Amrum ist gut fürs Herz Vol. 6 - Sissi Kaipurgay - E-Book

Amrum ist gut fürs Herz Vol. 6 E-Book

Sissi Kaipurgay

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Beschreibung

Teil 1 Aus Volkers Beziehung ist die Luft raus. Bei einem Kurzurlaub auf Amrum trifft er einen interessanten Mann, was das Ganze beschleunigt. Leider kennt er nur den Vornamen und Beruf. Keine Eckdaten, mit denen man jemanden wiederfinden kann, doch das Glück ist ihm hold. Teil 2 Henning hat Maiks Wohnung für eine Woche gemietet und nimmt seinen Kollegen Tyll mit, um nicht allein rumzuhängen. Der Urlaub entwickelt sich anders als erwartet.

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Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhaltsverzeichnis

Amrum ist gut fürs Herz Vol. 6 – Teil 1

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Epilog

Teil 2

1.

2.

3.

4.

5.

Epilog

Amrum ist gut fürs Herz

Vol. 6

Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei erfunden, Ähnlichkeiten rein zufällig. Der Inhalt dieses Buches sagt nichts über die sexuelle Orientierung des Covermodels aus. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder eine andere Verwertung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin.

Texte: Sissi Kaipurgay/Kaiserlos

Korrekturen: Aschure, Dankeschön!

Foto Cover: shutterstock_179129984, Leuchtturm, Insel: Sissis Malkünste

Kontakt:http://www.bookrix.de/-sissisuchtkaiser/, https://www.sissikaipurgay.de/

Sissi Kaiserlos/Kaipurgay

c/o Autorenservice Karin Rogmann

Kohlmeisenstieg 19

22399 Hamburg

Amrum ist gut fürs Herz Vol. 6 – Teil 1

Aus Volkers Beziehung ist die Luft raus. Bei einem Kurzurlaub auf Amrum trifft er einen interessanten Mann, was das Ganze beschleunigt. Leider kennt er nur den Vornamen und Beruf. Keine Eckdaten, mit denen man jemanden wiederfinden kann, doch das Glück ist ihm hold.

1.

Kühler Wind zerzauste Volkers Haar. Genüsslich atmete er ein und stopfte beide Hände in seine Jackentaschen. Es ging doch nichts über eine Prise Nordseeluft. Schade, dass sein Mann die Insel nicht mochte. Lasse bevorzugte den Süden. Maximal Sylt kam noch infrage, weil man da wenigstens shoppen konnte.

Nach einem letzten Blick übers Wattenmeer, zur Insel Föhr, wanderte er weiter. Sein Ziel war Steenodde. Dort wollte er einen Happen essen, bevor er seine Tour fortsetzte. Hoffentlich fing es nicht an zu regnen. Das würde seinen Tagesplan über den Haufen werfen, denn Spazierengehen machte in nassen Klamotten keinen Spaß. Seine Jacke und Schuhe waren zwar wetterfest, doch die Hose nicht. Außerdem pflegte es auf Amrum, wegen des starken Windes, nicht senkrecht, sondern von allen Seiten zu regnen. Es würde also kein Stück von ihm trocken bleiben.

Rund zwanzig Minuten später erreichte er sein Ziel. Am Anleger gab es frische Krabben. Er erwarb einen Liter und begab sich zu dem Lokal, das er anvisiert hatte. Leider öffnete das Restaurant erst abends. Tja ... da hätte er wohl besser vorher im Internet nachgeschaut, anstatt sich auf die Erinnerung an seinen letzten Besuch zu verlassen; vor allem, weil der einige Jahre zurück lag.

Da er mit den Krabben nicht quer über die Insel rennen wollte, kehrte er um. Dann würde es eben einen Imbiss in seinem Domizil geben. Dafür braucht er nur noch Eier und Schwarzbrot.

Ungefähr auf der Hälfte der Strecke kam ihm ein Mann, dessen Blick sich auf den durchsichtigen Plastikbeutel in seiner Hand heftete, entgegen.

„Gibt es da, wo die herkommen, noch mehr?“, wollte der Typ wissen. „Und wo ist das?“

„Auf dem Anleger in Steenodde steht eine Bude und eben war noch ein ganzer Haufen da.“

„Dann werde ich mal mein Glück versuchen.“ Der Mann schenkte ihm ein Lächeln und marschierte mit weit ausholenden Schritten in die Richtung, aus der Volker gekommen war.

Er schaute dem Davoneilenden hinterher. Dem Mann haftete etwas Melancholisches an. Auch ein Alleinreisender? Auf der Fähre hatte er den Eindruck gewonnen, als einziger solo unterwegs zu sein.

Seufzend, weil er lieber mit Lasse hier wäre, wandte er sich um und setzte seinen Weg fort.

In Wittdün suchte er den Supermarkt, der seinem Domizil am nächsten lag, auf. Zusätzlich zu dem Benötigten, landeten Kekse, eine Flasche Rotwein und eine Zeitung in seinem Einkaufskorb.

Mit den Krabben und zwei Schüsseln machte er es sich wenig später auf dem Balkon gemütlich. Der Freisitz mit gläserner Umrandung lag auf der seeabgewandten Seite des Hauses, so dass er Ausblick auf die Inselstraße und Südspitze hatte.

Gemächlich pulte er eine Krabbe nach der anderen, wobei er die Umgebung beobachtete. Tagsüber herrschte Trubel, dafür war ab sechs Totentanz. Auf Amrum wurden um diese Zeit die Bürgersteige hochgeklappt. Lediglich Restaurants hatten dann noch geöffnet.

Gerade hatte er die letzten Schalentiere am Wickel, da tauchte der Typ, dem er vorhin begegnet war, in seinem Sichtfeld auf. Der durchsichtigen Tüte, die der Mann trug, zufolge, hatte er noch Krabben ergattert. Der Typ ging an dem Haus, in dem Volkers Domizil lag, vorbei und in das Gebäude, das sich daneben befand.

Volker warf die letzte Krabbenschale in die Schüssel mit dem Abfall, nahm die andere mit nach drinnen und begann, seinen Imbiss vorzubereiten. Sein Magen, der seit dem Frühstück keine Nahrung mehr bekommen hatte, knurrte. Aus Gewohnheit war er um sieben aufgewacht. Inzwischen war es halb zwei.

Mal wieder bedauerte er Lasses Abwesenheit. „Was willst du auf dieser gottverlassenen Insel? Noch dazu bei dem Scheißwetter?“, hatte Lasse geschimpft. „Lass uns lieber nach Malle jetten.“ In diesem Jahr war ihm nicht danach zumute gewesen, nachzugeben. Natürlich musste man in einer Partnerschaft Kompromisse machen, aber immer war er derjenige, der am Ende einlenkte. Na ja, vielleicht kam es ihm auch nur so vor. Jedenfalls hatte er das Appartement für zwei Personen gebucht und bis zuletzt gehofft, dass Lasse doch noch mitkam.

Das mit dem Scheißwetter stimmte übrigens nicht. Amrum zeigte sich von seiner besten Seite, mit strahlendem Sonnenschein und fast wolkenlosem Himmel. Nur die Temperaturen könnten ein bisschen höher sein. Dafür, sich an den Strand zu setzen, war’s definitiv zu kalt; im Frühling an der Nordseeküste normal.

Eben wegen dieser Kälte, verspeiste er das Krabbenrührei auf Schwarzbrot am Küchentisch vorm Fenster. Der Ausblick war beinahe genauso gut wie auf dem Balkon. Links, hinter der Südspitze, konnte man am Horizont eine Hallig erahnen. Geradeaus verstellten Häuser die Sicht aufs Meer.

Nachdem er die Reste im Kühlschrank verstaut hatte, brachte er die Krabbenschalen zum Mülleimer. Als er den Deckel hochschob, wallte ihm eine Wolke Gestank entgegen. Angewidert rümpfte er, während er den Abfall entsorgte, die Nase, Hoffentlich kam die Müllabfuhr, bevor die Faulgase in dem Gefäß explodierten.

Auf dem Weg zurück zur Haustür erblickte er den Typen, der in Richtung Supermarkt marschierte. Er blieb stehen und winkte, um den Mann auf sich aufmerksam zu machen, woraufhin der stoppte.

„Gibt’s bei Ihnen auch Krabbenrührei?“, rief Volker.

Der Typ schüttelte den Kopf. „Ich mag’s lieber mit Remoulade auf Toast, nur hab ich beides nicht im Haus.“

„Dann sind Sie also auf der Jagd?“

Der Mann lachte. „Genau.“

„Viel Glück.“ Er winkte abermals, bevor er sich ins Haus begab.

Einige Zeit später stieg er in den Bus nach Norddorf. Auf der Strecke zwischen Wittdün und dem Leuchtturm sah er erneut den Mann, der am Straßenrand entlang wanderte. Da der Typ wieder allein unterwegs war, schlussfolgerte er, dass es sich ebenfalls um einen solo Reisenden handelte. Wäre es zu aufdringlich, Kontakt zu suchen? Ach, probieren konnte er es ja mal.

Die Gelegenheit ergab sich, als er von seinem Ausflug zurückkehrte. Er entdeckte den Mann nämlich im Außenbereich des Cafés gegenüber der Bushaltestelle.

Volker betrat den von verglasten Trennwänden geschützten Bereich und näherte sich dem Tisch, an dem der Typ, ein Smartphone in der Hand, saß.

„Hi. Darf ich mich dazusetzen?“, sprach er den Mann an.

Der Typ schaute auf. „Klar.“

Er nahm auf dem Stuhl gegenüber dem Mann Platz und schnappte sich die Getränkekarte, die in einem silberfarbenen Halter steckte. Nach dem Kaffee, den er in der Bäckerei Schuldt – nebst einem opulenten Stück Friesentorte – genossen hatte, dürstete es ihn nach etwas Kaltem.

„Bitte ein Alsterwasser!“, rief er dem Kellner, der sich gerade am Nebentisch befand, zu.

Sein Gegenüber hatte das Smartphone beiseitegelegt. „Fangfrisch waren die Krabben nicht. Dazu waren sie zu matschig.“

„Vermutlich stammen sie vom Flensburger Fischmarkt“, stimmte Volker zu. „Soweit ich weiß, gibt es hier ja gar keine Fangflotte mehr.“

Der Mann nickte. „Es ist nur noch eine Illusion, dass man in Meeresnähe Fisch direkt aus dem Wasser bekommt.“

„Ich bin Volker“, stellte er sich vor.

„Maik.“ Jener hob die Kaffeetasse und prostete ihm zu.

„Bist du oft hier?“

Maik zuckte mit den Achseln. „Wie man’s nimmt. Immer, wenn mir meine Arbeit Zeit dafür lässt, meine Ferienwohnung zu nutzen. Also nicht häufig genug.“

„Ich war seit Jahren nicht hier. Meine bessere Hälfte reist lieber in den Süden.“

„Tja.“ Maik trank einen Schluck. „So ist das nun mal, wenn man verheiratet ist.“

„Wohl wahr. Bist du geschieden?“

Ein Schatten flog über Maiks Gesicht. „Verwitwet.“

„Das tut mir leid.“ Blöde Phrase, aber was sollte er sonst sagen?

„Ist schon eine Weile her.“ Maik seufzte, die Wimpern gesenkt. „Vor seinem Tod waren wir immer zusammen hier.“

Seinem Tod? Volker hatte sich noch keine Gedanken darüber gemacht, ob sein Gegenüber schwul sein könnte. Es war eh unwichtig. Schließlich gab es Lasse. „Das ist sicher sehr schmerzhaft.“

Maik nickte.

Der Kellner, der sein Alsterwasser brachte, sorgte für eine kurze Pause.

Als der Mann wieder weg war, erwiderte Maik, weiterhin den Blick auf die Kaffeetasse gerichtet: „Ich versuche, neue Erinnerungen zu schaffen, damit ich die alten loslassen kann.“

Volker nippte an seinem Getränk. „Darf ich fragen, woran er gestorben ist?“

„Krebs. Zwei Monate nach der Diagnose war Bodo tot.“

„Mein Beileid.“

In der folgenden Stille musterte er Maik, der weiterhin die Tasse fixierte. Zerzauste, braune Haare, ein attraktives Gesicht. Schätzungsweise war Maik in seinem Alter. Die gesunde Hautfarbe zeugte von häufigem Aufenthalt im Freien. Überhaupt machte Maik einen sehr fitten Eindruck. Gäbe es Lasse nicht, hätte er durchaus Interesse.

Maik richtete den Blick auf ihn. „Lass uns von was anderem reden. Woher kommst du?“

„Hamburg.“

„Ich auch. Und was machst du so, wenn du nicht gerade urlaubst?“

„Ich leite die Buchhaltung einer bekannten Baumarktgruppe.“

„Da wittere ich doch gleich die Chance, Prozente zu bekommen. Ich bin in der Gas-Wasser-Scheiße-Branche tätig.“

„Ich wette, dass du woanders bessere Konditionen bekommst. Über die Waren meines Arbeitgebers darf ich nichts Schlechtes sagen, aber auch hier gilt: woanders wirst du garantiert die für dich besser zu deiner Arbeit passende Qualität finden.“

Maik winkte schmunzelnd ab. „War eh nur ein Scherz.“

„Was genau meinst du mit der Gas-Wasser-Scheiße-Branche? Bist du Klempner?“

Maik nickte. „Ich hab eine eigene Firma.“

„Wow!“ Volker hob anerkennend einen Daumen. „Dann brauchst du ja nur vom Schreibtisch aus deine Arbeit delegieren.“

„Ne-ne. Ich bin selbst aktiv.“

„Irgendwie muss ich da gleich an Brösel denken. Kennst du die Comics mit Meister Röhrich?“

„Klar.“

„Was hast du denn schon so erlebt? Hausfrauen, die dir im Negligé mit nichts darunter öffnen?“

„Erinnere mich bloß nicht daran.“ Maik zog eine Grimasse. „Das war der peinlichste Moment meines Lebens. Zu den ekligsten Erfahrungen zählt das Mal, als man mich wegen eines verstopften Klos gerufen hat. Die Schüssel war bis obenhin voll mit Scheiße. Ich hätte mich da durchgraben müssen, um an das Rohr zu kommen.“

„Und? Hast du das getan?“

„Natürlich nicht. Die Kunden mussten die Schüssel selbst leeren.“

Bei der Vorstellung schüttelte es Volker.

„Am liebsten mag ich Neuinstallationen mit freiem Budget. Sowas begegnet einem aber äußerst selten. Meist ist der Kostenrahmen eng gesteckt“, erzählte Maik weiter.

Während Volker gemächlich sein Glas leerte, lauschte er weiteren Anekdoten. Als plötzlich der Kellner auftauchte und kassieren wollte, weil das Lokal in wenigen Minuten schloss, war sein Bedauern groß.

„Darf ich dich zum Abendessen einladen?“, fragte er.

„Da muss ich erst in meinen Terminkalender gucken.“ Maik schmunzelte. „Ein Scherz. Ich gehe gern mit dir essen, aber wir teilen uns die Rechnung.“

Sie verabredeten, sich in einer halben Stunde beim Italiener, einem Restaurant, das sich im Erdgeschoss von Volkers Urlaubsdomizil befand, zu treffen.

Beim Essen drehte sich ihr Gespräch um weltliche Dinge. Politisch waren sie fast einer Meinung, doch beim Sport schieden sich die Geister. Maik war St.-Pauli-Fan, Volker präferierte den HSV. Befeuert vom Rotwein, den sie konsumierten, lieferten sie sich eine hitzige Diskussion, welcher Verein der bessere wäre. Letztendlich einigten sie sich darauf, dass beide Vor- und Nachteile besaßen. Als Jungspund hätte Volker das niemals getan, doch in seinem reifen Alter war er bereit, Zugeständnisse zu machen.

Gegen neun brachen sie auf. Vor der Tür verabschiedete sich Maik von ihm mit den Worten: „Man sieht sich.“

Um nicht aufdringlich zu wirken, - er hätte gern für den folgenden Tag eine Verabredung getroffen - beließ er es dabei. „Bis bald.“

Zurück in seinem Domizil checkte er sein Handy, das er dort liegengelassen hatte. Drei verpasste Anrufe, eine Nachricht. Alle stammten von Lasse. Komme morgen mit der ersten Fähre. Ld – Lasse

Ld stand für liebe dich. Diese Abkürzung hatte Volker in ihrer Anfangszeit charmant gefunden. Inzwischen war sie abgenutzt.

Stirnrunzelnd starrte er das Display seines Smartphones an. Warum freute er sich nicht über Lasses Erscheinen? Weil dein Freund die ganze Zeit rumnörgeln wird, antwortete sein Verstand. Das war es aber nicht allein. Es war auch Enttäuschung darüber, dass Lasses Anwesenheit weitere Treffen mit Maik verhinderte. Der wollte garantiert nicht, insbesondere als trauernder Witwer, das fünfte Rad am Wagen sein.

Mit einem Glas Weißwein – roten hatte er nicht gekauft – setzte er sich vor die Glotze. Mit halbem Auge sah er eine Krimiserie, wobei seine Gedanken weiter bei Lasse weilten. Sollte er seinen Mann bitten, nicht herzukommen? Das würde Lasse gar nicht gut aufnehmen.

---ENDE DER LESEPROBE---