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Viele Menschen leiden unter Ängsten - sei es Platzangst, Flugangst, Angst vor Zurückweisung, Angst vor dem Verlust des Partners oder Kindes oder Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes. So unterschiedlich diese Ängste sind, eines haben sie gemeinsam: Sie beeinträchtigen das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen enorm. »Angstfrei leben für Dummies« hilft mit Selbsttests und einfachen Übungen, einen Weg aus dem Teufelskreis von Angst und Sorgen zu finden. Dieser Ratgeber zeigt, wie Sie Ihren Ängsten Schritt für Schritt begegnen können und wie Sie sie schließlich überwinden und sich nicht mehr von ihnen beherrschen lassen.
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Seitenzahl: 583
Veröffentlichungsjahr: 2022
Angstfrei leben für Dummies
Ängste machen sich bei verschiedenen Menschen in unterschiedlicher Form bemerkbar. Manche haben angstvolle Gedanken, andere spüren die Angst in ihrem Körper. Die meisten unter Angst leidenden Menschen versuchen zu vermeiden, was ihnen Angst macht, aber das macht die Sache nur noch schlimmer. Besser ist es, Sie tasten sich kontrolliert und schrittweise an das heran, was Ihre Angst verursacht.
Es gehört zur Bewältigung von Ängsten, dass man ermittelt, wie die Angst sich auf das Denken, Fühlen und Verhalten auswirkt. Schauen Sie sich die folgenden drei Listen an und achten Sie darauf, ob Sie Übereinstimmungen mit Ihren eigenen Erfahrungen feststellen.
Sie haben angstvolle Gedanken, wenn Sie
sich zu viel Sorgen darum machen, es anderen Leuten recht zu machen.ständig denken: »Was wäre, wenn?«glauben, dass Sie perfekt sein müssen.denken, dass Sie etwas nicht bewältigen können.düstere Zukunftsprognosen machen.Sie haben angstvolle Gefühle, wenn Sie
Schmetterlinge im Bauch spüren.Ihre Nacken- und Schultermuskeln angespannt sind.sich nicht ganz auf der Höhe und schwindelig fühlen.sich zittrig fühlen.einen beschleunigten Puls haben.schwitzende Hände haben.Ihr Verhalten ist von Angst bestimmt, wenn Sie
häufig Einladungen ablehnen.bei geselligen Anlässen spät eintreffen und früh wieder gehen.Dinge vermeiden, die Sie nervös machen.Projekte gar nicht erst beginnen, weil sie befürchten, damit zu scheitern.sich nicht dazu aufraffen können, etwas gegen Ihre Angst zu tun.Die Wörter, die Sie verwenden, um über sich selbst und die Welt nachzudenken, können zu Ihrer Angst beitragen. Wenn Sie sich die Zeit nehmen, Ihre angstvollen Gedanken näher zu betrachten, kann Ihre Angst abklingen. Stellen Sie sich die folgenden Fragen, wenn Sie viele Sorgen mit sich herumtragen:
Wie werde ich über diese Sorgen in einem halben Jahr denken?Hatte ich diese Sorgen schon einmal und habe dann festgestellt, dass meine Befürchtungen nicht eingetreten sind?Kann ich meine Sorgen durch reale, stichhaltige Beweise untermauern? Gibt es Beweise dafür, dass meine Sorgen unbegründet sind?Was würde ich einem guten Freund raten, der solche Befürchtungen hat.Wenn meine Befürchtungen tatsächlich einträfen, könnte ich damit fertigwerden? Wenn ja, wie?Wenn Sie feststellen, dass Sie wichtige Ereignisse oder Gelegenheiten aufgrund Ihrer Angst vermeiden, ist es an der Zeit, etwas dagegen zu tun. Durch kleine schrittweise Veränderungen in Ihrem Verhalten können Sie Ihrem Vermeidungsverhalten auf die Pelle rücken. Fangen Sie mit folgenden Maßnahmen an:
Analysieren Sie, was Sie vermeiden. Wenn Sie beispielsweise Angst vor geselligen Zusammenkünften haben, denken Sie an jede einzelne Komponente, vor der Sie Angst haben: Unterhaltungen, in Gesellschaft anderer Leute essen, die Kontrolle verlieren, sich bedrängt fühlen, auf andere Leute zugehen und sich eingeschlossen fühlen.Teilen Sie die Komponenten, vor denen Sie Angst haben, in kleinere Elemente auf. In Gesellschaft anderer Leute essen ließe sich beispielsweise in »ein Getränk in der Hand halten«, »sich am Buffet bedienen« oder »ein kleines Häppchen essen« aufteilen. Konzentrieren Sie sich jeweils auf eine dieser Handlungen und führen Sie sie aus.Ordnen Sie diese Komponenten nach ihrer Belastungsintensität, von der geringsten bis zur höchsten. Arbeiten Sie diese Liste nach und nach ab.Angstfrei leben für Dummies
Bibliografische Informationder Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
3. Auflage 2023
© 2023 Wiley-VCH GmbH, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, Germany
Original English language edition Anxiety for Dummies © 2020 by Wiley Publishing, Inc. All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form. This translation published by arrangement with John Wiley and Sons, Inc.
Copyright der englischsprachigen Originalausgabe Anxiety for Dummies © 2020 by Wiley Publishing, Inc. Alle Rechte vorbehalten inklusive des Rechtes auf Reproduktion im Ganzen oder in Teilen und in jeglicher Form. Diese Übersetzung wird mit Genehmigung von John Wiley and Sons, Inc. publiziert.
Wiley, the Wiley logo, Für Dummies, the Dummies Man logo, and related trademarks and trade dress are trademarks or registered trademarks of John Wiley & Sons, Inc. and/or its affiliates, in the United States and other countries. Used by permission.
Wiley, die Bezeichnung »Für Dummies«, das Dummies-Mann-Logo und darauf bezogene Gestaltungen sind Marken oder eingetragene Marken von John Wiley & Sons, Inc., USA, Deutschland und in anderen Ländern.
Das vorliegende Werk wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren und Verlag für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie eventuelle Druckfehler keine Haftung.
Print ISBN: 978-3-527-72021-7ePub ISBN: 978-3-527-84032-8
Coverfoto: © JenkoAtaman/stock.adobe.comKorrektur: Frauke Wilkens
Dr. Charles H. Eliott und Dr. Laura L. Smith sind klinische Psychologen und haben gemeinsam zahlreiche Bücher veröffentlicht, darunter die folgenden: Nicht mehr rauchen für Dummies (Wiley-VCH), Zwänge meistern für Dummies (Wiley-VCH), Depressionen überwinden für Dummies (Wiley-VCH). Beide haben ihr berufliches Leben der Aufgabe gewidmet, die Psychologie als Wissenschaft für die breite Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Wir möchten uns bei unserem herausragenden Team bei Wiley bedanken. Wie immer waren die fachliche Kompetenz, die Unterstützung und die Orientierungshilfen der Teammitglieder eine unschätzbare Hilfe. Von Beginn an half uns unsere Lektorin Kelsey Baird bei der Formulierung und Durchführung des Plans für Angstfrei leben für Dummies. Tim Gallan sorgte als gewiefter Projektlektor dafür, dass unsere Texte in sich geschlossen und zielgerichtet blieben. Danken möchten wir auch dem technischen Lektor Joseph Bush für seine wertvollen Beiträge.
Ein besonderer Dank gilt der Ärztin Latasha Seliby Perkins, Vorstandsmitglied der Amerikanischen Akademie der Hausärzte, für ihre fundierten Kenntnisse und Ratschläge zu dem Kapitel über Angst und Rassismus.
Cover
Titelblatt
Impressum
Über die Autoren
Danksagungen
Einführung
Über dieses Buch
Törichte Annahmen über den Leser
Symbole, die in diesem Buch verwendet werden
Wie es weitergeht
Teil I: Ängste entdecken und freilegen
Kapitel 1: Ängste erkennen und in Angriff nehmen
Ängste: Jeder kennt sie
Ängste: Die Rechnung bitte
Angstsymptome erkennen
Hilfe für Ihre Ängste suchen
Kapitel 2: Angst: Was ist das eigentlich?
Ängste: Hilfreich oder hinderlich
Wie sich Ängste äußern
Wie sich Ängste von anderen emotionalen Störungen unterscheiden
Kapitel 3: Die Rolle des Gehirns und der Biologie
Das ängstliche Gehirn unter der Lupe
Kämpfen oder flüchten
Sieht aus wie Angst: Drogen, Ernährung und Krankheiten
Kapitel 4: Den Weg für Veränderungen frei machen
Die Angst an den Wurzeln packen
Von Selbstvorwürfen zur Selbstakzeptanz
Veränderungen in Zweifel ziehen
Sich entscheiden, wirklich loszulegen
Die Sorgen kommen und gehen sehen
Sich von anderen helfen lassen
Teil II: Die Angst bekämpfen
Kapitel 5: Gefühle verstehen
Was fühlen Sie und warum?
Gedanken von Gefühlen unterscheiden
Der Gefühlskreislauf in Aktion
Kapitel 6: Gedanken überdenken
Gedanken auf die Pelle rücken
Ruhiges Denken üben
Wörter, die Angst einjagen können
Sorgenwörter zurückdrängen und ersetzen
Kapitel 7: Schluss mit Angst auslösenden Annahmen
Was sind Angst auslösende Annahmen?
Angst auslösende Annahmen aufspüren
Wenn Angst auslösende Annahmen krank machen
Unangenehme Annahmen in die Zange nehmen: Die Kosten-Nutzen-Analyse
Ausgewogene Annahmen entwickeln
Vor allen Dingen: Behandeln Sie sich selbst gut!
Kapitel 8: Achtsamkeit und Akzeptanz
Ängste akzeptieren? Gar keine schlechte Idee!
Sich auf das Hier und Jetzt einlassen
Achtsamkeit als Lebenshaltung
Spiritualität würdigen
Kapitel 9: Sich der Angst stellen
Alles über Vermeidung
Konfrontation: Ihren Ängsten ins Gesicht schauen
Verschiedene Angsttypen besiegen
Auf der Jagd nach dem Regenbogen
Kapitel 10: Medikamente und andere biologische Optionen
Soll ich oder soll ich nicht?
Möglichkeiten der Medikation
Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel
Stimulation für das Gehirn
Teil III: Den Kampf einstellen
Kapitel 11: Ein Blick auf Ihre Lebensweise
Freunde und Familie – nicht mit ihnen, aber auch nicht ohne sie
Auf die Plätze, fertig, los!
Das ABC des guten Schlafs
Ruhe durch die richtige Ernährung
Kapitel 12: Meditieren als Teil eines gesunden Lebensstils
Grundlagen der Meditation
Was ist so gut am Meditieren?
Meditationsmethoden
Weitere Meditationsquellen entdecken
Achtung: Mythen über Meditation
Teil IV: Konkrete Sorgen im Visier
Kapitel 13: Sich emotional auf eine Pandemie vorbereiten
Pandemiebedingte Ängste und Stress bewältigen
Fakt und Fiktion auseinanderhalten
Kapitel 14: Karriereprobleme und finanzielle Sorgen überstehen
Sorgen um den Arbeitsplatz entgegentreten
Wie sieht es mit Ihren Ressourcen aus?
Sich auf eine neue Strategie einschwören
Kapitel 15: Ruhe bewahren, während die Welt wackelt
Die eigenen Risiken bewerten
Einen Plan für realistische Sorgen entwickeln
Sich das Schlimmste vorstellen und es bewältigen
Eine bessere Welt mitgestalten
Kapitel 16: Rassismus und Ängste
Rassismus: Totgeschwiegen und unterschwellig
Wie Rassismus zu Ängsten führt
Der Umgang mit Rassismus
Rassismus bekämpfen
Kapitel 17: Sich von Gefahren fernhalten
Ihre tatsächlichen persönlichen Risiken bewerten
Unnötige Risiken vermeiden
Traumabedingte Ängste bewältigen
Ein gewisses Maß Unsicherheit akzeptieren
Teil V: Anderen mit ihren Ängsten helfen
Kapitel 18: Wenn ein Freund oder Familienmitglied an Ängsten leidet
Wenn ein geliebter Mensch unter Ängsten leidet
Miteinander über Ängste reden
Den Weg weisen
Als Team gegen die Angst
Ängste liebevoll akzeptieren
Kapitel 19: Ängste bei Kindern erkennen
Was ist normal und was nicht?
Die häufigsten Angststörungen in der Kindheit
Kapitel 20: Kindern helfen, ihre Angst zu besiegen
Ängste im Keim ersticken
Ängstlichen Kindern helfen
Sich von anderen helfen lassen
Teil VI: Der Top-Ten-Teil
Kapitel 21: Zehn Ansätze, die einfach nicht funktionieren
Vermeiden, was Angst macht
Jammern und Klagen
Trost suchen
Suche nach einer schnellen Lösung
Kräutertee schlürfen
Den Kummer ertränken
Zu viel versuchen
Auf Wunder hoffen
Medikamente als Lösung einnehmen
Hilfe auf der Couch
Kapitel 22: Zehn Möglichkeiten, mit Rückfällen fertigzuwerden
Ängste erwarten
Die Schwalben zählen
Herausfinden, warum die Angst zurückkommt
Ärztliche Beratung aufsuchen
Bewährte Strategien anwenden
Etwas anderes tun
Sich um Unterstützung bemühen
Eine Auffrischungssitzung erwägen
Verstärkung durch Konfrontation
Ängste akzeptieren
Kapitel 23: Zehn Anzeichen dafür, dass Sie professionelle Hilfe brauchen
Suizidgedanken oder -pläne
Hoffnungslosigkeit
Ängste und Depressionen
Versuchen, versuchen, versuchen
Kämpfe im trauten Heim
Ernste Probleme am Arbeitsplatz
Zwangsgedanken und Zwänge
Posttraumatische Belastungsstörungen
Schlaflose Nächte
Auf Wolke sieben
Hilfe finden
Anhang A: Weiterlesen? Empfohlene Literatur
Übergreifende Literatur
Besondere Störungen und Probleme
Etablierte Angst-Selbsthilfe
Abbildungsverzeichnis
Stichwortverzeichnis
End User License Agreement
Kapitel 3
Tabelle 3.1: Angst im Medizinschrank
Tabelle 3.2: Erkrankungen, die Angstsymptome hervorrufen
Kapitel 4
Tabelle 4.1: Manfred nennt Gründe für seine Angst.
Tabelle 4.2: Bastians Ausreden und seine Gegenargumente
Tabelle 4.3: Paulas kleine Schritte zum Erfolg
Tabelle 4.4: Cornelias täglicher Angstniveauverlauf
Kapitel 5
Tabelle 5.1: Die Gefühlskreislauftabelle von Andreas
Kapitel 6
Tabelle 6.1: Beweisaufnahme
Tabelle 6.2: Vernünftige Perspektiven entwickeln
Tabelle 6.3: Ins Hier und Jetzt wechseln
Kapitel 7
Tabelle 7.1: Fragenkatalog für Angst auslösende Annahmen
Tabelle 7.2: Astrids Kosten-Nutzen-Analyse ihres Perfektionismus
Tabelle 7.3: Kosten-Nutzen-Analyse von Daniels Abhängigkeit
Kapitel 8
Tabelle 8.1: Geschätzte Freunde mit Macken
Kapitel 9
Tabelle 9.1: Wovor habe ich Angst?
Tabelle 9.2: Lisas Konfrontationsverfahren
Tabelle 9.3: Marions Konfrontationsverfahren
Kapitel 13
Tabelle 13.1: Nützliche Sorgen und Handlungen
Kapitel 18
Tabelle 18.1: Antworten auf Bitten um Beschwichtigung
Kapitel 19
Tabelle 19.1: Hat Ihr Kind ein Angstproblem?
Kapitel 20
Tabelle 20.1: Vormachen, wie es besser geht
Kapitel 3
Abbildung 3.1: Vorbereitung des Körpers bei drohender Gefahr auf Kampf...
Abbildung 3.2: Die chronischen Auswirkungen von Ängsten
Cover
Titelblatt
Impressum
Über die Autoren
Inhaltsverzeichnis
Einführung
Fangen Sie an zu lesen
Abbildungsverzeichnis
Stichwortverzeichnis
End User License Agreement
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Die erste Auflage und unser erstes Buch für die … für Dummies-Reihe, Angstfrei leben für Dummies, schrieben wir kurz nach den Ereignissen des 11. September 2001. In dieser Zeit hatten viele Menschen Angst, vor allem vor terroristischen Anschlägen. Die zweite Auflage folgte 2010, gegen Ende der weltweiten Rezession. Damals galt die Sorge der Menschen überwiegend ihrer finanziellen Situation und ihrer beruflichen Zukunft. Heute präsentieren wir eine neue Auflage von Angstfrei leben für Dummies in einer Welt, die mit einer globalen Pandemie, einer Explosion von Unruhen und Rassismus, dem Klimawandel und einer weiteren möglichen massiven Rezession oder Depression zu kämpfen hat.
In der Welt, in der wir heute leben, gibt es nach wie vor mehr als genug Gründe für Sorgen und Ängste. Wir wollen nicht Opfer einer Pandemie, finanzieller Rückschläge, Naturkatastrophen oder Gewalt werden, können uns aber auch nicht einfach unseren Ängsten hingeben. Angst vernebelt unser Denken und hindert uns daran, ein erfülltes Leben zu führen. Wir sind uns bewusst, dass Ängste manchmal auch real und unausweichlich sind. Dennoch können wir verhindern, dass sie unser Leben bestimmen. Selbst unter Zwang können wir ein gewisses Maß an Gelassenheit bewahren. Wir können lieben und lachen.
Weil wir an die Widerstandsfähigkeit des Menschen glauben, wollen wir die Bewältigung unserer Ängste mit Humor und gelegentlicher Respektlosigkeit angehen. Unsere Botschaft gründet auf bewährten und wissenschaftlich fundierten Methoden. Wir wollen Sie aber nicht mit wissenschaftlichen Details langweilen. Was Sie erwartet, ist eine übersichtliche Sammlung wirkungsvoller Strategien für die Bekämpfung von Ängsten und allgegenwärtigen Sorgen.
Mit diesem Buch verfolgen wir drei Ziele. Erstens möchten wir, dass Sie Ängste und ihre verschiedenen Erscheinungsformen verstehen lernen. Zweitens glauben wir, dass es gut für Sie ist zu wissen, welche Vor- und welche Nachteile Ängste für Sie haben. Und drittens beschäftigen wir uns mit dem, was Sie am meisten interessiert – mit der Frage, wie Sie Ihre Ängste überwinden oder einer anderen Person bei der Überwindung ihrer Ängste helfen können.
Anders als bei den meisten Büchern müssen Sie hier nicht mit der ersten Seite anfangen und sich bis zur letzten Seite durchkämpfen. Nutzen Sie das ausführliche Inhaltsverzeichnis und entscheiden Sie selbst, was Sie lesen wollen. Zerbrechen Sie sich dabei nicht den Kopf über die Reihenfolge. Wenn Sie zum Beispiel gar nichts über das Wer, Was, Wann und Warum von Ängsten wissen wollen und ob Sie daran leiden, lassen Sie den ersten Teil einfach links liegen. Trotzdem möchten wir Sie ermuntern, den ersten Teil wenigstens durchzublättern, denn Sie finden darin interessante Fakten und Informationen und auch Ideen, die Sie vielleicht weiterbringen.
Wer könnte nach diesem Buch greifen? Wir nehmen einmal ganz unbedarft an, dass Sie oder eine Ihnen nahestehende Person Probleme mit Ängsten oder Sorgen hat. Wir hoffen auch, dass Sie sich informieren wollen, wie Sie innere Anspannungen mindern und Ängste überwinden können. Und schließlich stellen wir uns vor, dass Sie neugierig sind, welche nützlichen Strategien zu Ihrem Lebensstil und Ihrer Persönlichkeit passen. Und schließlich arbeiten einige von Ihnen möglicherweise im Gesundheitswesen und sind daran interessiert, eine geeignete Quelle für Patienten zu suchen, die unter Ängsten und Sorgen leiden.
In den … für Dummies-Büchern finden Sie überall vor Textabsätzen kleine Symbole, die Ihre Aufmerksamkeit auf sich lenken. Hier erläutern wir, was sie bedeuten:
Mit diesem Symbol möchten wir Ihre Aufmerksamkeit wecken und Sie auf wichtige Informationen hinweisen.
Das Tipp-Symbol lenkt Ihre Aufmerksamkeit auf wichtige Erkenntnisse, Erläuterungen oder Verbesserungsmöglichkeiten.
Dieses Symbol erscheint immer dann, wenn Sie Vorsicht walten lassen, Risiken vermeiden oder professionelle Hilfe in Anspruch nehmen sollten.
Das Techniker-Symbol weist auf Informationen hin, die für den einen oder anderen wichtig sein könnten, aber für das allgemeine Verständnis der Ängste nicht notwendig sind.
Angstfrei leben für Dummies bietet Ihnen eine Menge Informationen auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse im Bereich der Angststörungen. Wenn Sie Hilfe brauchen, um Ihre negativen Gedanken zu kontrollieren, geben Ihnen die Kapitel 6 und 7 Informationen hierzu. Wenn Sie sich Gedanken darüber machen, wie Sie während einer Pandemie gut leben können, lesen Sie Kapitel 13. Machen Sie sich Sorgen um Ihre Stelle und Ihre Finanzen, finden Sie in Kapitel 14 Tipps, wie Sie Ihre nächste Stelle finden und Geld sparen können. Kapitel 16 ist ein neues Kapitel über Ängste im Zusammenhang mit Rassismus.
Für manche Leser mag dieses Buch alles bieten, was sie brauchen, um übertriebene Aufregung und Ängste in Schach zu halten. Hartnäckige Ausprägungen von Ängsten brauchen allerdings mehr Aufmerksamkeit und Behandlung. Wenn Ängste und Sorgen Ihre Arbeit und Freizeit beeinflussen, sollten Sie sich Rat und Hilfe holen. Eine erste Anlaufstelle ist Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt, um körperliche Ursachen auszuschließen. Wenden Sie sich danach an eine Fachkraft für psychische Gesundheit. Ängste können überwunden werden, geben Sie nicht auf.
Teil I
IN DIESEM TEIL …
Das Einmaleins der Angst verstehenHerausfinden, was Angst mit Ihrem Körper machtEntdecken, wann Angst gut für Sie istDie Ursachen von Angst genauer betrachtetKapitel 1
IN DIESEM KAPITEL
Ängste, ein sprunghaft wachsendes PhänomenDie Kosten von ÄngstenAngstsymptome kennenlernenHilfe suchen und die richtige Vorgehensweise wählenJeder vierte Mensch, dem Sie auf einer beliebigen Straße begegnen, leidet entweder unter einer Angststörung oder wird irgendwann in seinem Leben damit zu tun haben. Und etwa die Hälfte aller Menschen, auf die Sie treffen, wird mehr oder weniger stark mit Ängsten kämpfen, ohne an einer voll ausgeprägten Angststörung zu leiden. Die Zahl der Angststörungen nimmt absehbar nicht ab.
Überall auf der Welt beobachten und erleben Menschen voller Angst, wie Katastrophen, Terrorismus, Finanzkrisen, Pandemien, Kriminalität und Krieg die Sicherheit ihrer vier Wände und ihrer Familien bedrohen. Angst verwüstet das Zuhause, zerstört Beziehungen, führt zu Fehlzeiten am Arbeitsplatz und hindert Menschen daran, ein erfülltes und produktives Leben zu führen.
In diesem Kapitel lernen Sie, die Symptome der Angst zu erkennen. Wir werfen einen Blick auf die persönlichen und gesellschaftlichen Kosten, die Ängste verursachen können. Darüber hinaus geben wir einen groben Überblick über die Behandlungsmöglichkeiten, die in weiteren Kapiteln noch eingehender beleuchtet werden. Außerdem wollen wir uns kurz damit beschäftigen, wie Sie anderen, Ihnen nahestehenden Menschen oder Ihrem Kind helfen können, wenn sie unter starken Ängsten leiden. Wenn Sie sich zu viele Sorgen machen oder sich um jemanden kümmern, der unter Ängsten leidet, dann kann Ihnen dieses Buch helfen!
Angst umfasst Gefühle wie Unwohlsein, Besorgnis, dunkle Ahnungen und/oder Furcht und ist die am weitesten verbreitete sogenannte psychische Störung. Sie sehen, Sie sind nicht allein, wenn Ängste ungebeten an Ihre Tür klopfen. Die Zahl Ihrer Leidensgenossen ist über die Jahre tendenziell angewachsen. Warum?
Das Leben war schon immer bedrohlich. Aber heute kleben die Menschen auf der ganzen Welt an den Bildschirmen und verfolgen den neuesten Horror in Echtzeit. Nachrichten, Blogs, Tweets, Zeitungen und soziale Medien berichten ständig über Verbrechen, Kriege, Krankheiten, Diskriminierung und Korruption. Die Darstellung dieser modernen Plagen in den Medien umfasst farbige Bilder mit einer noch nie da gewesenen grafischen Klarheit.
Darüber hinaus erschüttern immer wiederkehrende Finanzkrisen die ohnehin prekäre Lage der Armen und die schwächelnde Stabilität der Mittelschicht. Der Mangel an Grundversorgung mit Nahrung, Unterkunft, Bildung, Gesundheitsfürsorge, sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen gefährdet auf der ganzen Welt viele Menschenleben.
Ab einem gewissen Level werden Ängste behandlungsbedürftig, denn Ängste verursachen nicht nur emotionales Leid, sondern können auch zu körperlichen Beschwerden und gar zum Tode führen, wenn man bedenkt, dass Angst dem Körper enorm viel abverlangt und die Betroffenen mitunter in den Selbstmord treibt. Darüber hinaus kosten Ängste die Gesellschaft insgesamt Milliarden.
Wenn Menschen über ihre Ängste sprechen, hört man immer wieder die folgenden Beschreibungen:
Wenn meine Panikattacken
anfangen, fühle ich eine Enge in der Brust. Es fühlt sich an, als würde ich ertrinken oder ersticken, und ich fange an zu schwitzen. Die Angst überwältigt mich. Ich fühle mich, als wenn ich sterben müsste, und muss mich hinsetzen, um nicht in Ohnmacht zu fallen.
Ich war schon immer furchtbar schüchtern. Ich möchte Freunde haben, aber es ist mir peinlich, jemanden anzurufen. Ich glaube fast, die anderen denken, dass ich es nicht wert bin, sich mit mir zu unterhalten. Ich fühle mich sehr einsam, aber ich kann nicht einmal daran denken, mich bei jemandem zu melden. Das ist einfach zu riskant.
Ich wache jeden Tag mit Sorgen auf, sogar an den Wochenenden. Seitdem ich meine Stelle verloren habe, mache ich mir ständig Sorgen. Manchmal, wenn es wirklich schlimm ist, habe ich das Gefühl, verrückt zu werden, und kann nicht einmal schlafen.
Ich habe vor allem so viel Angst, dass ich kaum das Haus verlassen kann. Ich habe sogar aufgehört, mich nach einer Stelle umzusehen. Meine Familie muss mir Lebensmittel bringen.
Wie Sie sehen können, produzieren Ängste alle möglichen Gedanken, Verhaltensweisen und Gefühle. Wenn Ihre Angst beginnt, Ihr Alltagsleben zu beeinträchtigen, müssen Sie herausfinden, wie Sie Angst und Sorgen besänftigen können.
Ängste verursachen Kosten. Wer daran leidet, zahlt emotional, körperlich und finanziell drauf. Aber das ist noch nicht alles. Ängste belasten uns alle – auch finanziell. Stress, Sorgen und Ängste zerstören Beziehungen, Arbeitsverhältnisse und Familien.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weltweit die häufigste Todesursache. Die Forschung hat gezeigt, dass chronische Angst auch einen Beitrag zur Verschlechterung der Herzgesundheit leistet. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung von Ängsten kann also dazu beitragen, einige Herzerkrankungen zu verhindern.
Wenn bei Patienten eine Herzerkrankung diagnostiziert wird, nehmen die Ängste oft zu, selbst bei denjenigen, die bis dahin keine Angstzustände hatten. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass unbehandelte Ängste bei Herzpatienten mit schlechteren Behandlungsergebnissen verbunden sind. Dazu gehören wiederkehrende Herzprobleme und sogar eine höhere Sterblichkeitsrate.
Daher wird empfohlen, dass alle Herzpatienten auf mögliche Ängste untersucht werden sollten. Weil Ängste erfolgreich behandelt werden können, ist es sinnvoll, Herzpatienten daraufhin zu untersuchen und gegebenenfalls entsprechend zu behandeln. Solche Maßnahmen können dazu beitragen, die Angst zu lindern und die kardiovaskuläre Gesundheit zu verbessern. Allerdings sind noch weitere Forschungen erforderlich, um diesen Zusammenhang eindeutig zu belegen.
Wenn Sie Probleme mit Ängsten haben, liegt es auf der Hand, dass die peinigenden Angstgefühle auf Ihre Kosten gehen. Angst ist ein elendes Gefühl. Man muss kein Buch lesen, um das zu wissen. Aber wussten Sie schon, dass unbehandelte Ängste auch in anderen Bereichen Kosten verursachen? Mit diesen Kosten müssen Sie rechnen:
Körperliche Folgen:
Bluthochdruck, Spannungskopfschmerz und Magen-Darm-Probleme können Ihren Körper heimsuchen. Aktuelle Forschungsergebnisse haben sogar ergeben, dass bestimmte Arten chronischer Angststörungen
zu strukturellen Veränderungen des Gehirns führen.
Ängstliche Eltern – ängstliche Kinder:
Eltern mit Angststörungen
haben häufiger auch ängstliche Kinder. Das ist zum Teil genetisch bedingt, zum Teil lernen die Kinder aber auch durch Beobachtung und Nachahmung.
Übergewicht:
Angst
und Stress steigern die Produktion des Stresshormons
Cortisol
. Cortisol wiederum führt zu Fettanlagerungen im Unterbauchbereich, die das Herzinfarktrisiko in die Höhe treiben. Stress führt darüber hinaus auch zu übermäßigem Essen.
Mehr unnötige Arztbesuche:
Wer Angst
hat, stellt bei sich öfter beunruhigende körperliche Symptome fest. Außerdem machen sich ängstliche Menschen oft übertriebene Sorgen wegen ihrer Gesundheit.
Beziehungsprobleme:
Unter Ängsten
leidende Menschen sind oft angespannt und gereizt. Manchmal ziehen sie sich emotional zurück oder verfallen in das entgegengesetzte Extrem und klammern sich an ihre Partner.
Fehlzeiten:
Menschen, die unter Angststörungen
leiden, fallen am Arbeitsplatz öfter aus als andere Menschen. Das liegt meist daran, dass sie ihr Leiden vorübergehend unterdrücken wollen.
Ängste verschlingen weltweit Milliarden Euro. Der größte Teil der Kosten ist auf Produktivitätsverluste zurückzuführen, die wiederum mit den gesundheitsschädlichen Auswirkungen von Ängsten in Verbindung stehen. Nicht eingerechnet in die finanziellen Verluste infolge von Arbeitsausfällen und medizinischer Versorgung sind dagegen die Schäden, die durch den Missbrauch von Substanzen entstehen, mit denen viele Betroffene versuchen, ihre nur schwer zu ertragenden Ängsten in Schach zu halten. Sie sehen, Ängste belasten den einzelnen Menschen und die Gesellschaft insgesamt direkt und indirekt mit immensen Kosten.
Möglicherweise wissen Sie gar nicht, dass Sie unter Ängsten oder einer Angststörung leiden. Das liegt daran, dass Ängste sehr vielfältige Symptome zeigen. Bei jedem Menschen ist die Symptomkonstellation etwas anders. Zunächst reicht es aus zu wissen, dass einige Anzeichen von Ängsten in Form von Gedanken und Überzeugungen auftreten. Andere Hinweise auf Ängste geben uns Körperempfindungen. Wieder andere Angstsymptome äußern sich in ängstlichen Verhaltensweisen. Manche Menschen erleben Symptome in all diesen Bereichen, während andere ihre Angst nur in einem oder zwei Bereichen wahrnehmen.
Unter Ängsten leidende Menschen denken anders als andere. Wenn bei Ihnen mehrere der folgenden Punkte zutreffen, ist Ihr Denken möglicherweise von Angst geprägt:
Sie brauchen Anerkennung
.
Wenn Sie von Anerkennung abhängig sind, machen Sie sich wahrscheinlich sehr viele Gedanken darüber, was andere Menschen über Sie denken.
Sie leben in der Zukunft und sehen grundsätzlich schwarz
.
Wenn Sie das tun, machen Sie sich Gedanken über alles, was noch vor Ihnen liegt, und gehen dabei vom schlimmsten Szenario aus.
Sie fühlen sich abhängig von anderen.
Manche Menschen glauben, dass sie auf die Hilfe anderer angewiesen sind und aus eigener Kraft nichts erreichen können.
Sie möchten immer alles perfekt machen.
Wenn Sie Perfektionist
sind, gehen Sie davon aus, dass ein Fehler bereits einem totalen Versagen gleichkommt.
Sie können sich nicht konzentrieren.
Ängstliche Menschen berichten immer wieder, dass sie Schwierigkeiten haben, konzentriert
zu denken. Auch das Kurzzeitgedächtnis wird in Mitleidenschaft gezogen.
Sie denken in einem fort.
Durch Ihren Kopf wälzt sich ununterbrochen ein unkontrollierter Strom beunruhigender und sorgenvoller Gedanken.
Mit dem angstvollen Denken beschäftigen wir uns eingehend in den Kapiteln 5, 6 und 7.
Ängstliches Verhalten lässt sich mit drei Worten beschreiben – vermeiden, vermeiden und vermeiden. Ängstliche Menschen versuchen unweigerlich, sich von allem fernzuhalten, was ihnen Angst macht. Ob es sich dabei um Schlangen, große Höhen, Menschenansammlungen, Autobahnen, das Bezahlen von Rechnungen, Erinnerungen an schlimme Zeiten oder öffentliches Reden handelt. Ängstliche Menschen suchen immer nach einem Hintertürchen, durch das sie entschlüpfen können.
Kurzfristig lässt sich die Angst durch Vermeidung mindern. Man fühlt sich ein bisschen besser. Langfristig hingegen führt Vermeidung dazu, dass die Angst aufrechterhalten wird und sogar zunimmt. Wie Sie den Teufelskreis der Vermeidung durchbrechen können, zeigen wir Ihnen in Kapitel 9.
Am deutlichsten zeigt sich das durch Ängste bedingte Vermeidungsverhalten in den Reaktionen von Menschen mit Phobien. Haben Sie schon mal gesehen, wie eine Person mit einer Spinnenphobie reagiert, wenn sie auf eines der kleinen Viecher trifft? Meist schreit sie, springt auf und sucht ihr Heil in der Flucht.
Fast alle Menschen, die mit heftigen Ängsten zu kämpfen haben, nehmen körperliche Veränderungen wahr. Diese körperlichen Empfindungen entspringen dabei nicht etwa ihrer Vorstellungskraft. Nein, sie sind so greifbar wie dieses Buch, das Sie gerade in den Händen halten. Die Reaktionen auf Angstattacken ist von Mensch zu Mensch verschieden. Folgende Auswirkungen sind möglich:
beschleunigter Puls
flache, schnelle Atmung
vorübergehend hoher Blutdruck
Schwindel
Müdigkeit
Magen-Darm-Störungen
allgemeine Schmerzen
Muskelverspannungen und Krämpfe
Schwitzen
Bei chronischer Angst können diese normalerweise vorübergehenden körperlichen Auswirkungen ein Gesundheitsrisiko darstellen, wenn sie nicht behandelt werden. Die Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit kommen im Einzelnen in Kapitel 2 zur Sprache.
Wie wir bereits erwähnt haben, entscheiden sich die meisten Menschen dafür, mit ihren Ängsten zu leben, anstatt sich Hilfe zu holen. Die einen halten eine Behandlung für zwecklos. Andere glauben, dass eine wirksame Behandlung nur mit Medikamenten möglich sei, und fürchten die Nebenwirkungen. Wieder andere stören sich an den Kosten, die auf sie zukommen würden. Und schließlich gibt es nicht wenige Menschen, die befürchten, dass eine Auseinandersetzung mit ihren Ängsten solche Angst in ihnen freisetzen könnte, dass sie nicht mehr damit fertigwürden.
Sie haben schon genug Sorgen und sollten nicht weitere hinzufügen. Es gibt viele interessante Strategien, mit denen Sie Ihre Angst reduzieren können. Viele davon kosten Sie nicht einen Cent. Wenn die eine nicht funktioniert, versuchen Sie es eben mit einer anderen. Die meisten Menschen gelangen zu der Erkenntnis, dass zumindest einige der hier vorgestellten Ansätze bei ihnen funktionieren.
Unbehandelte Ängste können zu chronischen Erkrankungen führen. Es ist nicht sinnvoll, die Auseinandersetzung mit Ihren Ängsten auf die lange Bank zu schieben.
Angstsymptome lassen sich in drei verschiedenen Bereichen erkennen:
Im Denken:
die Gedanken, die Ihnen durch den Kopf gehen
Im Verhalten:
wie Sie auf Ihre Angst reagieren
Im Fühlen:
wie Ihr Körper auf Ihre Angst reagiert
Die Behandlung setzt bei diesen Bereichen an, wie Sie den folgenden Abschnitten entnehmen können.
Phobien gehören zu den am weitesten verbreiteten Angststörungen. In Kapitel 2 werden wir uns eingehender damit beschäftigen. Eine Phobie ist eine übersteigerte Furcht vor einer relativ harmlosen Situation oder einem Gegenstand. Manchmal ist auch ein gewisses Risiko im Spiel, aber die Reaktion der Betroffenen steht in keinerlei angemessenem Verhältnis zur Gefahr. Kennen Sie ein paar Fachausdrücke für Phobien? Ziehen Sie Verbindungslinien von dem umgangssprachlichen Namen der hier aufgezählten Phobien zu den jeweiligen Fachtermini. Mal sehen, wie oft Sie richtig liegen. Die richtigen Antworten sind unten auf dem Kopf stehend abgedruckt.
Seien Sie vorsichtig, wenn Sie unter Triskaidekaphobie leiden (Angst vor der Zahl dreizehn), denn wir präsentieren Ihnen dreizehn Beispiele, die Sie zuordnen können.
Fachausdruck
Bedeutet Angst vor
1. Ophidiphobie
A. alt werden
2. Zoophobie
B. Schlaf
3. Geraskophobie
C. Verstand
4. Akrophobie
D. Unvollkommenheit
5. Lachanophobie
E. Schlangen
6. Hypnophobie
F. Angst
7. Atelophobie
G. neuen Dingen
8. Phobophobie
H. Tieren
9. Sequipedalophobie
I. kleinen Dingen
10. Neophobie
J. Spiegeln
11. Psychophobie
K. Höhen
12. Tapinophobie
L. langen Wörtern
13. Eisoptrophobie
M. Gemüse
Antworten: 1-E, 2-H, 3-A, 4-K, 5-M, 6-B, 7-D, 8-F, 9-L, 10-G, 11-C, 12-I, 13-J
Anmerkung: Dies sind, wie Sie sich vielleicht schon denken können, keine medizinischen oder psychologischen Fachbegriffe im Sinne von Diagnosen – der offizielle Ausdruck für das Leben beeinträchtigende Probleme dieser Art lautet »spezifische Phobie«.
Zu den wirksamsten Therapien für viele emotionale Probleme zählt die kognitive Therapie. Sie ist darauf ausgerichtet, wie man über wichtige Aspekte des eigenen Lebens denkt, wie man sie wahrnimmt und wie man sie interpretiert. Dazu gehören etwa
Ansichten über die eigene Person,
Ereignisse in Ihrem Leben,
Ihre Zukunft.
Wenn Menschen übermäßig ängstlich und beunruhigt sind, wird ihr Denken in Bezug auf ihre Umgebung unweigerlich verzerrt. Diese Verzerrungen sind zu einem großen Teil für ihre Ängste verantwortlich. Im folgenden Beispiel zeigt Liane sowohl körperliche als auch kognitive Angstsymptome. Ihr Therapeut wählt einen kognitiven Ansatz, um ihr zu helfen.
Liane
, eine Studentin im Grundstudium, wird vor jeder Klausur oder Prüfung krank. Sie muss erbrechen, hat Durchfall und Herzrasen. Sie malt sich aus, dass sie bei jeder Prüfung durchfällt und schließlich ihr Studium abbrechen muss. Ihre bisher schlechteste Note war eine 2 minus.
Eine kognitive Therapie
würde ihr helfen, ihre negativen Prognosen und die sich in ihrem Kopf abspielenden Katastrophenszenarien
zu erfassen. In einem nächsten Schritt würde sie dazu ermuntert, nach Beweisen
für ihre wirkliche Leistungsfähigkeit zu suchen und die Wahrscheinlichkeit
für ein Versagen realistischer einzuschätzen.
Das mag sich vielleicht allzu einfach anhören, aber Hunderte Studien belegen immer wieder, dass dieser Ansatz gut dazu geeignet ist, Ängste zu reduzieren. Im zweiten Teil dieses Buches beschreiben wir einige auf das Denken zielende kognitive Therapieverfahren.
Eine weitere hochwirksame Therapieform ist die sogenannte Verhaltenstherapie. Wie der Name schon andeutet, zielt dieser Ansatz auf alles, was man aktiv tun kann, um seine Angst zu mindern. Das ist zum Teil recht einfach, etwa mehr Bewegung und Schlaf und ein anderer Umgang mit Pflichten. Eine gute Vorstellung von dieser Vorgehensweise vermittelt Kapitel 11.
Auf der anderen Seite gibt es auch Aktionen, vor denen manche Betroffenen instinktiv zurückschrecken. Dazu gehört etwa, sich seiner Angst auszusetzen, indem man sie in kleinere Portionen aufteilt und sich diesen Stück für Stück stellt. Zu diesen Konfrontationen gehört freilich noch etwas mehr – was das ist, lesen Sie in Kapitel 9.
Manchen Menschen entscheiden sich nach ärztlicher Beratung für eine medikamentöse Behandlung ihrer Ängste. Wenn Sie darüber nachdenken, sollten Sie in jedem Fall Kapitel 10 lesen, damit Sie gut informiert sind, bevor Sie sich entscheiden.
Ängste beschwören oft einen Ansturm beunruhigender körperlicher Symptome herauf, etwa Herzrasen, Magenprobleme, Verspannungen, Schweißausbrüche, Schwindel und so weiter. Schon einige kleine Veränderungen im Lebensstil wie mehr Bewegung, eine bessere Ernährung und ausreichender Schlaf bringen etwas an Erleichterung. Vor allem empfehlen wir Ihnen jedoch herauszufinden, wie man belastenden körperlichen Symptomen mit einer akzeptierenden Haltung begegnen kann. Kapitel 8 bietet eine Anleitung zur sogenannten achtsamen Akzeptanz.
Wenn Sie nun herausgefunden haben sollten, dass Sie Hilfe brauchen, wohin wenden Sie sich? Wir gehen einmal davon aus, dass es nicht ganz falsch ist anzunehmen, dass Sie dieses Buch lesen, weil entweder Sie selbst oder jemand, den Sie kennen, unter Ängsten leidet. Und wahrscheinlich möchten Sie Ihre Ängste selbst in Angriff nehmen. Dieses Buch ist ein guter Einstieg in die Bewältigung Ihrer Ängste.
Die gute Nachricht ist, dass Selbsthilfe durchaus funktioniert. Viele Studien unterstreichen, dass Menschen mit ernsten und schwierigen Problemen fertigwerden können, ohne professionelle Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen. Sie profitieren eindeutig von der Selbsthilfe. Sie kommen auf dem Weg der Besserung voran und können ihre Erfolge auch stabilisieren.
Kapitel 2
IN DIESEM KAPITEL
Bestimmen, ob Sie ein Angstproblem habenVerschiedene Arten von Ängsten ansehenDie Begleiter der Angststörungen kennenlernenDie meisten Menschen empfinden hin und wieder angstvolle Gefühle und sind völlig normal. In vielen Situationen ist Angst eine nachvollziehbare Reaktion. Wenn Sie etwa durch einen Schneesturm fahren und Ihr Auto ins Schlingern und außer Kontrolle gerät, ist es verständlich, wenn Sie »Muffensausen« kriegen. Und wenn Sie sich mitten in einer Pandemie befinden und die Zahl der Infektionen immer weiter ansteigt, würden wir uns Sorgen um Sie machen, wenn Sie sich nicht etwas ängstlich fühlen würden. Manchmal weist Angst aber auch auf etwas Ernsteres hin. Wenn die Angst nicht eng mit realistischen Sorgen verbunden ist und Ihre Funktionsfähigkeit im Alltag beeinträchtigt, ist es an der Zeit, sich über Ihre Angst Gedanken zu machen.
Um sich den Unterschied zwischen einer Angststörung und einer normalen Reaktion klarzumachen, lesen Sie bitte die folgende Beschreibung und versetzen Sie sich zehn Minuten in das Leben von Charlotte.
Zunächst fühlt sich
Charlotte
rastlos und leicht gelangweilt. Sie steht da und tritt von einem Fuß auf den anderen. Sie bewegt sich ein wenig nach vorn und bemerkt eine leichte Enge
in der Brust. Ihr Atem wird schneller. Sie empfindet eine merkwürdige Mischung aus Aufregung und steigender Anspannung
. Sie setzt sich hin und versucht, sich zu entspannen
, aber ihre Angst wächst weiter. Plötzlich schnellt ihr Körper nach vorn. Sie klammert sich am Sitz fest und beißt die Zähne zusammen, um nicht laut aufzuschreien. Sie hat das Gefühl, ihr Magen hängt ihr gleich im Hals. Dann beruhigt er sich wieder. Ihr Herz rast und ihr Gesicht ist heiß und gerötet. Wieder scheint ihr Magen nach oben zu wandern. Charlottes Gefühle überschlagen sich. Schwindel
, Angst und die auf sie einstürzenden Empfindungen überwältigen sie. Wie Wellen bricht es über sie hinein – eine nach der anderen.
Sie werden sich fragen, was denn mit der armen Charlotte los ist. Möglicherweise hat sie eine Angststörung. Oder vielleicht einen Nervenzusammenbruch. Oder dreht sie völlig durch? Nein, Charlotte wollte in Angst und Schrecken versetzt werden!
Es war nämlich so, dass Charlotte diese zehn Minuten und noch viele mehr in einem Vergnügungspark verbrachte. Sie drückte einem Platzanweiser eine Karte in die Hand und zwängte sich in einen Achterbahnwagen. Ist der Groschen gefallen? Charlotte hat keine Angststörung. Sie hat auch keinen Nervenzusammenbruch erlitten und wird auch nicht verrückt. Wie ihre Geschichte uns klarmacht, können Angstsymptome eine ganz normale und manchmal sogar erwünschte Reaktion auf Erlebnisse sein.
In diesem Kapitel helfen wir Ihnen herauszufinden, was los ist – ob Sie an einer Angststörung leiden, normale Angst empfinden oder ob es sich um etwas anderes handelt. Wir sehen uns die verschiedenen Erscheinungsformen und Symptome der Angst genauer an und werfen dann einen Blick auf einige andere emotionale Störungen, die oft mit Angst einhergehen.
Stellen Sie sich ein Leben ohne Angst vor. Wie herrlich! Sie wachen jeden Morgen auf und haben nur angenehme Erlebnisse vor sich. Sie haben vor nichts Angst. Die Zukunft hält nur ungefährdete Sicherheit und Freude für Sie bereit.
Überlegen Sie es sich lieber noch einmal. Ohne Angst reagieren Sie langsamer, wenn der Fahrer im Auto vor Ihnen eine Vollbremsung hinlegt, weil Ihr Körper nicht schnell auf die Gefahr reagiert. Es ist wahrscheinlicher, dass Sie einen Unfall bauen. Ohne jede Sorge um die Zukunft kann Ihr Lebensabend möglicherweise recht trostlos verlaufen, weil Sie aus Mangel an Sorgen nicht für die Zukunft gespart haben. Hätten Sie gar keine Angst, könnte es passieren, dass Sie völlig unvorbereitet zu einer Präsentation im Büro erscheinen oder sich nicht die Mühe machen, für einen wichtigen Test zu lernen.
Angst ist gut für Sie! Sie bereitet Sie darauf vor zu handeln. Sie mobilisiert Ihren Körper für den Notfall. Sie warnt Sie vor Gefahren. Sie sollten froh sein, dass Sie Angst empfinden können. Ihre Angst trägt dazu bei, dass Sie möglichem Ärger aus dem Weg gehen können. Im Kasten »Angst und dunkelhäutige Autofahrer« finden Sie Vorschläge dazu, wie normale Angst zum Schutz junger dunkelhäutiger Fahrer beitragen kann.
Problematisch wird Angst für Sie, wenn
sie unangenehm lange dauert oder zu oft auftaucht. Wenn Sie beispielsweise mehrere Wochen lang an den meisten Tagen Angst haben, sollten Sie sich Sorgen machen.sie verhindert, dass Sie tun, was Sie tun wollen. Wenn Angst Sie nachts wach hält, zu Fehlern am Arbeitsplatz führt oder Sie daran hindert, sich frei zu bewegen, steht sie Ihnen im Weg.sie das tatsächliche Gefahrenpotenzial oder Risiko übersteigt. Wenn Sie das Gefühl haben, jeden Augenblick von einer Lawine überrollt zu werden, aber nicht mehr als eine Klassenarbeit vor sich haben, treibt Sie Ihre Angst zu weit.Sie Ihre Besorgnis trotz aller Bemühungen nicht unter Kontrolle bringen können. Egal was Sie tun, Ihre angstvollen Gedanken wollen nicht zur Ruhe kommen.Alle Eltern von Führerscheinneulingen sind besorgt. Falls Sie schon einmal mit einem Fahranfänger im Auto gesessen haben, wissen Sie, wovon wir sprechen. Wenn Teenager endlich ihren Führerschein haben, hält die Angst noch einige Monate an. Wird meine Tochter daran denken, an Stoppschildern anzuhalten oder abzubiegen, ohne gegen den Bordstein zu krachen? Wird mein Sohn zu schnell fahren oder versuchen, durch seine Fahrweise vor Freunden anzugeben?
Aber als Elternteil eines jugendlichen dunkelhäutigen Fahrers (vor allem eines männlichen) vervielfachen sich Ihre Sorgen. Wird mein Sohn angehalten werden und weiß er genau, was er sagen und tun soll? Was soll ich ihm sagen, damit er sicher fährt? Auch wenn es weder fair noch vernünftig ist, müssen Eltern dunkelhäutigen Teenagern »einen Vortrag« halten. In der Regel enthält dieses Gespräch einige wichtige Elemente, die für die meisten Menschen, die angehalten werden, nützlich sind, aber für dunkelhäutige Personen unerlässlich. Hier einige Punkte, die in der Regel in dem Gespräch behandelt werden:
Während sich der Polizist dem Auto nähert, kurble das Fenster herunter, schalte die Zündung aus und leg deine Hände oben auf das Lenkrad.Beweg deine Hände nicht, es sei denn, du wirst aufgefordert, dies zu tun.Wenn du nach Führerschein und Fahrzeugschein gefragt wirst, beweg dich langsam und erklär dem Polizisten, was du gerade tust, insbesondere wenn du das Handschuhfach öffnen musst.Bleib höflich und kooperativ.Tu, was der Polizist verlangt.Es ist keine gute Idee, zu streiten oder sich zu verteidigen.Lauf nicht weg und leiste keinen Widerstand gegen eine Verhaftung.Mach keine Aussagen darüber, was passiert ist oder nicht, bis du mit einem Anwalt sprechen kannst.Auch hier gilt: Es ist ungerecht, dass dunkelhäutige Menschen bei Begegnungen mit der Polizei vorsichtiger sein müssen als andere. Aber die Statistik sagt uns, dass sie ein höheres Risiko tragen, bei einer Verkehrskontrolle verletzt oder getötet zu werden. Dies ist ein Zeitpunkt, an dem eine gute Dosis Angst ein Leben retten kann.
Angst zeigt sich in verschiedenen Ausprägungen. Das Wort Angst stammt von dem lateinischen Wort angere ab, was so viel heißt wie beengen oder würgen. Das Gefühl von Enge im Hals oder in der Brust ist ein verbreitetes Angstsymptom. Angst äußert sich aber auch in anderen Symptomen wie Schweißausbrüchen, Zittern, Übelkeit und Herzrasen. Angst kann auch Furcht mit sich bringen, etwa Furcht davor, die Kontrolle zu verlieren, oder Furcht vor Krankheit oder Tod. Darüber hinaus meiden unter übertriebener Angst leidende Menschen bestimmte Situationen, Menschen, Tiere oder Gegenstände ohne vernünftigen Grund.
Ängstliche Menschen neigen dazu, extrem empfindlich auf Gefahr, Ablehnung, Unbekanntes und Unsicherheit zu reagieren. Sie widmen unangenehmen Gedanken, Gefühlen und körperlichen Empfindungen große Aufmerksamkeit. Außerdem denken sie häufig über mögliche zukünftige Katastrophen nach. Angstsymptome wie diese neigen dazu, sich zu häufen. In den folgenden Abschnitten werden einige dieser Hauptgruppen beschrieben.
Die folgenden Zwischenüberschriften entsprechen in etwa einigen der im DSM-5, einem Handbuch zur Diagnosestellung, diskutierten Hauptdiagnosen. Wir halten es aber für besser, sich eher auf die Symptome zu konzentrieren als auf die technischen Diagnosekategorien. (Weitere Informationen finden Sie im Kasten »Das Diagnostische und Statistische Manual-5 (DSM-5).«
Der Begriff »Angsthase« ist weit verbreitet und allgemein geläufig. Die meisten Menschen denken dabei sofort an jemanden, der sich ständig Sorgen macht. Angsthasen leiden unter einem chronischen Zustand der Anspannung und Sorge. Sie berichten oft, dass sie sich ruhelos, nervös und aufgedreht fühlen. Sie werden leicht müde und haben Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren oder einzuschlafen. Wenn sie eingeschlafen sind, wachen sie möglicherweise um 3 Uhr morgens mit rasenden, sorgenvollen Gedanken auf. Sie berichten auch häufig über Muskelkater, insbesondere im Rücken, in den Schultern oder im Nacken.
Nicht jeder erlebt Angst auf die gleiche Weise. Manche Menschen klagen über andere Probleme wie Zuckungen, Zittern, Kurzatmigkeit, Schwitzen, Mundtrockenheit, Magenprobleme, Schwächegefühle, Schreckhaftigkeit und Schluckbeschwerden. Unabhängig davon, wie Sie die Sorgen erleben, wenn sie Sie davon abhalten, Ihr Leben so zu leben, wie Sie es möchten, stellen sie ein Problem dar.
Das folgende Beispiel soll zeigen, worum es bei übertriebenen Sorgen geht.
In
der U-Bahn wippt
Jan
nervös mit dem Fuß. Er hat letzte Nacht kaum geschlafen, sich von einer Seite auf die andere gewälzt und über die Wirtschaftslage nachgegrübelt. Er ist sicher, dass er der Nächste ist, der seine Stelle verlieren wird. Auch wenn sein Chef gesagt hat, er müsse keine Angst haben, macht sich Jan weiter Sorgen. Er glaubt, dass er am Ende auf der Straße stehen und pleite sein wird.
Sein Rücken schmerzt höllisch. Er zieht die Schultern hoch, um die Muskelanspannung etwas zu lösen. Er kann sich kaum auf den Blog konzentrieren, den er vor sich hat, und merkt, dass er sich nicht mehr daran erinnern kann, was er gerade gelesen hat. Er fühlt, wie sein Hemd feucht wird. Irgendwie fühlt er sich krank. Er
ist
krank – vor Sorgen.
Seit dem Abschluss seiner Ausbildung vor sechs Jahren arbeitet Jan im selben Unternehmen. Seine Arbeit ist sehr technisch. Sie meisten Vorgesetzten brauchen sein technisches Know-how. Er hat eine schöne Summe Geld für Notfälle beiseitegelegt. Dennoch hat seine Angst im letzten Jahr so stark zugenommen, dass sie dazu führt, dass er Fehler macht. Er kann nicht denken, fühlt sich furchtbar und ist ständig in Sorge.
Die wirtschaftliche Lage ist für viele Menschen besorgniserregend. Aber Jans Sorgen scheinen in keinem Verhältnis zu seiner tatsächlichen Situation zu stehen. Es scheint unwahrscheinlich, dass er in Gefahr ist, seinen Job zu verlieren. Seine extreme Angst könnte jedoch tatsächlich dazu führen, dass er bei der Arbeit in Schwierigkeiten gerät. Menschen mit überwältigenden Ängsten machen aufgrund von Beeinträchtigungen ihrer Aufmerksamkeit und Konzentration häufig Flüchtigkeitsfehler.
Manche Sorgen sind völlig normal. Wenn Sie Ihre Stelle verlieren, ist es nur natürlich, dass Sie sich Sorgen machen, wovon Sie leben sollen. Aber wenn Sie Bill Gates oder Jeff Bezos heißen und sich Sorgen um Geld machen, haben Sie vielleicht ein Problem mit Ängsten.
Als wir diesen Abschnitt schrieben, haben wir uns gefragt, woher der Begriff »Angsthase« ursprünglich stammt. Also haben wir nachgeschaut. Die Bezeichnung »Angsthase« für ängstliche Menschen geht darauf zurück, dass Hasen scheue Tiere sind und bei Angst oder Bedrohung ganz schnell weghoppeln.
Wer an einer sozialen Phobie oder Sozialangst leidet, fürchtet sich davor, in aller Öffentlichkeit im Mittelpunkt zu stehen. Die Betroffenen meiden es, sich zu präsentieren, zu Partys zu gehen, neue Bekanntschaften zu machen, sich Gruppen anzuschließen, das Telefon zu benutzen, vor anderen Menschen zu schreiben, in der Öffentlichkeit zu essen oder mit ihnen übergeordneten Personen zu tun zu haben. Sie betrachten all diese Situationen als unangenehm, weil sie erwarten, von anderen erniedrigende oder beschämende Beurteilungen zu erhalten.
Unter Sozialangst leidende Menschen glauben, sie seien irgendwie fehlerhaft und unzureichend. Deshalb gehen sie davon aus, dass sie sich beim Reden verhaspeln, ihre Getränke verschütten, beim Händeschütteln feuchte Hände haben oder irgendeinen gesellschaftlichen Fauxpas begehen und sich unsterblich blamieren werden. Ironischerweise führt ihre Angst genau zu solchen Vorkommnissen. Zitternde, verschwitzte Hände verschütten Getränke, mangelnder Augenkontakt vergrault andere Menschen. Sie machen sich Sorgen darüber, was andere über sie denken – so sehr, dass sie nicht gut genug zuhören, um ein Gespräch in Gang zu halten.
Jeder ist von Zeit zu Zeit unruhig und nervös. Wenn Sie sich weniger als sechs Monate lang in Gesellschaft anderer Menschen nicht wohlgefühlt haben, müssen Sie noch nicht unter einer sozialen Phobie leiden. Das kann auch eine vorübergehende Reaktion auf ungewohnten Stress sein, etwa der Umzug in eine neue Umgebung oder eine neue Arbeitsstelle. Sie könnten aber an einer sozialen Phobie leiden, wenn Sie die folgenden Symptome über längere Zeit an sich feststellen:
Sie haben Angst vor Situationen, in denen Sie mit unbekannten Menschen zu tun haben oder in denen Sie beobachtet oder bewertet werden.Wenn man Sie in eine unangenehme Situation drängt, nimmt Ihre Angst stark zu. Wenn Sie zum Beispiel Angst davor haben, öffentlich zu reden, zittern Ihre Stimme und Ihre Knie, sobald Sie die ersten Worte über die Lippen bringen.Sie erkennen, dass Ihre Angst größer ist, als die Situation eigentlich rechtfertigt. Wenn Sie etwa Angst davor haben, neue Kontakte zu knüpfen, wissen Sie vom Kopf her, dass nichts Schreckliches passieren wird. Dennoch wallt Adrenalin durch Ihre Adern und dunkle Ahnungen steigen in Ihnen hoch.Sie meiden Furcht einflößende Situationen so gut es eben geht oder ertragen sie nur mit großer Verzweiflung.Sehen Sie sich das folgende Paradebeispiel einer sozialen Phobie an und überlegen Sie, ob Ihnen daran etwas bekannt vorkommt.
Uwe
, ein 35-jähriger Junggeselle, ist an einer ernsthaften Beziehung interessiert. Er sieht gut aus, ist immer gut gekleidet und hat eine gut bezahlte Stelle. Uwes Freunde laden ihn regelmäßig zu ihren Partys und anderen gesellschaftlichen Ereignissen ein, um ihn endlich unter die Haube zu bringen. Leider sträubt sich in Uwe alles dagegen, ihren Einladungen nachzukommen. Er hat immer ein paar gute Ausreden parat, die es ihm erlauben, einen Rückzieher zu machen. Sein Wunsch, irgendwann eine Partnerin zu treffen, gewinnt schließlich die Oberhand. Immer wieder spielt er Szenen im Kopf durch, in denen er sich mit Frauen trifft. Dabei fühlt er jedes Mal eine intensive, ängstliche Erwartung.
Kaum auf der Party angekommen, strebt Uwe zur Bar, um seine aufkommende Angst zu unterdrücken. Ihm zittern die Hände, als er sein erstes Glas in der Hand hält. Er leert es in einem Zug und bestellt gleich noch einen Drink, um seine Gefühle zu betäuben. Nach einer Stunde Trinken
fühlt er sich endlich der Situation gewachsen. Er drängt sich in eine Traube attraktiver Frauen und spult eine Reihe Witze herunter, die er eigens für diese Gelegenheit auswendig gelernt hatte. Im weiteren Verlauf der Nacht pirscht er sich an mehrere Frauen heran und macht dabei auch die eine oder andere kokette bis anzügliche Bemerkung. Sein albernes, betrunkenes Verhalten verschafft ihm keine Verabredung. Am nächsten Tag ist es ihm peinlich und er schämt sich.
Uwe leidet unter sozialen Ängsten. Drogen- und Alkoholmissbrauch gehen meist mit Sozialangst einher, weil die Betroffenen versuchen, ihre ängstlichen Gefühle zu unterdrücken. Außerdem bieten Drogen und Alkohol eine schnelle Lösung. Leider bringt diese Lösung häufig zusätzliche Peinlichkeit und endet womöglich in einer Abhängigkeit.
Alle paar Jahre erstellen Gruppen von Fachleuten aus dem Bereich der psychischen Gesundheit auf der Grundlage von Forschungsergebnissen und klinischen Erfahrungen eine Liste von emotionalen Störungen. Sie veröffentlichen ihre Ergebnisse in einem Handbuch, dem DSM. Derzeit wird die fünfte Auflage verwendet. Die Diagnosen ermöglichen es den Fachleuten, sich in einer gemeinsamen Sprache zu verständigen. Die formale Rolle der Diagnosen hat jedoch auch ihre Kritiker. Viele Fachleute sind der Meinung, dass es sinnvoller ist, sich auf die Symptome zu konzentrieren als auf spezifische Störungen. Zu Ihrer Information: Das DSM-5 führt derzeit die folgenden Hauptkategorien von Angststörungen auf:
Generalisierte AngststörungSoziale Angststörung (oder Soziale Phobie)PanikstörungAgoraphobieSpezifische PhobienTrennungsangststörungSelektiver MutismusAngststörung aufgrund einer anderen medizinischen ErkrankungIn den früheren Ausgaben des DSM wurden Zwangsstörungen und posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) als Angststörungen eingestuft. Das ist vorbei. Heute hat die Zwangsstörung einen eigenen Abschnitt, Zwangsstörungen (OCD) verwandte Störungen, und die PTBS wird als Trauma- und Stressor-bezogene Störung kategorisiert. Die Kontroversen um diese Änderungen sind komplex. Und bei den meisten Menschen mit emotionalen Problemen gibt es fast immer überlappende Symptome. Mit anderen Worten: Jemand, der unter Angstzuständen leidet, hat wahrscheinlich zumindest einige Symptome in einer diagnostischen Kategorie und einige andere Symptome in einer anderen Kategorie.
Jeder gerät irgendwann einmal in Panik. Manche berichten von Panik vor einem immer näher kommenden Termin, einer bevorstehenden Präsentation oder einer Party. Meistens hört man das Wort Panik im Zusammenhang mit Sorgen, die solche doch eher banalen Ereignisse mit sich bringen.
Menschen, die unter Panikstörungen leiden, berichten allerdings von ganz anderen Erlebnissen. Sie durchleben Phasen überwältigender Angst und Furcht. Wenn Sie noch nie eine solche Panikattacke hatten, seien Sie froh – wir wünschen es Ihnen jedenfalls nicht. Die Attacken dauern meist um die zehn Minuten. Während dieser Zeit sind viele Betroffene absolut sicher, dass sie sterben werden. Das sind sicher nicht gerade die besten zehn Minuten ihres Lebens. Panikattacken bringen in der Regel eine Reihe deutlicher, auffälliger Symptome mit sich, unter anderem:
einen unregelmäßigen, beschleunigten oder heftigen Puls
Schweißausbrüche
Erstickungsgefühl, Atemnot
oder Kurzatmigkeit
Schwindel
oder Benommenheit
Schmerzen
oder Unbehagen im Brustbereich
das Gefühl, neben sich zu stehen oder zu träumen
Taubheitsgefühle
oder Kribbeln
heiße oder kalte Wellen
unbegründete Todesangst
Übelkeit
Gedanken, dass man verrückt wird oder völlig die Kontrolle verliert
Panikattackensymptome wie Schmerzen in der Brust, Atemnot, Übelkeit und intensive Angst lassen oft an einen Herzinfarkt denken. Angesichts solcher erschreckenden Empfindungen suchen viele Betroffene schnell die nächste Notaufnahme auf. Wenn dann nach zahlreichen Tests das negative Ergebnis vorliegt, hören sie von überarbeiteten Ärzten, dass es sich um eine Panikattacke handelte. »Das spielt sich alles in Ihrem Kopf ab.« Die ungläubigen Patienten sind sicher, dass da etwas übersehen worden ist.
Sie werden deshalb bei der nächsten Attacke wahrscheinlich wieder in der Notaufnahme auftauchen, um eine weitere Meinung einzuholen. Selbst ein zweiter oder dritter Besuch kann Menschen mit Panikattacken nicht davon überzeugen, dass das Gefühl nicht durch ein Herzproblem verursacht wurde. Das ist frustrierend für die an Panikattacken Leidenden und für das Personal in der Notaufnahme. Eine einfache 20- bis 30-minütige psychologische Beratung in der Notaufnahme dagegen reduziert die Zahl weiterer Besuche erheblich. Worum geht es bei dieser Beratung? Den Patienten wird einfach erklärt, worum es bei dieser Störung eigentlich geht und wie man sich mit Entspannungstechniken selbst helfen kann, wenn die Panik zuschlägt.
Panikattacken fangen mit einem Ereignis an, das eine bestimmte Empfindung auslöst, etwa eine körperliche Betätigung oder normale körperliche Reaktion. Dieses auslösende Ereignis ruft körperliche Reaktionen wie die vermehrte Ausschüttung von Adrenalin hervor. Das ist alles noch kein Problem.
Beim nächsten Schritt geht in diesem ansonsten normalen Prozess etwas schief – wenn die betroffene Person nämlich die Bedeutung der körperlichen Symptome falsch interpretiert. Anstatt das Ereignis als normal einzustufen, betrachtet ein Mensch mit einer Panikstörung es als Zeichen einer drohenden Gefahr, beispielsweise eines Herzinfarkts oder eines Anfalls. Diese Interpretation löst Angst aus und führt zu noch mehr körperlicher Erregung. Zum Glück kann unser Körper eine solche Aufregung nur für eine gewisse Zeit aufrechterhalten und beruhigt sich schließlich wieder.
Die Fachleute sind sich darüber einig, dass man mehr als eine Panikattacke gehabt haben muss, bevor man von einer echten Panikstörung sprechen kann. Menschen mit Panikstörungen sind beunruhigt, wann wohl die nächste Attacke kommen wird und ob sie die Kontrolle über sich verlieren werden. Und schließlich fangen sie an, ihr Leben zu ändern, indem sie bestimmte Orte und Handlungen meiden.