Auf nach Rügen - Michael Peter - E-Book

Auf nach Rügen E-Book

Michael Peter

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Beschreibung

Eigentlich wollten wir einen ganz normalen Urlaub auf der Insel Rügen verbringen. Aber bereits bei dem Zwischenstopp im Spreewald erlebten wir unseren ersten Kriminalfall. Auf Rügen wurde es nicht besser. DA flüchteten wir nach der Lösung des Falles nach Usedom. Sophie gewann eine Misswahl und wir gewannen durch unsere Ermittlungen in zwei zusammenhängenden Kriminalfällen eine kleine Immobilie. Auf der Insel Poel führten wir sehr intensive und aufregende Ermittlungen durch. Auch in Dresden sollte unsere Hilfe für die richtige Einstufung eines Todesfalles benötigt werden. Begleite unsere Ermittlungen in Mordfällen, bei Schmuggel und anderen Kriminalfällen. Alle beschriebenen Orte gibt es wirklich. Auch du kannst dort Urlaub machen. Diese Fälle sind Spannung pur.

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Seitenzahl: 227

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Michael Peter

Im Schatten der Steine

Band 2

auf nach Rügen

Copyright © 2025, Michael Peter, Altmannstein, Deutschland

www.isds-detektive.de

Satz und Layout: Michael Peter

Druck: epubli.de

Verlag: Selfpublishing

Fotos: Michael Peter

2.Auflage 2025

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Ich bedanke mich bei Ihnen für den Kauf dieses Bu-ches. Hoffentlich sind Sie mit den neuen Berichten ge-nauso zufrieden, wie mit den Berichten des ersten Buches.

Hinweise und Anregungen senden Sie bitte an:

[email protected]

Tauchen Sie ein in die Welt der Detektive. Auch in der heutigen Zeit ist dieser Beruf genauso wichtig und interes-sant wie zu Zeiten eines Sherlock Holmes.

Es müssen nicht immer Mord und Totschlag sein. Es gibt auch die einfachen Fälle. Und es wären nicht die Fälle von Sophie, Daniel und mir, wenn wir nicht nebenbei die Landschaften und Städte, die Museen und Ausstellungen, die Restaurants und Hotels genießen und beschreiben wür-den.

Auch dieses Buch handelt von Kriminalfällen, welche durch kleine Beschreibungen der Handlungsorte ge-schmückt werden.

Nun machen Sie es sich gemütlich und genießen die einzelnen Fälle. Wir hoffen, wieder für Sie interessante Momente erlebt zu haben.

Altmannstein, im Februar 2025

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Band 1: Neue Fälle aus Sachsen und Bayern

-Eine Observation führt zu einem neuen Firmensitz

-Vom Überfall zur Spionage mit Entführung

-Der tierische Dieb

-Geld regiert die Welt oder verdirbt den Charakter

Im Schatten der Steine - Band 2 : Auf nach Rügen

Zwischenstopp im Spreewald ..........................................7

(K)ein Urlaub auf der Insel Rügen ............................... 77

Ein Schloss auf Usedom .............................................. 117

Entspannung auf der Insel Poel ................................. 172

Auf dem Weg zurück nach Hause.............................. 200

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Zwischenstopp im Spreewald

Die Fälle der vergangenen Monate waren es nicht wert, in diesem Buch Erwähnung zu finden. Ich möchte meine Leser nicht mit gewöhnlichen Ladendiebstählen langwei-len. Es reicht, wenn für unser Trio die letzten Monate nicht die gewünschten Herausforderungen geliefert hatten. Auch von der Beschattung Familienangehöriger werde ich erst berichten, wenn dabei einmal etwas Kurioses oder Spannendes passieren würde. Doch bis zum jetzigen Zeit-punkt war dieses nicht der Fall. Und weil uns gerade lang-weilig war, hatten wir uns vorgenommen zwei bis drei Wochen gemeinsamen Ostseeurlaub zu machen. Also packten wir unsere Sachen. Dazu gehören Badesachen und sportliche Kleidung. Natürlich durfte die edle Abendgar-derobe nicht fehlen. Bestimmt würden wir gerade abends in den vornehmeren Restaurants der einen oder anderen Uferpromenade dinieren. Für eventuelle kleine Fälle hat-ten wir auch eine gewisse technische Grundausstattung da-bei. Und wie es in unseren Urlauben üblich ist, war Daniel unser Chauffeur und Buttler. Sophie war für die Organisa-tion von Unterkunft und Verpflegung zuständig. Die in-haltliche Planung blieb mir überlassen. Da wir aber Urlaub haben, sind wir komplett gleichberechtigt. So dürfen So-phie und Daniel gerne ihre Wünsche äußern. Und einer

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von den Reisewünschen war ein dreitägiger Zwischen-stopp im Spreewald.

Schon am frühen Morgen hatte unser Trio die Reise an-getreten. Die Sonne war gerade aufgegangen, da saßen wir schon in unserem SUV des Fahrzeugveredlers Maybach. Daniel in seinem schwarzen Anzug, weißem Hemd und den weißen Handschuhen ging in seiner Rolle als unser Chauffeur voll auf. Sophie saß neben mir in einem ihrer schönsten Kleider. Es war das dunkelblaue Samtkleid. Ihre hüftlangen Haare mit diesen hellblonden Engelslocken hatte sie heute offengelassen. Passend zu ihrem Outfit trug ich meinen dunkelblauen Anzug, dessen Farbton keine einzige Nuance von ihrem Kleid abweicht. Wir drei sehen wieder einmal aus, wie die Herrschaften, die nicht wissen, was Freizeitbekleidung ist. Aber wir lieben es, positiv auf-zufallen.

Zuerst führte uns die Landstraße vorbei an Königstein und Pirna bis Dresden. Von dort nahmen wir die Auto-bahn Nummer dreizehn und fuhren bis zum Dreieck Spreewald. Lübbenau sollte unser erstes Ziel sein. Im Ho-tel Spreewelten hatte Sophie ein Apartment gebucht. Um nicht unnötiges Gepäck mit uns herumzuschleppen, woll-ten wir dieses als erstes ansteuern. Da es aber auf der Au-tobahn unfallbedingt zu einem längeren Stau kam, war ein Restaurant wichtiger als die erst zur Nacht benötigten Un-terkunft. Deshalb verließen wir früher als geplant die Au-tobahn und legten einen Zwischenstopp im Restaurant

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Im Schatten der Steine – Band 2 – Auf nach Rügen

Zwischenstopp im Spreewald

Lukas in Schwarzheide ein. Es ist nicht das Restaurant, was hier erwähnt werden muss. Das Essen ist hier sehr gut, die Wirtschaft ist gepflegt und das Personal sehr nett. Mehr muss man hier nicht erwähnen.

Es ist die Landschaft, die hier etwas Besonderes dar-stellt. Mit Blick Richtung Senftenberg ist eine Seenland-schaft entstanden. Nördlich von Ruhland sieht man noch die Reste eines Tagebaus. Diese Gegend ist geprägt vom Abbau der Braunkohle. Ganze Ortschaften wurden umge-siedelt und Wälder abgeholzt. Nach der Kohleförderung kam die Renaturierung. Es entstanden künstliche Seen, neue Wälder. Ganze Biotope werden hier neu entstehen. Obwohl es anfangs nicht geplant war, setzten wir unsere Fahrtnach Lübbenau über die Landstraßen fort. Es war nicht mehr zu erkennen, wo der Mensch ganze Landschaf-ten neugestaltet hat und wo die Landschaft noch naturbe-lassen war.

Am späten Nachmittag bezogen wir unser Apartment. Wir wurden nicht von den Informationen aus dem Inter-net geblendet. Die moderne und helle Gestaltung der Räumlichkeiten und die hochwertige Ausstattung mit or-dentlichen Möbeln und sämtlichen Küchengeräten über-zeugten uns, die richtige Wahl getroffen zu haben. Jahreszeitlich bedingt, wurde es noch relativ früh dunkel.

Bei leuchtendem Abendrot spazierten wir zu dritt in ein nahegelegenes Lokal mit einheimischer Küche. Da Lüb-benau eines der Touristenorte des Spreewaldes ist, waren

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wir nicht allein bei unserer abendlichen Nahrungsauf-nahme. Die ganze Zeit war es trotzdem relativ ruhig. Bis es zu einer lautstarken Auseinandersetzung zwischen ei-nem Gast und dem Koch kam. Es waren beide keine Ein-heimischen. Wir sprechen zwar nicht den hier typischen Dialekt, die beiden aber auch nicht. Der Koch klingt eher wie ein Mann der Küste. Den Gast würden wir so aus dem Umland vom Harz einordnen. Über das Essen würden sie sich nicht streiten. Dem Gast war anzusehen, dass er nur etwas getrunken hatte. Auch sprach der auf dem Tisch ste-hende Besteckständer dafür, da dieser noch komplett ge-füllt war. Wegen seiner Getränke müsste er sich an den Wirt wenden. Aufgrund der Entfernung und der im Saal aufkommenden Unruhe konnten wir so gut wie nichts ver-stehen. Der Gast kochte fast vor Wut. Der Koch lief rot an, wie es ein ertapptes Kind machen würde. Entweder hat der Koch Schulden beim Gast, ihm die Frau ausgespannt oder es gibt einen anderen Grund. Der erzürnte Gast schrie nur: „Das wirst du bereuen“. Dann drehte er sich hastig um und verschwand aus dem Lokal. Ich ging zur Toilette. Die Tür ist direkt neben dem Küchenzugang. In der Hoffnung, etwas von den Gesprächen der am Tresen sitzenden Gäste oder des Küchenpersonals wahrzuneh-men, lief ich in dem Bereich kurz vor der Küche extrem langsam. Dann verschwand ich in den Räumlichkeiten der Befreiung. Vor der Toilettentür der Herrenabteilung war ein Schild „Liebe Herren der Schöpfung, bitte beachten sie

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Im Schatten der Steine – Band 2 – Auf nach Rügen

Zwischenstopp im Spreewald

unbedingt unsere Mülltrennung !!!“. Ich fand es seltsam, aber es erweckte die Neugier in mir. Wie sollte man unter Einhaltung der Ästhetik und der Hygiene auf einer Toilette eine ordnungsgemäße Mülltrennung vornehmen? Ich ging also gespannt in die Räumlichkeiten der Erleichterung. Schnell wurde meine Frage beantwortet. Über den Urina-len stand jeweils ein Bezeichnung des jeweiligen Abfallpro-duktes. Es waren Milch, Kaffee, Tee, Bier und Schnaps zu lesen. Mit einem Schmunzeln erleichterte ich mich und ging anschließend grinsend zurück zu Daniel und Sophie. Am Tisch angekommen wartete schon der Kellner auf meine Bestellung. Besser gesagt auf die Bestätigung. Daniel hate ihm schon gesagt, dass sein Freund Wiener Schnitzel mit Pommes bevorzugt speisen würde. Und da es hier ein echtes Kalbsschnitzel gibt, wär es bestimmt keine falsche Wahl. Ich bestätigte Daniels Bestellung und wir waren wie-der unter uns. Natürlich musste ich meine frisch gelernte Möglichkeit der Müllentsorgung zum Besten geben. Wo-rauf Daniel den Drang verspürte, es selbst lesen zu müs-sen, nicht ohne davon auch noch ein Foto zu machen. Aber in der Zeit des Wartens auf das Essen, philosophier-ten wir auch über die möglichen Beweggründe des Streites. Da beide Anfang fünfzig waren, gab es die Chance, dass beide sich schon länger kannten. Doch im Lokal war be-stimmt nicht die Möglichkeit, etwas zu erfahren. Und au-ßerhalb ist noch weniger zu erwarten. Aber da es zu unseren Gewohnheiten gehört, stets immer und überall die

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Ohren und Augen offen zu haben, hatten wir das Erlebte erst einmal abgespeichert. Vielleicht war es auch nur eine Show. Wer weiß. Wir verzehrten unser Abendessen, tran-ken noch einen Wein und gingen anschließend etwas durch Lübbenau spazieren.

Ziel war der Kahnhafen, um die Fahrpläne und Kahn-routen für den nächsten Tag zu erkunden. Auf einer Tafel stand auch, wie lange die einzelnen Touren dauern und welche Strecken zurückgelegt werden. Wenn man bedenkt, dass die Länge aller Fließe des Spreewaldes eintausend-fünfhundertfünfundsiebzig Kilometer beträgt, von der zweihundertsechsundsiebzig Kilometer beschiffbar sind, sehen wir nur einen kleinen Bruchteil dieser sich seit dem sechsten Jahrhundert entwickelten Kulturlandschaft. Nachdem wir uns geeinigt hatten, die längste Kahnfahrt zu buchen, war unsere Unterkunft das nächste Ziel.

Unsere erfahrenen Leser wissen, wie unser Abend aus-klingen würde. Erst genießen wir gemeinsam die Wellness-dusche unseres Apartments. Bevor wir dann zu Bett gehen, wird natürlich erst der Tag bei einer gemeinsamen Flasche Wein ausgewertet. Zu nennen waren die landschaftlich ge-prägten Eindrücke sowie das Streitgespräch vor unserem Abendmahl.

Es war wieder eine angenehme und ruhige Nacht gewe-sen. Urlaub bedeutet natürlich auch auszuschlafen. Da wir Frühstück gebucht hatten, musste sich Sophie auch nicht um ganz so viel kümmern. Lediglich sollte sie mit Daniel

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Zwischenstopp im Spreewald

so fertig sein, dass nach meinem durchlebten Prozesses der morgendlichen Menschwerdung die Völkerwanderung zum Frühstücksbuffet zeitnah durchlebt werden konnte. Da wir gleich die erste Kahntour geplant hatten, war das Frühstück dementsprechend sieben Uhr.

Aufgrund des Parkplatzmangels in direkter Hafennähe, hatten wir uns geeinigt, den kompletten Weg gemeinsam zu Fuß zu gehen. Achthundertmeter einzusparen, machte wenig Sinn, wenn noch weitere fünfhundert Meter folgten.

Wegen unserer Vorfreude und dem damit verbundenen zügigen Fußmarsch zum Lübbenauer Kahnhafen waren wir die ersten Gäste, die den Holzkahn betreten durften. Freie Sicht zu haben ist nicht ganz so leicht. Vorne wollten wir auch sitzen. Da aber die erste Bank etwas Schmal ist, buchten wir 5 Plätze. Somit gehörten uns die ersten beiden Reihen. Wobei die vorderste Bank mit unseren Jacken und Taschen gefüllt wurde. So war eine ruhige und bequeme Fahrt vorprogrammiert.

Während der Kapitän mit dem Rudel ausgestattet uns durch den Spreewald stakte, erzählte er uns so einige Fak-ten zu den Traditionen der Sorben, der Artenvielfalt von Flora und Fauna sowie den Sehenswürdigkeiten. Man merkte aber sofort, dass er kein eingefleischter Spreewäl-der ist. Ich erinnerte mich noch an meinen letzten Besuch in den letzten Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts. Da-mals trugen hier noch viele im Tourismus beschäftigen Menschen die typische Tracht. Die Frauen sahen viel

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attraktiver aus als die bayrischen Frauen in ihren Dirndln. Leider wird nicht jede Tradition zu Einhundert Prozent ausgelebt.

Auf dem Weg nach Lehde, wo das Rasthaus für unser Mittagessen angesteuert werden sollte, gab es noch einen Fotografen und mehrere Imbissstopps. Da wollten einige fleißige Fettbrotschmierer ihre Erzeugnisse an den Mann bringen. Allerdings wollten wir lieber auf unser Mittages-sen warten. Als ob es die Einheimischen so oft essen wür-den, wurde uns die typische Kartoffel mit Quark und Leinenöl empfohlen. Letzteres wird auch genutzt, um die Holzkähne langlebiger zu machen.

Während wir uns die einzige warme Mahlzeit des Tages munden ließen, schwamm ein Kajak an uns vorbei. Aber in ihm saß keine Person, die dieses Wasserfahrzeug steu-erte. Wir machten noch unsere Witze über diese autono-men Wasserfahrzeuge. Die Sorben würden schon die Fahrzeuge fürs Wasser bauen, die Autohersteller stehen derweil mit ihren Ideen noch am Reißbrett.

Nach fast einer Stunde Pause, in der einige aus Langer-weile Souvenirs kauften, setzten wir uns wieder auf unsere Plätze im Kahn und die Fahrt ging weiter. Gefühlt stakte unser Kapitän zwei bis drei Kilometer, als wir am Ufer ei-nes Nebenarmes eine Person schlafend am Ufer liegen sa-hen. Halb im Wasser und regungslos lag diese Person da. Sophie machte mit ihrem Smartphone ein Foto und ich markierte mir die aktuelle Stelle in meiner Kartenapp.

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Zurück am Kahnhafen in Lübbenau gingen wir erst zum Fotostand. Wir kauften uns einen Abzug, auf dem wir drei super zu sehen waren. Erst wollte ich dieses Foto als Titel-bild dieses Buches verwenden. Aber unsere Identität sollte nicht öf-fentlich gemacht werden. Danach gingen wir zügig zu unserer Unterkunft.

Pause wollten wir keine machen. Es hieß sich umzuzie-hen. Da wir gleich einen längeren Fußmarsch machen wür-den, galt es drei Dinge zu beachten. Es sollte ein Fußmarsch sein, der auch unserer Fitness diente. Nordic Walking ist noch immer voll im Trend. Doch dazu brauch-ten wir zum einen die passende Kleidung mit dem richti-gen Schuhwerk, die Stöcke und unsere Detektivausrüstung. Danach ging es sofort los.

Mit einer kleinen topographischen Karte mit eingetra-genen GPS-Koordinaten machten wir uns auf den Weg. Es kam uns bei der Kahnfahrt gar nicht so weit vor. Nach 2 Stunden zügigem Fußmarsch erreichten wir einen schmalen Pfad, der zu den Koordinaten unserer Wasser-gabelung führen sollte. Ab diesen Zeitpunkt schalteten wir unsere drei Bodycams an. So hätten wir Beweise für unser Unschuld, falls wir in eine komprimierenden Situation hin-einschlittern würden.

Am Fundort der männlichen Person angekommen, machten wir eine erschreckende Feststellung. Die männli-che Person, die bis zur Hüfte mit den Beinen im Wasser hing, war der Koch vom Vorabend. Nicht das wir uns

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Gedanken machen, wo wir diesen Abend essen könnten. Wir hätten auch schon den ersten Verdächtigen. Aber dazu später. Nachdem wir unsere Handschuhe angezogen hat-ten, tastete Daniel den Oberkörper ab. Danach zogen wir ihn gemeinsam aus dem Wasser und drehten ihn auf den Rücken. Erste Hilfe war nicht mehr erforderlich. Es galt die Körpertemperatur mit aktueller Uhrzeit zu notieren. Papiere hatte er keine dabei. Aber wir wüssten, wo wir die persönlichen Daten in Erfahrung bringen würden. Nach-dem wir alles Fotografiert und dokumentiert hatten, riefen wir die Polizei.

Während der langen Wartezeit bis zum Eintreffen der uniformierten Vertreter des Gesetzes beschlossen wir, un-seren Kontakt vom Bundeskriminalamt den Herrn Bren-ner zu informieren. Sicherlich war es in diesem Moment noch nicht interessant für ihn. Aber er konnte uns auf-grund der Fotos vom Vorabend alle Informationen zum Koch und zu dem Streithammel besorgen. Dazu brauchte er nur die bei der Bundesdruckerei gespeicherten Passbil-der mit unseren Bildern vergleichen zu lassen. Früher gab es dafür kleine Beamte. Heutzutage wird dafür ein kleiner Computer eingeschaltet. Den Rest übernimmt die künstli-che Intelligenz.

Es war schon später Nachmittag, als die Polizei mit ih-rem Motorkahn endlich ankam. Das waren wieder einmal zwei übereifrige Vertreter der uniformtragenden Zunft. Bevor sie sich überhaupt einmal die Leiche angeschaut

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hatten, sind sie die nahe Uferzone öfters abgeschritten. Dern Toten schauten sie sich auch nicht genau an. Es gab auch keine Frage zur ursprünglichen Lage. Als sie uns dann auch noch unterlassene Hilfeleistung vorwerfen wollten, da platzte mir fast der Kragen. Ich drehte den Spieß um. Ab jetzt durften die uniformierten Kräfte meinen Ausfüh-rungen folgen. Begonnen hatte mein Vortrag über die Vor-gehensweise am Tatort. Das heißt Tot feststellen, Spurenlage anschauen und dann erst einmal zurücktreten. Anschließend müssen erst Pathologe und Spurensicherung ihren für die Lösung des Falls wichtigen Anteil der Ermitt-lungsarbeit leisten. Erst dann macht die Polizei weiter. Aber ich zeigte Nachsicht. Es waren junge Polizisten, die ihren nahenden Feierabend im Blick hatten. An einem so warmen Tag wollten sie bestimmt mit ihren Freunden ei-nen Grillabend genießen. Sie schauten uns und besonders mich sehr skeptisch an. Sie wollten gerade ihr Handy neh-men, um die bestimmten Kräfte zu aktivieren. Aber da sie durch ihr Umhergestampfe schon alle brauchbaren Spuren vernichtet hätten, bremste ich sie. Ich empfahl ihnen, den Leichnam auf ihren Kahn zu legen und den Pathologen zu ihrer dienstlichen Anlegestelle zu beordern. Die Spurensi-cherung würde ich an ihrer Stelle auch nicht herberufen, eventuelle noch brauchbare Spuren würden sich höchstens noch an der Kleidung oder direkt am und im Körper des Opfers befinden. Wir halfen also den leblosen Körper auf den Kahn zu heben. Da uhrzeitlich bedingt inzwischen

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unsere Körper nach Energiezufuhr riefen, hatten wir die Beamten gebeten, uns mit zurück nach Lübbenau zu neh-men. Mit Hinweis, Privatpersonen nicht befördern zu dür-fen, lehnten sie unsere Bitte freundlich aber bestimmend ab. Zum Glück hatte ich noch etwas in meiner Brieftasche. Die Visitenkarte des Herrn Kirchenbauer vom sächsischen Landeskriminalamtes. Ich bat den klüger aussehenden bei-der Beamten an, sich bei diesen Herrn nach unseren Na-men zu erkundigen. Aus Angst, sich lächerlich zu machen, nahmen sie uns dann doch mit.

Auf dem Weg nach Lübbenau sprachen wir drei schon, was wir diesen Abend noch machen werden. Details nann-ten wir keine. Wir wollten die Vertreter der örtlich zustän-digen Untersuchungsbehörden nicht durch unser Fachwissen verunsichern. Aber etwas interessiert haben sie unserem Gespräch gefolgt. Plötzlich sprach mich der eine Beamte an. Er fragte mich, als er unsere Familiennamen gedankenvertieft laut vorlas, ob wir das gewisse Ermittler-trio sind, von denen in Polizeikreisen gelegentlich geredet wird. Da wir immer ehrlich sind, hatten wir den beiden ge-genüber unsere Identität bestätigt. Wir zeigten den beiden das Foto von der Kahnfahrt und Sophies Foto, auf dem das Opfer im Graben lag. Dieses hat sie auch sogleich auf das Handy des Beamten übertragen. Bei der Anlegestelle der Polizeidienststelle angekommen, verabschiedeten wir uns und gingen zügig zur Unterkunft.

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Schnelles Duschen und das Anziehen der feinen Abendgarderobe waren angesagt. Aber bevor wir zu der Gaststätte des Vorabends gehen würden, mussten wir uns am auf der Strecke liegenden Asia Imbiss stärken. Ist schon seltsam. In einer geschichtlich so geprägten Gegend, die mit ihren Traditionen und Sehenswürdigkeiten jährlich über neunzigtausend Touristen anlockt, ist so ein banaler Imbiss zu finden. Etwas gestärkt gingen wir in das Lokal, in der wir uns eine ganze Menge an Informationen erhofft hatten.

Erstaunlicherweise war hier heute ganz normaler Be-trieb. Eine Tafel wies die Gäste darauf hin, dass wir die traditionelle Spreewaldwoche hätten. Deshalb gilt in dieser Zeit die besondere Speisekarte. Und wie sollte es anders sein. Es gab Folienkartoffeln mit Frischkäse und Leinenöl, Bockwurst mit Kartoffelsalat und Schmalzbrote. Größer war die aktuelle Speisekarte nicht mehr. Uns war sofort klar. Es gab noch keinen Ersatzkoch und diese „hochwer-tigen“ Speisen konnte bestimmt jeder Aushilfskoch auf den Teller legen.

Wir suchten uns dieses Mal keinen Tisch. Stammgäste gab es in diesem auf Touristen ausgelegte Lokal nicht. Ge-meinsam setzten wir uns auf die Barhocker direkt in Höhe des Zapfhahnes. Erst sprachen wir unter uns. Mal tu-schelnd und mal in normaler Lautstärke redend, versuch-ten wir das Interesse des Wirtes zu erregen. Nach einer Weile versuchte er, sich in unser Gespräch zu integrieren.

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Uns interessierte, warum es plötzlich diese Woche der Spreewaldtraditionen geben würde. Am Vorabend, an dem es noch die ganz normale Speisekarte gab, war davon noch nichts zu lesen. Der Wirt beugte sich vor und verriet uns ganz leise, dass der Koch heute nicht zur Arbeit erschienen sei. Nachdem wir ihn beruhigten und mitteilten, dass er auch in der Zukunft nicht mit seinem Erscheinen rechnen müsse, sprachen wir über das Erlebte. Erst verriet ich, un-sere Entdeckung während der Kahnfahrt. Anschließend interessierten wir uns für den Streit des Vortages. Der Wirt war erschrocken. Damit war aus seiner Sicht nicht zu rech-nen. Der Koch war entgegen anderen Vertretern dieses Berufes sportlich und schlank. Herzprobleme waren dem Chef nicht bekannt. Beinahe hatten wir uns verraten. Aber wir hielten es zunächst für angebracht, ihn im Glauben ei-nes natürlichen Todes zu belassen.

Ich fragte nun direkt, ob er wisse, worüber gestern ge-stritten wurde. Ob der Herr schon öfters in diesem Lokal zu Gast gewesen ist. Aber es kam nur zweimal ein Nein aus seinem Mund. Dann wollten wir natürlich alles in Er-fahrung bringen, was der Wirt uns über seinen ehemaligen Koch zu berichten wusste. Streit mit anderen Gästen gab es nicht. Seit ungefähr zehn Jahren arbeitete er sehr zuver-lässig in seiner Küche. Vorher hatte der Koch angeblich in einem Fünfsternehotel in Hamburg gearbeitet. Wir redeten sehr lange mit ihm. Auch wollten wir wissen, mit wem aus der Küche er enger befreundet war. Als der Wirt plötzlich

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verstummte, hatten wir Angst nichts weiter in Erfahrung zu bringen. Da half es nur noch unseren sonst unter Ver-schluss gehaltenen Dienstausweises der Bundesbehörde, die einen ihrer drei Sitze in Berlin hat. Er nannte uns den Namen einer jungen Küchengehilfin. Wir hatten ihm zu-gesichert, den normalen Betrieb nicht zu stören und ganz dezent unsere Befragungen durchzuführen.

Uns kam die Idee, dass wir Sophie am nächsten Tag ei-nen Probearbeitstag in Küche machen lassen. Es geht be-sonders darum, dass die Gäste nichts mitbekommen.

Nach einem kleinen Spaziergang an der frischen Nacht-luft unter sternenklarem Himmel setzten wir uns mit Wein und Laptop ausgestattet kurz zusammen. Die nächsten Schritte mussten gut geplant werden. Als erstes ging eine Mail an Herrn Brenner. Er sollte wissen, dass die Auswer-tung der ihm zugesandten Fotos für uns sehr wichtig ist. Der Tod des Kochs wurde erwähnt. Auch die unprofessi-onelle Arbeit der Spreewaldpolizei, welche bestimmt ge-rade die Soko „Saure Gurke“ gründete, blieb nicht verschwiegen. Wir baten ihn, das Landeskriminalamt Brandenburgs zu informieren. Sie sollten von Herrn Bren-ner überzeugt werden, den Fall aus der Zuständigkeit der Revierpolizei Lübbenau zu nehmen. Entweder sollten die Beamten des LKA ermitteln oder uns komplett mit der Aufklärung des Todes beauftragen. Herr Brenner sollte de-nen unsere Handynummer und die ihm bekannte Emailadresse geben.

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Als nächstes beschlossen wir, Sophie mit einem kleinen digitalen Sprachrecorder auszustatten. Wer in der Küche arbeitet, hat wenig Zeit zum Telefonieren. Wir würden am frühen Nachmittag und noch einmal am Abend kommen, und unauffällig die Geräte tauschen. Damit könnten wir schon mit der Auswertung der ersten Aufzeichnungen be-ginnen, bevor sie am morgigen Tag Feierabend machen würde.

Auch mussten wir unser eigenes Büro im Altmühltal beauftragen, zwei Ermittlungsteams zusammenzustellen. Ein Ermittlerduo würden wir zu der Meldeadresse des Streitsüchtigen und das andere Ermittlerduo nach Ham-burg schicken. Die genauen Adressen könnten wir aber erst mitteilen, wenn Herr Brenner uns die angeforderten Informationen zur Verfügung gestellt hatte. Und der Er-mittlungsauftrag des Landeskriminalamtes fehlte uns zu diesem Zeitpunkt auch noch.

Es war eine sehr konspirative Unterhaltung. Wir waren so in unseren Gedankenströmen versunken, dass wir un-sere Müdigkeit verloren hatten. Die Uhr zeigte auf Mitter-nacht. Der Vollmond schien auf unseren Balkon. So einen romantischen Moment müsse man doch mit einer weiteren Flasche Wein in aller Ruhe genießen.

Den nächsten Morgen blieben wir etwas länger im Bett. Vor um neun würde keine Person in den Kriminalämtern seine grauen Zellen für eine Entscheidungsfindung bemü-hen. Bevor wir nicht die Informationen von Brenner und

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eine Zusage vom LKA hätten, wären bei uns die Hände gebunden. Bis jetzt war nur klar, dass Sophie spätestens halb elf ihre Arbeit als Küchenhilfe antreten würde.

Nach einem ausführlichen Frühstück und dem mor-gendlichen gemeinsamen Programm im Bad unseres Ho-telzimmers setzte ich mich mit Daniel auf den Balkon unseres Zimmers und wir ließen uns die Sonne aufs Ge-sicht scheinen. Sophie war bereits fertig für ihren ersten Arbeitstag. Doch lange sollten wir die Ruhe auf diesen be-quemen Sonnenliegen nicht genießen können. Mein Smartphone vibrierte. Es kam die erste Mail vom LKA Brandenburg. Eine Frau Lehmann stellte sich schriftlich bei uns vor. Sie ist zuständig für alle Kriminalfälle auf dem Gebiet des ehemaligen Bezirkes Cottbus. Wegen des Per-sonalmangels wäre sie sehr erfreut, wenn unser Team die kompletten Ermittlungen durchführen würde. Eventuell erforderliche Unterstützung würden wir allerdings jeder-zeit erhalten. Auch sämtliche erforderliche behördlichen Informationen würde sie für uns besorgen. Ich schickte ihr sofort unseren Ermittlungsvertrag mit einer Honorarta-belle und bat um digitale Signierung. Nach dessen Erhalt fing für uns die eigentliche Arbeit an. Die elektronische Nachricht des Herrn Brenner zu den Informationen über den Koch und dem Streithahn bekamen wir zeitnah.

Jetzt konnten wir unsere Teams losschicken. Team Eins musste nach Hamburg. Das Fünfsternehotel in dem Herr Alex Brenner als Koch tätig war, war die Pension „Onkel

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Otto“, dessen Kneipe den gleichen Namen trägt. Ganz in der Nähe der Landungsbrücken bereitete er aufwendige Speisen zu. Sie ähnelten dem vielfältigen Angebot der Spreewälder Traditionswoche. Was sie dort ermitteln müssten, sollten sie selbst dort flexibel je nach aktueller In-formationslage entscheiden. Hintergrundinformationen würde uns Herr Brenner noch von den Kollegen Hambur-ger Polizeiinspektion besorgen.

Das Team zwei müsse nach Goslar. Dort müssten sie alles über unseren Streithammel in Erfahrung bringen. Uns ist nur bekannt, dass er Rüdiger Müller heißt und in der Wallstraße 27 unweit vom Zinnfigurenmuseum wohnt. Im nahegelegenen Hubertushof haben wir dafür ein Doppel-zimmer gebucht.

Als die Aufgabenverteilung erledigt war, gingen Daniel und ich in der Sonne spazieren. Aber nur von der Ein-gangstür des Hotels bis zu unserem Maybach. So exklusiv gekleidet, wie wir waren, waren unsere Rollen wieder ein-mal schnell erkennbar. Mein Buttler öffnete mir die Tür, und half mir, auf meinen hinteren rechten Schlafsitz Platz zu nehmen. Ich sitze meistens hinten rechts. Auf den hin-teren Plätzen gibt es die ausklappbaren Tische, die mir eine gewisse Recherchearbeit während der Fahrten ermögli-chen. Auch ist die Lehne des Beifahrersitzes so einstellbar, dass mir ein freier Blick in Fahrtrichtung gewährleistet wird. Nachdem wir nun beide im Fahrzeug platzgenom-men hatten, fuhr uns Daniel zur Lübbenauer Revierpolizei.

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Wir zeigten der netten Polizeimeisterin am Begrü-ßungsschalter den Auftrag, der von Frau Lehmann unter-schrieben war. Danach ließen wir uns die Protokolle vom Vortag aushändigen und fragten nach der Adresse der für Lübbenau zuständigen Pathologie, in der noch in der Nacht die Leiche untersucht wurde.

Rasch verabschiedeten wir uns und fuhren zur medizi-nischen Universität Lausitz nach Cottbus in die Thiem-straße 111. Die zuständige Pathologin hatte von unserer Ankunft schon erfahren. Ohne Smalltalk kam sie direkt zur Sache. Am Oberkörper unterhalb des linken Oberarmes war ein riesiges Hämatom zu erkennen. Dieses muss kurz vor dem Tod entstanden sein. Das Ergebnis der Blutun-tersuchung erhielt die Pathologin, während sie uns noch andere Zufallsbefunde ihrer Untersuchung erklärte. Wäh-rend sie den Zettel mit den Laborergebnissen in der einen Hand hielt, griff sie mit der anderen Hand in die neben dem Drucker stehenden Keksdose. Sie bot uns auch an, die Köstlichkeiten ihres heimischen Backofens zu probie-ren. Allein der Gedanke, in diesen Räumlichkeiten mit dem gerade noch belegten Seziertisch Kekse zu genießen, ließ uns Gänsehaut wachsen. Lieber ließen wir uns das Proto-koll der Blutuntersuchung erläutern. Aus ihm ging hervor, dass bei unserem Herrn Winkler eine massive Unterzucke-rung festgestellt wurde, während der Langzeitwert stets im grünen Bereich lag. Andere Organstörungen waren nicht zu erkennen. Nachdem wir uns für die ausführliche

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Erläuterung ihrer Untersuchungen bedankt hatten, verlie-ßen wir das Institut.

Frau Lehmann vom LKA schrieben wir eine E-Mail. Uns drängte es nach Informationen über Alex Winkler. Sie sollte für uns über seine Krankenkasse den Namen des Hausarztes ermitteln. Auch brauchten wir seine letzten Meldeadressen, da wir erfahren hatten, dass der Koch schon mehrere Meldeadressen hatte, nachdem er von Hamburg weggezogen war.