Ärztin mit Gefühl - Viola Maybach - E-Book

Ärztin mit Gefühl E-Book

Viola Maybach

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Beschreibung

Viola Maybach hat sich mit der reizvollen Serie "Der kleine Fürst" in die Herzen der Leserinnen und Leser geschrieben. Alles beginnt mit einem Schicksalsschlag: Das Fürstenpaar Leopold und Elisabeth von Sternberg kommt bei einem Hubschrauberunglück ums Leben. Ihr einziger Sohn, der 15jährige Christian von Sternberg, den jeder seit frühesten Kinderzeiten "Der kleine Fürst" nennt, wird mit Erreichen der Volljährigkeit die fürstlichen Geschicke übernehmen müssen. "Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken. »Ein schlimmer Rückfall, leider«, sagte Dr. Walter Brocks, nachdem er mit Baron Friedrich von Kant das Schlafzimmer verlassen hatte, in dem Friedrichs Frau Sofia lag. »Ihre Gattin hat wieder hohes Fieber, und dieses Mal bestehe ich darauf, dass Sie auf mich hören. Wir lassen die Baronin jetzt sofort zu mir in die Klinik bringen. Nur dort kann ich für ihre Behandlung garantieren.« »Ich verstehe das nicht«, sagte der Baron unglücklich, während er sich mit einer Hand durch die dichten braunen Haare fuhr. »Meine Frau war doch auf dem Weg der Besserung, Herr Doktor! Wir alle haben geglaubt, dass sie bald wieder auf den Beinen sein wird.« »Es sah ja auch danach aus, aber einen Rückfall darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen.« »Ich kann sie nicht einmal fragen«, murmelte Friedrich. »Sie ist ja gar nicht ansprechbar.« Sein Blick verriet, wie sehr es ihn quälte, eine Entscheidung gegen den ausdrücklichen Wunsch seiner Frau fällen zu müssen, aber er nickte trotzdem. »Ich bin einverstanden, Herr Doktor, rufen Sie einen Wagen.« Während der Arzt telefonierte, kehrte Friedrich zu seiner Frau zurück. Still setzte er sich an ihr Bett und griff nach ihrer Hand. Sie bemerkte nichts davon. Ihr Gesicht war hochrot, die Lippen bewegten sich unablässig, die blonden lockigen Haare klebten feucht am Kopf. Sie war in den letzten Wochen schmaler geworden, auch älter. Noch vor Kurzem war sie eine hübsche Frau von Anfang Vierzig gewesen, jetzt hätte sie gut und gern auch zehn Jahre älter sein können, mit diesem neuen, spitzen Gesicht, durch das sich

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Seitenzahl: 115

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Der kleine Fürst – 147–

Ärztin mit Gefühl

Antonia ist nicht nur eine sagenhafte Schönheit

Viola Maybach

»Ein schlimmer Rückfall, leider«, sagte Dr. Walter Brocks, nachdem er mit Baron Friedrich von Kant das Schlafzimmer verlassen hatte, in dem Friedrichs Frau Sofia lag. »Ihre Gattin hat wieder hohes Fieber, und dieses Mal bestehe ich darauf, dass Sie auf mich hören. Wir lassen die Baronin jetzt sofort zu mir in die Klinik bringen. Nur dort kann ich für ihre Behandlung garantieren.«

»Ich verstehe das nicht«, sagte der Baron unglücklich, während er sich mit einer Hand durch die dichten braunen Haare fuhr. »Meine Frau war doch auf dem Weg der Besserung, Herr Doktor! Wir alle haben geglaubt, dass sie bald wieder auf den Beinen sein wird.«

»Es sah ja auch danach aus, aber einen Rückfall darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen.«

»Ich kann sie nicht einmal fragen«, murmelte Friedrich. »Sie ist ja gar nicht ansprechbar.« Sein Blick verriet, wie sehr es ihn quälte, eine Entscheidung gegen den ausdrücklichen Wunsch seiner Frau fällen zu müssen, aber er nickte trotzdem. »Ich bin einverstanden, Herr Doktor, rufen Sie einen Wagen.«

Während der Arzt telefonierte, kehrte Friedrich zu seiner Frau zurück. Still setzte er sich an ihr Bett und griff nach ihrer Hand. Sie bemerkte nichts davon. Ihr Gesicht war hochrot, die Lippen bewegten sich unablässig, die blonden lockigen Haare klebten feucht am Kopf. Sie war in den letzten Wochen schmaler geworden, auch älter. Noch vor Kurzem war sie eine hübsche Frau von Anfang Vierzig gewesen, jetzt hätte sie gut und gern auch zehn Jahre älter sein können, mit diesem neuen, spitzen Gesicht, durch das sich Falten zogen, die vorher nicht da gewesen waren. Es kam vor, dass er erschrak, wenn er sie ansah, so fremd war ihm dieses Gesicht.

»Sofia«, sagte er leise.

Sie wandte ihm den Kopf zu, öffnete kurz die Augen, doch die Lider sanken gleich wieder herab.

Hinter ihm wurde leise die Tür geöffnet. Friedrich nahm an, dass Dr. Brocks ihm sagen wollte, wann der Krankenwagen eintreffen werde, doch es war Eberhard Hagedorn, der alte Butler, der hereinkam. Im Lauf der vielen Jahre, die er schon im Schloss arbeitete, schien er ein Teil davon geworden zu sein. Sternberg ohne Eberhard Hagedorn war schlicht undenkbar. »Herr Baron, Dr. Brocks wartet unten auf den Krankenwagen«, sagte er. »Ich werde rasch ein paar Sachen für die Frau Baronin zusammenpacken, wenn Sie gestatten.«

Daran hatte Friedrich noch gar nicht gedacht. »Ja, natürlich, Herr Hagedorn, vielen Dank«, sagte er.

Eberhard Hagedorn war in allem, was er tat, perfekt. Es dauerte nicht einmal fünf Minuten, bis er eine kleine Reisetasche gepackt hatte. Friedrich war sicher, dass sich alles Wichtige darin befand.

Nach getaner Arbeit zog sich der alte Butler zurück, klopfte jedoch nach weiteren fünf Minuten erneut. »Herr Baron, der Wagen ist jetzt da. Darf ich die Herren hereinbitten?«

Friedrich sprang auf, nachdem er einen ängstlichen Blick auf seine Frau geworfen hatte, doch Sofia bekam noch immer nichts von dem mit, was um sie herum geschah. »Ja, bitte, Herr Hagedorn«, sagte er.

Zwei kräftige junge Sanitäter betraten das Schlafzimmer mit einer tragbaren Liege. Sie grüßten höflich. Dr. Brocks folgte ihnen und gab ihnen mit leiser Stimme Anweisungen. Behutsam hoben sie die Baronin aus dem Bett und legten sie auf die Trage. Sie deckten sie sorgfältig zu, bevor sie mit ihr das Schlafzimmer verließen. Während all dieser Zeit hatte die Patientin nicht ein einziges Mal die Augen geöffnet

»Ich komme gleich nach, Herr Doktor«, sagte Friedrich. »Ich darf gar nicht an Sofias Reaktion denken, wenn sie zu sich kommt und merkt, dass ich sie nun doch in die Klinik habe bringen lassen.«

»Ihre Frau ist sehr schwach, Baron von Kant. Es wäre unverantwortlich, sie weiterhin hier zu versorgen. Offensichtlich haben die vergangenen Monate ihr weit mehr zu schaffen gemacht, als wir angenommen haben. Wir werden uns gut um sie kümmern.«

»Das weiß ich.«

Friedrich geleitete den Arzt die breite Treppe hinunter, die direkt in die Eingangshalle von Schloss Sternberg führte. Die Privaträume der Familie befanden sich oben. Sie sahen gerade noch, wie sich der Krankenwagen in Bewegung setzte, beobachtet von Eberhard Hagedorn, der vor dem geöffneten Hauptportal stand.

Als Dr. Brocks sich ebenfalls verabschiedet hatte, sagte der Butler: »Herr Wiedemann wird gleich hier sein, Herr Baron.«

»Ich hätte doch selbst fahren können, Herr Hagedorn.«

»Würden Sie mir gestatten, Ihnen zu widersprechen? In Ihrem Zustand ist es besser, wenn Sie sich fahren lassen. Sie machen sich große Sorgen um die Frau Baronin, da sollten Sie sich nicht auf den Verkehr konzentrieren müssen.«

Friedrich lächelte müde. »Sie haben Recht, wie immer. Wenn ich bloß wüsste, warum meine Frau sich einfach nicht erholen will.«

»Die ›Affäre‹ wirkt nach, Herr Baron. Wahrscheinlich noch lange. Sie hat viel angerichtet, das verschwindet nicht von heute auf morgen.«

Die ›Affäre‹, auf die der alte Butler anspielte, war eine böse Geschichte, die erst vor wenigen Wochen zumindest vorläufig zu Ende gegangen war: Eine Frau namens Corinna Roeder hatte behauptet, von Fürst Leopold von Sternberg, Sofias und Friedrichs Schwager, einen mittlerweile siebzehnjährigen Sohn zu haben – einen Sohn also, der zur Welt gekommen war, als Leopold bereits verheiratet gewesen war. Sein ehelicher Sohn, Prinz Christian von Sternberg, war erst anderthalb Jahre später geboren worden. Der Fürst selbst konnte sich zu diesen Behauptungen nicht mehr äußern, denn er war im Jahr zuvor gemeinsam mit seiner Frau bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen.

Für seine Familie hatte nun eine schwere Zeit begonnen, denn Corinna Roeder behauptete weiterhin, ihre Beziehung zu Leopold habe mehrere Jahre gedauert, und er habe sie auch danach immer unterstützt. Für ihre Behauptungen hatte sie ›Beweise‹ vorgelegt: Fotos, Briefe, eine Aufnahme ihres Anrufbeantworters … Am schlimmsten hatte es Prinz Christian getroffen, dessen geliebter und geschätzter Vater nun plötzlich als Lügner und Betrüger dastand. Natürlich hatten sich die Medien auf diese Geschichte gestürzt. Christian, seine Tante Sofia, sein Onkel Friedrich und deren Kinder Anna und Konrad, waren buchstäblich gejagt worden.

Auch Sofia hatte sich die Sache sehr zu Herzen genommen. Fürstin Elisabeth, Leopolds Frau, war nicht nur ihre Schwester, sondern auch ihre beste Freundin gewesen, zudem überaus glücklich mit Leopold verheiratet. Nun jedoch schien es so zu sein, als sei ihre Schwester bereits kurz nach der Hochzeit von ihrem Mann auf das Schlimmste hintergangen worden. Sofia hatte das ebenso wenig glauben wollen wie Christian und die anderen Familienmitglieder, und doch hatte es Zeiten des Zweifels gegeben, wenn die ›Beweise‹ gar zu erdrückend schienen.

Die ›Affäre‹ hatte nach vielen Wendungen ein überraschendes Ende gefunden, das ausgerechnet Corinna Roeders Sohn Sebastian, Christians angeblicher Halbbruder, herbeigeführt hatte. Er war aus den USA, wo er für ein Jahr zur Schule ging, freiwillig zurückgekehrt, um durch einen Gentest feststellen zu lassen, ob er der Sohn des Fürsten war oder nicht. Um ihm das zu ersparen, hatte seine Mutter ein umfangreiches Geständnis abgelegt, dass und warum sie gelogen hatte.

Jetzt war die ›Affäre‹ beendet, Christian hatte sogar selbst für ein versöhnliches Ende gesorgt, indem er Sebastian Roeder mit seiner Freundin Luna ins Schloss eingeladen hatte – zum Dank für seine Unterstützung bei der Aufklärung. Dennoch wirkte die ›Affäre‹ nach, zumal die Familie noch um Elisabeth und Leopold trauerte, deren schrecklicher Unfalltod nicht einmal ein Jahr zurücklag.

Christian, der seinen eigenen Weg gefunden hatte, den Verlust der Eltern zu verarbeiten, schien gestärkt aus dieser neuen Prüfung hervorgegangen zu sein, doch Sofias Kräfte hatten offensichtlich nicht gereicht. Seit dem Moment, da man hatte sagen können: ›Die Affäre ist beendet‹, war sie krank.

In diesem Augenblick erschien Per Wiedemann, der junge Chauffeur im Schloss, mit der schwarzen Limousine, die er vor dem Hauptportal zum Stehen brachte. Er stieg aus und grüßte mit ernster Miene: »Guten Morgen, Herr Baron. Es tut mir sehr leid, dass es der Frau Baronin wieder schlechter geht. Wir alle hatten gehofft, dass sie sich jetzt endlich erholt.«

Friedrich dankte ihm und wandte sich noch einmal Eberhard Hagedorn zu. »Ich weiß noch nicht, wann ich zurück sein werde«, sagte er. »Versuchen Sie, die Kinder nicht zu beunruhigen, falls sie vor mir wieder hier sind.«

»Selbstverständlich, Herr Baron«, erwiderte der alte Butler.

Friedrich nahm im Fond der Limousine Platz, die gleich darauf die lange Auffahrt hinunterfuhr. Dem Baron war das Herz schwer. Würde die Familie denn überhaupt nicht mehr zur Ruhe kommen?

Christian, Sofias Neffen, sah er längst als sein drittes Kind an. Sofia und er wohnten mit Anna und Konrad bereits seit über zehn Jahren in Schloss Sternberg. Damals hatten Elisabeth und Leopold sie darum gebeten: Sie wussten bereits, dass Christian ein Einzelkind bleiben würde und hatten ihm andere Kinder zur Gesellschaft gewünscht. So waren die Kants in den Westflügel gezogen, während die Fürstenfamilie den Ostflügel bewohnt hatte.

Es waren glückliche Jahre gewesen, für alle. Die Kinder waren wie Geschwister aufgewachsen, die beiden Schwestern Elisabeth und Sofia, einander ohnehin eng verbunden, hatten das Zusammenleben ebenso genossen wie ihre Männer. Friedrich hatte Leopold sehr geschätzt und war glücklich darüber gewesen, sich regelmäßig mit einem solch außergewöhnlichen Mann austauschen zu können.

Und dann waren Elisabeth und Leopold tödlich verunglückt und hatten Christian als Waise zurückgelassen. Ihn schauderte unwillkürlich, als er an den Moment zurückdachte, da er davon erfahren hatte. Und nicht einmal zwölf Monate später war Corinna Roeders Brief eingetroffen und hatte den mühsam zurückeroberten Alltag der Familie ein weiteres Mal getroffen wie ein tödlicher Sturm. Wie viel können Menschen ertragen, fragte sich Friedrich, wie er es sich in den vergangenen Monaten oft gefragt hatte. Aber auch heute fand er keine Antwort.

»Wir sind da, Herr Baron«, hörte er Per Wiedemann sagen. »Möchten Sie, dass ich hier auf Sie warte?«

Friedrich überlegte. »Ich rufe Sie gleich noch einmal an, Herr Wiedemann, wenn ich mit den Ärzten gesprochen habe. Ich nehme an, dass ich dann besser abschätzen kann, wie lange ich bleibe.«

»Gut, dann warte ich auf Ihren Anruf, Herr Baron.«

Friedrich verließ die Limousine und betrat die Klinik, die von Dr. Brocks geleitet wurde. Er fragte am Informationsschalter nach Sofia und betrat wenig später die Station, auf der sie jetzt lag. An ihrem Bett standen mehrere Ärzte, darunter auch Dr. Brocks, der sich ihm sofort zuwandte. Als Friedrich nähertrat, sah er, dass Sofia mittlerweile Infusionen bekam. Ihre Augen waren noch immer geschlossen.

»Schläft sie?«, fragte er unsicher.

»Ja«, antwortete der Klinikchef. »Wir versuchen gerade, das Fieber zu senken, das ist erst einmal die Hauptsache. Und dann müssen wir ihre Abwehrkräfte stärken, Herr von Kant.«

»Kann ich ein bisschen bei ihr bleiben?«, fragte Friedrich.

»Selbstverständlich. Es tut ihr sicher gut, Ihre Stimme zu hören und zu spüren, dass sie nicht allein hier ist.«

»Gut«, sagte Friedrich, »dann gebe ich nur noch meinem Chauffeur Bescheid, dass er zurückfahren kann.«

Er verließ den Raum wieder, telefonierte mit Per Wiedemann und blieb dann noch einige Sekunden vor der halb geöffneten Tür stehen. Er konnte Sofia sehen, und wieder einmal erschrak er darüber, wie fremd sie ihm erschien. Die Angst um sie umschloss sein Herz wie eine Eisenzange, sekundenlang hatte er das Gefühl, nicht richtig atmen zu können.

Dann löste sich die Anspannung. Er öffnete die Tür weiter und kehrte ins Zimmer zurück. Die anderen Ärzte gingen hinaus, Friedrich blieb mit Dr. Brocks und einer zarten jungen Frau allein, die Dr. Brocks ihm als Dr. Antonia von Ottenfels vorstellte. Sie hatte ihre schönen, dichten roten Haare im Nacken zu einem schweren Knoten geschlungen.

»Dr. Ottenfels wird sich in den nächsten Tagen vor allem um Ihre Gattin kümmern, Baron von Kant. Sie ist die Stationsärztin hier.«

»Darf ich fragen, welches Ihr Fachgebiet ist?«, erkundigte sich der Baron.

»Ich beschäftige mich vor allem mit Psychosomatik«, antwortete die junge Ärztin. »Das heißt, mit den Einflüssen seelischer Vorgänge auf den Körper.« Ihr Blick war klar, sie blickte Friedrich direkt an. Was für schöne Augen sie hat, dachte er unwillkürlich.

»Ich weiß, was Sie und Ihre Familie durchmachen mussten«, fuhr Antonia von Ottenfels fort. »Ich werde versuchen, mit Ihrer Frau darüber zu sprechen, Baron von Kant. Außerdem behandeln wir gezielt ihre körperliche Schwäche. Ich denke, eine Kombination verschiedener Methoden führt hier am weitesten.«

»Würden Sie mich jetzt bitte entschuldigen«, fragte Dr. Brocks. »Wir sehen uns ja jetzt sicherlich öfter, Herr von Kant.«

Er gab Friedrich die Hand, drückte sie fest und verließ das Zimmer.

»Wenn Sie hier die Stationsärztin sind, Frau Doktor«, sagte Friedrich, »dann haben Sie doch für meine Frau gar nicht so viel Zeit. Wie viele Patienten liegen denn hier, um die Sie sich kümmern müssen?«

Die schöne junge Frau lächelte. Es war ein weiches Lächeln, das Friedrich ruhiger machte. »Auf meiner Station liegen nur fünf Patientinnen und Patienten, Baron von Kant, weil wir wissen, dass wir für jeden Einzelnen viel Zeit brauchen. Bitte, machen Sie sich keine Sorgen, wir werden alles tun, damit es Ihrer Frau bald besser geht.«

»Danke«, sagte er. »Ich muss gestehen, dass ich in letzter Zeit manchmal drauf und dran war, die Hoffnung auf eine schönere Zukunft zu verlieren.«

»Dazu gibt es keine Veranlassung, glauben Sie mir.«

Sie lächelte ihm noch einmal zu und ließ ihn mit Sofia allein. Er drückte einen Kuss auf die Hand seiner Frau. »Ich glaube, es war gut, dich endlich hierherzubringen, Sofia«, sagte er leise. »Du hast das nicht gewollt, das weiß ich, aber Dr. Brocks drängt schon lange darauf. Ich glaube, es war höchste Zeit, auf ihn zu hören.«

Überraschend öffnete die Baronin die Augen und sah ihn an. Zuerst war er überzeugt davon, dass sie ihn nicht wahrnahm, doch ihr Mund verzog sich zu einem schwachen Lächeln, und sie murmelte: »Fritz, du bist da.«

»Ja, ich bin da«, erwiderte er, obwohl er die Worte kaum herausbrachte, da ihm etwas die Kehle zuzuschnüren schien. »Und ich bleibe, so lange du mich brauchst.«

Sie nickte kaum merklich, bevor ihr die Augen wieder zufielen.



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