Amore, amore! - Maria Carmen Morese - E-Book

Amore, amore! E-Book

Maria Carmen Morese

0,0
7,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Die charmante Halbitalienerin Valeria hat jahrelang in Deutschland gelebt und kehrt nun nach Neapel zurück, um für eine deutsche Frauenzeitschrift zu recherchieren: Was hat es mit dem Land der Liebe und des Latin Lovers auf sich? Sind italienische Männer wirklich die besseren Verführer oder doch nur langweilige mammoni, Muttersöhnchen? Und warum ist Capri noch immer die perfekte Kulisse für einen romantischen Heiratsantrag? Vor der traumhaften Landschaft Neapels und der Amalfiküste stürzt Valeria sich mutig ins Geschehen, ergründet die Bedeutung der »Baci Perugina«, des Valentinstages, der Schmucksymbolik (welche Stücke eignen sich mehr für die Ehefrau, welche für die Geliebte?), der »Scheidung auf Italienisch«. Wird Valeria zum Schluss selbst ihr Single-Federbett gegen die große italienische Bettdecke eintauschen? Drei Verehrer säumen ihren Weg. Am Ende muss sie sich für einen von ihnen entscheiden.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Maria Carmen Morese

Amore, amore!

Liebe auf Italienisch

Ullstein

Das Buch

Die charmante Halbitalienerin Valeria hat jahrelang in Deutschland gelebt und kehrt nun nach Neapel zurück, um für eine deutsche Frauenzeitschrift zu recherchieren: Was hat es mit dem Land der Liebe und des Latin Lovers wirklich auf sich? Was unterscheidet die italienischen von den deutschen Männern? Und wie muss man mit ihnen umgehen? Valeria nimmt uns mit auf eine amüsante Erkundungstour durch die Welt der »Amore all’italiana«. Wird sie zum Schluss selbst ihr Single-Federbett gegen die große italienische Bettdecke eintauschen?

Die Autorin

Maria Carmen Morese wurde 1968 in Pompeji geboren. Sie studierte Germanistik, Romanistik und Kunstgeschichte und promovierte in Deutschland. Sie ist Autorin der Gebrauchsanweisung für Neapel und die Amalfiküste. Nach Jahren in Berlin lebt sie derzeit als Leiterin des Goethe-Instituts in Neapel.

Uno

Es ist ein Abenteuer, denke ich. Aus dem Flugzeugfenster blicke ich auf Italien, das unter mir ruhig und still daliegt wie ein schlafendes Tier. Im strahlenden Sonnenlicht erspähe ich Häuser mit Ziegeldächern, Pinien und Zypressen, rechts sehe ich die Insel Elba, umsäumt von smaragdgrünem Wasser. Die Luft ist so rein und klar, dass ich die schillernden Wellen erkennen kann.

Die Stimme des Piloten weckt mich jedoch bald aus dem mediterranen Sommertraum: Es ist kalt in Italien, ungefähr sechs Grad. Ich drehe mich um und schaue durch einen Spalt zwischen den Sitzen. Die ältere Dame, die hinter mir sitzt, seufzt enttäuscht: »Italien ist bei Weitem nicht mehr so schön, wie immer behauptet wird.« Dann sagt sie zu ihrem Mann, der in ein Kreuzworträtsel vertieft ist: »Ich hatte es dir ja gesagt: Lass uns lieber nach Lanzarote fliegen. Außerdem«, zweiter Seufzer, »sind italienische Hotels so schlecht beheizt. Gott sei Dank habe ich die Heizdecke mit!«

Jetzt stoße ich einen kleinen Seufzer aus. Nicht weil ich die Wärmflasche in Hamburg vergessen habe. Nein, nicht das ist das Problem. Ich fliege allein in den Süden, denn ich bin wieder Single. Das heißt allein lebend, ledig, im Stich gelassen. Vor sechs Wochen hat Christian seine Sachen gepackt und ist frohgemut mit einer Brünetten für immer aus meinem Leben herausspaziert.

»Sei froh«, haben meine Freundinnen die Trennung einstimmig kommentiert. »Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.« Wenig nützlich fand ich dagegen Kommentare wie »Er war sowieso ein selbstbezogener Aufreißer«. Ich hatte das Leben mit Christian keineswegs als Schrecken ohne Ende wahrgenommen, auch wenn ich manchmal den Verdacht hatte, er habe etwas mit einer meiner Kolleginnen.

Als ich zwei Wochen nach der Trennung lediglich ein paar Äpfel und eine Packung schwedisches Knäckebrot zu mir genommen hatte, dachten Familie und Freunde, dass sofort etwas unternommen werden müsse. Meine ita lienische Mutter rief mich jeden Tag an, um sich zu erkundigen, ob ich jetzt nun endlich etwas gegessen hätte. »Soll ich dir deinen Bruder Anton mit einer Kasserolle Lasagne vorbeischicken?«, fragte sie besorgt. Gleichzeitig wollte mich meine beste Freundin in die Disko schleppen und versuchte, mich mit aufmunternden Sätzen wie »Der Nächste, bitte!« zu erheitern.

Im Büro bezeichnete meine Kollegin die Schatten unter meinen Augen als »so groß wie Autobahnspuren« und spendierte mir eine Anti-Falten-Creme, die »wahre Wunder« wirken sollte. Während das alles geschah und mein Tempo-Taschentücher-Konsum Rekordzahlen erreichte, erbarmte sich jemand oben im Himmel meines unerfreulichen Schicksals: Zeitgleich zu meinem Liebeskummer brach in Italien plötzlich eine verheerende Müllkrise aus.

»Was hat das eine mit dem anderen zu tun?«, fragte mich meine Chefin verblüfft, als ich ihr die Sachlage schilderte.

»Es gibt zwar keine Kausalität, aber einen Zusammenhang schon«, war meine zugegeben wirre Antwort.

»Sie wollen sich beurlauben lassen?«, hakte sie nach und schaute mich über ihre Lesebrille hinweg an. »Um nach Italien zu fahren? Was wollen Sie dort tun? Zitronen und Tomaten züchten und die große Liebe vergessen?«

Gemein, oder? Ich versuchte zu lächeln. »Ja. Ich gehe zu meinen Verwandten … die brauchen meine Hilfe«, erklärte ich. Dann stammelte ich noch ein paar Worte wie Müllkatastrophe, sinkende Touristenzahlen, wirtschaftlicher Zusammenbruch und italienische Familie. Währenddessen fing ich an, ausgiebig unter dem linken Arm zu schwitzen.

Ach, ein Teufelskreis: Je mehr ich schwitzte, desto größer wurde meine Verlegenheit. Ich schielte nach unten links, zu meinem T-Shirt, wo sich der Schweißfleck weiter ausbreitete. Je mehr ich mich schämte, desto mehr transpirierte meine linke Achsel.

Ob meine Chefin es merkte? Jedenfalls musste irgendetwas sie auf einmal milder gestimmt haben, denn auch sie versuchte, ein Lächeln anzudeuten. Sie fasste meine unzusammenhängende Erklärung noch einmal zusammen: »Der Bruder Ihrer Mutter führt eine Pension in Süditalien, die wegen des Müllskandals nicht mehr läuft, da die Touristen ausbleiben. Kurz vor der Rente riskieren Onkel und Tante Konkurs, weswegen sie das Hotel schnell verkaufen möchten und Sie nun inständig bitten, bei der Abwicklung und dem Umzug zu helfen.«

Ich nickte dankbar. Es folgte eine Pause. Um mir aus der Verlegenheit zu helfen, erzählte ich ihr von meiner Kindheit: von den Sommermonaten am Meer mit Großmutter und Familie, dem Hotel La Villa Blu und den vielen ausländischen Gästen.

Da meine Chefin keine Anstalten machte, mich zu unterbrechen, und mich recht aufmerksam ansah, fuhr ich fort. Früher war das Haus die Residenz eines Pfarrers gewesen, eines Großonkels meiner Großmutter. Es musste ungefähr Mitte des 19. Jahrhunderts gewesen sein, als der legendäre Feldherr Giuseppe Garibaldi Italien von Norden bis Süden vereint hatte. Ich plauderte weiter: Auch nach hundertfünfzig Jahren hätten die Leute im Süden die Norditaliener nicht ins Herz geschlossen. Und weiter in einem nicht enden wollenden Redefluss: über die kalkweißen Wände des Hauses, die die Hitze des Tages fernhielten, und das Abendessen unter der Bougainvillea-Pergola.

»Frau Fest, jetzt bitte mal im Ernst: Wie wollen Sie das anstellen?«, unterbrach mich die Chefredakteurin schroff. »Sie wollen mir jetzt nicht sagen, dass Sie uns wegen eines Umzugs verlassen und ein Jahr lang Urlaub am Mittelmeer machen?« Sie warf den Kopf nach hinten und lachte gereizt. »Das würde ich auch gerne mal tun. Ebenso wie Ihre gestressten hundertzwanzig Kollegen!« Sie zeigte auf die Mappen und die Fotoalben, die sich auf ihrem Schreibtisch stapelten. »Wir sind völlig überarbeitet!«, sagte sie hastig. »Das Juni-Heft mit der Sommermode drängt, und in der Reiseredaktion ist eine Kollegin in Elternzeit. Wie soll das gehen? Die Anzeigen schrumpfen unaufhörlich, der Vorstand setzt die Chefredaktion enorm unter Druck.«

Ich sank in den Stuhl und schaute aus dem Fenster auf den Stadtpark hinaus, wo auf dem Vorplatz ein Bus wartete. Es nieselte. In der Glasscheibe erkannte ich mein erschrockenes Gesicht und dachte: grauweißes Wetter – das passt gut zu meinem grauweißen Teint.

Ich wägte noch ab, was ich erwidern konnte, als die Chefin auch schon fortfuhr: »Ganz auf Sie kann ich nicht verzichten. Das ist völlig ausgeschlossen!«

Ich seufzte.

»Obwohl«, murmelte sie, »obwohl … Wir könnten … es wäre …« Pause. Sie musterte mich eingehend, dann drehte sie sich erst zum Fenster und schließlich wieder zu mir: »Wundern Sie sich nicht. Ich überlege jetzt laut: Wenn Sie in Italien sind, könnten Sie uns dann ab und an einen Artikel liefern?«

Verblüfft hob ich den Kopf. »Ähm …«

Sie sprach einfach weiter: »Von Süditalien ist es nicht weit nach Rom. Sie müssten nur ein paarmal nach Rom und nach Mailand für uns fahren, mal eine Modenschau besuchen, mal eine Kunstmesse, Kontakt mit Photographen halten …«

»Vecchia volpe – gerissene Füchsin«, hätte meine Großmutter – Gott hab sie selig – jetzt gesagt. Die Strategin hatte mich mal wieder überrascht. Mein Antrag auf Beurlaubung war also gebongt, wenn auch unter der Bedingung, dass ich weiter für das Magazin schrieb. Zwei Fliegen mit einer Klappe, denn die teure Stelle der Korrespondentin in Mailand konnte dadurch im annus horribilis der Finanzkrise eingespart werden. Gleichzeitig erwarb sich die Chefin in meiner Redaktion den Ruf der verständnisvollen Vorgesetzten und Vertrauten, die einer in extreme Not geratenen Mitarbeiterin half.

In extremer Not – so hatte sie es formuliert und übergangslos hinzugefügt: »Und ein bisschen Zeit für die Reiseredaktion hätten Sie sicherlich noch, oder?« Ohne meine Antwort abzuwarten, war sie aufgestanden und hatte von einem Buchregal eine Mappe geholt. ENIT stand darauf. »Vielleicht möchten Sie schon mal Ihre Fühler ausstrecken und Kontakt mit dem italienischen Fremdenverkehrsbüro in Frankfurt am Main aufnehmen?«

Ich schaute sie verblüfft an. Sollte ich noch mal unterstreichen, dass ich bis zu meinem achtzehn Lebensjahr jeden Sommer in Italien verbracht hatte?

»Laut dieser Pressemitteilung der Internationalen Tourismusbörse«, sie holte ein Blatt aus der Mappe, »ist Italien das beliebtestes Ziel fast aller Hochzeitsreisenden!« Sie reichte mir die Mappe: »Wann fahren Sie noch mal genau weg? In zwei Wochen? Dann schaffen Sie das: 3000 bis 4000 Zeichen über die italienische Art, stilvoll Hochzeit zu feiern.« Sie schob die Hand in die Luft, von links nach rechts, und schon sah sie die Schlagzeile vor sich: »Das Fest der Feste am Strand, im Mondschein, auf dem Boot … eben ein Bericht darüber, wie die Italiener feiern: Venedig, Portofino, Rom.« Mit einem Seufzer setzte sie sich wieder hin: »Ich beneide Sie!«

Ich nickte und stand auf, um mich zu verabschieden.

Sie streckte mir die Hand hin. »Wer weiß? Vielleicht verlieren Sie Ihr Herz ja an einen heißblütigen Italiener! Sie haben es gut!«

Jemand fasst mich am Oberarm an, und als ich aufblicke, hält mir ein Steward einen Strohkorb vors Gesicht. Ich blinzele, dann hüstele ich verlegen: Ein Double von Luca Toni bietet mir in rotes Alupapier eingewickelte, herzförmige Pralinen an: »Buon San Valentino!«, ist darauf gedruckt. Einen schönen Valentinstag wünscht mir die Fluggesellschaft also. Fahrig bewegt der Steward den Korb in meine Richtung. Der Anflug auf den Flughafen hat schon begonnen, und er muss noch zwanzig Reihen bedienen. Ich wähle ein Konfekt.

Auf einem kleinen Bildschirm, der aus der Decke herausgeklappt wird, kann ich die Route verfolgen. Eine rote Linie zieht sich von Norddeutschland über die Alpen den Stiefel entlang, fast bis zum afrikanischen Kontinent. Vielleicht lächele ich in diesem Augenblick verträumt vor mich hin. Als ich aufsehe, trifft mein Blick den eines Mannes, der in derselben Reihe auf der anderen Seite des Ganges sitzt.

»La prima volta in Italia? – Das erste Mal in Italien?«, fragt er und lächelt mich an.

»Ja«, sage ich trocken.

»Che bello, wie schön für Sie! Eine Jungfernfahrt also. Sie haben Glück. Heute weht der Mistral, es ist zwar kalt, dafür aber sehr klar. Urlaub oder Arbeit?

Wieder lüge ich: »Ich besuche Freunde.«

Ohne mich nach meiner Zustimmung zu fragen, ist er aufgestanden und hat sich auf den freien Sitz neben mich gesetzt. »Sind Sie Lehrerin? Oder Studentin?«

»Uff« Innerlich rolle ich mit den Augen. Der erste italienische Don Juan meiner Reise. Mir ist es noch zu früh für männliche Bekanntschaften, daher antworte ich in monosillabi: Ja, nein, weiß nicht.

Der Charmeur ignoriert meine Reserviertheit und fängt an, von seinem Aufenthalt in Hamburg zu erzählen. Auch von seiner Arbeit spricht er und erkundigt sich zaghaft nach mir und meiner Familie. Als das Flugzeug den Boden berührt, holt er aus der Tasche seines Jacketts eine silberne Dose hervor und gibt mir seine Visitenkarte. »Gaetano Letizia, Capri«, lese ich. Auf der Rückseite ist ein Bild von der blauen Grotte abgedruckt, ein altes Tableau aus der Goethe-Zeit. Ich betrachte seine gepflegten Fingernägel und die aufrechte Haltung. Er sieht nicht gerade wie der typisch süditalienische Macho aus: angenehme Gestalt, dunkles, von dünnen silbrigen Fäden durchzogenes Haar. Auf der feinen Nase trägt er eine Metallbrille. Als ich ihm meine Visitenkarte gebe, lächelt er manieriert und hält den Unterarm in der Luft aufrecht. Dabei bewegt er die Hand wie eine weiche Blume hin und her.

Ob er schwul ist?, geht es mir durch den Kopf.

»Giornalista!«, kommentiert Gaetano. »Ich gebe Ihnen am besten meine Handynummer. Falls Sie Fragen haben oder Informationen brauchen, können Sie mich jederzeit anrufen.« Der Ton seiner Stimme klingt wie ein sanfter Singsang.

Kein Zweifel. Er ist schwul, sage ich mir, schließlich ist Capri seit Jahrhunderten das Mekka der Homosexuellen, Oscar Wilde & Co.!

Einerseits bin ich erleichtert, andererseits fühle ich mich auch enttäuscht. Seine joviale Art gefällt mir langsam. Ich bin ein Magnet für hoffnungslose Geschichten, sage ich mir. Hatte ich mich nicht auch in Christian verliebt, obwohl die Katastrophe vorprogrammiert war? Ich wusste von Anfang an, dass er ein echter Frauenheld ist. Immerhin hat die Beziehung mit Höhen und Tiefen sechs Jahre gehalten. Und der erste Mann, dem ich danach begegne, ist ausgerechnet schwul. Wieder mal ein bello e impossibile!

Der Schöne und Unmögliche holt einen Füller aus der Jackentasche und kritzelt seine Handynummer auf die hellblaue Karte, dann gibt er sie mir zurück.

»Grazie«, sage ich und schiebe das Kärtchen in meine Tasche.

Due

Als ich aus dem Flugzeug aussteige, weht mir ein frostiger Wind entgegen. Der Himmel ist zwar noch azurblau, aber große Gewitterwolken kündigen sich am Horizont an.

»Ist das unser Italien?«, stöhnt die weißhaarige Dame, die mit der Heizdecke im Koffer reist.

Im Bus sind die italienischen Fluggäste mit Mobil-Gesprächen beschäftigt. »Mamma!«, oder auch »Pasqua le!, Antonio!, Maria!«, und: »Bin adesso adesso, gerade eben, angekommen, jetzt muss ich aufs Gepäck warten. Ja, ja, la valigia, dann komme ich ganz schnell zu dir! Ja, ja der Flug war gut. Bis gleich! Ciao, ciao.«

Ich sehe mich nach allen Seiten um. Gaetano ist wie vom Winde verweht, möglicherweise ist er in den zweiten Bus eingestiegen. Um mich abzulenken, schalte ich ebenfalls mein Handy an: »Wind vi augura Buon San Valentino!« Der Valentinstag muss einer Art Nationalfeier für die Italiener gleichen, beinahe wie Weihnachten und Ostern, wenn sogar ein Mobilfunk-Anbieter den Kunden per SMS ein glückliches Fest der Liebe wünscht. Er schickt mir ein elektronisches Herz mit der Empfehlung »Die Nummer 4545 wählen und das Prepaid-Angebot mit Bonus für Verliebte gleich testen«.

Ausgerechnet am Valentinstag in Italien ankommen, wenn man frisch getrennt ist, denke ich. War es wirklich richtig? Noch einmal lenkt mich das Handy ab. Eine zweiteSMS: »Cara V., sono in straritardo – bin megaspät, sorry! Wir treffen uns direkt im Restaurant Antica Trattoria, Via Caracciolo 4. Bis nachher. Baci. Deine C. PS: Freue mich sehr auf dich!«

Wieder mal hat mich Chiara versetzt, meine unzuverlässige Freundin. Noch gestern Abend hatten wir telefoniert, und sie hatte darauf bestanden, mich am Flughafen abzuholen, nun sagt sie doch plötzlich ab.

Bin ich ungerecht, wenn ich behaupte, dass ich es schon geahnt habe? Sich mit Italienern zu verabreden, ist ein Unternehmen, das die Raffinesse eines Odysseus, den Charme einer Sirene, aber vor allem die Gelassenheit eines Buddhas verlangt. Vor meiner Abfahrt habe ich ein paar Bekannte angerufen, die ich noch von den Sommerferien meiner Kindheit kannte: »Sentiamoci – lass uns voneinander hören, wenn du hier bist«, war die vage Antwort, oder: »Vediamo – schauen wir mal.«

»Es ist einfacher, mit dem Metzger ein Treffen festzulegen als mit einem Italiener«, war der Kommentar meines Onkels, als ich ihm am Telefon von meiner Verblüffung erzählt hatte. Italien ist das paese del pressappoco, das »Land des Ungefähr«, wollte er mich trösten. »Wenn man zum Beispiel in Sizilien einen Schaffner fragt, wann der Zug fährt, antwortet dieser più o meno – mehr oder weniger – um fünf Uhr. Man plant alles locker. Am Montag weiß man nur sehr ungenau, wie die Woche aussehen wird, eine sichere Koordinate ist lediglich der Namenstag der Mutter. Vielleicht steht gerade noch der Termin mit dem Zahnarzt fest, weil der Zahn schmerzt.«

Alles, was darüber hinausgehe, sei eine im Nebel des Val Padana verschwommene Landschaft – so Onkel Gian ni.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!