2,99 €
Denn bei jedem längeren Gespräch klingeln Emma die Ohren; ihre Konzentration nimmt kontinuierlich ab und sie merkte, wie sie in ihre von Gedanken verwirrte Welt abdriftete. Beim Abschied nahm Emma auch eher ihre Mum in den Arm, obwohl es hätte eigentlich anders herum sein müssen. "Hör auf zu weinen Mutti", sagte Emma noch und gab ihr einen Kuss. "Ich schaffe das und noch leb‘ ich ja!" Sarkastisch wie immer, brachte sie ihre Mutter noch mehr zum weinen. "Fahr jetzt, ich hasse lange Abschiede!"
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 30
Veröffentlichungsjahr: 2015
Mein größter Dank gilt Lars Krumrey, der es möglich machte, meine Bücher auf hohem Niveau zu schreiben.
Vielmehr bin ich ihm dankbar, dass er mich ermutigt, meine fiktiven Gedanken und auch reellen Erlebnisse schriftlich festzuhalten!
Danke, mein Lieber!
Kapitel 1 Der Plattmacher
Kapitel 2 Das Teufelszeug
Kapitel 3 Drummer
Kapitel 4 Emmas Kopfbums
Kapitel 5 Die Englein singen
„Die Freiheit lässt sich nicht gewinnen,
von aussen wird sie nicht genährt,
Freiheit wächst zuerst tief innen,
in der Seele, wo sie dich erfährt.
Willst du dieses Wachsen fördern,
so bring zuerst dich selber ein.
Fremde Fesseln dir zerstöre
sie können eine Bremse sein.“
Monika Minder
Ein verdammt schöner Tag. Die Sonne scheint seit heute Morgen mit einer Ausdauer auf den Balkon von Emma, als würde sie nie mehr untergehen wollen. Es riecht nach Sommer! Emma macht noch eifrig ihre Blümchen mit ihrer Sprühflasche nass und spannt den riesengroßen beigen Sonnenschirm auf.
Sie ist auf dem Sprung zu ihrem wöchentlichen Termin. Auf ihrem Rad spürt sie einen leichten Fahrtwind, der mit einer Leichtigkeit, vergleichbar einer Feder, in ihr wunderschönes natürliches Gesicht haucht. Ihr blonder Pferdeschwanz flattert von links nach rechts. Sie liebt ihre langen Haare und vor allem liebt sie es, wenn sie spürt, wie sie sich bewegen. Ein kleines Stück Lebendigkeit, die ihr innerlich ein wenig fehlt.
Emma ist sehr bedacht darauf pünktlich zu sein. Sie hat heute nämlich wieder einen Termin bei Herrn Bix, ihrem Psychologen. Ein patenter Mann, so sieht Emma ihn. Etwas Ähnlichkeit mit ihrem verstorbenen Opa. Die Ruhe in Person, grauhaarig mit dem Beginn einer zunehmenden Glatze und einem wuscheligem Bart im gesamten Kinn- und Wangenbereich. Seitdem sie ihren Psycho-Doc kennt, ist es Emmas Ziel, genauso ruhig und ausgeglichen zu sein, auch wenn das noch Jahre in Anspruch nehmen sollte. Jede Woche besucht sie ihn in der Praxis in seinem niedlichen Eigenheim, um mit ihm über aktuelle Probleme oder Sorgen zu diskutieren. Sie kann ihm alles Erdenkliche berichten und anvertrauen. Er sitzt trotzdessen seelenruhig in seinem alten dunkelbraunen Lerdersessel, die Hände gefaltet und aufmerksam bei jedem Wort, welches Emma äußert. Selbst wenn es sonst bei jedem Gespräch etwas Neues zu berichten gibt, heute nicht! Emma will gleich noch mit dem Auto zu ihrer Schwester fahren und dann an den See; das kühle Wasser auf ihrer gebräunten Haut abperlen lassen. Wasser ist ihr Element. Das Gefühl beim Auftauchen, die Augen zu öffnen und tief einzuatmen und nur die grenzenlos scheinende, unberührte Natur um sie herum, ist für sie befreiend. Deshalb versucht sie jeden einzelnen Tag, besonders im Sommer, zu nutzen und zu genießen. Herr Bix bemerkt ihre innere Unruhe, spürt aber auch, dass sie diesmal in keine negative Richtung ausschlägt. Er ist froh, dass Emma heute lächeln kann, sich positive Dinge vornimmt und genießen lernt. Es gab nämlich auch viele von diesen überaus grauen Tagen, an denen Emma wie ein Häufchen Elend auf seiner Patientencouch hockte und nicht aufhörte zu weinen. Sie ließ sich an solchen Tagen einfach nicht beruhigen. Wie ein Igel zusammengekauert vor Angst und die Stacheln zur Wahrung der Distanz in Stellung gebracht. Aber das ist einige Wochen her; direkt nach dem Klinikaufenthalt. Mittlerweile nimmt sie ihre Tabletten regelmäßig, sodass sie keine Panik mehr erleiden muss und innerlich zur Ruhe kommen kann. Herr Bix hat nach der Entlassung nicht, wie vorgeschlagen durch die Ärzte aus der Psychiatrie, mit der Tiefenpsychologie begonnen, sondern arbeitet an dem Umgang mit ihrem „Kopfkino“, wie Emma es ins Lächerliche zieht. In der heutigen Sitzung beim Psycho-Doc versucht Emma einfach nur die Stunde hinter sich zu bringen. Der graue Alte versucht den Punkt Essen
