Aufruhr der Herzen - Cheryl Biggs - E-Book

Aufruhr der Herzen E-Book

Cheryl Biggs

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Beschreibung

Rebellion der Liebe

Traynor Braggette hat einen verzweifelten Plan gefasst, um seinen Bruder aus dem belagerten Vicksburg zu retten und ihn vor dem Galgen zu bewahren. Und er denkt nicht daran, sich von irgendjemandem daran hindern zu lassen - schon gar nicht von der temperamentvollen Marci, die an Bord seines Schiffs gekommen ist. Wie eine Wildkatze wehrt sie sich gegen ihn und schweigt nur dann, wenn er ihr den Mund mit einem Kuss verschließt.

Unter anderen Umständen hätte es ein vergnügliches Abenteuer sein können - doch Traynor kann nicht riskieren, dass Marci ihn und seine Pläne verrät ...

***

Ein historischer Liebesroman aus den Südstaaten der USA im 19. Jahrhundert. Jeder Roman der Südstaaten-Saga ist in sich abgeschlossen und erzählt von anderen Familienmitgliedern des Braggette-Clans - doch eines ist ihnen allen gemeinsam: Starke Schönheiten treffen auf verwegene Verführer, und ihre leidenschaftlichen Abenteuer lassen Ihr Herz höherschlagen!

Band 1: Glück deiner Liebe. * Band 2: Macht der Sehnsucht. * Band 3: Aufruhr der Herzen. * Band 4: Sturm der Gefühle.

Diese romantische Liebesgeschichte ist in einer früheren Ausgabe unter dem Titel "Wenn ein Herz sich ergibt" erschienen.

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.

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Seitenzahl: 485

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Cover

Über dieses Buch

Über die Autorin

Titel

Impressum

1

Ende Juni 1863

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Über dieses Buch

Traynor Braggette hat einen verzweifelten Plan gefasst, um seinen Bruder aus dem belagerten Vicksburg zu retten und ihn vor dem Galgen zu bewahren. Und er denkt nicht daran, sich von irgendjemandem daran hindern zu lassen – schon gar nicht von der temperamentvollen Marci, die an Bord seines Schiffs gekommen ist. Wie eine Wildkatze wehrt sie sich gegen ihn und schweigt nur dann, wenn er ihr den Mund mit einem Kuss verschließt.

Unter anderen Umständen hätte es ein vergnügliches Abenteuer sein können – doch Traynor kann nicht riskieren, dass Marci ihn und seine Pläne verrät …

Ein historischer Liebesroman aus den Südstaaten der USA im 19. Jahrhundert. Jeder Roman der Südstaaten-Saga ist in sich abgeschlossen und erzählt von anderen Familienmitgliedern des Braggette-Clans – doch eines ist ihnen allen gemeinsam: Starke Schönheiten treffen auf verwegene Verführer, und ihre leidenschaftlichen Abenteuer lassen Ihr Herz höherschlagen!

Diese romantische Liebesgeschichte ist in einer früheren Ausgabe unter dem Titel »Wenn ein Herz sich ergibt« erschienen.

Über die Autorin

Cheryl Biggs liebt Cowboyserien und Western seit ihrer Kindheit. Die passionierte Reiterin lebt mit ihrem Mann, den fünf Katzen Dooby, Dusty, Dolly, Mikey und Lil’ Girl sowie mit Hund Lady am Fuß des Mount Diablo, Kalifornien.

Cheryl Biggs

Aufruhr der Herzen

Aus dem amerikanischen Englisch von Susanne Kregeloh

beHEARTBEAT

Digitale Erstausgabe

»be« - Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment

Für die Originalausgabe:

Copyright © 1995 by Cheryl BiggsPublished by Arrangement with KENSINGTON PUBLISHING CORP., NEW YORK, NY USATitel der amerikanischen Originalausgabe: Hearts Defiant

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen.

Titel der deutschen Erstausgabe: Wenn ein Herz sich ergibt

Covergestaltung: © Maria Seidel, atelier-seidel.de unter Verwendung von istockphoto: MSMcCarthy_Photography | hotdamnstock.com

eBook-Erstellung: 3w+p GmbH, Ochsenfurt

ISBN 978-3-7325-4560-5

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

1

Ende Juni 1863

»Wer sind Sie?«

Traynor fuhr überrascht herum, als er die Frauenstimme hörte. Für den Moment war die Landkarte vergessen, in der der Verlauf des Mississippi mit seinen Sandbänken und Untiefen verzeichnet war. Seine Verblüffung wuchs noch bei dem Anblick, der sich ihm bot. Die Frau war kaum größer als ein Meter sechzig, die Haare fielen ihr wie ein Schleier aus Seide bis auf die Schultern. Aus grünen Augen, die jedem Smaragd Konkurrenz machten, starrte sie ihn verächtlich an.

Ihr herrischer Ton rief bei Traynor Ablehnung hervor, daher beschloss er, diese Frage nicht zu beantworten. Die Frau hatte die Hände in die Hüfte gestemmt, die perfekt geschwungenen Augenbrauen waren verärgert zusammengezogen. Es war offensichtlich, dass sie wütend war.

Dasselbe konnte Traynor auch von sich behaupten. Er zog ebenfalls die Stirn kraus, Zorn und Ungehaltenheit waren auf seinem Gesicht zu lesen. »Ich?«, erwiderte er schließlich, nachdem er den ersten Schock verdaut hatte. Dann nahm seine Stimme einen befehlenden Ton an: »Und wer, zum Teufel, sind Sie?«

»Ich habe zuerst gefragt.«

Entschlossen verschränkte die Frau die Arme vor der Brust und starrte Traynor an. Ihre Silhouette zeichnete sich gegen das Mondlicht ab, dessen Schein wie Silberfunken in ihrem langen Haar reflektierte. Das Licht der Laterne, die das Ruderhaus erhellte, fiel auf ihr Gesicht. Der sanfte Schein legte einen goldfarbenen Schatten auf ihre helle Haut und ließ das tiefe Grün ihres Seidenkleides dunkel aufschimmern.

Laternenschein, Mondlicht und ihre Schönheit verschmolzen zu einer Aura, die sie beinahe überirdisch erscheinen ließ. Traynor blinzelte, um sich zu vergewissern, dass ihm seine Fantasie keinen Streich spielte. So etwas konnte er nicht gebrauchen. Absolut nicht. Und jetzt schon gar nicht.

»Antworten Sie«, forderte sie und stampfte mit dem Fuß auf, als Traynor schwieg.

Traynors Stimmung, in den letzten Tagen ohnehin fast am Überkochen, wallte bei ihren scharfen Worten und ihrem fordernden Auftreten augenblicklich auf, und es kostete ihn große Mühe, sich zu beherrschen. Seit er den Brief seiner Mutter bekommen hatte, war es ihm immer schwerer gefallen, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Seine sonst stahlharten Nerven waren ohnehin schon zum Zerreißen gespannt – so wie die seiner Männer –, und er hatte keine Zeit, sich mit Wortklaubereien abzugeben. Oder mit temperamentvollen Frauen, ganz egal, ob sie nun wunderschöne Zankteufel oder hässliche alte Frauenzimmer waren. Und diese Frau war ganz bestimmt kein hässliches altes Weib.

Traynor knüllte die Landkarte zusammen, die er noch in Händen hielt, und warf sie seinem Ersten Offizier Brett Forteaux zu, der hinter ihm in dem engen Ruderhaus stand. Dann strich er sich mit der Hand durch das zerzauste dunkle Haar und musterte die Frau ungehalten. »Ich bin Traynor Braggette, General der Armee der Vereinigten Staaten und der Commander dieses Kanonenbootes. Ich weiß zwar nicht, wer Sie sind, Miss, oder wie Sie überhaupt an Bord gekommen sind, aber –«

»Sie sind nicht der Commander dieses Schiffes.«

»Hört, hört«, murmelte Brett.

Traynor ignorierte die leise Bemerkung seines besten Freundes. Die Frau, die ihnen so abweisend gegenüberstand, sah vielleicht nicht wie ein zänkisches Frauenzimmer aus, aber ganz bestimmt besaß sie die scharfe Zunge einer Schlange. Und Traynor gelangte rasch zu der Überzeugung, dass es sich mit ihrem Charakter ähnlich verhielt. Er versuchte, ruhig zu bleiben und Vernunft walten zu lassen. »Hören Sie, Miss, ich habe wirklich keine Zeit für eine überflüssige Unterhaltung. Meine Männer und ich haben einen wichtigen Auftrag zu erledigen.«

Ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Wie sind Sie zu diesem Schiff gekommen?«

Traynor überhörte ihre Frage. »Also, ich weiß nicht, wer Sie sind oder wie Sie an Bord der Bayou Queen gelangt sind –«

»Ich gehöre hierher.«

Es kribbelte ihn in den Fingern, sie ihr um den hübschen Hals zu legen – und ganz gewiss nicht, um diesen zu streicheln. »Was ich Ihnen sagen will«, stieß Traynor zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, »ist, dass ich Sie im nächsten Hafen an Land setzen werde. Hier kann ich nicht für Ihre Sicherheit garantieren, und Sie sind ganz bestimmt nicht –«

»Von einem General Traynor Braggette habe ich noch nie etwas gehört«, fiel sie ihm ins Wort. »Wo waren Sie zuletzt stationiert, Sir?«

Mit ihren smaragdgrünen Augen starrte sie ihn an, kalt und herausfordernd.

»Wem sind Sie verantwortlich, General Braggette?« Sie reckte das Kinn arrogant vor. »Wer ist Ihr vorgesetzter Offizier?«

Traynor spürte, dass sich die Zügel, mit denen er seinen Zorn in Schach hielt, gefährlich lockerten. Herrische Frauen konnte er nicht ausstehen. Und auch keine zänkischen Frauen, die seine Pläne durchkreuzten. Und wenn diese Pläne darin bestanden, zu versuchen, seinen älteren Bruder Traxton vor der Schlinge des Henkers zu bewahren, konnte er sie erst recht nicht ausstehen. Auch wenn sie wunderschön war. Auch wenn er schon so lange nicht mehr mit einer Frau zusammen gewesen war, dass sich sein Körper allein durch ihre Anwesenheit in ein wildes Inferno verwandelte. Am liebsten hätte Traynor laut geflucht. Himmel noch mal, sein Verlangen nach einer Frau musste sehr viel stärker sein, als er gedacht hatte, wenn sich sein Körper nach diesem kleinen scharfzüngigen Biest zu sehnen begann. »Ich habe wirklich keine Zeit für diese Unterhaltung, Miss ...«

»Colderaine«, ergänzte sie hochmütig. »Miss Marcilynne Elizabeth Colderaine, aus Boston. Meine Freunde nennen mich Marci, aber für Sie Miss Colderaine.«

Traynor streckte die Hand aus, um ihren Arm zu ergreifen und sie aus dem Ruderhaus zu führen. »Schön, Miss Colderaine. Im nächsten Hafen, an dem wir vorbeikommen, werden wir –«

Marci riss sich aus seinem Griff los. »Nehmen Sie Ihre Hand weg, Mr. Wer-Sie-auch-sein-mögen.« Sie umklammerte den Türgriff und stand wie festgewurzelt. »Ich verlange eine Antwort, und ich werde mich nicht von der Stelle rühren, bis ich sie bekommen habe.« Sie sah zornig zu ihm auf. »Wer sind Sie, Sir, und was machen Sie auf dem Schiff meines Bruders?«

»Dem Schiff Ihres Bru...–« Traynor verschluckte sich fast an diesen Worten und verspürte mit einem Mal ein flaues Gefühl im Magen.

»Wo ist mein Bruder?«, verlangte Marci zu wissen. »Was haben Sie mit Gerald gemacht? Und mit seiner Mannschaft?«

Traynor versuchte auszuweichen. »Ma’am, glauben Sie mir, ich weiß nicht, was –«

Marci gehörte nicht zu denen, die gönnerhaftes Benehmen akzeptierten oder sich sagen ließen, dass es Dinge gab, von denen sie nichts zu wissen brauchte. Sie schnitt ihm das Wort ab. »Wo ist die Mannschaft? Und wo ist mein Bruder? Als ich heraufgekommen bin, habe ich niemanden gesehen, den ich kenne.« Marci spähte über Traynors Schulter. »Und wer ist dieser Mann da am Ruder? Das ist nicht Lieutenant Ephraim.«

Traynor fühlte einen Anflug von Panik in sich aufsteigen. Als sie über den Plan abgestimmt hatten, war er ihnen ganz einfach vorgekommen, durchführbar: Sie würden vorgeben, Offiziere und Soldaten der Unionsarmee zu sein, die für Präsident Lincoln in geheimem Auftrag unterwegs waren. Sie würden eines der Yankee-Schiffe, die im Hafen von Memphis festgemacht hatten, in ihre Gewalt bringen, flussabwärts bis nach Bridgeport, Mississippi, fahren und dort seinen Bruder Traxton aus den Händen der Yankees befreien. Alles ganz einfach. Bis jetzt.

Was er dabei nicht einkalkuliert hatte, war, dass ihm dabei ein Feuer speiender Yankee-Drachen in Gestalt dieser Frau in die Quere kommen würde. Traynor atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Er durfte nicht zulassen, dass alles schiefging. Nur er konnte Traxton retten. Zweifellos hatte seine Mutter auch an Trace und Travis geschrieben, aber das musste nicht heißen, dass seine Brüder diese Nachricht auch bekommen hatten. Soweit er wusste, war Trace irgendwo im Auftrag ihres Präsidenten Jeff Davis unterwegs, und Travis hielt sich noch immer in Nevada auf und würde es niemals schaffen, Traxton rechtzeitig zu Hilfe zu kommen. Traynor bemühte sich, ruhig zu bleiben. »Miss Colderaine, wie ich schon sagte, sind meine Mannschaft und ich in einer speziellen, geheimen Mission unterwegs. Wir haben das Schiff Ihres Bruder beschlagnahmt –«

»Kanonenboot«, korrigierte Marci ihn, wobei ihre Augen vor Verachtung funkelten.

»Kanonenboot«, wiederholte Traynor mühsam beherrscht. Der kleine Rest an Geduld, über den er noch verfügte, schwand rasch dahin. Er hatte keine Zeit für Komplikationen. Ihm schossen einige Flüche durch den Kopf, die selbst für die derbsten Ohren unpassend gewesen wären. Er glaubte zu spüren, dass der Brief, den er vor Kurzem von seiner Mutter erhalten hatte, ein Loch durch seine Brusttasche brannte und ihm die Haut versengte. Der Brief hatte einige Tage gebraucht, um von New Orleans nach Fort Fisher zu gelangen, wo er weitere Tage gelegen und auf Traynor und die Black Witch, seinen Blockadebrecher, gewartet hatte, darauf, dass er mit einer Ladung Lebensmittel von den Bermudas zurückkehrte. Ein weiterer Tag war vergangen, bis Traynor alle Vorbereitungen für die Fahrt ins Inland getroffen hatte, und noch einmal zwei Tage hatte es gedauert, von Fort Fisher nach Memphis zu gelangen.

Jetzt waren sie fast am Ziel, aber eben noch nicht nah genug. Die Zeit wurde knapp, ebenso seine Geduld. In ihrem Brief hatte die Mutter geschrieben, man habe ihr berichtet, dass Traxton an dem Tag gehängt werden sollte, an dem Vicksburg den Yankees in die Hände fallen würde. Und nach dem, was Traynor unterwegs gehört hatte, wurde die Stadt sowohl von der Landseite als auch von der Flussseite her von Grants Armee unter Beschuss genommen. Die Verteidigungslinien um Vicksburg konnten jeden Tag zusammenbrechen.

Traynor richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Frau, die vor ihm stand. Ihr Blick schien ihn noch immer durchbohren zu wollen, die Lippen hatte sie fest zusammengepresst, die Hände waren zu Fäusten geballt.

»Ich habe das Kanonenboot Ihres Bruders beschlagnahmt, Miss Colderaine, weil ich dazu befugt und berechtigt war.« Hart wie der Peitschenschlag eines Sklavenaufsehers kamen die Worte über seine Lippen. »Wie ich bereits versucht habe Ihnen zu erklären, müssen meine Männer und ich so schnell wie möglich nach Bridgeport, und die Bayou Queen war zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort.« Was er von dieser Frau allerdings nicht sagen konnte.

»Und wo ist mein Bruder jetzt?«

»Der Commander der Queen und seine Männer sind in Lockspur von Bord gegangen, einige Meilen flussabwärts von Memphis.«

»Ich weiß, wo Lockspur liegt.« Ärgerlich stampfte sie mit dem Fuß auf. »Warum hat mich niemand geweckt? Ich wollte nur nach Memphis, um im Salon May Rhinehart vorbeizuschauen. Warum hat mich niemand geweckt, als wir in Memphis waren?«

Traynor starrte die Frau an, die ihm so unerwartet eine Menge Ärger aufhalste. Einen Augenblick lang überlegte er, ob Commander Colderaine und seine Männer vielleicht die ganze Zeit über gewusst hatten, dass Traynor und seine Leute Südstaatler waren, die sich als Yankees verkleidet hatten, und dass er seine Schwester deshalb absichtlich an Bord zurückgelassen hatte. Vielleicht war das eine neue Art, den Feind zu bestrafen. Eine Art psychologischer Folter.

»Ich bedaure diese Unannehmlichkeiten, Miss Colderaine«, antwortete Traynor. Er bedauerte diese mehr, als sie auch nur ahnen konnte. »Aufrichtig. Es war wohl so, dass Ihr Bruder mit der Queen gerade im Hafen festgemacht hatte, als meine Männer und ich an Bord kamen und ihm den Befehl überbrachten, dass er sein Schiff unverzüglich zu übergeben hätte. Vielleicht hatte er keine Zeit mehr, Sie zu wecken. Und dann hat er Sie in der Hektik der Übergabe des Schiffes an mich ganz einfach vergessen.« Traynor nahm sich vor, den Mann aufzuspüren und ihm einen gezielten Faustschlag ins Gesicht zu versetzen – nachdem er Traxton gerettet hatte. Vielleicht würde dieser Schlag das Gedächtnis des Commanders auffrischen und andere bedauernswerte Seelen vor einem Zusammentreffen mit Miss Colderaine bewahren.

»Nun, falls er mich vergessen haben sollte, wird ihm das nicht noch einmal wieder passieren, das kann ich Ihnen versichern.«

Zum ersten Mal seit ihrem Aufeinandertreffen musterte Marci Traynor von Kopf bis Fuß. Er sah gut aus – vielleicht war er der bestaussehende Mann, dem sie seit Langem begegnet war. Das Haar fiel ihm bis in den Nacken; es schimmerte weich, hin und wieder schien es silbrig zu glänzen. Seine Augen hatten einen außergewöhnlichen Grauton mit winzigen blauen Pünktchen darin. Marci musste unwillkürlich an eine Moorlandschaft in England an einem nebelverhangenen Frühlingsmorgen denken.

»Da bin ich sicher«, sagte Traynor und brach damit den Zauber, der Marci einen Augenblick lang gefangen gehalten hatte.

»Oh ja«, murmelte Brett hinter ihm.

»Wie auch immer«, entgegnete Marci brüsk, deren Zorn wieder aufflammte, nachdem sie seiner Attraktivität so ungewollt Aufmerksamkeit geschenkt hatte. »Sie müssen die Queen lediglich drehen und mich nach Memphis zurückbringen. So wie es aussieht, bin ich im Salon May ohnehin schon überfällig.«

»So sehr ich es wünschte, dass wir Sie zurückbringen könnten, Miss Colderaine ...«, nur der Allmächtige wusste, wie wahr seine Worte waren, »fürchte ich doch, dass das unmöglich ist.«

Erneut flammten Zorn und Empörung in Marcis Augen auf. Niemand, wirklich niemand hatte ihr jemals etwas abgeschlagen. »Sie sollten wissen, General Braggette – falls Sie wirklich General sind –, dass ich eine Cousine zweiten Grades von Mary Todd Lincoln bin. Sie wissen doch sicher, wer Mary Todd Lincoln ist, nicht wahr?«, fragte sie herausfordernd. »Die Frau des Präsidenten. Mrs. Abraham Lincoln – die First Lady.«

»Miss Colderaine, ich sagte, dass ich es bedaure.« Traynors Stimme war laut, er konnte seine Verärgerung kaum noch zügeln. Und er bedauerte es wirklich, dass er kein anderes Kanonenboot requiriert hatte. Und dass er nicht zu den Männern gehörte, die diese Frau kurzerhand packen und über Bord werfen würden.

»Ich könnte dafür sorgen, dass Sie das Ihren Rang kostet«, entgegnete Marci scharf. »Ein Wort zu meiner Cousine, nur ein einziges Wort, und ...« Sie schnippte mit den Fingern vor seinem Gesicht. »Sie werden ganz schnell wieder ein einfacher Infanterist sein.«

»Ich war nie Infanterist.«

»Dann kämen Sie auf diese Art zu einer neuen Erfahrung.«

In gleichem Maße, wie sein Zorn über die Situation wuchs, begann eine Ader an Traynors Schläfe langsam anzuschwellen. »Wir können nicht umdrehen, Miss Colderaine, und leider können wir auch nicht irgendwo halten und Sie an Land setzen, auch wenn ich das noch so sehr wünschte. Das können Sie mir glauben.« Die Worte klangen messerscharf, kalt und schneidend. Und er meinte jedes einzelne davon. »Wenn Sie sich jetzt also in Ihre Kabine zurückziehen möchten ...«

»Wunderbar. Ihnen tut es leid, und ich sitze auf einem Kanonenboot fest, das in einer geheimen Mission unterwegs ist. Höchstwahrscheinlich zu irgendeinem Provinznest, von dem noch nie jemand etwas gehört hat und um das sich niemand schert. Genau das, was ich immer schon einmal erleben wollte.« Goldfarbene Reflexe blitzen wie Feuerfunken in ihren Augen, tanzten in dem unergründlichen Grün. Marci streckte das Kinn und sah Traynor herablassend an – soweit ihr das möglich war. Schließlich überragte er sie um wenigstens zwanzig Zentimeter. »Und außerdem weiß ich noch immer nicht, wer Sie eigentlich sind, Sir.«

Traynor fluchte innerlich und wünschte, er wäre kein Gentleman, auch wenn man ihm das in der Vergangenheit des Öfteren vorgeworfen hatte. Es wäre so einfach, die Frau kurzerhand über Bord zu werfen. Aber bei seinem Glück würde sie wahrscheinlich losschwimmen und ihn flussabwärts mit einer Yankee-Patrouille erwarten, um ihn gefangen zu nehmen. Traynor kämpfte darum, seine rasch dahinschwindende Geduld zu bewahren und ruhig und gelassen zu erscheinen. Einen solchen Zorn hatte er nicht mehr empfunden, seit ... seit ... Himmel und Hölle noch mal, aber er konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, wann er das letzte Mal wegen einer Frau derart aus der Fassung geraten war. Auch wenn ihm nicht danach zumute war, zwang er sich dazu, seine Worte höflich klingen zu lassen. »Ich sagte es Ihnen bereits, Miss Colderaine. Ich bin General Traynor Braggette von der Armee der Vereinigten Staaten.«

»Und wem erstatten Sie Meldung, General Traynor Braggette?«, fragte Marci. Ihre Frage klang höhnisch. In ihren Augen las Traynor eine Entschlossenheit, die ihm nicht gefiel. »Wer ist Ihr Vorgesetzter? Ihr direkter Vorgesetzter?«

»Ich bin direkt dem Präsidenten unterstellt, Miss Colderaine«, entgegnete Traynor, der glaubte, das sei die sicherste und beste Antwort. Er war kein Soldat, er war Blockadebrecher, und als solcher hatte er nicht die leiseste Ahnung, wer wen oder was an Land befehligte. Schon gar nicht in der verdammten Yankee-Armee. Aber offensichtlich wusste sie es.

»Dem Präsidenten?«, wiederholte Marci und lächelte maliziös. »Tatsächlich? Wie ungewöhnlich.«

Traynor fiel plötzlich ihre Bemerkung wieder ein, die Frau Präsident Lincolns wäre eine Cousine von ihr. Eine Parade kraftvoller Verwünschungen marschierte gleichsam durch seinen Kopf, eine jede davon ungeeignet, ausgesprochen zu werden – erst recht in Gegenwart einer Frau. Irgendwie schreckte Traynor davor zurück, das Wort »Lady« zu benutzen, denn seiner Meinung nach passte die Bezeichnung »Wildfang« besser zu ihr. Als er das wissende, kleine Lächeln bemerkte, das ihren Mund umspielte, war ihm sofort klar, dass es ein Fehler gewesen war, zu behaupten, Lincoln direkt Bericht zu erstatten.

Das Lächeln wurde breiter. »Sie lügen, General. Oder sind Sie wirklich General? Sind Sie ein Spion der Konföderierten, Mr. Braggette?«

Traynor glaubte, das Herz müsste ihm stehen bleiben.

»Oder ist das tatsächlich Ihr Name? Aber vielleicht lautet er in Wahrheit Stuart.« Sie lachte leise auf. »Sind Sie der berühmte Jeb Stuart, Sir? Oder sind Sie der, den man den Teufel nennt – Forrest? Oder vielleicht sind Sie sogar John Hunt Morgan, der gemeine Wegelagerer?«

Traynor räusperte sich. »Miss Colderaine ...«

»Als Schwester des Commanders eines der großen Kanonenboote der Union, Sir, für den ich als Gastgeberin fungiere, seit er Witwer ist, und als Einwohnerin sowohl von Boston als auch von Washington, behaupte ich, dass ich jeden höherrangigen Offizier kennengelernt habe, den die Armee der Vereinigten Staaten zu bieten hat.« Ihr Blick schien Traynor zu verspotten. »Und ich kann Ihnen versichern, Sir, dass Sie nicht zu diesen Offizieren gehören.«

2

Traynor starrte Marcilynne Colderaine an. Es juckte ihn in den Fingern, ihr den schönen Hals umzudrehen, und am liebsten hätte er ihr einige harte Worte gesagt, die sie niemals wieder vergessen würde. Sein bis jetzt mühsam gezügelter Ärger drohte mit ihm durchzugehen.

Aber sie ist eine Cousine von Mary Todd Lincoln, mahnte unablässig eine kleine Stimme in seinem Kopf. Und sie kann deine Pläne gefährden. Das kann Traxton das Leben kosten. Und dich auch.

Traynor zwang sich zu einem Lächeln und einem bedauernden Tonfall, auch wenn dies seinen Gefühlen absolut widersprach. Er nahm seinen Hut ab – den Hut mit der goldenen Kordel, den er tags zuvor dem Yankee-Offizier abgenommen hatte. Dabei sah Traynor den Mann vor sich, der aus Wut darüber geschäumt hatte, dass er sich – ebenso wie seine Männer – bis auf die Unterwäsche hatte entkleiden müssen und gefesselt und geknebelt worden war. Zu schade, dass er mit dieser Frau nicht ebenso verfahren konnte. Normalerweise hätte ihn eine solche Vorstellung zum Lachen gereizt, doch im Augenblick war seine Stimmung so schlecht, dass dieser Gedanke nicht einmal ein verächtliches Schnauben hervorrief. Er verbeugte sich leicht.

»Meine aufrichtige Entschuldigung, Miss Colderaine. Sie haben natürlich allen Grund, verärgert zu sein.« Dem Himmel sei Dank, dass er lange Zeit auf See und in Europa verbracht hatte, so dass er die gedehnte Sprechweise des Südstaatlers abgelegt hatte. Unweigerlich hätte ihn sein Akzent sonst als solchen verraten. »Und misstrauisch zu sein. Gäbe es mehr Menschen wie Sie, hätten wir nicht ein solches Problem mit Spionen und Schmugglern.«

Die Hände noch immer herausfordernd in die Hüften gestemmt, reckte Marci die Nase noch ein wenig höher. »Das ist alles schön und gut, Sir« – ihre Augen wurden schmal – »aber ich weiß immer noch nicht, wer Sie sind.«

Irgendetwas stimmte einfach nicht, auch wenn Marci nicht sagen konnte, was sie störte. Seine Worte klangen aufrichtig, sein Aussehen stimmte, sein Verhalten war korrekt – dennoch hätte Marci das Gefühl, dass hier etwas vor sich ging, was absolut nicht korrekt war. Ein Angstschauer durchrieselte sie plötzlich. Der Himmel mochte ihr beistehen, wenn ihr Verdacht stimmte und diese Männer tatsächlich Rebellen waren.

Traynor gab sich redlich Mühe, ein Lächeln zu wahren. War er wirklich so sehr Gentleman, dass er nicht wenigstens erwägen durfte, sie über Bord zu werfen? Dieser Gedanke verwandelte sein gezwungenes Lächeln in ein aufrichtiges, das jedoch rasch wieder verschwand, als die Frau ungeduldig mit dem Fuß aufstampfte. Eine Angewohnheit, die ihm auf die Nerven zu gehen begann.

»Ich warte auf Ihre Erklärung, Sir.«

Marci funkelte Traynor wütend an. Nein, das waren keine Rebellen – nicht auf Geralds Schiff! Ihr Bruder hätte Widerstand geleistet, und den Lärm dieser Auseinandersetzung hätte sie gehört. General Braggette war einfach nur grob und ungehobelt. Und gutaussehend, flüsterte leise eine Stimme in ihr.

»Ich entschuldige mich dafür, dass ich Ihre Frage nicht gleich beantwortet habe, Ma’am. Der Grund dafür, dass Sie mich nicht kennen, Miss Colderaine, ist der, dass mir bislang das Vergnügen ...«, an diesem letzten Wort verschluckte sich Traynor fast, »versagt geblieben ist, Ihre Bekanntschaft zu machen. Sie müssen wissen, dass ich erst vor Kurzem hierher versetzt worden bin.«

»Woher kommen Sie?«, verlangte Marci zu wissen, die durch diese Erklärung nicht im Mindesten zufriedengestellt war.

»Aus dem Westen.«

»Wo da?«

»South Dakota. Fort Junction.«

Marci musterte Traynor vom Scheitel bis zur Sohle. »Ach, tatsächlich? Kennen Sie Captain Dellmar, Sir? Randall Taylor Dellmar, von den Philadelphia-Dellmars? Ich glaube, er ist vor ungefähr einem Jahr nach South Dakota abkommandiert worden.«

Am liebsten hätte sich Traynor die Zunge abgebissen. Von allen Orten, die er hätte nennen können, musste er sich ausgerechnet den aussuchen, an dem ein Bekannter von ihr stationiert war. Oder sollte das eine Falle sein? Eine Art Test, um herauszufinden, ob er die Wahrheit sagte? Er unterdrückte einen Seufzer. Es gab keine Möglichkeit, das herauszufinden. Er lächelte angestrengt, und seine Lippen schienen von dieser Anstrengung zu erstarren. Unaufhörlich drehte er den Hut in seinen Händen. Traynor betete darum, dass seine Antwort nicht einen Ansturm weiterer Fragen oder Anschuldigungen verursachen würde. »Ich bedaure, Ma’am, ich glaube nicht, dass ich Captain Dellmar begegnet bin. Vielleicht waren wir verschiedenen Außenposten zugeteilt.«

»Vielleicht«, kommentierte Marci. »Und wo waren Sie, bevor Sie in den Westen geschickt wurden, Sir?«

Traynor warf Brett über die Schulter einen Blick zu, doch sein Freund erwies sich absolut nicht als Hilfe. Er lächelte nur, nickte, wandte sich dann ab und konzentrierte sich darauf, das Kanonenboot flussabwärts zu steuern. Traynor sah wieder zu Marci hin. »Ma’am, ich würde diese Angelegenheit gern weiter mit Ihnen diskutieren, aber wie ich eben schon zu erklären versucht habe, sind wir in einer sehr wichtigen Mission unterwegs, und die Zeit ist dabei von ausschlaggebender Bedeutung. Und deshalb ...«, er ging zur Tür, »Möchte ich Sie nun bitten, mich freundlicherweise zu entschuldigen und in Ihre Kabine zurückzukehren ...«

Marci reagierte zornig. »Ich werde mich nicht in meine Kabine wegschließen lassen, vielen Dank.«

»Ich wollte damit nicht sagen, dass Sie weggeschlossen werden sollen, Miss Colderaine, aber ich bin der Meinung, dass es dort für Sie sicherer ist.« Und für mich auch, dachte Traynor. Wenn sie in ihrer Kabine und damit außer Sichtweite war, würde er sie nicht erwürgen können. »Schließlich sind meine Männer seit Monaten unterwegs, und Sie sind eine sehr schöne Frau.«

Marcis Augenbrauen hoben sich, als sie Traynor wütend anstarrte. »Wollen Sie damit sagen, Sir, dass ich von Ihren Männern nicht erwarten kann, dass sie sich wie Gentlemen benehmen?«

»Ich sage nur, dass sie weibliche Gesellschaft für eine lange Zeit entbehren mussten und –«

»Männer der Vereinigten Staaten benehmen sich immer wie Gentlemen, Sir, ganz im Gegensatz zu irgendwelchen schrecklichen Gerüchten, die ohne Zweifel von Südstaatlern in die Welt gesetzt worden sind, die darauf aus sind, Ärger zu machen. Niemals ist mir zu Ohren gekommen, dass sich ein Soldat der Union anders denn als perfekter Gentleman verhalten hat.« Ihre Augen wurden wieder schmal vor Misstrauen. »Oder sind Ihre Leute keine Männer der Unionsstaaten, General Braggette?«

»Sehen Sie, Miss –«

»Das ist es also, nicht wahr?«, fauchte Marci ihn an, als er kurz zögerte. »Ihr seid Rebellen!«

»Hört, hört«, murmelte Brett vor sich hin.

Ehe Traynor noch die Zeit blieb, auch nur mit der Wimper zu zucken, schloss Marci ganz fest die Augen, öffnete den Mund und stieß einen ohrenbetäubenden Schrei aus. Der schrille Ton zerriss die Stelle des Morgens und zerbrach deren Frieden. Eine Vogelkolonie wurde von ihren Brutplätzen in einem kleinen Waldstück am Flussufer aufgescheucht.

Traynor sprang auf Marci zu, schlang einen Arm um ihre Taille und hielt ihr den Mund zu, was sie abrupt zum Schweigen brachte.

Marci wehrte sich, mit den Händen schlug sie gegen seinen Kopf, seine Schultern, seine Arme. Sie wand sich wie rasend in seinem festen Griff und warf sich erst auf die eine, dann auf die andere Seite. Zu spät wurde ihr bewusst, dass sie klüger daran getan hätte, sich ängstlich und nicht so lächerlich mutig aufzuführen.

Traynor fluchte, als ihr Faustschlag ihn an der Wange traf.

Marci trat mit den Füßen nach ihm, auch wenn diese Anstrengung nur wenig brachte, denn ihre Beine verfingen sich in dem Reifrock und den vielen Petticoats, die sie unter dem grünen Seidenkleid trug.

Brett steckte den Kopf aus der anderen Tür des Ruderhauses, die sich auf der gegenüberliegenden Seite befand. »Jackson«, rief er einem Mann zu, der sich auf dem unteren Deck aufhielt, »wir brauchen hier oben zwei Männer! Sofort!«

Traynor gelang es endlich, Marci an beiden Armen zu packen und festzuhalten. Wie ein Schraubstock umschloss seine Hand ihre schmalen Handgelenke. Was Marci jedoch nicht daran hinderte, sich dagegen zu wehren und nach ihm zu treten.

Schwere Stiefelschritte waren auf dem Treppenaufgang zu hören, gleich darauf tauchte Jackson zusammen mit einem anderen Mann auf. Beide blieben am oberen Treppenabsatz abrupt stehen und starrten Marci an. Ihre Augen wurden groß vor Überraschung.

»Nun steht nicht so rum, verdammt«, befahl Traynor, der sich jetzt keine Mühe mehr gab, seinen Ärger zu verbergen. »Bringt diese kleine Wildkatze in eine der Kabinen und sperrt sie um Himmels willen ein.«

Marci machte eine heftige Drehung und rammte ihre Hüfte in Traynors.

Dieser stöhnte leise auf. »Bevor ich sie eigenhändig umbringe«, fügte er dann hinzu; der kalte Glanz in seinen Augen verstärkte die Drohung dieser Worte.

Die beiden Männer liefen auf Marci zu. Sie schrie auf, als Traynor sie den beiden entgegenschleuderte. Sie hielten ihre Arme fest, als Marci aufhörte, sich zur Wehr zu setzen.

»Lasst mich los, ihr dreckigen Bastarde!«

»Sollen wir sie fesseln, Captain?«, fragte Jackson. Er trug einen dichten grauen Bart, den er seit Monaten nicht gestutzt hatte.

»Nein. Sperrt sie in eine der Kabinen, und passt auf, dass sie auch drinnen bleibt«, wies Traynor seine Männer an. Dann trat er einige Schritte zurück und strich sich die Uniformjacke glatt. Als fühlte er Marcis Blick auf sich ruhen, schaute Traynor auf. Sie sahen sich direkt in die Augen. Marcilynne Colderaine könnte die schönste Frau sein, die er je gesehen hatte, aber ebenso war sie auch ein dickköpfiger, starrsinniger, unverschämter Zankteufel. Und eine Handvoll Ärger. Was genau das war, was er im Moment nicht brauchen konnte.

Denn er brauchte das Gegenteil. Er brauchte Hilfe. Und Glück. Und zwar verdammt viel Glück. Und nicht die Schwester eines Kanonenboot-Commanders der Yankees, die obendrein auch noch eine Cousine von Mary Todd Lincoln war!

Zur Hölle noch mal, selbst wenn er es darauf angelegt hätte – noch mehr schlechte Omen konnte es kaum geben.

»Das könnt ihr nicht mit mir machen!«, schrie Marci. Sie riss sich von dem einen Soldaten los und hob den Arm gegen Traynor. »Dafür wirst du hängen, du gemeiner Schuft!«

Unsicher geworden, wie er eine Dame festhalten sollte, die nicht festgehalten werden wollte, ließ nun auch der zweite Mann Marci los.

So plötzlich freigekommen, stürzte sich Marci auf Traynor. Sie fuchtelte drohend mit dem Arm. »Dafür werden Sie hängen, bis Sie tot sind! Tot!«

Zu spät hob Traynor den Arm, um die Attacke abzuwehren.

Marci schlug mit dem geschlossenen Fächer, der an einer silberfarbenen Kordel um ihre Taille hing, auf Traynor ein und traf ihn an der Schläfe.

Traynor, eher verblüfft als ernstlich getroffen, war bei dem Versuch, dem Schlag auszuweichen, ins Stolpern geraten und taumelte rückwärts in das Ruderhaus. Um einen Sturz zu verhindern, griff er nach dem Türknauf, fasste jedoch ins Leere.

Marci hatte all ihre Kraft in diesen Schlag gelegt und verlor nun ebenfalls das Gleichgewicht. Sie strauchelte, prallte gegen Traynor und brachte sie beide zu Fall.

Traynors Schulter stieß gegen Bretts Hüfte, dieser Aufprall ließ ihn gegen die gegenüberliegende Wand taumeln, wobei er Brett das Steuerrad aus den Händen riss. Augenblicklich geriet die Bayou Queen außer Kontrolle und begann sich auf der Stelle zu drehen.

»Allmächtiger Gott«, schrie Jackson, »wir werden ans Ufer getrieben!« Er klammerte sich an der Reling fest und starrte zum Ufer, auf das die Bayou Queen zutrieb.

»Dreckige, elende, nichtsnutzige Rebellen!« Marci fluchte, während sie sich aus dem Durcheinander ihrer vielen Röcke, die über ihr zusammengeschlagen waren, zu befreien versuchte. Nachdem ihr das einigermaßen gelungen war, warf sie den Kopf in den Nacken. Die Locken fielen ihr über die Schultern bis auf den Rücken. »Barbaren!«, rief sie zornentbrannt und trat Traynor gegen das Schienbein. Ihr anderes Bein war noch immer hoffnungslos in den üppigen, gerüschten, mit Spitzen gesäumten Petticoats verfangen.

»Hölle und Teufel!«, rief Brett. Ein Anflug von Panik lag in seiner Stimme. Er rappelte sich auf und griff dabei nach irgendetwas, das ihm helfen konnte, sich hochzuziehen. Sein rechter Fuß traf Marcis Arm. Sie schrie auf. Brett wollte zum Steuerrad stürzen, sein Knie bohrte sich in Traynors Magengrube, woraufhin beide wieder zu Boden gingen.

Als Bretts Knie ihm die Luft aus den Lungen drückte, wurde Traynor einen Augenblick lang schwarz vor Augen.

»Weg! Weg hier!«, schrie Marci.

»Wir werden auflaufen!«, brüllte Jackson.

Aus dem Durcheinander von Leibern, in dem er steckte, schaute Brett zu ihm hoch. »Jackson, übernimm das verdammte Ruder.«

Der ältere Mann fuhr herum und griff nach einer der hölzernen Spaken.

»Dreh es nach links, her zu mir.«

Das Kanonenboot begann, auf den alten Kurs zurückzuschwenken. »Ihr abscheulichen, verdammten Barbaren!«, fluchte Marci und schlug auf Traynors Arm ein.

Traynor schnappte nach Luft.

Brett rappelte sich auf und kämpfte sich aus dem Chaos frei, dann stand er auf und nahm Jackson das Ruder aus der Hand.

»Das war verdammt nah dran«, fluchte der ältere Mann.

»Ärger«, schimpfte Traynor und streifte ärgerlich die Falten von Marcis Rock von seinem Bein. »Das ist alles, was Frauen können – Ärger machen.«

Marci zerrte den Rocksaum unter Traynors Fuß hervor und schaffte es, sich auf die Knie zu erheben.

Immer noch fluchend richtete Traynor sich auf und kam wankend auf die Füße.

Die Queen schwankte und schaukelte, als Brett versuchte, einem flussabwärts treibenden, viel zu rasch auf sie zukommenden, riesigen Baumstamm auszuweichen.

»Betet, dass wir nicht auf eine verdammte Sandbank auflaufen, bis ich weiß, wo zum Teufel wir auf diesem Fluss eigentlich sind«, rief er Traynor zu.

»Verdammt, fahr auf eine drauf«, schrie Traynor zurück. »Dann können wir Miss Colderaine da an Land setzen.« Er griff nach Marcis Arm und fing an, sie hochzuzerren.

Sie versuchte sich loszureißen, doch sein Griff um ihren Arm war fest wie der eines eisernen Schraubstockes. »Nehmen Sie Ihre dreckigen, verfaulten, scheußlichen Rebellenhände von mir.«

»Gern«, gab Traynor wütend zurück. Er lockerte den Griff so unerwartet, dass Marci in dem Bemühen, das Gleichgewicht zu halten, ins Stolpern geriet. Über ihre Schulter hinweg sah er Jackson und den anderen Soldaten an. »Bringt sie in ihre Kabine«, befahl Traynor. »Und sorgt dafür, dass sie da auch bleibt.«

Marci rümpfte hochmütig die Nase und wandte sich zur Tür. Sie konnte nicht glauben, dass Gerald sie auf einem Schiff zurückgelassen hatte, auf dem es von Rebellen wimmelte! Hatte er deren fadenscheinige Maskerade denn nicht durchschaut? »Sie werden den Tag noch verwünschen, an dem Sie mir begegnet sind, Mr. Braggette«, sagte sie. »Oder wer immer Sie auch sein mögen.«

»Das tue ich schon jetzt.«

»Ha!« Voller Trotz warf sie den Kopf in den Nacken. Die Haare wirbelten bei dieser heftigen Bewegung durcheinander und legten sich dann wie ein Schleier um ihre Schultern. Marci verließ das Ruderhaus. Sie würde nicht in Panik ausbrechen. Gerald sagte immer, die Soldaten der Rebellen wären eher prahlerisch als mutig – und überhaupt: Kein Mann, der auch nur einen Funken Anstand besaß, würde einer Frau Gewalt antun, schon gar nicht, wenn diese eine Cousine von Präsident Lincoln war.

Als die beiden Männer auf sie zukamen, richtete sich Marci hoch auf. »Ich bin durchaus in der Lage, in meine Kabine zu gehen, auch ohne dass Sie beide mich festhalten, als wäre ich Ihr Lieblingsschwein.« Sie starrte Jackson und den anderen Mann an, dass sie sich ja unterstehen sollen, sie noch einmal anzurühren. Nichts als große Töne, kein Mut dahinter, dachte sie. Dann erinnerte sie sich an die Geschichte, die sie über Jennifer DeMoyne gehört hatte, die von Rebellen entführt worden war, als sie versucht hatte, aus Kylesburg herauszukommen. Marci schauderte, dann richtete sie sich hoch auf. Sie würde eher sterben als zulassen, dass irgendein abscheulicher Rebell sie anfasste.

Die beiden Männer sahen an ihr vorbei zu Traynor hinüber.

Dieser zuckte die Achseln. »Macht, was ihr wollt«, sagte er. »Hauptsache, ihr kriegt sie in die Kabine.«

Das Trio ging auf die Treppe zu.

Nachdem sie einige Stufen hinuntergegangen waren, blieb Marci stehen, schlug ihren Fächer auf und wandte sich mit einem Lächeln an Jackson. »Wissen Sie«, gurrte sie leise und verführerisch, »ich habe es vorher gar nicht bemerkt, aber schließlich war ich auch zu beschäftigt damit, meine Ehre gegen diesen ...«, über die Schulter schaute sie zu Traynor zurück und rümpfte verächtlich die Nase, »diesen Neandertaler zu verteidigen.« Sie klimperte einige Male mit den Wimpern. »Aber Sie sind ein sehr netter Mann, Mr. ... Jackson, nicht wahr?«

»Ja, Ma’am«, erwiderte der ältere Mann. »Andrew Miles Jackson. Nicht verwandt mit dem Präsidenten, aber vielen Dank, Ma’am.«

Marci richtete ihre Aufmerksamkeit auf den Soldaten, der an ihrer anderen Seite stand. Er war sehr viel jünger als Jackson, vermutlich so um die achtzehn. Sie bedachte ihn mit einem aufreizenden Augenaufschlag und einem strahlenden Lächeln. »Wissen Sie, ich kannte einen jungen Mann, der Ihnen sehr ähnlich sieht«, fuhr sie fort und lächelte kokett.

Das Gesicht des Jungen nahm sofort eine hellrosa Färbung an. Er senkte den Kopf und starrte verlegen zu Boden; das Haar fiel ihm in die Augen, und er murmelte etwas Unverständliches vor sich hin.

Marci hob den linken Arm hoch. »Verräter!«, schrie sie aus voller Lunge. Gleichzeitig rammte sie ihren Ellbogen mit aller Kraft in Jacksons Magengrube. Der Mann stöhnte auf, sackte zusammen und ging in die Knie.

Marci drehte sich rasch um. Der jüngere Soldat hatte verwirrt aufgeschaut, auf seinem Gesicht zeigte sich ein Ausdruck von Erschrecken und Verblüffung.

Marcis Fächer traf ihn mitten ins Gesicht.

Traynor, der inzwischen wieder das Studium der Landkarte aufgenommen hatte, in deren Besitz er zusammen mit dem Kommando über das Kanonenboot gekommen war, hörte Marcis Schrei, dem ein dumpfer Aufprall folgte, als Jacksons Knie das Deck berührten.

Marci stürmte an Jackson vorbei. Sie schürzte mit einer Hand ihre Röcke, umklammerte mit der anderen die Reling aus poliertem Mahagoniholz und schwang ein Bein darüber.

»Verdammte ...« Traynor ließ die Karte fallen und rannte aus dem Ruderhaus.

Jackson, der inzwischen wieder zu Atem und zur Besinnung gekommen war, packte Marci an den Petticoats. Als sie das andere Bein über die Reling schwang, zerrte Jackson am Rock, um sie aufzuhalten. Der Stoff riss.

Jetzt stürzte sich Traynor selbst auf Marci, mit einer Hand packte er sie an den Haaren, mit der anderen griff er nach ihrem Arm.

Marci schrie auf, als sie an den Haaren zurückgerissen wurde. »Lassen Sie mich los!« Sie hatte die freie Hand zur Faust geballt und schlug nach Traynor.

Er fühlte, wie ihre Knöchel seine Wange streiften – dieselbe Wange, auf der erst vor wenigen Minuten ein Treffer gelandet war.

»Verdammtes Weib.« Er ließ ihre Haare los, schlang den Arm um ihre Taille und zog sie zurück über die Reling, während Marci um sich trat und laut schrie. Marcis Fuß traf das Geländer, beide verloren die Balance.

Jackson ging in Deckung.

Marci und Traynor stürzten auf das Deck.

»Von allen gemeinen, verabscheuungswürdigen, groben Flegeln, die mir je begegnet sind –«, zischte Marci, als sie sich von Traynor losriss und sich beeilte, wieder auf die Füße zu kommen.

»Jackson«, donnerte Traynor. Er richtete sich auf und erhob sich ebenfalls. »Schaff ... sie ... weg ... von ... hier!«

»Jawohl, Sir«, sagte Jackson. Er griff nach Marcis Arm und zog sie zur Treppe.

Traynor bückte sich, um seinen Hut aufzuheben. Dann richtete er sich auf und setzte den Hut auf.

»Dafür werden Sie zur Hölle fahren«, kreischte Marci und starrte Traynor über die Schulter an.

Sein Blick hielt ihrem stand. Er hob die Hand, tippte lässig gegen die Hutkrempe und nickte ihr zu. »Dann kann ich mich ja darauf freuen, Ihnen dort wiederzubegegnen, Miss Colderaine.«

»Ohhh!«, schrie Marci und warf mit dem Fächer nach ihm.

3

»Hinter der nächsten Biegung sollte Medford liegen«, sagte Brett. Er strich sich eine Strähne seines Haares aus der Stirn und sah Traynor an. »Weißt du, für jemanden, dessen Geschäft es ist, die Blockaden der Yankees zu durchbrechen, siehst du ziemlich besorgt aus.«

»Lass uns diesen Halt so kurz wie möglich machen. Ich habe nichts davon gehört, dass Medford besetzt ist, aber –«

»Ja, ich weiß, aber wir tragen die blaue Uniform der Union.«

Traynor sah auf seine Jacke, er hatte vergessen, dass er sie trug. »Na, großartig. Falls Medford noch nicht besetzt ist, bringen uns vielleicht unsere eigenen Leute um.«

»Ja. Aber wenn das doch der Fall ist, sollten wir lieber beten, dass der Commander, dem wir dieses Schiff weggenommen haben, noch nicht bemerkt hat, dass er hinters Licht geführt worden ist.«

Traynor atmete tief durch und starrte hinaus in die Dunkelheit, die sie umgab. Der Mond war kaum mehr als ein goldener Streifen in der Unendlichkeit des tiefschwarzen Himmels; sein Licht war zu schwach, um mehr als nur die Wipfel der höchsten Bäume zu erreichen, die das Ufer säumten, und sich in dem träge schwappenden Wasser des Flusses zu spiegeln. »Am liebsten wäre es mir, wir brauchten dort überhaupt nicht anzulegen.«

»Mir auch«, stimmte Brett ihm zu, »aber wenn wir nicht halten, wird unser Kohlevorrat nicht reichen, um noch weiter flussabwärts zu fahren. Charley sagt, dass kaum noch Kohlen da sind.«

Traynor nickte. »Wir werden anlegen. Uns bleibt keine andere Wahl. Aber wir müssen uns beeilen.«

Die Bayou Queen glitt ruhig weiter. In der Nachtstille waren nur das Geräusch des Schaufelrades zu hören, das das trübe Wasser durchpflügte, und das gedämpfte stete Stampfen ihrer Maschinen.

»Verdammt.« Traynor starrte zu den schattenverhüllten Ufern hinüber, sah von der einen Seite des Flusses zur anderen. Das Einzige, was er wahrnahm, waren die vielfältigen Schattierungen der Dunkelheit; das Schwarz der Uferlinie ging in das Dunkel der Bäume über, deren Silhouetten sich vor einem etwas helleren, aber immer noch nachtdunklen Himmel auflösten, an dem einige wenige Sterne standen. Es war verdammt gefährlich, den Fluss bei Nacht zu befahren, aber da die Zeit drängte, hatten sie keine andere Wahl. Sein Blick suchte den Horizont ab. »Mir gefällt das nicht.«

Brett grinste und sah Traynor amüsiert an. »Die Blockade vor der Küste North Carolinas zu durchbrechen oder den Mississippi zu den Yankees runterzufahren, die Vicksburg unter Feuer haben ... was macht das für einen Unterschied, mein Freund?«

»Einen gewaltigen«, erwiderte Traynor. »Einen gewaltigen.« Aus der Innentasche des Yankee-Mantels, den er trug, zog er eine Zigarre hervor und biss deren Spitze ab.

Brett schüttelte ablehnend den Kopf, als Traynor ihm auch eine anbot.

»Draußen auf See sind wir schneller, und außerdem haben wir da mehr Platz zum Ausweichen«, sagte Traynor. Suchend klopfte er seine Taschen nach Streichhölzern ab. »Hier ist das anders. Wir kommen nur im Schneckentempo voran und sind von beiden Seiten eingeschlossen. Es gibt keinen Ausweg. Und am schlimmsten ist, dass wir jedem, der am Ufer steht und Lust auf ein paar Schießübungen hat, ein lohnendes Ziel bieten. Wie hilflose Enten.«

»Wenn du die jetzt anzündest, machst du dich zu einer noch besseren Zielscheibe«, bemerkte Brett und sah auf die Zigarre.

Traynor seufzte und steckte sie zurück in seine Tasche.

Brett runzelte die Stirn. In seinem gut geschnittenen Gesicht fanden sich noch Spuren jener Jungenhaftigkeit, die es vor zwei Jahren, zu Beginn des Krieges, gezeigt hatte. »Was wird mit ihr?«, fragte er.

Traynor wusste genau, von wem Brett sprach. Es gab nur eine Frau an Bord. »Sie haben sie in eine der Kabinen eingeschlossen und einen Wachposten vor die Tür gestellt. Bis jetzt hat sie keinen Muckser mehr von sich gegeben.«

»Bist du sicher, dass sie sich nicht aufgehängt hat?«

»So viel Glück habe ich nicht«, knurrte Traynor.

Die Lichter von Medford, einer der vielen kleinen Städte am Fluss, tauchten auf. Es verfügte nur über einen Anlegekai, eine recht dürftige Konstruktion, der ausschließlich von den ansässigen Pflanzern genutzt wurde, die hier ihre Waren auf die Schiffe verladen ließen, die flussabwärts nach New Orleans fuhren. Das hieß, vor dem Krieg war das so gewesen. Wenn ein Pflanzer jetzt noch Baumwolle besaß, konnte er diese ebenso gut verbrennen, denn in diesen Zeiten konnte er nichts anderes tun, als dazusitzen und zuzusehen, wie diese in den Lagerhäusern verdarb. Oder von den Yankees in Brand gesetzt wurde, wenn diese bei ihren Streifzügen darauf stießen.

Fünf Minuten später steuerte Brett die Queen an die Anlegestelle. Sie stieß sanft gegen die Holzstützen, und Brett drosselte die Maschine. Einige Männer aus Traynors Mannschaft, erfahrene Seeleute, machten das Kanonenboot fest und legten die Laufbrücke aus. Kaum berührte diese den Kai, sprang auch schon ein halbes Dutzend Männer von Bord. Sie liefen zu dem Berg Kohlen hinüber, der auf einer Seite des Kais aufgehäuft war. Mit Schaufeln, aber auch den bloßen Händen, füllten sie die beiden Schubkarren, die neben den Kohlevorräten standen, und schoben diese an Bord.

Einer der Männer schob gerade eine der hochbeladenen Schubkarren über die Laufplanke und hatte deren Mitte erreicht, als Marci einen gellenden Schrei ausstieß, der einem Büffel das Fell zu Berge hätte stehen lassen. Der Mann verlor vor Schreck die Balance, und die Ladung Kohlen drohte in den Fluss zu fallen.

Zwei seiner Kameraden rannten die Gangway herunter und packten die Schubkarre von vorne, um sie im Gleichgewicht zu halten.

»Verdammtes Weibsbild! Ich werde diese Frau erwürgen«, schwor Traynor.

»Aber nur, wenn du es schaffst, lange genug am Leben zu bleiben«, meinte Brett lachend. »Und wenn sie hier weiterhin so herumschreit, könnte das unser Verderben sein.«

»Ja, lach nur«, entgegnete Traynor ärgerlich, »aber wenn es auf diesem Anleger plötzlich von Yankee-Soldaten wimmelt, die wissen wollen, was es mit diesem Aufruhr auf sich hat, wird das bestimmt nicht mehr so verdammt lustig sein.« Er wandte sich ab und stürmte aus dem Ruderhaus.

Brett folgte dem Freund aufs Deck. »He, Traynor«, rief er ihm hinterher, »versuch es bei ihr doch mal mit deinem Süßholzgeraspel, für das du so berühmt bist!«

»Eher würde ich einem Haifisch Komplimente machen«, gab Traynor kurz angebunden zurück. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend sprang er die Treppe hinunter. Unterhalb der Treppe stand Jamie Wilson vor einer Tür Wache. Gerade als Traynor auf ihn zuging, schrie Marci erneut.

Jamie zuckte zusammen und sah Traynor an.

Dieser schaute zum Ufer hinüber und bemerkte, dass seine Leute beim Aufladen der Kohlen inzwischen Hilfe von einigen Männern, vermutlich Hafenarbeitern, bekommen hatten. Und unglücklicherweise hatten alle den Schrei gehört. Sie hatten bei der Arbeit innegehalten und starrten herüber.

Traynor schaute zu den Männern auf dem Kai, dann setzte er ein Lächeln auf – von dem er jedoch annahm, dass es eher wie eine Grimasse wirkte. Er winkte hinüber. Ob seine Mutter es ihm wohl vergeben würde, wenn er diesen Nordstaaten-Drachen ins Jenseits beförderte? »Alles in Ordnung, Leute!«, rief er den Männern zu. »Meine Frau bekommt ein Kind.«

Die Männer lachten, einige schüttelten den Kopf, andere nickten wissend, dann machten sie sich wieder daran, die Kohlen einzuladen. Traynor bemerkte sehr wohl den Ausdruck der Erleichterung auf den Gesichtern der Leute. Er wandte sich um und ging auf die Türwache zu. »Schließ auf, Jamie«, befahl er.

Der junge Soldat hantierte mit einem Schlüsselbund.

Marci schrie wieder.

Traynor zuckte zusammen.

Jamie ließ den Schlüsselbund fallen; er schlug laut klappernd auf dem hölzernen Decksboden auf.

Traynor war mit seiner Geduld am Ende. Nicht nur dass er um sein Gehör fürchten musste, auch sein Leben könnte zu Ende sein, wenn es ihm nicht gelang, Marci zum Schweigen zu bringen. Er hob den Fuß und trat gegen die Tür. Das Schloss gab nach, und die Tür flog auf. Holzsplitter wirbelten durch die Luft. Die Tür krachte erst gegen die Kabinenwand, schwang dann zurück auf Traynor zu, der auf der Schwelle stehen geblieben war. Mit einem wütenden Knurren stieß er die Tür mit der Schulter erneut auf.

Marci hörte abrupt zu schreien auf. Entsetzt starrte sie auf den Mann, dessen Gestalt den ganzen Türrahmen ausfüllte.

Hinter ihm breitete sich die Schwärze der Nacht aus, und der sanfte Schein der Laterne, die von der Kabinendecke herunterhing, verursachte ein Wechselspiel von Licht und Schatten auf seinem Gesicht. Die Schatten betonten die Konturen seiner Wangen, das Licht zeichnete die Linie seines festen Kinns nach, hob seinen sinnlich geschwungenen Mund hervor. Aber am stärksten fing sich der Lichtschein auf dem Rand seines Hutes, so dass die Stirn und die Augen verborgen blieben.

Marci schauderte. Urplötzlich schien es ihr, als hätte sie es auf eine Machtprobe mit dem Teufel angelegt ... dem Prinzen der Dunkelheit, Beherrscher des Todes, Eroberer der schwachen Seelen und begehrenden Herzen. Niemals hatte sie sich den Teufel so attraktiv vorgestellt – aber es machte Sinn. Wie könnte er sonst so verführend, so verlockend sein? Marci wusste, dass die Bayou Queen festgemacht hatte und dass sich in der Nähe der Anlegestelle eine Stadt befand. Als das Schiff sich dem dunklen Ufer genähert hatte, waren ihr die Lichter hinter den Bäumen aufgefallen. Und sie hatte die Zurufe der Hafenarbeiter gehört, die zum Anleger gekommen waren, um beim Kohlenaufladen zu helfen.

Sie zwang sich dazu, Traynors wütendem Blick standzuhalten, auch wenn sie seine Augen kaum erkennen konnte. Die Augen des Teufels, dachte sie unvermittelt und erinnerte sich, wie sehr diese sie vorhin verwirrt hatten – sie waren grau gewesen und unergründlich. Jetzt sprühten sie vor Zorn. Marci nahm ihren ganzen Mut zusammen und ballte die zitternden Hände zu Fäusten. Wie konnte ein Mann gleichzeitig so attraktiv und doch bedrohlich wirken? Sie wollte verflucht sein, wenn sie ihn merken lassen würde, dass sie sich vor ihm fürchtete. »Sir, falls Sie vorhaben, mir Gewalt anzutun, werde ich schreien! Bis mir jemand aus der Stadt zu Hilfe kommen wird.«

Traynor betrat die Kabine.

Unwillkürlich wich Marci einen Schritt zurück, schalt sich dann aber im Stillen für diese Reaktion. Im Rücken spürte sie den Schreibtisch, der in die Kabinenwand eingelassen war. Falls dieser Mann noch näher kam, gab es keinen Ort mehr, an den sie sich flüchten konnte. Sie hatte nur wenig Hoffnung, sich körperlich gegen ihn wehren zu können. Sie schluckte hart und starrte ihn an.

Als sie dem Mann vor Stunden auf dem Deck gegenübergestanden hatte, war Marci zu zornig gewesen, um ihn sich genauer anzusehen. Obwohl sie noch immer wütend und empört war, war sie jetzt doch ruhig genug, ihn sich anzuschauen. Und was sie sah, raubte ihr den Atem.

Entschlossenheit zeigte sich in jeder Linie seines Gesichtes. Jede harte, feste Kontur bezeugte, dass er ein Mann war, der tat, was getan werden musste, der wusste, wann es nötig war, Gewalt anzuwenden, und der es gewohnt war, das zu bekommen, was er haben wollte ... ganz egal, was es auch sei. Andererseits verrieten sie aber auch, dass er ein Mann war, der die schönen Dinge im Leben kannte, ein Mann von Erziehung und Charakter, ein Mann, der etwas Elegantes, Kultiviertes an sich hatte.

Sein Blick hielt sie gefangen. Mit einer Gewissheit, die sie zittern ließ, spürte Marci, dass er zu ergründen versuchte, was hinter ihrem reizvollen Äußeren steckte. Er wollte in ihre Seele schauen. Das jedoch würde sie niemals zulassen.

Sie versuchte, sich aus dem Bann seines Blicks zu lösen, denn sie wollte keinen Fingerbreit mehr Nähe zwischen ihnen zulassen, als sie brauchte, um ihm ins Gesicht schlagen zu können. Doch der Mann, der so dicht vor ihr stand, war weder bereit, ihren Blick freizugeben noch dazu – so vermutete sie –, sich die Schwäche eines Nachgebens zu gestatten.

Während die Sekunden verrannen, wurde sich Marci seiner Nähe immer stärker bewusst, doch sie empfand es nicht als Bedrohung. Sofort verdrängte sie diesen Gedanken. Denn er war eine Bedrohung – so wie jeder Mann, den man attraktiv fand. Aber weitaus stärker noch, wenn man diesen Mann als Feind betrachtete. Stark und überwältigend spürte sie seine Ausstrahlung, die den ganzen Raum zu erfüllen schien und sie in seinen faszinierenden Bann schlug. Auch wenn sein Blick den ihren gefangen hielt, nahm Marci dennoch wahr, wie breit seine Schultern waren. Unter dem Offiziersmantel mit den goldfarbenen Kordeln erahnte sie den kräftigen, muskulösen Oberkörper, der sich vermutlich so hart anfühlte wie eine Steinmauer. Seine Arme waren stark und zupackend. Marci fühlte, dass ihr eine leichte Röte in die Wangen stieg, als sie sich bewusst machte, wie lang und wohlgeformt seine Beine waren; die enganliegenden Hosen betonten dies.

Langsam wurde sich Marci der Stärke seiner Anziehungskraft auf sie bewusst. Sie spürte die Erregung, die ihr Blut zum Pulsieren brachte. Schockiert über diese körperliche Reaktion richtete sie sich auf, um die Reste von Mut und Trotz zu mobilisieren, die noch in ihr steckten. Sie reckte das Kinn vor. »Ich warne Sie, Sir«, verkündete sie, »ich werde schreien.«

»Wenn Sie noch einmal den Mund aufmachen, um zu schreien, Miss Colderaine«, entgegnete Traynor, »werde ich keine andere Wahl haben, als Ihnen diesen auf eine Weise zu stopfen, die mir angemessen scheint.« Er schaute zurück über die Schulter. »Jamie, wir werden unseren Gast in eine andere Kabine bringen müssen. Das Schloss für diese Tür habe ich anscheinend zerbrochen.« Traynor wandte sich wieder an Marci. »Werden Sie sich jetzt also benehmen, oder –«

Schockiert riss Marci die Augen auf. Der Mann war gemeiner und brutaler, als sie vermutet hatte. »Wollen Sie – wollen Sie damit sagen, dass sie mich schlagen werden?«

Ein kleines Lächeln umspielte Traynors Mund. »Ich sagte, ich würde zu dem Mittel greifen, das mir am angemessensten scheint, Miss Colderaine. Das muss nicht heißen, dass ich Sie schlagen würde. Ich könnte mich ja auch dafür entscheiden, Sie zu knebeln. Oder meinen Männern befehlen, Sie über Bord zu werfen, wenn Sie mir zu viel Ärger machen.«

»Aber ...«

»Und das wird passieren, wenn Sie wieder zu schreien anfangen.«

Marci entging nicht, wie er sie ansah. Er schien sie mit Blicken auszuziehen. Sie versteifte sich. »Woher haben Sie diese Uniform?«, fragte sie herausfordernd. Sie hoffte, das Thema wechseln und seine so offensichtlich verlangenden Blicke von sich ablenken zu können.

Einen Moment lang schien Traynor über diese Frage überrascht zu sein. »Meine Uniform?« Er sah an sich herunter, als müsste er daran erinnert werden, dass er sie trug. »Ach so. Warum fragen Sie? Sitzt sie nicht richtig?« Dabei sah er Marci an und lächelte wissend. Ihr sträubten sich bei diesem Lächeln die Haare.

»Doch, sie sitzt gut – wenn es wirklich Ihre Uniform ist«, gab sie scharf zurück. Zu gut, flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf.

Seine Augen funkelten vor stillem Vergnügen. »Natürlich ist es meine. Schließlich trage ich sie doch, oder etwa nicht?«

Marci öffnete ihren Fächer und lächelte ihn an. Sie hielt die Zeit für gekommen, die Taktik zu ändern. »Nun, Sir, wenn es so ist, dann mache ich Ihnen deswegen ein Kompliment. Sie steht Ihnen vorzüglich. Nicht alle Männer sehen so ...«, sie sah kess zu ihm auf, »so gut aus in Uniform.« Sie tänzelte auf ihn zu und wiegte sich dabei leicht in den Hüften; sie spitzte die Lippen ein wenig und bedachte Traynor mit einem verführerischen Augenaufschlag. »Ich finde es hier drinnen ein wenig stickig, General.« Marci richtete sich gerade auf, was ihren Busen unübersehbar ins rechte Licht rückte. »Was denken Sie, könnten wir nicht an Deck zusammen spazieren gehen?« Sie schob sich in Richtung Tür an Traynor vorbei, wobei sie ihn unablässig schüchtern-kokett anschaute.

Traynor wandte sich um. »Miss Colderaine.« Seine Worte klangen wie eine Warnung.

Marci stürzte das letzte Stück bis zur Tür vor und holte dabei tief Luft. Dann schrie sie, gellend und aus voller Lunge: »Hilfe!«

Traynor bekam Marci gerade noch an der grünen Schärpe zu fassen, die sie im Rücken zu einer Schleife gebunden trug. Er riss sie zurück.

Marci spürte den plötzlichen Ruck, mit dem Traynor sie von der Tür wegzerrte. Sie ließ ihren Fächer fallen, und der Boden glitt ihr unter den Füßen weg. Mit einem heftigen Plumps landete sie auf dem Fußboden der Kabine. Ihr Reifrock stülpte sich um und sah aus wie eine auf dem Kopf gestellte Glocke. Das war etwas, was bei einem neuen Reifrock aus Walfischknochen eigentlich nicht passieren sollte. Ärgerlich über den Reifrock, zornig auf Traynor und wütend über diese ganze Situation brachte Marci den Reifrock in seine ursprüngliche Form zurück und starrte zu Traynor hoch.

»Ich wusste es!«, schrie sie, während sie sich auf die Knie erhob. »Ich wusste, dass Sie kein Gentleman sind.«

»Das bin ich nur, wenn eine Lady anwesend ist«, konterte er in rauem Ton.

Als ob er seine harschen Worte mildern wollte, reichte Traynor ihr die Hand, aber Marci war nicht in der Stimmung, dieses Angebot anzunehmen. Sie bedachte seine Hand mit einem Blick, als wäre diese eine tote Schlange. »Vielen Dank, aber ich komme sehr gut allein zurecht.«

Traynor unterdrückte ein Lächeln. »Ja, das habe ich gesehen.«

Marci schäumte vor Wut. Dieser Mann war absolut unerträglich. Und sie hatte jetzt keinen Zweifel mehr daran, dass er ein Rebell war. Kein Offizier der Union würde sich derart flegelhaft benehmen. Halbwegs wieder auf den Füßen, traf Marci eine spontane Entscheidung, die niemanden, der sie kannte, überrascht hätte. Sie stürzte sich auf Traynor und rammte ihm die Schulter in die Magengrube.

Traynor taumelte und packte sie an den Armen. Mit den Beinen stieß er gegen den Holzrahmen der Koje, rücklings fiel er auf das Bett, wobei er Marci mit sich zog.

Sie stemmte die Hände gegen seine Brust und stützte sich hoch, einen Augenblick lang entsetzt darüber, sich auf dem Bett wiederzufinden und Traynors Gesicht so nah vor sich zu sehen. Ihre Hände schienen sich in heiße Glut gedrückt zu haben. »Nein, nicht, ich habe noch nie –« Sie fühlte die muskulöse Kraft seines Körpers unter sich und wehrte sich, um von ihm loszukommen.

»Das weiß ich«, sagte Traynor. Seine Geduld mit ihr war fast am Ende. Er hielt sie fest, die Hände fest um ihre Unterarme gelegt. Ihr Gewicht hielt ihn gefangen, und ihm war bewusst, dass er sich freiwillig ergab, denn er könnte sie leicht von sich herunterheben, wenn er es wollte. Was er dabei nicht begreifen konnte, war, dass er das – zumindest im Moment – gar nicht wollte. Er fühlte ihre Brüste, die sich gegen ihn pressten, fühlte ihre Hüften, die sich an seine schmiegten.

Sie roch nach Gardenien; es war ein berauschender Duft, der ihn an zu Hause erinnerte, an Shadows Noir und an New Orleans. Durch die Fenster der Kabine fiel das Mondlicht auf sie.

Traynor sehnte sich danach, mit den Händen durch ihre lange, seidige Mähne zu fahren. Die Intensität dieses Verlangens überwältigte ihn nahezu. Er sah ihr Gesicht vor sich, sah die feingeschwungenen hohen Wangenknochen, die sinnlichen vollen Lippen, die kecke Form ihrer Nase.

Doch was ihn vollkommen gefangen nahm und ihn in einen Strudel der Gefühle stürzte, waren ihre Augen. Trotzig schauten sie, herausfordernd. Sie waren leicht schräg gestellt und wurden von dichten Wimpern umrahmt. In diesen Augen funkelten Goldpünktchen, die wie winzige Feuer in einer unergründlichen smaragdgrünen Tiefe glühten. Traynor glaubte plötzlich, sich in einem Aufruhr seiner Gefühle zu verlieren. Niemals zuvor hatte er so empfunden, niemals hatte er erwartet, so zu empfinden. Ihre Augen ließen ihn nicht mehr los und verdrängten alle vernünftigen Gedanken – alle, bis auf einen. Den Gedanken an sie.

Der Krieg, seine Pflichten, dass Marci auf Seiten des Feindes stand, die schreckliche Situation seines Bruders, all die Überlegungen, die ihm bis zu diesem Augenblick unablässig durch den Kopf gegangen waren, schienen plötzlich nicht mehr wichtig zu sein. Sie waren vergessen, als hätten sie niemals existiert.

Traynor spürte, wie sich jeder Muskel seines Körpers anspannte. Das Verlangen danach, herauszufinden, welche Leidenschaft hinter dem spröden, abweisenden Verhalten Marci Colderaines brannte, durchströmte Traynor und drohte, ihn zu überwältigen.