellte er fest, dass sie feucht war, und sein Blick schweifte erneut zu dem Alpaka. »Aber dass du in meiner Dusche stehst, ist suboptimal, Nummer 66, denn ich stinke in etwa so schlimm wie du, und ich würde gern duschen!«

Ihm fiel allerdings auch kein besserer Platz für das Alpaka ein, und er sah auf seine Boxershorts hinunter. Er musste wohl in den sauren Apfel beißen.

Er wandte sich erneut dem Alpaka zu. »Ich werde jetzt kurz weggehen. Du wirst dich nicht bewegen und keinen Laut von dir geben, solange ich weg bin.« Er machte eine Pause. »Und mit diesem nervigen Summen hörst du auch auf!«

Ein paar Minuten und Klamotten später stand er vor Judiths Tür, und er bereute seine Entscheidung jetzt schon, denn er ahnte, wie es enden würde.

Judith war ein besonderer Fall. Als er vor über zwei Jahren eingezogen war, war sie die erste Nachbarin gewesen, der er begegnet war. Zu seinem Bedauern hatte er sie in den Monaten nach seinem Einzug besser kennengelernt, als es ihm recht gewesen war. Sie hatte es nie so recht verwunden, als er nach einiger Zeit ihr Spiel durchschaut hatte. Sonderlich viel Attraktivität sprach er sich nicht zu, aber er wollte nicht nur einer von vielen sein, und außerdem hatte er Laura gehabt.

Er drückte auf die Klingel, und augenblicklich schellte die Glocke durch Judiths Wohnung. Nach wenigen Sekunden öffnete sie die Tür.

»Nicki«, grüßte sie und legte den linken Arm auf den Türrahmen. »Du bist aus dem Urlaub zurück?«

»Hey, Juju.« Nicki lächelte gezwungen. »Sieht so aus.«

»Der Bart ist ein Witz, oder?«, bemerkte Judith trocken.

Ihr Blick wanderte abschätzig an ihm hinunter. Für eine Sekunde blieb ihre Aufmerksamkeit an seiner Jeans mit den braunen Flecken hängen, die Nicki sich genauso wenig erklären konnte wie das Alpaka in seiner Dusche.

Judith verzog das Gesicht. »Und du stinkst wie ein betrunkener Iltis!«

»Jaa …« Nicki nickte. »Genau das ist der Grund, wieso ich hier bin, Juju.«

»Aha? Du willst mich mit deinem Gestank belästigen?« Judith verzog den Mund.

Ihre blauen Augen hielten seinem gelangweilten Blick erstaunlich gut stand. Er bemerkte das verräterische Funkeln, das ihm am Anfang so verführerisch vorgekommen war, während er es jetzt nur noch als Verzweiflung verstand. Nicki konnte allerdings nicht sagen, ob es ihre oder seine war; vermutlich war es einfach etwas von beidem, denn im Grunde waren sie beide auf ihre eigene Art am Verzweifeln. »Oder bist du aus anderen Gründen hier?«

»Meine Dusche ist kaputt«, erklärte er, ohne auf ihre Anspielung einzugehen. Nicki legte das gewinnendste Lächeln, das er im Angesicht seines sicheren Todes aufbringen konnte, auf die Lippen. »Könnte ich bitte bei dir duschen?«

»Duschen?« Judith hob eine Augenbraue. Sie betrachtete ihn erneut, und er wusste, er hatte verloren. Für sie hatte es nie eine Rolle gespielt und für ihn nun auch nicht mehr, so bitter es klang. »Na, wenn es unbedingt sein muss.«

»Vielen Dank, du rettest mir das Leben.«

Sie überhörte den Sarkasmus und öffnete die Tür weiter. Judith trat zur Seite, und Nicki umfasste das Bündel mit seiner Kleidung – es war erstaunlich schwierig gewesen, in seinem Kleiderschrank noch etwas Frisches zu finden – fester. Als er Judiths Wohnung betrat, roch er den kalten Zigarettenduft.

Sie stieß die Tür hinter ihm zu. »Du weißt, wo das Badezimmer ist.«

»Klar.« Die Grundrisse ihrer Wohnungen waren Spiegelbilder. Nicki ging in Judiths Badezimmer und drückte den wackeligen Lichtschalter. Er kannte jeden Mangel ihrer Wohnung, was nicht nur an seinen gelegentlichen Besuchen in den letzten Wochen lag. Ohne auf Judith zu achten, die ihm gefolgt war, begann er, sich in der Mitte ihres Badezimmers zu entkleiden. Das Sweatshirt, das nach Affenhaus stank, fiel als Erstes auf den Boden. Nicki blickte an sich hinunter und kratzte sich am Bauch, der schon einmal eine bessere Form gehabt hatte. Mit der Fitness hatte er es in den letzten Wochen nicht so genau genommen, aber es galt auch niemanden mit vermeintlicher Männlichkeit zu beeindrucken.

»Brauchst du ein Handtuch?«

Nicki spürte Judiths Blick in seinem Rücken. Er schlüpfte aus seiner Jeans und seinen Boxershorts und bückte sich danach. Sorgsam trennte er die beiden Hosen voneinander, faltete die schmutzige Hose zusammen und legte sie auf dem Deckel von Judiths deutlich sauberer Toilette ab. Er wandte sich zu ihr um, und sie ließ sich nichts anmerken, dass er nackt vor ihr stand. »Ein Handtuch wäre nett, danke.«

»Ich bringe dir eines.« Sie verschwand in Richtung Schlafzimmer.

Nicki wartete ihre Rückkehr nicht ab, sondern stieg in die Dusche. Genau wie in seiner eigenen schoss zunächst ein Strahl eisigen Wassers aus dem Duschkopf, der im Gegensatz zum Rest der Dusche neu war. Schmunzelnd sah er sich in der Dusche um. Das Wasser blieb in der Duschwanne stehen, und an seinen Füßen wurde es wärmer. Er drehte die Shampooflasche im Halter um.

Vanille, stellte er fest, aber das war vermutlich besser als nichts.

»Das Handtuch liegt auf der Heizung«, erklang Judiths Stimme direkt hinter ihm, und er drehte sich um. Judith hob ihre Hand zu seiner Brust und fuhr an seinem Brustbein entlang, während sein Blick über ihre Stirn, die Ohren und ihre nackte Schulter hinunterwanderte. Er hob die Hände zu ihren ebenso nackten Hüften. Judith blickte auf. Drei Sekunden später hatte Nicki das Alpaka vergessen, während in Judiths Dusche das lauwarme Wasser auf ihre Köpfe hinabprasselte. Die feuchten Küsse waren nur von sexuellem Verlangen getrieben. Bei keiner Berührung zielte er auf Zärtlichkeit ihr gegenüber ab, denn diese Zeiten waren lange vorbei, aber gegen schnelle Nummern hatte er seit ein paar Wochen nichts mehr einzuwenden.

Erste Hinweise

Es hatte so geendet, wie er es vermutet hatte. Gedankenverloren zog er seine frische Jeans hoch und knöpfte sie zu. Er strich einmal über den Stoff und verfluchte sich für die Beliebigkeit und Gutmütigkeit, die er an diesem Vormittag bewiesen hatte. Mit spitzen Fingern pickte er das Kondom aus der Duschkabine auf und warf es in den Mülleimer. Dann raffte er seine Sachen zusammen, klemmte sie sich unter den Arm und verließ das Badezimmer.

»Was war das gestern für ein Lärm?«

Mit verschränkten Armen lehnte Judith an der Flurwand. Sie trug nur rote Spitzenunterwäsche, und der Anblick war eigentlich ganz schön. Ihre blonden Haare klebten feucht an ihrem Hals, und Nickis Blick wanderte an ihr hinunter. Mit ihrem linken Fuß stützte sie sich an der vergilbten Raufasertapete ab und betrachtete Nicki ebenso prüfend.

»Lärm?«, gab er sich überrascht.

»Gestern Abend?« Sie fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe. »Hattest du Besuch?«

Nicki zuckte mit den Achseln. »Soweit ich weiß, waren das meine Kumpels, die mich hereingetragen haben, da ich sturzbetrunken war.« An dieser Tatsache zweifelte er nicht. Nach wie vor konnte Nicki sich aber nicht erklären, wie es dazu gekommen war.

Judith hob eine Augenbraue. »Du?« Sie schnaubte abfällig. »Wie ist das denn passiert? Und blökst du immer so herum, wenn du besoffen bist?«

»Blöken?«

Verdammt, das Alpaka! Er hatte es unter dem Anblick von Judiths wackelnden Brüsten und wiegendem Hinterteil beinahe vergessen, während sie es in der Dusche miteinander getrieben hatten.

»Vermutlich kann ich mich glücklich schätzen, dass du eh auf dumme Ponyhofmädchen stehst.«

Der Spott in ihrer Stimme war unüberhörbar, genauso, wie der verächtliche Blick in ihren blauen Augen nicht zu übersehen war. In einer Sache wollte er Judith recht geben, auch wenn seine innere Stimme über seine Ansichten nur kicherte. Es war dumm von Laura gewesen, ihn gegen einen blasierten Lackaffen mit schwarzem Friesenhengst einzutauschen.

Leider glaubte er selbst nicht daran.

Abgesehen von Geld besaß Stefano laut verlässlicher Quellen in Form von Nickis Schwester Claudia, Liam, Georgina, Maria, Verena und vielen anderen das Aussehen eines griechischen Gottes, den Humor eines gefeierten Schriftstellers und die sexuelle Energie eines Stieres. Bei Letzterem hoffte Nicki, dass sie diese Aussagen nicht auf eigene Erfahrungen zurückführten und ihn seine Freunde damit einfach nur aufziehen wollten.

»Tja«, machte Nicki tonlos und blickte auf seine zusammengeknüllten Sachen hinunter. Es gefiel ihm nicht, dass sie das Thema auf Laura gebracht hatte, genauso, wie er sich nach wie vor nicht erklären konnte, was Judiths Problem mit seiner Ex war.

Für ihn spielte es keine Rolle mehr.

Dank ihrer Bemerkung wusste er, dass er vorsichtig sein musste. »Du warst wach, als ich heimgekommen bin?«

»So spät war es ja nicht«, antwortete Judith.

»Hast du etwas … mitbekommen?«

»Was willst du von mir hören?«, gab sie schnippisch zurück und stieß sich von der Wand ab. Ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Verschwinde endlich, ich habe heute noch etwas vor!«

Nicki verdrehte die Augen. »Jaja, ist ja schon gut, Juju.«

Judith folgte ihm zur Tür. Er spürte ihren bohrenden Blick im Rücken, als er den Türknauf herumdrehte und die Tür öffnete. Er trat in den nach Urin und altem Mann stinkenden Flur hinaus. Still hoffte Nicki, dass an dem Uringestank nicht das Alpaka in seiner Wohnung schuld war, sondern der inkontinente Meyer aus dem Erdgeschoss.

Judith blieb hinter ihm stehen.

Er drehte sich ein letztes Mal um, beugte sich zu ihr vor, und unter der Bewegung nahm er erneut den Gestank seiner Kleidung wahr. »Es wird dich sicher freuen zu hören, dass Laura mit mir vor Wochen Schluss gemacht hat.« Judith sah ihn verdutzt an. Nicki klopfte mit dem Knöchel gegen den Türrahmen. »Danke für die Dusche und alles andere, Judith.«

»Du bist ein Arschloch, Nicki«, giftete sie ihn an.

In der nächsten Sekunde knallte sie ihm die Tür vor der Nase zu, und Nicki wich erschrocken zurück. Selbstgefällig drehte er sich um und ging zurück in seine Wohnung im dritten Stock.

Nummer 66 wartete und summte.

Beunruhigt stellte Nicki fest, dass der Kothaufen unter dem Hinterteil des Tieres leicht angewachsen war. Braune Schlieren zogen sich in Richtung Abfluss. Die Tatsache, dass das Tier genauso pinkeln wie koten musste, verwunderte ihn jetzt nicht, und Nicki beschloss, sein dürftiges Wissen zu Neuweltkamelen zunächst einmal aufzufrischen.

Er packte seine schmutzige Wäsche in den Wäschekorb.

»Ich komme gleich zurück, Nummer 66«, erklärte er.

Im Flur griff er nach seinem Handy und ging in das abgedunkelte Wohnzimmer. Während er seine Nachrichten überprüfte – es waren keine vorhanden –, ging er an den Fenstern entlang und zog die Rollos in die Höhe, um das Tageslicht hereinzulassen. Das Sofa ächzte, als er sich darauf fallen ließ.

Er gab seine Suchanfrage ins Handy ein.

Das erstbeste Suchergebnis eines Alpakahofs genügte ihm, und er klickte die Webseite an. In überschwänglichen Tönen lobten die Ersteller der Webseite – aufgrund des Designs vermutete Nicki, dass es die Alpakazüchterinnen selbst gewesen waren – ihre Tiere, die einfache Haltung, ihr angenehmes Wesen und gaben allerlei Haltungstipps zu Alpakas. Die Wohnungshaltung gehörte nicht dazu.

Da die wenigsten Wohnungen 1000 Quadratmeter Weidefläche beinhalteten, verwunderte Nicki das eher weniger, aber sein Badezimmer war damit als Alpakastall definitiv raus.

Der Garten von Klaus’ Vater wäre ein besserer Ort für Nummer 66, stellte er erneut fest und schluckte den aufkeimenden Ärger über Klaus’ Weigerung, das Alpaka aufzunehmen, herunter.

Gelangweilt scrollte Nicki über die Seiten, als mit einem Mal die Telefon-App seines Handys aufging und er sich Klaus’ Profilbild gegenübersah. Nicki wischte nach oben, um den Anruf anzunehmen. »Hallo, Klaus.«

»Hey, Nicki.«

»Was ist denn?«

»Was macht das Lama?«

Nicki rollte mit den Augen. »Es ist ein Alpaka und es steht«, sein Blick wanderte in Richtung Zimmertür, »nach wie vor in meiner Dusche.«

»Du musst es füttern.«

»Ach wirklich?« Nicki gab sich überrascht. »Das wollte ich mir eigentlich sparen, nachdem es schon eine geschätzte Tonne Scheiße in meiner Dusche hinterlassen hat.«

»Soll ich etwas Heu besorgen?« Klaus zögerte. »Lamas fressen doch Heu?«

»Es ist ein Al–«

»Alpaka!«, unterbrach Klaus ihn genervt. »Das weiß ich doch, aber Lama ist kürzer. Georgina und ich fahren später zum Stall, da könnte ich sicher eine Handvoll mitnehmen.«

Nicki biss sich auf die Unterlippe und erinnerte sich an das, was er zur Fütterung von Alpakas gelesen hatte. »Glaubst du wirklich, dass eine Handvoll reicht?«

»Ich kann ja schlecht meinen TT bis oben hin mit Heu beladen.«

»Du könntest Georgina im Stall lassen.«

»Sehr witzig.«

»Es wäre auf jeden Fall hilfreich.« Nicki überlegte. »Georgina hat nichts mitbekommen, oder?«

»Die ist noch mit ihren Instagram-Posts beschäftigt – gestern war Sale bei Rossmann, sie hat wieder Tonnen an Make-up gekauft.«

Nicki verzog den Mund. Im Klartext bedeutete das, dass Georgina vorhin Klaus’ Spiegelreflexkamera und sein Fotokönnen benötigt hatte. Er hatte ansprechende Fotos ihres Handrückens und später ihrer Lippen oder Augen schießen müssen. Nun lud sie die Bilder mit zig Hashtags versehen auf Instagram hoch und sahnte ihre Likes ab, während sie weiter von einer Karriere als Beauty-Bloggerin träumte. In dieser Hinsicht unterschieden sich die Schwestern Bronn wohl, denn während für Georgina nichts Schöneres als Make-up existierte, waren es für Laura die Pferde.

Und ganz besonders Black Glory, setzte Nicki grimmig nach.

»Hast du schon eine Idee, was du mit dem Lama machst?«

»Alpaka«, verbesserte Nicki automatisch. Nachdenklich sah er auf seine Fingernägel hinunter. »Ich habe überlegt, beim Tierheim anzurufen und zu fragen, ob sie es abholen.«

In der Leitung blieb es für einen Moment still. »Hältst du das für eine gute Idee?«

Nicki sog hörbar die Luft ein. »Ich könnte sagen, dass ich es am Straßenrand gefunden habe und … in Ermangelung von Alternativen … erst einmal mit nach Hause genommen habe. Wie die Schildkröte in der sechsten Klasse, erinnerst du dich?«

»Das klingt so plausibel wie der angeblich gefundene Hund, wenn das Auto bis oben hin mit Reisegepäck beladen ist«, bemerkte Klaus trocken. »Du wohnst im dritten Stock.«

»Du könntest es ja zum Tierheim bringen!«

»Klar, ich setze es auf den Beifahrersitz und dann cruise ich mit dem Lama zum Tierheim.« Klaus’ Tonfall blieb spöttisch. »Nein, das geht nicht.«

Der Transport war tatsächlich ein Problem. Nicki besaß kein Auto. Ein langer Spaziergang stellte wohl seine einzige Möglichkeit dar, um das Alpaka von einem Ort zum anderen zu bringen. Er bezweifelte, dass der öffentliche Nahverkehr Neuweltkamele als Passagiere mitnahm. »Ich könnte es einfach vor dem Tierheim anbinden«, überlegte Nicki laut.

»Echt jetzt?«

Nicki zuckte mit den Schultern, auch wenn Klaus diese Geste nicht sehen konnte. »Ich habe keine Lust auf den Scheiß mit dem Vieh, ich weiß ja nicht einmal, wo ich es herhabe!« Er dachte kurz nach. »Und wieso habt ihr eigentlich nichts mitbekommen?! Ihr wart doch auch da!«

»Ach ja …« Klaus machte eine Pause. »Da ist mir was eingefallen: Björn hat sich vorhin bei mir gemeldet, weil er einen Pullover vermisst.«

Nicki legte verwirrt die Stirn in Falten. »Was hat Björns Pullover mit dem Alpaka zu tun?«

»Er hat gefragt, wer eigentlich Lana ist.«

»Lana?«

»Lana wie Lama«, wiederholte Klaus amüsiert. »Du hast diesen Namen wohl im Schlaf gebrabbelt.«

»Ich rede nicht im Schlaf!«

»Doch, anscheinend schon. Ich habe nichts mitbekommen, aber vielleicht ist das ja ein Hinweis?«

»Moment …« Nicki hob die Hand in die Höhe. Hinweis war ein gutes Stichwort, er wollte von Klaus jetzt erst einmal ein paar Informationen erhalten. »Also gut, fangen wir von vorn an: Wir waren auf dem Rückweg, und irgendwo habe ich ein Alpaka bekommen. Wo?«

»Der letzte Stopp war doch dieser Parkplatz im Bayerischen Wald«, erinnerte sich Klaus laut. »Peter ist gefahren, ich habe kaum auf den Verkehr geachtet.«

»Wir sind im Bayerischen Wald«, erklärte Nicki und fasste sich an die Stirn. Sein Blick fiel auf den zusammengeklappten Laptop auf seinem Couchtisch. »Erinnerst du dich an den Namen des Parkplatzes?«

»Nein, keine Ahnung, haben die Namen?«

»Viele Parkplätze haben Namen.«

»Hm … wir haben auf jeden Fall angehalten, weil Björn ja so Probleme hatte, und … ja … du bist dann mal pinkeln gegangen, aber irgendwie bist du nicht mehr zurückgekommen. Auf Nachrichten hast du nicht reagiert. Wir haben dann entschieden, eine Runde auf dem Parkplatz zu schlafen, bis du wieder auftauchst.« Er schnaubte. »Wir haben halt gedacht, dass du dir einen Baum zum Heulen gesucht hast und einfach deine Ruhe wolltest.«

Als Nicki an dem Morgen aufgewacht war, war sein Handy ausgeschaltet und der Akku leer gewesen. Das Kabel? Er hatte keine Ahnung. Nicki hatte das Ersatzkabel aus dem Nachttisch nehmen müssen, um überhaupt einen Blick auf seine Nachrichten werfen zu können. »Mein Handyakku war leer.« Nicki biss sich auf die Unterlippe. »Und ich suche mir keine Bäume zum Vollheulen!« Er sollte besser nie auf mysteriöse Art verloren gehen. Bei solchen Kumpels durfte er nicht damit rechnen, dass sich irgendwer tatsächlich Sorgen um ihn machte.

»Jaja«, winkte Klaus ab. »Irgendwann bist du ja aufgetaucht, zwar ziemlich verdreckt und stinkend, aber das war uns egal. Wir haben dich ins Auto gepackt, und dann hast du erst einmal reingekotzt.«

In Nicki zog sich etwas zusammen. »Ich habe … gereihert?«

»Volle Kanne auf Björns Hose. Den Geruch durften wir die restliche Fahrt ertragen, weil ja seine Sachen im Koffer waren …«

»Vielleicht auch wegen der Chicken Wings?«, schlug Nicki zaghaft vor.

»Ich glaube nicht.« Klaus’ Stimme blieb ohne Wertung. »Scheiße, wir hätten das Vieh schon viel eher entdecken können, wenn Björn seine Hose gewechselt hätte!« Klaus stieß einen tiefen Seufzer aus. »Als wir hier ankamen, haben wir hinten das Lama gefunden, was du wohl irgendwie an uns vorbei in den Wohnwagen gebracht und von dem du uns nichts erzählt hattest.«

»Ich bin echt toll«, murmelte Nicki.

»Absolut.« Die Ironie war nicht zu überhören. »Vielleicht hat dir diese Lana das Lama geschenkt?«

»Daran würde ich mich doch erinnern!« Nicki schüttelte den Kopf. »Und ich wäre sicher nicht so blöd und würde ein verdammtes Alpaka als Geschenk annehmen – ich wohne zur Miete!«

»Wie gesagt, du warst sturzbetrunken«, erwiderte Klaus lahm. Er machte eine nachdenkliche Pause. »Ich bringe dir später etwas Heu vorbei.«

»So fünf Kilo vielleicht«, schlug Nicki vor.

»Fünf Kilo?!«

»Ich habe gelesen, dass ein Alpaka in etwa ein Kilogramm pro Tag frisst.«

»Da wird man ja arm.«

»Ein Pferd frisst mehr«, gab Nicki zurück.

»Ich weiß schon, wieso ich keine Viecher mag«, erklärte Klaus. »Gut, ich schaue, was ich tun kann. Was machst du?«

Nickis Blick wanderte zur Zimmertür. »Mich erinnern«, antwortete er hoffnungsvoll. »Außerdem muss ich ein paar Eimer Scheiße entsorgen und mir überlegen, wie ich verhindere, dass das Alpaka sich irgendwie bemerkbar macht.« Er zögerte. »Es summt die ganze Zeit.«

»Es summt?«

Nicki seufzte. »Das ist auch ein Zeichen für Stress«, erklärte er. Erst vor ein paar Minuten hatte er gelesen, was es mit dieser Lautäußerung auf sich hatte, und er konnte nicht behaupten, dass ihm das gefiel. »Wenn es mir in der Dusche den Stresstod stirbt, habe ich noch ein Problem.«

»Aber keine Scheiße mehr!«

»Schon mal was von spontaner Darmentleerung bei Eintritt des Todes gehört?«, gab Nicki düster zurück.

»Schmeckt Lama eigentlich gut?«

»Alpaka … und keine Ahnung«, gestand Nicki. »Kann ich ja später mal googeln.«

»Vielleicht ist das eine Delikatesse?«

»Das ist mir egal«, gab Nicki zurück.

»Sag mal, das Lama steht doch in deiner Dusche?«, sagte Klaus plötzlich. »Stinkst du immer noch wie ein vollgekotzter Iltis?!«

»Ähm … nein, ich hoffe nicht.«

Ein paar Sekunden verstrichen. »Echt jetzt?«, fragte Klaus. »Du warst wieder bei Judith?«

Nicki zuckte in die Einsamkeit seines Wohnzimmers hinein mit den Schultern und legte seine Füße auf den Couchtisch. »Was hätte ich denn sonst tun sollen? Ich kann das Alpaka nicht lange allein lassen. Wie gesagt, es summt.« Er wackelte mit den Zehen und wartete auf Klaus’ Reaktion.

»Wow.«

Nicki hielt im Zehentanz inne. »Das ist alles, was du dazu zu sagen hast?«

»Ja.«

»Okay?«

»Ich überlege gerade, ob ich das so nebenbei Georgina stecke, die es dann Laura erzählt … aber ich befürchte, das wird ihr am Arsch vorbeigehen.«

Er spielte Klaus’ Gedanken durch und atmete tief ein. »Vermutlich.«

»Es ändert halt nichts – selbst wenn du jetzt deine verdorbene Seite entdeckst, bist du immer noch der gleiche Versager, den sie abserviert hat.«

»Vielen Dank.« Nicki fasste sich an die Stirn. »Du bist ein wahrer Freund.«

»Darum bringe ich dir später Heu vorbei«, antwortete Klaus. »Jetzt mal ernsthaft – was erwartest du? Laura ist Georginas Schwester. Ich befinde mich in einem Interessenskonflikt!«

Mit einem Mal hörte Nicki im Hintergrund einen lauten Ruf, und er ahnte, dass das Gespräch im nächsten Moment ein abruptes Ende fand. »Frau schlägt Kumpel, ich verstehe.«

»Vor allem verlangt Frau eben nach Kumpel«, bestätigte Klaus seinen Verdacht. »Ich komme gleich, Gigi!«

»Dann bis später?«, fragte Nicki.

»Bis dann.«

Nur einen Augenblick später ertönte das Freizeichen in der Leitung, und Nicki war mit seinem Alpakaproblem namens Nummer 66 wieder allein. »Na, hoffentlich wird es nicht zum Problemalpaka«, sagte er sich, legte sein Handy aufs Sofa und stemmte sich empor. »Ich gehe wohl erst einmal ausmisten.«

Das vermisste Alpaka

Mit Kehrichtschaufel und Putzeimer bewaffnet nahm Nicki sich seine Dusche vor. Nummer 66 erwies sich als kooperativ. Dem Summen des Alpakas begegnete Nicki mit den Kopfhörern seines Handys. Immer darauf bedacht, Nummer 66 keinen Angriffspunkt zu geben, schaufelte er die Köttel in den Eimer und stellte ihn zum Ausdünsten auf den schmalen Balkon.

Danach nahm er die Kopfhörer wieder heraus und schaute nach, ob es im Kühlschrank etwas für Nummer 66 zu fressen gab, solange Klaus das Heu noch nicht gebracht hatte. Er fand nur einen verschimmelten Joghurt, der prompt im Müll landete.

Immer noch hungrig, denn für ihn gab es damit genauso wenig wie für Nummer 66 etwas Essbares, schluckte er eine Aspirin und schickte Nachrichten an Björn und Peter. Viel erhoffte er sich nicht davon. Nicki bezweifelte, dass Klaus ihm etwas vormachen würde, geschweige denn, dass einer seiner Freunde auf die verrückte Idee kommen würde, ihm ein Alpaka anzuhängen.

Alpakas waren wie alle Kamele Wiederkäuer und Schwielensohler, wie er aus dem Internet wusste. Sie besaßen keine Hufe wie Pferde oder Klauen wie Kühe, sondern weiche Fußsohlen mit zwei Zehennägeln. Für den Aufenthalt in seiner Wohnung brachte das nur einen unbedeutenden Vorteil, denn der Altbau war äußerst hellhörig. Gegen eine kleine Absicherung hatte Nicki nichts einzuwenden.

Aus der Kiste mit einzelnen Socken suchte er drei dicke Grobstricksocken und eine Tennissocke heraus.

Im Badezimmer wartete Nummer 66 weiter auf das, was auch immer ein Alpaka erwartete, das an eine Duschstange festgebunden war.

»So«, begann Nicki und warf die Socken auf den Boden. Sein Blick wanderte zu den schlanken Fesseln des Alpakas. Die alten Socken hielten so vermutlich nicht, und er machte auf dem Absatz kehrt, um ein paar Hilfsmittel zu holen.

In seinem Schreibtisch fand er Klebeband und Schere. Mit beidem bewaffnet machte er sich wieder auf den Weg zu seinem Gast.

Das Tier beobachtete neugierig, wie Nicki mit der ersten Socke und einem großzügigen Streifen vom Klebeband auf es zutrat. »Jetzt schauen wir mal, wie gut du erzogen bist, oder ob du so ein Arschlochtier wie Hippolly bist«, erklärte Nicki.

Die dunklen Augen verfolgten jede seiner Bewegungen, als er – wie Laura es ihm einmal gezeigt hatte – mit der Hand am linken Vorderfuß entlangfuhr. Wie automatisch ging der Fuß nach oben, und Nicki hob eine Augenbraue.

Offenbar sah er sich keiner Hippolly II gegenüber. Erleichtert atmete er aus. Auf unsanfte Tritte und Bisse, wie sie ihm das Reitschulpferd verpasst hatte, konnte er verzichten. Er zog dem Alpaka die erste Socke über. Mit dem Klebeband verengte er ihren oberen Rand, sodass sie nicht herunterrutschen konnte.

Nummer 66 ertrug es gelassen. Nachdem Nicki alle vier Füße mit Socken versehen hatte, betrachtete er zufrieden sein Werk, bevor er sein Handy holte. Das Frotteetuch, das seit über zwei Wochen auf dem Handtuchhalter hing, warf er auf den Boden. Er fuhr dreimal über die altmodischen Fliesen und wischte sein Pinkelmalheur auf. Mit einem Kick beförderte er das Handtuch unter das Waschbecken und ließ sich dann vor dem Alpaka auf dem Badezimmerboden nieder.

Es überraschte ihn wenig, dass sich immer noch niemand gemeldet hatte, und so las er im sozialen Netzwerk nach, was er in den letzten zwei Wochen verpasst hatte.

Lauras Beziehungsstatus hatte sich zu seiner Enttäuschung nicht geändert, während Maria ihre Freunde mit einem Ultraschallbild über das Ergebnis ihres One-Night-Stands auf dem Laufenden gehalten hatte.

»Mein kleiner Bauchmensch«, las Nicki laut vor und hob den Blick zum Alpaka. »Maria erinnert sich an den Vater des Bauchmenschen ungefähr so gut wie ich daran, wo ich dich herhabe, 66!«

Das Alpaka brummte.

Nicki verdrehte die Augen. »Nein, daran würde ich mich erinnern.«

Nummer 66 schnaubte abfällig.

»Spar dir deine Kommentare«, meinte er. »Das mit Judith war«, er suchte nach dem richtigen Begriff, und ein wenig hasste er sich dafür, »geplant.«

Ungeachtet dessen, dass Maria nicht sein Typ war, war er mit Laura ein Paar gewesen, als Maria ihren folgenreichen, anfangs verfluchten One-Night-Stand gehabt hatte. Zu diesem Zeitpunkt waren Laura und Nicki noch glücklich gewesen.

Gut, Nicki war immer glücklich gewesen, bis zu dem Tag, an dem Laura mit gepacktem Koffer vor ihm gestanden war und ihm alles, was sich angeblich über die Jahre angesammelt hatte, an den Kopf geworfen hatte.

Erst später hatte er festgestellt, dass das mit Stefano Maccianelli – dem Besitzer ihres neuen Pflegepferdes – schon seit einigen Wochen lief. Am Anfang hatte Nicki sich dafür gehasst, beruflich so eingespannt gewesen zu sein und es nicht bemerkt zu haben. Ich schlafe heute im Stall, war die beliebteste Ausrede von Laura gewesen. Nicht selten hatte Nicki sich dabei ertappt, wie er Laura eine Futterumstellung für Black Glory hatte nahelegen wollen, wenn den Rapphengst wie so oft leichte Koliken geplagt hatten.

In Wahrheit war es vermutlich nicht Black Glorys Verdauung gewesen, die gebebt hatte, sondern eher Stefanos Matratze.

Nicki wandte sich wieder den unzähligen Statusmeldungen zu und scrollte durch die Liste. Während seines Urlaubs hatte er nicht viel verpasst.

So machte sich Nicki auf die Suche nach Informationen zu Alpakas. Mit jeder Seite hoffte er, der Antwort auf die Frage, wie ausgerechnet er zu einem Alpaka gekommen war, näherzukommen, aber nach der Häkelanleitung für Alpakas bezweifelte er das genauso wie den Geisteszustand mancher Leute.

Er las gerade etwas zu Alpakatrekking in den Schweizer Alpen, als es plötzlich klingelte. Nicki schreckte zusammen, und sein Blick wanderte zur Zimmertür. Mit Besuch um diese Uhrzeit hatte er nicht gerechnet.

Nummer 66 schien es ähnlich zu gehen. Das Alpaka hatte neugierig den Kopf zur Quelle des Lauts gedreht und die Ohren alarmiert aufgerichtet. In der nächsten Sekunde setzte das warnende Summen wieder ein.

Hoffentlich nicht der Fischer, überlegte Nicki und richtete sich auf.

Er griff nach Klebeband und Schere, die verloren vor ihm auf dem Badezimmerboden lagen, und packte beides auf den Rand des Waschbeckens. Langsam ging er aus dem Bad.

Es schellte erneut. Die warnenden Laute des Alpakas folgten augenblicklich, und Nicki biss sich auf die Unterlippe. Vielleicht hätte ich die Schnauze noch irgendwie schließen sollen.

Zu seinem Glück hielt Nummer 66 sich nicht lange mit der Warnung vor der potenziellen Gefahr auf.

Nicki strich seine Hände an der Hose ab und öffnete die Tür. »Ja, ha–« Saubere Schuhe, dunkle Jeans …

Nicki fiel ein Stein vom Herzen, als er seinen besten Kumpel erkannte.

Klaus hielt einen blauen Müllsack in die Höhe. »Hier ist das Heu.«

Nicki starrte auf den Sack und schluckte die Frage, wieso Klaus schon hier war, vorerst herunter. Normalerweise dauerte es Ewigkeiten, bis Laura und Georgina sich trennen konnten. »Scheiße, wie viel ist das?«

»Fünf Kilo?«, gab Klaus zurück. »Lass mich rein, der Fischer hat schon so neugierig geschaut.«

Nicki nickte, machte einen Schritt zur Seite, und Klaus trat ein. Sein Kumpel sah deutlich weniger mitgenommen aus als er selbst. Die blonden Haare waren ordentlich nach hinten gegelt, und er war frisch rasiert, während Nicki sich mit seinem Dreitagebart, der in Wirklichkeit ein mickriger Zweiwochenbart war, abgefunden hatte.

Er schloss die Wohnungstür hinter Klaus. »Wieso bist du schon da?«

»Ich habe Gigi bei Laura abgeliefert und bin gegangen. Auf das Weibergeschwätz hatte ich keine Lust.«

Nicki überlegte. Er verzichtete darauf, Klaus darauf hinzuweisen, dass er genau das vorgeschlagen hatte. »Gut für mich.«

Klaus nickte. »Viel Zeit habe ich allerdings nicht. Wo ist das Lama?«

»In der Dusche.«

»Immer noch?« Klaus drehte sich um und streckte Nicki den Sack mit dem Heu entgegen.

Nicki nahm ihm den Sack ab und stellte ihn neben seine Garderobe. Es waren sicher keine fünf Kilogramm. »Wo soll ich es denn sonst hinstellen? Ins Schlafzimmer?«

»Dann wäre wenigstens mal was drin …« Klaus ging zum Badezimmer, lehnte sich an den Türrahmen und betrachtete Nummer 66. Auf seinem Gesicht spiegelte sich Ekel wider. Klaus war kein Tierfreund. In seinen Augen machten Tiere nur Arbeit und kosteten Geld. So weit stimmte Nicki mit seinem Kumpel überein. Im Gegensatz zu Nicki oder Laura bekam Klaus das Geld von seinem Vater regelrecht hinterhergeworfen, weshalb Nicki dem Argument in seinem Fall wenig Gewicht beimaß und es eher auf Klaus’ Faulheit schob.

»Scheiße, ich frage mich echt, was du dir dabei gedacht hast.«

Nicki trat neben ihn und verschränkte die Arme. Gemeinsam blickten sie zu Nummer 66, die immer noch in Ermangelung von Alternativen beharrlich nach vorn blickte. »Das wüsste ich auch gern.«

»Keine Idee?«

»Nein.« Nicki schüttelte den Kopf. »Ich habe einen totalen Filmriss.«

Klaus musterte ihn skeptisch. »Meinst du, es bringt etwas, dir eine runterzuhauen?«

»Das Aspirin hat gerade angefangen zu wirken – erspar es mir bitte«, bat Nicki trocken. »Ich habe Björn und Peter angeschrieben, aber die beiden antworten nicht.«

»Björn ist vermutlich bei seinen Eltern und lässt sich bemuttern und Peter …« Klaus zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung … auf Arbeit? Er muss doch heute schon wieder anfangen.«

Nicki legte den Kopf in den Nacken. »Ich wüsste echt gern, was da passiert ist.«

»Tja.« Klaus sah zu ihm und dann wieder zu dem Alpaka. Er runzelte die Stirn. »Vielleicht ist das ja deine neue Freundin?«

»Ein Alpaka?« Nicki hob eine Augenbraue, und er schauderte bei der Vorstellung, die in Klaus’ Worten lag. »So verzweifelt bin nicht einmal ich.«

»Du hattest schon immer einen komischen Geschmack.« Klaus wandte sich von dem Alpaka ab, zückte sein iPhone und warf einen Blick darauf. Gedankenverloren ging er zurück in den kleinen Flur.

Nicki drehte sich ebenfalls um. »Laura und Georgina sind Zwillinge.«

Klaus zuckte mit den Achseln. »Und wenn schon …« Er sah auf. »Ich muss los, Mann! Gigi hat doch keine Lust mehr, auf dem Reiterhof zu bleiben …« Er machte eine Pause. »Stefano ist aufgetaucht.«

»Oh.«

»Ja, der überlegt wohl, noch so einen Gaul zu kaufen, damit sie auch mal gemeinsam ausreiten können.«

In Nicki zog sich etwas zusammen. »Wie romantisch.«

Klaus wies mit dem Zeigefinger in seinen offenen Mund, als ob er sich übergeben wollte. »Laura hat mich gefragt, ob ich Black Glory und sie nicht mal fotografieren könnte.«

»Äh?« Nicki blinzelte irritiert.

»Gigi hat ihr so ein paar Pferdeaccounts gezeigt.«

»O Mann …« Nicki versuchte, sich seine Laura als Model vorzustellen, aber der Gedanke erschreckte ihn mehr, als er sich eingestehen wollte. Es war nicht, weil sie nicht hübsch genug war, sondern fußte einfach auf der Tatsache, dass er sie nie so eingeschätzt hatte. Vermutlich bekam ihr die Beziehung zu dem selbstverliebten Schnösel nicht.

»Und was hast du geantwortet?«

»Ich habe ihr meinen Stundensatz genannt.«

Nicki biss sich auf die Unterlippe. Er kannte Klaus’ Preise für die Fotoshootings. Georgina konnte sich glücklich schätzen, dass sie mit Klaus das Bett teilte, aber sie war vermutlich auch Klaus’ einzige Kundin, die bei einem Shooting gewisse Ansprüche stellte. Einige Male hatte Nicki ihn zur technischen Unterstützung begleitet. Dabei hatte er schnell festgestellt, dass ein Großteil der Models – meistens Frauen, die sich von Georgina zur Aufbesserung ihres Auszubildendengehalts schminken ließen – sich mit unkreativen Fotos in Lost Places und herbstlichen Wäldern zufriedengab. Für Klaus spielte nur die Bezahlung eine Rolle.

»Und?«

»Sie muss Stefano fragen«, antwortete Klaus.

»Toll.«

»Willst du zum technischen Support mit?« Klaus grinste.

»Ich verzichte.«

Klaus verstaute sein iPhone wieder in der Jackentasche. »Wir sehen uns, okay?«, erklärte er. »Und versuche, dich zu erinnern!«

»Leichter gesagt als getan.« Nicki begleitete Klaus zur Tür und öffnete sie.

»Trink einfach ein Konterbier, vielleicht fällt es dir dann ein, wenn du in den Spiegel schaust – weißt schon, große dramatische Erkenntnis vor dem Spiegel.« Klaus trat aus der Wohnung und hob die Hand zum Gruß. »Ciao!«

»Bis dann«, rief Nicki ihm hinterher, und Klaus ging in Richtung Treppenhaus. »Wieso nimmst du nicht den Aufzug?«

»Der ist wohl wieder kaputt!«, antwortete Klaus von der Treppe. »Gestern ging er noch.«

Nickis Schultern sackten nach unten. Er sah seinem Kumpel nach, als ihm plötzlich eine Idee kam. Schwungvoll knallte er die Wohnungstür zu und ging schnell zurück zu Nummer 66.

Spurensuche in der digitalen Welt

Im Bad bückte Nicki sich nach dem Handy und öffnete die Fotogalerie. Seine Finger huschten über das Display, als er nach visuellen Beweisen für seine Aktion suchte, aber da war nichts – das letzte Bild in seiner Galerie war ein unscharfes Etwas aus Schwarz, Rot und Blau.

Im ersten Moment hielt er es für seine Jacke, aber es ergab keinen Sinn. Wieso sollte er ein Foto von sich selbst machen?

Nicki seufzte und schob sein Handy in die Hosentasche.

Die Galerie seines Handys war seine letzte Idee gewesen, um seiner Erinnerung auf die Sprünge zu helfen. Klaus’ Methode mit dem Konterbier stellte er infrage, denn er bezweifelte, dass tatsächlich Bier zu seinem Absturz geführt hatte.

Nicki warf einen letzten Blick auf Nummer 66, die ihn unverwandt beobachtete.

»Ach.« Er erinnerte sich an Klaus’ Mitbringsel und hastete hinaus.