2,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 2,99 €
Alpendoktor Daniel Ingold – Band 28
von Anna Martach
Der Umfang dieses Buchs entspricht 102 Taschenbuchseiten.
Durch den seltsamen Unfall des Bauinspektors Stefan Hoffinger bekommt Daniel Ingold es mit einer ungewöhnlichen Krankheit zu tun – und in Hindelfingen verschießt mal wieder Amor wahllos seine Pfeile. Anja, Stefan, Uschi – für wen gibt es ein Happy End? Während sich auf der Baustelle des neuen Klosters etwas höchst Dramatisches ereignet, was auch Daniel wieder stark fordert, träumt er doch insgeheim davon, seine Bernie für immer in die Arme zu schließen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2019
Alpendoktor Daniel Ingold – Band 28
von Anna Martach
Der Umfang dieses Buchs entspricht 102 Taschenbuchseiten.
Durch den seltsamen Unfall des Bauinspektors Stefan Hoffinger bekommt Daniel Ingold es mit einer ungewöhnlichen Krankheit zu tun – und in Hindelfingen verschießt mal wieder Amor wahllos seine Pfeile. Anja, Stefan, Uschi – für wen gibt es ein Happy End? Während sich auf der Baustelle des neuen Klosters etwas höchst Dramatisches ereignet, was auch Daniel wieder stark fordert, träumt er doch insgeheim davon, seine Bernie für immer in die Arme zu schließen.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
© by Author
© dieser Ausgabe 2015 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Es war die tägliche Aufgabe von Daniel Ingold Hausbesuche zu machen. Die Fälle waren mal mehr, mal weniger schwer, und er kannte seine Patienten. Schließlich war er seit vielen Jahren der Alpendoktor, beliebt und geachtet in ganz Hindelfingen. Hier und da brauchte er etwas mehr Zeit für einen kleinen Plausch oder auch mal ein kurzes Spiel mit kranken Kindern. Der Arzt wurde allgemein gern gesehen, und er mochte auch seine Patienten. Auf der Straße wurde er gegrüßt, man rief ihm scherzhafte Worte zu, und der Händler aus dem Geschäft steckte ihm gelegentlich einen Apfel zu.
Das war seine Welt! Hier fühlte er sich zu Hause.
Nicht weit entfernt ging gerade der örtliche Polizist, Georg Obermayr, die Straße entlang. Schorsch, wie er allgemein genannt wurde, war ebenfalls eine beliebte und geachtete Persönlichkeit des Ortes, vor dem jedermann Respekt besaß.
„Schorsch, wart’ mal, ich hätt’ noch was mit dir zu bereden“, rief Daniel und winkte dem Mann zu.
„Ich komm herüber“, antwortete der, schaute kurz nach rechts und links, dann lief er los, geradewegs über die Straße.
Aus einer leichten Kurve heraus kam ein Auto angeschossen, fuhr in Schlangenlinien, ohne zu bremsen. Das alles machte einen sehr unkontrollierten Eindruck.
Jemand schrie auf. Schorsch wurde aufmerksam, doch da war es längst zu spät.
Das Auto nahm geradewegs Kurs auf den Beamten. Obermayr sah das Unheil auf sich zukommen, und seine Schrecksekunde war denkbar kurz. Mit einem mutigen Hechtsprung versuchte er noch sich in Sicherheit zu bringen, schlug beim Sturz aber schwer mit dem Kopf auf, schaffte es dennoch, dem Fahrzeug auszuweichen.
Benommen, mit schmerzendem Schädel und geprellten Rippen lag er da und hatte für kurze Zeit die Besinnung verloren.
Auch Daniel Ingold hatte mit Entsetzen verfolgt, wie der Unfall abgelaufen war. Jetzt sah er aber auch, dass der Wagen mehr oder weniger unkontrolliert gegen eine Straßenlaterne fuhr und endlich zum Stehen kam. Der Fahrer schlug mit dem Kopf auf die Hupe, und der Lärm reihte sich nahtlos ein in das vorausgegangene Inferno aus klirrenden Scheiben, kreischenden Reifen und dem Aufprall von Blech auf ein Hindernis.
Jetzt aber kam Leben in die Menschen auf der Straße. Daniel, der seine Arzttasche natürlich bei sich trug, rannte auf den am Boden liegenden Polizisten zu. Schorsch blinzelte, machte dann eine schwache Bewegung mit dem Arm, als wollte er etwas abwehren. Der Arzt beugte sich nieder und drückte die Arme herunter.
„Bleib’ ganz still liegen, Schorsch, ich bin ja hier, und der Krankenwagen kommt gleich.“ Wie er es immer bei Verletzten tat, redete Daniel in sanftem, beruhigendem Ton, um erst einmal den Schock abzubauen und die aufkommende Panik zu verhindern.
Da kam er beim Schorsch aber gerade an den rechten, der schließlich selbst täglich mit Unfallopfern zu tun hatte und diese Taktik sehr wohl selbst beherrschte.
„Komm mir net auf diese Art, ist eh net viel passiert, glaub’ ich. Schau mal lieber nach dem Bazi mit dem Auto. Der ist entweder betrunken oder deppert oder krank.“
Der Doktor bemerkte, dass Schorsch sich selbst aufsetzen konnte und leise vor sich hin schimpfend nach seinem Kopf griff. Der Blick von Daniel fiel auf das Auto. Wie er durch die Seitenscheibe sehen konnte, hob der Fahrer gerade den Kopf und schaute völlig verwirrt und verständnislos um sich. Auf der Wange befand sich eine Wunde, aus der Blut auf den Anzug herabtropfte. Mit fahrigen Bewegungen versuchte der Mann die Tür zu öffnen, doch da war Daniel schon heran.
„Kommen S’ erst mal heraus. Können S’ reden? Wissen S’, was passiert ist? Bleiben S’ ganz ruhig, ist nix passiert, was man net in Ordnung bringen könnt’.“
Der Mann stützte sich am Auto ab, ließ dann seinen Blick über das Chaos und die umherstehenden, neugierigen Zuschauer schweifen und schüttelte langsam den Kopf.
„Ich – ich weiß gar nix“, erklärte er verstört. Mit der Hand griff er an seine Wange, betrachtete dann das Blut, als würde er diese Flüssigkeit zum erstenmal sehen. Er roch jedenfalls nicht nach Alkohol, aber das musste ja nicht unbedingt etwas zu bedeuten haben.
„He, habt’s ihr alle nix weiter zu tun als Maulaffen feil zu halten?“, donnerte der Polizist, der zum Glück wirklich nicht schwer verletzt war.
„Ach, sei stad, kannst doch keinem verbieten hier zu schauen“, rief eine Stimme aus der Menge.
„Kann ich net? Wennst dich da mal net täuscht. Da gibt’s die unterlassene Hilfeleistung, die Behinderung von Ermittlungen am Unfallort, und dann wäre da auch noch die Überlegung, ob hier net die Privatsphäre von jemand verletzt wird. Außerdem seid ihr ein Verkehrshindernis. Reicht das wohl? Im Augenblick fühle ich mich jedenfalls durch euch arg behindert und ziemlich verletzt. Also, überlegt euch das wohl.“ Er meinte seine Worte gar nicht so ernst, wie sie klangen, und die Leute hier wussten das sehr wohl, doch sie verstanden auch, dass er für Ordnung zu sorgen hatte, ob ihnen das nur passte oder nicht.
Unwilliges Murren antwortete, doch langsam zerstreuten sich die Leute. Im Grunde gab’s jetzt auch nicht mehr viel zu sehen. Schorsch ging hinüber zu Daniel und dem Autofahrer, der noch immer tief geschockt war. Er saß jetzt auf einer Bank, wie es hier viele gab, und ließ sich vom Doktor behandeln.
„So, dann erzählen S’ mir doch mal, was dieser Schmarrn hier soll“, forderte der Polizist und schaute den Mann streng an. „Aber vorher geben S’ mir Ihre Papiere. Haben S’ was getrunken, oder sonst was genommen? Was haben S’ sich denn dabei gedacht? Das war ein tätlicher Angriff auf einen Polizisten. Außerdem hätt’s einen jeden anderen hier auf der Straße ebenfalls treffen können. Dazu kommt fahrlässige oder sogar vorsätzliche Gefährdung des Straßenverkehrs, Zerstörung öffentlichen Eigentums ...“
„Schorsch, ich glaub’, es langt für den Moment“, sagte Daniel ruhig.
„Ich weiß doch gar nix mehr“, flüsterte der Mann völlig aufgelöst. Er gab Schorsch seine Papiere.
„Stefan Hoffinger, Inspektor beim Amt für öffentliche Ordnung, unterstellt dem Bauordnungsamt, 32 Jahre.“ Der zusätzliche Behördenpass gab alle diese Auskünfte.
„Ja, da schau her. Haben S’ am End gar Ärger mit einem Bauherrn und wollten das jetzt an der Straßenlaterne auslassen?“
„Schmarrn, nun red’ mal keinen Unfug“, warnte Daniel noch einmal. „Ich glaub’, für dich wär’s eh besser, tätst heimgehen und erst mal den Schock verdauen.“
Jetzt wurde der Polizist doch ruhiger. „Ist schon recht, ich bin wohl nur erschrocken, weil’s halt grad sehr knapp war, um noch mal mit dem Leben davonzukommen. Also, dann erzählen S’ mal alles in Ruhe“, brummte Schorsch etwas besänftigt.
Stefan schaute auch weiterhin unglücklich drein. „Ich bin vom Büro aus losgefahren, weil ich hier zu der alten Abtei wollte. Ich mein, drüben das Zisterzienserkloster St. Gertrud, weil das neu eröffnet werden soll. Ich kann mich auch noch dran erinnern, dass ich hier in den Ort gefahren bin – und dann war plötzlich nix mehr, ein Filmriss. Als ich die Augen wieder aufmachte, befand ich mich hier, mitten im Chaos.“
„Ja, so könnt man das ausdrücken. Hatten S’ das schon mal öfter? Ich red’ von diesen Bewusstseinslücken“, forschte der Arzt.
Kopfschütteln. Aber sofort griff der Mann sich an die Stirn, er schien heftige Kopfschmerzen zu haben.
„Nein, noch nie. Oder doch, so was ähnliches. Als ich neulich vom Pferd gefallen bin, hat’s eine Weile gedauert, bis ich mich wieder an alles erinnern konnt’.“
Der Arzt horchte auf. „Wie war das? Waren S’ dabei ohnmächtig? Hat sich ein Arzt das angeschaut?“
„Ach, Quatsch. Es ging mir ja gleich wieder gut.“
„Da könnt aber der Grund liegen. Ist schon möglich, dass S’ ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma davongetragen haben, was manchmal Spätfolgen nach sich zieht. Ein Aneurysma zum Beispiel, oder sogar so was wie Narkolepsie.“
„Was ist das denn? Das klingt ja wie Epilepsie.“
„Ist auch verwandt damit. Aber das sollten wir net hier auf der Straße besprechen oder gar klären. Da drüben, gar net weit entfernt, ist meine Praxis. Ich denk’, das sollte auf jeden Fall untersucht werden. Sie müssen zwar jetzt net dauernd als Patient zu mir kommen, ich kann auch nur einfach die Erste Hilfe leisten und dann dafür sorgen, dass S’ mit dem Krankenwagen ...“
„Oh, Himmel, ein Rettungswagen ist doch bestimmt net notwendig. Und außerdem ist mir ganz recht, wenn S’ mich behandeln. Oder tät’s was dagegen einzuwenden geben?“, wandte Stefan sich an den Polizisten.
Schorsch brummelte noch etwas. „Das klingt auf den ersten Blick alles net sehr glaubwürdig. Aber wenn der Daniel sagt, da ist was dran, muss ich’s wohl glauben. Eine Blutprobe muss aber trotzdem entnommen werden. Sind S’ damit einverstanden?“ Stefan nickte. „Außerdem sollt’ ich besser gleich mitkommen, dann können wir uns gemeinsam behandeln lassen, und anschließend gibt’s erst mal ein Protokoll.“
Gesagt, getan. Schorsch beauftragte mit Zustimmung von Stefan den Betreiber einer Reparaturwerkstatt, den Wagen abzuholen, alles weitere konnte später geregelt werden. Sie befanden sich schon in der Praxis, Minchen nahm die Personalien auf, als dem Obermayr noch etwas einfiel.
„Was haben S’ da vorhin gesagt? Das alte Kloster soll wieder eröffnet werden? Ja, wer ist denn auf diese depperte Idee gekommen? Und wer will da überhaupt einziehen?“
„Na ein Konvent von Benediktinerinnen halt. Aber erst mal muss ich die Lage prüfen, ob das überhaupt noch zulässig ist von der Bausubstanz und dem geplanten Umbau her, und so weiter.“
„Ja, da legst dich nieder“, erklärte Minchen verblüfft. „Wir kriegen also ein neues Konvent?“