Mord in den Alpen - Michael Peter - E-Book

Mord in den Alpen E-Book

Michael Peter

0,0

Beschreibung

In diesem Buch berichten wir von den spannendsten Ermittlungen in den Skigebieten der Alpen. Begleite uns bei den Ermittlungen rund um Abtenau, Zell am Ziller und in Flachau, wenn es wieder einmal darum geht Morde und Entführungen aufzuklären. Auch in diesem Buch berichten wir von realen Schauplätzen in den malerischen Landschaften. Auch du wirst dich mitten im Geschehen fühlen. Die Fälle gehen teilweise sehr unter die Haut.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 234

Veröffentlichungsjahr: 2025

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Michael Peter

Im Schatten der Steine

Band 3

Mord in den Alpen

Copyright © 2025, Michael Peter, Altmannstein, Deutschland

Satz und Layout: Michael Peter

Druck: ePubli.de

Verleger: Michael Peter (Selfpublishing)

Fotos: Michael Peter

1.Auflage

Im Schatten der Steine:

Band 1: Neue Fälle aus Sachsen und Bayern

- Eine Observation führt zu einem neuen Firmensitz

- Vom Überfall zur Spionage mit Entführung

- Der tierische Dieb

- Geld regiert die Welt oder verdirbt den Charakter

Band 2: Auf nach Rügen

- Zwischenstopp im Spreewald

- (K)ein Urlaub auf der Insel Rügen

- Ein Schloss auf Usedom

- Entspannung auf der Insel Poel

- Auf dem Weg zurück nach Hause

Band 3: Mord in den Alpen

Mord am Dachstein ......................................... 5

Sommerurlaub im Zillertal ............................. 102

„Unfall“ auf der Marbachalm ......................... 177

3

Leerseite

4

Mord am Dachstein

Sophie, Daniel und ich waren gerade schwer damit

beschäftigt, die richtigen Pflanzen für die Rabatte links

und rechts unserer Zufahrt auszusuchen. Irgendwie

konnten wir uns nicht einigen. Jedenfalls waren wir

nicht einer Meinung, was die Pflanzensorte betreffen

sollten. Sophie wollte Tulpen. Ich wäre für Rosen und

Lavendel im stetigen Wechsel. Daniel wiederum wollte

verschiedenfarbige Rosen haben. Von weitem betrach-

tet, sollte es an die Farbenvielfalt des Regenbogens er-

innern. Die Entscheidung fiel uns wirklich schwer. Ir-

gendwie fanden wir drei alle Ideen irgendwie schön.

Auch wenn die eigentliche Arbeit unser Gärtner ma-

chen würde, so musste es uns doch am meisten gefallen.

Wir setzten uns vor unser Haus und betrachteten die

Zufahrt. Noch bevor wir so richtig wussten, welchen

Vorschlag wir umsetzen würden, vibrierte mein Smart-

phone.

Es war eine Nummer aus Österreich. Das kam lange

nicht mehr vor. Feste Freundschaften hatten wir mit

5

Im Schatten der Steine – Band 3 - Gefährliche AlpenMord am Dachstein

den Bewohnern unseres Nachbarlandes nicht geschlos-

sen. Der letzte Urlaub war leider viel zu lange her. Ich

nahm das Gespräch an. Ein Major Pichler von der Kri-

minalpolizei Salzburg war am anderen Ende der Lei-

tung. Er hätte einen sehr verzwickten Fall. Ein mit ihm

befreundeter Wiener Kollege hatte dem Herrn Pichler

unsere Kontaktdaten gegeben. Und da er nun einmal in

seinen Ermittlungen feststeckt, würde er sehr gerne un-

sere Hilfe in Anspruch nehmen. Wir versprachen, uns

am nächsten Tag auf den Weg zu machen.

Also musste es uns erst einmal ganz schnell gelingen,

eine Lösung für unser Pflanzenproblem zu finden. Ein

Kompromiss aus allen drei Vorschlägen musste es nicht

unbedingt werden. Kompromisse bedeuten nicht im-

mer etwas Gutes. Wenn ich die Kompromisslösungen

unserer Regierung in den letzten zwanzig Jahren be-

trachte, kam dabei selten etwas Gutes raus. So entschied

ich mich dann für Daniels Variante. Warum ich so ent-

schied, dass muss ich nicht extra erwähnen. Mir gefielen

zwar alle drei Gestaltungsmöglichkeiten. Ich bin nicht

ganz so eingebildet, dass immer meine Idee umgesetzt

werden muss. Und Daniels Idee bringt einmal Farben-

vielfalt und zusätzlich ist es dem Regenbogen

6

isds-detektive.de

Michael Peter

angelehnt. Also das würde nicht nur auffällig schön aus-

sehen. Es hätte auch Symbolcharakter und würde für

etwas stehen, was uns drei sehr am Herzen liegt. Nur

sollte der Gärtner die Rosen so aussuchen, dass sie den

leuchtenden Farben des Regenbogens äußerst nahe-

kommen würden.

Anschließend packten wir unsere Sachen. Nun war

das nicht ganz einfach. Bei uns war zwar schon der

Frühling angekommen. In den Alpen könnte es trotz-

dem plötzlich und unerwartet wieder schneien. Also

brauchten wir nicht nur unseren feinen Zwirn und bes-

sere Freizeitkleidung. Wir brauchten auch Wanderklei-

dung und besonders Schuhe für Bergwanderungen.

Und dieses einmal für Frühling und Sommer und ein-

mal für Winterwetter. Dazu natürlich unsere mobile

Büroausrüstung und die andere Technik für die Aus-

wertung von Spuren, Überwachungstechnik und was

wir sonst noch alles mit uns führen. Nachdem endlich

alle Sachen gepackt und gut verstaut waren, war der

Nachmittag schon in seinen letzten Zügen.

Die Sonne verschwand bereits hinter den Bäumen.

Bald würde sie untergehen. Wir beschlossen noch ein-

mal unseren Sauna- und Wellnessbereich in Ruhe zu

7

Im Schatten der Steine – Band 3 - Gefährliche AlpenMord am Dachstein

nutzen. Dort hatten wir es schön warm und konnten

durch die vom Boden bis an die Decke reichenden

Fenster das Abendrot genießen. Erst ließen wir unsere

Körper in der Dampfsauna durchwärmen. Irgendwie

schwächelt Daniel immer schnell bei den fünfundsech-

zig Grad der Saunaluft. Während unsere Körper durch

unseren Schweiß so richtig glänzten, machte ich einen

Aufguss nach dem anderen. Sophie durfte ihr Hand-

tuch schwingen, um den heißen Dampf gleichmäßig zu

verteilen. Wenn uns von draußen jemand beobachten

könnte, so wäre er neidisch. Nachdem unsere Körper

bis auf die Knochen durchgewärmt waren, duschten wir

nur kurz, um anschließend in den auf sechsunddreißig

Grad erwärmten Swimmingpool zu steigen. Es wäre für

diese Wintersaison der letzte Tag, an dem wir die Solar-

wärme für diesen Pool im Innenbereich des Hauses

nutzen würden. Doch irgendwann waren wir von der

Sauna und dem Baden im temperierten Pool erschöpft.

Wir trockneten uns ab und zogen unsere Bademäntel

über.

Im großen Salon hatte unsere Haushälterin bereits

das Abendessen aufgetischt. Wir hatten es uns zur Ge-

wohnheit gemacht, am letzten Abend vor dem Antritt

8

isds-detektive.de

Michael Peter

einer längeren Urlaubsreise oder einem neuen Fall mit

allen Angestellten gemeinsam zu dinieren. Das sollte

zum einen auch der Anerkennung gegenüber ihrer Ar-

beit sein. Aber auch die Arbeiten während unserer Ab-

wesenheit mussten besprochen werden. Unser Gärtner

wusste schon, dass er insgesamt einhundert Meter mit

den verschiedensten Rosen neu bepflanzen sollte. Da

wir unsere drei Fahrer bei solchen Fällen nie mitneh-

men, durften sie sich im Haus und Garten nützlich ma-

chen. Die Haushälterin bräuchte bestimmt genauso

Hilfe, wie unser Buttler. Aber wenn alle sechs Ange-

stellten sich gegenseitig unterstützen, würden bestimmt

für jeden wieder ein paar freie Tage abfallen. Wir sagten

unseren Angestellten auch, dass wir nach dem Lösen

des Falles auch ein paar Tage in Österreich und Südtirol

Urlaub machen würden. So war es abzusehen, dass wir

mindestens vier Wochen nicht anwesend sein würden.

Am nächsten Morgen kontaktierten wir noch einmal

den Major Pichler. Wir bräuchten noch die Adresse der

Pension oder des Hotels, wo unsere Übernachtungs-

möglichkeit gebucht sein sollte. Er meinte nur, dass er

keine Unterkunft direkt in Nähe des Fundortes bekom-

men hätte. Aber er könnte uns in Abtenau ein

9

Im Schatten der Steine – Band 3 - Gefährliche AlpenMord am Dachstein

Gästehaus reservieren. Er wüsste, dass alle Gäste dort

gerade abgereist waren. Die Senioren waren auf einer

Fachmesse für Hörgeräte und Sehhilfen in diesem Haus

untergebracht. Wir baten unsererseits darum, dass wir

gerne das komplette Haus für uns hätten. Wir möchten

ungestört zu jeder Tages- und Nachtzeit in das Haus

ein- und ausgehen können, ohne dass sich jemand von

unseren Aktivitäten belästigt fühlt. Außerdem wollten

wir so sichergehen, dass niemand von unseren Beratun-

gen im Zimmer der Unterkunft etwas mitbekommt.

Das sollte in dem Haus kein Problem sein, da es von

seiner Tante betrieben wird, welche allerdings im Erd-

geschoss des Hauses wohnen würde. Danach gab er uns

die Adresse. Es handelte sich um das Haus Alpenglühn

in der Marktstraße achtzehn von Abtenau. Frau Monika

Schefbänker würde uns schon erwarten.

Auch wenn wir noch immer nicht wussten, um wel-

chen Fall es sich handeln würde, machten wir uns auf

den Weg. Die Strecke über Prag und Linz wäre unge-

fähr einhundert Kilometer kürzer gewesen, trotzdem

entschieden wir uns für die Strecke über Hof und Mün-

chen. Da hätten wir weniger Landstraße und auch nur

einen Grenzübergang. Wir hatten gerade wieder viele

10

isds-detektive.de

Michael Peter

Grenzkontrollen wegen ausgebrochener Straftäter in

Tschechien und in Chemnitz. Da könnte es zu längeren

Staus kommen. Um kurz vor acht Uhr starteten wir un-

sere neue Reise. Wegen der Berglandschaft, in der wir

ermitteln würden, hatten wir uns dieses Mal für unseren

GL entschieden, der im Hause Brabus für unsere Zwe-

cke komfortabel und auch technisch nach unseren

Wünschen ausgestattet wurde. Wir saßen auf der Rück-

sitzbank genauso bequem wie in unseren Maybach. Nur

hatten wir in den Bergen bestimmt einen besseren Wen-

dekreis.

Während Daniel fuhr, recherchierten Sophie und ich

über die Gegend, in der wir in den nächsten Tagen oder

Wochen unsere Ermittlungen durchführen würden.

Das wir in ein berühmtes Skigebiet fahren würden, das

war uns schon bewusst. Das auf den Almen im Sommer

die Kühe weiden, das weiß auch jeder. Aber das in Ab-

tenau die längste Sommerrodelbahn Europas ist, dass

wir in der Gegend viele Wasserfälle sehen würden, dass

der Dachstein ein Gletscher ist, all das waren neue Fak-

ten für uns. Auch erfuhren wir von einer alten Heil-

quelle in der Nähe. Im Lammer Tal war früher eine

Heilanstalt, aus der später ein Jugendhotel für

11

Im Schatten der Steine – Band 3 - Gefährliche AlpenMord am Dachstein

Schulklassen wurde. Die ganze Fahrt konnten wir so

viel Wissen inhalieren. Dadurch verging die Fahrt wie

im Fluge.

Pünktlich zur Kaffeezeit um fünfzehn Uhr trafen

wir in unserer Pension ein. Wir wurden nicht nur von

Herrn und Frau Schefbänker begrüßt. Auch Herr Major

Pichler wartete schon aufgeregt auf uns. Bevor wir un-

ser Quartier beziehen durften, wurden wir von unseren

neuen Hausherren zu einem Kaffee „genötigt“. Es gab

die typische Abtenauer Rodeltorte der Bäckerei

Holztrattner. Sie ähnelte einer Schwarzwälder Kirsch-

torte gepaart mit After-Eight. Ein sehr interessanter

und erfrischender Geschmack. Herr Pichler wollte uns

sofort alles berichten. Aber wir wollten erst einmal in

Ruhe uns diese Tortenkreation und diesen Cappuccino

mit dem perfekten Milchschaum munden lassen. Un-

sere Gastgeber hatten sich solche Mühe gegeben, das

mussten wir auch irgendwie schätzen und ehren. Nur

ein Frevel hätte dabei zu irgendeinem anderen Thema

gesprochen als zu diesem schönen Essen.

Nach dieser dem Kennenlernen dienenden Mahlzeit

packten wir unser Fahrzeug aus und schauten unser Ap-

partement an. Es war perfekt. Wir können jedem

12

isds-detektive.de

Michael Peter

empfehlen das Appartement mit der Nummer acht zu

buchen. Nicht nur, dass es das größte ist. Man hat hier

ein Schlafzimmer, ein Bad mit WC und ein Gäste-WC,

eine Schlafcouch, vollwertige Küche und Essecke.

Auch gibt es einen Balkon Richtung Osten und einen

in westlicher Richtung. Es ist also möglich im Morgen-

rot zu frühstücken und im rötlichen Schein der Abend-

sonne den letzten Wein gemeinsam zu genießen. So-

phie, Daniel und ich hätten zwar jedes andere der Ap-

partements nehmen können, da uns schließlich alle zur

Verfügung standen, aber dieses war perfekt. Und wer

weiß. Vielleicht müssten wir noch weitere Teams hier

unterbringen können.

Nachdem Daniel nun alles verstaut hatte, unsere

Computertechnik via Satellit mit unserer Firmen Cloud

verbunden war, Sophie sich über die Wege zu den ört-

lichen Bäckern, Metzgern und Supermärkten informiert

hatte, gingen wir dinieren. Es gibt das kleine, aber feine

Restaurant am Marktplatz. Hier ließen wir uns einen

Tisch in einer ruhigen Ecke zeigen. Jetzt wäre der pas-

sende Moment gekommen, an dem uns Herr Pichler in

aller Ruhe die bekannten Fakten zu unserem neuen Fall

erläutern könnte.

13

Im Schatten der Steine – Band 3 - Gefährliche AlpenMord am Dachstein

Als erstes erläuterte er uns die meteorologischen Be-

dingungen, die vor drei Tagen die ganze Gegend um

den Dachstein beeinflusst hatten. Durch eine gewisse

Luftströmung war es anfangs unerwartet warm. Oben

auf den Bergen wurden Temperaturen weit über zehn

Grad gemessen. Durch den starken Wind war auch eine

ganze Menge Schnee geschmolzen. Er zeigte uns Fotos

von der Talstation der Hornbahn. Das ist die Seilbahn

des Russbacher Skigebietes. Welches allerdings auch

per Seilbahn andere Orte mit anschließt. Dort war kein

Schnee mehr. Es waren nur braune Pisten zu sehen. Auf

dem Parkplatz standen dementsprechend keine Autos

mehr. Einen Tag vorher war hier die Skisaison noch

voll im Gang. Wenn auch in den letzten Zügen, da die

Faschingsferien längst vorbei waren und die Skilager

der Schulen zu dieser Zeit auch nicht mehr stattfanden.

Am späten Nachmittag sah es wieder ganz anders aus.

Als wäre hier eine Schneewolke persönlich herunterge-

kommen. Auf dem Parkplatz standen noch fast alle Au-

tos des vorhergehenden Fotos. Nur dieses Mal waren

gerade noch die Dächer zu sehen. Herr Pichler erklärte

uns, dass es auch vollkommen abzusehen war. Dieses

Wetterphänomen haben sie immer, wenn der warme

14

isds-detektive.de

Michael Peter

Wind vormittags aus Süden kommt und am Nachmittag

ein feuchter Ostwind plötzlich alles abkühlt. Doch so

extrem, wie es vor drei Tagen war, hatten sie es das

letzte Mal vor sieben Jahren erlebt. Die Seilbahnen

mussten ihren Betrieb einstellen. Die Wintersportler,

die oben waren, mussten in den Hütten Schutz suchen.

Keiner wusste, wieviel Personen in welcher Hütte wa-

ren. Auch waren kurzfristig ganze Familien getrennt

worden. Das Mobilfunknetz war zusammengebrochen.

Erst gestern früh konnte mit der Evakuierung begon-

nen werden. Am späten Nachmittag waren alle gerette-

ten Personen in ihren Quartieren. Die Polizei hatte die

Unterkünfte persönlich abgefahren. Alle Urlaubsgäste

waren anwesend. Nur eine Frau fehlte und war auch

nicht in anderen Unterkünften oder in einer Schutz-

hütte. Sie war allein angereist. Ihre Sachen lagen noch

im Zimmer. Diese Touristin war im Gasthaus Kohlhof

untergebracht. Den Namen der Frau konnte uns der

Major Pichler allerdings nicht nennen. Seine Kollegen

hätten den Zettel mit dem Namen leider verlegt. Das

waren jetzt sämtliche Informationen, die wir von den

Fachkräften der österreichischen Kriminalpolizei be-

kommen konnten.

15

Im Schatten der Steine – Band 3 - Gefährliche AlpenMord am Dachstein

Also wussten wir erst einmal nicht viel. Vermisst

wird eine Frau. Sie ist Urlauberin. Im Gasthof Kohlhof

hatte sie ein Zimmer bezogen. Wie kann man innerhalb

von zwei Tagen so wenig Fakten sammeln. Sicherlich

würden die Hubschrauber noch zwei Tage über die Ski-

pisten und daneben kreisen. Aber da schon wieder der

meiste Neuschnee geschmolzen war, erhofften wir uns

von dem Einsatz der Helikopter nicht viel. Wir mussten

also wieder ganz von vorne mit unseren Ermittlungen

beginnen. Nur einen Vorteil hatten wir. Wir konnten

gleich im Gasthof Kohlhof starten. Aus einer Übersicht

aller Ferienunterkünfte in und um Abtenau, die in jeder

Wirtschaft und anderen öffentlich zugänglichen Ge-

bäuden dieses traumhaften Urlaubsortes ausliegt, ent-

nahmen wir die genaue Lage dieses Gasthofes. Der

Herr Pichler sagte nur, aus dem Ort raus und dann

rechts halten.

Dieser Gasthof befindet sich in der Mitte des Han-

ges der längsten Sommerrodelbahn Europas. Auf den

Satellitenbildern kann man sich den Hang dieser Frei-

zeitanlage anschauen. Im Vergleich zu den Anlagen in

Deutschland wird man da fast sprachlos. Ein Muss für

jeden Liebhaber dieses Freizeitvergnügens.

16

isds-detektive.de

Michael Peter

Herr Pichler war schon längst gegangen und wir ver-

ließen nun auch die Räumlichkeiten des Gasthauses.

Obwohl wir wegen des langen Tages und der weiten

Anreise leicht ermüdet waren, wollten wir noch einen

Verdauungsspaziergang durch den Ort unternehmen.

Wir spazierten durch die alten Gassen des historisch ge-

wachsenen Abtenau. Der historische Ortskern ist über-

schaubar klein. Aber sehr schön gepflegt sind all die

Fassaden und auch die kleinen Gärten und Vorhöfe.

Die Straßen sind sauber. Es liegt nirgends Müll auf den

Straßen und Gehwegen. Wenn dieser Ort nicht mit

Touristen ständig belagert wäre, könnte man hier be-

stimmt sehr gut wohnen. Wir kamen am Haus mit der

Nummer einhundertsiebenundzwanzig vorbei. Der

kleine Laden wollte gerade schließen. Aber eine Tages-

zeitung konnten wir noch ergattern. Diese könnte die

Person von uns lesen, die nicht mit unter die Dusche

passen würde.

Der Himmel war sternenklar. Das ist zwar schön, in

den Bergen die Sterne zu betrachten. Aufgrund der Hö-

henlage ist das Sternenbild viel klarer. Aber in den Ber-

gen wird es besonders im Winter und Frühling sehr

schnell kalt, wenn bei wolkenlosen Himmel die Nacht

17

Im Schatten der Steine – Band 3 - Gefährliche AlpenMord am Dachstein

einbricht. Also gingen wir zurück zu unserer Unter-

kunft.

Daniel folgte mir als erstes unter die Dusche. Wäh-

rend wir uns unter dem sehr warmen Wasserfall der Re-

genwalddusche wärmten, sortierte Sophie die einzelnen

Zeitungsseiten nach wichtig und unwichtig. Ich will

jetzt nicht sagen, dass die Zeitungen Papier verschwen-

den. Aber für uns ist es nun mal nicht von Bedeutung,

die Fußballergebnisse der lokalen Mannschaften aus

dem Salzburger Land zu lesen. Auch würden uns die

Werbung vom Outlet-Center weniger interessieren.

Unsere Kleidung ist meist maßgeschneidert und das

Getümmel in diesen Klamottengeschäften ist uns zuwi-

der. Ich möchte jetzt nicht sagen, dass wir uns als etwas

Besseres betrachten würden. Aber wenn man den gan-

zen Tag mit schwierigen Ermittlungen zu tun hat, die

verschiedensten Klientel kennenlernen darf oder muss,

dann möchte man nicht auch noch in der verbleibenden

Freizeit ein Bad in der Menge genießen. Jedenfalls sor-

tierte Sophie die Seiten nach internationale und lokale

Nachrichten. Wetter, Sport und Gartentipps legte sie

zur Seite. Danach löste Sie Daniel unter der Dusche ab.

Nachdem auch Sophie und ich wieder aus der Dusche

18

isds-detektive.de

Michael Peter

stiegen, wollten wir zusammen mit Daniel ein Glas

Wein zu unserer Zeitungsstunde genießen. Allerding sa-

hen wir Daniel, wie er mit einer Zeitungsseite in der

Hand auf dem Sofa eingeschlafen war. Wir deckten ihn

liebevoll mit einer Kuscheldecke zu und setzten uns al-

lein in die Leseecke des Appartements.

Viel gab es nicht zu lesen, was uns überraschen

würde. Ein Spitzentreffen in Paris, eine Innovation auf

der Automesse in Detroit und wieder einmal der

wärmste Winter seit Wetteraufzeichnung. Also eigent-

lich hätte man da auch eine Zeitung des letzten Monats

lesen können. Aber dann entdeckte Sophie einen sehr

kleinen Artikel. „Suchen unsere Schwester. Sie ist im

Winterurlaub im Salzburger Land. Seit zwei Tagen gibt

es keinen Kontakt mehr. Informationen bitte an …“

Sofort wurde mir klar, dass sich der Kauf dieser Zeitung

gelohnt haben könnte. Die Uhr zeigte mittlerweile eine

Zeit weit nach zweiundzwanzig Uhr an. Wenn aber je-

mand seine Schwester vermissen und deshalb seine per-

sönliche Mobilfunknummer veröffentlichen würde,

dann war es für unseren Anruf bestimmt nicht zu spät.

Wenn jemand Angehörige vermissen würde, wäre er zu

jeder Zeit über einen Anruf erfreut. Egal, ob man eine

19

Im Schatten der Steine – Band 3 - Gefährliche AlpenMord am Dachstein

erfreuliche Nachricht oder nur Fragen hätte. So wusste

aber der Verfasser dieser Zeitungsanzeige, dass seine

Worte gelesen wurden. Auch würde es die Angehörigen

beruhigen, wenn sie erfahren würden, dass sich jemand

um die vermisste Frau kümmern würde. Sicherlich

musste es sich bei der vermissten Schwester nicht um

die Frau handeln, die wir bereits suchen sollten. Aber es

wäre eine Spur, die wir unbedingt verfolgen sollten.

Deswegen rief ich bei dieser Nummer an. Es meldete

sich eine Frau Müller. Sie vermisste ihre jüngere

Schwester. Sogleich beschrieb sie uns die gesuchte Per-

son. Es war Carolin Lessig, vierundzwanzig Jahre alt,

vom Solarium gebräunte Haut, kurze braune Haare und

rehbraune Augen. Sie wäre allein verreist. Ihr Hobby

wäre es, beim Après-Ski Kerle anzubaggern. Allerdings

würde sie nur wild flirten. Mehr würde nie passieren.

Auf die Frage, warum Frau Müller sich da so sicher sei,

kam nach einer kleinen Pause nur ein Hinweis. Bis jetzt

hatte sie immer nur mit anderen Frauen das eigentliche

Vergnügen gesucht. Zum Schluss verabschiedeten wir

uns, nicht ohne uns für das informative und umfas-

sende Gespräch zu bedanken. Außerdem sagten wir

Frau Müller, dass sie nicht extra kommen müsste. Wir

20

isds-detektive.de

Michael Peter

würden sie informieren, wenn es sich herausstellen

würde, dass die von uns gesuchte Person ihre Schwester

wäre. Aber sie könnte uns eine Mail schicken. Gerne

hätten wir Fotos von ihrer Schwester. Einmal komplett

und ganz gerne auch ein reines Gesichtsfoto. Wir boten

ihr auch an, nach der Schwester weiter zu suchen, wenn

es sich bei unserer Vermissten um eine andere Frau

handeln würde. Dieses Angebot nahm sie dankend an.

Während Daniel schon längst im Land der Träume

war, hatten wir also wieder einmal einen Anhaltspunkt

für unsere Ermittlungen gesammelt. Wir schauten kurz

zu unserem Partner. Wie süß er sich in die Decke ku-

schelte und einen glücklichen Gesichtsausdruck

machte. Dieser süße Anblick war zum Verlieben. So-

phie und ich gingen sogleich ins Schlafzimmer, um in

unser eigenes Land der Träume zu versinken.

Am nächsten Morgen weckte mich Daniel ganz zärt-

lich. Dass Sophie längst aufgestanden war, das hatte ich

nicht mitbekommen. War ich doch so sehr mit meinem

Traum beschäftigt. Ein zarter Duft von frischem Kaf-

fee strömte in unser Schlafzimmer. Ich legte mir den

Morgenmantel über und ging sofort in den Speisebe-

reich unseres Appartements. Der Tisch war schon

21

Im Schatten der Steine – Band 3 - Gefährliche AlpenMord am Dachstein

gedeckt, Sophie lächelte uns an. Während wir gemein-

sam die frischen Teilchen des Abtenauer Bäckers ver-

speisten, fragte ich Daniel, ob er noch etwas wissens-

wertes in seinem Teil der Zeitung gefunden hatte. Aber

er wusste, dass ich diese Frage nur aus Spaß stellte.

Längst war im klar, dass ich ihn mit Sophie zugedeckt

hatte und wir ihn beide mit Streicheleinheiten in eine

tiefere Schlafebene führten. Nach dem Essen und dem

morgendlichen Frischmachen im Bad zogen wir uns

Wanderkleidung an.

Unser Ziel war der Gasthof Kohlhof. Hier wollten

und mussten wir die Suche nach unserer vermissten

Frau starten. Daniel schaute mich verwundert an, als ich

sagte, dass diese Frau hoffentlich die Carola Lessig ist.

Sophie zeigte Daniel den Zeitungsaufruf. Und wir ver-

rieten ihm auch, dass wir längst dort angerufen hatten,

während er „von uns“ träumte. Ich schaute auch gleich

in meinem E-Mailordner. Die Fotos der Frau waren

noch nicht angekommen. Es war bis jetzt nur ein Text

von der Schwester geschickt worden, der die Hoffnung

und Verzweiflung der Frau Müller noch einmal zum

Ausdruck brachte. Ein Foto würde folgen, sobald ihr

Bruder ihr dabei helfen würde. Das heutige Ziel war nur

22

isds-detektive.de

Michael Peter

dieser Gasthof und seine nähere Umgebung. So dass

wir zu unserer Kleidung und Bergwanderschuhen nur

einen Rucksack mit etwas Proviant, einen mit der even-

tuell notwendigen Ermittlungstechnik und einen mit

Notsachen für schlechtes Wetter packten.

Anschließend starteten wir den Fußweg. Es waren

zwischen zwei und drei Kilometer lang. Hätten wir

keine Ausrüstung dabei, könnten wir auch mit der Seil-

bahn den Berg hochfahren. Auf Höhe des Gasthofes

müssten wir nur die Schlitten der Sommerrodelbahn

stark abbremsen und aussteigen. Würde der ganze

Hang noch mit Schnee bedeckt sein, könnten wir auch

von der Bergstation der Seilbahn bis zum Gasthof mit

Ski fahren. Aber da uns die Technik lieb und teuer ist,

stiegen wir zu Fuß den Berg hinauf. Und es war ein Ge-

nuss zu erleben, wie mit jedem Schritt die Aussicht im-

mer schöner wurde. Die Abtenauer Gegend würde ich

als Hochebene bezeichnen. Der Gasthof mit seiner gu-

ten Aussicht wäre auch ein toller Ort zum Übernachten

gewesen. Aber lieber übernachten wir in Abtenau, falls

wir auch noch in anderen Bereichen dieses großen Ski-

gebietes ermitteln müssten. Und hier am Berg könnte

uns das Wetter schnell hinderlich werden, wenn wir

23

Im Schatten der Steine – Band 3 - Gefährliche AlpenMord am Dachstein

nicht den Gasthof verlassen könnten. Wir setzten uns

zuerst auf die Sonnenterrasse, um etwas zu verschnau-

fen. Die Bedienung brachte uns einen Kaffee. Anschlie-

ßend gingen wir hinein, um mit dem Chef oder der Che-

fin des Hauses zu sprechen. Als wir an der Rezeption

nach dem Geschäftsführer fragten, meinte die nette

Dame, dass sie ihren Mann für uns holen würde. Dabei

kannte sie zu dieser Zeit nicht unseren Namen und

auch nicht unser Anliegen.

Uns stellte sich ein Georg Auer vor. Er meinte, ein

Herr Pichler hätte ihn heute in aller Frühe schon von

unserem Eintreffen avisiert. Wir sprachen dann auch

gleich davon, was uns auf dem Herzen lag. Herr Auer

gab uns dann sogleich den Schlüssel von dem Zimmer,

dessen Mieterin seit inzwischen drei Tagen von ihm

vermisst wurde. Falls uns noch irgendwelche Fragen

auf der Zunge brennen würden, er und seine Frau wür-

den uns da gerne Rede und Antwort stehen. Während

er diese netten Worte aussprach, zeigte er auf die nette

Dame am Empfang. Sophie meinte nur, dass wir be-

stimmt auf dieses Angebot zurückkommen müssten.

Denn wir wollten unvoreingenommen das Zimmer

24

isds-detektive.de

Michael Peter

untersuchen, ohne vorher einen Namen oder etwas an-

deres gehört zu haben.

Der Kohlhof hat drei Etagen. In der untersten Etage

befinden sich die Garagen und Wirtschaftsräume. Zur

Mittleren Etage gelangt man entweder über die zur Son-

nenterrasse führenden hellen Holztreppe, über die Tür,

die direkt vom Hang in den Gastraum führt oder über

die Treppe. In der obersten Etage sind die privaten

Wohnräume der Geschäftsführung, das Büro und zwei

kleine Gästezimmer mit WC. Die anderen ehemaligen

Gästezimmer werden vom Personal belegt, das zumeist

aus Tschechien und Kroatien stammt. Die Gästezim-

mer werden allerdings nicht direkt im Internet auf der

eigenen Homepage beworben. Nicht einmal auf den

Seiten des Tourismusverbandes wird dieses Haus als

Übernachtungsobjekt geführt. Entweder ist man hier

treuer Gast oder erfährt durch einen Zufall von dieser

Unterkunft.

Das Zimmer der vermissten Person war klein. Dem

Zimmer war schon auf dem ersten Blick anzusehen,

dass hier eine Horde Polizisten gewühlt hatte. Keine

normale Frau würde die Fächer im Schrank so hinter-

lassen, wenn sie die Schranktüren nicht schließen

25

Im Schatten der Steine – Band 3 - Gefährliche AlpenMord am Dachstein

konnte. Überall hingen Klamotten auf Stühlen und

Schranktüren. Bestimmt war das Kleidung von Berg-

wanderungen oder Skifahren aus den Tagen, bevor sie

vermisst wurde. Ein Buch fanden wir auch auf dem

Tisch liegend. Es handelte von drei Detektiven. Ich will

keine Eigenwerbung machen. Es war unser erstes Buch,

welches von den neuen Kriminalfällen aus Sachsen und

Bayern handelt. Ein Bild stand neben dem Bett. Es

zeigte eine Frau mit blonden langen Haaren, blaue Au-

gen und etwas Hüftgold ansatzweise aber nur. Sie sah

verträumt aus. Das Bild packten wir ein. Wir fanden

auch noch ein Tagebuch. Dieses fotografierte Sophie

Seite für Seite. Später würde unser Computerprogramm

daraus eine chronologische Übersicht erstellen. So

brauchen wir es nicht lesen. Wir können über Suchwör-

ter direkte Fakten suchen, ohne zu sehr in die Pri-

vatsphäre der vermissten Frau einzugreifen. Dieses

Buch legten wir dann in einen selbstverschweißenden

Beutel. Falls es für eine Beweisführung erforderlich

wäre, würden wir es dann der Polizei zur Verfügung

stellen. Wir schauten noch weiter nach persönlichen

Dingen, die uns etwas über die Frau verraten würde.

Uns geht es um den finanziellen und familiären

26

isds-detektive.de

Michael Peter

Hintergrund. Jeder hat etwas, was darüber Auskunft

gibt, ob man es will oder nicht. Im Bad fanden wir die

modernste IO-Zahnbürste mit Munddusche. Ein Io-

nenhaarfön und sehr teures Parfüm. Im Schrank hing

ein Kleid, welches dem edlen Kleid von Sophie in

nichts nachstand. Ansonsten waren hier moderne

sportliche Kleidung, legere Freizeitkleidung und Bade-

sachen zu finden. Ich vermutete, dass die Vermisste

eine Person war, die sehr viel Wert auf ihr Äußeres legt.

Nur hier im Urlaub, wo sie keiner kannte, wollte sie so

umherlaufen, wie gewöhnliche Urlauber. Wir hatten al-

les gesehen. Da ansonsten keine auf die Person schlie-

ßende Sachen umherlagen, waren wir fertig. Daniel

machte aber zur Sicherheit aus den verschiedensten

Blickwinkeln Fotos von jeder Stelle im Zimmer. An-

schließend gingen wir zur netten Frau Auer.

Von ihr wollten wir jetzt vieles wissen. Name, Vor-

name, Anreisetag, Tag der geplanten Abreise. Kurzge-

fasst, wir bräuchten zuerst einmal eine Kopie des Mel-

descheines für Beherbergungsbetriebe, falls vorhanden

gerne eine Kopie des Ausweises. Und wir wüssten

gerne, welches Fahrzeug das ihre wäre, falls sie mit ei-

nem eigenen Auto angereist gewesen wäre. Natürlich

27

Im Schatten der Steine – Band 3 - Gefährliche AlpenMord am Dachstein

würden wir gerne etwas über das Wesen der Frau wis-

sen. Alle Fragen beantwortete sie uns. Jetzt lag es auf

dem Tisch. Die vermisste Person war Carola Lessig.

Angereist war sie mit einem silbernen Mercedes 220d.

Dieser würde aber nicht mehr in der Tiefgarage des

Gasthofes stehen. Um etwas über den Charakter der

Frau Lessig zu erfahren, müssten wir eher das Personal

fragen. Durch die Bedienung am Frühstückstisch hat-

ten diese mehr Kontakt zu ihr. Am Empfang hatte sie

vor zwei Wochen nur ihren Schlüssel geholt, für drei

Wochen im Voraus die Halbpension bezahlt und das

war es auch schon. Mehr Kontakt hatten sie nicht.

Wenn sie in der Früh nach dem Frühstück loszog, wa-

ren sie und ihr Mann selbst noch in der oberen Etage

im Büro. Abends kam sie immer erst nach neunzehn

Uhr. Da waren sie beide schon wieder in ihrem eigenen

Wohnbereich. Wir dankten für das Gespräch und frag-

ten, ob sie uns das Personal für einen kurzen Moment

zusammenrufen könnten. Gäste waren gerade nicht an-

wesend, so würden wir den normalen Betrieb nicht stö-

ren. In diesem Moment vibrierte mein IPhone und mel-