Leben mit Borderline für Dummies - Charles H. Elliott - E-Book

Leben mit Borderline für Dummies E-Book

Charles H. Elliott

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Beschreibung

Damit Sie den Sturm in Ihrem Kopf besänftigen

Borderline ist eine Persönlichkeitsstörung, die das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen massiv beeinträchtigen kann. Betroffene leiden häufig unter Impulsivität, gestörter Selbstwahrnehmung und raschen Stimmungsschwankungen oder sie haben Schwierigkeiten, stabile Beziehungen zu führen. Das Buch hilft Betroffenen und Angehörigen dabei, Symptome richtig zu deuten, liefert Techniken, um zerstörerisches Verhalten unter Kontrolle zu bekommen, erläutert moderne Therapieformen und zeigt Wege auf, um langfristig ein normales Leben führen zu können.

Sie erfahren

  • Worin die Ursachen von Borderline liegen können
  • Wie Sie Ihre Emotionen verstehen und managen
  • Welche Therapien Ihnen weiterhelfen
  • Wie Sie mit hilfreichen Verhaltensmaßnahmen Ihre Gesundheit verbessern

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Seitenzahl: 694

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Leben mit Borderline für Dummies

Schummelseite

DIE SYMPTOME DER BORDERLINE-PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG

Die Diagnose einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) ist komplex. Selbst ausgebildete Fachkräfte für psychische Gesundheit können Schwierigkeiten bei der Diagnose haben, da die Symptome der BPS von Person zu Person stark variieren können. Die verschiedenen BPS-Symptome werden in neun Kategorien eingeteilt. Für die Diagnose einer BPS müssen mindestens fünf dieser neun Symptome häufig auftreten:

Intensive Angst vor dem Verlassenwerden und starke Bemühungen, dies zu vermeidenUnberechenbare, schwierige BeziehungenUnsicherheit in Bezug auf die eigene IdentitätRücksichtsloses, riskantes VerhaltenSelbstverletzendes VerhaltenStark schwankende EmotionenTiefgreifende Gefühle der LeereLeicht zu provozierende WutKurzfristige Realitätsflucht

WICHTIGE INFORMATIONEN ÜBER DIE BORDERLINE-PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG

Verzweifeln Sie nicht, wenn bei Ihnen eine Borderline-Persönlichkeitsstörung diagnostiziert wird. Wenn Sie Hilfe in Anspruch nehmen und die richtige Behandlung finden, kann eine Besserung eintreten. Beachten Sie Folgendes:

Denken Sie daran, dass die BPS nicht definiert, wer Sie sind. Versuchen Sie, Ihre Symptome als Auswirkungen Ihrer BPS zu betrachten – nicht als Ausdruck Ihrer Persönlichkeit.Wenn Sie eine BPS haben, sollten Sie wissen, dass Sie nicht allein sind. Viele Millionen Menschen haben dasselbe Problem.Machen Sie sich klar, dass eine Behandlung der BPS wirkt, aber Zeit und Mühe erfordert.Verlassen Sie sich bei der Behandlung Ihrer BPS nicht allein auf Medikamente – sie reichen nicht aus.Seien Sie sich bewusst, dass andere Probleme wie Angstzustände, Depressionen und Substanzmissbrauch häufig mit einer BPS einhergehen. Diese Probleme erfordern möglicherweise eine gesonderte Behandlung zusätzlich zu der Behandlung, die Sie für die BPS erhalten.Versuchen Sie zu erkennen, dass Ihr Therapeut auf Ihrer Seite ist. Ihre Angst, verlassen zu werden, kann dazu führen, dass Sie Ihren Therapeuten von sich stoßen – versuchen Sie, dieser Neigung zu widerstehen.

TIPPS FÜR FREUNDE UND FAMILIENANGEHÖRIGE VON MENSCHEN MIT EINER BPS

Informieren Sie sich so gut wie möglich über die BPS – wenn Sie über die Störung Bescheid wissen, können Sie besser damit umgehen.Wenn Sie mit jemandem zusammenleben, der an einer BPS leidet, schließen Sie sich einer Selbsthilfegruppe an oder ziehen Sie eine Therapie in Betracht, um mit den Problemen, mit denen Sie konfrontiert sind, besser umgehen zu können.Machen Sie sich bewusst, dass BPS-Verhaltensweisen nichts mit Ihnen zu tun haben. Versuchen Sie, das Geschehen zu entpersonalisieren.Selbst wenn Sie BPS-Verhaltensweisen verstehen, müssen Sie Ihre eigenen Grenzen kennen und sich daran halten – lassen Sie niemals zu, dass Sie missbraucht werden.Kennen und respektieren Sie die wunden Punkte Ihres Partners oder Angehörigen und versuchen Sie, sie nicht zu reizen – aber seien Sie sich bewusst, dass Ihnen das nicht immer gelingen wird.Erkennen Sie, dass Sie manchmal keine andere Möglichkeit haben, als die Beziehung zu beenden, wenn Ihr Partner oder Angehöriger wiederholt Ihre Grenzen überschreitet oder sich weigert, sich behandeln zu lassen.

NÜTZLICHE TIPPS FÜR MENSCHEN MIT BORDERLINE-PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNG

Menschen mit einer BPS fallen häufig durch drastische Verhaltensweisen, Gefühle und Gedanken auf. Die folgenden Tipps können dazu beitragen, dass Sie mit impulsivem Verhalten und extremen Gedanken im Zusammenhang mit einer BPS besser umgehen können:

Impulsivität verlangsamen

Wenn Sie eine Frage oder ein Kommentar verärgert, warten Sie mindestens fünf Sekunden, bevor Sie antworten, und wiederholen Sie in Gedanken mehrmals »Beruhige dich«.Wenn Sie einen starken Impuls verspüren, erinnern Sie sich daran, dass sofortiges Handeln in diesen Momenten in der Regel zu schlechten Ergebnissen führt.Besprechen Sie mit Ihrem Therapeuten alle neuen, großen Pläne, die Sie für Ihr Leben haben könnten, bevor Sie handeln.Machen Sie regelmäßig Atemübungen.

Extreme Gedanken abkühlen lassen

Wenn Sie einen extremen oder aufbrausenden Gedanken haben, fragen Sie sich, wie ein Freund das gleiche Problem vielleicht anders betrachten würde.Wenn Ihre Gedanken stark und extrem sind, überlegen Sie, wie Sie das auslösende Ereignis in sechs Monaten betrachten würden, und achten Sie auf den Unterschied.Denken Sie daran, dass extreme Wörter und Ausdrücke wie immer, nie, ich halte es nicht aus, schrecklich und furchtbar fast immer unzutreffend sind. Versuchen Sie, die Abstufungen dazwischen zu finden.

 

Leben mit Borderline für Dummies

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

1. Auflage 2025

© 2025 Wiley-VCH GmbH, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, Germany

Original English language edition Borderline Personality Disorder for dummies, 2nd Edition © 2020 by Wiley Publishing, Inc. All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form. This translation published by arrangement with John Wiley and Sons, Inc.

Copyright der englischsprachigen Originalausgabe Borderline Personality Disorder for dummies, 2nd Edition © 2020 by Wiley Publishing, Inc.

Alle Rechte vorbehalten inklusive des Rechtes auf Reproduktion im Ganzen oder in Teilen und in jeglicher Form. Diese Übersetzung wird mit Genehmigung von John Wiley and Sons, Inc. publiziert.

Wiley, the Wiley logo, Für Dummies, the Dummies Man logo, and related trademarks and trade dress are trademarks or registered trademarks of John Wiley & Sons, Inc. and/or its affiliates, in the United States and other countries. Used by permission.

Bevollmächtigte des Herstellers gemäß EU-Produktsicherheitsverordnung ist die Wiley-VCH GmbH, Boschstr. 12, 69469 Weinheim, Deutschland, E-Mail: [email protected].

Wiley, die Bezeichnung »Für Dummies«, das Dummies-Mann-Logo und darauf bezogene Gestaltungen sind Marken oder eingetragene Marken von John Wiley & Sons, Inc., USA, Deutschland und in anderen Ländern.

Alle Rechte bezüglich Text und Data Mining sowie Training von künstlicher Intelligenz oder ähnlichen Technologien bleiben vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne die schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form – durch Photokopie, Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren – in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden.

Das vorliegende Werk wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren und Verlag für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie eventuelle Druckfehler keine Haftung.

Coverillustration: © Printemps – stock.adobe.comKorrektur: Johanna Rupp, Nußloch

Print ISBN: 978-3-527-72338-6ePub ISBN: 978-3-527-85265-9

Über die Autoren

Laura L. Smith arbeitet als klinische Psychologin mit Kindern und Erwachsenen, die unter emotionalen und Persönlichkeitsstörungen leiden. Daneben hält sie Workshops und Kurse im Rahmen des Weiterbildungsprogramms für Erwachsene an der University of New Mexico und hat zahlreiche Artikel und Bücher publiziert.

Charles H. Elliott ist klinischer Psychologe und verfügt über umfangreiche Erfahrung in der Behandlung von emotionalen und Persönlichkeitsstörungen. Dr. Elliott ist Autor zahlreicher Fachartikel, Buchkapitel und Bücher im Bereich Psychologie und kognitive Verhaltenstherapie.

Dr. Smith und Dr. Elliott haben gemeinsam die folgenden Bücher verfasst: Nicht mehr rauchen für Dummies, Nicht ärgern für Dummies, Angstfrei leben für Dummies, Zwänge meistern für Dummies, Depressionen überwinden für Dummies undGesunder Umgang mit Narzissmus für Dummies, alle bei Wiley-VCH erschienen. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Wissenschaft der Psychologie für die Öffentlichkeit relevant und zugänglich zu machen.

Danksagung der Autoren

Wir möchten unserem hervorragenden Team bei Wiley danken. Wie immer waren seine Fachkenntnisse, Unterstützung und Anleitung eine unschätzbare Hilfe. Von Anfang an hat uns unsere Lektorin Tracy Boggier bei der Ausarbeitung und Umsetzung eines Plans für die Entwicklung dieser Buches unterstützt. Tim Gallan, Entwicklungs- und Lektoratsmitarbeiter, hat dafür gesorgt, dass unser Text auf den Punkt kommt und fehlerfrei ist. Wir danken auch Lin Ames, unserer technischen Redakteurin, für ihre Beiträge.

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titelblatt

Impressum

Über die Autoren

Danksagung der Autoren

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Über dieses Buch

Törichte Annahmen über den Leser

Symbole, die in diesem Buch verwendet werden

Wie es weitergeht

Teil I: Die Merkmale der Borderline-Persönlichkeitsstörung

Kapitel 1: Die Borderline-Persönlichkeitsstörung näher betrachtet

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung aufschlüsseln

Die Ursprünge der Borderline-Persönlichkeitsstörung

Die Kosten der BPS

Die BPS behandeln

Mit Menschen umgehen, die BPS haben

Kapitel 2: Persönlichkeit definieren, um BPS zu verstehen

Wesentliche Merkmale der Persönlichkeit

Zwischen gesunden und ungesunden Persönlichkeitsmerkmalen unterscheiden

Kapitel 3: Was eine BPS ausmacht

Die neun Symptome einer BPS

Eine BPS diagnostizieren

Hohe oder niedrige Funktionsfähigkeit

BPS im Laufe des Lebens

Andere Persönlichkeitsstörungen

Mit der BPS einhergehende emotionale Störungen

Kapitel 4: Die Wurzeln der BPS

Biologische Faktoren

Psychische Faktoren

Soziale und kulturelle Einflüsse

Das Zusammenspiel von Risikofaktoren

Teil II: Die Hauptsymptome der BPS

Kapitel 5: Sensation Seeking und Selbstverletzung: die Impulsivität der BPS

Gefährlicher Lebensstil: impulsives Verhalten

Selbstverletzung als Hilferuf

Suizid: der letzte Ausweg

Kapitel 6: Explosive Gefühle und Stimmungen

Das Einmaleins der Emotionen

Emotionen im Borderline-Stil

Kapitel 7: Vermisste Personen: Identitätsprobleme und BPS

Das Konzept der Identität

Identitätsprobleme: instabil und anfällig

Kapitel 8: Wahrnehmen, verstehen und auf andere Menschen eingehen

Sich in die Lage anderer versetzen

Grenzen überschreiten

Kapitel 9: BPS und extremes Denken

Verstehen, wie Sie die Welt sehen

BPS-Schemata: kein Mittelmaß

Kapitel 10: Der Realität entgleiten

Die Dissoziation

Paranoide oder wahnhafte Gefühle

Halluzinationen

Wenn man an einer BPS leidet und sich für verrückt hält

Teil III: Sich für Veränderung entscheiden

Kapitel 11: Recherche und Auswahl von BPS-Behandlungsmethoden

Verschiedene Behandlungsszenarien

Psychotherapeutische Behandlungsstrategien für die BPS

Auswahl eines Psychotherapeuten

Beginn der Behandlung

Kapitel 12: Hindernisse überwinden und Veränderungen herbeiführen

Die Angst vor Veränderung überwinden

Verantwortung übernehmen und die Opferrolle aufgeben

Schluss mit dem Aufschieben

Sich mit dem Prozess der Veränderung anfreunden

Kapitel 13: Die BPS anderen Menschen erklären

Entscheiden, ob und wem Sie sich anvertrauen

Entscheiden, was Sie erzählen möchten

Die eigene Geschichte effektiv erzählen

Kapitel 14: Auf sich selbst achten

Mit Stress umgehen

Besser auf Ihren Körper achten

Mehr Zeit für sich selbst finden

Teil IV: Behandlungsmöglichkeiten der BPS

Kapitel 15: Impulsivität zügeln

Das Bewusstsein für impulsives Verhalten schärfen

Impulsivität im Zaum halten

Gesündere Alternativen finden

Kapitel 16: Den inneren Sturm besänftigen

Gefühle benennen

Die Gefühle nicht über die Gedanken herrschen lassen

Entspannen und üben

Meditation entdecken

Akzeptanz erlangen

Kapitel 17: Eine Identität schaffen

Die wichtigen Dinge in Ihrem Leben

Vergebung und Selbstmitgefühl

Kapitel 18: Sich in die Lage anderer versetzen

Die Standpunkte anderer verstehen

Die Auswirkungen auf andere

Nicht gleich in die Defensive gehen

Besser miteinander auskommen

Kapitel 19: Problematische Grundüberzeugungen ändern

Strategien zur Überwindung von Schemata

Adaptive Schemata anwenden

Kapitel 20: Medikamente bei BPS

Medikamente auf dem Prüfstand

Hilfe durch Medikamente

Blick in den Medikamentenschrank

Problematische Polypharmazie-Strategie

Medikamentöse Behandlung

Teil V: Ratschläge für besorgte Mitmenschen

Kapitel 21: Was tun, wenn Partner oder Partnerin eine BPS haben

Borderline-Verhaltensweisen in Beziehungen

Sicher sein: emotional und körperlich

Sich von einem Partner mit BPS trennen

In einer Beziehung bleiben

Kapitel 22: Freundschaften mit Personen mit einer BPS

Erste Warnsignale einer BPS

Wer anfällig für den Einfluss einer BPS-Person ist

Schwerwiegende Symptome erkennen

Umgang mit BPS-Freunden

Umgang mit gefährlichen Situationen

Freundschaftsbeziehungen beenden

Die Beziehung zu einem Freund oder einer Freundin mit einer BPS aufrechterhalten

Kapitel 23: Kinder mit BPS-Risiko begleiten

Frühwarnzeichen beachten

Ein Blick auf Risikofaktoren

Die richtige Hilfe finden

Liebevoll Halt geben und Grenzen setzen

Sich um alle anderen kümmern – aber auch um sich selbst

Eltern von erwachsenen Kindern mit einer BPS

Kapitel 24: Ratschläge für erwachsene Kinder von Eltern mit einer BPS

Trauer um die »nicht so perfekte« Kindheit

Mit dem Leben weitermachen

Kapitel 25: Ratschläge für Therapeuten von Personen mit einer BPS

Eine BPS in den frühen Phasen der Therapie erkennen

Objektivität bewahren

Grenzen verstehen

Grenzen in der Praxis

Auf sich selbst achten

Teil VI: Der Top-Ten-Teil

Kapitel 26: Zehn Methoden, sich schnell zu beruhigen

Den Stress wegatmen

Heiße Emotionen abkühlen

Schneller werden

Den Blues wegmassieren

Ablenkung durch Surfen

Die kreative Ader in sich entdecken

Ein gutes Buch lesen (oder hören)

Bei einem Film die Seele baumeln lassen

Spielend die Stimmung verbessern

Raus an die frische Luft

Kapitel 27: Zehn Arten, sich zu entschuldigen

Die Worte laut aussprechen

Um Vergebung bitten

Etwas für eine andere Person erledigen

Blumen überreichen

Eine Karte schicken

Eine Pflicht übernehmen

Ihre Gedanken aufschreiben

Ein Gedicht aussuchen

Ein kleines Geschenk schicken

Wiedergutmachung leisten: Spenden oder Freiwilligenarbeit

Kapitel 28: Zehn Dinge, die Sie unterlassen sollten

Schnelle Lösungen erwarten

Auf der Stelle treten

Eine fragwürdige Behandlung wählen

Einen Life Coach finden

Die Leere mit Essen oder Trinken füllen

Zu viel auf einmal wollen

In die Kristallkugel blicken

Die falsche Therapie wählen

Darauf hoffen, dass die BPS durch Medikamente geheilt wird

Sich in sozialen Medien verlieren

Stichwortverzeichnis

End User License Agreement

Tabellenverzeichnis

Kapitel 7

Tabelle 7.1: Reaktionen bei einer BPS auf reale oder wahrgenommene Bedrohungen de...

Kapitel 12

Tabelle 12.1: Ausreden offenlegen und infrage stellen

Tabelle 12.2: Kosten-Nutzen-Analyse bei Nichtinanspruchnahme einer Behandlung

Kapitel 15

Tabelle 15.1: Michaelas Beobachtungen von Impulsen: Verführung

Tabelle 15.2: Michaelas Beobachtungen von Impulsen: Trinken

Tabelle 15.3: Michaelas Beobachtungen von Impulsen: Sex

Tabelle 15.4: Michaelas Beobachtungen von Impulsen: Schneiden

Kapitel 16

Tabelle 16.1: Das Gegenteil tun

Kapitel 18

Tabelle 18.1: Annahmen über neutrale Aussagen

Tabelle 18.2: Die Abwehrhaltung entschärfen

Kapitel 19

Tabelle 19.1: Schemata-Übersicht

Tabelle 19.2: Schemabeobachtung Melissa

Tabelle 19.3: Schemabeobachtung Amanda

Tabelle 19.4: Schemabeobachtung Kalle

Tabelle 19.5: Jennifers »Damals-und-heute-Übung«

Tabelle 19.6: Margaretes Kosten-Nutzen-Analyse des ängstlichen Bindungsschemas: N...

Tabelle 19.7: Margaretes vollständige Kosten-Nutzen-Analyse des ängstlichen Bindu...

Tabelle 19.8: Adaptive Schemata – Handlungsliste

Tabelle 19.9: Schema-Lernkarte – Anweisungen

Tabelle 19.10: Claras Schema-Lernkarte Nr. 1

Kapitel 24

Tabelle 24.1: Mögliche Auswirkungen auf Kinder von Elternteilen mit einer BPS

Orientierungspunkte

Cover

Titelblatt

Impressum

Über die Autoren

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Fangen Sie an zu lesen

Stichwortverzeichnis

End User License Agreement

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Einleitung

In den vergangenen zehn Jahren ist die Behandlung der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) weiterentwickelt und verbessert worden. Studien konnten zunehmend nachweisen, dass eine solche Behandlung wirksam ist und dass die betroffenen Menschen mit einer Besserung rechnen können. In diesem Buch beschreiben wir die neuen Strategien und gehen auf die aktuellen Erkenntnisse ein, die einen optimistischeren Blickwinkel rechtfertigen.

Wir möchten mit dieser Ausgabe von Borderline-Persönlichkeitsstörung für Dummies einen umfassenden Überblick über dieses komplexe emotionale und verhaltensbezogene Problem geben. Die meisten Leser ohne BPS werden feststellen, dass diese Informationen ihnen helfen, das Problem besser zu verstehen und zu lernen, besser mit Menschen umzugehen, die eine BPS haben. Menschen, die in engen Beziehungen zu Menschen mit einer BPS leben, können sich von einer Therapeutin oder einem Therapeuten zusätzliche Unterstützung holen.

Wenn Sie an einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) leiden, wird Ihnen dieses Buch helfen, sich selbst und die Menschen, die Ihnen wichtig sind, besser zu verstehen. Wir empfehlen Ihnen jedoch dringend, sich auch an einen Psychotherapeuten oder eine Psychotherapeutin zu wenden, die in der Behandlung von BPS geschult sind. Die BPS ist ein Problem, mit dem Sie sich nicht alleine auseinandersetzen sollten. Wenn Sie dieses Buch in Zusammenarbeit mit einem Therapeuten verwenden, empfehlen wir Ihnen, Notizen zu machen und Ihre Antworten auf die von uns bereitgestellten Übungen schriftlich festzuhalten – sei es auf Ihrem Computer, Tablet, Smartphone oder schlicht und einfach in einem Notizbuch. Dabei sollten Sie auf jeden Fall Ihre Aufzeichnungen auch mit einem Passwort schützen oder anderweitig sichern, denn schließlich sind Ihre Notizen nur für Sie (und Ihren Therapeuten) bestimmt und für niemanden sonst.

Wenn Sie Therapeut sind, kann Ihnen dieses Buch dabei helfen, Menschen mit BPS schneller zu erkennen und bei der Behandlung bessere Grenzen zu setzen. Sollte die Behandlung einer BPS jedoch noch Neuland für Sie sein, sollten Sie sich auf jeden Fall durch ergänzende Schulungen und Weiterbildungen dafür rüsten.

Über dieses Buch

Wenn Sie oder jemand, der Ihnen persönlich wichtig ist, an einer Borderline-Persönlichkeitsstörung leiden, verstehen wir die Herausforderungen und schmerzhaften Hindernisse, mit denen Sie konfrontiert sind. Dieses Buches soll einen umfassenden Überblick über die Symptome, Ursachen und Behandlung von BPS bieten. Wir bemühen uns, Menschen mit einer BPS und den Personen, die sich um sie sorgen, dabei zu helfen, diese komplizierte psychische Erkrankung zu verstehen. Da die Behandlung einer BPS eine professionelle Intervention erfordert, ist dieses Buch nicht als eigenständiges Selbsthilfeprogramm konzipiert. Sie können es jedoch durchaus als Ergänzung zur Psychotherapie verwenden. Zusammen mit anderen Fachleuten teilen wir die Überzeugung, dass es für Patienten von Vorteil ist, wenn sie über ihre Störungen, die vermuteten Ursachen und wirksame Behandlungsmethoden informiert werden.

Wir glauben, dass sich viele Ideen am besten durch Geschichten und Beispiele vermitteln lassen. Deshalb verwenden wir durchgehend viele Beispiele, um unsere Punkte zu veranschaulichen. Die Geschichten und Fälle, die wir hier beschreiben, basieren auf Erfahrungen mit Menschen, die wir sowohl in unserem Privatleben als auch in unserer Praxis kennengelernt haben. Keine dieser Geschichten entspricht jedoch einer wahren, konkret erkennbaren Darstellung einer bestimmten Person. Jegliche Ähnlichkeit mit einer lebenden oder verstorbenen Person ist rein zufällig.

Borderline-Persönlichkeitsstörung ist ein etwas sperriger Begriff, daher kürzen wir ihn in diesem Buch mit BPS ab. Übrigens heißt die offizielle Diagnose, die im Deutschen Gesundheitssystem verwendet wird, »Emotional-instabile Persönlichkeitsstörung« (mit den Untergruppen »Impulsiver Typus« und »Borderline-Typus« in der sogenannten ICD-10-Codierung).

Darüber hinaus verwenden wir häufig Formulierungen wie »die meisten Menschen mit BPS« oder »Menschen mit BPS tun in der Regel dies oder das«. Uns ist durchaus bewusst, dass BPS bei jeder Person anders ausgeprägt ist. Wörter wie »typisch« oder »überwiegend« machen in der Welt der BPS keinen Sinn. Für eine gründliche Erörterung aller Varianten und Permutationen der BPS würden wir jedoch weitere tausend Seiten benötigen. (In Kapitel 3 werden die zahlreichen Symptomkonstellationen – oder Symptomenkomplexe – der BPS erörtert.) Um es also klarzustellen: Wenn wir »die meisten« sagen, meinen wir nicht »alle, die eine BPS haben«.

Törichte Annahmen über den Leser

Wir nehmen einfach mal an, dass die meisten Menschen, die dieses Buch lesen, sich für BPS interessieren. Dieses Interesse kann in eigenen emotionalen Problemen gründen oder aber in Sorgen, die Sie sich in Bezug auf eine Person machen, die Ihnen wichtig ist und die Symptome aufweist, die bei einer BPS auftreten können.

Andererseits sind Sie vielleicht beruflich mit dem Thema befasst und suchen nach leicht zugänglichen Informationen, die Sie an Ihre Klienten weitergeben können. Oder Sie benötigen vielleicht ein paar Tipps zum Umgang mit schwierigen therapeutischen Problemen. Vielleicht studieren Sie aber auch Psychologie oder sind in der Beratung, Sozialarbeit oder Psychiatrie tätig und suchen nach einer verständlichen Einführung in dieses komplexe Problem.

Symbole, die in diesem Buch verwendet werden

Dieses Symbol weist auf eine bestimmte Erkenntnis oder Strategie im Umgang mit BPS hin. Es empfiehlt sich, einige dieser praktischen Ideen zu notieren.

Mit diesem Symbol weisen wir Sie auf mögliche Fallstricke oder Gefahren hin, auf die Sie achten sollten. Diesen Symbolen sollten Sie besondere Aufmerksamkeit schenken.

Durch dieses Symbol wird eine Kernaussage hervorgehoben. Konzentrieren Sie sich auf diese Informationen und halten Sie sie gegebenenfalls fest.

Dieses Symbol kennzeichnet Informationen, die Sie nicht lesen müssen, wenn Sie nicht daran interessiert sind. Es handelt sich um zusätzliche Information für diejenigen unter Ihnen, die sich gerne etwas eingehender mit dem Thema befassen möchten.

Wie es weitergeht

Sie finden in diesem Buch zahlreiche Informationen über BPS. Sie sind so zusammengestellt, dass Sie sich die Themen in jeder beliebigen Reihenfolge heraussuchen können. Orientieren Sie sich am Inhaltsverzeichnis und am Index, um zu dem Thema zu gelangen, das Sie interessiert. Oder nehmen Sie den konventionellen Weg und beginnen Sie mit Kapitel 1 und lesen Sie von dort aus weiter.

Sie wissen immer noch nicht, wo Sie anfangen sollen? Teil I gibt Ihnen einen Überblick über die BPS. Teil II befasst sich eingehend mit den Symptomen der BPS. In den Teilen III und IV erfahren Sie, wie Sie Hilfe in Anspruch nehmen können und welche Behandlungsmethoden es gibt. Teil V ist für diejenigen gedacht, die sich um Menschen sorgen, die möglicherweise eine BPS haben oder Anzeichen einer BPS zeigen.

Teil I

Die Merkmale der Borderline-Persönlichkeitsstörung

IN DIESEM TEIL …

Erfahren Sie mehr über die Borderline-Persönlichkeitsstörung.

Lernen Sie verschiedene – hilfreiche und weniger hilfreiche – Persönlichkeitsmerkmale kennen.

Werfen Sie einen genaueren Blick auf die Symptome der Borderline-Persönlichkeitsstörung.

Lernen Sie die verschiedenen Ursachen der Borderline-Persönlichkeitsstörung und deren Wechselwirkungen kennen.

Kapitel 1

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung näher betrachtet

IN DIESEM KAPITEL

Charakteristische Merkmale der Borderline-PersönlichkeitsstörungUrsachen der Borderline-PersönlichkeitsstörungKosten der Borderline-PersönlichkeitsstörungBeistand in Form von Psychotherapie und Medikamenten suchenWie man jemandem mit Borderline-Persönlichkeitsstörung helfen kann

Eine charmante, interessante, vertraute, intelligente, lebenslustige Person zeigt sich plötzlich gemein, träge, wütend, selbstzerstörerisch und düster – eine radikale Veränderung ohne erkennbaren Grund. Was verursacht die unvorhersehbaren Schwankungen von Angst zu Wut, von Intimität zu Distanz und von Euphorie zu Verzweiflung, die manche Menschen täglich erleben? Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) ist die wohl häufigste und lähmendste aller Persönlichkeitsstörungen. Sie verursacht Chaos und Leid sowohl bei den Betroffenen als auch bei den Menschen, die sich um sie sorgen.

Dieses Buch führt Sie in die Welt der BPS ein und zeigt Ihnen, wie das Leben mit dieser Störung wirklich aussieht. Im Gegensatz zu einigen Büchern und Artikeln über die BPS haben wir uns bemüht, uns den betroffenen Menschen mitfühlend und wohlwollend zu nähern. Vielleicht lesen Sie dieses Buch, weil Sie wissen oder vermuten, dass Sie selbst eine BPS oder einige ihrer Hauptsymptome aufweisen. Wenn dies der Fall ist, erwartet Sie eine Fülle von Informationen über die BPS und ihre Ursachen. Schöpfen Sie Hoffnung, wenn Sie mehr über wirksame Behandlungsmethoden erfahren.

Wenn Sie zu den Lesern gehören, die einen Menschen mit BPS kennen oder lieben, können Sie durch die Lektüre dieses Buches herausfinden, warum BPS-Betroffene so handeln, wie sie handeln, und wie Sie besser mit ihnen umgehen können. Selbst wenn Sie nicht in einer engen Beziehung zu einer betroffenen Person stehen, haben Sie wahrscheinlich in Ihrem näheren Verwandten- und Bekanntenkreis eine Person, die BPS hat oder zumindest einige der auffälligen Symptome zeigt. Bereits oberflächliche Beziehungen zu Menschen mit einer BPS können überraschende Herausforderungen mit sich bringen. Dieses Buch hilft Ihnen, besser zu verstehen, was in diesen Menschen vorgeht, und zu lernen, wie Sie mit den Problemen umgehen können, die eine BPS für Sie mit sich bringt.

Wenn Sie Therapeut sind, können Sie dieses Buch nutzen, um Ihr Verständnis der BPS zu erweitern. Sie erfahren, worauf Sie beim Aufbau einer tragfähigen therapeutischen Beziehung mit Ihren Klientinnen und Klienten besonders achten sollten, wie Sie mit schwierigen therapeutischen Problemen umgehen können und gleichzeitig auf sich selbst achten.

In diesem Kapitel beschreiben wir die Grundlagen der BPS in Bezug auf die Auswirkungen der Störung sowohl auf die Menschen, die sie haben, als auch auf diejenigen, die mit ihnen in Beziehung stehen. Wir stellen die bekannten Ursachen der BPS vor. Wir beziffern auch die Kosten der BPS für die Betroffenen und für die Gesellschaft, in der sie leben. Zum Schluss geben wir einen Überblick über die wichtigsten Behandlungsmöglichkeiten für BPS und zeigen denjenigen unter Ihnen, die sich um jemanden mit BPS sorgen, welche Hilfe sie anbieten können.

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung aufschlüsseln

Die Persönlichkeit eines Menschen setzt sich aus der vergleichsweise konstanten Art und Weise zusammen, wie dieser Mensch fühlt, sich verhält, denkt und mit anderen umgeht. Ihre Persönlichkeit spiegelt die Art und Weise wider, wie andere Menschen Sie im Allgemeinen beschreiben – beispielsweise als ruhig, ängstlich, leicht reizbar, gelassen, nachdenklich, impulsiv, neugierig oder unnahbar. Alle Menschen weichen von Zeit zu Zeit von ihrer üblichen Persönlichkeit ab, aber im Großen und Ganzen bleibt die Persönlichkeit im Laufe der Zeit relativ stabil. (Mehr über das Thema Persönlichkeit finden Sie in Kapitel 2.)

Denken Sie beispielsweise an jemanden, der im Allgemeinen eine fröhliche Persönlichkeit besitzt. Diese Person hat Freude am Leben und an Menschen. Wenn sie jedoch von einer Tragödie betroffen ist, ist zu erwarten, dass diese im Allgemeinen fröhliche Person normale Trauer und Traurigkeit zeigt. Jemand mit einer Persönlichkeitsstörung, wie zum Beispiel einer BPS, hat dagegen anhaltende, tiefgreifende Probleme mit Emotionen, Verhaltensweisen, Gedanken und/oder Beziehungen. In den folgenden Abschnitten werden die Kernprobleme beschrieben, mit denen Menschen mit einer BPS häufig zu kämpfen haben.

Die American Psychiatric Association veröffentlicht ein Handbuch, das spezifische Symptome der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) beschreibt. In diesem Handbuch werden diese Symptome in neun Kategorien eingeteilt. Wir beschreiben diese neun Symptome in Kapitel 3 etwas ausführlicher. Damit Sie hier nicht den Überblick verlieren, fassen wir diese neun Symptomkategorien in diesem Kapitel in vier größere Lebensbereiche zusammen.

Obwohl die BPS eine Reihe von identifizierbaren Symptomen aufweist, variieren die spezifischen Symptome und deren Intensität von Person zu Person stark.

Unberechenbare Beziehungen

Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung sehnen sich oft verzweifelt nach guten Beziehungen. Auf der anderen Seite sabotieren sie jedoch häufig ihre Bemühungen, positive Beziehungen aufzubauen und zu pflegen, immer wieder unabsichtlich. Sie wundern sich vielleicht, warum sie immer wieder in schwierigen Beziehungen landen.

Das liegt darin begründet, dass ihr Wunsch nach Beziehungen von dem intensiven Bedürfnis angetrieben wird, das bodenlose Loch zu füllen, das sie in sich selbst spüren. Menschen mit BPS sehnen sich danach, dieses Loch mit einem Gefühl für sich selbst, einem höheren Maß an Selbstachtung und einem hohen Maß an Fürsorge, bedingungsloser Liebe und Anerkennung durch andere Menschen zu füllen. Allerdings kann kein Mensch eine so große persönliche Kluft schließen. Partner und Freunde geben häufig schon kurz nach Beginn der Beziehung wieder auf. Zu oft scheitern ihre Versuche, ihre von einer BPS betroffenen Freunde glücklich zu machen. Diese reagieren auf die nachlassenden Bemühungen ihrer Freunde reflexartig mit plötzlicher Enttäuschung, Schmerz, eventuell Rückzug und manchmal sogar Wut.

Die Partner der von einer BPS betroffenen Menschen sind daraufhin verwirrt, weil diese normalerweise mit Enthusiasmus, Wärme und Begeisterung in eine Beziehung hineingehen. Neue Partner fühlen sich zu Beginn ihrer Beziehung oft von Liebe und Fürsorge umgeben, aber immer wieder läuft etwas ganz und gar schief.

Was passiert, wenn eine Beziehung voller Liebe und Aufregung zu Schmerz und Verwirrung führt? Viele Menschen mit BPS fürchten sich vor allem vor dem Verlassenwerden. Gleichzeitig glauben sie jedoch nicht, dass sie es wert sind, das zu bekommen, was sie wirklich wollen. Sie können sich kaum vorstellen, dass eine andere Person sie tatsächlich liebt. Wenn ihre Partner dann zwangsläufig nicht alle ihre Bedürfnisse erfüllen, glauben sie, dass sie bald alleine dastehen werden.

Diese Schlussfolgerung erfüllt die von einer BPS Betroffenen gleichzeitig mit Angst und Wut, die sie veranlasst, ihre Partner zurückzuweisen. Sie ergreifen lieber selbst die Initiative, als von ihren Partnern zurückgewiesen zu werden. Diese Kette von Reaktionen ist äußerst selbstzerstörerisch, aber sie entsteht aus Angst und nicht aus Böswilligkeit. Weitere Informationen zu Beziehungen im Rahmen einer BPS finden Sie in Kapitel 8. In Kapitel 18 erfahren Sie, wie Sie diese Beziehungen verbessern können

Handeln, ohne nachzudenken

Das menschliche Gehirn verfügt über eingebaute Bremssysteme, Sie sind mit den Hilfssystemen vergleichbar, die Lkws helfen, besser mit steilen Bergabfahrten zurechtzukommen. Im menschlichen Gehirn kommen sie zum Einsatz, wenn die Intensität von Emotionen in bestimmten Situationen stark zunimmt. Leider verfügen die meisten Menschen mit BPS über Bremssysteme, die für Kleinwagen – nicht jedoch für Lkws – geeignet sind. Sie reichen kaum aus, die heftigen Emotionen zu bewältigen, die häufig mit einer BPS einhergehen.

Denkbremsen, wie wir sie gerne nennen, halten Menschen davon ab, zu handeln, ohne vorher über die Konsequenzen ihres Handelns nachzudenken. Wie das Würfeln bei einem Glücksspiel führt impulsives Verhalten selten zu langfristigen Erfolgen. Zu den häufigsten impulsiven Verhaltensweisen bei Menschen mit BPS gehören:

Impulsives Konsumverhalten

Glücksspiel

Ungeschützter oder auch unbedachter Sex

Leichtsinniges (aber nicht rücksichtsloses) Fahren

Exzessives Essen

Alkohol- oder Drogenmissbrauch

Selbstverletzung

Suizidales Verhalten

In Kapitel 5 erhalten Sie einen Einblick in das gefährliche, leichtsinnige Verhalten von Menschen mit BPS. Kapitel 15 klärt darüber auf, wie man dieser Impulsivität Zügel anlegen kann.

Unbeständige Emotionen

Die emotionalen Schwankungen von Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung sind fast so unvorhersehbar wie Erdbeben. Sie haben auch die gleiche destabilisierende Wirkung und ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Haben Menschen mit BPS einmal ihren Emotionen freien Lauf gelassen, gelingt es ihnen in der Regel nicht oder nur sehr schwer, wieder festen Boden unter den Füßen zu gewinnen.

Der sich schnell verändernde emotionale Zustand von Menschen mit BPS führt dazu, dass ihre Mitmenschen vorsichtig mit ihnen umgehen. Am selben Tag oder sogar innerhalb derselben Stunde können die Betroffenen Gelassenheit, Wut, Verzweiflung und Euphorie zeigen. Weitere Informationen zu diesem emotionalen Drama finden Sie in Kapitel 6. In Kapitel 16 erfahren Sie, wie es sich kontrollieren lässt.

Verwirrende Gedanken

Personen mit BPS denken auch anders als die meisten Menschen. Sie neigen dazu, Situationen und Menschen in Schwarz-Weiß-Kategorien zu sehen, mit nur wenigen Grautönen dazwischen. Infolgedessen betrachten sie Ereignisse entweder als wunderbar oder schrecklich, Menschen in ihrem Umfeld entweder als Engel oder Teufel und ihren Lebensstatus entweder als gehoben oder hoffnungslos.

Mitunter bewegen sich die Gedanken von Menschen mit BPS noch näher am Abgrund der Realität. So glauben sie beispielsweise manchmal sogar, dass andere Menschen sich gegen sie verschworen haben. Sie neigen auch dazu, die Realität so stark zu verzerren, dass sie kurzzeitig verwirrt oder psychotisch wirken. Menschen in einem psychotischen Zustand haben Schwierigkeiten zu unterscheiden, was real ist und was nicht, haben manchmal auch falsche Überzeugungen und sehen oder hören Dinge, die andere nicht wahrnehmen. Solche Abweichungen von der Realität sind in der Regel nur von kurzer Dauer.

Menschen mit BPS nehmen ihren Körper gelegentlich auch als von sich selbst losgelöst wahr, was als Dissoziation bezeichnet wird. Sie beschreiben diese Vorkommnisse so, als würden sie das Geschehen von einem anderen Ort aus beobachten. Weitere Informationen über die Denkprozesse von Menschen mit BPS, finden Sie in den Kapiteln 9 und 10. In Kapitel 19 erfahren Sie, wie man anpassungsfähigere Denkweisen entwickelt.

Die Ursprünge der Borderline-Persönlichkeitsstörung

Wenn Sie über einen Baumstamm stolpern und sich das Bein verletzen, ist die Ursache Ihrer Schmerzen offensichtlich. Ihr Arzt ordnet eine Röntgenuntersuchung an und entdeckt einen Bruch. Der Bruch wird gerichtet und mit einem Gipsverband stabilisiert, und Sie werden nach Hause geschickt, damit Sie sich ausruhen können. Sie wissen, woher die Schmerzen in Ihrem Bein kommen und was Sie dagegen tun können.

Wenn Sie einen Tomatensamen in fruchtbare Erde an einem sonnigen Standort einpflanzen und ihn regelmäßig gießen, werden Sie wahrscheinlich nach einigen Monaten Tomaten ernten können. Die Entstehungsgeschichte Ihrer Tomaten ist offensichtlich. Mit ziemlicher Sicherheit sind es der Samen, die Erde, die Sonne und die Pflege, die zum Wachstum der Tomaten beigetragen haben.

Im Gegensatz dazu scheint es bei der BPS keine eindeutige Ursache, kein einheitliches Symptommuster und nicht einmal eine zuverlässig vorhersehbare Reaktion auf die Behandlung zu geben. Dennoch erhöhen offenbar verschiedene Faktoren gemeinsam die Wahrscheinlichkeit, von einer BPS betroffen zu sein. Experten sind sich einig, dass biologische, psychologische und soziale Faktoren in hochkomplexer Weise zusammenwirken, die nicht immer vollständig verstanden wird. Zu diesen Risikofaktoren gehören:

Traumatische Erlebnisse:

Menschen mit BPS haben oft – aber

nicht

immer – eine Vorgeschichte von Missbrauch, Vernachlässigung oder Verlust.

Genetik:

Die BPS tritt oft familiär gehäuft auf.

Elterliche Erziehung:

Einige Menschen mit BPS berichten, dass ihre Eltern ihnen gesagt haben, dass ihre Gefühle nicht wichtig oder zutreffend seien.

Soziale und kulturelle Faktoren

:

Instabile Familienverhältnisse, eine Kultur, die individuelle Bedürfnisse und Wünsche über die der Gemeinschaft stellt, und sogar typische Ängste in der Jugend und im jungen Erwachsenenalter können alle zu der hohen Verbreitung von BPS in bestimmten Bevölkerungsgruppen beitragen, zumindest in der westlichen Welt.

Biologische Faktoren:

Menschen mit BPS scheinen Unterschiede in der Funktionsweise ihres Gehirns und in der Art und Weise, wie die Neuronen in ihrem Gehirn kommunizieren, aufzuweisen.

Die vielfältigen Ursachen der Borderline-Persönlichkeitsstörung sollten dafür sorgen, dass wir den betroffenen Personen mit mehr Mitgefühl begegnen, denn sie machen deutlich, dass Menschen weder bewusst noch fahrlässig auf eine BPS zusteuern. Sie entwickeln diese Störung aus Gründen, die außerhalb ihrer Kontrolle liegen. Weitere Informationen zu den Ursachen der BPS finden Sie in Kapitel 4.

Die Kosten der BPS

Die BPS fordert einen erstaunlichen Tribut von den Betroffenen, ihren Familien und der Gesellschaft. Bei den deutschen Krankenkassen war im Jahr 2016 bei über 200.000 Versicherten die Diagnose »Emotional-instabile Persönlichkeitsstörung« verzeichnet; das entspricht einer Häufigkeit von 0,34 Prozent (Frauen: 0,45 Prozent, Männer 0,21 Prozent). In Studien, in denen repräsentative Stichproben zu psychischer Gesundheit befragt wurden, schätzte man, dass etwa 2 bis 3 Prozent der Allgemeinbevölkerung an einer BPS leiden (aber möglicherweise nicht deswegen in den Krankenkassendaten auftauchen). Es gibt auch Erkenntnisse, die nahelegen, dass diese Diagnose sogar bei einem noch größeren Anteil der Bevölkerung irgendwann (zumindest zeitweise) im Leben gestellt werden könnte.

In den nächsten Abschnitten werden die persönlichen physischen und finanziellen Kosten der BPS für die Betroffenen und die Menschen betrachtet, die sich um sie sorgen.

Trotz der düsteren Themen, die wir in den folgenden Abschnitten behandeln, machen viele Menschen mit einer BPS eine glänzende Karriere und führen ein langes, recht erfolgreiches Leben. Darüber hinaus verringert sich die Schwere der BPS-Symptome in der Regel mit der Zeit – eine Therapie kann diesen Prozess beschleunigen. Mit anderen Worten: Geben Sie nicht auf, denn es gibt viele Gründe zur Hoffnung!

Kosten für die Gesundheit

Experten betrachten die BPS als eine der schwersten psychischen Erkrankungen. Etwa zehn Prozent der Menschen mit BPS begehen irgendwann Suizid, und viele weitere verletzen sich ernsthaft bei ihren Suizidversuchen. Mehrere Studien, die von den 1940er-Jahren bis heute durchgeführt wurden, ergaben übereinstimmend, dass Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen (wie BPS) im Durchschnitt deutlich jünger sterben als Menschen ohne psychische Erkrankungen. Und das nicht nur aufgrund von Suiziden oder Unfällen, sondern auch aufgrund sogenannter »natürlicher Ursachen« im Sinne körperlicher Erkrankungen.

Viele Faktoren tragen zu diesen vorzeitigen Todesfällen bei. Zum einen greifen Menschen mit psychischen Störungen, einschließlich BPS, in ihrer Verzweiflung oft zu nikotinhaltigen Produkten und Alkohol – offensichtliche Risikofaktoren. Darüber hinaus fällt es Menschen mit psychischen Erkrankungen in der Regel schwerer, ihre Impulse zu kontrollieren, was es schwieriger für sie macht, das Rauchen oder Alkoholkonsum aufzugeben.

Zudem stellen Forscher bei BPS-Patienten einen höheren Anteil an starkem Übergewicht und Diabetes fest. Beide Erkrankungen gelten bei Wissenschaftlern mittlerweile als fast genauso gesundheitsschädlich wie das Rauchen. Ein weiteres Risiko für Menschen mit BPS ist die erhöhte Wahrscheinlichkeit von Herzerkrankungen und Schlaganfällen. Leider verschlimmern einige der Medikamente, die von Psychiatern zur Behandlung psychischer Erkrankungen eingesetzt werden, die Situation zusätzlich, indem sie zu einer Gewichtszunahme führen. Dadurch wird das ohnehin schon erhöhte Risiko für Herzerkrankungen, Schlaganfall und Diabetes weiter erhöht (siehe Kapitel 20 für weitere Informationen zu Medikamenten und BPS-Behandlung). Auch können Schwierigkeiten bei der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen eine Rolle spielen, sei es auf Betroffenenseite (zum Beispiel präventive Vorsorgeleistungen nicht in Anspruch nehmen) oder auf Behandlerseite (zum Beispiel Übersehen von körperlichen Erkrankungen, wenn die betroffene Person nur als BPS-Fall wahrgenommen wird).

Der Anteil der Unfalltoten und der durch Gewalt verursachten Todesfälle ist bei Menschen mit psychischen Erkrankungen wie BPS ebenfalls deutlich höher. Riskante, impulsive Verhaltensweisen bergen die Gefahr eines unbeabsichtigten Todes durch Verkehrsunfälle, Drogenüberdosierungen oder sexuell übertragbare Krankheiten. (Weitere Informationen zu Impulsivität und BPS finden Sie in den Kapiteln 8 und 15.) Menschen mit psychischen Erkrankungen sind auch häufiger obdachlos, was sie zusätzlichen Risiken in Form schlechter Ernährung, mangelnder Gesundheitsversorgung, schlechter Lebensbedingungen und Viktimisierung aussetzt.

Finanzielle und karrierebezogene Kosten

Die BPS kann verheerende Auswirkungen auf Beschäftigung und Karriere haben. Menschen mit BPS sind oft chronisch ohne Anstellung – zum Teil, weil sie neue Beschäftigungsmöglichkeiten zunächst idealisieren, dann aber desillusioniert und enttäuscht sind, wenn die Stellen nicht ihren überhöhten Erwartungen entsprechen. Wie wir in Kapitel 7 erläutern, haben Menschen mit BPS oft Probleme damit, ihre Identität zu finden. Das führt häufig dazu, dass sie von einer Arbeitsstelle zur nächsten wechseln, weil sie nicht wissen, welchen Lebensweg sie einschlagen wollen. Da viele Menschen mit BPS Schwierigkeiten im Umgang mit ihren Mitmenschen haben, verlieren oder kündigen sie ihre Arbeit oft aufgrund von Beziehungsproblemen am Arbeitsplatz.

Andererseits sind einige Menschen mit BPS in ihrer Karriere sehr erfolgreich. Sie erweisen sich als ungewöhnlich geschickt und begabt. Die meisten dieser erstaunlich erfolgreichen Menschen haben dennoch problematische Beziehungen zu ihren Kollegen. Beispielsweise interpretieren sie die Absichten ihrer Kollegen falsch und reagieren auf die geringste Provokation mit Überempfindlichkeit und Wut. Ihre erfolgreichen Karrieren stehen in krassem Gegensatz zu ihren gescheiterten Beziehungen.

Belastungen für Familie und Freunde

Menschen mit BPS heiraten nicht so oft wie Menschen ohne diese Störung. Und selbst wenn BPS-Betroffene heiraten, entscheiden sich im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung nicht so viele von ihnen für Kinder. Es mag überraschen, dass ihre Scheidungsrate nicht wesentlich von der Scheidungsrate der übrigen Bevölkerung abweicht.

Familienmitglieder von Menschen mit BPS leiden gemeinsam mit ihren Angehörigen. Sie müssen mitansehen, wie ihre Liebsten Phasen von Selbstverletzung, Suizidversuchen, unkontrollierbaren Emotionen, riskanten Verhaltensweisen und Substanzmissbrauch durchlaufen. Partner, Eltern und Verwandte fühlen sich oft hilflos. Freunde versuchen zunächst zu helfen, wenden sich dann aber oft frustriert und verärgert ab.

Darüber hinaus müssen sich die Familien von Menschen mit BPS mit den Frustrationen durch fehlende Behandlungsprogramme, Diskriminierung und Stigmatisierung auseinandersetzen. Selbst wenn Familien eine Behandlung sicherstellen können, ist der Behandlungsprozess langwierig und kostspielig. Eine BPS kann ein weites Netz der Verzweiflung über die primären Opfer sowie viele andere Menschen in ihrem Umfeld werfen.

Die BPS behandeln

Viele Jahrzehnte lang betrachteten die meisten Therapeuten die BPS als praktisch unbehandelbar. Die wenigen vorhandenen Studien konnten keine zuverlässigen positiven Ergebnisse nachweisen. Glücklicherweise wurden in den letzten Jahrzehnten einige Ansätze entwickelt, die sich als erfolgreich erwiesen haben. Mehrere spezifische Arten der Psychotherapie scheinen die wirksamsten Behandlungsformen zu sein.

Psychotherapie

Unter Psychotherapie versteht man eine Vielzahl von Methoden, die Menschen dabei helfen, mit emotionalen Problemen sowie Schwierigkeiten in ihrem Leben und in ihren Beziehungen umzugehen. Die Psychotherapie findet im Kontext einer Beziehung zwischen einem Klienten und einem Psychotherapeuten statt. Zu den Techniken gehören der Dialog, vorgeschlagene Verhaltensänderungen, die Vermittlung von Einsichten, Kommunikation und der Aufbau von Fertigkeiten.

Wenn bei Ihnen eine BPS diagnostiziert wurde, sollten Sie möglichst eine Therapie in Anspruch nehmen, die auf Strategien basiert, deren Wirksamkeit bei der Behandlung einer BPS empirisch belegt ist.

Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Textes gehören zu den Psychotherapien, deren Wirksamkeit bei der Behandlung einer BPS durch empirische Studien untermauert ist, die folgenden:

Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT)

Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)

Übertragungsfokussierte Psychotherapie (Transference-Focused Therapy; TFP)

Schematherapie (ST)

Mentalisierungsbasierte Therapie (MBT)

Weitere Informationen zu diesen Therapien finden Sie in Kapitel 11. Darüber hinaus werden derzeit verschiedene andere Psychotherapien zur Behandlung von BPS entwickelt. Diese Ansätze sind recht interessant, aber es gibt derzeit nur wenige Daten zu ihrer Wirksamkeit. Die folgenden Therapien stellen vielversprechende Möglichkeiten dar:

Metakognitive Therapie (MCT)

STEPPS (Systems Training for Emotional Predictability & Problem Solving)

Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT)

Mitgefühlsfokussierte Therapie (Compassion Focused Therapy; CFT)

Einige dieser Therapien, wie etwa die DBT und MBT, wurden von Forscherinnen und Forschern speziell für die BPS entwickelt. Andere traditionelle Therapieansätze, wie etwa die KVT, wurden ebenfalls modifiziert, um ihre Anwendung für die BPS zu verbessern. Bei der Überprüfung dieser Ansätze konnten wir keine grundlegenden Unvereinbarkeiten feststellen. Tatsächlich waren wir eher davon überrascht, dass sie sich mehr überschneiden als voneinander unterscheiden.

Wie Sie in Teil IV dieses Buches sehen können, verfolgen wir daher einen integrierten Ansatz zur Behandlung der BPS. Mit anderen Worten: Wir wählen Ideen und Strategien aus mehreren validierten Behandlungsansätzen aus und nutzen sie, um bestimmte BPS-Symptomcluster zu lindern. Wir erklären jedoch nicht, auf welcher Behandlung jede einzelne Technik basiert, da dies zu verwirrend wäre. Darüber hinaus tauchen viele der von uns verwendeten Strategien in der einen oder anderen Form in mehr als einem Behandlungsansatz auf.

Medikamente

Psychopharmaka sollen emotionales Leiden lindern oder beseitigen. Verschreibungspflichtige Medikamente können für viele Menschen mit emotionalen Problemen lebensrettend sein. Im Falle der BPS scheinen Medikamente jedoch nicht so hilfreich zu sein wie bei anderen emotionalen Problemen. Dennoch nehmen die meisten Menschen, die wegen einer BPS behandelt werden, das eine oder andere Medikament ein. Und manchmal sind es überraschend viele Medikamente.

Psychiater verschreiben ihren Patienten diese Medikamente oft in der Hoffnung, dass sie einige der auftretenden BPS-Symptome lindern. Bisher gibt es jedoch nur begrenzte Belege für die Wirksamkeit von Psychopharmaka bei der Behandlung einer BPS, und die deutschen Behandlungsleitlinien sagen, dass Medikamente nicht die primäre Therapie darstellen, sondern höchstens in Abstimmung mit psychotherapeutischen Maßnahmen ergänzend gegeben werden sollen. Weitere Informationen zu Medikamenten und BPS finden Sie in Kapitel 20.

Viele Menschen mit BPS weisen auch andere Störungen auf, etwa Depressionen oder Angststörungen, die erfolgreich mit Medikamenten behandelt werden können. Daher kann die Einnahme von Medikamenten zur Behandlung anderer Störungen bei Menschen mit BPS eine nützliche Behandlungsform darstellen.

Mit Menschen umgehen, die BPS haben

Falls Sie ein besorgter Freund oder Angehöriger einer Person mit BPS sind, kann es Ihnen helfen, die Komplexität der Störung besser zu verstehen, wenn Sie sich über die Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von BPS informieren. In den Kapiteln 21 bis 24 bieten wir detaillierte Informationen für Partner, Eltern, Freunde und erwachsene Kinder von Menschen mit BPS. Hier haben wir zunächst ein paar Tipps zusammengestellt, die Sie beachten sollten:

Treten Sie einen Schritt zurück und versuchen Sie, BPS

-Verhaltensweisen nicht persönlich zu nehmen.

Machen Sie sich bewusst, dass die BPS die Kontrolle von Emotionen erschwert. Menschen mit BPS verletzen jedoch manchmal die Menschen, die sie lieben. Wenn wir Ihnen sagen, dass Sie Verhaltensweisen und Äußerungen nicht persönlich nehmen sollen, bedeutet das nicht, dass Sie sich psychische oder körperliche Misshandlungen gefallen lassen sollen.

Lassen Sie sich von einer Selbsthilfegruppe

oder einem Therapeuten dabei helfen, Ihre körperliche und geistige Gesundheit zu erhalten und einen klaren Kopf zu bewahren.

Menschen mit BPS können im Leben der Menschen in ihrem Umfeld für Verwirrung und Chaos sorgen. Achten Sie deshalb darauf, dass Sie den Bezug zur Realität bewahren.

Versuchen Sie nicht, die Rolle eines Therapeuten

zu übernehmen.

Sie können die Probleme Ihres Angehörigen mit BPS nicht lösen. Tatsächlich verschlimmern Sie die Situation, wenn Sie es versuchen.

Verstehen, aber nicht akzeptieren.

Sie müssen vollständig verstehen, was vor sich geht und warum. Aber Sie müssen auch Ihre Grenzen kennen und Grenzen setzen. Lassen Sie sich nicht von jemandem mit BPS überrollen.

Wenn Sie Therapeut sind und mit BPS-Patienten arbeiten oder dies in Ihrer Praxis irgendwann einmal tun möchten, finden Sie in Kapitel 25 weitere Informationen zum Umgang mit BPS-Patienten. Gehen Sie die Sache nicht allein an, sondern suchen Sie sich Beistand oder Beratung – diese Fälle stellen eine Herausforderung dar und sind manchmal verwirrend. Objektive Rückmeldungen von anderen können Ihnen dabei helfen, auf dem richtigen Weg zu bleiben.

Kapitel 2

Persönlichkeit definieren, um BPS zu verstehen

IN DIESEM KAPITEL

Persönlichkeit aufschlüsselnHerausfinden, was psychisch gesund bedeutet und was nichtPersönlichkeitsprobleme aufdecken

Das Wort Persönlichkeit taucht in vielen Zusammenhängen auf. Die meisten Menschen glauben zu wissen, was es bedeutet. Für viele sind etwa die folgenden drei Aussagen unmittelbar verständlich und vermitteln auf prägnante Weise eine ganze Menge über eine Person:

Sie hat eine lebhafte Persönlichkeit

.

Diese Person lacht wahrscheinlich viel, ist lebenslustig und verbringt gerne Zeit mit anderen Menschen.

Er hat keine Persönlichkeit.

Diese Person wirkt wahrscheinlich ausdruckslos und langweilig und vermeidet es, mit anderen Menschen zusammen zu sein.

Er hat eine reizbare Persönlichkeit.

Diese Person verliert vermutlich schnell die Geduld und wirkt auf andere Menschen abweisend.

Allerdings lässt sich die Persönlichkeit eines Menschen nicht wirklich in einem Satz, geschweige denn in ein oder zwei Worten erfassen. In diesem Kapitel untersuchen wir die umfassende Bedeutung von Persönlichkeit. Wichtig ist dabei, dass es hier niemals um die Persönlichkeit im Ganze gehen kann, sondern dass wir uns hier mit Persönlichkeitsmerkmalen beschäftigen, die gesund oder ungesund sein können. Mit »ungesund« meinen wir hier, wenn solche Persönlichkeitsmerkmale zu Beeinträchtigungen führen, insbesondere im zwischenmenschlichen Bereich.

Dieses Kapitel bildet die Grundlage für das Verständnis der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) und aller anderen Persönlichkeitsstörungen, die wir in Kapitel 3 behandeln. Schließlich haben all diese Störungen eines gemeinsam – die Persönlichkeit.

Wesentliche Merkmale der Persönlichkeit

Die Persönlichkeit setzt sich aus einer Reihe beständiger Muster in den Bereichen des Verhaltens, der Beziehungen und des Ausdrucks von Emotionen gegenüber anderen Menschen zusammen. Einige dieser Muster sind durchaus gesund und anpassungsfähig, andere wiederum nicht.

Der Begriff »Persönlichkeit« stammt vom lateinischen Wort persona, was so viel wie »Maske« bedeutet. Menschen verwenden Masken nicht nur, um eine Identität zu projizieren, die andere wahrnehmen sollen, sondern auch, um zu verbergen, was tatsächlich unter der Oberfläche liegt. Persönlichkeit steht für den Versuch, das Wesen einer Person zu beschreiben, doch wie bei einer Maske ist diese Beschreibung nur von dem bestimmt, was andere wahrnehmen. Nehmen wir zum Beispiel eine junge Frau, die an einer Party teilnimmt. Sie erzählt Witze, flirtet ein wenig und scheint sich prächtig zu amüsieren. Die Leute um sie herum beschreiben sie vielleicht als den »Mittelpunkt der Party«. In ihrem Inneren fühlt sie sich jedoch äußerst schüchtern und unsicher. In diesem Fall spiegelt die Persönlichkeit, die andere wahrnehmen und dieser Person zuschreiben, nicht ihre eigene Wahrnehmung wider.

Im Gegensatz dazu gibt es Menschen, deren Persönlichkeit ziemlich genau mit ihren inneren Gefühlen und Emotionen übereinstimmt. Ein Jugendlicher beispielsweise sieht sich selbst vielleicht als Klassenclown. Er spielt seinen Freunden und Lehrern häufig Streiche. Alle seine Klassenkameraden sehen ihn ihm den gleichen Klassenclown, für den er selbst sich auch hält.

Die Persönlichkeit setzt sich aus Mustern relativ beständiger Verhaltensweisen, Wahrnehmungen und Reaktionen auf andere und die Umwelt zusammen. Ähnliche Begriffe sind Temperament, Charakter, Veranlagung und Eigenschaften. Nur wenn diese Muster ins Extrem umschlagen, gelten sie als pathologisch oder ungesund.

Im nächsten Abschnitt werden die Kerndimensionen erörtert, die gesunde von ungesunden Persönlichkeitsmerkmalen unterscheiden.

Zwischen gesunden und ungesunden Persönlichkeitsmerkmalen unterscheiden

Menschen mit gesunden Persönlichkeitsmerkmalen berichten von einer hohen Zufriedenheit mit ihrem Leben. Sie erscheinen für Außenstehende im Allgemeinen gut an das Leben angepasst. Sie erreichen überwiegend ihre Ziele, stellen sich entschlossen den Herausforderungen und lassen sich von Widrigkeiten nicht unterkriegen.

Menschen mit ungesunden Persönlichkeitsmerkmalen beschreiben ihr Leben dagegen als unerfüllt und unglücklich. Sie sind in der Regel unzufrieden mit bestimmten Aspekten ihrer Person oder mit dem, was das Leben ihnen zu bieten hat. Auf andere wirken diese Personen in der Regel als chronisch schlecht angepasst. Diese Menschen haben Schwierigkeiten, ihre Emotionen zu kontrollieren und effektiv mit anderen Menschen in Beziehung zu treten. Menschen mit einer der Persönlichkeitsstörungen, die wir in Kapitel 3 beschreiben, weisen mindestens ein ungesundes Persönlichkeitsmerkmal und relativ wenige gesunde Persönlichkeitsmerkmale auf.

Die Grenze zwischen gesund und ungesund ist jedoch nicht so eindeutig, wie Sie vielleicht denken. Auch bei den meisten Menschen mit gesunden Persönlichkeitsmerkmalen gibt es eine Mischung aus hilfreichen, anpassungsfähigen und problematischen oder starren Eigenschaften. Fast jeder hat in bestimmten Lebensbereichen gelegentlich mit Problemen zu kämpfen. Man kann sich Persönlichkeitsmerkmale auf einem Kontinuum liegend vorstellen, also mit fließenden Übergängen zwischen gesunden und ungesunden Ausprägungen. Die folgenden Persönlichkeitsdimensionen spielen dabei eine Rolle:

Offenheit

Flexibilität

Emotionsregulation

Fähigkeit zum Belohnungsaufschub

Gewissenhaftigkeit

Zwischenmenschliche Effektivität

Emotionale Belastbarkeit

Selbstakzeptanz

Realitätsgetreue Wahrnehmung

Mäßigung

Diese Kerndimensionen, die in einem Persönlichkeitsmuster unterschieden werden können, hängen oft miteinander zusammen. So haben Menschen, die schnell in Wut geraten (also Menschen, denen es an der Fähigkeit mangelt, ihre Emotionen zu regulieren), in der Regel auch Schwierigkeiten, Freundschaften aufrechtzuerhalten (das heißt, sie haben eine geringe zwischenmenschliche Effektivität). Folglich sind Menschen, die ein oder zwei ungesunde Persönlichkeitsmerkmale aufweisen, anfällig dafür, weitere ungesunde Verhaltensweisen zu entwickeln. In den folgenden Abschnitten werden diese Dimensionen im Detail beschrieben.

Wir haben diese Liste von Persönlichkeitsmerkmalen aus einer Vielzahl akademischer und klinischer Quellen ausgewählt. Es gibt buchstäblich Tausende anderer Persönlichkeitsmerkmale, aber uns schien es sinnvoller, sie auf die unserer Meinung nach wichtigsten zu beschränken. Im Kasten »Das Big-Five-Persönlichkeitsmodell« weiter unten in diesem Kapitel finden Sie Informationen zu einer weitverbreiteten Liste von Persönlichkeitsdimensionen.

Offenheit: neue Erfahrungen suchen

Offene Menschen sind neugierig auf die Welt. Sie suchen nach Abenteuern und einzigartigen Erfahrungen. Sie genießen Abwechslung und sind bereit, ein gewisses Risiko einzugehen, um neue Erkenntnisse zu gewinnen. Sie sind oft kreativ und verfügen über eine lebhafte Vorstellungskraft. Offene Menschen beschreiben sich selbst eher als glücklich und ausgeglichen, auch wenn dieser Zusammenhang nicht stark ausgeprägt ist.

Weniger offene Menschen bevorzugen eher das Vertraute. Sie fühlen sich wohler, wenn sie Routinen und Regeln befolgen können und wagen sich nur ungern aus ihrer Komfortzone heraus. Sie sind etwas gehemmter als sehr offene Menschen.

Flexibilität: sich den Umständen anpassen

Gewohnheiten bestimmen einen Großteil unseres Lebens. Wahrscheinlich schlafen Sie jede Nacht auf derselben Seite des Bettes. Vielleicht haben Sie eine Routine, um sich morgens für die Arbeit fertig zu machen. Sie stehen auf, schalten die Kaffeemaschine ein, duschen, scrollen die Schlagzeilen des Tages durch und frühstücken – jeden Tag in der gleichen Reihenfolge, wie auf Autopilot. Gewohnheiten sind gut, weil man mit ihrer Hilfe Dinge schneller erledigen kann, ohne über jeden einzelnen Schritt nachdenken zu müssen.

Andererseits erfordern die Umstände manchmal Flexibilität. In den meisten Ländern fährt man beispielsweise auf der rechten Straßenseite. Wenn Sie jedoch in England, Wales, Schottland oder Irland auf der rechten Straßenseite fahren, ist ein Frontalzusammenstoß vorprogrammiert. Diejenigen unter Ihnen, die schon einmal in einem Land auf der anderen Straßenseite gefahren sind, wissen, wie ungewohnt das ist. Man muss stets wachsam und vorsichtig sein, um nicht in alte Gewohnheiten zu verfallen.

Die meisten Menschen haben keine unüberwindbaren Probleme damit, sich umzustellen. Die Fähigkeit, sich an veränderte Bedingungen anzupassen, nennt man Flexibilität. Wenn man solche Veränderungen nicht meistern kann, bringt das Nachteile im Leben mit sich. Flexibilität ist eine Schlüsseldimension einer Kombination aus gesunden Persönlichkeitsmerkmalen.

Unser Leben erfordert häufig ein gewisses Maß an Flexibilität. In einem Dorf zum Beispiel grüßt man die Leute, denen man auf der Straße begegnet, und lächelt oder nickt kurz. Diese höfliche Geste wird dort erwartet. In einer Großstadt dagegen, in der man Hunderten von Menschen begegnet, wird man selten jemand Unbekannten grüßen oder gezielt anblicken. Auch das ist für die Menschen dort nichts Ungewöhnliches. Verhielten wir uns dagegen in der Großstadt genauso wie auf dem Dorf, würden uns die Passanten dort mit Argwohn betrachten.

Menschen, deren Persönlichkeit durch Starrheit und Inflexibilität gekennzeichnet ist, haben Schwierigkeiten, sich an veränderte Erwartungen anzupassen. Diese unflexible oder unangepasste Verhaltensweise ist eine Dimension einer Kombination ungesunder Persönlichkeitsmerkmale. Menschen mit einer sehr unflexiblen Persönlichkeit stoßen auf Probleme, insbesondere wenn sie mit unterschiedlichen Umgebungen konfrontiert werden.

Ein unflexibler Mann hat beispielsweise feste Zeitpläne für tägliche Aktivitäten. Er steht jeden Tag zur gleichen Zeit auf und nimmt seine Mahlzeiten immer zu den gleichen Tageszeiten ein. Das funktioniert gut, bis er mit mehreren Freunden in Urlaub fährt. Er reagiert verärgert, wenn seine Freunde etwas länger schlafen wollen, als er es normalerweise tut, und zu anderen und wechselnden Zeiten essen. Seine starren Regeln und sein Ärger verärgern wiederum seine Freunde. Er würde besser mit anderen auskommen, wenn er etwas mehr Flexibilität entwickeln könnte.

Emotionsregulation: kontrollieren, was man zum Ausdruck bringt

Menschen mit gesunden Persönlichkeitsmerkmalen besitzen die Fähigkeit, ihre Emotionen zu modulieren, das heißt, sie drücken ihre Gefühle zu angemessenen Zeiten auf angemessene Weise aus. Das bedeutet nicht, dass sie emotionslos sind. Sie können durchaus bei einem traurigen Film weinen oder bei einer Komödie laut lachen. Sie empfinden Wut, drücken sie aber auf kluge Weise aus. Sie mögen beispielsweise wütend auf einen Polizisten sein, der ihnen einen ihrer Meinung nach ungerechtfertigten Strafzettel verpasst, aber sie schlagen dem Beamten nicht ins Gesicht. Wenn Sie sich oder jemand anderen jedoch schützen müssen, werden Sie feststellen, dass Wut Ihnen dabei hilft, sich mit mehr Kraft gegen den Angreifer zu verteidigen.

Menschen mit ungesunden Persönlichkeitsmerkmalen sind dagegen oft nicht in der Lage, ihre Emotionen zu kontrollieren. Ärger verwandelt sich leicht in Wut. Lachen eskaliert zu Hysterie. Angst führt zu Panik. Solche ungezügelten Emotionen beherrschen das Leben mancher Menschen mit problematischen Persönlichkeitsmerkmalen.

Die Fähigkeit zur Emotionsregulation wirkt sich positiv auf die körperliche Gesundheit aus. Menschen, die ihre Emotionen unter Kontrolle haben, weisen in der Regel auch folgende Merkmale auf:

Weniger körperliche SchmerzenBessere Herz-Kreislauf-GesundheitVerbesserte Funktion des ImmunsystemsLängere LebenserwartungBessere ArbeitsleistungBessere Beziehungen

Belohnungsaufschub: Impulskontrolle

Menschen mit hilfreichen, gesunden Persönlichkeitsmerkmalen sind in der Lage, Aufgaben zu bewältigen und auf Belohnungen zu warten. Sie wissen, wie man für schlechte Zeiten spart. Sie verbessern ihre Lebensqualität durch langfristige Planung und harte Arbeit. Sie können auf dem Weg zu größeren Zielen Frustration und sogar Unbehagen ertragen.

Psychologen haben viele Studien durchgeführt, die belegen, welche Vorteile die Fähigkeit zum Belohnungsaufschub mit sich bringt. Dazu gehören

Verbesserte GesundheitBessere akademische LeistungenWeniger SuchtverhaltenWeniger TrennungenBessere psychische Anpassung

Im Gegensatz dazu ist die Unfähigkeit, auf eine Belohnung zu warten, ein Kennzeichen eines problematischen Persönlichkeitsmusters. Tatsächlich ist ein Großteil dessen, was Menschen als unmoralisch betrachten, mit der Unfähigkeit zur Impulskontrolle verbunden. Wie zum Beispiel Völlerei, die sich in übermäßigem Konsum und Genuss ausdrückt. Oder auch Zorn, der ohne Selbstbeherrschung zu Gewalt führt.

Gewissenhaftigkeit: verantwortungsbewusst und zuverlässig

Ein weiteres gesundes Persönlichkeitsmerkmal ist Zuverlässigkeit oder Gewissenhaftigkeit. Zuverlässige Menschen tun, was sie sagen. Man kann sich auf sie verlassen, sie sind diszipliniert und motiviert. Sie bewältigen Aufgaben mit Eifer, Begeisterung und Gründlichkeit. Wie Sie sich vorstellen können, erreichen sie mehr als Menschen, denen diese Eigenschaft fehlt.

Im Gegensatz dazu sind Menschen mit ungesunden Persönlichkeitsmerkmalen oft unzuverlässig. Sie haben häufig große Pläne und Ambitionen, tun aber nicht genug dafür, sie auch umzusetzen. Andere Menschen sind nicht bereit, sich auf sie zu verlassen. Ihre mangelnde Zuverlässigkeit und Motivation hindert sie in der Regel daran, nennenswerte Erfolge zu erzielen.

Zwischenmenschliche Effektivität: gute Beziehungen

Menschen mit gesunden Persönlichkeitsmerkmalen führen gute Beziehungen. Sie werden von anderen als angenehm und freundlich empfunden. Zwischenmenschlich effektive Menschen vertrauen anderen ohne übermäßigen Argwohn, gehen Beziehungen aber nicht naiv an. Sie sind in der Lage, die Motivationen, Gefühle und Perspektiven anderer Menschen genau wahrzunehmen. Sie suchen und erlauben Nähe zu anderen, während sie ihre eigene Autonomie bewahren. Sie beenden Beziehungen, die schädlich werden, aber sie arbeiten intensiv daran, die Verbindungen zu den Menschen aufrechtzuerhalten, die sie schätzen.

Menschen mit ungesunden Persönlichkeitsmerkmalen fällt es dagegen oft schwer, enge Beziehungen aufrechtzuerhalten oder gar zu beginnen. Manche vermeiden Beziehungen ganz – sie misstrauen anderen in der Regel und halten sie auf Distanz. Andere schlagen ins andere Extrem und entwickeln eine extreme Abhängigkeit von ihren engen Beziehungen. Infolgedessen fühlen sie sich in ihren Beziehungen oft extrem unsicher und ängstlich, anhänglich und eifersüchtig. Es fehlt ihnen an der Fähigkeit, die Ansichten anderer Menschen zu verstehen.

Psychologen haben untersucht, wie Säuglinge auf ihre primären Bezugspersonen reagieren. Bei einigen zeigt sich ein sogenannter ängstlicher oder ambivalenter Bindungsstil – sie reagieren traurig, wenn ihre Bezugspersonen sich entfernen, und ambivalent, wütend und widerwillig, wenn diese zurückkehren. Andere hingegen zeigen einen vermeidenden Bindungsstil und sind wenig verzweifelt, wenn ihre Bezugspersonen gehen; sie wirken oft distanziert, wenn diese zurückkehren. Im Gegensatz dazu neigen Säuglinge mit einem sicheren Bindungsstil zu Stress und sind verärgert, wenn ihre Bezugspersonen gehen, lassen sich aber leicht trösten, wenn diese zurückkehren. Ähnliche Bindungsstile lassen sich in den Beziehungen von Menschen im Laufe ihres Lebens beobachten, auch wenn Menschen ihren Bindungsstil zu verschiedenen Zeitpunkten in ihrem Leben ändern können. Menschen mit gesunden Persönlichkeitsmerkmalen weisen häufig den sicheren Bindungsstil auf. Diejenigen mit ungesunden Persönlichkeitsmerkmalen haben oft entweder einen ängstlichen oder einen vermeidenden Bindungsstil.

Emotionale Belastbarkeit: sich von Schicksalsschlägen erholen

Rückschläge, Widrigkeiten und sogar Traumata treffen uns alle im Laufe unseres Lebens. Menschen mit einer gesunden Persönlichkeit verfügen über Resilienz (oder Belastbarkeit), das heißt die Fähigkeit, sich schnell wieder zu erholen. Nach Enttäuschungen oder Schicksalsschlägen sind sie besser in der Lage, ihre Kräfte zu sammeln und nach vorne zu blicken als Menschen ohne diese Fähigkeit. Emotional belastbare Menschen halten durch, auch wenn die Genesung lange dauert und große Anstrengungen erfordert.