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Victoria Credo

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Beschreibung

Jim freut sich auf seine Geburtstagsfeier, als mysteriöse Vorkommnisse am See die Familie und Freunde in einer beschaulichen Kleinstadt in Aufregung versetzen. Der Sohn der Familie verschwindet und Jims Frau entdeckt seltsame Phänomene tief unten im See. Die Ereignisse überschlagen sich. Was geht vor im beschaulichen River Vale und welche Rolle spielt Betty, eine gute Freundin der Familie, die alles wieder ins Lot zu bringen versucht? Wird der Junge wieder zurückkehren und gibt der See sein Geheimnis jemals preis? Welche Rolle spielt die mysteriöse Conny, die unerwrtet und plötzlich auftauchen kann und ebenso schnell wieder verschwindet?

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Seitenzahl: 125

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Victoria Credo

aqua mysterica

Mystery-Kurzroman

aqua mysterica

Abenteuer in River Vale

Victoria Credo

Impressum

Texte: © Victoria CredoCover layout:© www.etcetera.de

Bildnachweise:© istockphotos.com/vernonwiley

© istockphotos.com/NADOFOTOS

Verlag:Victoria Credo

c/o AutorenServices.de

Birkenallee 2436037 Fulda

www.victoriacredo.de

Druck:epubli - ein Service der neopubli GmbH, Berlin

Kapitel 1

New York. Es ist einer dieser schwülen und heißen Sommertage im Juni, an welchem jeder Mensch versucht, ein schattiges Plätzchen für sich zu ergattern, um den Tag so angenehm wie nur möglich zu gestalten. Auch die Arbeit fällt an solchen Tagen schwer, aber zum Glück ist heute Freitag und gerade dieses Wochenende sollte ein besonders schönes werden. Doch oft kommt es anders als man denkt…

»Na, das hätten wir mal wieder geschafft. Das Wochenende haben wir uns jetzt aber wirklich verdient«, sagt Jim als er die letzten Utensilien in seinem Werkzeugkoffer verstaut und zum Auto bringt.

Den letzten schweren Werkzeugkoffer wuchtet Jim, begleitet von einem lauten Stöhnen, mit kräftigem Ruck auf die Ladefläche des riesigen Ford Ranger, den er sich erst kürzlich angeschafft hat. Er wischt sich den Schweiß aus dem Gesicht, denn die Tropfen der salzigen Körperflüssigkeit drohen ihm in die Augen zu fließen. Den harten Arbeitstag und die unberechenbare Hitze des Tages sieht man ihm deutlich an. Sein Arbeitshemd klebt am verschwitzten Körper. Staub und Sägespäne vermischen sich und haften auf der Haut mit dem Schweiß, welcher aus allen Poren rinnt.

Jim Anderson ist ein großgewachsener, gutaussehender Mann. Mitte vierzig. Leicht ergrautes, kurzes Haar, das er immer streng nach hinten gekämmt trägt.

Seine strahlenden Augen leuchten in einem besonderen Glanz und schimmern blau-grau bis hin ins Grünliche. Ganz besonders in seiner eng sitzenden Arbeitshose und dem mit drei Knöpfen offenstehenden Baumwollhemd macht er eine wirklich gute Figur.

Sein Mitarbeiter und Jim verlassen die pulsierende Metropole Manhattan, wo sie gerade in einer riesigen Penthouse-Wohnung für einen einflussreichen Kunden ein aufwendiges Parkett verlegt haben. Jim hat bereits vor zehn Jahren die gutgehende, elterliche Tischlerei übernommen, die sein Großvater kurz nach dem Krieg gegründet hatte. Nach dem plötzlichen Tod seiner Eltern bei einem Verkehrsunfall musste er schon früh mit der Verantwortung für den Betrieb leben und ist für 5 Mitarbeiter, die teilweise länger im Betrieb arbeiten als er selbst, ein sehr guter Chef geworden. So auch Robert, mit dem er die Baustelle in Manhattan gerade fertig gestellt hat.

»Hast du noch Lust auf ein kühles Bier, bevor wir nach Hause fahren, Robert?«, fragt er seinen kurz vor dem Ruhestand stehenden Mitarbeiter.

Robert nickt mit einem freundlichen Lächeln.

»Auf mich wartet ja schon lange niemand mehr zu Hause. Es darf also gerne ein Bier mehr werden und gegen einen kleinen Snack hätte ich auch nichts einzuwenden. Ich bin ein wenig hungrig nach der harten Arbeit.«

Robert lächelt und schaut seinen Chef gutmütig an, sodass dieser nicht anders kann, als noch zu einem Hot-Dog-Stand zu fahren.

Sie quälen sich durch den dichten Feierabendverkehr, der um diese Uhrzeit die ganze Stadt beinahe lahmzulegen scheint. Die Sonne brennt unbarmherzig vom Himmel und heizt den Wagen auf. Die Klimaanlage schafft es kaum, eine Temperatur zu halten, bei der sich Fahrer und Beifahrer wohlfühlen. Der Schweiß rinnt beiden weiter an Gesicht und Körper hinunter. Es ist kaum auszuhalten. Umso mehr freuen sie sich auf die kleine Pause bei einem kühlen Bier und einem feurigen Hot-Dog an New Yorks bekanntestem Imbiss, Gray´s Papaya. Nirgends sonst gibt es bessere Hot-Dogs und die halbe Stadt, so scheint es, holt sich dort das Abendessen. Der klimatisierte Laden im Stil der 50er Jahre ist um diese Zeit brechend voll, so dass sie sich draußen einen schattigen Platz suchen. Robert flucht, denn er beschmiert sich noch mit der scharfen Sauce, als beide mit den Hot-Dogs in der Hand, zum Village Square, einem kleinen Park auf der gegenüberliegenden Straßenseite, gehen.

Dort finden sie eine Bank im Schatten einiger Ahornbäume, die zur Rast geradezu einlädt. Sie erfreuen sich am schönen Wetter. Beide genießen nun sogar die bis dahin bei der Arbeit hinderlichen warmen Sonnenstrahlen. Robert blinzelt, weil ihm die Sonne in die Augen scheint. Eine Sonnenbrille hat er nicht dabei. Er ist allerdings sehr nachdenklich und scheint über irgendetwas zu grübeln, was Jim aus den Augenwinkeln beobachtet. Doch er möchte nicht nachfragen. Robert ist ohnehin eher ein zurückhaltender Mitarbeiter. Also schweigen sich beide an. Jim möchte jetzt nur noch nach Hause. Den letzten Bissen des Hot-Dogs schlingt er hinunter und macht sich mit Robert auf den Weg zurück zum Auto.

Wenig später sitzen sie wieder im schwarzen Pick-Up und machen sich auf den Weg. Der Verkehr hat sich zwischenzeitlich auch etwas beruhigt und ist nicht mehr ganz so dicht. Sie haben jetzt gut 30 Meilen Fahrt vor sich, bis nach Hause in River Vale am schönen Lake Tappan. Bei dem Feierabendverkehr kann das gut eineinhalb Stunden dauern. Die Temperaturen sind nun aber bei etwas tiefer stehender Sonne und durch die Klimaanlage etwas erträglicher. Langsam trocknet auch der Schweiß auf den Kleidern. Sie freuen sich auf ein wunderbares Wochenende. Robert jedoch hat Bedenken. Er wird dies später auf der Fahrt auch ansprechen.

Gemeinsam wollen sie am Samstag ein Barbecue ausrichten, denn Jim hat Geburtstag. Er möchte mit den Familien seiner Mitarbeiter, die ihm sehr am Herzen liegen, am See ein großes Fest feiern. Dazu hat er eine luxuriöse Hütte auf dem Gelände des Old-Tappan-Golf-Clubs angemietet. Neben der Arbeit ist Jim mit allen Familien der Mitarbeiter sehr gut befreundet und man trifft sich häufig.

Jim ist ein sehr geselliger Mensch und es kommt sogar vor, dass er einfach grundlos an einem schönen Sommertag seine Mitarbeiter zu sich nach Hause einlädt und den Grill anwirft. Er mag jeden einzelnen seiner fleißigen Leute sehr und weiß, dass er sich immer auf sie verlassen kann.

Robert Sander ist normalerweise nicht der gesprächigste Mitarbeiter. Seiner Art nach zu urteilen gehört er eher zu den stillen Menschen.

Zu oft schon ist er früher mit ausgesprochenen Kommentaren angeeckt. Ereignisse, bei dem er gute Freunde verlor, haben ihn dann schweigsamer werden lassen.

Auf der langen Fahrt nach Hause fängt Robert, der Jim schon seit Kindertagen kennt, dann aus heiterem Himmel ein Gespräch an und versucht Jim die geplante Feier am Wochenende auszureden.

»Jim, am Samstag soll ein heftiges Gewitter über den See ziehen. Ob dein geplantes Barbecue morgen unter diesen Umständen eine gute Idee ist, möchte ich ernsthaft bezweifeln. Du solltest das Fest verschieben!«

»Seit wann hast du Angst vor Gewitter? Das kommt überhaupt nicht in Frage«, sagt Jim.

»Ich habe fünfundzwanzig Gäste eingeladen, die sich alle schon seit drei Wochen darauf freuen. Du kennst sie. Ein Gewitter wird uns die gute Laune sicher schon nicht verderben können.«

»Na ja, dies alleine ist es ja auch nicht. Aber der See ist bei Gewitter schon sehr unheimlich. Mein Großvater hat mir früher immer ganz mysteriöse Geschichten über diesen See erzählt«, meint er mit einem sehr ernsten und nachdenklichen Gesichtsausdruck.

Seine Augen werden dabei zu kleinen Schlitzen und seine Stirn wirft tiefe Falten.

»Ich habe irgendwie ein komisches Bauchgefühl. Irgendetwas wird geschehen an diesem Abend. Ich kann es spüren.«

»Bauchgefühl?« Jim muss lachen, denn Robert hat schon einen ganz ordentlichen Bauch.

Als Jim die Worte spricht klopft er seinem Beifahrer kräftig auf denselben, den Robert unter einem viel zu engen, karierten Arbeitshemd zu verstecken versucht.

Aber auch Jim denkt in diesem Moment an frühere Tage mit seiner Großmutter, die heute in einer kleinen Einliegerwohnung in seinem großzügig errichteten Haus bei ihm wohnt. An der Stelle, wo heute der Golfclub angesiedelt ist, stand früher einmal das Elternhaus seines Großvaters. Es wurde jedoch schon Anfang der Siebzigerjahre an den Club verkauft. Jims Großmutter Molly erzählt auch immer schaurige Geschichten und meint sogar, dass Jim selbst früher, wenn er mal zu Besuch war und vor dem Haus spielte, seltsame Dinge am See sah und oft von unerklärlichen Erlebnissen sprach. Heute kann er sich aber nicht mehr daran erinnern. Nur Molly, die heute 88 Jahre alt ist, erzählt ab und zu von den Erlebnissen ihres Enkels Jim.

»Ich sollte wirklich einmal darüber nachdenken, Robert«, sagt Jim mit ernster Miene.

Jim schweigt für einen Moment.

»Vielleicht sollte ich einmal mit meiner Großmutter sprechen. Sie wohnte ja früher direkt am See. Vorerst bleibt aber alles beim Alten. Ich möchte dich und die Kollegen morgen auf jeden Fall beim Fest sehen, verstanden!«

Robert nickt.

Der Rest der Fahrt verläuft schweigsam, lediglich das Radio spielt ein paar Country-Songs.

An anderen Tagen hätten sie mitgesummt oder sogar lauthals mitgesungen. Heute regt sich keiner der Beiden. Nicht mal ein leichtes Fußwippen ist erkennbar. Jim ist sehr nachdenklich. Ob wohl doch etwas dran sein sollte, an den Gerüchten und Schauermärchen, die man sich vom See erzählt?

Nach etwas mehr als einer Stunde anstrengender Autofahrt biegt Jim auf die Seitenstraße ein, an der seine kleine Tischlerei vor Jahren erbaut wurde. Eine moderne Gewerbehalle mit vielen Holzelementen die ursprünglich einmal für eine Kfz-Werkstatt gedacht war. Diese ist lediglich eingeschossig erbaut worden mit einem kleinen abgetrennten Bürotrakt im linken Bereich der Halle. Damals ging der Investor insolvent und Jim konnte das Gebäude schon beinahe fertig gestellt zu einem wirklich fairen Preis erwerben.

Er setzt den immer noch aufgewühlten aber gesprächsverschlossenen Mitarbeiter auf dem Hof der Firma ab, kontrolliert noch kurz ein paar Dinge sowie die Post im Büro und fährt dann auch gleich weiter nach Hause.

Nicht weit entfernt von der Tischlerei hat er liebevoll in Eigenleistung ein schönes Haus im Südstaaten-Stil gebaut. Ein wunderschöner, eingeschossiger Holzbau mit breitem, einladendem Balkon, der sich mit verzierten Säulen auf der ganzen Front des Hauses entlangzieht. Das Haus liegt etwas erhöht.

Es führen vier Treppenstufen hinauf, die sich ebenso über die ganze Front des Hauses ausbreiten, obwohl hierüber der mit Geländer umsäumte Balkon, nur an einer etwa vier Meter breiten Stelle direkt vor dem Haupteingang zu betreten ist.

In einer kleinen Einliegerwohnung wurde für seine Grandma ein Zuhause eingerichtet, damit sie nicht alleine oder in einem Seniorenheim leben muss.

Hier erwartet ihn schon sehnsüchtig der kleine Oliver, sein achtjähriger, blondgelockter Sohn. Heute hat Molly sich nach der Schule um ihn gekümmert, denn Jims Frau Lindsey ist für ein paar Tage in Ohio, Virginia, wo sie ihre Mutter besucht.

Lindsey ist eine sehr attraktive und sportliche Frau von 39 Jahren. Mit ihren langen blonden Haaren, den sexy Kurven und den dunklen Augen, die sie wohl von ihrem lateinamerikanischen Vater hat, kann sie schon so manchen Mann um den Verstand bringen. Sie arbeitet im Büro der Tischlerei mit. Man kann sich gut vorstellen, dass viele Kunden die Firma gerade wegen ihrer Anwesenheit gerne besuchen. Lindsey jedoch ist eine treue Seele. Sie ist sehr stolz mit ihrem Mann Jim verheiratet zu sein. Über die Hochzeit sprechen Verwandte heute noch und auch ihre Freunde, die vor gut 10 Jahren dabei gewesen sind. Es war ein wirklich berauschendes Fest und die schönste Hochzeit, die River Vale bis dahin je gesehen hat.

Es stimmte einfach alles. Angefangen vom Blumenschmuck in der Kirche bis zum Musiker bei der Feier war alles stimmig und perfekt in Szene gesetzt.

Das Schicksal hat die Beiden danach jedoch wirklich schwer zugesetzt. Vielleicht sind sie aber auch gerade deswegen ein so unzertrennliches Paar. Außenstehende sagen: sie sind Seelenverwandte! Was der eine denkt, spricht der andere aus. Ihre Liebe ist so frisch wie am ersten Tag. Das liegt sicher auch daran, dass Jim seiner Frau nahezu täglich kleine Zettel schreibt und auf den Frühstückstisch legt.

Darauf teilt er ihr seine Gedanken zum Tage mit und gesteht ihr immer wieder seine Liebe. Ohne liebe Worte und einen innigen Abschiedskuss verlässt er nie das Haus. Auch im Umgang miteinander sind beide einfach herzlich geblieben. Sie gehen sehr respektvoll miteinander um und zeigen andererseits sehr offen, dass sie einander begehren.

Oliver freut sich wahnsinnig, seinen geliebten Vater zu sehen, läuft ihm gleich entgegen und wirft sich um seinen Hals.

Dabei ist das mit dem Laufen für ihn wirklich nicht so einfach. Ihm wurde bereits mit zwei Jahren aufgrund einer Virusinfektion ein Unterschenkel amputiert.

Mit der neuen Prothese, die ihm vor zwei Monaten angepasst wurde, läuft er heute allerdings fast schneller als seine gesunden Freunde in der Schule und nur Fremde bemitleiden den kleinen Jungen. Seine ganze Familie ist stolz auf ihn. Es gibt sicher in River Vale kein freundlicheres und fröhlicheres Kind wie Oliver Anderson.

»Hey, mein Großer, wie war dein Tag?«, fragt Jim seinen Jungen, der über das ganze Gesicht strahlt.

»Wo ist Grandma?«

Oliver sagt auch immer 'Grandma' zu seiner Urgroßmutter Molly, denn seine Großeltern hat er nie kennenlernen dürfen, da sie bereits kurz nach seiner Geburt starben. Bei einem schweren Verkehrsunfall direkt am See kamen Beide ums Leben. Ein Fahrzeug hat ihnen beim Linksabbiegen die Vorfahrt genommen und so kam es bei Tempo 80 zu einem Frontalzusammenstoß. Beide verstarben noch am Unfallort.

»Grandma macht heute Pfannkuchen! Wenn Mama nicht da ist, möchte sie für mich auch immer etwas Besonderes machen. Ich bin ja auch was Besonderes, hat sie eben erst gesagt. Warum bin ich denn besonders, Papa?«

Jim hat schon fast Tränen in den Augen stehen, so wie jedes Mal, wenn sein Sohn sich so verhält, als sei er der normalste Junge auf der Welt.

Jeder andere sieht einen ganz besonderen Jungen in ihm, der aber trotz seiner Behinderung das fröhlichste Kind der Welt zu sein scheint. Für seine Eltern hat er das schönste Lachen auf dieser Erde. Ein Lachen, dass Jim unter tausend Kindern heraushören könnte. Da ist er sich sicher.

»Na dann darf Mama doch ruhig mal etwas öfter wegfahren, oder? Lass uns sehen, wie weit Grandma mit dem Essen ist«, sagt Jim um von der Frage seines Jungen wieder abzulenken.

Molly, das lange graue Haar zu einem Dutt zusammengebunden, steht in der großen Küche. Eine bunte Kittelschürze umgelegt holt sie gerade den ersten, wohlduftenden Pfannkuchen vom Herd.

»Na, wer von euch hat den größeren Hunger?«

Mit warmherzigen Augen schaut sie Oliver fragend an und ohne auf eine Antwort zu warten liegt dann auch schon der heiß dampfende Pfannkuchen auf seinem Teller. Oliver strahlt über das ganze Gesicht. Seine Augen funkeln wie Sterne und sein Mund scheint von einem Ohr bis zum anderen zu reichen, als er den duftenden Kuchen endlich verspeisen darf.

»Wie war dein Tag, Jim? Hast du noch an Betty gedacht? Sie hat doch wegen ihrem Fenster angefragt, das nicht mehr zu öffnen ist.

Du hast ihr versprochen nach Feierabend noch vorbei zu fahren und nachzusehen«, sagt Molly während sie ihren brühheißen Kaffee rührt.

Molly schaut ihn fragend an. Als sie merkt, dass Jim es wohl vergessen hat, runzelt sie die Stirn und zieht die Augenbrauen hoch.

»Oh nein, das darf doch nicht wahr sein. Das habe ich echt vergessen. Ich fahre gleich nach dem Essen hin«, erwidert er.

Bei den Worten schlägt Jim sich mit der Hand vor die Stirn und verdreht dabei die Augen.

»Besser, du machst es sofort oder rufst sie an wegen einem anderen Termin. Sie wird es dir sicher nachsehen, aber ohne Nachricht kann sie ganz schön zickig werden und morgen hast du wieder Ärger mit ihr.«

Molly lacht.

Betty ist wirklich nicht einfach. Sie ist eine junge Witwe und hat erst vor wenigen Monaten ihren geliebten Mann verloren.