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Beschreibung

Preisgekrönte Journalisten zeigen die Realität von Lateinamerika heute: Jugendliche Drogenbanden übernehmen die Herrschaft über ganze Stadtviertel, illegale Migranten machen sich auf ihre lebensgefährliche Reise in Richtung USA, Mädchen tragen Kalaschnikows und lernwillige Schüler nehmen mehrstündige Schulwege auf sich. Lateinamerika ist nach wie vor ein weißer Fleck auf der Landkarte, wenn es um neue Autorinnen und Autoren jenseits von Gabriel García Márquez und Mario Vargas Llosa geht. Die ungeheuren Veränderungen, die Kolumbien, Brasilien oder Chile in den letzte Jahren und Jahrzehnten geprägt haben, gehen an uns weitgehend unbemerkt vorbei. Der Lateinamerika-Experte Erhard Stackl versammelt in seinem spannenden Band die besten Reportagen des hervorragenden investigativen Journalismus, den diese Länder zu bieten haben. Die jungen Stimmen, die in "Atención" zu Wort kommen, sind allesamt hochinteressante Neuentdeckungen und mehr als wert, auch in Europa gelesen zu werden.

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Seitenzahl: 259

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ATENCIÓN

Die besten Reportagen aus Lateinamerika

Ausgewählt und übersetzt vonErhard Stackl

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Die besten Reportagen aus Lateinamerika

Ausgewählt und übersetzt vonErhard Stackl

Czernin Verlag, Wien

In Zusammenarbeit mit dem Renner-InstitutGedruckt mit Unterstützung der Stadt Wien MA 7/ Kultur –Wissenschafts- und Forschungsförderung

Stackl, Erhard (Hg.): Atención. Die besten Reportagenaus Lateinamerika / Erhard StacklWien: Czernin Verlag 2014ISBN: 978-3-7076-0505-1

© 2014 Czernin Verlags GmbH, WienÜbersetzungskorrektorat: Alejandro Irurita Guzmánund Valentina StacklUmschlaggestaltung: sensomatic unter Verwendungeiner Illustration von Christóbal SchmalProduktion: nakadakeISBN E-Book: 978-3-7076-0505-1ISBN Print: 978-3-7076-0504-4

Alle Rechte vorbehalten, auch das der auszugsweisen Wiedergabein Print- oder elektronischen Medien

EINLEITUNG

»Basta! Schluss mit dem magischen Realismus«, fordern lateinamerikanische Blogger im Internet. Romanciers wie der im April 2014 verstorbene Literatur-Nobelpreisträger Gabriel García Márquez haben zwar faszinierende und bleibende Werke wie »Hundert Jahre Einsamkeit« hinterlassen. Aber die einst mitreißende Kraft der »typisch lateinamerikanischen« Romane, bei denen Mythen und Wunder den Alltag durchdringen, hat sich in den Wiederholungen der vielen Epigonen erschöpft.

So erinnerten Angehörige jüngerer Generationen anlässlich des Todes von García Márquez besonders daran, dass ihr geliebter »Gabo« seine Laufbahn als Reporter begonnen hatte. Zitate wurden herausgesucht, in denen er den Journalismus als die Möglichkeit lobt, »in innigen Kontakt mit dem Leben« zu treten. Zu Gabos Zeiten lernte man das Schreiben in engen Zeitungsredaktionen und in der Druckerei, aber auch bei langen Gesprächen mit Kollegen in Cafés und schummrigen Bars.

Heute findet man die angehenden Journalistinnen und Journalisten Lateinamerikas in den Hörsälen von Universitäten und in Bildungsstätten wie der von García Márquez 1994 selbst gegründeten »Stiftung für den neuen iberoamerikanischen Journalismus« (Fundación Nuevo Periodismo Iberoamericano, FNPI). Im Dialog mit dieser renommierten Reporterschmiede im kolumbianischen Cartagena sowie mit der auf investigativen Journalismus spezialisierten Stiftung CIPER in Santiago de Chile (Centro de Investigación Periodística – 2007 von der schon zu Zeiten der Militärdiktatur als besonders mutig bekannten Magazinjournalistin Mónica González gegründet) wurden die hier vorliegenden Beiträge ausgewählt.

Die Nachwuchs-Journalisten lesen die literarischen Reportagen des polnischen Weltstars Ryszard Kapuściński, der seine internationale Karriere mit Berichten aus Lateinamerika (z. B. über den »Fußballkrieg« zwischen El Salvador und Honduras) begonnen hat. Sie befassen sich mit dem »New Journalism«, der in den 1960ern von US-Größen wie Tom Wolfe (»Radical Chic«) oder Truman Capote (»Kaltblütig«) geschaffen wurde, und mit dem verrückt-subjektiven »Gonzo-Journalismus« eines Hunter S. Thompson.

Diese damals junge US-Garde bildete gesellschaftliche Umbrüche ab, die sie selbst aus der Nähe beobachtet und miterlebt hatte. So ist es auch heute in Lateinamerika. Abseits alter Tropen- und Einsamkeitsklischees tauchen die Journalisten in die brodelnde Welt der Megacitys ein, in das Leben in übervölkerten Slums und glitzernden Einkaufszentren. Von teurer Markenware und Hip-Hop-Trash umgeben, beschreiben sie Verhaltensmodelle in dieser stets von Gewalt überschatteten Welt: erpresserische Entführungen, Menschenschmuggel und die wachsende Macht der Drogenbanden. Der Antrieb ist immer ein aufklärerischer, demokratischer – auch wenn sie damit das eigene Leben in Gefahr bringen.

Wie einst die »New Journalists« schildern die jungen Lateinamerikaner die harte Realität mit literarischem Anspruch. Sie spannen erzählerische Bögen, bauen die detailreich geschilderte Handlung in Szenen auf, geben Dialoge präzise in der Sprache der Straße wieder. Als ein Erbe des »magischen Realismus« und der spanischen Literatur insgesamt ist ihre Sprache ausdrucksstark und emotional. Das bedarf manchmal der Gewöhnung, doch die Atención, die Aufmerksamkeit, zahlt sich aus und wird durch neue, ungewöhnliche Leseerfahrungen belohnt.

Wien, im Mai 2014

Erhard Stackl

DIE ENTFÜHRUNG VON CRISTIÁN EDWARDS UND IHRE GEHEIMNISSE

PEDRO RAMÍREZ UND CRISTÓBAL PEÑA (CHILE)

»In meinen Träumen bin ich ein paar Mal geflüchtet«, sagte Cristián Edwards. Aber sobald er aufwachte, stieß er hart mit der Realität zusammen: Er war noch immer ein Gefangener. Fünf Monate blieb er in einer drei mal zwei Meter großen Kiste eingesperrt. Seine Kidnapper waren eine Fraktion der Guerillagruppe »Frente Patriótico Manuel Rodríguez« (FPMR). Erst viele Jahre nach der Entführung von Edwards, dem Sohn des Eigentümers von Chiles ältester Tageszeitung El Mercurio, kamen die Details ans Licht. Es war ein Härtetest für den chilenischen Staat, der damals gerade dabei war, zur Demokratie zurückzukehren. Es kam zu zähen Verhandlungen um Edwards’ Befreiung, bei denen die Entführer via Zeitungsannoncen kontaktiert wurden und an denen sich ein chilenischer Jesuit und ein ehemaliger britischer Geheimagent beteiligten. Gleichzeitig wetteiferten rivalisierende Polizeiabteilungen darum, wer das Geheimnis um das Verschwinden des Erben von Agustín Edwards, einem der mächtigsten Männer des Landes, lösen konnte. Unterdessen litt der Gefangene an Halluzinationen, Muskelkrämpfen und Schüttelfrost. »Ich habe mir die Barthaare ausgerissen«, erzählte er später dem Richter. Gleichzeitig gab es unter den Entführern heftige Auseinandersetzungen, von denen ehemalige Mitglieder der FPMR erst jetzt berichten.

I

Cristián Edwards verließ sein Büro in Providencia, einem eleganten Stadtteil von Santiago de Chile, nahm den Lift ins Erdgeschoß und ging zum Parkplatz auf der Coyancura-Straße. Dort sah er sie. Drei Männer standen um ein weißes Auto herum. Als Cristián in seinen eigenen Wagen einsteigen wollte, hörte er Schritte hinter sich. Er drehte sich um und sah noch, wie sich die drei auf ihn stürzten. Einer zielte mit einem Revolver auf seinen Kopf. »Ich dachte, sie wollten mir die Brieftasche rauben oder so etwas. Deshalb hob ich die Hände und kam nicht einmal dazu zu schreien«, sagte er fünf Monate später der Polizei. Das Trio wollte etwas anderes. Sie fesselten ihn mit Kabelbindern und zogen ihm eine Kapuze über den Kopf. Dann verfrachteten sie ihn in ihr Auto.

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