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Als Atlantis-Pthor, der durch die Dimensionen fliegende Kontinent, die Peripherie der Schwarzen Galaxis erreicht - also den Ausgangsort all der Schrecken, die der Dimensionsfahrstuhl in unbekanntem Auftrag über viele Sternenvölker gebracht hat -, ergreift Atlan, der neue Herrscher von Atlantis, die Flucht nach vorn. Nicht gewillt, untätig auf die Dinge zu warten, die nun zwangsläufig auf Pthor zukommen werden, fliegt er zusammen mit Thalia, der Odinstochter, und einer Gruppe von ausgesuchten Dellos die Randbezirke der Schwarzen Galaxis an. Nach gefährlichen Abenteuern auf Enderleins Tiegel, dem Schrottplaneten, auf Xudon, dem Marktplaneten, und bei den Insektoiden von Gooderspall wirkt sich die Begegnung mit dem Spezialkurier beinahe tödlich für den Arkoniden und seine Gefährten aus. Jedenfalls werden Atlan und die Mitglieder seiner Gruppe zu Gejagten - und das planetarische Ziel, das Sicherheit vor den Verfolgern verspricht, erweist sich als teuflisch schlaue Falle der Scuddamoren. Atlan und Thalia geraten in die Gewalt der Kämpfer der Schwarzen Galaxis - und man macht sie zu SKLAVEN DES MITTLEREN FORTS ...
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Seitenzahl: 126
Veröffentlichungsjahr: 2012
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Nr. 407
Sklaven des Mittleren Forts
In den Händen des Meisterträumers
von Peter Terrid
Als Atlantis-Pthor, der durch die Dimensionen fliegende Kontinent, die Peripherie der Schwarzen Galaxis erreicht – also den Ausgangsort all der Schrecken, die der Dimensionsfahrstuhl in unbekanntem Auftrag über viele Sternenvölker gebracht hat –, ergreift Atlan, der neue Herrscher von Atlantis, die Flucht nach vorn.
Nicht gewillt, untätig auf die Dinge zu warten, die nun zwangsläufig auf Pthor zukommen werden, fliegt er zusammen mit Thalia, der Odinstochter, und einer Gruppe von ausgesuchten Dellos die Randbezirke der Schwarzen Galaxis an.
Nach gefährlichen Abenteuern auf Enderleins Tiegel, dem Schrottplaneten, auf Xudon, dem Marktplaneten, und bei den Insektoiden von Gooderspall wirkt sich die Begegnung mit dem Spezialkurier beinahe tödlich für den Arkoniden und seine Gefährten aus.
Jedenfalls werden Atlan und die Mitglieder seiner Gruppe zu Gejagten – und das planetarische Ziel, das Sicherheit vor den Verfolgern verspricht, erweist sich als teuflisch schlaue Falle der Scuddamoren.
Xandärmaran – Kommandant der DADIERA.
Atlan und Thalia – Der Arkonide und seine Gefährtin in einer Traumwelt.
Yärling – Kommandant des Mittleren Forts von Breisterkähl-Fehr.
Länerth – Ein Meisterträumer.
Banjar und Päär
»Ich werde mich auf den Weg machen.«
Banjar sprach die feierliche alte Formel genau so, wie er sich das vorgestellt hatte – mit Ruhe und einer Stimme, die Kraft und Überlegung verraten sollte. Andere an seiner Stelle hatten Kiekser nicht vermeiden können oder waren gar in furchtbares Pathos verfallen. Beides waren schlechte Aussichten für einen Weg, der in die Dunkelheit führte.
Banjars Vater hatte nur genickt. Banjars Mutter tupfte sich eine Träne aus dem Auge.
»Ich habe damit gerechnet, Junge«, sagte sie. Ein bisschen Schluchzen gehörte dazu, so war es Tradition. Auch dass sich Banjars Vater nicht weiter um seinen Ältesten bekümmerte, entsprach der Tradition.
Es gab viele Traditionen auf diesem Abschnitt der Brücke. Anders als im benachbarten Wärterbunker, wo es recht toll zugehen sollte.
»Wohin willst du gehen?«, fragte die Mutter.
Banjar hatte mit dieser Frage gerechnet. Jedem, der sich auf den Weg machte, wurde diese Frage gestellt.
»Nach Schbura«, erklärte Banjar.
»Heiliger Ozean«, stieß die Mutter hervor. »Junge, du wirst doch nicht ...«
»Ich weiß, was ich tue«, sagte Banjar.
Banjar sah, dass die Mundwinkel seines Vaters zuckten. Jetzt wurde auch der alte Mann von Rührung ergriffen.
»Ich habe es nie soweit gebracht«, sagte Banjars Vater. »Obwohl ich mein Bestes versucht habe, und ich war nicht schlecht. Mein Schwert hat manchen in die finsteren Gründe geschickt.«
»Ich werde es schon schaffen«, sagte Banjar. Der Abschied begann nun auch an seinen Nerven zu zerren.
»Andere haben es auch geschafft«, sagte Banjar trotzig. Er wertete, durchaus zu Recht, das Schweigen seiner Eltern als Kritik an seinem Entschluss. »Mein Bündel ist gepackt, ich mache mich auf den Weg.«
Er drehte sich auf dem Absatz herum, griff nach dem Bündel und warf es sich über die Schulter. Ohne sich noch einmal umzudrehen, verließ er den Raum.
Er hatte es ein wenig eilig. Der Transport wurde gerade zusammengestellt, und vielleicht hatte er wider alles Herkommen doch eine Chance mitzufahren. Die Kutscher nahmen eigentlich nie Fußgänger mit, schon gar nicht Fußgänger ohne Diplom. Mindestens Beifahreranwärter hätte Banjar sein müssen, um eine reelle Chance haben zu können. Er versuchte es dennoch.
Er stieg die Stufen hinauf, die an die Oberfläche führten. Schon zwei Stockwerke unterhalb der Plattform war das Heulen und Brüllen zu hören.
»Schöne Aussichten«, murmelte Banjar. »Der Weg fängt gut an.«
»Wohin willst du?«
Banjar drehte sich um. Hinter ihm hastete ein Junge die Treppen hinauf. Auch er trug ein Bündel über der Schulter. Er hatte sich also auch auf den Weg gemacht, viel zu früh, wie Banjar urteilte.
Banjar sah nicht ein, warum er den Grünschnabel über seine Pläne aufklären sollte.
»Richtung Schbura«, sagte er. »Mal sehen, wie weit ich komme.«
Der Junge zog die Stirn in Falten.
»Kein Selbstvertrauen?«, fragte er mit deutlich hörbarem Spott. »Ich will versuchen, nach Schbura zu kommen, und ich werde Schbura auch erreichen.«
»Wie heißt du eigentlich, du Brückenmeister!«
Banjar pflegte Spott mit Spott zu vergelten, und er war nicht schlecht auf diesem Gebiet.
»Päär«, sagte der Junge. »Und du?«
»Banjar.«
»Wollen wir uns zusammentun?«
Diesmal war die Reihe an Banjar, die Stirn in Falten zu legen. Was hatte er davon, wenn er mit dem Jungen zusammenarbeitete? Ganz abgesehen davon sprach diese Bemerkung dafür, dass der Junge vorlaut, anmaßend und überheblich war, also das genaue Gegenteil von dem, was sich Banjar als Reisegefährten wünschte.
»Was hätte ich davon?«
Der Junge grinste.
»Ich kann viel, und was ich noch nicht kann, das werde ich lernen. Ich bin ganz sicher, dass ich einmal Brückenmeister sein werde.«
»Und dann wirst du in den Adelsstand erhoben«, spottete Banjar.
Die beiden setzten den Aufstieg fort. Sie mussten ihre Stimmen etwas heben, um das Heulen des Sturmes zu übertönen.
»Allein wirst du dort oben nicht durchkommen«, sagte Päär, und damit hatte er natürlich Recht, das sah Banjar ein. »Und du hoffst doch wohl nicht, dass dich ein Zug mitnimmt? Kannst du bezahlen?«
»Natürlich nicht«, gab Banjar zurück. »Ich bin Fußgänger ohne Diplom.«
Sie erreichten die Oberfläche.
*
Das erste war der Wind. Er war schneidend kalt, nass und heulte ohrenbetäubend laut – wie immer. Banjar war insgesamt fünfmal mit seinem Vater an der Oberfläche gewesen, und jedes Mal hatte es gestürmt. Fast konnte man glauben, es stürme immer an diesem Brückenabschnitt.
»Elendes Wetter!«, schimpfte Päär. Banjar diagnostizierte mangelnde Selbstbeherrschung.
Allerdings fand auch Banjar das Wetter scheußlich, und die Vorstellung, bei diesen Verhältnissen einen Fußmarsch antreten zu müssen, waren alles andere als ersprießlich.
»Ganz schön gefährlich«, sagte Päär. »Was ist, willst du dein Glück versuchen?«
Er deutete auf den Zug, der abfahrbereit auf der Plattform stand. Banjar sah die grobstolligen Vierlingsreifen, die zusätzlichen Panzerketten, den bläulich schimmernden Stahl der Außenhaut, nur ab und zu durchbrochen vom Reflex eines Fensters aus Panzerglas. Der Zug war mindestens achthundert Meter lang.
»Wahrscheinlich fährt er nur ein paar Bunker weit«, überlegte Päär laut. »Für einen Kontinentaltransport nehmen sie gewöhnlich größere Einheiten.«
Eines der Glieder, aus denen sich der Zug zusammensetzte, hatte besonders viele kleine Fenster aufzuweisen. Vermutlich war das der Passagierraum.
Bisher kannte Banjar solche Dinge nur vom Hörensagen. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was es hieß, als Passagier in einem Zug mitzufahren. Ein geradezu unvorstellbarer Reichtum gehörte dazu, soviel Aufwand und soviel Müßiggang zu treiben, denn die Passagiere brauchten während der ganzen Fahrt keinen Handschlag zu tun. So hieß es jedenfalls, aber Banjar war erwachsen genug, dieses Märchen nicht zu glauben. Vielleicht mussten die Passagiere weniger arbeiten, aber gar nichts ... das war ausgeschlossen.
Auf der Plattform waren Wachen zu erkennen. Etwa fünfzig Mann Spezialwachen. Sie sollten die Passagiere und die Ladung schützen. Mancher narbenbedeckte Krieger war darunter.
Banjar nickte entschlossen.
Er stemmte sich gegen den Wind, als er zu dem Zug hinüberging. Es war ein angenehmes Gefühl, sich gegen den Wind zu lehnen, ihn förmlich abzureiten. Banjar hatte es schon früh ziemlich weit gebracht in dieser Kunst, auf der Sturmschule war er einer der besten gewesen.
Er bemühte sich, möglichst neutral dreinzuschauen, als er zum Zugführer hinüberging.
An dem dunkelblauen Helm mit den goldenen Schwingen war der Zugführer leicht zu erkennen. Es war ein großer Mann, sehr kräftig gewachsen. Er stand neben dem Cockpit des Zuges und gab seine Anweisungen.
»Wenn mir die Getreideladung ins Rutschen kommt, Leute, dann werde ich euch jedes Glied einzeln ausreißen. Habt ihr verstanden, ihr Hohlköpfe?«
Der Umgangston an Bord von Zügen war nicht eben freundlich, Banjar wusste das. Er wunderte sich daher auch nicht über die Art, in der er angesprochen wurde.
»He, du Bunkerratte! Was willst du?«
»Braucht Ihr noch einen Mann, Herr?«
Der Zugführer kniff die Augen zusammen und musterte Banjar von oben bis unten.
»Dein Diplom?«
»Ich habe noch keines, Herr.«
Der Zugführer machte eine wütende Geste.
»Scher dich zum Teufel, Bursche. Ich kann keine Anfänger brauchen, sie würden mich nur behindern.«
Banjar trollte sich um so weniger gern, als er genau auf das grinsende Gesicht von Päär zugehen musste. Zu Banjars Überraschung verkniff sich der Junge aber jeden bösartigen Kommentar.
»Ich wusste es«, sagte Päär. »Selbst ganz hervorragende Leute haben bei denen keine Chance. Wir werden uns wohl doch erst bewähren müssen, bevor man uns auf einen Zug lässt.«
Banjar wandte sich um. Mit Blicken liebkoste er förmlich den Zug. »Eines Tages«, schwor er sich, »eines Tages werde ich einen solchen Zug führen, ja sogar einen größeren.«
Päärs Gesicht bekam einen Anflug von Mitleid.
»Glaubst du wirklich, du könntest so hoch steigen?«
»Wir werden sehen«, sagte Banjar. Er wandte sich um und sah Päär an. »Also gut, wir gehen zusammen. Aber nur unter einer Bedingung ...«
»Ich weiß«, sagte der Jüngere und winkte ab. »Wenn ich Unsinn mache, lässt du mich am Weg zurück. Das wolltest du doch sagen, nicht wahr?«
Banjar musste lachen. Der Junge schien sich und seine Umwelt ziemlich genau einschätzen zu können. Vielleicht verbarg sich doch ein ganzer Kerl hinter der Maske, dachte Banjar. Er nahm sein Bündel wieder auf.
»Also nach Schbura?«, fragte Päär und folgte Banjars Beispiel.
»Nach Schbura!«, bestätigte Banjar.
Er ging voran. Zunächst einmal mussten die beiden die Plattform verlassen. Jeweils rechts und links von der eigentlichen Fahrbahn der Brücke gab es an jedem Wärterbunker eine Plattform. Dort wurden die Züge aufgetankt, das Personal ausgewechselt, dort wurden Waren und Nachrichten umgeschlagen. Nur an diesen Stellen durften sich Züge überholen – theoretisch, in der Praxis sah das anders aus.
Als Fußgänger ohne Diplom durften die beiden Jungen natürlich nicht auf die Fahrbahn. Für Fußgänger war ein Seitenstreifen zwischen Plattform und Fahrbahn gedacht. Auf diesen Streifen steuerte Banjar zu.
Die beiden brauchten zwei Stunden, bis sie den Rand der Plattform erreicht hatten. Sie hatten sich in östliche Richtung gewandt, nach Schbura.
»Donnerwetter«, staunte Päär, als sie ihr erstes Teilziel erreicht haben. »Ich habe in der Schule nie so recht aufgepasst, aber das hier ...«
Betroffen starrte Banjar auf den Weg.
In der Schule hatte es geheißen, dass neben jeder Normalfahrbahn für Züge zwei Kleinstraßen verliefen, auf denen sich kleinere Fahrzeuge bewegen durften. Und neben diesen Fahrspuren wiederum sollte es an jedem Rand der Brücke einen fünfhundert Meter breiten Streifen geben, der ausschließlich Fußgängern vorbehalten war. Und wie die gesamte Fahrbahn der Kontinentalbrücke sollte dieser Fußgängerweg aus bestem, hochverdichtetem Stahl bestehen.
Aber von einem vernünftigen Weg konnte keine Rede sein.
Die Straße erwies sich als ein schlüpfriges Etwas, von Meeresgrün überzogen, muschelbewachsen an einigen Stellen und unglaublich angerostet.
»Nun?«
Was wollte Banjar auf diese kurze Frage antworten?
»Haben wir eine andere Möglichkeit?«
Sie setzten sich in den Windschatten einer Strebe, um zu rasten, zu essen und nachzudenken. Banjar bot Trockenfisch an, Päär hatte Graulagenbrot vorzuweisen. Zusammen mit Tranbutter ergab das eine reichhaltige Mahlzeit.
»Wir haben zwei Möglichkeiten, sogar drei«, zählte Päär auf. »Erstens, wir bleiben einfach hier.«
Banjar starrte seinen Gefährten entgeistert an.
»Bist du irre?«, rief er. »Wir würden keine Heiratslizenz bekommen, wir bekämen keine Dauerunterkunft, die Verpflegung wäre ungenießbar ... und wir müssten wie Aussätzige leben.«
»Ich wollte keine Möglichkeit auslassen«, entschuldige sich der Jüngere. »Zweitens, wir versuchen es an einer anderen Einmündung. Vielleicht ist dies hier das einzige schlechte Teilstück der Brücke.«
»Glaubst du ernsthaft daran?«, fragte Banjar zurück. Der Anblick des Wegs hatte ihn ernüchtert. Auf diesem Weg zu gehen, war lebensgefährlich – und der nächste Wächterbunker lag präzise einhundert Kilometer entfernt. Das hieß, wenn wenigstens der Bunker dort war, wo er dem Unterrichtsplan nach hingehörte. Inzwischen hatte Banjar zu zweifeln begonnen, ob er mit dem in der Schule Gelernten würde bestehen können.
»Und die dritte Möglichkeit?«
»Wir machen uns nach dem Essen auf den Weg und hoffen, dass wir durchkommen werden. Immerhin muss es eine Möglichkeit geben, den nächsten Bunker zu erreichen. Fast jeder aus unserem Deck hatte zumindest ein Fußgängerdiplom vorzuweisen, darunter einige Gesellen ... also über deren körperliche und geistige Fähigkeiten möchte ich mich lieber nicht verbreiten.«
Banjar musste lachen. Er erinnerte sich, dass es auch in seinem Wohnbereich etliche diplomierte Fußgänger gegeben hatte, deren Dummheit schon sprichwörtlich gewesen war.
»Ich bin dafür, dass wir den Versuch wagen«, schlug Banjar schließlich vor. »Und diese Stelle scheint mir so gut wie jede andere zu sein.«
»Einverstanden«, sagte Päär. Er betrachtete nachdenklich einen Brocken Graualgenbrot, dann schüttelte er den Kopf und steckte den Rest in sein Bündel zurück.
Banjar stand auf und machte einige Schritte, um Beweglichkeit in die Glieder zu bringen.
Sobald er den schützenden Bereich verließ und sich der Gewalt des Sturmes aussetzte, wurde die Sache anstrengend. Banjar war sich klar darüber, dass es gefährlich werden konnte, vielleicht sogar lebensgefährlich. Auf der anderen Seite aber sah er keine Alternative zu diesem Risiko. Es war üblich unter den Bunkerleuten, dass jeder junge Mann, wenn er sich reif dazu fühlte, einen möglichst langen Marsch die Brücke entlang unternahm. Sein Rang innerhalb der Gesellschaft hing wesentlich davon ab, wie viele Wärterbunker er im Lauf seiner Wanderung aufsuchte.
Ich wusste sofort, was er von mir wollte.
Wenn man jemanden in eine Energiekabine steckt, ihn praktisch von der Außenwelt abschneidet, ihn unablässig optisch und akustisch überwacht, wenn man jemanden so perfekt als Gefangenen hielt wie mich, dann hatte eine Vorladung stets nur eines zu bedeuten: Verhöre.
Ich stand ihm wieder gegenüber – das hieß, wenn ich ihn recht erkannte. Ich sah nur den Schattenschild, mehr nicht. Aber ich wusste, dass mein Gegenüber Xandärmaran hieß und ein Scuddamore war. Mithin stellte er so etwas dar wie meinen Erzfeind. Die Scuddamoren waren die Elitetruppe des Gegners, in dessen Hände ich gefallen war.
»Atlan«, sagte Xandärmaran. Es hörte sich an, als spucke er den Namen aus. Ich hatte einen erbitterten Feind vor mir. Dem Scuddamoren juckte es in den Fingern – sofern er welche hatte – mich in die Mangel zu nehmen.
Ich hatte gelernt, solche Verhöre durchzustehen. In zehn Jahrtausenden Menschheitsgeschichte war ich etlichen Folterknechten in die Hände gefallen. Es gab kaum etwas, was ich nicht hatte aushalten müssen. Vorläufig konnte mich der Scuddamore nicht erschrecken.
»Wer genau bist du? Wo kommst du her, und warum kämpfst du gegen uns?«
Es gab noch eine Reihe anderer Fragen, ebenso naheliegend wie die erwähnten. Bislang hatte ich keine dieser Fragen beantwortet.
Es gab in der Psyche von Folterern eine gewisse psychologische Schwachstelle – nämlich ihren beruflichen Ehrgeiz. Wer überleben wollte – und ich wollte überleben –, der musste sich diese Schwachstelle zunutze machen.
Der Trick bestand darin zu schweigen, sich nichts abpressen zu lassen.
»Glaube mir, Fremder«, sagte Xandärmaran. »Du wirst dich noch glücklich preisen, mir alles erzählen zu dürfen.«
Ich behielt meine Haltung bei und schwieg.