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Mein Team wächst schon ab dem ersten Fall. Wir lösen spannende Fälle von Immobilienhandel der besonderen Art, Diebstahl, Entführung, Militärspionage und Finanzbetrug. Aber nicht nur die spannenden Fälle sind es wert dieses Buch zu lesen. Auch die genaue Beschreibung der Landschaften, Orte machen die realistischen Fälle Lesenswert. Gestartet hatte ich mit einer kleinen Detektei im Naturpark Altmühltal. Schon schnell brauchte ich eine neue Zentrale, welche ich in der Villengegend von Ingolstadt eröffnete. Bei unserem ersten größeren Fall in der sächsischen Schweiz verliebten wir uns in die Gegend und gründeten einen zweiten Firmensitz. Es gibt die verschiedensten Gründe, einen Detektiv zu beauftragen. Wir nehmen allerdings nur noch die wirklich spannenden Aufträge an. Und die spannendeten Fälle veröffentlichen wir in unseren Büchern. Weitere Informationen gibt es stets auf unserer Homepage: iSdS-Detektive.de
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Seitenzahl: 177
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Michael Peter
Im Schatten der Steine
Band1:
Neue
Kriminalfälle
aus Sachsen und Bayern
©2025, Michael Peter, Altmannstein
Satz und Layout: Michael Peter
Druck: epubli.de
Fotos: Michael Peter
2.Auflage 2025
www.isds-detektive.de
Michael Peter
Im Schatten der Steine:
Band 1:
Neue Kriminalfälle aus Sachsen und Bayern
Eine Observation führt zu einem neuen Firmensitz . 5
Vom Überfall zur Spionage mit Entführung ........... 54
Der tierische Dieb .................................................... 88
Geld regiert die Welt oder verdirbt den Charakter102
Ein Wort zum Schluss ............................................ 149
Eine Observation führt zu einem neuen Firmensitz
Ein langer und verschneiter Winter mit vielen eisi-
gen Wochen lag hinter uns. So war es nicht weniger er-staunlich, dass die wärmende Sonne die Menschen scharenweise an die frische Luft lockte. Ich sitze auf einer Bank und beobachte die spazierenden Grüppchen. Es ist so schön, endlich wieder in der Natur den Gedanken freien Lauf lassen zu können. Die ersten Frühblüher ver-zieren die Rabatten im Park. Der große Teich ist schon komplett aufgetaut und man kann die Goldfische be-obachten.
Im Winter hatte ich ein paar interessante Fälle, bei
denen mich das Bundeskriminalamt um Hilfe gebeten hatte. Durch unsere gründliche und erfolgsorientierte Er-mittlungsarbeit hatte meine Firma einen sehr guten Ruf bei den Behörden auf Landes- und Bundesebene. Selbst über die Landesgrenzen hinaus war unser Name schon sehr bekannt. Deshalb gab es auch schon seit ein paar Jahren vereinzelte Aufträge, die mich aus unseren Nach-barländern ereilten. Von der Ermittlungsarbeit und den anderen Geschäftszweigen können meine Mitarbeiter und persönlichen Hausangestellten genauso gut leben, wie ich es selbst mache. Nicht nur die Anzahl der Mitarbeiter ist in den letzten Jahren gewachsen. Auch die technische Ausstattung wird ständig auf den modernsten Stand der Technik gehalten und stets erweitert. Neben einer Sekre-tärin arbeiten zehn Angestellte für den Personenschutz für mich und vier Mitarbeiter, die mir bei meinen Ermitt-lungen helfen. Wobei jeder aber auch die Tätigkeit des anderen Geschäftsfeldes beherrscht.
Das Büro und die Geschäftsräume befinden sich im
Erdgeschoss meiner Villa. Für den Fuhrpark und die Autos der Mitarbeiter gibt es eine große Tiefgarage. Der Firmensitz be-findet sich in einer noblen Wohngegend. Da wollen wir uns nach außen dezent einfügen.
In den Jahren habe ich aber auch ein sehr vertrautes
Verhältnis zu meinem Friseur Daniel und meiner Haushälterin Sophie aufgebaut. Daniel ist jetzt nicht nur mein persönlicher Friseur. Inzwischen betätigte er sich auch als Buttler, Chauf-feur. Jedenfalls waren das laut offiziellem Arbeitsvertrag seine Tätigkeiten. Sophies Aufgabe war es nicht nur im Haushalt die Aufgaben meiner zwei Dienstmädchen zu kontrollieren. Sie war gemeinsam mit Daniel auch meine Reisebegleitung. Wenn meine Sekretärin Urlaub hatte, wurde diese von Sophie vertre-ten.
Langsam ging die Sonne unter. Ich ging wieder zu
meiner Villa zurück. Meine Angestellten waren mit der Pflege der Ausrüstung fertig und bereiteten sich auf ihren Feierabend vor. Ich habe das besondere Glück, dass jeder Mitarbeiter seine Routineaufgaben kennt. So läuft der normale Alltag in meiner kleinen Firma fast automatisch. Nur wenn neue Auf-träge unser Büro ereilen, verteile ich die Aufgaben. Besonders interessante Aufgaben, die meinen Spürsinn fordern, über-nehme ich noch selbst. Auch wenn äußerste Diskretion
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erforderlich ist, fühle ich mich davon angezogen. Natürlich vertraue ich meinen Angestellten blind. Sie würden niemals ih-ren Arbeitsplatz riskieren. Ich zahle nicht umsonst das dop-pelte des normalen Gehaltes. Von jedem Auftrag wird die Hälfte des Gewinns als Rücklage gespart. Der Rest wird an alle Angestellten zu gleichen Teilen ausgezahlt. Deswegen sind sie nicht nur hochmotiviert. Auch gehen sie oft an ihre Belas-tungsgrenzen.
Ich verabschiedete sie in den Feierabend. So wie es je-
den Tag üblich ist, wollte ich nur kurz in mein Büro, um die Sekretärin in ihren verdienten Feierabend zu schicken. Beim Betreten des Vorzimmers kam sie aufgeregt auf mich zu. Die gute Seele zeigte auf mein Arbeitszimmer und fragte, ob ich mit meinem Besuch Kaffee oder Tee trinken möchte. Fragend richtete ich meine Blicke auf sie. Meine Vorzimmerdame sagte mir, dass ein Beamter des Landeskriminalamtes auf mich war-ten würde. Ich entschied mich für einen englischen Schwarztee mit Milch und Kandiszucker.
Sicherlich kann mich meine Sekretärin immer errei-
chen. Aber wenn ich im Park meine Ruhe will oder gerade an einem interessanten Fall arbeite, ruft sie mich nur im Notfall an. Wenn Vertreter von ermittelnden Behörden kommen, sol-len diese ruhig etwas warten. So wirke ich selbst beschäftigt und sie haben noch einmal die Ruhe über alles nachzudenken und ihre Informationen zu sortieren.
Ich trug ihr auf, dass mein Buttler den Tee servieren
soll. Etwas Stil muss sein. Und so konnte Daniel sich auch ein Bild von unserem Auftraggeber machen. Daniel spielt die Rolle
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des Buttlers perfekt. Nicht nur die Kleidung auch die Mimik und Gestik passen wie die Faust aufs Auge.
Als ich dann langsam mein Arbeitszimmer betrat, sah
ich auf einen sehr unruhigen Herrn, der nervös am Fenster stand. Ich schaute ihn mir an. Man könnte meinen, dass unsere Beamten immer mehr unterbezahlt sind. Er muss zwar nicht im schwarzen Zwirn auftreten. Aber etwas ordentliche Klei-dung könnte man schon erwarten. Er saß da, und war wie die Dorfjugend gekleidet. Auch farblich war nichts passend. Ich dagegen trete immer mit einem Anzug und edlem weißem Hemd auf. Jedenfalls tätige ich so meine Auftritte in der Öf-fentlichkeit und im Büro. Aber genug von den Äußerlichkei-ten.
Nach ein paar Worten der Begrüßung und der Be-
kanntmachung kam Daniel mit dem Tee. Ich sagte ihm kurz, dass mein Gegenüber der Herr Kirchenbauer vom LKA aus Leipzig ist und wir uns gemeinsam sein Anliegen anhören wer-den. Jetzt wurde dem Gast klar, warum in meinem Büro am Rand noch ein kleiner Arbeitstisch stand. Dort nahm mein Freund Platz, öffnete sein Laptop und begann mit den Noti-zen. Er beherrscht dermaßen das Zehnfingersystem. Selbst Stenografie geht nicht schneller. Ich kann so mit den Klienten ungestört reden. Die Informationen kann danach jeder von uns auf seinem mobilen Gerät lesen und ergänzen.
Das, was der Beamte uns zu erzählen hatte, klang
höchst geheimnisvoll. Bekannt war bis jetzt nur, dass ein Herr Schwarzhuber das Interesse der Geheimdienste geweckt hat. Er wurde schon paar Wochen beobachtet. Aber Observation und auch das Abhören seines Telefons brachten nicht die
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erforderlichen Informationen. Jedem war klar, dass es nicht mit rechten Dingen zugehen würde. Nur nachweisen ließ sich bei ihm nichts. Da sollten wir einen Weg finden. Herr Kir-chenbauer teilte uns noch mit, in welcher Gegend er sich am meisten aufhalten würde. Auch ist bekannt, dass er sich sehr oft mit einem Herrn aus Gorisch treffen würde. Aber seine Identität konnte noch nicht sicher geklärt werden. Herr Kir-chenbauer wollte uns noch den vermutlichen Namen des zwei-ten Herren nennen. Aber uns interessieren keine Vermutungen. Fakten und Motive sind es, die wir sammeln und mit Hilfe unseres Talentes der Deduktion zum Aufklären unserer Fälle nutzen. Wir ließen uns noch bekannte Kennzei-chen und Fahrzeuginformationen geben. Mehr Informationen gab es nicht. Nichts Genaues weiß man nicht. Ich frage mich nur, warum diese Beamten von unseren Steuergeldern finan-ziert werden. Immerhin müssen diese doch etwas Ahnung von der Observation und dem Sammeln von Informationen besit-zen. Als ich erfuhr, dass ein hoher Beamter des Innenministeri-ums von Sachsen schon spurlos verschwunden war, kam langsam in mir das Gefühl von Neugier auf. Ich nahm ein For-mular aus meiner Ablage. Es war der Ermittlungsvertrag. Das Honorar ist nie Grundlage für Verhandlungen. Mir geht es in diesem Vertrag um die Befugnisse und rechtliche Absicherung. Mir soll es immer freigestellt sein, weitere Behörden mit an Bord der Ermittlungen zu holen. Auch muss sichergestellt wer-den, dass keine juristischen Folgen drohen, falls ich die rechtli-chen Möglichkeiten mal etwas mehr für meine Sache auslege. Wir legten außerdem noch fest, dass uns alle neuesten Infor-mationen zu diesem Fall sofort mitgeteilt werden. Die Zeit war
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rasend schnell vergangen. Am Ende der Unterhaltung zeigte die Uhr schon fast auf Mitternacht. Also empfahlen wir Herrn Kirchenbauer eine Pension am Ende unserer Straße und wünschten ihm eine gute Nacht. Ich schloss das Arbeitszim-mer ab und wir gingen gemeinsam ins Kaminzimmer. Dort wartete Sophie noch immer mit unserem Abendessen. Jeden Abend speisen wir zu dritt. Die anderen Hausangestellten wa-ren schon auf ihre Zimmer gegangen. Per SMS wurden sie von Daniel informiert, dass wir unser Frühstück morgen ein paar Stunden früher als normal einnehmen möchten. Danach wurde auch Sophie in unseren neuen Fall mit den uns bekannten In-formationen eingeweiht. So wurde aus unserer abendlichen ku-linarischen Beschäftigung mal wieder ein Arbeitsessen. Gemeinsam entschieden wir, wie die Herangehensweise in die-sem Fall aussehen sollte. Es war nicht viel bekannt. Wir wuss-ten, es geht ins Elbsandsteingebirge. Irgendwo zwischen Gohrisch und Cunnersdorf sollte die Lösung zu finden sein. Ein Herr (von) Winkelhofer war schon bekannt. Seine Melde-adresse hatten wir. Allerdings war auch bekannt, dass er dort nie anzutreffen ist.
Über ein Buchungsportal im Internet hatte Sophie in
Cunnersdorf das Bienenhaus gefunden. Das ist ein kleiner Bungalow für Selbstversorger. Es war die einzige Möglichkeit, für den nächsten Tag schon eine Übernachtung für uns drei zu haben. Wir packten noch unsere Koffer. Keiner wusste, wie lange wir unterwegs sein würden. Also packten wir unsere Koffer für die nächsten drei Wochen. Das klingt viel, ist es aber nicht. Es sind sehr viele Sachen. Zu den Kleidungsstü-cken gehören Outdoorkleidung und edle Anzüge und Kleider,
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Badesachen und Freizeitkleidung, dünne Kleidung für som-merliches Wetter aber auch Regenkleidung. Da sind es so schon für jeden von uns zwei Koffer. Dazu kommen die Büro- und Überwachungstechnik ebenso wie Campingausrüstung für eventuelle Observationen. Kurz gesagt, wir packten Kleidung und Ausstattung für wirklich alle Eventualitäten. Es sollte nicht vergessen werden, dass das Ermittlungsgebiet einige Stunden von unserem Firmensitz entfernt liegt. Als alle Sachen gepackt und die Vollständigkeit überprüft war, legten wir uns für eine letzte Nacht in unsere eigenen Betten.
Früh um drei klingelte der Wecker. Gefühlt war es
eine viel zu kurze Nacht. Um vier sollten unsere Hausmädchen das Frühstück im kleinen Salon bereitstellen. Die Stunde nutz-ten wir für eine ausgiebige Dusche, und um das Gepäck in die Autos zu verladen. Da es in das hügelige Elbsandsteingebirge gehen würde, fiel die Fahrzeugwahl auf den Vito mit Allradan-trieb und den GLS600. Ich brauche wohl nicht erwähnen, dass beide Fahrzeuge mit der modernsten Technik für Kommuni-kation und Unterhaltung als auch sehr bequem ausgestattet sind. In beiden Fahrzeugen kann man ewig sitzen, ohne Hal-tungsschäden zu bekommen. Dank der Schlafsitze ist auch eine längere Schlafpause möglich.
Während des Frühstücks sahen wir uns noch einmal
die Landkarte an. Wir mussten die Ortsnahmen der näheren Umgebung möglichst auswendig lernen. Auch war es wichtig zu wissen, an welchen Stellen der Elbe es Brücken und Fähren gab.
Pünktlich um fünf Uhr ging es los. Draußen war es
noch dunkel. Die Morgendämmerung würde aber beginnen,
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bevor wir das Altmühltal verlassen würden. Sophie fuhr im Vito voraus. Daniel spielte die Rolle meines Chauffeurs. Wir sorgten dafür, dass wir während der Fahrt nicht gemeinsam ge-sehen wurden. Deshalb fuhr Sophie eine andere Strecke. Beim Frühstück sprachen meine zwei Begleiter untereinander ab, wer welche Route nehmen würde. Auf dem Parkplatz der Fes-tung Königstein würden wir uns wieder treffen. Dort habe ich den VIP-Parkplatz direkt vor den Fahrstühlen der Festung für uns reservieren lassen. Da auf diesen Flächen regelmäßig die Fahrzeuge der Landesregierung und die edlen Fahrzeuge von Konzernchefs parken, würden wir mit unseren Fahrzeugen dort nicht auffallen. Und wir mussten uns nicht erst auf dem normalen Parkplatz suchen.
Die Uhr zeigte zwölf Uhr. Langsam wurde es mal wie-
der Zeit, etwas Zeit für die Nahrungsaufnahme zu investieren. Obwohl Daniel nicht gerade langsam fährt, war Sophie wieder einmal trotz ihrer längeren Strecke vor uns da. Nächstes Jahr werde ich sie mal bei der Formel Eins anmelden, dachte ich mir nur so zum Scherz. Gemeinsam bestiegen wir den Fahr-stuhl und fuhren hoch auf die Festung. Zuerst wurde das Er-lebnisrestaurant „In den Kasematten“ angesteuert. So eine Bedienung hatte ich lange nicht mehr erlebt. Sie hätte auch Fri-seur werden können. Was sie in der kurzen Zeit alles so gere-det hatte. Wir konnten zwar nicht in Ruhe unser Mittag genießen. Aber Informationen über Land und Leute waren schnell gesammelt, ohne eine Frage stellen zu müssen. Es konnte uns bestimmt weiterhelfen, wenn wir viel über die all-gemeinen Gewohnheiten der „Ureinwohner“ dieser land-schaftlich besonders sehenswerten Gegend erfahren würden.
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Allein wegen dem Dialekt würden wir zwar niemals als einhei-mische durchgehen. Aber wir würden vielleicht ihre Mentalität verstehen können. Nachdem wir uns den Magen gefüllt hatten, gingen wir noch eine Runde an der Festungsmauer entlang. Es war klare Sicht. Wir sahen die vielen Steine des Elbsandstein-gebirges. Auch sahen wir den Verlauf der Elbe, auf der meh-rere Ausflugsschiffe zu beobachten waren. In der Ferne landete ein Flugzeug auf dem Dresdner Flughafen. Dann gin-gen wir zur Ostseite. Mit Hilfe des Kompasses von meinem IPhone bestimmten wir die Richtung in der Cunnersdorf und Gohrisch liegen müssen. Wir schauten uns auch an, wo welche Erhebung liegt. Da gibt es so einige Steine. Nur so als Infor-mation für die Leser, die das Elbsandsteingebirge nicht so ge-nau kennen. Steine nennt man die quaderförmigen Felsberge. Sie sind meist nur durch anstrengende steile Pfade zu erzwin-gen. Neben diesen Tafelbergen gibt es natürlich auch noch an-dere Felsformationen. Zu denen die Bastei mit deren Umfeld und Schrammsteine gehören. Unsere Ermittlungen der nächs-ten Zeit würden also im Schatten der Steine stattfinden.
Da es inzwischen fünfzehnmal an der Kirchturmglo-
cke geläutet hatte, tranken wir auch noch einen schnellen Kaf-fee auf der Festung. Anschließend ging es zügig zu unseren Autos und wir fuhren direkt nach Cunnersdorf zu unserer Un-terkunft.
Vom Bungalow, der ein ausgebautes ehemaliges Bie-
nenhaus ist, waren wir drei positiv überrascht. Auch wenn wir auf der Buchungsseite schon Fotos gesehen hatten. In der Rea-lität war diese Unterkunft noch viel schöner. Im Eingangsbe-reich ist gleich die Küche mit Spüle integriert. Anschließend
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gelangt man direkt ins Schlafzimmer, von dem es geradezu ins Bad mit großer Dusche und nach links ins große Wohnzimmer mit fast bodenhohen Fenstern. Dank der Fenster auf allen drei Außenseiten bietet das Wohnzimmer einen perfekten Blick auf die Umgebung. Im Wohnzimmer sind ein Esstisch, Fernseher, Schlafcouch und ein Regal mit ein paar Büchern und verschie-denen Brettspielen. Das Bienenhaus befindet sich am oberen Ende des Hanggrundstückes.
Den restlichen Nachmittag waren wir damit beschäf-
tigt, unser Gepäck in den Bungalow zu schaffen und unser mobiles Büro einzurichten. Jedenfalls war das die Beschäfti-gung für Sophie und Daniel. Ich fand es interessanter, mit dem Vermieter und seiner Frau über den Ort und seine Einwohner zu reden. So konnte ich viel über die direkte Nachbarschaft er-fahren. Auch erfuhr ich, wer in letzter Zeit hier gestorben ist und wer hier erst seit kurzem sein Domizil bezogen hat. Nach dem kleinen Kaffeekränzchen wollte ich zu Fuß den Ort er-kunden. Der Vater des Vermieters wohnt noch mit auf dem Grundstück. So wohnen gleich drei Generationen unter einem Dach. Es ist also immer jemand zuhause und kann sich um die kleinen Kinder kümmern. Jedenfalls hat der alte Herr mir den Ort gezeigt. Aus Dankbarkeit habe ich den eigentlichen Sinn seiner „Stadtführung“ verstanden. So endete der Dorfrund-gang bei einem Bier im Café Jagdstübel. Dort erzählte er mir so einiges aus den alten Zeiten. Wo er damals alles mit seinen Kumpels gewandert ist. Auch wie er seine längst verstorbene Frau kennenlernte. Die anderen Gäste des Stammtisches brachten sich in unser Gespräch mit ein. Ich erfuhr sehr viel über die Vergangenheit der Gemeinde, dem Vereinsleben und
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über die wichtigsten Einwohner des Ortes. Auch dass sich hier immer wieder seltsame Gestalten herumtreiben. Die sollen in unserem Alter sein und zu keinem Kontakt suchen. Ich ließ mir noch von meiner Begleitung das Haus zeigen, in welchem die genannten Personen wohnen. Anschließend gingen wir wieder nach Hause.
Sophie und Daniel haben in der Zwischenzeit den
Bungalow für unsere Zwecke eingerichtet. Von weitem war schon der Rauch des Grills zu riechen. Die Holzkohle war ge-rade durch und Daniel hatte die ersten Steaks auf den Rost ge-legt. Ich kam gerade richtig, um mich an den gedeckten Tisch zu setzen. Um nicht wie Geheimniskrämer zu wirken, hatten wir vor, möglichst auf der Terrasse die Mahlzeiten zu genie-ßen. Natürlich spielten wir keine Rollen. So wie Sophie als Haushälterin sich um die Organisation des Bungalows und der Befüllung des Kühlschranks kümmerte, war Daniel auch hier mein Buttler und Chauffeur. Aber alles in einer sehr freundli-chen und manchmal auch sehr intimen Atmosphäre. Wobei wir uns unter uns immer mit du ansprechen. Wir haben uns in den ganzen Jahren nicht nur kennengelernt. Auch sind wir alle drei auch mehr als nur befreundet. Während unseres Abend-mahles erzählte ich den beiden alles, was ich über Land und Leute erfahren habe. Auch das ich das Autokennzeichen von dem Herrn Schwarzhuber auf dem einen Grundstück gesehen hatte, konnte ich meinen beiden Freunden berichten. Aber viel war es eigentlich nicht.
Zu dem Bienenhaus gehörte auch eine ungewöhnlich
große Wiese. Wir beschlossen Badminton zu spielen. Natürlich war es bei dem abendlichen Wind kein einfaches Spiel. Der
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Federball flog immer in die „falsche“ Richtung. Und wir muss-ten wieder hinterherrennen. Was für eventuelle Beobachter vielleicht lustig oder dumm ausschaute, war aber pure Absicht. Es war unsere Art, eine Stelle zu finden, von der das Grund-stück des Herrn Schwarzhuber unauffällig observiert werden konnten. Als wir die perfekte Position ausgemacht hatten, plat-zierten wir hier eine kleine Solarkamera, die per Funk mit dem Rechner im Bungalow verbunden war. Diese sollte uns ver-ständigen, wenn sich etwas auf dem Grundstück bewegte. Wir wollten wissen, in welchem Zeitraum das Grundstück meist verlassen ist. Oder ob sich noch weitere Personen auf dem Grundstück bewegen, wenn kein Auto zu sehen ist. Vielleicht finden wir einen perfekten Zeitpunkt, um uns ungestört im Haus umzusehen.
Es wurde langsam dunkel. Da wir noch Frühling ha-
ben, wird es auch schnell kühl, sobald die Sonne untergegan-gen ist. Also gingen wir in den Bungalow. Während ich mich mit Sophie unter der Dusche vergnügte, überprüfte Daniel un-sere technische Ausrüstung. Anschließend kam er auch unter die Dusche. Ich bin einer, der sehr lange duschen kann und will. Das nutzte Sophie, um uns während der Zeit der Männer-dusche etwas Knabberzeug für den Abend bereitzustellen.
Wir spielten Kniffle. Das ist ein Würfelspiel, bei dem
man viel schreiben musste. So konnten wir uns Notizen ma-chen, ohne dass es ein eventueller Beobachter mitbekommen würde. Unsere Vorhänge blieben offen. Das Spiel sollte nur zur Ablenkung dienen. Eigentlich ging es uns um die Planung des nächsten Tages. Wir wollten zum einen den Herrn Schwarzhuber beschatten. Sein Haus wollten wir erkunden.
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Auch mussten wir eine Möglichkeit finden, um Herrn Winkel-hofer zu finden. Der örtlichen Polizei war bekannt, dass er eine zwielichtige Gestalt sein könnte. Er war untergetaucht und keiner der Geheimdienste konnte ihn ausfindig machen. Seit einem halben Jahr war er nicht mehr gesehen. Vielleicht wurde er vom Herrn Schwarzhuber vertrieben oder abgelöst. Letzterer ist jedenfalls ungefähr zu dieser Zeit in sein Cunners-dorfer Haus eingezogen.
Wir haben die Reihenfolge unserer nächsten Schritte
beraten. Anschließend tranken wir noch unseren Wein aus, und legten uns zur Ruhe. Da wir nur ein Schlafsofa im Wohn-zimmer und ein Doppelbett im Schlafzimmer hatten, durfte Daniel diese Nacht auf unsere Technik im Wohnzimmer auf-passen. Die Leser, die jetzt vermuten, dass es bei uns ein un-moralisches Durcheinander gibt, muss ich an dieser Stelle leider enttäuschen. Sicherlich haben wir viele gegenseitige Be-rührungen. Aber zu intimen Aktivitäten der körperlichen Ver-einigung kommt es dabei nicht. Auch wenn wir drei es gerne ausleben würden. Wir wollen jede mögliche Ursache von Ei-fersüchteleien vermeiden.
Die Nacht verging ruhig und für mein Empfinden
wieder einmal viel zu schnell. Kurz nach der Morgendämme-rung hat mich der Hahn des Nachbarn aus dem Schlaf geris-sen. Das Sophie schon länger wach war, habe ich erst jetzt bemerkt. Aber es ist auch ihre Aufgabe, dafür zu sorgen, dass ich nach dem Aufstehen zeitnah frühstücken kann. Das hieß für sie, sich selbst fertig machen, vom Bäcker frische Semmeln holen, Daniel wecken und Tisch decken.
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Dieses Frühstück bei Morgenrot im wintergartenähnli-
chen Wohnzimmer haben wir in aller Ruhe genossen. Wir hat-ten es auch nicht gerade eilig. Immerhin wussten wir noch nicht, was wir ermitteln würden. Unsere Kamera hat auch noch keine Bewegung bei Herrn Schwarzhuber gemeldet. Was allerdings nicht viel zu sagen hat. Nur gab es keine Möglichkeit zur Straße das Grundstück zu betreten oder zu verlassen, ohne dass wir es mitbekommen würden. Aber nach hinten Richtung Wald und Wiese konnten wir es noch nicht überwachen. Ges-tern war es schon zu dunkel, um auf der Rückseite eine zweite Kamera mit Mobilfunkübertragung anzubringen. Das würden wir nach dem Frühstück vornehmen.
Nach dem Essen packte ich mit Daniel unsere Wan-
derrucksäcke. Neben Essen und Trinken füllten wir unsere Rucksäcke noch mit einem kleinen Campingkocher und etwas Überwachungstechnik. Danach begaben wir beide uns auf den Weg. Sophie sollte im Bungalow bleiben und das Grundstück beobachten, bis wir auf der anderen Seite angekommen sind.
Wir hatten vorher zwei Satellitenbilder von Cunners-
dorf ausgedruckt. Beide Ausdrucke wurden mit durchnumme-rierten Stellen versehen, zu denen man mit einem Auto fahren kann. So wollten wir sicherstellen, dass uns Sophie zu jederzeit hätte abholen können, falls etwas dazwischenkommt oder wir unsere Aufgabe erledigt hatten. Es ist uns immer wichtig, dass wir auch Rückzugsmöglichkeiten vorher planen und jeder auch vorher wissen kann, wohin die anderen sich bewegen werden. Auch wenn es nicht immer direkten Blickkontakt gibt. Dank unserer gegenseitigen Ortung mittels Smartphones können wir immer den Standort der anderen sehen. Wir mussten erst bis
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