Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
In den mehr als 200 Jahren ihres ziellosen Fluges durch die Tiefen des Alls haben die Besatzungsmitglieder des Generationenschiffs SOL schon viele gefährliche Abenteuer bestanden. Doch im Vergleich zu den schicksalhaften Auseinandersetzungen, die sich seit dem Tag ereignen, da Atlan, der Arkonide, auf geheimnisvolle Weise an Bord gelangte, verblassen die vorangegangenen Geschehnisse zur Bedeutungslosigkeit. Denn jetzt, im Jahre 3804 Solzeit, geht es bei den Solanern um Dinge von wahrhaft kosmischer Bedeutung. Da geht es um den Aufbau von Friedenszellen im All und um eine neue Bestimmung, die die Kosmokraten, die Herrscher jenseits der Materiequellen, für die Solaner parat haben. Und es geht um den Kampf gegen Hidden-X - einen mächtigen Widersacher, der es auf die SOL abgesehen hat. Nach der Vernichtung des "schlafenden Heeres", der wohl letzten Aktivwaffe des Gegners, herrscht Ruhe im All, von der Breckcrown Hayes mit den Solanern gewissermaßen profitiert. Das gilt jedoch nicht für Cpt'Carch und Insider, die beiden Extras. Sie erreichen den Planeten Technokrat - und dort erwartet sie DER LETZTE ZEITHÜTER ...
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 130
Veröffentlichungsjahr: 2012
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Nr. 591
Der letzte Zeithüter
Im Zeittal gefangen
von Peter Terrid
In den mehr als 200 Jahren ihres ziellosen Fluges durch die Tiefen des Alls haben die Besatzungsmitglieder des Generationenschiffs SOL schon viele gefährliche Abenteuer bestanden. Doch im Vergleich zu den schicksalhaften Auseinandersetzungen, die sich seit dem Tag ereignen, da Atlan, der Arkonide, auf geheimnisvolle Weise an Bord gelangte, verblassen die vorangegangenen Geschehnisse zur Bedeutungslosigkeit. Denn jetzt, im Jahre 3804 Solzeit, geht es bei den Solanern um Dinge von wahrhaft kosmischer Bedeutung.
Da geht es um den Aufbau von Friedenszellen im All und um eine neue Bestimmung, die die Kosmokraten, die Herrscher jenseits der Materiequellen, für die Solaner parat haben. Und es geht um den Kampf gegen Hidden-X – einen mächtigen Widersacher, der es auf die SOL abgesehen hat.
Nach der Vernichtung des »schlafenden Heeres«, der wohl letzten Aktivwaffe des Gegners, herrscht Ruhe im All, von der Breckcrown Hayes mit den Solanern gewissermaßen profitiert.
Berle, Uryde, Groch und Skohl – Vier Dymohden auf dem Weg zur Totenstadt.
Zeithüter-Null – Der letzte der Zeithüter.
Cpt'Carch und Insider – Die Extras auf dem Planeten Technokrat.
Oggar – Das Bewusstsein macht sich erneut bemerkbar.
Immer wenn er Zeit hatte, suchte Berle den gleichen Ort auf, ein Plätzchen, wo er im Licht der kupfernen Sonne die stahlblauen Dolden des Hysern-Schilfs sehen konnte, wie sie sich leise im Winde wiegten, umplätschert von den dunklen Fluten des Varyn, der sich nicht weit entfernt in den südlichen Ozean ergoss.
Berle liebte es, sich ins dichte Gras am Ufer zu legen, dem Spiel der Winde und Wellen zuzusehen, die Sonne auf dem Pelz zu spüren und den Gedanken nachzuhängen.
An diesem Tag hatte er es schwerer als sonst, zur inneren Ruhe zu kommen. In zwei Tagen fand das Fest der Mannbarkeit statt; am Abend dieses Tages würde er ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft sein, ein erwachsener Dymohde mit allen Rechten und Pflichten. Er konnte sich ein Weib nehmen, sich ein Stück Land zum Leben aussuchen, im örtlichen Rat seine Stimme erheben und Verbesserungsvorschläge machen, falls ihm etwas Verbessernswertes einfiel.
Berle rollte sich auf den Bauch und starrte auf das dunkelgrüne Wasser des Varyn hinab, das nur ein paar Schritte entfernt langsam floss.
Das Stück Land hatte sich Berle schon vor etlichen Mondumläufen ausgesucht, und welches Weib er sich wählen würde, stand ebenfalls schon seit geraumer Zeit fest.
»Langweilig, das alles«, sagte Berle. Es gab wenig Aufregung und Ärger im Leben eines Dymohden; seit unzähligen Generationen nahm das Leben auf dem Planeten Sinohr den stets gleichen Gang. Kinder wurden geboren, wuchsen heran und wurden erwachsen. Sie bebauten das Land, setzten Nachwuchs in die Welt, alterten und wandelten sich. Alle paar Jahrzehnte einmal kam ein Bote des Alls und holte einige wenige Auserwählte zum Ewigkeitsdienst ab, aber auch das war kein sehr aufregender Vorgang. Er fand zu selten statt, als dass er das stete Gleichmaß hätte durchbrechen können.
In einigen Monaten war es möglicherweise wieder soweit, aber Berle hatte daran keinerlei Interesse. Es gab keinen Wettbewerb um die Ehre, Ewigkeitsdienst leisten zu dürfen, und da niemals einer der Erwählten zurückgekehrt war, wusste niemand so recht, was es damit eigentlich auf sich hatte.
Berle hörte Schrittgeräusche und hob den Kopf. Er sah Uryde langsam näherkommen. Ihr dichter brauner Pelz schimmerte im Sonnenlicht. Der Kopf war aus der Brusthöhlung ausgefahren, zwei dunkelblaue Augen sahen Berle an.
»Ich ahnte, dass ich dich hier finden würde«, sagte Uryde. Sie ließ sich neben Berle nieder und stupste ihm zur Begrüßung die Nase in den Nacken.
»Wo sonst sollte ich sein«, gab Berle zurück. Er räkelte sich träge. »In zwei Tagen ist es soweit, dann werde ich der Gemeinschaft sagen, dass wir zusammenziehen.«
»Glaubst du, die wüssten das nicht längst? Nachdem du Ikkar meinetwegen verprügelt hast, ist jedem in der Siedlung klar, dass wir beieinander bleiben werden.«
»Also keinerlei Neuigkeiten«, sagte Berle. »Manchmal wünsche ich mir, das Leben wäre ein wenig aufregender.«
»Und was hast du von der Aufregung?«, fragte Uryde.
»Abwechslung«, antwortete Berle.
»Und was hast du davon?«
Fragespiele dieser Art kannte Berle – es gab zahllose Fragen, aber keine einzige Antwort.
»Ich finde, das Leben sollte ein Ziel haben«, sagte Berle.
»Zu leben ist Ziel genug«, antwortete Uryde. Dagegen ließ sich wenig sagen.
»Sollte einer von uns Ewigkeitsdienst leisten müssen, wäre das Aufregung genug?«, fragte Uryde.
»Wie kommst du auf die Idee?«, fragte Berle und setzte sich auf. Er streckte die Arme aus, rupfte ein paar der blauen Dolden heraus und begann daran herumzuknabbern.
»In kurzer Zeit ist es doch wieder soweit. Dann landet das Weltraumschiff, und ein paar Dymohden werden an Bord gehen – und es könnte auch einen von uns treffen.«
»Würdest du gehen?«
»Ohne dich, niemals.«
»Meine Entscheidung wäre die gleiche, folglich werden wir nicht den Planeten verlassen.«
Berle sagte nichts. Er starrte auf den Fluss. So langsam, gleichmäßig und unaufhaltsam wie das Strömen dieses Wassers verlief auch das Leben der meisten Dymohden. Ab und zu eine Naturkatastrophe, eine Überschwemmung, eine Feuersbrunst, einmal pro Jahrtausend ein Erdbeben, das war alles, was das Leben auf Sinohr an Abwechslung zu bieten hatte. Der Boden war reichlich vorhanden und fruchtbar, die Gespräche über Ernteaussichten dementsprechend zäh und langweilig.
Man konnte natürlich auch nach Uhranzhar gehen, der Totenstadt. Es gab wilde Gerüchte und Vermutungen über das, was sich in dieser Riesenstadt abspielte. Einig waren sich alle Dymohden, dass Uhranzhar ein Ort für Tote und Verbrecher war. Ein normaler Dymohde konnte dort nicht überleben. Auch das war seit vielen Jahrtausenden so, und so neuerungssüchtig war auch Berle nicht, dass er gegen dieses Abenteuer sein bisheriges Leben aufs Spiel gesetzt hätte. Wer nach Uhranzhar ging, kam in keinem Fall zurück – wer es versuchte, wurde unfehlbar erschlagen, ohne jede Ausnahme. Dennoch kam es immer wieder vor, dass ein Dymohde aus den Siedlungen verschwand und sich auf den Weg machte.
Berle sah Uryde an.
»Komm, wir gehen in die Siedlung zurück. Wir müssen noch Vorbereitungen für das Fest treffen.«
Eng aneinandergeschmiegt traten sie den Heimweg an.
*
Es gab nur eine einzige Stadt auf Sinohr, eben Uhranzhar, ansonsten zahllose kleine Siedlungen, die meisten nicht größer als höchstens fünfzig Häuser. Je nach Landstrich waren sie aus Lehmziegeln gebaut, aus Balken und Brettern zusammengezimmert, in Felsen gegraben, in den heißesten Landstrichen leicht und luftig, in den kühleren Regionen massiver und wärmespeichernd.
Hier, am Delta des Varyn, lebten die Dymohden in Lehmziegelhäusern. Schilfe wurden mit dem Lehm der Flussufer zusammengepresst, durchmischt mit einem Bindemittel, dann an der Sonne getrocknet. Die Häuser waren mit Kalk verputzt und glänzten weiß im Licht der kupfernen Sonne. Auf den flachen Dächern waren Kräutergärten angelegt; das Erdreich hielt zudem viel von der Mittagshitze ab.
In dieser Siedlung – sie trug wie fast alle keinen eigenen Namen – lebten dreihundert Dymohden unterschiedlichen Alters.
Als Berle und Uryde zurückkehrten, fanden sie die anderen bei der Arbeit. Holz wurde herangeschafft für das große Feuer, an langen Gerüsten hingen die Würste zum Trocknen, zwei Frauen waren damit beschäftigt, das Feuer unter dem großen dorfeigenen Backofen zu schüren. In ein paar Stunden waren die Steinplatten heiß genug geworden, dann konnten die Brotlaibe eingeschoben werden. Kinder hatten Früchte und Beeren gesammelt, und Berle konnte sehen, wie drei Männer ein großes Fass über die Straße rollten, auf dem Weg zum kühlsten Platz in der Siedlung.
Die Ernte dieses Umlaufs war besonders gut gewesen, die Scheuern waren prall gefüllt, und der Wein war von besonderer Güte und zudem reichlich vorhanden. Es sah alles danach aus, als würde dieses Mannbarkeitsfest eines der üppigsten der letzten Jahrzehnte werden.
Berle sah Groch vorbeitraben. Er grüßte den Freund, der zusammen mit ihm mannbar werden würde.
»Die Häuser sind bald soweit«, sagte Groch. »Wir können bald einziehen.«
Sobald sich ein Paar gefunden hatte, wurde in gemeinschaftlicher Anstrengung für sie ein Haus gebaut, in dem sie ihr künftiges Leben verbringen sollten. Da diese neuen Häuser stets in die gleiche Richtung gebaut wurden, schob sich die Siedlung von Generation zu Generation an der Straße entlang vorwärts, auf das Ufer des Ozeans zu. In schätzungsweise dreihundert Jahren mussten die ersten Häuser dann die Küste erreicht haben, und dann konnte man sich überlegen, in welche Richtung es weitergehen sollte. Mit Problemen dieser Art befasste man sich bei den Dymohden erst, wenn sie aktuell geworden waren – einstweilen machte sich niemand Gedanken darüber.
Es war Ehrensache für die jungen Männer und Frauen, dass sie fleißig zupackten, wenn es um ihre Zukunft ging. So waren auch Berle und Uryde in den nächsten Stunden hinreichend beschäftigt.
Der Festplatz musste frisch gestampft werden. Lehm war herbeigeschafft worden und wurde gleichmäßig verteilt. Das Feuerholz wurde kunstvoll aufgeschichtet, die umliegenden Häuser bekamen einen Schmuck aus frischem Grün. Jäger schafften ein paar Stück Wildbret heran und hingen es in einem Lagerraum zum Reifen auf, während sich die Frauen damit beschäftigten, die anderen Speisen vorzubereiten.
Langeweile kam in diesen Stunden nicht auf, dafür gab es einfach entschieden zu viel zu tun. Als Berle an diesem Abend in den Schlaf sank, war er rechtschaffen müde.
Am nächsten Morgen ging die Arbeit weiter. Eine Gruppe junger Dymohden zog mit Netzen los und fischte, andere schnitzten geschwind noch ein paar hölzerne Becher auf Vorrat. Wie üblich würde es beim Fest zu einer munteren Schlägerei kommen, bei der der eine oder andere Becher zu Bruch ging, daher war es ratsam, Vorräte anzulegen.
Am Nachmittag unterzog sich Berle seiner letzten Pflicht als Jüngling. Er suchte den alten Skohl auf, den ältesten Bewohner der Siedlung.
Skohl lebte in einem alten Haus am anderen Ende der Straße. Zwischen seiner Unterkunft und dem Rest der Siedlung gab es eine beachtliche Lücke, die anzeigte, wie lange Skohl schon lebte – in den Lücken hatten die Häuser anderer Dymohden gestanden, die längst die letzte Reise nach Uhranzhar angetreten hatten.
Als Berle die Hütte erreichte, konnte er sehen, dass es bald auch mit Skohl zu Ende gehen würde. An dem Haus fehlte viel Putz. Skohl war nicht mehr in der Lage, sein Haus allein in Ordnung zu halten, und das war normalerweise ein deutliches Zeichen für das Ende.
Skohl hockte auf seinem Lager aus getrocknetem Varyn-Schilf. Sein Körper war merklich kleiner geworden, das Fell wirkte stumpf, und seine Bewegungen waren von todesnaher Mattigkeit.
»Willkommen, Berle«, sagte der Alte mit erstaunlich kraftvoller Stimme. Mochte er auch körperlich erschöpft sein, der Geist des Alten war klar und rege wie ehedem.
»Ich bin gekommen, um mir die letzten Anweisungen zu holen«, sagte Berle. Er hockte sich vor Skohl auf den Boden und sah den Alten aufmerksam an.
»Das trifft sich gut«, murmelte Skohl. »Kannst du mir den Krug dort bringen? Ich habe Durst.«
Berle gab ihm den Krug mit kaltem Wasser, von dem der Alte einige Schlucke nahm.
»Du wirst der Letzte sein, dem ich die letzten Anweisungen gebe«, sagte Skohl. »Und eines Tages wirst du so dasitzen wie ich und wissen, dass dein Leben sich dem Ende zuneigt, und dann wirst du mit stiller Freude das gleiche tun wie ich – einem jungen Dymohden zur Kenntnis der Wahrheit verhelfen.«
»Ich lausche«, sagte Berle und neigte etwas den Kopf.
»Du weißt alles, was ein erwachsener Dymohde wissen muss für sein Leben«, sagte Skohl. »Was du noch nicht weißt, werde ich dir heute erklären. Du hast gehört, dass wir Alten, wenn wir spüren, dass unsere Zeit gekommen ist, die Siedlungen verlassen, nicht wahr?«
»Ich habe es bereits ein paar Mal erlebt«, sagte Berle.
»Jedes Jahr, wenn überall die Mannbarkeitsfeiern stattfinden, verabschieden sich die Alten und machen sich auf die lange, gefahrvolle Reise nach Uhranzhar.«
»Es soll ein Ort des Schreckens sein«, sagte Berle mit leisem Schaudern.
»Das hängt von der Betrachtung ab«, sagte Skohl. Wieder trank er von dem Wasser. Berle hatte auch ein Stück geräuchertes Fleisch mitgebracht, das er unauffällig zurücklassen wollte, wenn er Skohl verließ. Es schickte sich nicht, einem alten Mann plump zu verstehen zu geben, dass er für seinen Lebensunterhalt nicht mehr selbst zu sorgen imstande war.
»Wir ziehen nach Uhranzhar, um dort zu sterben«, sagte Skohl. »Dass wir es dort tun und nicht bei unseren Familien, ist der letzte Dienst, den wir dem Volk der Dymohden erweisen.«
»Was ist daran verdienstvoll?«, wollte Berle wissen. Skohl machte eine Geste des Bedauerns.
»Ich weiß es selbst nicht«, sagte er leise. »Seit vielen Generationen halten wir es so, und ich dünke mich nicht besser als meine Vorfahren, also werde ich dem Brauch folgen. Willst du es anders halten?«
Berle machte eine spontane Geste der Verneinung.
»Du kannst selbst sehen, wie es um mich bestellt ist. Meine Kräfte lassen nach, ich kann mein Haus nicht mehr versorgen. Glaube nicht, dass ich deine Gabe nicht schon entdeckt hätte.«
Berle wurde sichtlich verlegen.
»Ich dachte nur ...«, stotterte er verlegen.
»Es ist gut so«, antwortete Skohl sanft. »Ich danke dir für deine Freundlichkeit. Es wird die letzte Mahlzeit sein, die ich hier einnehme. Morgen Abend noch werde ich an deinem Fest teilnehmen, und in der Nacht werde ich mich auf den Weg machen. Ich hoffe, das Geschick ist mir gnädig und lässt mich unterwegs nicht sterben. Ich möchte den letzten Dienst an meinem Volk unbedingt noch leisten.«
»Wie sieht dieser Dienst aus?«
»Auch das werde ich erst erfahren, wenn ich Uhranzhar erreicht habe«, sagte Skohl. »Ich will dir etwas zeigen. Sieh her!«
Er streckte den linken Arm aus. Auf der Innenseite des Unterarmes hatte sich der Pelz seltsam verändert. Er schimmerte silbrig.
»Dies ist das Zeichen«, sagte Skohl. »Wenn du eines Tages diese Farbe an deinem eigenen Körper sehen wirst, dann weißt du, dass deine Zeit gekommen ist. Dann wirst auch du Abschied nehmen von deinen Freunden und Gefährten, falls nötig auch von deinem Weib und deinen Kindern. Dann wirst auch du den Weg nach Uhranzhar antreten und dort die Erfüllung deines Lebens finden.«
»Ich werde es so halten«, versprach Berle. »Wie es alle Vorfahren getan haben.«
Skohl hob den Kopf. An Berle vorbei sah er hinaus. Ein Stück des Himmels war sichtbar, weiße Wolken trieben darauf.
»Ich habe lange nachgedacht«, murmelte Skohl. »Du weißt, dass ab und zu Sternenraumschiffe unseren Planet besuchen. Das tun sie seit vielen Jahrtausenden, und seit das erste Schiff hier gelandet ist, wissen wir, dass es außer der unseren auch noch andere Welten gibt, auf denen gelebt wird.«
»Das weiß jedes Kind«, sagte Berle.
»Ich glaube, dass unser Volk eine seltsame Begabung hat«, plauderte Skohl weiter. Die Stimme klang seltsam unwirklich, als sei Skohl in Träumereien versunken. »Wir Dymohden haben nicht den Ehrgeiz, besser zu sein als unsere Vorfahren. Wir wollen sie nicht übertrumpfen.«
Er schwieg eine Zeitlang.
»Ich stelle es mir hässlich vor, ein arbeitsreiches Leben zu führen und dabei zu wissen, dass unsere Nachfahren sich über uns lustig machen werden. Wie kann ein Wesen ein Leben in Frieden beschließen, wenn es weiß oder wenigstens annehmen muss, dass es wenig später übertroffen werden wird. Du bist ein guter Fischer, Berle, das weiß jedermann. Versuche dir vorzustellen, dass in zwei oder drei Generationen jeder Dymohde besser fischen kann als du. Dein Vater, Berle, war ein vorzüglicher Töpfer. Stelle dir vor, dein Leben wäre nur dann sinnvoll, wenn es dir gelingt, ein besserer Töpfer zu sein – und du dabei weißt, dass dein Sohn noch schönere Töpfe fertigen wird.«
Berle versuchte sich mit dem Gedanken vertraut zu machen. Es war sehr schwer, sich in diese Vorstellung hineinzufinden.
»Das würde bedeuten, dass dann der Topf wichtiger wäre als der Mensch, der ihn geformt, bemalt und gebrannt hat.«