Anne - Ich weiß, was ich will | Erotischer Roman - Linda May - E-Book

Anne - Ich weiß, was ich will | Erotischer Roman E-Book

Linda May

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Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 172 Taschenbuchseiten ... Als Zahnärztin Anne ihren Freund in einer eindeutigen Situation mit seiner Auszubildenden erwischt, bricht für sie eine Welt zusammen. Glücklicherweise schafft es ihre beste Freundin Lina, sie aus ihrem Schneckenhaus herauszuholen. Als Anne dann den Autor Tom kennen- und lieben lernt, verändert sich ihr Leben in die gewünschte Richtung. Anne und Tom beschließen, ihre geheimen Wünsche und Fantasien offen anzusprechen und diese - unter tatkräftiger Mitwirkung von Annes Freundin Lina - auszuleben, um darüber das "Buch der erfüllten Fantasien" zu schreiben. Lassen auch Sie sich von den Wünschen und Fantasien überraschen, anregen und heiß machen ... Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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Seitenzahl: 190

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Impressum:

Anne - Ich weiß, was ich will | Erotischer Roman

von Linda May

 

Linda May hat es sich zur Aufgabe gemacht, erotische Literatur mit viel Gefühl zu schreiben.Erotik in all ihren Facetten nimmt in ihren Büchern einen großen Teil ein, es wird aber immer auch eine Geschichte erzählt. Dabei beschreibt Linda die Charaktere der Protagonisten so, dass im Kopf der Leserin und des Lesers ein Bild entsteht und die Gefühle und das Handeln der Personen nachvollzogen werden können. Eine besondere Rolle spielt Erotik unter Frauen – egal ob zärtlich, dominant oder devot. „Ich freue mich, wenn Ihnen meine Bücher gefallen und Sie mir Anregungen für zukünftige Geschichten schicken. Zögern Sie nicht, mir Ihre Wünsche mitzuteilen – vielleicht lesen Sie in einem der nächsten Bücher ja dann ‚Ihre‘ Geschichte.“

 

Lektorat: Jasmin Ferber

 

 

Originalausgabe

© 2021 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: © bart78 @ shutterstock.com

Umschlaggestaltung: MT Design

 

ISBN 9783966419475

www.blue-panther-books.de

Die Überraschung

Seit nunmehr zwei Tagen sitze ich allein zu Hause und bin traurig, weine auch immer wieder zwischendurch. Warum musste ich mich auch ausgerechnet in ihn verlieben?

Mittlerweile war ich mit meinen 34 Jahren kein Kind mehr und dachte immer, dass ein Teenager-Herzschmerz lange hinter mir lag. Aber Gefühle sind da und machen mit einem, was sie für richtig halten.

Was war geschehen?

Vor über sechs Monaten habe ich mich Hals über Kopf in Leander verliebt. Für mich war es Liebe auf den ersten Blick, als ich ihn bei einer Geburtstagsfeier im Bekanntenkreis sah. Hochgewachsen, ein strahlendes Lächeln, elegant in seinem Anzug, der trotzdem sehr leger wirkte, und Augen, von denen ich meinen Blick kaum lösen konnte. Wir wurden einander vorgestellt und unterhielten uns sehr anregend. Erste zufällige Berührungen lösten in mir ein wärmendes Gefühl aus und er wickelte mich mit seinem Charme und seiner Empathie um den Finger. Trotzdem bemühte ich mich, ihn nicht merken zu lassen, wie sehr ich ihn bereits anhimmelte. Er, der erfolgreiche Rechtsanwalt mit eigener Kanzlei, sieben Jahre älter als ich, geschieden mit drei Kindern, um die er sich liebevoll kümmert. Auf der anderen Seite ich, seit knapp zwei Jahren geschieden, erfolgreich im Beruf als Zahnärztin und Partnerin in einer großen Praxis und gewiss nicht unattraktiv.

Die Chemie zwischen uns stimmte vom ersten Moment an und so tauschten wir an diesem Abend unsere Handynummern aus. Aufgeregt wartete ich, ob er sich melden würde und nach zwei Tagen war es endlich soweit. Er lud mich zum Abendessen in ein tolles Restaurant ein und ich sagte freudig zu.

Schnell entwickelte sich daraus eine Liebesbeziehung, die immer mehr an Intensität zunahm. Der Sex mit ihm war anders, neu. Wir verbrachten viel Zeit miteinander und machten bereits Pläne für eine gemeinsame Zukunft. Mittlerweile hatte ich einen Schlüssel zu seinem Loft, das er in einem vornehmen Stadtteil bewohnte. Tja, und dann passierte es.

Leander hatte noch einen späten Termin im Büro und wollte anschließend einige Schriftsätze diktieren – und ich wollte ihn überraschen. Ich ging am Nachmittag shoppen, kaufte mir neue Dessous und ein hinreißendes Kleid eines italienischen Designers mit dazu passenden Pumps. Da wir viel mehr Zeit in seiner Wohnung verbrachten als in meiner, stürmte ich fröhlich mit meinen Einkaufstaschen in das Loft. Ich duschte mich, rieb mich mit einer wohltuenden Körpercreme ein, benutzte das Parfum, das er besonders gerne an mir hatte. Entspannt zog ich die neuen Dessous an, halterlose Strümpfe dazu, kombiniert mit dem gekauften Kleid und den Schuhen. Ich betrachtete mich im Spiegel, schlug mir spielerisch auf den Po und war von mir selbst begeistert. In der oberen Schublade seines Schreibtischs befand sich der Zweitschlüssel für seine Kanzleiräume. Ich nahm ihn, holte aus dem Kühlschrank eine Flasche Champagner, packte zwei Gläser ein und fuhr mit einem Taxi zu seinem Büro. Meine Vorfreude war nicht mehr zu überbieten. Ich sah auf die Uhr, die 19.30 Uhr zeigte. Sein Termin ging bis 19.00 Uhr, also sollte ich ihn an seinem Schreibtisch finden.

***

Leise schloss ich die Tür auf und ging auf Zehenspitzen durch den Anmeldebereich, vorbei an einigen Büros. Am Ende des Gangs, hinten links, hatte er sein Refugium. Die Tür zu seinem Büro war geschlossen, leise Musik klang aus seinen in der Wand eingelassenen Lautsprechern. Kurz überlegte ich vor seiner Tür, ob ich das Kleid ausziehen sollte und mich ihm nur in meinen Dessous präsentieren wollte. Glücklicherweise tat ich dieses nicht, sonst wäre die Schmach für mich noch größer gewesen.

Leise drückte ich die Türklinke herunter und die Tür öffnete sich einen kleinen Spalt. Stück für Stück schob ich sie weiter auf und betrat voller erotischer Gedanken sein Büro. Ich sah ihn, aber nicht nur ihn. Er saß in einem Besuchersessel vor dem großen Glasschreibtisch mit geöffnetem Hemd und heruntergelassener Hose. Vor ihm kniete eine seiner Mitarbeiterinnen, komplett nackt bis auf ihre High Heels, vielleicht gerade zwanzig Jahre alt, die blonden Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. Ihre Lippen lagen um seinen Schaft, sie bewegte ihren Kopf rhythmisch auf und ab, eine Hand streichelte ihn und sie sah ihn dabei an. Ihre vollen Brüste – eine Vorliebe von Leander –, wippten im Takt ihrer Bewegungen mit. Sie machte dies mit Sicherheit nicht zum ersten Mal, denn ihr Blowjob erschien mir sehr professionell.

Nachdem ich einige Sekunden wie apathisch an der Tür stand, entdeckte er mich. Unsere Augen trafen sich nur einen Moment, der für mich ausreichend war. Ich drehte mich um, ließ die Flasche mit dem Champagner sowie die zwei Gläser auf den teuren Marmorboden fallen und ging schnellen Schrittes aus dem Büro.

Ich machte keine Szene, ich schrie nicht. Direkt vor der Tür befand sich ein Taxistand. Ich stieg ein und ließ mich zu meiner Wohnung fahren. Ich stürmte hinein, setzte mich an den Tisch, stützte meinen Kopf ab und begann, bitterlich zu weinen. Glücklicherweise hatte er keinen Schlüssel für meine Wohnung, ich fühlte mich sicher. Aus dem Kühlschrank nahm ich die angebrochene Flasche Weißwein und verzichtete auf ein Glas. Der erste große Schluck tat gut. Immer wieder sah ich auf dem Display meines Handys seine Nummer aufleuchten, ich ließ es im lautlosen Modus. Nach etwa fünfzehn erfolglosen Anrufen klingelte es an meiner Tür. Ich blieb in der Küche sitzen und rührte mich nicht. Irgendwann hörte das Klingeln auf und eine Textnachricht nach der anderen landete auf meinem iPhone. Ich las nicht eine einzige.

Schluchzend rief ich meine Freundin Lina an, die glücklicherweise sofort abnahm. Lina hatte dasselbe Alter wie ich und wir kannten uns seit unserer Kindheit. Ich konnte ihr nichts erzählen, meine Tränen ließen keine Worte zu. Zwanzig Minuten später öffnete sich meine Tür und Lina kam herein. Sie hatte einen Notfallschlüssel zu meiner Wohnung, stürmte auf mich zu und drückte mich fest an sich.

»Anne, mein Schatz, was ist passiert?«, fragte sie aufgeregt. Sie beruhigte mich und nach einiger Zeit konnte ich anfangen, ihr das zu erzählen, was ich erlebt hatte.

Lina schaute mich nur ungläubig an, versetzte sich in die Situation und kam zu dem Schluss, dass sie nicht so ruhig und souverän reagiert hätte. Sie nahm ihr Smartphone, rief die Website von Leander auf und ging die Fotos seiner Mitarbeiterinnen durch. »Cherie, in seinem Team gibt es nur eine junge blonde Auszubildende – und die ist keine zwanzig, sondern neunzehn Jahre alt«, grinste sie. Meine Laune wurde etwas besser, weil Lina genau wusste, wie sie mit mir umgehen konnte und sollte. Wir lachten, denn der so souveräne und hoch angesehene Leander ließ sich in seinem Büro von seiner neunzehnjährigen Auszubildenden einen blasen. Lina lachte noch: »Hättest du mal schnell ein Foto mit deinem Handy gemacht.«

Lina schlief an diesem Abend bei mir. Aus Leanders Kalender wusste ich, dass er die nächsten zwei Tage zu einer Tagung musste, bei der er einige Reden halten sollte.

Also nahm Lina mich am nächsten Morgen an die Hand und fuhr mit mir zu seiner Wohnung. Wir parkten das Auto in der Tiefgarage, klingelten an der Wohnungstür, Leander war wie erwartet nicht da. Ich öffnete die Tür mit meinem Schlüssel. Lina und ich gingen dann systematisch durch alle Räume und suchten meine Sachen zusammen. Das gemeinsame Foto auf seinem Schreibtisch drehte ich lediglich mit dem Bild nach unten. Es soll Ehefrauen oder Freundinnen geben, die bei einer solchen Gelegenheit seine Wohnung verwüsten und sie mit Farbspraydosen anders gestalten, aber da stand ich drüber. Als Letztes legte ich den Schlüssel auf den Wohnzimmertisch.

Als wir wieder bei mir ankamen, lag vor meiner Wohnungstür ein sehr großer Strauß mit roten Rosen und eine Karte. Ich warf sie ungelesen in den Müll und wollte die Rosen gleich hinterherwerfen. Dazu waren sie aber dann doch zu schade. Ich schaute aus dem Küchenfenster, nahm Lina an die Hand und wir gingen mit den Rosen zu einer gegenüberliegenden Bushaltestelle, an der fast zwanzig Personen auf den Bus warteten. Wir lachten, verteilten die Rosen an die dort Wartenden und liefen zurück in meine Wohnung. Lina half mir beim Einräumen meiner Sachen und am Abend bestellten wir uns Pizza, zu der wir uns zwei Flaschen Wein gönnten. Ich hatte mich im Griff, dachte ich.

***

Lina musste am nächsten Tag wieder arbeiten, ich hatte mich krankgemeldet. Die nächsten zwei Tage musste ich auf die Unterstützung meiner Freundin verzichten und war allein. Meinen Kummer wollte ich nicht erneut in Alkohol ertränken, also versuchte ich, mich abzulenken. Dies gelang mir nur zeitweise und sehr häufig liefen die Tränen wieder über mein Gesicht. Ich dachte daran, dass Leander und ich in einigen Wochen einen längeren Urlaub geplant hatten und ich nach der Rückkehr meine Wohnung aufgeben und bei Leander hatte einziehen wollen. Dann hätte ich dumm aus der Wäsche geguckt.

Aber Gefühle kann man nicht einfach abstellen, das wusste auch Lina, die immer die richtigen Worte fand. Sie rief mich an: »Ziehe dir was Hübsches an, wir gehen heute Abend raus unter Menschen«, forderte sie mich auf und mir war klar, dass Widerstand zwecklos war.

Der erste Kontakt

Lina holte mich gegen 19.00 Uhr ab und wir fuhren in das »Gin & Jagger«, eine sehr gelungene Mischung aus Restaurant, Klub, Bar und Café. Es war noch ein einziger Tisch im vorderen Bereich frei, an den wir uns setzten. In diesem Bereich des Lokals gab es nur noch einen weiteren Tisch neben uns, an dem ein Mann saß. Wir bestellten unsere Drinks, unterhielten uns sehr lange und immer wieder versuchte Lina, mich aufzuheitern und meine Lebensfreude wiederzuerwecken. Ab und zu blickten wir zu dem Nebentisch, an dem der einzelne Mann viele bedruckte Blätter vor sich liegen hatte und mit einem Bleistift Anmerkungen machte, Wörter strich oder Haken setzte. Es war interessant, ihm zuzusehen. Zwischendurch legte er ein hellblaues Notizbuch auf den Tisch, schlug eine bestimmte Seite auf und schrieb etwas hinein.

Mich interessierte schon, was er dort tat. Lehrer war er mit Sicherheit nicht, denn dann hätte er mit einem roten Stift korrigiert. Außerdem war er kein Lehrertyp. Er trug ein klassisches weißes Burberry-Hemd zu einer dunkelblauen Stoffhose, seine Schuhe waren mit einer außergewöhnlichen Schnalle versehen und seine Strümpfe hellviolett. Ich schmunzelte, als ich sie sah. Ich schätzte ihn auf Mitte vierzig, sein Haar war voll und erste graue Strähnen waren sichtbar.

***

Mittlerweile war es fast 22.00 Uhr und Lina tat wirklich ihr Bestes, mich fröhlich zu stimmen, aber an diesem Abend sollte es ihr nicht gelingen. Der Herr am Nebentisch packte seine Blätter zusammen, rief die Kellnerin und zahlte.

»Bis morgen, Tom«, verabschiedete sie ihn.

»Bis morgen, Maria«, antwortete er. Er stand auf, legte seine Aktentasche auf den Tisch und zog seinen Trenchcoat an. Ich beobachtete ihn nur aus dem Augenwinkel und hatte das Gefühl, er bemerke es. Er nahm seine Aktentasche unter den Arm und blieb beim Hinausgehen an unserem Tisch stehen.

»Entschuldigen Sie bitte, wenn ich Sie anspreche. Die Tische stehen sehr dicht beieinander und so bekommt man automatisch mit, was am Nebentisch gesprochen wird«, begann er und sah in meine Augen, unsere Blicke trafen sich. Er fuhr fort: »In meinem letzten Roman habe ich ziemlich am Ende einen Satz geschrieben, der perfekt zu Ihnen passt.«

Neugierig sah ich ihn an und war sehr gespannt.

»Kein Mann dieser Welt ist es wert, dass eine schöne Frau wie Sie auch nur eine einzelne Träne für ihn vergießt«, sagte er mit fester Stimme und sofort trat ein Lächeln in mein Gesicht.

»Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend. Tschüss«, verabschiedete er sich und verließ das Lokal. Lina und ich sahen uns ungläubig an. Lina nahm sofort ihr Handy zur Hand und tippte den eben gehörten Satz hinein.

»Wow, der Satz hat es in sich«, lächelte ich sie an. Wir hätten uns gerne noch mit ihm unterhalten, aber er gab uns keine Gelegenheit zu reagieren.

»Hast du seine Augen gesehen?«, fragte Lina. »So strahlend mit einem wunderschönen Braun, unfassbar«, ergänzte sie.

Auf jeden Fall kannte ich nun seinen Beruf, er war Schriftsteller.

Lina und ich schwärmten noch ein wenig von seinem gesagten Satz und wollten uns nun auch auf den Weg nach Hause machen. Als die Kellnerin an unserem Tisch stand und wir zahlten, suchte meine Freundin kurz den Waschraum auf.

»Entschuldigen Sie bitte, aber kennen Sie den Herrn, der am Nebentisch saß?«, fragte ich die Kellnerin.

Sie lächelte. »Ja, das ist Tom. Er ist fast täglich bei uns und sitzt immer am selben Tisch. Dieser Tisch ist ab 19.00 Uhr an jedem Tag der Woche für ihn reserviert«, erklärte sie mir mit einem fröhlichen Lächeln. »Soll ich ihm etwas ausrichten?«

»Danke sehr«, erwiderte ich und Lina trat wieder an den Tisch und wir verließen das Lokal.

Lina brachte mich nach Hause und beschwingt betrat ich meine Wohnung. Später in meinem Bett dachte ich an ihn, irgendwie hatte er einen besonderen Eindruck bei mir hinterlassen und mich mit seinem Satz zum Lächeln gebracht. Das hatte in den letzten Tagen niemand geschafft. Spät schlief ich ein und wollte am nächsten Tag in meine Zahnarztpraxis zurückkehren.

***

Mein Herzschmerz wegen Leander ließ jeden Tag ein wenig mehr nach und ich wartete auf den Moment, an dem er mir gleichgültig wurde. Seine Versuche in den letzten Tagen, Kontakt mit mir aufzunehmen, hatte ich rigoros abgeblockt und er zog sich zurück. Wahrscheinlich auch deshalb, weil er hoffte, dass ich niemandem von seinen Eskapaden erzählte. Das hätte seinen Ruf zerstört und solange er mich in Ruhe ließ, sah ich keine Veranlassung dazu.

Erstaunlicherweise war ich am nächsten und den darauffolgenden Tagen in der Praxis fröhlich, ja fast ausgelassen. Ich liebte meine Arbeit und war froh, meine Partner und Mitarbeiter wieder um mich zu haben. Oft dachte ich zwischendurch an den Satz, den ich beim Restaurantbesuch hatte hören dürfen und der mich immer wieder zum Lächeln brachte. Insgeheim spielte ich mit dem Gedanken, den Fremden wiederzusehen.

Wie mir das gelingen könnte, hatte mir die Kellnerin ja bereitwillig verraten. Aber war ich schon so weit? Wofür eigentlich? Ich wollte nicht direkt mit ihm eine neue Beziehung eingehen, sondern ich interessierte mich für ihn und seine Arbeit aus reiner Neugierde.

Das dachte ich jedenfalls zu diesem Zeitpunkt.

Wenn er wüsste, wie sehr er mir mit seinen Worten mein Leben in den letzten Tagen erleichtert hatte. Mit Lina hatte ich fast täglich Kontakt. Wenn nicht persönlich, dann am Telefon und per Textnachricht. Als wir uns einige Tage später wiedersahen und gemeinsam bei mir kochten, erzählte ich ihr von meinen Gedanken.

»Weißt du, die letzten Tage denke ich oft an den Mann aus dem Restaurant«, begann ich.

Lina sah mich aufmerksam an.

»Er hat mir durch seine Worte so viel geben können, das ist ihm bestimmt nicht bewusst gewesen«, setzte ich fort.

»Und was möchtest du jetzt?«, lachte Lina mich an.

»Wenn du so fragst, ich möchte ihn kennenlernen, mehr nicht«, antwortete ich.

Lina dachte nach und lächelte mich an. »Dann tu es doch auch«, bestärkte sie mich und nahm mich in den Arm.

Ich erzählte ihr von meinem Gespräch mit der Kellnerin und plante, an einem der nächsten Abende dort im Restaurant zu Abend zu essen. Erst versuchte ich, Lina zu überzeugen, mich zu begleiten. Aber Lina lehnte dies ab.

»Schatzi, es wird Zeit für die ersten Schritte in deinem neuen Leben, daher werde ich dich nicht begleiten. Außerdem möchtest du ihn kennenlernen und wenn ich dabeisitze, wirst du vollkommen anders sein.«

Ich ließ mir Linas Worte noch mal durch den Kopf gehen und stimmte ihr letztendlich zu.

»Aber du rufst mich abends noch an und erzählst mir jede Kleinigkeit, versprochen?«, grinste sie mich an.

Ich lachte und gab ihr mein Versprechen. Nachdem wir wieder gemeinsam in der Küche standen, machte Lina wieder ihre Witze über Leander und seine neunzehnjährige Auszubildende. »Ich habe schon überlegt, ob ich mir unter anderem Namen einen Termin geben lasse, mir die Kleine mal genauer ansehe und frage, welchen Service ihr Chef denn von ihr bekommt«, meinte sie frech.

»Lass es, so viel Aufmerksamkeit ist er nicht wert«, antwortete ich und ein breites Lachen kam über mein Gesicht. Ich nahm Lina in den Arm, knutschte sie und sprang umher.

Lina schaute vollkommen irritiert. »Es ist passiert, das erste Mal habe ich gesagt, Leander ist mir gleichgültig und wenn ich jetzt in mich hineinhorche, ist da kein Herzschmerz mehr, ich bin endlich wieder frei«, freute ich mich.

Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Der »Klotz« in meinem Bauch war verschwunden und ich fühlte mich endlich wieder leicht, fröhlich und gelöst. Lina drückte mich fest, strich mir durchs Gesicht und freute sich mit mir. In mir erwachte eine Euphorie, ich hätte die ganze Welt umarmen können. Lina genoss meine Ausgelassenheit und fuhr spät am Abend mit dem Taxi nach Hause.

***

Für heute hatte ich den Restaurantbesuch geplant und dort den Tisch reserviert, an dem ich vor einigen Tagen mit Lina gesessen hatte. Von der Praxis aus ging ich direkt in ein Einkaufszentrum, ich wollte mir etwas gönnen. Ich schlenderte von Schaufenster zu Schaufenster und entschied mich für ein neues Etuikleid. Fröhlich kam ich mit meiner Einkaufstasche zu Hause an und war jetzt schon etwas aufgeregt, wenn ich an den Abend dachte.

Ich duschte, legte dezentes Make-up auf und zog das neue Etuikleid an, wählte dazu Pumps mit einem höheren Absatz und hellbraune Strümpfe. Meine schulterlangen Haare steckte ich hoch und stellte mich vor den Spiegel, betrachtete mich von allen Seiten. Nach langer Zeit fühlte ich mich wieder begehrenswert und sah in meinem Outfit sexy und nicht übertrieben elegant aus. Ich schaute zur Uhr und rief ein Taxi.

Natürlich dachte ich darüber nach, was mich an ihm reizte. Was ich auf gar keinen Fall wollte, war, mich Hals über Kopf in eine Affäre zu stürzen. Das hätte mir gar nicht gutgetan, dazu war der Schmerz doch noch zu frisch. Gleichgültig war dieser Mann mir auf keinen Fall, denn sonst hätte ich mir nicht so viele Gedanken darüber gemacht, was ich an diesem Abend anziehen sollte.

Hatte ich Erwartungen an den Abend oder sogar vielleicht an ihn? Oder war es schlichtweg der Beruf des Schriftstellers, der mich neugierig auf ihn machte? All diese Fragen gingen mir während der Zeit, die ich im Taxi saß, durch den Kopf.

Das Wiedersehen

Glücklicherweise hatte ich kurz vor Betreten des Restaurants all diese Fragen in den Hintergrund gedrängt und freute mich einfach nur, ihn wiederzusehen. Vielleicht würde ich später am Abend, wenn ich zu Hause in Ruhe darüber nachdachte, einige Antworten bekommen.

Als ich aus dem Taxi stieg, atmete ich tief durch und betrat das Restaurant. Aus dem Augenwinkel sah ich ihn links an dem Tisch, an dem er jeden Abend saß. Er war vertieft in seine Papiere und bemerkte mich nicht – noch nicht, dachte ich mir. Ich wartete kurz im vorderen Bereich und die Kellnerin vom letzten Mal kam mir entgegen und erkannte mich. Sie nahm die handgeschriebene Schiefertafel mit dem Reservierungshinweis vom Tisch und half mir aus meinem Trenchcoat. Als ich Platz genommen hatte, schaute ich zum Nebentisch, sah ihn fröhlich an und begrüßte ihn. Mit einem Lächeln in seinem Gesicht und leuchtenden, sehr aufmerksamen Augen, begrüßte er auch mich. Sein Lächeln gefiel mir, es hatte etwas Verwegenes, Spitzbübisches an sich.

»Sie haben mich mit ihren Worten in einer miserablen Phase meines Lebens zum Lächeln gebracht, danke dafür«, lächelte ich ihn an. Er lächelte zurück und freute sich.

»Es ist sonst nicht meine Art, aber ich würde sehr gerne mehr über Sie erfahren«, sagte ich sehr überzeugend. Wie lange hatte ich mir vorher diesen Satz überlegt und mich gefragt, ob ich diese Bitte tatsächlich so stellen konnte.

Er sah mich ernst an und einen Wimpernschlag später lachte er und winkte die Kellnerin zu sich. »Ich möchte den Tisch der Dame näher bei mir haben«, grinste er.

Maria lächelte verschmitzt und bat mich aufzustehen. Gemeinsam mit ihr hob er den Tisch an und stellte ihn seinem gegenüber. Dann reichte er mir seine Hand. »Hallo, ich bin Tom.«

Ich drückte seine Hand und war vollkommen verwundert über seine weiche Haut, bevor ich mit leicht bebender Stimme »Und ich bin Anne« erwiderte. Wir lachten beide und das Eis war gebrochen.

***

Getränke hatten wir bereits vor uns stehen und suchten aus der Speisekarte etwas aus. Ganz nebenbei sortierte er seine verschiedenen Blätter, machte hier und da noch eine schnelle Anmerkung, bevor er den Stapel in seine Aktentasche steckte.

»Und jetzt gehöre ich ganz Ihnen«, grinste er mich an.

Es entwickelte sich ein fröhliches und interessantes Gespräch, das lediglich durch das Abendessen und die Kellnerin unterbrochen wurde. Ich betrachtete ihn sehr genau. Er trug eine teure Uhr, auf dem weißen Hemd waren an der Manschette seine Initialen eingestickt, seine cognacfarbenen Slipper machten einen hochwertigen Eindruck und diesmal trug er hellblaue Strümpfe.

»Sie sagten, Sie möchten gerne mehr über mich erfahren«, begann er und sah mich an. Er hatte eine besondere Art einen anzuschauen, seine braunen Augen strahlten und gaben mir noch mehr Sicherheit.

»Ja, Sie scheinen einen sehr interessanten Beruf zu haben«, antwortete ich und ergänzte: »Außerdem haben sich Ihre Worte so in mir verfestigt, dass Sie mir sehr geholfen haben, seit einigen Tagen wieder lebensfroh und fröhlich zu sein.«

Er schmunzelte. »Danke für das Kompliment«, lächelte er mich an, hob sein Glas und wir stießen miteinander an. Da war er wieder, dieser Blick, der meinen Körper erwärmte, durchströmte. Auch ließ er mittlerweile seine Blicke über meinen Körper wandern, schaute längere Zeit auf meine Beine und machte mir ein Kompliment zu dem Kleid, das mir hervorragend stehen würde. Ich lächelte ihn an und fühlte mich bestätigt, dieses Modell heute gekauft zu haben. Es hatte etwas Verführerisches an sich, und so fühlte ich mich mittlerweile.

»Das war ihre beste Freundin, die Sie beim letzten Mal begleitete?«, fragte er neugierig. »Ja, Lina kenne ich seit meiner Kindheit und sie ist mein Halt, genauso wie ich ihrer«, antwortete ich.

Plötzlich lachte ich los und er fragte mich ebenfalls mit einem Lachen im Gesicht, was mich so amüsierte.

»Ich habe tatsächlich erst angenommen, Sie wären Lehrer und würden Arbeiten korrigieren«, lächelte ich.

»Gott bewahre, in der heutigen Zeit als Lehrer zu arbeiten ist eine echte Herausforderung.«