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Beschreibung

Vorableseproben zu allen Titeln des WUNDERRAUM Verlags, die im Herbst 2018 (ab 27.08.2018) erscheinen.

Gehen Sie mit einem lustigen Wladimir Kaminer an Bord eines Kreuzfahrtschiffs. Reisen Sie mit Elizabeth Kostovas Heldin durch archaische Landschaften auf den Spuren eines ungewöhnlichen Schicksals. Erfahren Sie in Rhys Thomas' Roman alles über einem Mann, der nachts als Superheld verkleidet Gutes tut. Schütteln Sie das Leben, bis alles herausfällt – wie die Heldin bei Keith Stuart. Oder folgen sie einer jungen Australierin und ihrer genialen Idee, Rezepte aus Lieblingsbüchern nachzukochen. »Leben ist, es in die Hand zu nehmen«, schreibt die Schweizer Autorin Angelika Waldis in ihrem wunderbar weisen Roman »Ich komme mit« über eine alte Frau und ihren jungen Nachbarn, die gemeinsam aufbrechen. In diesem Sinne: Kommen Sie gut an!
Das kostenlose Leseproben-E-Book enthält Leseproben zu
- Wladimir Kaminer: »Die Kreuzfahrer«
- Elizabeth Kostova: »Das dunkle Land«
- Angelika Waldis: »Ich komme mit«
- Rhys Thomas: »Wenn der Rest der Welt schläft«
- Keith Stuart: »Das ganze Leben auf einmal«
- Kate Young: »Little Library Cookbook. 100 Rezepte aus den schönsten Romanen der Welt«

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Angekommen im WUNDERRAUM

Unsere neuen Bücher ab August 2018

Mit Leseproben von

Wladimir Kaminer

Elizabeth Kostova

Angelika Waldis

Keith Stuart

Rhys Thomas

und

Kate Young

Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Wunderraum-Bücher erscheinen im

Wilhelm Goldmann Verlag, München,

einem Unternehmen der Random House GmbH

Copyright © 2018 by Wilhelm Goldmann Verlag, München

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Covergestaltung: buxdesign | München

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN: 978-3-641-23773-8V002

Einzelnachweise zu den abgedruckten Textauszügen finden Sie am Ende des Buches.

www.wunderraum-verlag.de

Wladimir Kaminer: Die Kreuzfahrer

Elizabeth Kostova: Das dunkle Land

Angelika Waldis: Ich komme mit

Keith Stuart: Das ganze Leben auf einmal

Rhys Thomas: Wenn der Rest der Welt schläft

Kate Young: Little Library Cookbook

Liebe Leserin, lieber Leser,

sich in einen Roman zu versenken ist die schönste Belohnung nach einem stressigen Tag. Mit WUNDERRAUM-Büchern wollen wir daher auch im Herbst wieder dazu einladen, in fremde Leben und Geschichten abzutauchen und darüber die Zeit zu vergessen.

Gehen Sie mit Wladimir Kaminer an Bord eines Kreuzfahrtschiffs und machen Sie die verrücktesten Bekanntschaften. Oder reisen Sie durch die archaische Landschaft Bulgariens auf den Spuren eines Schicksals, in dem sich die Geschichte des 20. Jahrhunderts spiegelt. Freuen Sie sich auf den wundervoll weisen Roman der Schweizer Autorin Angelika Waldis. Ihr Buch über zwei Leben und den Tod hat uns bewegt, begeistert und zum Nachdenken gebracht. Schütteln Sie das Leben, bis alles herausfällt – wie die Heldin in Keith Stuarts Roman. Und folgen Sie einem jungen Mann, der nachts in einer englischen Kleinstadt als Superheld verkleidet Gutes tut.

Übrigens: Auch für die Australierin Kate Young gibt es nichts Schöneres als Stunden voller Leseglück. Und sie hat ein Rezept gefunden, um diesen Genuss zu teilen: Sie kocht und backt die Gerichte aus ihren Lieblingsromanen nach. Ihr »Little Library Cookbook« ist für Bücherfreunde und Sinnesmenschen einfach unwiderstehlich!

Willkommen im WUNDERRAUM, wo man sich in Büchern verliert, um im Leben anzukommen.

Andrea Best

Verlagsleiterin

Für alle, auf die sich auf humorvolle Lese-Kurztrips begeben wollen.

Über das Buch

Ein Kreuzfahrtschiff ist eine ganz eigene Welt. Der Reisende betritt eine schwimmende Oase des Glücks mit Bar, Tanzabenden und dem reibungslosen Übergang von einer Mahlzeit in die andere. Und natürlich mit jeder Menge neuer Bekanntschaften. Aber auch an Land gibt es viel zu entdecken: von Putin-Schokolade in St. Petersburg über falsche Götter auf der Akropolis bis zu verrückten karibischen Taxifahrern. Und wer könnte schöner davon erzählen als Wladimir Kaminer, Kreuzfahrer aus Leidenschaft?

Wladimir Kaminer

Die Kreuzfahrer

Punta Cana und das Party Animal

Der karibische Regen ist mit dem europäischen nicht zu vergleichen. Während der deutsche Regengott seine Wolken mit Rücksicht auf die unter ihm stehenden Bürgerinnen und Bürger nur zaghaft auswringt und in angemessenem Abstand am Himmel zum Trocknen aufhängt, haut sein karibischer Kollege mit voller Wucht auf die Wolken, er wringt sie mit einer Bewegung aus – schwupp und fertig. Unten, wo eben noch Menschen standen und Autos fuhren, entsteht eine große Pfütze.

Uns erwischte das Unwetter bereits auf dem Schiff während der obligatorischen Seenotrettungsübung, als alle zweitausend Passagiere draußen an Deck, in Schwimmwesten eingemottet, von Sicherheitsoffizieren in Reih und Glied aufgestellt wurden. Das Schiff ging nicht unter, doch die Passagiere wurden in Sekundenschnelle klitschnass, durften aber bis zur Beendigung der Übung noch nicht in die Kabinen zurück.

»Verdammter Klimawandel«, fluchten die Kreuzfahrer. »Daran ist nur Trump schuld. Nirgends ist im November mehr anständiges Wetter zu finden! Wie haben wir uns auf Sonne gefreut und jetzt das!«

»Ich gebe Ihnen einen Geheimtipp, junger Mann«, flüsterte mir der kleine Rentner im rosaroten Hemd zu: »Brasilien! In Brasilien ist die Welt noch in Ordnung!«

Seine Frau, ebenfalls in Rosa gekleidet, und er waren bereits eine Woche lang in der Dominikanischen Republik herumgereist. Sie hatten das ganze Land durchquert, und überall hatte es geregnet. Einmal waren sie samt Auto vom Wind beinahe von der Landstraße gefegt worden. »Aber trotzdem ist das hier besser als zu Hause in Cottbus. Da hatten wir nachts schon fünf Grad minus!«, beklagte sich der Rosarote.

Meiner Frau und mir ging die Seenotrettungsübung völlig gegen den Strich. Wir konnten es nicht abwarten, die verdammten Westen wieder abzulegen. Den ganzen Tag waren wir unterwegs gewesen: am frühen Morgen von Berlin nach Paris geflogen, von dort mit der Air France weitere zehn Stunden Flug bis Punta Cana. Dort verlangten Menschen in bunten Uniformen zwanzig Dollar von uns dafür, dass wir ihre Dominikanische Republik betreten durften.

Um 19.00 Uhr war es in Punta Cana so dunkel wie in einem Blindenrestaurant. Der karibische Gott hatte Waschtag. Aus der Dunkelheit schrien uns Taxifahrer an, sie wollten 120 Dollar für den Transport zum Hafen nach La Romana, wo unser Schiff lag. Wir verhandelten zäh und kamen auf 110. Ein festlich gekleideter Taxifahrer in weißem Hemd brachte uns zu seinem Minibus, nahm die Vorauszahlung und verschwand in der karibischen Nacht. Eine Weile später kam ein anderer Fahrer und wunderte sich, dass wir in seinem Auto saßen. All unsere Versuche mit Hilfe des Google-Übersetzers die Situation aufzuklären, scheiterten. Aus früheren Erfahrungen mit diesem Computerprogramm wusste ich, auf Google ist kein Verlass. Es kann bestimmte Sätze sehr gut übersetzen, zum Beispiel »Guten Abend, Amigo, wie geht’s?« Aber den etwas längeren Satz »Guten Abend, Amigo, wie geht’s? Ein anderer Amigo hat uns ohne deine Erlaubnis in dein Auto gesetzt und ist mit der Vorauszahlung in die dunkle Nacht verschwunden« – da fehlt es dem Programm noch ein wenig an menschlicher Kreativität.

Ich glaube, alle Taxifahrer in Punta Cana sind miteinander verwandt oder zumindest gut befreundet. Unser neuer Fahrer überlegte kurz und kam von allein darauf, was passiert war. Er fand problemlos in der Dunkelheit den alten Fahrer, der aber keine Lust mehr zum Fahren hatte. Zusammen machten sie einen dritten Fahrer ausfindig, der in La Romana wohnte und sowieso in die Richtung musste. Er nahm uns mit. Der neue Fahrer war bestens über alle Termine unseres Schiffes informiert und bot uns auf Englisch an, sein Taxi gleich für die Rückfahrt zu buchen. Wir sollten uns mit Namen und Telefonnummer in seine Liste eintragen. Das hätten schon einige von unserem Schiff getan, meinte der Fahrer. Auf dem Zettel stand »Siegfried«, gefolgt von einer deutschen Telefonnummer. In der dunklen karibischen Nacht, tausende Kilometer von zu Hause entfernt in einem kaputten Minibus einen Gruß aus der Heimat zu entdecken, von einem Witzbold, der sich Siegfried nannte – haha, wie lustig, dachten wir. Und doch wurde uns warm ums Herz. Ich nahm den Kugelschreiber und schrieb »Brünhild« daneben, mit meiner Telefonnummer.

Auf dem Schiff angekommen wollten wir sofort an die Bar, um ein Begrüßungsgetränk zu uns zu nehmen oder zwei, gerieten aber stattdessen als Erstes in die Seenotrettungsübung. Wir hatten noch keine Kabine bekommen, steckten in den nassen Winterklamotten, waren nach dem langen Flug zermürbt und hatten den ganzen Tag außer Weißwein noch nichts gegessen. Aber Widerstand war vergeblich. Diese Übung war so heilig wie Weihnachten, niemand durfte sich der Zeremonie entziehen. Sicherheitsoffiziere sind abergläubische Menschen. Sollte einmal ein Kreuzfahrer die Übung verpassen, werde das Schiff untergehen, glauben sie. Also zogen wir die Westen über die Winterklamotten an und warteten mürrisch, bis der Spuk vorbei wäre. Eine Ansage dröhnte übers Deck: Wir sollten uns vollkommen entspannen, als wäre nichts auf dieser Welt von Bedeutung, alles egal außer dem Generalalarm – sieben kurze und ein langer Ton. Dann müssten wir wahrscheinlich über Bord springen. Aber nach dem Signal war die Übung endlich zu Ende.

Das Empfangsgetränk wurde an Deck serviert, und die Entertainmentbrigade gab sich große Mühe, die auf mehrere Tische verteilten 2500 Gläser mit Sekt zu füllen – rot, weiß und rosé. Die Kreuzfahrer nahmen schon einmal Anlauf zu einem kurzen Sprint an die Tische, während der erste Unterhaltungsoffizier eine kurze Rede hielt: »Urlaub ist die schönste Zeit des Jahres!«, rief er ins Mikrofon. »Wir haben alle lange davon geträumt! Jetzt ist es amtlich: Ab 21 Uhr 58 ist Urlaaaub!«

»Er sollte vielleicht nicht so laut schreien«, meinte meine Frau. Und tatsächlich, der Mensch denkt und Gott lenkt. Um 21 Uhr 59 spülte die himmlische Wäscherei eine extra Portion Regenwasser herunter, wischte den ganzen Sekt aus den Gläsern und die Passagiere vom Pooldeck. Der Platz vor der Bühne leerte sich, es gab ja nur Regenwasser zu trinken. Aus den Lautsprechern tönten die Schlagerhits der Saison, optimistische Lieder mit Reisethematik: »Heute fährt die 18 bis nach Istanbul« und »Highway to Hell«.

»Wir verschieben unsere Begrüßung auf morgen und lassen uns vom Wetter nicht die gute Laune verderben!«

»Da hab’n wir wieder mal Glück gehabt«, sangen Die Schwarzwälder Kirschtorten. Niemand tanzte im Regen, nur eine Tante mit langen roten Haaren blieb unter dem himmlischen Wasserstrahl. Auf ihrem T-Shirt stand in großen Lettern »Party Animal«.

»Beate, komm, wir sind beim Fahrstuhl, lass uns essen gehen«, rief ihr jemand von der Türe aus zu. Doch Beate bewegte sich nicht von der Stelle. Sie starrte wie gebannt in den schwarzen weinenden Himmel.

»Das sollen Ausläufer des Hurrikans Katrina gewesen sein«, klärte mich der rosarote Rentner Horst aus Cottbus auf. Seine Frau Elke und ihn hatten wir bei der Seenotrettungsübung kennengelernt und beschlossen, gleich beim Abendessen einen runden Tisch zu gründen mit dem Schwerpunkt Berlin-Brandenburg. »Die Wetterprognosen sind unsicher geworden«, fuhr Horst fort. »Früher konnte man anhand weniger Zahlen das Wetter für die nächsten Tage vorhersagen, heute mischen sich immer neue Faktoren in die Voraussage ein. Die Arbeitsintensität der Raffinerien und Ölbohrungen wirkt sich auf das Wetter aus, die wiederum vom Ölpreis abhängt, der zu einem Politikum geworden ist. Also bestimmt im Großen und Ganzen die Weltpolitik das Wetter. Und weil die Politik mit den Problemen der Menschen überfordert ist, fliegen ständig die Cocktails über Bord«, meinte Horst.

Kurz vor Aruba nahm der Wind noch zu. Er riss den Rauchern ihre Zigarillos aus dem Mund, volle Plastikgläser verwandelten sich in Flugobjekte, starteten wie Raketen von den Tischen, drehten sich in der Luft und bescherten uns einen süßen Cuba-Libre-Regen.

Die Brandenburger Runde wuchs wie von allein. Wir lernten Beate und ihren Mann Siegfried aus Oranienburg kennen, mit denen wir uns im Bus knapp verpasst hatten, dazu Hubert und Birgit aus Panketal sowie Holger und Carola aus Heidelberg, die früher ebenfalls in Brandenburg gelebt hatten, bevor sie aus wirtschaftlichen Gründen in den Westen fliehen mussten.

Im Reisekatalog der Schiffsgesellschaft standen unter der Rubrik »Unvergessliche Reise in die Karibik« zehn Inseln auf dem Programm, in Wahrheit blieben aber nur acht davon übrig. Durch die Hurrikans waren wohl zwei Inseln untergegangen oder mit großen Schiffen nicht mehr zu erreichen. Das hat uns wenig Sorgen bereitet, es war doch egal, wo man am Strand lag. Nur Siegfried regte sich auf: »Mir wurde mein einziger Ausflug geklaut«, behauptete er. Von zu Hause aus hatte er für € 79.90 den Ausflug »Die Sehenswürdigkeiten von Dominica, dem karibischen Paradies« gebucht. Nun, wo es Dominica angeblich nicht mehr gab und wir stattdessen zwei Tage auf Barbados verbringen sollten, hatte er vom Reisecounter Ersatz angeboten bekommen: »Die Sehenswürdigkeiten von Barbados, dem karibischen Paradies«.

»Reg dich nicht auf«, meinten die anderen Brandenburger. »Man darf keine zu großen Erwartungen an die Welt haben, dann wird man auch nicht enttäuscht«, meinte Horst philosophisch. Und, Hand aufs Herz, so stark unterschieden sich die Inseln hier nicht voneinander. Überall Palmen und Strand. Alle Paradiese dieser Erde glichen einander, nur die Höllen waren verschieden.

Leguane auf Aruba

Die Insel Aruba konnte nicht mit Sehenswürdigkeiten punkten, auch große historische Ereignisse oder tolle Museen hatte die Insel nicht zu bieten. Dafür sei sie »wunderbar zum Essen, Baden und Einkaufen geeignet« stand im Reiseprospekt. Die Insel war schon immer ein Magnet für amerikanische Touristen gewesen, die zum Baden, Essen und Einkaufen hierherkamen. In ihrer Freizeit suchten sie dann nach Öl und anderen Bodenschätzen. Wegen der nahe gelegenen Ölfelder von Venezuela hofften sie, auch auf Aruba Öl zu finden, und hatten schon einmal eine Raffinerie gebaut. Das Öl war auch da, aber es zu fördern war nicht billig. Immer wieder, wenn die Ölpreise fielen, stellte die Insel die Ölförderung ein und konzentrierte sich auf die Touristen. Stieg der Ölpreis, wurde weitergepumpt.

Meine Frau las im Prospekt, Aruba sei noch immer Teil des holländischen Königreiches. Und Holland war doch in der EU, oder? Also musste auch Aruba in der EU sein und ihre Bewohner »karibische Niederländer« heißen. Wir waren schon hundert Mal in Holland gewesen und hatten die Niederländer als ruhige, selbstsichere Menschen in Erinnerung. Die karibischen Niederländer machten jedoch keinen entspannten Eindruck. Sie waren voll im Verkaufsrausch: Taxifahrten, Kakteen, Kokosnüsse, Aloe-vera-Extrakte, und auch das Wunder der nationalen arubischen Küche, »Schweinshaxe in Kokosmilch geschmort«, wollten sie uns andrehen, am besten alles zusammen im Paket und zum Sonderpreis.

In seinem Inneren erinnerte uns Aruba an ein in die Jahre gekommenes Disneyland, dessen einstige Besucher erwachsen geworden und weggefahren waren. Der Chef meldete Insolvenz an, das Personal war zum großen Teil auch schon abgehauen, und die wenigen, die geblieben waren, saßen neben verrosteten Schaukeln und geschlossenen Hotelanlagen, qualmten dicke Zigarren und schauten verträumt zum Horizont, als würden sie auf ein Schiff warten, das sie aus ihrem Disneyland wegbrachte.

Die Einzigen, die sich hier heimisch und wohl fühlten, waren die Leguane. Dutzende von ihnen liefen uns ohne Scheu über den Weg. Meine Frau Olga, die Katzen und Eidechsen über alle anderen Tiere schätzt, lief ihnen mit dem Fotoapparat hinterher.

»Seid ihr Niederländer?«, fragte sie die Leguane, die energisch mit ihren Bärtchen nickten. »Fühlt ihr euch hier vom Kapitalismus bedrängt?« Wieder nickten die Leguane. »Wollt ihr die Insel für euch allein haben?« Die Niederländer nickten noch enthusiastischer. »Sollen wir zusammen eine Revolte anzetteln und all diese verrosteten Autos und Ölbohrer verjagen?«, fragte meine Frau weiter.

Inzwischen hatten sich etliche Vierbeiner, Fische und Vögel um Olga versammelt: Pelikane und Möwen, Leguane in allen Farben und Größen, kleine schwarze mit langen Beinen, graue und grüne, sie alle hörten aufmerksam zu und zeigten sich bereit, die Insel sofort in Eigenregie zu übernehmen. Meine Frau fühlte, dass sie den Tieren möglicherweise zu viel versprochen hatte. »Na ja«, fasste Olga diplomatisch zusammen, »mal sehen, was sich da machen lässt.«

Wir kauften ein paar Kekse für die Vögel und gingen zurück zum Schiff. Die Sonne ging hier schon um halb sechs unter. Die Niederländer schauten uns vorwurfsvoll hinterher.

»Die ausgelassene Partylaune war sensationell!«

Wladimir Kaminer über »Die Kreuzfahrer«

Für sein 25.Buch hat sich Bestsellerautor Wladimir Kaminer weit hinaus aufs Meer gewagt. In »Die Kreuzfahrer« erzählt der 51-Jährige von seinen Erlebnissen und Begegnungen auf vier Reisen mit riesigen Schiffen. Kaminer, dessen Bücher und Hörbücher eine Gesamtauflage von 3,7Millionen erreicht haben, freute sich nach jeder Kreuzfahrt, zurück in seine Heimatstadt Berlin zu kommen.

Wie viele Kreuzfahrten haben Sie schon gemacht?

Fünf. Und das ist gar nichts. Ich habe auf den Schiffen Menschen getroffen, die schon fünfzig oder siebzig Kreuzfahrten hinter sich hatten. Manche sind fast pausenlos als Kreuzfahrer unterwegs, monatelang, und sie lieben das.

Copyright © 2018 der deutschsprachigen Ausgaben zu den in diesem E-Book enthaltenden Leseproben

by Wilhelm Goldmann Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 29, 81673 München

Covergestaltung: buxdesign | München

Wladimir Kaminer,Die Kreuzfahrer

Originalveröffentlichung August 2018.

Copyright © 2018 by Wladimir Kaminer

Elizabeth Kostova, Das dunkle Land

Die Originalausgabe erschien 2017 unter dem Titel »The Shadow Land« bei Ballantine Books, an imprint of Random House, a division of Penguin Random House LLC, New York.

Copyright © 2017 by Elizabeth Kostova

Angelika Waldis,Ich komme mit

Originalveröffentlichung August 2018.

Copyright © 2018 by Angelika Waldis

Keith Stuart,Das ganze Leben auf einmal

Die Originalausgabe erschien 2018 unter dem Titel »Days of Wonder« bei Sphere, an imprint of Little, Brown Book Group, London, an Hachette UK Company.

Copyright © 2018 by Keith Stuart

Rhys Thomas,Wenn der Rest der Welt schläft

Die Originalausgabe erschien 2018 unter dem Titel »The Unlikely Heroics of Sam Holloway« bei Wildfire, an imprint of Headline Publishing Group, London.

Copyright © 2018 by Rhys Thomas

Kate Young,Little Library Cookbook

Die Originalausgabe erschien 2017 unter dem Titel »The Little Library Cookbook. 100 recipes from your favourite stories« bei Head of Zeus Ltd, London.

Copyright © 2017 by Kate Young, Photography by Lean Timms