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In diesem Buch berichten wir von den spannendsten Ermittlungen in den Skigebieten der Alpen. Begleite uns bei den Ermittlungen rund um Abtenau, Zell am Ziller und in Flachau, wenn es wieder einmal darum geht Morde und Entführungen aufzuklären. Auch in diesem Buch berichten wir von realen Schauplätzen in den malerischen Landschaften. Auch du wirst dich mitten im Geschehen fühlen. Die Fälle gehen teilweise sehr unter die Haut.
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Seitenzahl: 234
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Im Schatten der Steine
Band 3
Mord in den Alpen
Copyright © 2025, Michael Peter, Altmannstein, Deutschland
Satz und Layout: Michael Peter
Druck: ePubli.de
Verleger: Michael Peter (Selfpublishing)
Fotos: Michael Peter
1.Auflage
Im Schatten der Steine:
Band 1: Neue Fälle aus Sachsen und Bayern
- Eine Observation führt zu einem neuen Firmensitz
- Vom Überfall zur Spionage mit Entführung
- Der tierische Dieb
- Geld regiert die Welt oder verdirbt den Charakter
Band 2: Auf nach Rügen
- Zwischenstopp im Spreewald
- (K)ein Urlaub auf der Insel Rügen
- Ein Schloss auf Usedom
- Entspannung auf der Insel Poel
- Auf dem Weg zurück nach Hause
Band 3: Mord in den Alpen
Mord am Dachstein ......................................... 5
Sommerurlaub im Zillertal ............................. 102
„Unfall“ auf der Marbachalm ......................... 177
3
Leerseite
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Sophie, Daniel und ich waren gerade schwer damit
beschäftigt, die richtigen Pflanzen für die Rabatte links
und rechts unserer Zufahrt auszusuchen. Irgendwie
konnten wir uns nicht einigen. Jedenfalls waren wir
nicht einer Meinung, was die Pflanzensorte betreffen
sollten. Sophie wollte Tulpen. Ich wäre für Rosen und
Lavendel im stetigen Wechsel. Daniel wiederum wollte
verschiedenfarbige Rosen haben. Von weitem betrach-
tet, sollte es an die Farbenvielfalt des Regenbogens er-
innern. Die Entscheidung fiel uns wirklich schwer. Ir-
gendwie fanden wir drei alle Ideen irgendwie schön.
Auch wenn die eigentliche Arbeit unser Gärtner ma-
chen würde, so musste es uns doch am meisten gefallen.
Wir setzten uns vor unser Haus und betrachteten die
Zufahrt. Noch bevor wir so richtig wussten, welchen
Vorschlag wir umsetzen würden, vibrierte mein Smart-
phone.
Es war eine Nummer aus Österreich. Das kam lange
nicht mehr vor. Feste Freundschaften hatten wir mit
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Im Schatten der Steine – Band 3 - Gefährliche AlpenMord am Dachstein
den Bewohnern unseres Nachbarlandes nicht geschlos-
sen. Der letzte Urlaub war leider viel zu lange her. Ich
nahm das Gespräch an. Ein Major Pichler von der Kri-
minalpolizei Salzburg war am anderen Ende der Lei-
tung. Er hätte einen sehr verzwickten Fall. Ein mit ihm
befreundeter Wiener Kollege hatte dem Herrn Pichler
unsere Kontaktdaten gegeben. Und da er nun einmal in
seinen Ermittlungen feststeckt, würde er sehr gerne un-
sere Hilfe in Anspruch nehmen. Wir versprachen, uns
am nächsten Tag auf den Weg zu machen.
Also musste es uns erst einmal ganz schnell gelingen,
eine Lösung für unser Pflanzenproblem zu finden. Ein
Kompromiss aus allen drei Vorschlägen musste es nicht
unbedingt werden. Kompromisse bedeuten nicht im-
mer etwas Gutes. Wenn ich die Kompromisslösungen
unserer Regierung in den letzten zwanzig Jahren be-
trachte, kam dabei selten etwas Gutes raus. So entschied
ich mich dann für Daniels Variante. Warum ich so ent-
schied, dass muss ich nicht extra erwähnen. Mir gefielen
zwar alle drei Gestaltungsmöglichkeiten. Ich bin nicht
ganz so eingebildet, dass immer meine Idee umgesetzt
werden muss. Und Daniels Idee bringt einmal Farben-
vielfalt und zusätzlich ist es dem Regenbogen
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Michael Peter
angelehnt. Also das würde nicht nur auffällig schön aus-
sehen. Es hätte auch Symbolcharakter und würde für
etwas stehen, was uns drei sehr am Herzen liegt. Nur
sollte der Gärtner die Rosen so aussuchen, dass sie den
leuchtenden Farben des Regenbogens äußerst nahe-
kommen würden.
Anschließend packten wir unsere Sachen. Nun war
das nicht ganz einfach. Bei uns war zwar schon der
Frühling angekommen. In den Alpen könnte es trotz-
dem plötzlich und unerwartet wieder schneien. Also
brauchten wir nicht nur unseren feinen Zwirn und bes-
sere Freizeitkleidung. Wir brauchten auch Wanderklei-
dung und besonders Schuhe für Bergwanderungen.
Und dieses einmal für Frühling und Sommer und ein-
mal für Winterwetter. Dazu natürlich unsere mobile
Büroausrüstung und die andere Technik für die Aus-
wertung von Spuren, Überwachungstechnik und was
wir sonst noch alles mit uns führen. Nachdem endlich
alle Sachen gepackt und gut verstaut waren, war der
Nachmittag schon in seinen letzten Zügen.
Die Sonne verschwand bereits hinter den Bäumen.
Bald würde sie untergehen. Wir beschlossen noch ein-
mal unseren Sauna- und Wellnessbereich in Ruhe zu
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Im Schatten der Steine – Band 3 - Gefährliche AlpenMord am Dachstein
nutzen. Dort hatten wir es schön warm und konnten
durch die vom Boden bis an die Decke reichenden
Fenster das Abendrot genießen. Erst ließen wir unsere
Körper in der Dampfsauna durchwärmen. Irgendwie
schwächelt Daniel immer schnell bei den fünfundsech-
zig Grad der Saunaluft. Während unsere Körper durch
unseren Schweiß so richtig glänzten, machte ich einen
Aufguss nach dem anderen. Sophie durfte ihr Hand-
tuch schwingen, um den heißen Dampf gleichmäßig zu
verteilen. Wenn uns von draußen jemand beobachten
könnte, so wäre er neidisch. Nachdem unsere Körper
bis auf die Knochen durchgewärmt waren, duschten wir
nur kurz, um anschließend in den auf sechsunddreißig
Grad erwärmten Swimmingpool zu steigen. Es wäre für
diese Wintersaison der letzte Tag, an dem wir die Solar-
wärme für diesen Pool im Innenbereich des Hauses
nutzen würden. Doch irgendwann waren wir von der
Sauna und dem Baden im temperierten Pool erschöpft.
Wir trockneten uns ab und zogen unsere Bademäntel
über.
Im großen Salon hatte unsere Haushälterin bereits
das Abendessen aufgetischt. Wir hatten es uns zur Ge-
wohnheit gemacht, am letzten Abend vor dem Antritt
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Michael Peter
einer längeren Urlaubsreise oder einem neuen Fall mit
allen Angestellten gemeinsam zu dinieren. Das sollte
zum einen auch der Anerkennung gegenüber ihrer Ar-
beit sein. Aber auch die Arbeiten während unserer Ab-
wesenheit mussten besprochen werden. Unser Gärtner
wusste schon, dass er insgesamt einhundert Meter mit
den verschiedensten Rosen neu bepflanzen sollte. Da
wir unsere drei Fahrer bei solchen Fällen nie mitneh-
men, durften sie sich im Haus und Garten nützlich ma-
chen. Die Haushälterin bräuchte bestimmt genauso
Hilfe, wie unser Buttler. Aber wenn alle sechs Ange-
stellten sich gegenseitig unterstützen, würden bestimmt
für jeden wieder ein paar freie Tage abfallen. Wir sagten
unseren Angestellten auch, dass wir nach dem Lösen
des Falles auch ein paar Tage in Österreich und Südtirol
Urlaub machen würden. So war es abzusehen, dass wir
mindestens vier Wochen nicht anwesend sein würden.
Am nächsten Morgen kontaktierten wir noch einmal
den Major Pichler. Wir bräuchten noch die Adresse der
Pension oder des Hotels, wo unsere Übernachtungs-
möglichkeit gebucht sein sollte. Er meinte nur, dass er
keine Unterkunft direkt in Nähe des Fundortes bekom-
men hätte. Aber er könnte uns in Abtenau ein
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Im Schatten der Steine – Band 3 - Gefährliche AlpenMord am Dachstein
Gästehaus reservieren. Er wüsste, dass alle Gäste dort
gerade abgereist waren. Die Senioren waren auf einer
Fachmesse für Hörgeräte und Sehhilfen in diesem Haus
untergebracht. Wir baten unsererseits darum, dass wir
gerne das komplette Haus für uns hätten. Wir möchten
ungestört zu jeder Tages- und Nachtzeit in das Haus
ein- und ausgehen können, ohne dass sich jemand von
unseren Aktivitäten belästigt fühlt. Außerdem wollten
wir so sichergehen, dass niemand von unseren Beratun-
gen im Zimmer der Unterkunft etwas mitbekommt.
Das sollte in dem Haus kein Problem sein, da es von
seiner Tante betrieben wird, welche allerdings im Erd-
geschoss des Hauses wohnen würde. Danach gab er uns
die Adresse. Es handelte sich um das Haus Alpenglühn
in der Marktstraße achtzehn von Abtenau. Frau Monika
Schefbänker würde uns schon erwarten.
Auch wenn wir noch immer nicht wussten, um wel-
chen Fall es sich handeln würde, machten wir uns auf
den Weg. Die Strecke über Prag und Linz wäre unge-
fähr einhundert Kilometer kürzer gewesen, trotzdem
entschieden wir uns für die Strecke über Hof und Mün-
chen. Da hätten wir weniger Landstraße und auch nur
einen Grenzübergang. Wir hatten gerade wieder viele
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Michael Peter
Grenzkontrollen wegen ausgebrochener Straftäter in
Tschechien und in Chemnitz. Da könnte es zu längeren
Staus kommen. Um kurz vor acht Uhr starteten wir un-
sere neue Reise. Wegen der Berglandschaft, in der wir
ermitteln würden, hatten wir uns dieses Mal für unseren
GL entschieden, der im Hause Brabus für unsere Zwe-
cke komfortabel und auch technisch nach unseren
Wünschen ausgestattet wurde. Wir saßen auf der Rück-
sitzbank genauso bequem wie in unseren Maybach. Nur
hatten wir in den Bergen bestimmt einen besseren Wen-
dekreis.
Während Daniel fuhr, recherchierten Sophie und ich
über die Gegend, in der wir in den nächsten Tagen oder
Wochen unsere Ermittlungen durchführen würden.
Das wir in ein berühmtes Skigebiet fahren würden, das
war uns schon bewusst. Das auf den Almen im Sommer
die Kühe weiden, das weiß auch jeder. Aber das in Ab-
tenau die längste Sommerrodelbahn Europas ist, dass
wir in der Gegend viele Wasserfälle sehen würden, dass
der Dachstein ein Gletscher ist, all das waren neue Fak-
ten für uns. Auch erfuhren wir von einer alten Heil-
quelle in der Nähe. Im Lammer Tal war früher eine
Heilanstalt, aus der später ein Jugendhotel für
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Im Schatten der Steine – Band 3 - Gefährliche AlpenMord am Dachstein
Schulklassen wurde. Die ganze Fahrt konnten wir so
viel Wissen inhalieren. Dadurch verging die Fahrt wie
im Fluge.
Pünktlich zur Kaffeezeit um fünfzehn Uhr trafen
wir in unserer Pension ein. Wir wurden nicht nur von
Herrn und Frau Schefbänker begrüßt. Auch Herr Major
Pichler wartete schon aufgeregt auf uns. Bevor wir un-
ser Quartier beziehen durften, wurden wir von unseren
neuen Hausherren zu einem Kaffee „genötigt“. Es gab
die typische Abtenauer Rodeltorte der Bäckerei
Holztrattner. Sie ähnelte einer Schwarzwälder Kirsch-
torte gepaart mit After-Eight. Ein sehr interessanter
und erfrischender Geschmack. Herr Pichler wollte uns
sofort alles berichten. Aber wir wollten erst einmal in
Ruhe uns diese Tortenkreation und diesen Cappuccino
mit dem perfekten Milchschaum munden lassen. Un-
sere Gastgeber hatten sich solche Mühe gegeben, das
mussten wir auch irgendwie schätzen und ehren. Nur
ein Frevel hätte dabei zu irgendeinem anderen Thema
gesprochen als zu diesem schönen Essen.
Nach dieser dem Kennenlernen dienenden Mahlzeit
packten wir unser Fahrzeug aus und schauten unser Ap-
partement an. Es war perfekt. Wir können jedem
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Michael Peter
empfehlen das Appartement mit der Nummer acht zu
buchen. Nicht nur, dass es das größte ist. Man hat hier
ein Schlafzimmer, ein Bad mit WC und ein Gäste-WC,
eine Schlafcouch, vollwertige Küche und Essecke.
Auch gibt es einen Balkon Richtung Osten und einen
in westlicher Richtung. Es ist also möglich im Morgen-
rot zu frühstücken und im rötlichen Schein der Abend-
sonne den letzten Wein gemeinsam zu genießen. So-
phie, Daniel und ich hätten zwar jedes andere der Ap-
partements nehmen können, da uns schließlich alle zur
Verfügung standen, aber dieses war perfekt. Und wer
weiß. Vielleicht müssten wir noch weitere Teams hier
unterbringen können.
Nachdem Daniel nun alles verstaut hatte, unsere
Computertechnik via Satellit mit unserer Firmen Cloud
verbunden war, Sophie sich über die Wege zu den ört-
lichen Bäckern, Metzgern und Supermärkten informiert
hatte, gingen wir dinieren. Es gibt das kleine, aber feine
Restaurant am Marktplatz. Hier ließen wir uns einen
Tisch in einer ruhigen Ecke zeigen. Jetzt wäre der pas-
sende Moment gekommen, an dem uns Herr Pichler in
aller Ruhe die bekannten Fakten zu unserem neuen Fall
erläutern könnte.
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Im Schatten der Steine – Band 3 - Gefährliche AlpenMord am Dachstein
Als erstes erläuterte er uns die meteorologischen Be-
dingungen, die vor drei Tagen die ganze Gegend um
den Dachstein beeinflusst hatten. Durch eine gewisse
Luftströmung war es anfangs unerwartet warm. Oben
auf den Bergen wurden Temperaturen weit über zehn
Grad gemessen. Durch den starken Wind war auch eine
ganze Menge Schnee geschmolzen. Er zeigte uns Fotos
von der Talstation der Hornbahn. Das ist die Seilbahn
des Russbacher Skigebietes. Welches allerdings auch
per Seilbahn andere Orte mit anschließt. Dort war kein
Schnee mehr. Es waren nur braune Pisten zu sehen. Auf
dem Parkplatz standen dementsprechend keine Autos
mehr. Einen Tag vorher war hier die Skisaison noch
voll im Gang. Wenn auch in den letzten Zügen, da die
Faschingsferien längst vorbei waren und die Skilager
der Schulen zu dieser Zeit auch nicht mehr stattfanden.
Am späten Nachmittag sah es wieder ganz anders aus.
Als wäre hier eine Schneewolke persönlich herunterge-
kommen. Auf dem Parkplatz standen noch fast alle Au-
tos des vorhergehenden Fotos. Nur dieses Mal waren
gerade noch die Dächer zu sehen. Herr Pichler erklärte
uns, dass es auch vollkommen abzusehen war. Dieses
Wetterphänomen haben sie immer, wenn der warme
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Michael Peter
Wind vormittags aus Süden kommt und am Nachmittag
ein feuchter Ostwind plötzlich alles abkühlt. Doch so
extrem, wie es vor drei Tagen war, hatten sie es das
letzte Mal vor sieben Jahren erlebt. Die Seilbahnen
mussten ihren Betrieb einstellen. Die Wintersportler,
die oben waren, mussten in den Hütten Schutz suchen.
Keiner wusste, wieviel Personen in welcher Hütte wa-
ren. Auch waren kurzfristig ganze Familien getrennt
worden. Das Mobilfunknetz war zusammengebrochen.
Erst gestern früh konnte mit der Evakuierung begon-
nen werden. Am späten Nachmittag waren alle gerette-
ten Personen in ihren Quartieren. Die Polizei hatte die
Unterkünfte persönlich abgefahren. Alle Urlaubsgäste
waren anwesend. Nur eine Frau fehlte und war auch
nicht in anderen Unterkünften oder in einer Schutz-
hütte. Sie war allein angereist. Ihre Sachen lagen noch
im Zimmer. Diese Touristin war im Gasthaus Kohlhof
untergebracht. Den Namen der Frau konnte uns der
Major Pichler allerdings nicht nennen. Seine Kollegen
hätten den Zettel mit dem Namen leider verlegt. Das
waren jetzt sämtliche Informationen, die wir von den
Fachkräften der österreichischen Kriminalpolizei be-
kommen konnten.
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Im Schatten der Steine – Band 3 - Gefährliche AlpenMord am Dachstein
Also wussten wir erst einmal nicht viel. Vermisst
wird eine Frau. Sie ist Urlauberin. Im Gasthof Kohlhof
hatte sie ein Zimmer bezogen. Wie kann man innerhalb
von zwei Tagen so wenig Fakten sammeln. Sicherlich
würden die Hubschrauber noch zwei Tage über die Ski-
pisten und daneben kreisen. Aber da schon wieder der
meiste Neuschnee geschmolzen war, erhofften wir uns
von dem Einsatz der Helikopter nicht viel. Wir mussten
also wieder ganz von vorne mit unseren Ermittlungen
beginnen. Nur einen Vorteil hatten wir. Wir konnten
gleich im Gasthof Kohlhof starten. Aus einer Übersicht
aller Ferienunterkünfte in und um Abtenau, die in jeder
Wirtschaft und anderen öffentlich zugänglichen Ge-
bäuden dieses traumhaften Urlaubsortes ausliegt, ent-
nahmen wir die genaue Lage dieses Gasthofes. Der
Herr Pichler sagte nur, aus dem Ort raus und dann
rechts halten.
Dieser Gasthof befindet sich in der Mitte des Han-
ges der längsten Sommerrodelbahn Europas. Auf den
Satellitenbildern kann man sich den Hang dieser Frei-
zeitanlage anschauen. Im Vergleich zu den Anlagen in
Deutschland wird man da fast sprachlos. Ein Muss für
jeden Liebhaber dieses Freizeitvergnügens.
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isds-detektive.de
Michael Peter
Herr Pichler war schon längst gegangen und wir ver-
ließen nun auch die Räumlichkeiten des Gasthauses.
Obwohl wir wegen des langen Tages und der weiten
Anreise leicht ermüdet waren, wollten wir noch einen
Verdauungsspaziergang durch den Ort unternehmen.
Wir spazierten durch die alten Gassen des historisch ge-
wachsenen Abtenau. Der historische Ortskern ist über-
schaubar klein. Aber sehr schön gepflegt sind all die
Fassaden und auch die kleinen Gärten und Vorhöfe.
Die Straßen sind sauber. Es liegt nirgends Müll auf den
Straßen und Gehwegen. Wenn dieser Ort nicht mit
Touristen ständig belagert wäre, könnte man hier be-
stimmt sehr gut wohnen. Wir kamen am Haus mit der
Nummer einhundertsiebenundzwanzig vorbei. Der
kleine Laden wollte gerade schließen. Aber eine Tages-
zeitung konnten wir noch ergattern. Diese könnte die
Person von uns lesen, die nicht mit unter die Dusche
passen würde.
Der Himmel war sternenklar. Das ist zwar schön, in
den Bergen die Sterne zu betrachten. Aufgrund der Hö-
henlage ist das Sternenbild viel klarer. Aber in den Ber-
gen wird es besonders im Winter und Frühling sehr
schnell kalt, wenn bei wolkenlosen Himmel die Nacht
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Im Schatten der Steine – Band 3 - Gefährliche AlpenMord am Dachstein
einbricht. Also gingen wir zurück zu unserer Unter-
kunft.
Daniel folgte mir als erstes unter die Dusche. Wäh-
rend wir uns unter dem sehr warmen Wasserfall der Re-
genwalddusche wärmten, sortierte Sophie die einzelnen
Zeitungsseiten nach wichtig und unwichtig. Ich will
jetzt nicht sagen, dass die Zeitungen Papier verschwen-
den. Aber für uns ist es nun mal nicht von Bedeutung,
die Fußballergebnisse der lokalen Mannschaften aus
dem Salzburger Land zu lesen. Auch würden uns die
Werbung vom Outlet-Center weniger interessieren.
Unsere Kleidung ist meist maßgeschneidert und das
Getümmel in diesen Klamottengeschäften ist uns zuwi-
der. Ich möchte jetzt nicht sagen, dass wir uns als etwas
Besseres betrachten würden. Aber wenn man den gan-
zen Tag mit schwierigen Ermittlungen zu tun hat, die
verschiedensten Klientel kennenlernen darf oder muss,
dann möchte man nicht auch noch in der verbleibenden
Freizeit ein Bad in der Menge genießen. Jedenfalls sor-
tierte Sophie die Seiten nach internationale und lokale
Nachrichten. Wetter, Sport und Gartentipps legte sie
zur Seite. Danach löste Sie Daniel unter der Dusche ab.
Nachdem auch Sophie und ich wieder aus der Dusche
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Michael Peter
stiegen, wollten wir zusammen mit Daniel ein Glas
Wein zu unserer Zeitungsstunde genießen. Allerding sa-
hen wir Daniel, wie er mit einer Zeitungsseite in der
Hand auf dem Sofa eingeschlafen war. Wir deckten ihn
liebevoll mit einer Kuscheldecke zu und setzten uns al-
lein in die Leseecke des Appartements.
Viel gab es nicht zu lesen, was uns überraschen
würde. Ein Spitzentreffen in Paris, eine Innovation auf
der Automesse in Detroit und wieder einmal der
wärmste Winter seit Wetteraufzeichnung. Also eigent-
lich hätte man da auch eine Zeitung des letzten Monats
lesen können. Aber dann entdeckte Sophie einen sehr
kleinen Artikel. „Suchen unsere Schwester. Sie ist im
Winterurlaub im Salzburger Land. Seit zwei Tagen gibt
es keinen Kontakt mehr. Informationen bitte an …“
Sofort wurde mir klar, dass sich der Kauf dieser Zeitung
gelohnt haben könnte. Die Uhr zeigte mittlerweile eine
Zeit weit nach zweiundzwanzig Uhr an. Wenn aber je-
mand seine Schwester vermissen und deshalb seine per-
sönliche Mobilfunknummer veröffentlichen würde,
dann war es für unseren Anruf bestimmt nicht zu spät.
Wenn jemand Angehörige vermissen würde, wäre er zu
jeder Zeit über einen Anruf erfreut. Egal, ob man eine
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Im Schatten der Steine – Band 3 - Gefährliche AlpenMord am Dachstein
erfreuliche Nachricht oder nur Fragen hätte. So wusste
aber der Verfasser dieser Zeitungsanzeige, dass seine
Worte gelesen wurden. Auch würde es die Angehörigen
beruhigen, wenn sie erfahren würden, dass sich jemand
um die vermisste Frau kümmern würde. Sicherlich
musste es sich bei der vermissten Schwester nicht um
die Frau handeln, die wir bereits suchen sollten. Aber es
wäre eine Spur, die wir unbedingt verfolgen sollten.
Deswegen rief ich bei dieser Nummer an. Es meldete
sich eine Frau Müller. Sie vermisste ihre jüngere
Schwester. Sogleich beschrieb sie uns die gesuchte Per-
son. Es war Carolin Lessig, vierundzwanzig Jahre alt,
vom Solarium gebräunte Haut, kurze braune Haare und
rehbraune Augen. Sie wäre allein verreist. Ihr Hobby
wäre es, beim Après-Ski Kerle anzubaggern. Allerdings
würde sie nur wild flirten. Mehr würde nie passieren.
Auf die Frage, warum Frau Müller sich da so sicher sei,
kam nach einer kleinen Pause nur ein Hinweis. Bis jetzt
hatte sie immer nur mit anderen Frauen das eigentliche
Vergnügen gesucht. Zum Schluss verabschiedeten wir
uns, nicht ohne uns für das informative und umfas-
sende Gespräch zu bedanken. Außerdem sagten wir
Frau Müller, dass sie nicht extra kommen müsste. Wir
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würden sie informieren, wenn es sich herausstellen
würde, dass die von uns gesuchte Person ihre Schwester
wäre. Aber sie könnte uns eine Mail schicken. Gerne
hätten wir Fotos von ihrer Schwester. Einmal komplett
und ganz gerne auch ein reines Gesichtsfoto. Wir boten
ihr auch an, nach der Schwester weiter zu suchen, wenn
es sich bei unserer Vermissten um eine andere Frau
handeln würde. Dieses Angebot nahm sie dankend an.
Während Daniel schon längst im Land der Träume
war, hatten wir also wieder einmal einen Anhaltspunkt
für unsere Ermittlungen gesammelt. Wir schauten kurz
zu unserem Partner. Wie süß er sich in die Decke ku-
schelte und einen glücklichen Gesichtsausdruck
machte. Dieser süße Anblick war zum Verlieben. So-
phie und ich gingen sogleich ins Schlafzimmer, um in
unser eigenes Land der Träume zu versinken.
Am nächsten Morgen weckte mich Daniel ganz zärt-
lich. Dass Sophie längst aufgestanden war, das hatte ich
nicht mitbekommen. War ich doch so sehr mit meinem
Traum beschäftigt. Ein zarter Duft von frischem Kaf-
fee strömte in unser Schlafzimmer. Ich legte mir den
Morgenmantel über und ging sofort in den Speisebe-
reich unseres Appartements. Der Tisch war schon
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Im Schatten der Steine – Band 3 - Gefährliche AlpenMord am Dachstein
gedeckt, Sophie lächelte uns an. Während wir gemein-
sam die frischen Teilchen des Abtenauer Bäckers ver-
speisten, fragte ich Daniel, ob er noch etwas wissens-
wertes in seinem Teil der Zeitung gefunden hatte. Aber
er wusste, dass ich diese Frage nur aus Spaß stellte.
Längst war im klar, dass ich ihn mit Sophie zugedeckt
hatte und wir ihn beide mit Streicheleinheiten in eine
tiefere Schlafebene führten. Nach dem Essen und dem
morgendlichen Frischmachen im Bad zogen wir uns
Wanderkleidung an.
Unser Ziel war der Gasthof Kohlhof. Hier wollten
und mussten wir die Suche nach unserer vermissten
Frau starten. Daniel schaute mich verwundert an, als ich
sagte, dass diese Frau hoffentlich die Carola Lessig ist.
Sophie zeigte Daniel den Zeitungsaufruf. Und wir ver-
rieten ihm auch, dass wir längst dort angerufen hatten,
während er „von uns“ träumte. Ich schaute auch gleich
in meinem E-Mailordner. Die Fotos der Frau waren
noch nicht angekommen. Es war bis jetzt nur ein Text
von der Schwester geschickt worden, der die Hoffnung
und Verzweiflung der Frau Müller noch einmal zum
Ausdruck brachte. Ein Foto würde folgen, sobald ihr
Bruder ihr dabei helfen würde. Das heutige Ziel war nur
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Michael Peter
dieser Gasthof und seine nähere Umgebung. So dass
wir zu unserer Kleidung und Bergwanderschuhen nur
einen Rucksack mit etwas Proviant, einen mit der even-
tuell notwendigen Ermittlungstechnik und einen mit
Notsachen für schlechtes Wetter packten.
Anschließend starteten wir den Fußweg. Es waren
zwischen zwei und drei Kilometer lang. Hätten wir
keine Ausrüstung dabei, könnten wir auch mit der Seil-
bahn den Berg hochfahren. Auf Höhe des Gasthofes
müssten wir nur die Schlitten der Sommerrodelbahn
stark abbremsen und aussteigen. Würde der ganze
Hang noch mit Schnee bedeckt sein, könnten wir auch
von der Bergstation der Seilbahn bis zum Gasthof mit
Ski fahren. Aber da uns die Technik lieb und teuer ist,
stiegen wir zu Fuß den Berg hinauf. Und es war ein Ge-
nuss zu erleben, wie mit jedem Schritt die Aussicht im-
mer schöner wurde. Die Abtenauer Gegend würde ich
als Hochebene bezeichnen. Der Gasthof mit seiner gu-
ten Aussicht wäre auch ein toller Ort zum Übernachten
gewesen. Aber lieber übernachten wir in Abtenau, falls
wir auch noch in anderen Bereichen dieses großen Ski-
gebietes ermitteln müssten. Und hier am Berg könnte
uns das Wetter schnell hinderlich werden, wenn wir
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Im Schatten der Steine – Band 3 - Gefährliche AlpenMord am Dachstein
nicht den Gasthof verlassen könnten. Wir setzten uns
zuerst auf die Sonnenterrasse, um etwas zu verschnau-
fen. Die Bedienung brachte uns einen Kaffee. Anschlie-
ßend gingen wir hinein, um mit dem Chef oder der Che-
fin des Hauses zu sprechen. Als wir an der Rezeption
nach dem Geschäftsführer fragten, meinte die nette
Dame, dass sie ihren Mann für uns holen würde. Dabei
kannte sie zu dieser Zeit nicht unseren Namen und
auch nicht unser Anliegen.
Uns stellte sich ein Georg Auer vor. Er meinte, ein
Herr Pichler hätte ihn heute in aller Frühe schon von
unserem Eintreffen avisiert. Wir sprachen dann auch
gleich davon, was uns auf dem Herzen lag. Herr Auer
gab uns dann sogleich den Schlüssel von dem Zimmer,
dessen Mieterin seit inzwischen drei Tagen von ihm
vermisst wurde. Falls uns noch irgendwelche Fragen
auf der Zunge brennen würden, er und seine Frau wür-
den uns da gerne Rede und Antwort stehen. Während
er diese netten Worte aussprach, zeigte er auf die nette
Dame am Empfang. Sophie meinte nur, dass wir be-
stimmt auf dieses Angebot zurückkommen müssten.
Denn wir wollten unvoreingenommen das Zimmer
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Michael Peter
untersuchen, ohne vorher einen Namen oder etwas an-
deres gehört zu haben.
Der Kohlhof hat drei Etagen. In der untersten Etage
befinden sich die Garagen und Wirtschaftsräume. Zur
Mittleren Etage gelangt man entweder über die zur Son-
nenterrasse führenden hellen Holztreppe, über die Tür,
die direkt vom Hang in den Gastraum führt oder über
die Treppe. In der obersten Etage sind die privaten
Wohnräume der Geschäftsführung, das Büro und zwei
kleine Gästezimmer mit WC. Die anderen ehemaligen
Gästezimmer werden vom Personal belegt, das zumeist
aus Tschechien und Kroatien stammt. Die Gästezim-
mer werden allerdings nicht direkt im Internet auf der
eigenen Homepage beworben. Nicht einmal auf den
Seiten des Tourismusverbandes wird dieses Haus als
Übernachtungsobjekt geführt. Entweder ist man hier
treuer Gast oder erfährt durch einen Zufall von dieser
Unterkunft.
Das Zimmer der vermissten Person war klein. Dem
Zimmer war schon auf dem ersten Blick anzusehen,
dass hier eine Horde Polizisten gewühlt hatte. Keine
normale Frau würde die Fächer im Schrank so hinter-
lassen, wenn sie die Schranktüren nicht schließen
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Im Schatten der Steine – Band 3 - Gefährliche AlpenMord am Dachstein
konnte. Überall hingen Klamotten auf Stühlen und
Schranktüren. Bestimmt war das Kleidung von Berg-
wanderungen oder Skifahren aus den Tagen, bevor sie
vermisst wurde. Ein Buch fanden wir auch auf dem
Tisch liegend. Es handelte von drei Detektiven. Ich will
keine Eigenwerbung machen. Es war unser erstes Buch,
welches von den neuen Kriminalfällen aus Sachsen und
Bayern handelt. Ein Bild stand neben dem Bett. Es
zeigte eine Frau mit blonden langen Haaren, blaue Au-
gen und etwas Hüftgold ansatzweise aber nur. Sie sah
verträumt aus. Das Bild packten wir ein. Wir fanden
auch noch ein Tagebuch. Dieses fotografierte Sophie
Seite für Seite. Später würde unser Computerprogramm
daraus eine chronologische Übersicht erstellen. So
brauchen wir es nicht lesen. Wir können über Suchwör-
ter direkte Fakten suchen, ohne zu sehr in die Pri-
vatsphäre der vermissten Frau einzugreifen. Dieses
Buch legten wir dann in einen selbstverschweißenden
Beutel. Falls es für eine Beweisführung erforderlich
wäre, würden wir es dann der Polizei zur Verfügung
stellen. Wir schauten noch weiter nach persönlichen
Dingen, die uns etwas über die Frau verraten würde.
Uns geht es um den finanziellen und familiären
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Michael Peter
Hintergrund. Jeder hat etwas, was darüber Auskunft
gibt, ob man es will oder nicht. Im Bad fanden wir die
modernste IO-Zahnbürste mit Munddusche. Ein Io-
nenhaarfön und sehr teures Parfüm. Im Schrank hing
ein Kleid, welches dem edlen Kleid von Sophie in
nichts nachstand. Ansonsten waren hier moderne
sportliche Kleidung, legere Freizeitkleidung und Bade-
sachen zu finden. Ich vermutete, dass die Vermisste
eine Person war, die sehr viel Wert auf ihr Äußeres legt.
Nur hier im Urlaub, wo sie keiner kannte, wollte sie so
umherlaufen, wie gewöhnliche Urlauber. Wir hatten al-
les gesehen. Da ansonsten keine auf die Person schlie-
ßende Sachen umherlagen, waren wir fertig. Daniel
machte aber zur Sicherheit aus den verschiedensten
Blickwinkeln Fotos von jeder Stelle im Zimmer. An-
schließend gingen wir zur netten Frau Auer.
Von ihr wollten wir jetzt vieles wissen. Name, Vor-
name, Anreisetag, Tag der geplanten Abreise. Kurzge-
fasst, wir bräuchten zuerst einmal eine Kopie des Mel-
descheines für Beherbergungsbetriebe, falls vorhanden
gerne eine Kopie des Ausweises. Und wir wüssten
gerne, welches Fahrzeug das ihre wäre, falls sie mit ei-
nem eigenen Auto angereist gewesen wäre. Natürlich
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Im Schatten der Steine – Band 3 - Gefährliche AlpenMord am Dachstein
würden wir gerne etwas über das Wesen der Frau wis-
sen. Alle Fragen beantwortete sie uns. Jetzt lag es auf
dem Tisch. Die vermisste Person war Carola Lessig.
Angereist war sie mit einem silbernen Mercedes 220d.
Dieser würde aber nicht mehr in der Tiefgarage des
Gasthofes stehen. Um etwas über den Charakter der
Frau Lessig zu erfahren, müssten wir eher das Personal
fragen. Durch die Bedienung am Frühstückstisch hat-
ten diese mehr Kontakt zu ihr. Am Empfang hatte sie
vor zwei Wochen nur ihren Schlüssel geholt, für drei
Wochen im Voraus die Halbpension bezahlt und das
war es auch schon. Mehr Kontakt hatten sie nicht.
Wenn sie in der Früh nach dem Frühstück loszog, wa-
ren sie und ihr Mann selbst noch in der oberen Etage
im Büro. Abends kam sie immer erst nach neunzehn
Uhr. Da waren sie beide schon wieder in ihrem eigenen
Wohnbereich. Wir dankten für das Gespräch und frag-
ten, ob sie uns das Personal für einen kurzen Moment
zusammenrufen könnten. Gäste waren gerade nicht an-
wesend, so würden wir den normalen Betrieb nicht stö-
ren. In diesem Moment vibrierte mein IPhone und mel-