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Alpendoktor Daniel Ingold – Band 19
von Anna Martach
Der Umfang dieses Buchs entspricht 102 Taschenbuchseiten.
Schock auf der internationalen Mediziner-Tagung in Hindelfingen: Eine rätselhafte Krankheit breitet sich aus! Bergarzt Daniel Ingold, ohnehin stets gut beschäftigt, überschreitet diesmal die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit. Denn unermüdlich kämpft er gegen das Übel, und bald schon geht es um Leben und Tod!
Cover: Steve Mayer
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Veröffentlichungsjahr: 2019
Alpendoktor Daniel Ingold – Band 19
von Anna Martach
Der Umfang dieses Buchs entspricht 102 Taschenbuchseiten.
Schock auf der internationalen Mediziner-Tagung in Hindelfingen: Eine rätselhafte Krankheit breitet sich aus! Bergarzt Daniel Ingold, ohnehin stets gut beschäftigt, überschreitet diesmal die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit. Denn unermüdlich kämpft er gegen das Übel, und bald schon geht es um Leben und Tod!
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
© by Author
© dieser Ausgabe 2015 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Viele andere Leute wären in dem beginnenden Chaos vermutlich verrückt geworden. Für Anderl Schwarz jedoch, den Besitzer des Feriendorfes von Hindelfingen, waren all die Vorbereitungen eher ein Ansporn und eine Freude. Er war voll und ganz in seinem Element, wenn es darum ging, Tagungen zu planen, ungewöhnliche Wünsche der Gäste zu befriedigen und sich nebenher mit anderen Leuten aus dem Ort darum zu kümmern, dass die neue Eishalle stilecht eingeweiht werden konnte.
Wobei letzteres Problem fast verschwindend gering war, wie er sich selbst eingestand, denn dort hatte die Kollmannberger Vreni das Regiment übernommen und sorgte auf ihre Weise dafür, dass nichts vergessen wurde, um die Feier zu einem Erfolg zu machen. Anderl wurde nur gebraucht, um die Räumlichkeiten geschmückt zur Verfügung zu stellen und natürlich, um mit den anderen Honoratioren gut auszusehen.
Die Arbeit an der neuen Attraktion in Hindelfingen war im Eiltempo vorangegangen, nachdem im Vorfeld einige Schwierigkeiten zu klären gewesen waren. Nun stand die feierliche Einweihung unmittelbar bevor, und alle Einwohner fieberten dem Tag entgegen.
Zunächst jedoch gab es noch einen anderen Höhepunkt zu meistern. Eine internationale Tagung von Medizinern – Ärzten und Wissenschaftlern – die hier im Hotel und im Feriendorf für drei Tage Diskussionen, Vorträge und Meinungsaustausch betreiben wollten. Bei der Menge der anreisenden Gäste blieb kaum Platz für die üblichen Touristen. Aber diese Veranstaltung war ja schon seit Wochen geplant, und dementsprechend hatte das Personal am Empfang auch bereits einen Teil der Anfragen ablehnen müssen.
Ganz besonders stolz waren die Einwohner jedoch über die Tatsache, dass ihr örtlicher Arzt, Doktor Daniel Ingold, als Ehrengast zu dieser Tagung geladen worden war.
Normalerweise wurde die Ärzteschaft am Tagungsort eher als Zaungast geduldet, hier jedoch sollte Daniel sogar selbst einen Vortrag halten, über die Probleme der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum.
Der Alpendoktor war zunächst erstaunt gewesen, als man diese Bitte an ihn gerichtet hatte; was hatte er schon zu berichten im Kreis dieser teilweise hochkarätigen Kollegen, die tatsächlich aus aller Welt anreisten, um sich auszutauschen? Doch er war auch geschmeichelt und machte sich eine Menge Gedanken darüber, was er in seiner Rede sagen wollte oder auch sollte. Von allen Seiten wurden ihm Vorschläge angetragen, nachdem die Neuigkeit erst einmal die Runde gemacht hatte. Dabei war es doch relativ einfach. Daniel hatte seine tägliche Arbeit mit den Patienten, meist die übliche Routine. Und doch gab es immer wieder ungewöhnliche Fälle, selbst in einem relativ kleinen Ort wie Hindelfingen. Nicht immer war es möglich, rasch einen Kollegen hinzuzuziehen, um dessen Meinung und Fachwissen zu erfragen, manchmal musste er aus dem Stegreif eine Entscheidung treffen, ohne zu wissen, welche Folgen sich daraus ergaben. Dazu kamen die Probleme, die sich aus dem großflächigen Einzugsbereich ergaben. Hatte er an dem einen Ende einen Notfall, konnte er nicht innerhalb einer Viertelstunde schon auf der anderen Seite sein.
Natürlich hatte eigentlich auch Daniel Ingold Zeiten, in denen es ihm freistand, Urlaub zu machen oder ein ungestörtes Wochenende zu verbringen. In der Praxis schaute das dann aber doch so aus, dass die Patienten es vorzogen den Doktor auch in seiner Freizeit zu stören, statt die Vertretung, meist einen Kollegen aus der Stadt, anzurufen. Viel Stoff also für einen Vortrag, und ebensoviel Themen für eine Diskussion.
Mittlerweile war auch bekannt geworden, dass einige Teilnehmer der Tagung aus Gebieten kamen, in denen sich ähnliche Probleme zeigten wie in Hindelfingen und Umgebung. Es würde eine interessante Tagung werden, wo auf der einen Seite weltweit anerkannte Wissenschaftler, die über modernste Technologien im Kampf gegen unheilbare Krankheiten verfügten, in breiter Runde diskutierten. Auf der anderen Seite handelte es sich um gewöhnliche Mediziner, die tagtäglich vor Ort in Kontakt mit ihren Patienten standen, sich mit der Bürokratie herumschlugen und oft genug mit fast unlösbaren Problemen konfrontiert wurden.
Daniels anfängliches Zögern legte sich rasch, er war neugierig und zugleich aufgeregt, wie die ganze Veranstaltung überhaupt ablaufen sollte.
Jeder seiner Patienten sprach den Arzt darauf an, das war nur natürlich. Oft genug bekam er auch kluge Ratschläge, oder auch weniger kluge. Alle aber waren stolz auf ihren Doktor. Ganz besonders aber die ständige Freundin von Daniel, die Tierärztin Bernie Brunnsteiner.
Wenn man es so wollte, kämpfte sie mit den gleichen Schwierigkeiten, die auch der Alpendoktor meistern musste, nur dass ihre Patienten meist vier Beine hatten und über ihre Beschwerden nicht reden konnten. Bernie wusste genau, dass sie Daniel nicht auch noch Hinweise geben musste, ganz im Gegenteil, es würde ihm guttun, auch mal an etwas denken. Dafür würde sie auf ihre Weise schon sorgen.
Bernie besaß einen Schlüssel für Daniels Haus, so wie auch er einen für ihr Heim hatte. Eigentlich wartete ganz Hindelfingen darauf, dass aus den beiden endgültig ein Paar wurde. Aber bisher hatte sich nur selten die Gelegenheit ergeben, um überhaupt die Frage aller Fragen zu stellen. Und jedesmal, wenn Daniel den Zeitpunkt für richtig gehalten und den Mut gefunden hatte, war etwas dazwischengekommen. Dabei lag es hauptsächlich an der jungen Frau, dass noch immer kein Termin wenigstens für eine Verlobung festgelegt war.
An diesem Abend hatte Bernie sich eine kleine Überraschung ausgedacht, um Daniel etwas abzulenken. Seit einigen Tagen hatte sie eine Schildkröte in Pflege, vermutlich schon ein sehr altes Tier, aber nicht größer als eine Handfläche. Es handelte sich um ein ausgesprochen neugieriges Exemplar, immer wieder reckte das kleine putzige Tier den Kopf aus dem Panzer und schaute umher. Bernie hatte ein leckeres Essen vorbereitet, während Daniel noch immer in der Praxis beschäftigt war. Im Augenblick schien sich ganz Hindelfingen mit irgendwelchen Krankheiten herumzuschlagen, und an manchen Tagen musste auch der alte Doktor Alois Huber einspringen, damit der Alpendoktor überhaupt noch mal Feierabend bekam. Die Freunde, die Daniel besaß, sorgten jeder auf seine Art dafür, dass der Arzt etwas Ablenkung und Entspannung fand. Jetzt war noch diese Tagung dazu gekommen, er machte sich ganz bestimmt zu viele Gedanken um seinen Vortrag.
Wahrscheinlich würde es schon ausreichen, wenn er ganz einfach aus dem täglichen Leben erzählte. Doch er wollte es natürlich ganz besonders gut machen und opferte dafür seine wenige Freizeit. Bernie hatte genug davon.
Endlich hörte sie die Tür, der Arzt kam mit müdem Gesichtsausdruck herein, als er Bernie erblickte, flog ein glückliches Lächeln über seine Züge und überdeckte die Müdigkeit ein wenig. Er zog sie fest in seine Arme und busselte sie ausgiebig ab, bis sie um Atem rang und nach Luft schnappend um Gnade flehte.
„Ich hab mir gedacht, dass du den ganzen Tag noch nix Gescheites gegessen hast“, bemerkte sie. „Und weil ich grad Langeweile hatte ...“
Der Mann lachte herzhaft auf, wohl zum erstenmal an diesem Tag.
„Seit wann hast Langeweile? Keine Tiere mehr in Hindelfingen, die deiner zarten Hände bedürfen?“
Allgemein war bekannt, dass beide Ärzte sich aufopferten, ohne Rücksicht auf die eigenen Bedürfnisse. Der Tag, an dem einer von beiden an Langeweile litt, würde wohl nicht so schnell kommen. Daniel war froh und dankbar, dass er sich ganz einfach an einen gedeckten Tisch setzen konnte. Der verlockende Duft eines delikaten Auflaufs kam aus der Küche, frisches Brot stand in einem Korb auf dem Tisch, und auf dem Teller von Daniel befand sich eine Haube, um etwas abzudecken. Noch eine Überraschung?
Interessiert hob er den Deckel in die Höhe, stutzte und starrte verblüfft auf den Teller.
Neugierig streckte die Schildkröte den Kopf in die Höhe und schaute den Mann an. Daniel begann zu lachen und konnte gar nicht wieder aufhören. Die Anspannung der letzten Zeit löste sich in diesem Gelächter, und Bernie stimmte schließlich ein. Sie hatte ihr Ziel erreicht.
Er stellte den Teller mit dem Tier an die Seite und legte ein paar Salatblätter dazu, die als Dekoration beim Aufschnitt lagen. Als die Tierärztin jetzt mit dem Topf aus der Küche kam, schnupperte Daniel hingebungsvoll.
„Du enttäuschst mich“, meinte er dann aber spöttisch. „Da hab ich doch gedacht, jetzt krieg’ ich eine Schildkrötensuppe, wo die Vorspeise mit dem Panzer doch einigermaßen ungenießbar ist. Aber da kommst nur her ...“
„Vorspeise hast gesagt? Bist narrisch? Das ist Amanda, die heut’ einfach mal wen anders kennenlernen wollte. Und du verlangst eine Suppe? Aus der Amanda? Na wart’, ich werd’ dir beim nächstenmal das Badewasser servieren.“
Daniel verzog entsetzt das Gesicht. „Das ist net dein Ernst. Lass das Tier doch lieber in Ruh’.“
Er strich sanft über den Panzer, und Amanda streckte sofort den Kopf weiter hervor.
„Es scheint ja fast, als könnt’ sie spüren, dass sie gestreichelt wird“, meinte er und kraulte das Tier jetzt unter dem ausgereckten Hals. Es fühlte sich rau und doch weich an.
„Schildkröten spüren auch auf dem Panzer alles, es ist nur eine relative dünne Hornschicht, die aber auch von Nerven durchzogen ist. Der Panzer wächst mit, wenn das Tier größer wird. Da kannst also sehen, dass sie es genießt, wenn sie gestreichelt wird“, erklärte Bernie. „Die Natur hat auch da eine große Vielfalt erschaffen, was selbst mich immer wieder verwundert. Schau dir nur die Riesenschildkröten an, die sind auch mal aus einem kleinen Ei geschlüpft. Ich find’s immer wieder faszinierend, wie die Tiere mit ihrem schweren Körper auf den vier kurzen Beinen vorankommen, langsam aber stetig. Vielleicht sollten wir Menschen ums manchmal ein Beispiel daran nehmen, Ruhe und Gelassenheit führen auch zum Ziel.“
„Sollte das eine Anspielung sein?“, erkundigte sich Daniel und schaufelte sich heißhungrig das köstliche Essen auf den Teller.
„Freilich, oder glaubst, niemand hat bemerkt, wie du dich in den letzten Tagen selbst unter Druck setzt? Morgen beginnt die Tagung, macht der Alois deinen Dienst? Kannst ja net auch noch Zeit in der Praxis verbringen.“
„Na ja, einen halben Tag denk’ ich, wird's brauchen, da wird der Alois nur kurz einspringen müssen.“
Sie schaute ihn ungläubig an. „Bist net gescheit? Daniel, ich denk’, diese Tagung mit all den Kollegen, der Austausch, die Diskussionen – das kannst doch net in einem halben Tag abhaken und dann sagen, dank auch schön, aber jetzt muss ich gehen. Außerdem, mein lieber Freund, willst tatsächlich den Medizinerball schwänzen? Das tät’ ich dir sehr übel nehmen, denn ich bin fest davon ausgegangen, dass wir zwei zusammen hingehen.“
„Das hab ich glatt vergessen“, gestand Daniel und schmunzelte ob ihrer Empörung. Natürlich wollte er sie nur ein bisschen aufziehen, doch Bernie schien das nicht zu bemerken.
„Dann wird's aber höchste Zeit, dass du endlich mal ein bisserl aus dem täglichen Trott herauskommst, abschalten, Herr Doktor. Ist’s net das, was S’ Ihren Patienten auch immer wieder predigen?“
„Predigen? Ich? Niemals, dafür haben wir schließlich den Herrn Pfarrer“, entrüstete sich der Mann gespielt. Er zog Bernie in seine Arme. „Was tät’ ich nur ohne dich, du klügste aller Frauen? Natürlich gehen wir zum Medizinerball. Ich wollt dich nur ein bisserl aufziehen, weil ich denk’, du machst dir zu viele Gedanken um mich.“