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Damit Sie den Sturm in Ihrem Kopf besänftigen
Borderline ist eine Persönlichkeitsstörung, die das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen massiv beeinträchtigen kann. Betroffene leiden häufig unter Impulsivität, gestörter Selbstwahrnehmung und raschen Stimmungsschwankungen oder sie haben Schwierigkeiten, stabile Beziehungen zu führen. Das Buch hilft Betroffenen und Angehörigen dabei, Symptome richtig zu deuten, liefert Techniken, um zerstörerisches Verhalten unter Kontrolle zu bekommen, erläutert moderne Therapieformen und zeigt Wege auf, um langfristig ein normales Leben führen zu können.
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Seitenzahl: 694
Veröffentlichungsjahr: 2025
Leben mit Borderline für Dummies
Die Diagnose einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) ist komplex. Selbst ausgebildete Fachkräfte für psychische Gesundheit können Schwierigkeiten bei der Diagnose haben, da die Symptome der BPS von Person zu Person stark variieren können. Die verschiedenen BPS-Symptome werden in neun Kategorien eingeteilt. Für die Diagnose einer BPS müssen mindestens fünf dieser neun Symptome häufig auftreten:
Intensive Angst vor dem Verlassenwerden und starke Bemühungen, dies zu vermeidenUnberechenbare, schwierige BeziehungenUnsicherheit in Bezug auf die eigene IdentitätRücksichtsloses, riskantes VerhaltenSelbstverletzendes VerhaltenStark schwankende EmotionenTiefgreifende Gefühle der LeereLeicht zu provozierende WutKurzfristige RealitätsfluchtVerzweifeln Sie nicht, wenn bei Ihnen eine Borderline-Persönlichkeitsstörung diagnostiziert wird. Wenn Sie Hilfe in Anspruch nehmen und die richtige Behandlung finden, kann eine Besserung eintreten. Beachten Sie Folgendes:
Denken Sie daran, dass die BPS nicht definiert, wer Sie sind. Versuchen Sie, Ihre Symptome als Auswirkungen Ihrer BPS zu betrachten – nicht als Ausdruck Ihrer Persönlichkeit.Wenn Sie eine BPS haben, sollten Sie wissen, dass Sie nicht allein sind. Viele Millionen Menschen haben dasselbe Problem.Machen Sie sich klar, dass eine Behandlung der BPS wirkt, aber Zeit und Mühe erfordert.Verlassen Sie sich bei der Behandlung Ihrer BPS nicht allein auf Medikamente – sie reichen nicht aus.Seien Sie sich bewusst, dass andere Probleme wie Angstzustände, Depressionen und Substanzmissbrauch häufig mit einer BPS einhergehen. Diese Probleme erfordern möglicherweise eine gesonderte Behandlung zusätzlich zu der Behandlung, die Sie für die BPS erhalten.Versuchen Sie zu erkennen, dass Ihr Therapeut auf Ihrer Seite ist. Ihre Angst, verlassen zu werden, kann dazu führen, dass Sie Ihren Therapeuten von sich stoßen – versuchen Sie, dieser Neigung zu widerstehen.Menschen mit einer BPS fallen häufig durch drastische Verhaltensweisen, Gefühle und Gedanken auf. Die folgenden Tipps können dazu beitragen, dass Sie mit impulsivem Verhalten und extremen Gedanken im Zusammenhang mit einer BPS besser umgehen können:
Impulsivität verlangsamen
Wenn Sie eine Frage oder ein Kommentar verärgert, warten Sie mindestens fünf Sekunden, bevor Sie antworten, und wiederholen Sie in Gedanken mehrmals »Beruhige dich«.Wenn Sie einen starken Impuls verspüren, erinnern Sie sich daran, dass sofortiges Handeln in diesen Momenten in der Regel zu schlechten Ergebnissen führt.Besprechen Sie mit Ihrem Therapeuten alle neuen, großen Pläne, die Sie für Ihr Leben haben könnten, bevor Sie handeln.Machen Sie regelmäßig Atemübungen.Extreme Gedanken abkühlen lassen
Wenn Sie einen extremen oder aufbrausenden Gedanken haben, fragen Sie sich, wie ein Freund das gleiche Problem vielleicht anders betrachten würde.Wenn Ihre Gedanken stark und extrem sind, überlegen Sie, wie Sie das auslösende Ereignis in sechs Monaten betrachten würden, und achten Sie auf den Unterschied.Denken Sie daran, dass extreme Wörter und Ausdrücke wie immer, nie, ich halte es nicht aus, schrecklich und furchtbar fast immer unzutreffend sind. Versuchen Sie, die Abstufungen dazwischen zu finden.
Leben mit Borderline für Dummies
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
1. Auflage 2025
© 2025 Wiley-VCH GmbH, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, Germany
Original English language edition Borderline Personality Disorder for dummies, 2nd Edition © 2020 by Wiley Publishing, Inc. All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form. This translation published by arrangement with John Wiley and Sons, Inc.
Copyright der englischsprachigen Originalausgabe Borderline Personality Disorder for dummies, 2nd Edition © 2020 by Wiley Publishing, Inc.
Alle Rechte vorbehalten inklusive des Rechtes auf Reproduktion im Ganzen oder in Teilen und in jeglicher Form. Diese Übersetzung wird mit Genehmigung von John Wiley and Sons, Inc. publiziert.
Wiley, the Wiley logo, Für Dummies, the Dummies Man logo, and related trademarks and trade dress are trademarks or registered trademarks of John Wiley & Sons, Inc. and/or its affiliates, in the United States and other countries. Used by permission.
Bevollmächtigte des Herstellers gemäß EU-Produktsicherheitsverordnung ist die Wiley-VCH GmbH, Boschstr. 12, 69469 Weinheim, Deutschland, E-Mail: [email protected].
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Alle Rechte bezüglich Text und Data Mining sowie Training von künstlicher Intelligenz oder ähnlichen Technologien bleiben vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne die schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form – durch Photokopie, Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren – in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden.
Das vorliegende Werk wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren und Verlag für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie eventuelle Druckfehler keine Haftung.
Coverillustration: © Printemps – stock.adobe.comKorrektur: Johanna Rupp, Nußloch
Print ISBN: 978-3-527-72338-6ePub ISBN: 978-3-527-85265-9
Laura L. Smith arbeitet als klinische Psychologin mit Kindern und Erwachsenen, die unter emotionalen und Persönlichkeitsstörungen leiden. Daneben hält sie Workshops und Kurse im Rahmen des Weiterbildungsprogramms für Erwachsene an der University of New Mexico und hat zahlreiche Artikel und Bücher publiziert.
Charles H. Elliott ist klinischer Psychologe und verfügt über umfangreiche Erfahrung in der Behandlung von emotionalen und Persönlichkeitsstörungen. Dr. Elliott ist Autor zahlreicher Fachartikel, Buchkapitel und Bücher im Bereich Psychologie und kognitive Verhaltenstherapie.
Dr. Smith und Dr. Elliott haben gemeinsam die folgenden Bücher verfasst: Nicht mehr rauchen für Dummies, Nicht ärgern für Dummies, Angstfrei leben für Dummies, Zwänge meistern für Dummies, Depressionen überwinden für Dummies undGesunder Umgang mit Narzissmus für Dummies, alle bei Wiley-VCH erschienen. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Wissenschaft der Psychologie für die Öffentlichkeit relevant und zugänglich zu machen.
Wir möchten unserem hervorragenden Team bei Wiley danken. Wie immer waren seine Fachkenntnisse, Unterstützung und Anleitung eine unschätzbare Hilfe. Von Anfang an hat uns unsere Lektorin Tracy Boggier bei der Ausarbeitung und Umsetzung eines Plans für die Entwicklung dieser Buches unterstützt. Tim Gallan, Entwicklungs- und Lektoratsmitarbeiter, hat dafür gesorgt, dass unser Text auf den Punkt kommt und fehlerfrei ist. Wir danken auch Lin Ames, unserer technischen Redakteurin, für ihre Beiträge.
Cover
Titelblatt
Impressum
Über die Autoren
Danksagung der Autoren
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Über dieses Buch
Törichte Annahmen über den Leser
Symbole, die in diesem Buch verwendet werden
Wie es weitergeht
Teil I: Die Merkmale der Borderline-Persönlichkeitsstörung
Kapitel 1: Die Borderline-Persönlichkeitsstörung näher betrachtet
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung aufschlüsseln
Die Ursprünge der Borderline-Persönlichkeitsstörung
Die Kosten der BPS
Die BPS behandeln
Mit Menschen umgehen, die BPS haben
Kapitel 2: Persönlichkeit definieren, um BPS zu verstehen
Wesentliche Merkmale der Persönlichkeit
Zwischen gesunden und ungesunden Persönlichkeitsmerkmalen unterscheiden
Kapitel 3: Was eine BPS ausmacht
Die neun Symptome einer BPS
Eine BPS diagnostizieren
Hohe oder niedrige Funktionsfähigkeit
BPS im Laufe des Lebens
Andere Persönlichkeitsstörungen
Mit der BPS einhergehende emotionale Störungen
Kapitel 4: Die Wurzeln der BPS
Biologische Faktoren
Psychische Faktoren
Soziale und kulturelle Einflüsse
Das Zusammenspiel von Risikofaktoren
Teil II: Die Hauptsymptome der BPS
Kapitel 5: Sensation Seeking und Selbstverletzung: die Impulsivität der BPS
Gefährlicher Lebensstil: impulsives Verhalten
Selbstverletzung als Hilferuf
Suizid: der letzte Ausweg
Kapitel 6: Explosive Gefühle und Stimmungen
Das Einmaleins der Emotionen
Emotionen im Borderline-Stil
Kapitel 7: Vermisste Personen: Identitätsprobleme und BPS
Das Konzept der Identität
Identitätsprobleme: instabil und anfällig
Kapitel 8: Wahrnehmen, verstehen und auf andere Menschen eingehen
Sich in die Lage anderer versetzen
Grenzen überschreiten
Kapitel 9: BPS und extremes Denken
Verstehen, wie Sie die Welt sehen
BPS-Schemata: kein Mittelmaß
Kapitel 10: Der Realität entgleiten
Die Dissoziation
Paranoide oder wahnhafte Gefühle
Halluzinationen
Wenn man an einer BPS leidet und sich für verrückt hält
Teil III: Sich für Veränderung entscheiden
Kapitel 11: Recherche und Auswahl von BPS-Behandlungsmethoden
Verschiedene Behandlungsszenarien
Psychotherapeutische Behandlungsstrategien für die BPS
Auswahl eines Psychotherapeuten
Beginn der Behandlung
Kapitel 12: Hindernisse überwinden und Veränderungen herbeiführen
Die Angst vor Veränderung überwinden
Verantwortung übernehmen und die Opferrolle aufgeben
Schluss mit dem Aufschieben
Sich mit dem Prozess der Veränderung anfreunden
Kapitel 13: Die BPS anderen Menschen erklären
Entscheiden, ob und wem Sie sich anvertrauen
Entscheiden, was Sie erzählen möchten
Die eigene Geschichte effektiv erzählen
Kapitel 14: Auf sich selbst achten
Mit Stress umgehen
Besser auf Ihren Körper achten
Mehr Zeit für sich selbst finden
Teil IV: Behandlungsmöglichkeiten der BPS
Kapitel 15: Impulsivität zügeln
Das Bewusstsein für impulsives Verhalten schärfen
Impulsivität im Zaum halten
Gesündere Alternativen finden
Kapitel 16: Den inneren Sturm besänftigen
Gefühle benennen
Die Gefühle nicht über die Gedanken herrschen lassen
Entspannen und üben
Meditation entdecken
Akzeptanz erlangen
Kapitel 17: Eine Identität schaffen
Die wichtigen Dinge in Ihrem Leben
Vergebung und Selbstmitgefühl
Kapitel 18: Sich in die Lage anderer versetzen
Die Standpunkte anderer verstehen
Die Auswirkungen auf andere
Nicht gleich in die Defensive gehen
Besser miteinander auskommen
Kapitel 19: Problematische Grundüberzeugungen ändern
Strategien zur Überwindung von Schemata
Adaptive Schemata anwenden
Kapitel 20: Medikamente bei BPS
Medikamente auf dem Prüfstand
Hilfe durch Medikamente
Blick in den Medikamentenschrank
Problematische Polypharmazie-Strategie
Medikamentöse Behandlung
Teil V: Ratschläge für besorgte Mitmenschen
Kapitel 21: Was tun, wenn Partner oder Partnerin eine BPS haben
Borderline-Verhaltensweisen in Beziehungen
Sicher sein: emotional und körperlich
Sich von einem Partner mit BPS trennen
In einer Beziehung bleiben
Kapitel 22: Freundschaften mit Personen mit einer BPS
Erste Warnsignale einer BPS
Wer anfällig für den Einfluss einer BPS-Person ist
Schwerwiegende Symptome erkennen
Umgang mit BPS-Freunden
Umgang mit gefährlichen Situationen
Freundschaftsbeziehungen beenden
Die Beziehung zu einem Freund oder einer Freundin mit einer BPS aufrechterhalten
Kapitel 23: Kinder mit BPS-Risiko begleiten
Frühwarnzeichen beachten
Ein Blick auf Risikofaktoren
Die richtige Hilfe finden
Liebevoll Halt geben und Grenzen setzen
Sich um alle anderen kümmern – aber auch um sich selbst
Eltern von erwachsenen Kindern mit einer BPS
Kapitel 24: Ratschläge für erwachsene Kinder von Eltern mit einer BPS
Trauer um die »nicht so perfekte« Kindheit
Mit dem Leben weitermachen
Kapitel 25: Ratschläge für Therapeuten von Personen mit einer BPS
Eine BPS in den frühen Phasen der Therapie erkennen
Objektivität bewahren
Grenzen verstehen
Grenzen in der Praxis
Auf sich selbst achten
Teil VI: Der Top-Ten-Teil
Kapitel 26: Zehn Methoden, sich schnell zu beruhigen
Den Stress wegatmen
Heiße Emotionen abkühlen
Schneller werden
Den Blues wegmassieren
Ablenkung durch Surfen
Die kreative Ader in sich entdecken
Ein gutes Buch lesen (oder hören)
Bei einem Film die Seele baumeln lassen
Spielend die Stimmung verbessern
Raus an die frische Luft
Kapitel 27: Zehn Arten, sich zu entschuldigen
Die Worte laut aussprechen
Um Vergebung bitten
Etwas für eine andere Person erledigen
Blumen überreichen
Eine Karte schicken
Eine Pflicht übernehmen
Ihre Gedanken aufschreiben
Ein Gedicht aussuchen
Ein kleines Geschenk schicken
Wiedergutmachung leisten: Spenden oder Freiwilligenarbeit
Kapitel 28: Zehn Dinge, die Sie unterlassen sollten
Schnelle Lösungen erwarten
Auf der Stelle treten
Eine fragwürdige Behandlung wählen
Einen Life Coach finden
Die Leere mit Essen oder Trinken füllen
Zu viel auf einmal wollen
In die Kristallkugel blicken
Die falsche Therapie wählen
Darauf hoffen, dass die BPS durch Medikamente geheilt wird
Sich in sozialen Medien verlieren
Stichwortverzeichnis
End User License Agreement
Kapitel 7
Tabelle 7.1: Reaktionen bei einer BPS auf reale oder wahrgenommene Bedrohungen de...
Kapitel 12
Tabelle 12.1: Ausreden offenlegen und infrage stellen
Tabelle 12.2: Kosten-Nutzen-Analyse bei Nichtinanspruchnahme einer Behandlung
Kapitel 15
Tabelle 15.1: Michaelas Beobachtungen von Impulsen: Verführung
Tabelle 15.2: Michaelas Beobachtungen von Impulsen: Trinken
Tabelle 15.3: Michaelas Beobachtungen von Impulsen: Sex
Tabelle 15.4: Michaelas Beobachtungen von Impulsen: Schneiden
Kapitel 16
Tabelle 16.1: Das Gegenteil tun
Kapitel 18
Tabelle 18.1: Annahmen über neutrale Aussagen
Tabelle 18.2: Die Abwehrhaltung entschärfen
Kapitel 19
Tabelle 19.1: Schemata-Übersicht
Tabelle 19.2: Schemabeobachtung Melissa
Tabelle 19.3: Schemabeobachtung Amanda
Tabelle 19.4: Schemabeobachtung Kalle
Tabelle 19.5: Jennifers »Damals-und-heute-Übung«
Tabelle 19.6: Margaretes Kosten-Nutzen-Analyse des ängstlichen Bindungsschemas: N...
Tabelle 19.7: Margaretes vollständige Kosten-Nutzen-Analyse des ängstlichen Bindu...
Tabelle 19.8: Adaptive Schemata – Handlungsliste
Tabelle 19.9: Schema-Lernkarte – Anweisungen
Tabelle 19.10: Claras Schema-Lernkarte Nr. 1
Kapitel 24
Tabelle 24.1: Mögliche Auswirkungen auf Kinder von Elternteilen mit einer BPS
Cover
Titelblatt
Impressum
Über die Autoren
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Fangen Sie an zu lesen
Stichwortverzeichnis
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In den vergangenen zehn Jahren ist die Behandlung der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) weiterentwickelt und verbessert worden. Studien konnten zunehmend nachweisen, dass eine solche Behandlung wirksam ist und dass die betroffenen Menschen mit einer Besserung rechnen können. In diesem Buch beschreiben wir die neuen Strategien und gehen auf die aktuellen Erkenntnisse ein, die einen optimistischeren Blickwinkel rechtfertigen.
Wir möchten mit dieser Ausgabe von Borderline-Persönlichkeitsstörung für Dummies einen umfassenden Überblick über dieses komplexe emotionale und verhaltensbezogene Problem geben. Die meisten Leser ohne BPS werden feststellen, dass diese Informationen ihnen helfen, das Problem besser zu verstehen und zu lernen, besser mit Menschen umzugehen, die eine BPS haben. Menschen, die in engen Beziehungen zu Menschen mit einer BPS leben, können sich von einer Therapeutin oder einem Therapeuten zusätzliche Unterstützung holen.
Wenn Sie an einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) leiden, wird Ihnen dieses Buch helfen, sich selbst und die Menschen, die Ihnen wichtig sind, besser zu verstehen. Wir empfehlen Ihnen jedoch dringend, sich auch an einen Psychotherapeuten oder eine Psychotherapeutin zu wenden, die in der Behandlung von BPS geschult sind. Die BPS ist ein Problem, mit dem Sie sich nicht alleine auseinandersetzen sollten. Wenn Sie dieses Buch in Zusammenarbeit mit einem Therapeuten verwenden, empfehlen wir Ihnen, Notizen zu machen und Ihre Antworten auf die von uns bereitgestellten Übungen schriftlich festzuhalten – sei es auf Ihrem Computer, Tablet, Smartphone oder schlicht und einfach in einem Notizbuch. Dabei sollten Sie auf jeden Fall Ihre Aufzeichnungen auch mit einem Passwort schützen oder anderweitig sichern, denn schließlich sind Ihre Notizen nur für Sie (und Ihren Therapeuten) bestimmt und für niemanden sonst.
Wenn Sie Therapeut sind, kann Ihnen dieses Buch dabei helfen, Menschen mit BPS schneller zu erkennen und bei der Behandlung bessere Grenzen zu setzen. Sollte die Behandlung einer BPS jedoch noch Neuland für Sie sein, sollten Sie sich auf jeden Fall durch ergänzende Schulungen und Weiterbildungen dafür rüsten.
Wenn Sie oder jemand, der Ihnen persönlich wichtig ist, an einer Borderline-Persönlichkeitsstörung leiden, verstehen wir die Herausforderungen und schmerzhaften Hindernisse, mit denen Sie konfrontiert sind. Dieses Buches soll einen umfassenden Überblick über die Symptome, Ursachen und Behandlung von BPS bieten. Wir bemühen uns, Menschen mit einer BPS und den Personen, die sich um sie sorgen, dabei zu helfen, diese komplizierte psychische Erkrankung zu verstehen. Da die Behandlung einer BPS eine professionelle Intervention erfordert, ist dieses Buch nicht als eigenständiges Selbsthilfeprogramm konzipiert. Sie können es jedoch durchaus als Ergänzung zur Psychotherapie verwenden. Zusammen mit anderen Fachleuten teilen wir die Überzeugung, dass es für Patienten von Vorteil ist, wenn sie über ihre Störungen, die vermuteten Ursachen und wirksame Behandlungsmethoden informiert werden.
Wir glauben, dass sich viele Ideen am besten durch Geschichten und Beispiele vermitteln lassen. Deshalb verwenden wir durchgehend viele Beispiele, um unsere Punkte zu veranschaulichen. Die Geschichten und Fälle, die wir hier beschreiben, basieren auf Erfahrungen mit Menschen, die wir sowohl in unserem Privatleben als auch in unserer Praxis kennengelernt haben. Keine dieser Geschichten entspricht jedoch einer wahren, konkret erkennbaren Darstellung einer bestimmten Person. Jegliche Ähnlichkeit mit einer lebenden oder verstorbenen Person ist rein zufällig.
Borderline-Persönlichkeitsstörung ist ein etwas sperriger Begriff, daher kürzen wir ihn in diesem Buch mit BPS ab. Übrigens heißt die offizielle Diagnose, die im Deutschen Gesundheitssystem verwendet wird, »Emotional-instabile Persönlichkeitsstörung« (mit den Untergruppen »Impulsiver Typus« und »Borderline-Typus« in der sogenannten ICD-10-Codierung).
Darüber hinaus verwenden wir häufig Formulierungen wie »die meisten Menschen mit BPS« oder »Menschen mit BPS tun in der Regel dies oder das«. Uns ist durchaus bewusst, dass BPS bei jeder Person anders ausgeprägt ist. Wörter wie »typisch« oder »überwiegend« machen in der Welt der BPS keinen Sinn. Für eine gründliche Erörterung aller Varianten und Permutationen der BPS würden wir jedoch weitere tausend Seiten benötigen. (In Kapitel 3 werden die zahlreichen Symptomkonstellationen – oder Symptomenkomplexe – der BPS erörtert.) Um es also klarzustellen: Wenn wir »die meisten« sagen, meinen wir nicht »alle, die eine BPS haben«.
Wir nehmen einfach mal an, dass die meisten Menschen, die dieses Buch lesen, sich für BPS interessieren. Dieses Interesse kann in eigenen emotionalen Problemen gründen oder aber in Sorgen, die Sie sich in Bezug auf eine Person machen, die Ihnen wichtig ist und die Symptome aufweist, die bei einer BPS auftreten können.
Andererseits sind Sie vielleicht beruflich mit dem Thema befasst und suchen nach leicht zugänglichen Informationen, die Sie an Ihre Klienten weitergeben können. Oder Sie benötigen vielleicht ein paar Tipps zum Umgang mit schwierigen therapeutischen Problemen. Vielleicht studieren Sie aber auch Psychologie oder sind in der Beratung, Sozialarbeit oder Psychiatrie tätig und suchen nach einer verständlichen Einführung in dieses komplexe Problem.
Dieses Symbol weist auf eine bestimmte Erkenntnis oder Strategie im Umgang mit BPS hin. Es empfiehlt sich, einige dieser praktischen Ideen zu notieren.
Mit diesem Symbol weisen wir Sie auf mögliche Fallstricke oder Gefahren hin, auf die Sie achten sollten. Diesen Symbolen sollten Sie besondere Aufmerksamkeit schenken.
Durch dieses Symbol wird eine Kernaussage hervorgehoben. Konzentrieren Sie sich auf diese Informationen und halten Sie sie gegebenenfalls fest.
Dieses Symbol kennzeichnet Informationen, die Sie nicht lesen müssen, wenn Sie nicht daran interessiert sind. Es handelt sich um zusätzliche Information für diejenigen unter Ihnen, die sich gerne etwas eingehender mit dem Thema befassen möchten.
Sie finden in diesem Buch zahlreiche Informationen über BPS. Sie sind so zusammengestellt, dass Sie sich die Themen in jeder beliebigen Reihenfolge heraussuchen können. Orientieren Sie sich am Inhaltsverzeichnis und am Index, um zu dem Thema zu gelangen, das Sie interessiert. Oder nehmen Sie den konventionellen Weg und beginnen Sie mit Kapitel 1 und lesen Sie von dort aus weiter.
Sie wissen immer noch nicht, wo Sie anfangen sollen? Teil I gibt Ihnen einen Überblick über die BPS. Teil II befasst sich eingehend mit den Symptomen der BPS. In den Teilen III und IV erfahren Sie, wie Sie Hilfe in Anspruch nehmen können und welche Behandlungsmethoden es gibt. Teil V ist für diejenigen gedacht, die sich um Menschen sorgen, die möglicherweise eine BPS haben oder Anzeichen einer BPS zeigen.
Teil I
IN DIESEM TEIL …
Erfahren Sie mehr über die Borderline-Persönlichkeitsstörung.
Lernen Sie verschiedene – hilfreiche und weniger hilfreiche – Persönlichkeitsmerkmale kennen.
Werfen Sie einen genaueren Blick auf die Symptome der Borderline-Persönlichkeitsstörung.
Lernen Sie die verschiedenen Ursachen der Borderline-Persönlichkeitsstörung und deren Wechselwirkungen kennen.
Kapitel 1
IN DIESEM KAPITEL
Charakteristische Merkmale der Borderline-PersönlichkeitsstörungUrsachen der Borderline-PersönlichkeitsstörungKosten der Borderline-PersönlichkeitsstörungBeistand in Form von Psychotherapie und Medikamenten suchenWie man jemandem mit Borderline-Persönlichkeitsstörung helfen kannEine charmante, interessante, vertraute, intelligente, lebenslustige Person zeigt sich plötzlich gemein, träge, wütend, selbstzerstörerisch und düster – eine radikale Veränderung ohne erkennbaren Grund. Was verursacht die unvorhersehbaren Schwankungen von Angst zu Wut, von Intimität zu Distanz und von Euphorie zu Verzweiflung, die manche Menschen täglich erleben? Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) ist die wohl häufigste und lähmendste aller Persönlichkeitsstörungen. Sie verursacht Chaos und Leid sowohl bei den Betroffenen als auch bei den Menschen, die sich um sie sorgen.
Dieses Buch führt Sie in die Welt der BPS ein und zeigt Ihnen, wie das Leben mit dieser Störung wirklich aussieht. Im Gegensatz zu einigen Büchern und Artikeln über die BPS haben wir uns bemüht, uns den betroffenen Menschen mitfühlend und wohlwollend zu nähern. Vielleicht lesen Sie dieses Buch, weil Sie wissen oder vermuten, dass Sie selbst eine BPS oder einige ihrer Hauptsymptome aufweisen. Wenn dies der Fall ist, erwartet Sie eine Fülle von Informationen über die BPS und ihre Ursachen. Schöpfen Sie Hoffnung, wenn Sie mehr über wirksame Behandlungsmethoden erfahren.
Wenn Sie zu den Lesern gehören, die einen Menschen mit BPS kennen oder lieben, können Sie durch die Lektüre dieses Buches herausfinden, warum BPS-Betroffene so handeln, wie sie handeln, und wie Sie besser mit ihnen umgehen können. Selbst wenn Sie nicht in einer engen Beziehung zu einer betroffenen Person stehen, haben Sie wahrscheinlich in Ihrem näheren Verwandten- und Bekanntenkreis eine Person, die BPS hat oder zumindest einige der auffälligen Symptome zeigt. Bereits oberflächliche Beziehungen zu Menschen mit einer BPS können überraschende Herausforderungen mit sich bringen. Dieses Buch hilft Ihnen, besser zu verstehen, was in diesen Menschen vorgeht, und zu lernen, wie Sie mit den Problemen umgehen können, die eine BPS für Sie mit sich bringt.
Wenn Sie Therapeut sind, können Sie dieses Buch nutzen, um Ihr Verständnis der BPS zu erweitern. Sie erfahren, worauf Sie beim Aufbau einer tragfähigen therapeutischen Beziehung mit Ihren Klientinnen und Klienten besonders achten sollten, wie Sie mit schwierigen therapeutischen Problemen umgehen können und gleichzeitig auf sich selbst achten.
In diesem Kapitel beschreiben wir die Grundlagen der BPS in Bezug auf die Auswirkungen der Störung sowohl auf die Menschen, die sie haben, als auch auf diejenigen, die mit ihnen in Beziehung stehen. Wir stellen die bekannten Ursachen der BPS vor. Wir beziffern auch die Kosten der BPS für die Betroffenen und für die Gesellschaft, in der sie leben. Zum Schluss geben wir einen Überblick über die wichtigsten Behandlungsmöglichkeiten für BPS und zeigen denjenigen unter Ihnen, die sich um jemanden mit BPS sorgen, welche Hilfe sie anbieten können.
Die Persönlichkeit eines Menschen setzt sich aus der vergleichsweise konstanten Art und Weise zusammen, wie dieser Mensch fühlt, sich verhält, denkt und mit anderen umgeht. Ihre Persönlichkeit spiegelt die Art und Weise wider, wie andere Menschen Sie im Allgemeinen beschreiben – beispielsweise als ruhig, ängstlich, leicht reizbar, gelassen, nachdenklich, impulsiv, neugierig oder unnahbar. Alle Menschen weichen von Zeit zu Zeit von ihrer üblichen Persönlichkeit ab, aber im Großen und Ganzen bleibt die Persönlichkeit im Laufe der Zeit relativ stabil. (Mehr über das Thema Persönlichkeit finden Sie in Kapitel 2.)
Denken Sie beispielsweise an jemanden, der im Allgemeinen eine fröhliche Persönlichkeit besitzt. Diese Person hat Freude am Leben und an Menschen. Wenn sie jedoch von einer Tragödie betroffen ist, ist zu erwarten, dass diese im Allgemeinen fröhliche Person normale Trauer und Traurigkeit zeigt. Jemand mit einer Persönlichkeitsstörung, wie zum Beispiel einer BPS, hat dagegen anhaltende, tiefgreifende Probleme mit Emotionen, Verhaltensweisen, Gedanken und/oder Beziehungen. In den folgenden Abschnitten werden die Kernprobleme beschrieben, mit denen Menschen mit einer BPS häufig zu kämpfen haben.
Die American Psychiatric Association veröffentlicht ein Handbuch, das spezifische Symptome der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) beschreibt. In diesem Handbuch werden diese Symptome in neun Kategorien eingeteilt. Wir beschreiben diese neun Symptome in Kapitel 3 etwas ausführlicher. Damit Sie hier nicht den Überblick verlieren, fassen wir diese neun Symptomkategorien in diesem Kapitel in vier größere Lebensbereiche zusammen.
Obwohl die BPS eine Reihe von identifizierbaren Symptomen aufweist, variieren die spezifischen Symptome und deren Intensität von Person zu Person stark.
Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung sehnen sich oft verzweifelt nach guten Beziehungen. Auf der anderen Seite sabotieren sie jedoch häufig ihre Bemühungen, positive Beziehungen aufzubauen und zu pflegen, immer wieder unabsichtlich. Sie wundern sich vielleicht, warum sie immer wieder in schwierigen Beziehungen landen.
Das liegt darin begründet, dass ihr Wunsch nach Beziehungen von dem intensiven Bedürfnis angetrieben wird, das bodenlose Loch zu füllen, das sie in sich selbst spüren. Menschen mit BPS sehnen sich danach, dieses Loch mit einem Gefühl für sich selbst, einem höheren Maß an Selbstachtung und einem hohen Maß an Fürsorge, bedingungsloser Liebe und Anerkennung durch andere Menschen zu füllen. Allerdings kann kein Mensch eine so große persönliche Kluft schließen. Partner und Freunde geben häufig schon kurz nach Beginn der Beziehung wieder auf. Zu oft scheitern ihre Versuche, ihre von einer BPS betroffenen Freunde glücklich zu machen. Diese reagieren auf die nachlassenden Bemühungen ihrer Freunde reflexartig mit plötzlicher Enttäuschung, Schmerz, eventuell Rückzug und manchmal sogar Wut.
Die Partner der von einer BPS betroffenen Menschen sind daraufhin verwirrt, weil diese normalerweise mit Enthusiasmus, Wärme und Begeisterung in eine Beziehung hineingehen. Neue Partner fühlen sich zu Beginn ihrer Beziehung oft von Liebe und Fürsorge umgeben, aber immer wieder läuft etwas ganz und gar schief.
Was passiert, wenn eine Beziehung voller Liebe und Aufregung zu Schmerz und Verwirrung führt? Viele Menschen mit BPS fürchten sich vor allem vor dem Verlassenwerden. Gleichzeitig glauben sie jedoch nicht, dass sie es wert sind, das zu bekommen, was sie wirklich wollen. Sie können sich kaum vorstellen, dass eine andere Person sie tatsächlich liebt. Wenn ihre Partner dann zwangsläufig nicht alle ihre Bedürfnisse erfüllen, glauben sie, dass sie bald alleine dastehen werden.
Diese Schlussfolgerung erfüllt die von einer BPS Betroffenen gleichzeitig mit Angst und Wut, die sie veranlasst, ihre Partner zurückzuweisen. Sie ergreifen lieber selbst die Initiative, als von ihren Partnern zurückgewiesen zu werden. Diese Kette von Reaktionen ist äußerst selbstzerstörerisch, aber sie entsteht aus Angst und nicht aus Böswilligkeit. Weitere Informationen zu Beziehungen im Rahmen einer BPS finden Sie in Kapitel 8. In Kapitel 18 erfahren Sie, wie Sie diese Beziehungen verbessern können
Das menschliche Gehirn verfügt über eingebaute Bremssysteme, Sie sind mit den Hilfssystemen vergleichbar, die Lkws helfen, besser mit steilen Bergabfahrten zurechtzukommen. Im menschlichen Gehirn kommen sie zum Einsatz, wenn die Intensität von Emotionen in bestimmten Situationen stark zunimmt. Leider verfügen die meisten Menschen mit BPS über Bremssysteme, die für Kleinwagen – nicht jedoch für Lkws – geeignet sind. Sie reichen kaum aus, die heftigen Emotionen zu bewältigen, die häufig mit einer BPS einhergehen.
Denkbremsen, wie wir sie gerne nennen, halten Menschen davon ab, zu handeln, ohne vorher über die Konsequenzen ihres Handelns nachzudenken. Wie das Würfeln bei einem Glücksspiel führt impulsives Verhalten selten zu langfristigen Erfolgen. Zu den häufigsten impulsiven Verhaltensweisen bei Menschen mit BPS gehören:
Impulsives Konsumverhalten
Glücksspiel
Ungeschützter oder auch unbedachter Sex
Leichtsinniges (aber nicht rücksichtsloses) Fahren
Exzessives Essen
Alkohol- oder Drogenmissbrauch
Selbstverletzung
Suizidales Verhalten
In Kapitel 5 erhalten Sie einen Einblick in das gefährliche, leichtsinnige Verhalten von Menschen mit BPS. Kapitel 15 klärt darüber auf, wie man dieser Impulsivität Zügel anlegen kann.
Die emotionalen Schwankungen von Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung sind fast so unvorhersehbar wie Erdbeben. Sie haben auch die gleiche destabilisierende Wirkung und ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Haben Menschen mit BPS einmal ihren Emotionen freien Lauf gelassen, gelingt es ihnen in der Regel nicht oder nur sehr schwer, wieder festen Boden unter den Füßen zu gewinnen.
Der sich schnell verändernde emotionale Zustand von Menschen mit BPS führt dazu, dass ihre Mitmenschen vorsichtig mit ihnen umgehen. Am selben Tag oder sogar innerhalb derselben Stunde können die Betroffenen Gelassenheit, Wut, Verzweiflung und Euphorie zeigen. Weitere Informationen zu diesem emotionalen Drama finden Sie in Kapitel 6. In Kapitel 16 erfahren Sie, wie es sich kontrollieren lässt.
Personen mit BPS denken auch anders als die meisten Menschen. Sie neigen dazu, Situationen und Menschen in Schwarz-Weiß-Kategorien zu sehen, mit nur wenigen Grautönen dazwischen. Infolgedessen betrachten sie Ereignisse entweder als wunderbar oder schrecklich, Menschen in ihrem Umfeld entweder als Engel oder Teufel und ihren Lebensstatus entweder als gehoben oder hoffnungslos.
Mitunter bewegen sich die Gedanken von Menschen mit BPS noch näher am Abgrund der Realität. So glauben sie beispielsweise manchmal sogar, dass andere Menschen sich gegen sie verschworen haben. Sie neigen auch dazu, die Realität so stark zu verzerren, dass sie kurzzeitig verwirrt oder psychotisch wirken. Menschen in einem psychotischen Zustand haben Schwierigkeiten zu unterscheiden, was real ist und was nicht, haben manchmal auch falsche Überzeugungen und sehen oder hören Dinge, die andere nicht wahrnehmen. Solche Abweichungen von der Realität sind in der Regel nur von kurzer Dauer.
Menschen mit BPS nehmen ihren Körper gelegentlich auch als von sich selbst losgelöst wahr, was als Dissoziation bezeichnet wird. Sie beschreiben diese Vorkommnisse so, als würden sie das Geschehen von einem anderen Ort aus beobachten. Weitere Informationen über die Denkprozesse von Menschen mit BPS, finden Sie in den Kapiteln 9 und 10. In Kapitel 19 erfahren Sie, wie man anpassungsfähigere Denkweisen entwickelt.
Wenn Sie über einen Baumstamm stolpern und sich das Bein verletzen, ist die Ursache Ihrer Schmerzen offensichtlich. Ihr Arzt ordnet eine Röntgenuntersuchung an und entdeckt einen Bruch. Der Bruch wird gerichtet und mit einem Gipsverband stabilisiert, und Sie werden nach Hause geschickt, damit Sie sich ausruhen können. Sie wissen, woher die Schmerzen in Ihrem Bein kommen und was Sie dagegen tun können.
Wenn Sie einen Tomatensamen in fruchtbare Erde an einem sonnigen Standort einpflanzen und ihn regelmäßig gießen, werden Sie wahrscheinlich nach einigen Monaten Tomaten ernten können. Die Entstehungsgeschichte Ihrer Tomaten ist offensichtlich. Mit ziemlicher Sicherheit sind es der Samen, die Erde, die Sonne und die Pflege, die zum Wachstum der Tomaten beigetragen haben.
Im Gegensatz dazu scheint es bei der BPS keine eindeutige Ursache, kein einheitliches Symptommuster und nicht einmal eine zuverlässig vorhersehbare Reaktion auf die Behandlung zu geben. Dennoch erhöhen offenbar verschiedene Faktoren gemeinsam die Wahrscheinlichkeit, von einer BPS betroffen zu sein. Experten sind sich einig, dass biologische, psychologische und soziale Faktoren in hochkomplexer Weise zusammenwirken, die nicht immer vollständig verstanden wird. Zu diesen Risikofaktoren gehören:
Traumatische Erlebnisse:
Menschen mit BPS haben oft – aber
nicht
immer – eine Vorgeschichte von Missbrauch, Vernachlässigung oder Verlust.
Genetik:
Die BPS tritt oft familiär gehäuft auf.
Elterliche Erziehung:
Einige Menschen mit BPS berichten, dass ihre Eltern ihnen gesagt haben, dass ihre Gefühle nicht wichtig oder zutreffend seien.
Soziale und kulturelle Faktoren
:
Instabile Familienverhältnisse, eine Kultur, die individuelle Bedürfnisse und Wünsche über die der Gemeinschaft stellt, und sogar typische Ängste in der Jugend und im jungen Erwachsenenalter können alle zu der hohen Verbreitung von BPS in bestimmten Bevölkerungsgruppen beitragen, zumindest in der westlichen Welt.
Biologische Faktoren:
Menschen mit BPS scheinen Unterschiede in der Funktionsweise ihres Gehirns und in der Art und Weise, wie die Neuronen in ihrem Gehirn kommunizieren, aufzuweisen.
Die vielfältigen Ursachen der Borderline-Persönlichkeitsstörung sollten dafür sorgen, dass wir den betroffenen Personen mit mehr Mitgefühl begegnen, denn sie machen deutlich, dass Menschen weder bewusst noch fahrlässig auf eine BPS zusteuern. Sie entwickeln diese Störung aus Gründen, die außerhalb ihrer Kontrolle liegen. Weitere Informationen zu den Ursachen der BPS finden Sie in Kapitel 4.
Die BPS fordert einen erstaunlichen Tribut von den Betroffenen, ihren Familien und der Gesellschaft. Bei den deutschen Krankenkassen war im Jahr 2016 bei über 200.000 Versicherten die Diagnose »Emotional-instabile Persönlichkeitsstörung« verzeichnet; das entspricht einer Häufigkeit von 0,34 Prozent (Frauen: 0,45 Prozent, Männer 0,21 Prozent). In Studien, in denen repräsentative Stichproben zu psychischer Gesundheit befragt wurden, schätzte man, dass etwa 2 bis 3 Prozent der Allgemeinbevölkerung an einer BPS leiden (aber möglicherweise nicht deswegen in den Krankenkassendaten auftauchen). Es gibt auch Erkenntnisse, die nahelegen, dass diese Diagnose sogar bei einem noch größeren Anteil der Bevölkerung irgendwann (zumindest zeitweise) im Leben gestellt werden könnte.
In den nächsten Abschnitten werden die persönlichen physischen und finanziellen Kosten der BPS für die Betroffenen und die Menschen betrachtet, die sich um sie sorgen.
Trotz der düsteren Themen, die wir in den folgenden Abschnitten behandeln, machen viele Menschen mit einer BPS eine glänzende Karriere und führen ein langes, recht erfolgreiches Leben. Darüber hinaus verringert sich die Schwere der BPS-Symptome in der Regel mit der Zeit – eine Therapie kann diesen Prozess beschleunigen. Mit anderen Worten: Geben Sie nicht auf, denn es gibt viele Gründe zur Hoffnung!
Experten betrachten die BPS als eine der schwersten psychischen Erkrankungen. Etwa zehn Prozent der Menschen mit BPS begehen irgendwann Suizid, und viele weitere verletzen sich ernsthaft bei ihren Suizidversuchen. Mehrere Studien, die von den 1940er-Jahren bis heute durchgeführt wurden, ergaben übereinstimmend, dass Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen (wie BPS) im Durchschnitt deutlich jünger sterben als Menschen ohne psychische Erkrankungen. Und das nicht nur aufgrund von Suiziden oder Unfällen, sondern auch aufgrund sogenannter »natürlicher Ursachen« im Sinne körperlicher Erkrankungen.
Viele Faktoren tragen zu diesen vorzeitigen Todesfällen bei. Zum einen greifen Menschen mit psychischen Störungen, einschließlich BPS, in ihrer Verzweiflung oft zu nikotinhaltigen Produkten und Alkohol – offensichtliche Risikofaktoren. Darüber hinaus fällt es Menschen mit psychischen Erkrankungen in der Regel schwerer, ihre Impulse zu kontrollieren, was es schwieriger für sie macht, das Rauchen oder Alkoholkonsum aufzugeben.
Zudem stellen Forscher bei BPS-Patienten einen höheren Anteil an starkem Übergewicht und Diabetes fest. Beide Erkrankungen gelten bei Wissenschaftlern mittlerweile als fast genauso gesundheitsschädlich wie das Rauchen. Ein weiteres Risiko für Menschen mit BPS ist die erhöhte Wahrscheinlichkeit von Herzerkrankungen und Schlaganfällen. Leider verschlimmern einige der Medikamente, die von Psychiatern zur Behandlung psychischer Erkrankungen eingesetzt werden, die Situation zusätzlich, indem sie zu einer Gewichtszunahme führen. Dadurch wird das ohnehin schon erhöhte Risiko für Herzerkrankungen, Schlaganfall und Diabetes weiter erhöht (siehe Kapitel 20 für weitere Informationen zu Medikamenten und BPS-Behandlung). Auch können Schwierigkeiten bei der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen eine Rolle spielen, sei es auf Betroffenenseite (zum Beispiel präventive Vorsorgeleistungen nicht in Anspruch nehmen) oder auf Behandlerseite (zum Beispiel Übersehen von körperlichen Erkrankungen, wenn die betroffene Person nur als BPS-Fall wahrgenommen wird).
Der Anteil der Unfalltoten und der durch Gewalt verursachten Todesfälle ist bei Menschen mit psychischen Erkrankungen wie BPS ebenfalls deutlich höher. Riskante, impulsive Verhaltensweisen bergen die Gefahr eines unbeabsichtigten Todes durch Verkehrsunfälle, Drogenüberdosierungen oder sexuell übertragbare Krankheiten. (Weitere Informationen zu Impulsivität und BPS finden Sie in den Kapiteln 8 und 15.) Menschen mit psychischen Erkrankungen sind auch häufiger obdachlos, was sie zusätzlichen Risiken in Form schlechter Ernährung, mangelnder Gesundheitsversorgung, schlechter Lebensbedingungen und Viktimisierung aussetzt.
Die BPS kann verheerende Auswirkungen auf Beschäftigung und Karriere haben. Menschen mit BPS sind oft chronisch ohne Anstellung – zum Teil, weil sie neue Beschäftigungsmöglichkeiten zunächst idealisieren, dann aber desillusioniert und enttäuscht sind, wenn die Stellen nicht ihren überhöhten Erwartungen entsprechen. Wie wir in Kapitel 7 erläutern, haben Menschen mit BPS oft Probleme damit, ihre Identität zu finden. Das führt häufig dazu, dass sie von einer Arbeitsstelle zur nächsten wechseln, weil sie nicht wissen, welchen Lebensweg sie einschlagen wollen. Da viele Menschen mit BPS Schwierigkeiten im Umgang mit ihren Mitmenschen haben, verlieren oder kündigen sie ihre Arbeit oft aufgrund von Beziehungsproblemen am Arbeitsplatz.
Andererseits sind einige Menschen mit BPS in ihrer Karriere sehr erfolgreich. Sie erweisen sich als ungewöhnlich geschickt und begabt. Die meisten dieser erstaunlich erfolgreichen Menschen haben dennoch problematische Beziehungen zu ihren Kollegen. Beispielsweise interpretieren sie die Absichten ihrer Kollegen falsch und reagieren auf die geringste Provokation mit Überempfindlichkeit und Wut. Ihre erfolgreichen Karrieren stehen in krassem Gegensatz zu ihren gescheiterten Beziehungen.
Menschen mit BPS heiraten nicht so oft wie Menschen ohne diese Störung. Und selbst wenn BPS-Betroffene heiraten, entscheiden sich im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung nicht so viele von ihnen für Kinder. Es mag überraschen, dass ihre Scheidungsrate nicht wesentlich von der Scheidungsrate der übrigen Bevölkerung abweicht.
Familienmitglieder von Menschen mit BPS leiden gemeinsam mit ihren Angehörigen. Sie müssen mitansehen, wie ihre Liebsten Phasen von Selbstverletzung, Suizidversuchen, unkontrollierbaren Emotionen, riskanten Verhaltensweisen und Substanzmissbrauch durchlaufen. Partner, Eltern und Verwandte fühlen sich oft hilflos. Freunde versuchen zunächst zu helfen, wenden sich dann aber oft frustriert und verärgert ab.
Darüber hinaus müssen sich die Familien von Menschen mit BPS mit den Frustrationen durch fehlende Behandlungsprogramme, Diskriminierung und Stigmatisierung auseinandersetzen. Selbst wenn Familien eine Behandlung sicherstellen können, ist der Behandlungsprozess langwierig und kostspielig. Eine BPS kann ein weites Netz der Verzweiflung über die primären Opfer sowie viele andere Menschen in ihrem Umfeld werfen.
Viele Jahrzehnte lang betrachteten die meisten Therapeuten die BPS als praktisch unbehandelbar. Die wenigen vorhandenen Studien konnten keine zuverlässigen positiven Ergebnisse nachweisen. Glücklicherweise wurden in den letzten Jahrzehnten einige Ansätze entwickelt, die sich als erfolgreich erwiesen haben. Mehrere spezifische Arten der Psychotherapie scheinen die wirksamsten Behandlungsformen zu sein.
Unter Psychotherapie versteht man eine Vielzahl von Methoden, die Menschen dabei helfen, mit emotionalen Problemen sowie Schwierigkeiten in ihrem Leben und in ihren Beziehungen umzugehen. Die Psychotherapie findet im Kontext einer Beziehung zwischen einem Klienten und einem Psychotherapeuten statt. Zu den Techniken gehören der Dialog, vorgeschlagene Verhaltensänderungen, die Vermittlung von Einsichten, Kommunikation und der Aufbau von Fertigkeiten.
Wenn bei Ihnen eine BPS diagnostiziert wurde, sollten Sie möglichst eine Therapie in Anspruch nehmen, die auf Strategien basiert, deren Wirksamkeit bei der Behandlung einer BPS empirisch belegt ist.
Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Textes gehören zu den Psychotherapien, deren Wirksamkeit bei der Behandlung einer BPS durch empirische Studien untermauert ist, die folgenden:
Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT)
Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
Übertragungsfokussierte Psychotherapie (Transference-Focused Therapy; TFP)
Schematherapie (ST)
Mentalisierungsbasierte Therapie (MBT)
Weitere Informationen zu diesen Therapien finden Sie in Kapitel 11. Darüber hinaus werden derzeit verschiedene andere Psychotherapien zur Behandlung von BPS entwickelt. Diese Ansätze sind recht interessant, aber es gibt derzeit nur wenige Daten zu ihrer Wirksamkeit. Die folgenden Therapien stellen vielversprechende Möglichkeiten dar:
Metakognitive Therapie (MCT)
STEPPS (Systems Training for Emotional Predictability & Problem Solving)
Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT)
Mitgefühlsfokussierte Therapie (Compassion Focused Therapy; CFT)
Einige dieser Therapien, wie etwa die DBT und MBT, wurden von Forscherinnen und Forschern speziell für die BPS entwickelt. Andere traditionelle Therapieansätze, wie etwa die KVT, wurden ebenfalls modifiziert, um ihre Anwendung für die BPS zu verbessern. Bei der Überprüfung dieser Ansätze konnten wir keine grundlegenden Unvereinbarkeiten feststellen. Tatsächlich waren wir eher davon überrascht, dass sie sich mehr überschneiden als voneinander unterscheiden.
Wie Sie in Teil IV dieses Buches sehen können, verfolgen wir daher einen integrierten Ansatz zur Behandlung der BPS. Mit anderen Worten: Wir wählen Ideen und Strategien aus mehreren validierten Behandlungsansätzen aus und nutzen sie, um bestimmte BPS-Symptomcluster zu lindern. Wir erklären jedoch nicht, auf welcher Behandlung jede einzelne Technik basiert, da dies zu verwirrend wäre. Darüber hinaus tauchen viele der von uns verwendeten Strategien in der einen oder anderen Form in mehr als einem Behandlungsansatz auf.
Psychopharmaka sollen emotionales Leiden lindern oder beseitigen. Verschreibungspflichtige Medikamente können für viele Menschen mit emotionalen Problemen lebensrettend sein. Im Falle der BPS scheinen Medikamente jedoch nicht so hilfreich zu sein wie bei anderen emotionalen Problemen. Dennoch nehmen die meisten Menschen, die wegen einer BPS behandelt werden, das eine oder andere Medikament ein. Und manchmal sind es überraschend viele Medikamente.
Psychiater verschreiben ihren Patienten diese Medikamente oft in der Hoffnung, dass sie einige der auftretenden BPS-Symptome lindern. Bisher gibt es jedoch nur begrenzte Belege für die Wirksamkeit von Psychopharmaka bei der Behandlung einer BPS, und die deutschen Behandlungsleitlinien sagen, dass Medikamente nicht die primäre Therapie darstellen, sondern höchstens in Abstimmung mit psychotherapeutischen Maßnahmen ergänzend gegeben werden sollen. Weitere Informationen zu Medikamenten und BPS finden Sie in Kapitel 20.
Viele Menschen mit BPS weisen auch andere Störungen auf, etwa Depressionen oder Angststörungen, die erfolgreich mit Medikamenten behandelt werden können. Daher kann die Einnahme von Medikamenten zur Behandlung anderer Störungen bei Menschen mit BPS eine nützliche Behandlungsform darstellen.
Falls Sie ein besorgter Freund oder Angehöriger einer Person mit BPS sind, kann es Ihnen helfen, die Komplexität der Störung besser zu verstehen, wenn Sie sich über die Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von BPS informieren. In den Kapiteln 21 bis 24 bieten wir detaillierte Informationen für Partner, Eltern, Freunde und erwachsene Kinder von Menschen mit BPS. Hier haben wir zunächst ein paar Tipps zusammengestellt, die Sie beachten sollten:
Treten Sie einen Schritt zurück und versuchen Sie, BPS
-Verhaltensweisen nicht persönlich zu nehmen.
Machen Sie sich bewusst, dass die BPS die Kontrolle von Emotionen erschwert. Menschen mit BPS verletzen jedoch manchmal die Menschen, die sie lieben. Wenn wir Ihnen sagen, dass Sie Verhaltensweisen und Äußerungen nicht persönlich nehmen sollen, bedeutet das nicht, dass Sie sich psychische oder körperliche Misshandlungen gefallen lassen sollen.
Lassen Sie sich von einer Selbsthilfegruppe
oder einem Therapeuten dabei helfen, Ihre körperliche und geistige Gesundheit zu erhalten und einen klaren Kopf zu bewahren.
Menschen mit BPS können im Leben der Menschen in ihrem Umfeld für Verwirrung und Chaos sorgen. Achten Sie deshalb darauf, dass Sie den Bezug zur Realität bewahren.
Versuchen Sie nicht, die Rolle eines Therapeuten
zu übernehmen.
Sie können die Probleme Ihres Angehörigen mit BPS nicht lösen. Tatsächlich verschlimmern Sie die Situation, wenn Sie es versuchen.
Verstehen, aber nicht akzeptieren.
Sie müssen vollständig verstehen, was vor sich geht und warum. Aber Sie müssen auch Ihre Grenzen kennen und Grenzen setzen. Lassen Sie sich nicht von jemandem mit BPS überrollen.
Wenn Sie Therapeut sind und mit BPS-Patienten arbeiten oder dies in Ihrer Praxis irgendwann einmal tun möchten, finden Sie in Kapitel 25 weitere Informationen zum Umgang mit BPS-Patienten. Gehen Sie die Sache nicht allein an, sondern suchen Sie sich Beistand oder Beratung – diese Fälle stellen eine Herausforderung dar und sind manchmal verwirrend. Objektive Rückmeldungen von anderen können Ihnen dabei helfen, auf dem richtigen Weg zu bleiben.
Kapitel 2
IN DIESEM KAPITEL
Persönlichkeit aufschlüsselnHerausfinden, was psychisch gesund bedeutet und was nichtPersönlichkeitsprobleme aufdeckenDas Wort Persönlichkeit taucht in vielen Zusammenhängen auf. Die meisten Menschen glauben zu wissen, was es bedeutet. Für viele sind etwa die folgenden drei Aussagen unmittelbar verständlich und vermitteln auf prägnante Weise eine ganze Menge über eine Person:
Sie hat eine lebhafte Persönlichkeit
.
Diese Person lacht wahrscheinlich viel, ist lebenslustig und verbringt gerne Zeit mit anderen Menschen.
Er hat keine Persönlichkeit.
Diese Person wirkt wahrscheinlich ausdruckslos und langweilig und vermeidet es, mit anderen Menschen zusammen zu sein.
Er hat eine reizbare Persönlichkeit.
Diese Person verliert vermutlich schnell die Geduld und wirkt auf andere Menschen abweisend.
Allerdings lässt sich die Persönlichkeit eines Menschen nicht wirklich in einem Satz, geschweige denn in ein oder zwei Worten erfassen. In diesem Kapitel untersuchen wir die umfassende Bedeutung von Persönlichkeit. Wichtig ist dabei, dass es hier niemals um die Persönlichkeit im Ganze gehen kann, sondern dass wir uns hier mit Persönlichkeitsmerkmalen beschäftigen, die gesund oder ungesund sein können. Mit »ungesund« meinen wir hier, wenn solche Persönlichkeitsmerkmale zu Beeinträchtigungen führen, insbesondere im zwischenmenschlichen Bereich.
Dieses Kapitel bildet die Grundlage für das Verständnis der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) und aller anderen Persönlichkeitsstörungen, die wir in Kapitel 3 behandeln. Schließlich haben all diese Störungen eines gemeinsam – die Persönlichkeit.
Die Persönlichkeit setzt sich aus einer Reihe beständiger Muster in den Bereichen des Verhaltens, der Beziehungen und des Ausdrucks von Emotionen gegenüber anderen Menschen zusammen. Einige dieser Muster sind durchaus gesund und anpassungsfähig, andere wiederum nicht.
Der Begriff »Persönlichkeit« stammt vom lateinischen Wort persona, was so viel wie »Maske« bedeutet. Menschen verwenden Masken nicht nur, um eine Identität zu projizieren, die andere wahrnehmen sollen, sondern auch, um zu verbergen, was tatsächlich unter der Oberfläche liegt. Persönlichkeit steht für den Versuch, das Wesen einer Person zu beschreiben, doch wie bei einer Maske ist diese Beschreibung nur von dem bestimmt, was andere wahrnehmen. Nehmen wir zum Beispiel eine junge Frau, die an einer Party teilnimmt. Sie erzählt Witze, flirtet ein wenig und scheint sich prächtig zu amüsieren. Die Leute um sie herum beschreiben sie vielleicht als den »Mittelpunkt der Party«. In ihrem Inneren fühlt sie sich jedoch äußerst schüchtern und unsicher. In diesem Fall spiegelt die Persönlichkeit, die andere wahrnehmen und dieser Person zuschreiben, nicht ihre eigene Wahrnehmung wider.
Im Gegensatz dazu gibt es Menschen, deren Persönlichkeit ziemlich genau mit ihren inneren Gefühlen und Emotionen übereinstimmt. Ein Jugendlicher beispielsweise sieht sich selbst vielleicht als Klassenclown. Er spielt seinen Freunden und Lehrern häufig Streiche. Alle seine Klassenkameraden sehen ihn ihm den gleichen Klassenclown, für den er selbst sich auch hält.
Die Persönlichkeit setzt sich aus Mustern relativ beständiger Verhaltensweisen, Wahrnehmungen und Reaktionen auf andere und die Umwelt zusammen. Ähnliche Begriffe sind Temperament, Charakter, Veranlagung und Eigenschaften. Nur wenn diese Muster ins Extrem umschlagen, gelten sie als pathologisch oder ungesund.
Im nächsten Abschnitt werden die Kerndimensionen erörtert, die gesunde von ungesunden Persönlichkeitsmerkmalen unterscheiden.
Menschen mit gesunden Persönlichkeitsmerkmalen berichten von einer hohen Zufriedenheit mit ihrem Leben. Sie erscheinen für Außenstehende im Allgemeinen gut an das Leben angepasst. Sie erreichen überwiegend ihre Ziele, stellen sich entschlossen den Herausforderungen und lassen sich von Widrigkeiten nicht unterkriegen.
Menschen mit ungesunden Persönlichkeitsmerkmalen beschreiben ihr Leben dagegen als unerfüllt und unglücklich. Sie sind in der Regel unzufrieden mit bestimmten Aspekten ihrer Person oder mit dem, was das Leben ihnen zu bieten hat. Auf andere wirken diese Personen in der Regel als chronisch schlecht angepasst. Diese Menschen haben Schwierigkeiten, ihre Emotionen zu kontrollieren und effektiv mit anderen Menschen in Beziehung zu treten. Menschen mit einer der Persönlichkeitsstörungen, die wir in Kapitel 3 beschreiben, weisen mindestens ein ungesundes Persönlichkeitsmerkmal und relativ wenige gesunde Persönlichkeitsmerkmale auf.
Die Grenze zwischen gesund und ungesund ist jedoch nicht so eindeutig, wie Sie vielleicht denken. Auch bei den meisten Menschen mit gesunden Persönlichkeitsmerkmalen gibt es eine Mischung aus hilfreichen, anpassungsfähigen und problematischen oder starren Eigenschaften. Fast jeder hat in bestimmten Lebensbereichen gelegentlich mit Problemen zu kämpfen. Man kann sich Persönlichkeitsmerkmale auf einem Kontinuum liegend vorstellen, also mit fließenden Übergängen zwischen gesunden und ungesunden Ausprägungen. Die folgenden Persönlichkeitsdimensionen spielen dabei eine Rolle:
Offenheit
Flexibilität
Emotionsregulation
Fähigkeit zum Belohnungsaufschub
Gewissenhaftigkeit
Zwischenmenschliche Effektivität
Emotionale Belastbarkeit
Selbstakzeptanz
Realitätsgetreue Wahrnehmung
Mäßigung
Diese Kerndimensionen, die in einem Persönlichkeitsmuster unterschieden werden können, hängen oft miteinander zusammen. So haben Menschen, die schnell in Wut geraten (also Menschen, denen es an der Fähigkeit mangelt, ihre Emotionen zu regulieren), in der Regel auch Schwierigkeiten, Freundschaften aufrechtzuerhalten (das heißt, sie haben eine geringe zwischenmenschliche Effektivität). Folglich sind Menschen, die ein oder zwei ungesunde Persönlichkeitsmerkmale aufweisen, anfällig dafür, weitere ungesunde Verhaltensweisen zu entwickeln. In den folgenden Abschnitten werden diese Dimensionen im Detail beschrieben.
Wir haben diese Liste von Persönlichkeitsmerkmalen aus einer Vielzahl akademischer und klinischer Quellen ausgewählt. Es gibt buchstäblich Tausende anderer Persönlichkeitsmerkmale, aber uns schien es sinnvoller, sie auf die unserer Meinung nach wichtigsten zu beschränken. Im Kasten »Das Big-Five-Persönlichkeitsmodell« weiter unten in diesem Kapitel finden Sie Informationen zu einer weitverbreiteten Liste von Persönlichkeitsdimensionen.
Offene Menschen sind neugierig auf die Welt. Sie suchen nach Abenteuern und einzigartigen Erfahrungen. Sie genießen Abwechslung und sind bereit, ein gewisses Risiko einzugehen, um neue Erkenntnisse zu gewinnen. Sie sind oft kreativ und verfügen über eine lebhafte Vorstellungskraft. Offene Menschen beschreiben sich selbst eher als glücklich und ausgeglichen, auch wenn dieser Zusammenhang nicht stark ausgeprägt ist.
Weniger offene Menschen bevorzugen eher das Vertraute. Sie fühlen sich wohler, wenn sie Routinen und Regeln befolgen können und wagen sich nur ungern aus ihrer Komfortzone heraus. Sie sind etwas gehemmter als sehr offene Menschen.
Gewohnheiten bestimmen einen Großteil unseres Lebens. Wahrscheinlich schlafen Sie jede Nacht auf derselben Seite des Bettes. Vielleicht haben Sie eine Routine, um sich morgens für die Arbeit fertig zu machen. Sie stehen auf, schalten die Kaffeemaschine ein, duschen, scrollen die Schlagzeilen des Tages durch und frühstücken – jeden Tag in der gleichen Reihenfolge, wie auf Autopilot. Gewohnheiten sind gut, weil man mit ihrer Hilfe Dinge schneller erledigen kann, ohne über jeden einzelnen Schritt nachdenken zu müssen.
Andererseits erfordern die Umstände manchmal Flexibilität. In den meisten Ländern fährt man beispielsweise auf der rechten Straßenseite. Wenn Sie jedoch in England, Wales, Schottland oder Irland auf der rechten Straßenseite fahren, ist ein Frontalzusammenstoß vorprogrammiert. Diejenigen unter Ihnen, die schon einmal in einem Land auf der anderen Straßenseite gefahren sind, wissen, wie ungewohnt das ist. Man muss stets wachsam und vorsichtig sein, um nicht in alte Gewohnheiten zu verfallen.
Die meisten Menschen haben keine unüberwindbaren Probleme damit, sich umzustellen. Die Fähigkeit, sich an veränderte Bedingungen anzupassen, nennt man Flexibilität. Wenn man solche Veränderungen nicht meistern kann, bringt das Nachteile im Leben mit sich. Flexibilität ist eine Schlüsseldimension einer Kombination aus gesunden Persönlichkeitsmerkmalen.
Unser Leben erfordert häufig ein gewisses Maß an Flexibilität. In einem Dorf zum Beispiel grüßt man die Leute, denen man auf der Straße begegnet, und lächelt oder nickt kurz. Diese höfliche Geste wird dort erwartet. In einer Großstadt dagegen, in der man Hunderten von Menschen begegnet, wird man selten jemand Unbekannten grüßen oder gezielt anblicken. Auch das ist für die Menschen dort nichts Ungewöhnliches. Verhielten wir uns dagegen in der Großstadt genauso wie auf dem Dorf, würden uns die Passanten dort mit Argwohn betrachten.
Menschen, deren Persönlichkeit durch Starrheit und Inflexibilität gekennzeichnet ist, haben Schwierigkeiten, sich an veränderte Erwartungen anzupassen. Diese unflexible oder unangepasste Verhaltensweise ist eine Dimension einer Kombination ungesunder Persönlichkeitsmerkmale. Menschen mit einer sehr unflexiblen Persönlichkeit stoßen auf Probleme, insbesondere wenn sie mit unterschiedlichen Umgebungen konfrontiert werden.
Ein unflexibler Mann hat beispielsweise feste Zeitpläne für tägliche Aktivitäten. Er steht jeden Tag zur gleichen Zeit auf und nimmt seine Mahlzeiten immer zu den gleichen Tageszeiten ein. Das funktioniert gut, bis er mit mehreren Freunden in Urlaub fährt. Er reagiert verärgert, wenn seine Freunde etwas länger schlafen wollen, als er es normalerweise tut, und zu anderen und wechselnden Zeiten essen. Seine starren Regeln und sein Ärger verärgern wiederum seine Freunde. Er würde besser mit anderen auskommen, wenn er etwas mehr Flexibilität entwickeln könnte.
Menschen mit gesunden Persönlichkeitsmerkmalen besitzen die Fähigkeit, ihre Emotionen zu modulieren, das heißt, sie drücken ihre Gefühle zu angemessenen Zeiten auf angemessene Weise aus. Das bedeutet nicht, dass sie emotionslos sind. Sie können durchaus bei einem traurigen Film weinen oder bei einer Komödie laut lachen. Sie empfinden Wut, drücken sie aber auf kluge Weise aus. Sie mögen beispielsweise wütend auf einen Polizisten sein, der ihnen einen ihrer Meinung nach ungerechtfertigten Strafzettel verpasst, aber sie schlagen dem Beamten nicht ins Gesicht. Wenn Sie sich oder jemand anderen jedoch schützen müssen, werden Sie feststellen, dass Wut Ihnen dabei hilft, sich mit mehr Kraft gegen den Angreifer zu verteidigen.
Menschen mit ungesunden Persönlichkeitsmerkmalen sind dagegen oft nicht in der Lage, ihre Emotionen zu kontrollieren. Ärger verwandelt sich leicht in Wut. Lachen eskaliert zu Hysterie. Angst führt zu Panik. Solche ungezügelten Emotionen beherrschen das Leben mancher Menschen mit problematischen Persönlichkeitsmerkmalen.
Die Fähigkeit zur Emotionsregulation wirkt sich positiv auf die körperliche Gesundheit aus. Menschen, die ihre Emotionen unter Kontrolle haben, weisen in der Regel auch folgende Merkmale auf:
Weniger körperliche SchmerzenBessere Herz-Kreislauf-GesundheitVerbesserte Funktion des ImmunsystemsLängere LebenserwartungBessere ArbeitsleistungBessere BeziehungenMenschen mit hilfreichen, gesunden Persönlichkeitsmerkmalen sind in der Lage, Aufgaben zu bewältigen und auf Belohnungen zu warten. Sie wissen, wie man für schlechte Zeiten spart. Sie verbessern ihre Lebensqualität durch langfristige Planung und harte Arbeit. Sie können auf dem Weg zu größeren Zielen Frustration und sogar Unbehagen ertragen.
Psychologen haben viele Studien durchgeführt, die belegen, welche Vorteile die Fähigkeit zum Belohnungsaufschub mit sich bringt. Dazu gehören
Verbesserte GesundheitBessere akademische LeistungenWeniger SuchtverhaltenWeniger TrennungenBessere psychische AnpassungIm Gegensatz dazu ist die Unfähigkeit, auf eine Belohnung zu warten, ein Kennzeichen eines problematischen Persönlichkeitsmusters. Tatsächlich ist ein Großteil dessen, was Menschen als unmoralisch betrachten, mit der Unfähigkeit zur Impulskontrolle verbunden. Wie zum Beispiel Völlerei, die sich in übermäßigem Konsum und Genuss ausdrückt. Oder auch Zorn, der ohne Selbstbeherrschung zu Gewalt führt.
Ein weiteres gesundes Persönlichkeitsmerkmal ist Zuverlässigkeit oder Gewissenhaftigkeit. Zuverlässige Menschen tun, was sie sagen. Man kann sich auf sie verlassen, sie sind diszipliniert und motiviert. Sie bewältigen Aufgaben mit Eifer, Begeisterung und Gründlichkeit. Wie Sie sich vorstellen können, erreichen sie mehr als Menschen, denen diese Eigenschaft fehlt.
Im Gegensatz dazu sind Menschen mit ungesunden Persönlichkeitsmerkmalen oft unzuverlässig. Sie haben häufig große Pläne und Ambitionen, tun aber nicht genug dafür, sie auch umzusetzen. Andere Menschen sind nicht bereit, sich auf sie zu verlassen. Ihre mangelnde Zuverlässigkeit und Motivation hindert sie in der Regel daran, nennenswerte Erfolge zu erzielen.
Menschen mit gesunden Persönlichkeitsmerkmalen führen gute Beziehungen. Sie werden von anderen als angenehm und freundlich empfunden. Zwischenmenschlich effektive Menschen vertrauen anderen ohne übermäßigen Argwohn, gehen Beziehungen aber nicht naiv an. Sie sind in der Lage, die Motivationen, Gefühle und Perspektiven anderer Menschen genau wahrzunehmen. Sie suchen und erlauben Nähe zu anderen, während sie ihre eigene Autonomie bewahren. Sie beenden Beziehungen, die schädlich werden, aber sie arbeiten intensiv daran, die Verbindungen zu den Menschen aufrechtzuerhalten, die sie schätzen.
Menschen mit ungesunden Persönlichkeitsmerkmalen fällt es dagegen oft schwer, enge Beziehungen aufrechtzuerhalten oder gar zu beginnen. Manche vermeiden Beziehungen ganz – sie misstrauen anderen in der Regel und halten sie auf Distanz. Andere schlagen ins andere Extrem und entwickeln eine extreme Abhängigkeit von ihren engen Beziehungen. Infolgedessen fühlen sie sich in ihren Beziehungen oft extrem unsicher und ängstlich, anhänglich und eifersüchtig. Es fehlt ihnen an der Fähigkeit, die Ansichten anderer Menschen zu verstehen.
Psychologen haben untersucht, wie Säuglinge auf ihre primären Bezugspersonen reagieren. Bei einigen zeigt sich ein sogenannter ängstlicher oder ambivalenter Bindungsstil – sie reagieren traurig, wenn ihre Bezugspersonen sich entfernen, und ambivalent, wütend und widerwillig, wenn diese zurückkehren. Andere hingegen zeigen einen vermeidenden Bindungsstil und sind wenig verzweifelt, wenn ihre Bezugspersonen gehen; sie wirken oft distanziert, wenn diese zurückkehren. Im Gegensatz dazu neigen Säuglinge mit einem sicheren Bindungsstil zu Stress und sind verärgert, wenn ihre Bezugspersonen gehen, lassen sich aber leicht trösten, wenn diese zurückkehren. Ähnliche Bindungsstile lassen sich in den Beziehungen von Menschen im Laufe ihres Lebens beobachten, auch wenn Menschen ihren Bindungsstil zu verschiedenen Zeitpunkten in ihrem Leben ändern können. Menschen mit gesunden Persönlichkeitsmerkmalen weisen häufig den sicheren Bindungsstil auf. Diejenigen mit ungesunden Persönlichkeitsmerkmalen haben oft entweder einen ängstlichen oder einen vermeidenden Bindungsstil.
Rückschläge, Widrigkeiten und sogar Traumata treffen uns alle im Laufe unseres Lebens. Menschen mit einer gesunden Persönlichkeit verfügen über Resilienz (oder Belastbarkeit), das heißt die Fähigkeit, sich schnell wieder zu erholen. Nach Enttäuschungen oder Schicksalsschlägen sind sie besser in der Lage, ihre Kräfte zu sammeln und nach vorne zu blicken als Menschen ohne diese Fähigkeit. Emotional belastbare Menschen halten durch, auch wenn die Genesung lange dauert und große Anstrengungen erfordert.