Atlan 368: Retter der Xacoren - Peter Terrid - E-Book

Atlan 368: Retter der Xacoren E-Book

Peter Terrid

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Beschreibung

Pthor, der Kontinent des Schreckens, hat sich auf Loors, dem Planeten der Brangeln, lange genug aufgehalten, um es Atlan zu ermöglichen, Spercos, des Tyrannen der Galaxis Wolcion, Gewaltherrschaft ein jähes Ende zu setzen und den unterdrückten Völkern die verlorene Freiheit wiederzugeben. Inzwischen ist Pthor zu neuem Flug durch den Kosmos gestartet. Eingeleitet wurde der Start durch den "Ruf des Wächters", der fast alle Lebewesen auf Pthor in tiefen Schlaf versinken ließ, und durch das Erscheinen des "schwarzen Kontrolleurs". Um zu verhindern, dass Pthor wieder der Kontrolle der mysteriösen Beherrscher der Schwarzen Galaxis anheimfällt, macht sich Atlan, der dank dem Goldenen Vlies nicht in Tiefschlaf verfallen ist, auf den Weg zur "Seele" von Pthor. Doch es gelingt Atlan nicht, auf die Steuerung Einfluss zu nehmen. Statt dessen wird der Arkonide auf die "Dimensionsschleppe", den Ableger Pthors, verschlagen, der eine kleine Welt für sich bildet. Dort hat der Arkonide inmitten von Eis und Schnee und unter den Clanocs, den Ausgestoßenen von Pthor, bereits eine Reihe von gefährlichen Abenteuern bestanden. Gegenwärtig ist Atlan zusammen mit Dorstellarain, seinem neuen Gefährten, auf der Flucht. Dabei gelangt er in die Stadt der Großen Königin und wird zum RETTER DER XACOREN ...

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Seitenzahl: 125

Veröffentlichungsjahr: 2012

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Nr. 368

Retter der Xacoren

In der Stadt der Großen Königin

von Peter Terrid

Pthor, der Kontinent des Schreckens, hat sich auf Loors, dem Planeten der Brangeln, lange genug aufgehalten, um es Atlan zu ermöglichen, Spercos, des Tyrannen der Galaxis Wolcion, Gewaltherrschaft ein jähes Ende zu setzen und den unterdrückten Völkern die verlorene Freiheit wiederzugeben.

Inzwischen ist Pthor zu neuem Flug durch den Kosmos gestartet. Eingeleitet wurde der Start durch den »Ruf des Wächters«, der fast alle Lebewesen auf Pthor in tiefen Schlaf versinken ließ, und durch das Erscheinen des »schwarzen Kontrolleurs«.

Um zu verhindern, dass Pthor wieder der Kontrolle der mysteriösen Beherrscher der Schwarzen Galaxis anheimfällt, macht sich Atlan, der dank dem Goldenen Vlies nicht in Tiefschlaf verfallen ist, auf den Weg zur »Seele« von Pthor. Doch es gelingt Atlan nicht, auf die Steuerung Einfluss zu nehmen. Statt dessen wird der Arkonide auf die »Dimensionsschleppe«, den Ableger Pthors, verschlagen, der eine kleine Welt für sich bildet.

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan – Der Arkonide in der Stadt der Großen Königin.

Dorstellarain – Atlans Begleiter und Kampfgefährte.

Wezzley – Scout der Xacoren.

Quazzlor – Ein Häretiker.

Marsicar

1.

Das Abendgebet war beendet. Die Königin zog sich aus der Versammlung zurück. Stille breitete sich aus über dem großen Platz, nur durchbrochen vom leisen Knistern, mit dem sich die Witterer bewegten.

Wezzley verharrte noch einen Augenblick in andachtsvoller Haltung. Es konnte nichts schaden, wenn man ihn so traf, das Haupt gebeugt, die Witterer andächtig gefaltet und mit einem unverkennbaren Demutsgeruch. In Wirklichkeit ... aber das ging niemanden etwas an.

Der Xacore wusste, dass er aufpassen musste. Die Geruchspolizei war nicht zu unterschätzen, und die Strafen für Defätismus waren hart und grausam. Die zerstückelten Leichname der Verurteilten hingen an den Straßenecken, dem Volk zur Mahnung, den Gedankenverbrechern zur Warnung, der Königin zur Ehre.

Wezzley richtete sich auf.

Der große Platz war nahezu leer. Es wurde Zeit, die Gemächer aufzusuchen. In wenigen Stunden würde es dunkel werden. Dann hatte kein Scout, kein Weibchen und keine Königinanwärterin mehr etwas auf den Straßen der Stadt zu suchen.

Wezzley machte sich auf den Heimweg. Als Scout war er hervorragend, und so hatte er eine Unterkunft in der Nähe der Königin ergattern können. Das hatte den Vorzug, dass er auf dem Nachhauseweg Zeit sparte – Zeit, die seiner Schlafensperiode zugute kam, und das wiederum wirkte sich positiv auf seine Arbeit aus.

Quazzlor hatte ihn in der Frühe angesprochen; Quazzlor war einer der ältesten Scouts, erfahren in allem, was ein Xacore können und wissen musste, ein Greis, von der Last der Jahre gebeugt, die Witterer fast verhornt und mit allen Zeichen der Erfahrung auf dem Panzer.

Wezzley wusste nicht, was der Alte von ihm wollte. Wezzley war zwar ein erstklassiger Scout, aber mehr auch nicht. Wollte Quazzlor ihn auf seine Weibchengeschichten ansprechen? Das war wenig wahrscheinlich, solange Wezzley die strengen Mehrungsgebote beachtete und sich nichts zuschulden kommen ließ – und bislang hatte sich Wezzley nichts zuschulden kommen lassen.

Wenn nicht dies, was war dann Anlass für Quazzlors Wunsch, mit Wezzley zu sprechen. Sollte der Alte am Ende ...

Wezzley strengte die Witterer an, richtete sie auf sich selbst. Er war kein Geruchspolizist, dazu brauchte man besondere Fähigkeiten als Witterer, aber was er an eigenen Gerüchen wahrnahm, reichte keinesfalls aus, ihn festzunehmen.

Gewiss, in seinen Ausdünstungen schwang etwas Unmut mit, das war deutlich zu riechen, aber der Duft war nicht so stark, dass er hätte Anstoß erregen können. Wezzley hatte am Morgen ein halbgefülltes Sammelgefäß fallen lassen, und das war für einen Xacoren Anlass genug, ein wenig unwillig zu sein. Wahrhaftig, daran konnte es auch nicht liegen. Was also wollte Quazzlor ...?

Wezzley summte leise, als er die Straße erreichte, in der er wohnte. Wie immer waren die Straßen kurz nach dem Ende der Abendandacht gefegt worden. So gehörte es sich, dachte Wezzley. Wenn alles in der Stadt seinen geregelten Gang ging, dann konnten die Xacoren mit ihrem Geschick zufrieden sein. Es war ein wahres Glück für das kleine Volk der Xacoren, dass es die Königin gab – dass es diese Königin gab.

Eine Anwärterin trippelte an Wezzley vorbei, die Witterer vornehm gespreizt, am Sauger noch einen Tropfen Königssaft. Als ob das etwas helfen konnte!

Wezzley trillerte kurz mit den Witterern, dann öffnete sich der Verschluss seiner Wohnung.

»Willkommen«, sagte Quazzlor. Es war ziemlich dreist, ein fremdes Gemach zu betreten, ohne dass der Bewohner anwesend war oder das Eindringen vorher gebilligt hatte. Für Quazzlor schien das keine Rolle zu spielen.

»Da bin ich«, sagte Wezzley. Er gab einen kurzen Höflichkeitstriller von sich, knapp genug, um seine Missbilligung deutlich zu machen. Er bemerkte, dass er unwillig zu riechen begann.

»Was kann ich für dich tun?«, fragte Wezzley. Er tat, als wäre es völlig normal, seinen Sammelbehälter vor den Augen Fremder zu reinigen, aber der Alte schien dies nicht zu bemerken.

»Ich muss mit dir sprechen«, sagte der Alte.

»Ich höre.«

»Nicht jetzt«, sagte der Alte. »Und vor allem nicht hier.«

Wezzley machte eine Bewegung des Staunens.

»Du brauchst gar nicht so misstrauisch zu riechen«, sagte Quazzlor. »Was ist, kommst du mit?«

Wezzley spähte durch die enge Luke nach draußen. In zwei Stunden würde es so dunkel sein, dass jeder Aufenthalt auf den Straßen der Stadt gefährlich wurde. Die Geruchspolizisten verstanden keinen Spaß. Sperrstunde war Sperrstunde.

»Weit werden wir nicht kommen«, sagte Wezzley. »Wohin willst du überhaupt?«

»Warte es ab«, sagte der Alte. Umständlich richtete er sich auf. »Kommst du mit?«

Wezzley zögerte einen Augenblick, dann trillerte er zustimmend. Er verstaute das Sammelgefäß in einer Nische, dann trat er höflich zur Seite, um Quazzlor vorbeizulassen. Der Alte bewegte sich langsam an dem jungen Scout vorbei. Wezzley folgte ihm und verschloss hinter sich die Tür.

»Wohin geht es?«, wollte Wezzley wissen, als die beiden auf der Straße standen.

Die Beleuchtung war schlechter geworden. Dämmerung senkte sich über die Stadt. In der Ferne waren die Nebelschleier des Umlands zu erkennen. Wezzley schauderte es, wenn er nur daran dachte. Jenseits der Grenzen der Stadt gab es für einen Xacoren praktisch keine Überlebensmöglichkeit. Die Tracheen wurden feucht, die Atmung schwerer. Die Glieder wurden steif und starr, bis ein Stadium erreicht war, an dem der Xacore sich überhaupt nicht mehr regen konnte.

Wezzley wusste, dass es Mittel gab, dem zu begegnen. Die Geruchspolizisten trugen beispielsweise Uniformen, die sie vor Kälte leidlich schützten. Solcherart bekleidet, streiften sie in den Sperrzeiten durch die Stadt und sammelten die Xacoren ein, die sich ins Freie gewagt hatten. Wehren konnten sich die Betroffenen nicht. In den Schlafenszeiten der Königin wurde es kalt in der Stadt, das wusste jeder. Die Temperatur sackte binnen weniger Minuten um fast zwanzig Grade ab, und das bedeutete, dass alle Lebensfunktionen eines normalen Xacoren um das Zehnfache verringert wurden.

Quazzlor gab keine Antwort auf die Frage seines jungen Begleiters. Mit Schritten, die weit weniger als sein Äußeres das Alter des Scouts erkennen ließen, marschierte er über die Straßen. Wezzley stapfte hinter Quazzlor her, leicht verärgert und ziemlich neugierig geworden. Beim Passieren der Querstraßen konnte er sehen, dass die Nebel des Umlands sich langsam auf die Stadt zu bewegten. Es konnte also noch bestenfalls eine Stunde dauern, bis die Sperrstunde erreicht war. Und dann blieben den beiden ziemlich genau vier Minuten, um eine Unterkunft zu finden, in der sie sich vor der Kälte und der Geruchspolizei verbergen konnten.

»Hör zu, Alter, die Sache gefällt mir nicht.«

»Dann kehre um«, gab Quazzlor zurück, ohne sich umzudrehen.

»Die Sperrzeit wird bald beginnen«, erinnerte Wezzley ihn. »Wir werden nicht mehr genug Zeit haben, um in unsere eigenen Unterkünfte zurückkehren zu können.«

Quazzlor marschierte ungerührt weiter, und mit steigendem Befremden sah Wezzley, dass der Alte stadtauswärts marschierte – genau auf die wallenden Nebel zu, die sich langsam näherschoben. Es war ein Anblick, den alle Xacoren fürchteten. Wezzleys Witterer zitterten ein wenig. Er begann nervös zu riechen.

»Hier!«

Quazzlor griff an sein linkes Vorderbein und holte einen durchsichtigen Behälter aus der Tasche. In dem Behälter schwappte eine Flüssigkeit, deren Farbe stark an Königssaft erinnerte.

»Trink das«, sagte Quazzlor.

Wezzley griff nach dem Behälter. Aus der Tasche des rechten Vorderbeins zog Quazzlor ein ähnliches Gefäß für sich selbst hervor.

Wezzley schnupperte misstrauisch an dem Behälter.

Der Geruch erinnerte an Königssaft, aber da war noch ein anderer Geruch zu spüren, fremd, scharf und gefährlich. Wezzley zögerte. Dass Quazzlor von der Flüssigkeit trank, überzeugte ihn nicht. Wer wusste, was das für ein Getränk war? Ob es giftig war oder süchtig machte, ob Quazzlors Trank überhaupt der gleiche war, den er Wezzley angeboten hatte?

»Trink!«, sagte der Alte. »Die Wirkung setzt sonst zu spät ein.«

»Wirkung?«

»Trink!«

Aus dem Alten war kein Wort herauszuholen. Vorsichtig sog Wezzley den Inhalt der Flasche ein.

Bereits der erste Schluck traf ihn wie ein Faustschlag. Er schnappte nach Luft, vor seinen Augen flimmerte es. Ihm war, als würde sein Innerstes zuäußerst gekehrt.

»Heiliger Nektar«, stöhnte Wezzley auf. Er verbreitete einen deutlichen Angstgeruch. »Was ist das?«

»Medizin«, sagte Quazzlor kalt. »Wir warten hier.«

»Warten? Im Freien?«

Wezzley glaubte, sich verhört zu haben. Es wurde immer dunkler auf den Straßen, und die Nebelschwaden hatten bereits den Stadtrand erreicht. Um diese Zeit gingen die Geruchspolizisten in den Randbezirken bereits Streife. Wenn Quazzlor und er nicht binnen einer Viertelstunde eine warme Unterkunft fanden, waren sie verloren.

Das Flimmern vor Wezzleys Augen verstärkte sich. Flüssiges Feuer schien durch seinen Körper zu fließen, durch jeden Muskel, jedes Organ.

»Hierher«, sagte Quazzlor. Er stellte sich in einen Hauseingang. Das Gebäude war erst in den letzten Tagen erbaut worden und noch nicht bezugsfertig. Selbstverständlich war es nicht geheizt; die Geruchspolizei würde es mit Sicherheit durchsuchen.

Und der Nebel kam immer näher.

Merkwürdigerweise spürte Wezzley nichts von der Kälte, die sich über die Stadt legte. Im Gegenteil, in seinem Innern war es heiß, ungeheuer heiß sogar. War das die Wirkung, von der der Alte gesprochen hatte?

Ein tiefer, hallender Glockenton breitete sich aus, das offizielle Zeichen, dass den Bewohnern der Stadt noch zehn Minuten verblieben, um ihre Unterkünfte aufzusuchen. Wer danach noch auf den Straßen angetroffen wurde, bekam es mit der Geruchspolizei zu tun.

»Quazzlor«, begann Wezzley. Seine Angstausdünstung wurde stärker; er konnte nichts dagegen tun. Er hatte Angst vor der Geruchspolizei, Angst vor dem Nebel, der sich wie das verkörperte Verhängnis heranschob, Angst vor der Kälte, Angst vor Quazzlor und seinen Machenschaften, Angst vor der Wirkung des unheimlichen Gebräus, das er getrunken hatte – alles in Wezzley schrie nach Flucht.

Aber es gab keine Flucht mehr.

Wezzley hatte stadteinwärts gespäht, und als er sich umdrehte, war der Nebel da. Wezzley wich zwei Schritte zurück, dann spürte er eine Wand hinter sich, und in der Zeit, die man für zehn Flügelschläge brauchte, war Wezzley blind. Er sah nichts mehr.

Verschwunden war die Mauer, verschwunden war Quazzlor, verschwunden das Bild der Stadt – nur die Angst war geblieben.

Bangen Herzens wartete Wezzley auf das Unvermeidliche. Das Atmen musste schwerer werden, alle Lebensvorgänge mussten sich unter dem Einfluss des Temperatursturzes verlangsamen – bald würde er nicht einmal mehr kriechen können. Danach war er eine leichte Beute für die Geruchspolizei.

»Machen wir uns auf den Weg.«

Quazzlors Stimme klang gedämpft durch den Nebel. Wezzley versuchte, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Es gelang ohne Mühe.

Wezzley spürte, dass Quazzlor ihm eine Hand auf die Schulter legte.

»Keine Angst«, hörte er den Alten sagen. »Das Medikament hilft gegen die Erstarrung. Du wirst dich ganz normal bewegen können. Folge mir, ich werde dir den Weg zeigen.«

Hintereinander marschierten die beiden Xacoren durch eine Welt, die nur aus weißen Schleiern zu bestehen schien.

»Du musst dich ein wenig anstrengen«, hörte Wezzley den alten Scout sagen. »Die Geruchspolizisten machen meist viel Lärm, wenn sie durch die Straßen patrouillieren, aber ab und zu sind sie auch ziemlich leise. Wir dürfen ihnen nicht über den Weg laufen.«

Wezzley begriff gar nichts mehr. Seine Gedanken vollführten einen wirren Tanz. Was wollte Quazzlor von ihm? Warum schleppte er ihn um diese Zeit in die Außenbezirke der Stadt? Warum musste er riskieren, der Geruchspolizei in die Hände zu fallen und empfindlich bestraft zu werden? Warum hatte er diesen fürchterlichen Trank schlucken müssen?

Er wagte nicht, dem Alten eine Frage zu stellen. Wahrscheinlich hätte er ohnehin keine Antwort bekommen. Quazzlor schien genau zu wissen, was er wollte. Er bewegte sich mit einer Gelassenheit und Sicherheit durch den Nebel, als tue er dies jeden Tag.

War Quazzlor am Ende ein Defätist?

Wezzley schnupperte vorsichtig, aber er nahm nichts wahr. Quazzlor verströmte den ganz normalen Alltagsgeruch, wie er bei jedem Xacoren zu finden war. Keine Spur von Angst oder Aufregung war herauszuriechen.

War auch dies auf den geheimnisvollen Trank zurückzuführen.

»Warte einen Augenblick«, sagte Quazzlor. »Ich komme sofort zurück!«

Wezzley spürte, wie ihn erneut die Angst überfiel. Er wusste, dass er Angst hatte – aber er konnte sie nicht riechen. Offenbar wurde der gesamte Ausdünstungsapparat durch den Trank außer Funktion gesetzt. Wezzley spürte, dass Quazzlor ihn verließ. Einen Augenblick lang konnte er noch Schritte hören, die aber sofort vom Nebel verschluckt wurden.

Sekunden vergingen, dann wurden wieder Schritte hörbar – und Waffengeklapper.

Geruchspolizei?

Wezzley erstarrte.

Das Geräusch kam näher, näher und näher. Doch die Schritte wanderten an ihm vorbei, versickerten im Nebel, verstummten.

Sie hatten ihn nicht entdeckt. Erleichterung machte sich in Wezzley breit. Dann spürte er plötzlich wieder Quazzlors Hand.

»Komm!«

Fast willenlos folgte Wezzley dem Alten. Der Weg führte einige Stufen hinab, und mit jeder Stufe wurde die Sicht besser. Wezzley sah, dass zwei Türen geöffnet wurden, er hörte, wie sie hinter ihm wieder ins Schloss fielen.

Als er die Versammlung sah, wusste er sofort, wo er gelandet war. Nicht bei Defätisten ...

Er stand in einer Versammlung praktizierender Häretiker.

2.

Es gab keine Alternative. Nicht zu praktizierter Häresie. Es gab kein Verbrechen, das größer war, keine Strafe, die härter hätte ausfallen können.

Nichts und niemanden jagten die Geruchspolizisten so hartnäckig, so gnadenlos wie Häretiker.

Ketzer, Hochverräter, Abtrünnige – Häretiker.

»Heiliges Licht«, stammelte Wezzley.

»Erschrick nicht«, sagte Quazzlor. Er richtete seine Witterer auf die Versammlung und gab einen kurzen Begrüßungstriller von sich. Wezzley war wie gelähmt vor Entsetzen.

»Nimm Platz, Wezzley!«, sagte der Alte.

Wezzley sah, wie man ihn musterte. Einige der Anwesenden kannte er. Hexcor beispielsweise, und Ergan, und Kolfper ... und er hatte nie auch nur das geringste geahnt. Wie brachten sie es fertig, den Geruch zu unterdrücken, sich nichts anmerken zu lassen? In dem Raum war jedenfalls nicht von Häresie zu riechen.

»Häretiker«, stieß Wezzley hervor. Seine Witterer zitterten vor Erregung. »Fluch über euch!«

Hexcor sah Quazzlor an; der Alte schien den Vorsitz dieser Versammlung zu haben.

»Ich werde gehen«, sagte Wezzley heftig. »Auf der Stelle werde ich gehen. Die Geruchspolizei ...«