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Es gibt in der Kriminalistik die verschiedensten Tatmotive. In diesem Band der Serie iSdS-Detektive haben wir spannende Fälle zu dem Tatmotiv Gier zusammengestellt. Auch bei den Beschreibungen dieser teilweise wieder einmal sehr schweren Ermittlungen haben wir natürlich auch ein Auge auf die verschiedenen Landschaften und Sehenswürdigkeiten geworfen. Und manchmal haben wir uns auch selbst etwas in Gefahr begeben. Wir ermittelten gegen Schutzgelderpresser, Raubkopierern von Werkzeugen und Autoersatzteilen und nicht zuletzt gegen einen Vertreter der Katholischen Universität. Die einen waren von der Gier gepackt, schnelles Geld zu verdienen, die anderen wollten an die Macht.
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Seitenzahl: 202
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Michael Peter
iSdS – Detektive
Band 2
GEFÄHRLICHE GIER
Kriminalroman
In diesem Buch:
Ein paar Worte zu Beginn
„Unfall“ in der Werkstatt
Die Schutzgeldmafia
Tödliche Kandidatur
Gedanken zum Schluss
Weitere Bücher und Serien
Serie 1: Im Schatten der Steine.
Serie 2: iSdS – Detektive
Als erstes möchte ich mich als Autor, Gründer und CEO der iSdS-Detektive bei dir lieber Leser für den Kauf dieses Buches bedanken. Aber ich möchte auch den Lesern, die nicht durch die andere Krimiserie „Im Schatten der Steine“ unsere Erfolgsgeschichte verfolgen konnten, meine Mitstreiter vorstellen.
Als erstes möchte ich Daniel Ivanova vorstellen. Einst war er einfacher angestellter Friseur. Später wechselte er in meine Ingolstädter Zentrale. Er arbeitete dort für mich als Hausmeister, Gärtner und Chauffeur. Nebenbei war er der Friseur für mich und meine Mitarbeiter. Durch einen Fall, den ich erst allein lösen wollte, musste er mir plötzlich bei den Ermittlungen helfen und so begann seine Laufbahn als Detektiv. Wenn wir unterwegs sind, ist er meistens der Fahrer. Seine speziellen Aufgaben sind der Fuhrpark und die Ermittlungstechnik. Auch pflegt er unseren Firmenserver und ist für die Computertechnik und deren aktuellen Stand zuständig.
Sophie Richter ist die dritte im Bunde der Detektive. Sie fing in meiner damals neu gegründeten Firma in Ingolstadt als Sekretärin an. Später stellte ich eine neue Verwaltungskraft und Empfangsdame ein. Sophie war seit diesem Zeitpunkt meine Hauswirtschafterin. Sie sorgte einfach für alles in meinem persönlichen Umfeld. Und auch bei meinen Ermittlungen nahm ich sie anfangs mit. Bis sie damals gemeinsam mit Daniel mich bei einem Fall im Elbsandsteingebirge unterstützen und detektivische Arbeit übernehmen musste. So begann ihre Laufbahn als Detektivin gemeinsam mit Daniel. Das war auch der Fall, der namensgebend für unsere Personenschutz- und Detektei werden sollte. Wir ermittelten im Schatten der Steine. Der Name iSdS-Detektive war geboren. Natürlich hat er aufgrund unserer europaweiten Ermittlungen und inzwischen weltweiten Berühmtheit auch eine andere Bedeutung. Internationaler Sicherheits- und DetektivService.
Daniela Lieblig (auch die Schreibweise Liebig ist bei ihrem Namen richtig) kam erst viel später zu uns. Wir wurden damals von der Salzburger Kriminalpolizei um Hilfe bei einer Vermisstensuche im Skigebiet Dachstein West gebeten. Sie wurde uns damals zur Seite gestellt, um uns Privatdetektive als ortskundige Beamtin zur Seite zu stehen. Auch in anderen Fällen im Alpenraum hatte sie mit uns gemeinsam ermittelt. Da sie in ihrer Dienststelle wegen ihrer sexuellen Orientierung gemobbt wurde und ihr für ihre berufliche Entwicklung nur Steine in den Weg gelegt wurden, wechselte sie später zu uns.
Ein paar Punkte muss ich noch zu den Berichten in diesem und den anderen Büchern unserer Kriminalberichte geben. Die beschriebenen Orte, die Unterkünfte und Restaurants, die Adressen der Behörden und auch der Tatorte sind tatsächlich vorhanden. Jeder wird sie in digitalen Karten wiederfinden. Die Namen der Opfer und Täter, der Beamten, Staatsanwälte und sonstige genannte Personen sind geändert/frei erfunden. Wenn also einer deiner Nachbarn oder Kollegen zufällig so heißt, ist er nicht der hier genannte Täter.
Nur der Werkstattmeister und sein Sohn wurden mit ihrem Einverständnis mit ihren echten Namen genannt, so wie wir auch unsere echten Namen als Detektive hier in unseren Veröffentlichungen erwähnen. Aber wir müssen zugeben, dass sich der erste Fall in diesem Buch nicht ganz so harmlos, wie wir ihn hier dargestellt hatten, abgespielt hatte.
In unseren Büchern schreiben wir nicht nur über Ermittlungen, die wir als iSdS-Detektive erfolgreich abgeschlossen hatten. Wir gehören zu den wenigen Vertretern unserer Zunft, die eine hundertprozentige Erfolgsquote vorweisen können. Das hat zum einem mit unserem eingespielten Team zu tun. Aber es liegt auch daran, dass wir die hohe Kunst der Deduktion, wie sie schon im vorletzten Jahrhundert von berühmten Detektiven entwickelt wurde, nicht nur nutzen, sondern deren Zuverlässigkeit auch mit der heutigen Technik insbesondere der künstlichen Intelligenz und modernster Auswertesoftware wie KIKEBE verfeinert haben.
Und so kann sich jetzt jeder Leser von unserer Arbeit überzeugen. Du kannst aber auch teilweise die Beschreibungen für einen kriminalistischen Wochenendausflug nutzen und die Orte des Geschehens besuchen. Auch von unserem Privatleben wirst du in unseren Büchern fast alles erfahren. Du musst nur die einzelnen Informationen der einzelnen Bücher zusammentragen.
Es war wieder einer der schönen Frühlingstage. Der letzte Schnee war längst geschmolzen. Überall in den Vorgärten und auch an so manchem Wegesrand blühten die Schneeglöckchen.
Wir spazierten öfters durch die Wälder des Elbsandsteingebirges. Auf die Steine wagten wir uns nicht. Öfters gab es noch Nachtfrost, sodass einzelne Stufen noch zu glatt sein könnten. Jedoch reichte es uns, endlich wieder im Freien mit leichter Kleidung zu spazieren. Die ersten Sonnenstrahlen wärmten uns bereits.
Unsere Büroarbeit (also die steuerliche Abrechnung des letzten Jahres und die chronologische Erfassung der einzelnen Fälle in Form von Kriminalromanen) war auch bereits erledigt. Das bedeutet, die steuerlichen Abrechnungen des letzten Kalenderjahres lagen bereits beim Finanzamt, die Protokolle der ganzen gelösten Fälle und anderer Einsätze des letzten Jahres wurden sortiert und katalogisiert. So konnten wir auf sie zurückgreifen, wenn es irgendwann mal an der Zeit sein würde, diese zu veröffentlichen. Nur unsere Urlaubsplanung hatten wir dieses Mal noch nicht begonnen. Keiner von uns hatte so richtige Vorstellungen, wo uns unsere Sommerreise dieses Jahr hinbringen würde. Ob Ostsee, Nordsee, Schwarzwald, Bayrischer Wald, Allgäu oder doch der Thüringer Wald wussten wir noch nicht. Nur eins war uns klar. Es musste auch dieses Jahr wieder ein Wanderurlaub werden.
Während wir so gelassen und frei von jeglicher geistigen Belastung durch die Natur schlenderten, ereilte uns ein Anruf. Die Nummer sollte mir bekannt vorkommen. Jedenfalls war die Vorwahl aus meiner ehemaligen Wahlheimat. Den Ort brauche ich hier nicht nennen, denn unsere treuen Leser wissen bereits aus den drei Büchern unserer ersten Serie und dem Buch, welches diese Buchserie eröffnete, welchen Ort im Schambachtal ich meine. Also ging ich ans Telefon. Es war die Frau des KFZ-Meisters Rainer Hammerer, der unsere Fahrzeuge immer perfekt gewartet hatte. Auch seine anderen Kunden waren mit ihm stets zufrieden. So sind viele Familien schon in der zweiten und einige schon in der dritten Generation bei ihm Kunde. Auch wenn es die Region ist, in der die meisten Fahrzeuge aus der Vierringemanufaktur stammten, so leistete er auch perfekten Service, wenn es um unsere Maybachs und unsere Opels ging. Jetzt wird bestimmt jeder Leser überrascht sein, dass auch Opel zu unserem Fuhrpark gehört. Aber gerade diese Fahrzeuge sind sportlich, zuverlässig und unauffällig. Mit unseren Astras und Insignias fahren wir gerne in unserer Freizeit, wenn wir nicht erkannt werden wollen. Aber das liegt auch daran, dass ich zu Beginn meiner Laufbahn mir keine anderen Fahrzeuge leisten wollte.
Nun zurück zum Anruf. Die Frau des Werkstattmeisters hatte uns angerufen, weil ihr Mann nach einem schweren „Arbeitsunfall“ im Koma liegen würde. Ihr Sohn wurde von der Polizei verdächtigt, ihn umbringen zu wollen. Jetzt bräuchte sie unsere Hilfe, um die Unschuld des Sohnes zu beweisen. Die Autowerkstatt ist die einzige Einnahmequelle der Familie. Solange der Sohn in Untersuchungshaft sein würde, wäre es rein wirtschaftlich ein Desaster für alle Angehörigen. Und wenn das Gerücht über diese Tat seine Runde unter den Kunden machen würde, die Auswirkungen will man sich nicht vorstellen.
Als erstes bat ich darum, dass die Frau Hammerer Ruhe bewahren möchte. Natürlich würden wir sofort unsere Sachen packen und zu ihr eilen. Wir könnten schon am nächsten Tag bei ihr sein.
Als nächstes rief ich in unserer Ingolstädter Zentrale an. Sie sollten den Rechtsanwalt des Sohnes der Familie Hammerer kontaktieren. Wir würden uns gerne mit ihm am Nachmittag des nächsten Tages treffen, um alle bekannten Fakten und die Einsicht in alle Akten der Polizeilichen Ermittlungen von ihm zu bekommen.
Während der Telefonate liefen wir natürlich schon zurück zu unserer Villa. Wir überlegten kurz, ob wir gleich losfahren sollten. Aber da sprach noch etwas dagegen. Es war bereits früher Nachmittag. Noch wurde es bereits zwischen neunzehn und zwanzig Uhr dunkel. Und zusätzlich war für den späten Nachmittag eine Schlechtwetterfront angekündigt, die von West nach Ost einmal über das ganze Land ziehen sollte. So entschieden wir doch in aller Ruhe unsere Sachen zu packen. Auch mussten wir mit unseren Angestellten noch klären, welche gestalterischen Maßnahmen dieses Jahr im Garten vollbracht werden müssten. So könnten sie während unserer Abwesenheit schon mit den ersten Arbeiten beginnen.
Am nächsten Morgen fuhren wir los. Wir nahmen unsere einfache Limousine. Da wir zur Not in Ingolstadt noch einen zweiten kompletten Fuhrpark zur Verfügung hatten, konnten wir so in unserem kleinen Maybach die Fahrt zum Ursprung meines detektivischen Daseins antreten. Auch wenn ich die Familie Hammerer seit vielen Jahren kenne, wollten wir die Fahrzeit nutzen, um alle möglichen Fakten über sie aus dem Internet zu gewinnen. Und ich wusste nicht, wieviel es da inzwischen gab, was an mir vorbeigegangen war. Dabei kannte ich Herrn und Frau Hammerer bereits, als ihre Kinder (Markus und seine Schwester) noch klein waren. So erfuhr ich, dass Rainer Hammerer seinen damals selbst entwickelten Zündkerzentester bereits patentieren ließ und ein Hersteller dieses Gerät auf seinen Namen vertreibt. Auch berät er inzwischen die Entwickler der verschiedensten Autohersteller, wenn es darum geht, die Fahrzeuge aus Sicht des Mechanikers so zu konstruieren, sodass die Wartungen und Reparaturen vereinfacht werden konnten.
Von seinem Sohn konnten wir erfahren, dass er kurz vor seiner Meisterprüfung stand. Er hatte damals in der Werkstatt seines Vaters den Beruf des Mechatronikers gelernt und sollte die Werkstatt später übernehmen.
Bei den ganzen Recherchen fiel uns gerade ein, dass unser Büro in Ingolstadt noch unser Gästehaus für unsere Ankunft vorbereiten musste. Daniela rief sofort unsere Sekretärin in der Zentrale an. Nicht auszudenken, wenn wir selbst noch alle erforderlichen Einkäufe, das Beziehen der Betten und all die anderen Kleinigkeiten erledigen müssten.
Am frühen Nachmittag trafen wir auf dem Gelände der Autowerkstatt am Ortsende von Altmannstein ein. Kurz sprachen wir mit Rainers Frau. Sie war noch immer ganz aufgebracht. Ihr Mann Rainer lag noch unverändert im Koma. Ihr Sohn Markus war zu Unrecht in Ingolstadt in Untersuchungshaft. Wir versuchten Rainers Frau zu beruhigen, jedenfalls so gut es auch nur irgendwie möglich war. Schließlich waren wir gekommen, um ihr und Markus zu helfen. Und wir würden jetzt auf alle Formalitäten verzichten. Wir bräuchten keinen offiziellen Ermittlungsauftrag von ihr. Auch den Honorarvertrag hielten wir nicht für so wichtig. Hier galt es, jemanden zu seinem Recht zu verhelfen.
Also fuhren wir kurz zu unserem Gästehaus. Packten unsere Sachen aus und fuhren sofort weiter nach Ingolstadt. Dort wollten wir Herrn Dr. Kleinlaut treffen. Er war der vom Staat beauftragte Pflichtverteidiger. Da die Familie Hammerer keinen festen Anwalt benennen konnte, wurde er vom Gericht beigeordnet.
Wir hatten uns zu einem kleinen Arbeitsessen in einem Café in der Harderstraße verabredet. Zufällig trafen wir alle gleichzeitig ein. Sicherlich waren wir noch von der Fahrt sehr erschöpft und hungrig. Doch eine Pause gönnten wir uns nicht. Nur unser Magen sollte etwas Nahrung bekommen, um wieder genug Energie für die nächsten Stunden zu tanken. Während wir also den Kaffee tranken und uns mit Wurstsemmeln stärkten, konnte uns Herr Dr. Kleinlaut mit all den Fakten füttern, die er über den Fall schon sammeln konnte. Und er gab uns auch zu verstehen, dass er nicht versteht, warum Frau Hammerer uns beauftragt hatte. Immerhin ist der Sohn sein Mandant. Und sowohl mit dem Sohn als auch mit ihm wurde das nicht abgesprochen. Er gab uns auch zu verstehen, dass er auf keinen Fall an der Schuld seines Mandanten zweifeln würde, denn er hegte auch keine Zweifel an den Ermittlungen der ihm bereits aus anderen Fällen bekannten Kriminalkommissare. Und wenn wir hier noch helfen wollten, sollten wir Markus dazu bringen, alles zu gestehen. Er sollte so schnell wie möglich seine Tat zugeben und alle Fakten nennen, die ihn zu dieser Tat getrieben hatten. Schließlich waren nur von ihm und seinem Vater Fingerabdrücke an der Steuerung der Hebebühne, mit welchem er unter ein Fahrzeug eingeklemmt wurde. Und ein Motiv sollte schnell gefunden sein. In den meisten Fällen wäre es wohl die Gier, weil der Nachwuchs nie schnell genug die Firma der Eltern übernehmen könnten.
Doch so einfach wollten wir uns nicht abspeisen lassen. Auch wenn die Unterlagen, die uns Herr Dr. Kleinlaut zeigte, diesen Schluss zulassen könnten, so kannte ich die Familie und deren Zusammenhalt ein bisschen besser als ein dahergelaufener und gelangweilter Rechtsanwalt. In dieser Familie wurde die Werkstatt nicht wegen dem Geld betrieben. Geld war hier nur der erfreuliche Nebeneffekt täglicher harter und ehrlicher Arbeit. In dieser Werkstatt arbeiteten alle wegen ihrer Faszination gegenüber der Automobilentwicklung. Hier wusste der Vater wie der Sohn alles über die Entwicklungen der einzelnen Fahrzeughersteller, die Entwicklungen der Fahrzeugtechnik und viele weitere Feinheiten. Sie waren so von ihrer Arbeit begeistert, das spürte sogar jeder Kunde. Und würde nicht Rainers Frau für ihren Mann und Sohn die Abrechnung machen, würden die Kunden manchmal ewig auf die Rechnung warten. Ihr Motto „Jedem Kunde muss zügig und fair geholfen werden“ war nicht nur ein Werbeslogan. Dieses Motto war und ist noch heute Programm.
Also sagten wir dem Herrn Rechtsanwalt, dass wir jetzt persönlich mit seinem Mandanten und mit den ermittelnden Beamten reden würden. Und solange wir nicht von der Schuld einer Person überzeugt sind, ist sie auch in unseren Augen unschuldig. Wir verabschiedeten uns höflich von ihm und gaben ihm auch zu verstehen, dass seine Anwesenheit bei den kommenden Gesprächen in unseren Augen nicht erforderlich sein würde.
Er konnte natürlich nicht wissen, dass wir Kontakte zur Kriminalpolizei Ingolstadt schon seit einigen Jahren hatten. Damals bei unserem Fall am Gardasee und unserem Fall, der sich im Gebiet von Sachsen und Bayern ereignete, hatten wir bereits beste Unterstützung von den erfahrenen Kriminalbeamten des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord erfahren.
Also gingen wir zum Polizeipräsidium von Ingolstadt. Wir erklärten unser Anliegen. Der Beamte, der am Empfangsschalter saß, war einer der helleren Geister. Als er unsere Namen hörte, wusste er sofort, wer wir waren. Und unverzüglich fragte er, wegen wem wir hier waren. Ob wir zum Wilderer oder zum Hammerer wollten. Oder ob wir doch zu einem seiner Kollegen ein Gespräch suchen würden. Wir sagten, dass wir Punkt zwei und drei in genau dieser Reihenfolge gerne abarbeiten würden. Und so ließen wir uns zu den Zellen für Untersuchungshäftlinge bringen. Wir sagten auch, dass wir nicht extra den Verhörraum bräuchten. Unser kurzes Gespräch würden wir auch in der Zelle durchführen können. Und so ließen wir uns die Zelle von Markus öffnen.
Verwundert blickte er zu uns. Von seiner Mutter hatte er schon gestern Abend erfahren, dass wir uns um seinen Fall kümmern würden. Aber dass wir schon sechsundzwanzig Stunden nach ihrem Anruf mit ihm persönlich sprechen würden, das hätte er sich nie träumen lassen. Wir hatten nicht viele Fragen. Und ich musste ihm auch nicht sagen, dass er auf jeden Fall ehrlich antworten müsste. Zum einen war Markus von Natur aus ein sehr ehrlicher Mensch. Zum anderen waren wir unter uns. Kein Polizist, kein Staatsanwalt und auch kein anderer war mit uns in seiner Zelle. Und er sagte uns, was wir uns schon dachten. Er war unschuldig. Zum Zeitpunkt als dieses geschah, war er nicht einmal auf dem Gelände der Werkstatt. Er war gerade mit einem Kundenfahrzeug (einem schwarzen RS6 mit grünen Schonbezügen) auf Probefahrt, weil er ein Geräusch überprüfen musste. Und er wüsste auch nicht, wer es hätte machen sollen. Ich fragte ihn, wer die Steuerung der Hebebühne betätigte, um das Fahrzeug anzuheben, unter dem sein Vater nach dem Unfall gefunden wurde. Dieses tat Markus. Er wollte auch das Fahrzeug reparieren. Aber da kam der besagte Kunde mit dem bestimmten Fahrgeräusch dazwischen. Sein Vater konnte die Probefahrt nicht machen. Wegen seiner Mittelohrentzündung hätte er das Geräusch nie einordnen können. Diese Aussage glaubten wir ihm sofort. Nun sollte er uns noch erklären, welche Sicherheitsmechanismen es an einer Hebebühne gibt, damit diese auch bei einem technischen Defekt oder Stromausfall oben bleibt. Daniel notierte alles fleißig, damit wir uns nicht alle Details merken mussten. Eine kleine technische Skizze gab uns Markus auch noch mit.
Für uns vier war natürlich klar, dass der Sohn von Rainer Hammerer unschuldig war. Am liebsten würden wir Markus gleich mitnehmen. Aber leider lässt es die Justiz nicht zu. Wir mussten bei der Polizei nur aus dem einen Dienstgebäude über den Zentralen Omnibusbahnhof in das Nebengebäude gehen. Dort trafen wir die verantwortlichen Kommissare, die in diesem Fall ermittelten. Für unser kurzes Gespräch nahm sich der Herr Oberkommissar Walter Imprudentia Zeit. Jedenfalls dachte er, dass es sich um ein kurzes Gespräch handeln würde. Er ahnte allerdings nicht, dass wir auch den zuständigen Staatsanwalt bereits informiert hatten. Herr Dr. Scientia, ein Mann mittleren Alters, der aus Italien stammte und nach seinem Jurastudium in Bayern geblieben ist, gesellte sich zu uns.
Und dann holten wir sehr weit aus. Ich erzählte von der Zeit, seit der ich Familie Hammerer kannte. Von der ordentlichen und gewissenhaften Arbeit, den ehrlichen Rechnungen und dem mir bekannten stets harmonischen Familienzusammenleben. Nie konnte man auch nur gewisse Unstimmigkeiten mitbekommen. Und so wäre es undenkbar, dass auch im Streit, welcher natürlich arbeitsbedingt bestimmt selbst bei dieser Familie mal vorkommen könnte, einer gegenüber dem anderen handgreiflich werden könnte. Auch das Alibi von Markus wäre bestimmt bei gründlicher und intensiver Recherche irgendwie beweisbar. Selbst wenn er gerade mit einem Auto eines Kunden eine Probefahrt gemacht hatte, und der Kunde das erste Mal die Werkstatt besuchte. Wir müssten nur den Kunden, dessen Namen uns Markus nicht nennen konnte, ausfindig machen. Was wir wussten, er fuhr einen schwarzen Audi RS6 mit vielen Chromverzierungen, Panoramadach und verchromten Speichenfelgen. Und das war gar kein schlechter Anhaltspunkt. Wir konnten den Staatsanwalt davon überzeugen, die Anklage zurückzuhalten. Im Gegenzug gab er uns genau vierzehn Tage, um nicht nur die Unschuld des verdächtigen Markus nachzuweisen, wir müssten auch einen Täter präsentieren können. Eigentlich müsste es aber reichen, wenn wir entweder das Alibi nachweisen könnten oder von einem anderen Tatverdächtigen das Motiv oder einen anderen Täter direkt nennen könnten. Wir willigten ein. Und da wir nachweisen konnten, dass keine Fluchtgefahr bestehen würde, durfte Markus bis zu einer eventuellen Verhandlung nach Hause. Immerhin würde es der Staatskasse zu teuer werden, einen eventuellen Verdienstausfall der Werkstatt ausgleichen zu müssen.
Nun war es inzwischen Dienstagabend. Wir gingen mit dem Staatsanwalt direkt zum ersten Dienstgebäude und holten Markus ab. Er war sehr überrascht. Nie hätte er gedacht, so schnell wieder auf freiem Fuß zu sein. Allerdings durfte er nur direkt nach Hause und das Wohnhaus nur verlassen, um direkt zur Werkstatt zu gehen. Ein Fahrzeug durfte er nicht besteigen. Ihm wurden elektronische Fußfesseln angelegt. Wir hatten genau eine Stunde Zeit, um Markus nach Altmannstein zu bringen. Danach würden die Fesseln aktiviert und sein Standort und die Geschwindigkeit seiner Bewegungen erfasst werden.
Daniel musste leider zweimal fahren. Wir waren schließlich mir der S-Klasse unterwegs. Maybach hat nur vier Sitzplätze. Und wir Detektive waren schon vier. Wir ließen beide Mädels zurück. Sie fuhren ins Klinikum. Dort sollte die Pathologin die Spuren am Körper von Rainer Hammerer noch einmal genau untersuchen. Wir wollten wissen, ob jede Verletzung von dem Unfall von der Hebebühne stammen konnte. Auch brauchten wir eine genaue Vermessung aller gesichteten Verletzungen, die Röntgenaufnahmen und seine zur Tatzeit getragene äußere Bekleidung.
Als wir mit Markus an der Kfz-Werkstatt angekommen waren, betraten wir diese. Jedoch sollte Markus anfangs in der Tür stehen bleiben. Er sollte von außen sagen, ob etwas nicht stimmte. Natürlich musste er genau hinschauen. Die Rettungskräfte und auch die Polizeibeamten hatten Spuren hinterlassen. Eine Untersuchung durch einen Sachverständigen hatte auch etwas am gewohnten Bild der Technik von der Hebebühne verändert.
Es dauerte eine ganze Weile. Dann sollte er von einer anderen Ecke der Halle zu der Bühne schauen. Er sollte alles genau anschauen. In der Zwischenzeit gab es eine Abfolge von Piep Geräuschen. Seine Fußfessel war automatisch scharf gestellt worden. Markus konnte nichts Verdächtiges an der Hebebühne oder dem Rast der Werkstatthalle erkennen. Dann war Daniel auch mit unseren beiden Mädels aus Ingolstadt zurück. Wir konnten die Objektscanner aufstellen und die Werkstatt mit vier Scannern digitalisieren. So konnten wir zum einen auch während der Ermittlungen uns noch einmal den aktuellen Zustand der Werkstatt anschauen. Zum anderen könnte auch Rainer nach seinem Erwachen auf die dreidimensionale Darstellung seiner Werkstatt schauen, ob er etwas Verdächtiges feststellen kann. Danach konnte Markus endlich alles anfassen und aus der Nähe begutachten. An den Sicherungselementen der Hebebühne könnte etwas manipuliert worden sein. Das konnten wir dann auch aus der Nähe erkennen. Allerdings mussten wir noch den Sachverständigen erreichen, der nach dem Unfall das erste Gutachten erstellt hatte. Wir brauchten seine Fotos und auch sollte er sich alles anschauen, um zu sagen, welche Spuren von seinen Untersuchungen stammten. Wir konnten ihn telefonisch erreichen. Er würde am nächsten Morgen vor seinen anderen Terminen zu uns kommen. Und so verabredeten wir uns zu der von ihm gewünschten Zeit – sieben Uhr am Morgen. Wir verließen die Werkstatt. Damit Markus einen Nachweis hatte, in der kommenden Nacht nichts verändern zu haben, versiegelten wir das Hallentor mit unseren eigenen Etiketten, nachdem das Tor abgeschlossen wurde. Andere von außen zu öffnende Eingänge hat diese Werkstatt nicht.
In unserem Gästehaus angekommen, setzten wir uns ins Kaminzimmer der ersten Etage. Gemeinsam schauten wir uns alle Unterlagen der polizeilichen Ermittlungen, die Berichte der Pathologie, die Kleidung des Unfallopfers und die Aufzeichnung unserer Raumscanner an. Uns wurde klar, dass wir nichts in der Hand hätten, was die Unschuld von Markus beweisen würde. Wenn wir doch wenigstens mit Markus durch die Gegend fahren dürften, um per Zufall diesen auffälligen Audi wiederzufinden. Da es schon spät war, beschlossen wir ins Land der Träume zu verschwinden.
Die Nacht war vorbei. Und uns wurde etwas so richtig bewusst. Ab heute früh beginnen die vierzehn Tage zu zählen. Es war bereits dreißig Minuten nach fünf Uhr. Schnell machten wir uns unter der Dusche frisch. Sophie eilte zum Bäcker, der hinter der Schambachbrücke war. Da es eine sehr kühle Nacht war, konnten wir nicht auf der Sonnenterrasse frühstücken. Fünfzehn Minuten vor sieben Uhr fuhren wir zur Werkstatt von Markus und Rainer. Wir wollten unbedingt pünktlich sein, damit der Gutachter nicht auf uns warten musste.
Mit Markus öffneten wir die Werkstatthalle und schalteten das Licht an. Dann kam auch schon ein Fahrzeug der Dekra vor die Halle gefahren. Es stellte sich uns ein Herr Diplomingenieur Martin Freisig vor. Schnell machten wir uns untereinander bekannt. Herr Freisig erklärte uns schnell, was er bei seinen ersten Untersuchungen feststellen konnte. An der Hebebühne wurde manipuliert. Diese hätte wegen der verschiedensten Sicherheitsmechanismen gar nicht von selbst herunterfahren dürfen. Auch wäre es unmöglich, dass ein wichtiges Teil abbricht, und die Hebebühnenarme schnell herabstürzen könnten. Er erklärte uns, dass besonders eine Tatsache an dieser Hebebühne verdächtig war. Das Typenschild dieser inzwischen in die Jahre gekommenen Anlage war festgeklebt. Schon zur Zeit der Erfindung von Autos wurden Typenschilder mit Kerbnägeln oder bei kleinen Firmen mit Blindnieten befestigt. Aber ansonsten war da optisch nichts Auffälliges zu sehen gewesen. Eine Funktionsprobe hatte er erfolgreich durchgeführt. Deshalb kam er zu dem Entschluss, dass die Hebebühne mit dem schweren Fahrzeug bewusst abgesenkt wurde. (Wir können hier leider das betroffene Fahrzeug nicht nennen. Es ist ein besonderes Unikat. Seine Bekanntheit würde automatisch den Besitzer verraten. Und seine Ruhe und Privatsphäre wäre damit nicht mehr gewährleistet.)
Nur wäre sie normal gesenkt worden, hätte Rainer noch hervorkommen können, wenn er bei vollem Bewusstsein gewesen wäre. Also müssen wir jetzt feststellen, ob die Platzwunde am Kopf von einem Sturz oder einem Schlag verursacht wurde. Also ob er zum Zeitpunkt des Absenkens bei vollem Bewusstsein war oder nicht.
Wir bedankten uns bei Herrn Freisig für seine sehr informativen Ausführungen hinsichtlich seiner Beobachtungen sowie technischen Erläuterungen und die anschließende geduldigen Beantwortung unserer meist nicht logisch klingenden Fragen. Er hatte uns auch einen eventuell besonders wichtigen Fakt genannt, der uns während der weiteren Ermittlungen in diesem Fall wachrütteln sollte. Die Befestigung des Typenschildes mussten wir im Hinterkopf behalten.