Aufruhr im Quartier - Eine Ronny Hirt Geschichte - Peter Jakoubek - E-Book

Aufruhr im Quartier - Eine Ronny Hirt Geschichte E-Book

Peter Jakoubek

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Beschreibung

In die Siedlung, in welcher der Sozialarbeiter Ronald Hirt wohnt, ist vor einigen Monaten ein neuer Eigentümer eingezogen. Eine äusserst suspekte Person, findet die Nachbarschaft. Und dass zudem, seit Wochen, immer wieder fremde Fahrzeuge ins Quartier fahren und sich dubiose Gestalten herumtreiben, sorgt für zusätzlichen Gesprächsstoff. Ronny hat lange Zeit nichts davon mitbekommen, bis er unerwartet in die skrupellosen Machenschaften von Menschen gerät, die nicht davor zurückschrecken, über Leichen zu gehen.

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Seitenzahl: 102

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Aufruhr im Quartier

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Aufruhr im Quartier

Eine Ronny Hirt Geschichte

Die liebe Nachbarschaft 5

Teil 1 15

Freitag ab 16.30 Uhr 15

Die Akteure 47

Unterschiedliche Pläne 62

Teil 2 77

Freitag ab 17.30 Uhr 77

Teil 3 99

Freitag ab 19.30 Uhr 99

Der Deal 125

Peter Jakoubek: Der Blick hinter die Kulissen 129

Dank 130

Demnächst im Verlag epubli 131

Über den Autor 132

133

www.ronnyhirt.ch 133

Impressum

Texte: © 2023 Copyright by Peter Jakoubek

Umschlag:© 2023 Copyright by Peter Jakoubek

Foto:© Depositphotos by milangucci

Lektorat:focus-lingua / Gabriela H. Venetz

Druck:epubli – ein Service der Neopubli GmbH,

Berlin

Die liebe Nachbarschaft

In unserem Quartier wohnen und leben Menschen verschiedenster Herkunft, unterschiedlichsten Alters und in vielfältigen Wohnformen. Wir grüssen uns in der Regel freundlich – spontan ergibt sich da ein kleiner Schwatz oder dort ein kurzer Austausch. Und natürlich zeigen sich dabei auch die mannigfaltigen Charaktere.

Es gibt die Neugierigen: jene, die stets versuchen, das Wichtigste und Aktuellste vom Gegenüber zu erhaschen und jeden, ob er will oder nicht, mit Neuigkeiten oder Schwätzereien einzudecken.

Dann die Fleissigen: solche, die ihr ganzes Eigentum mit viel Aufwand hegen und pflegen, stets äusserst bemüht sind, die Siedlung in Schuss zu halten – undwehe, wenn sich jemand anmasst, sich nicht an die Regeln zu halten!

Oder die Überbesorgten: Mitmenschen, die sich mit Eifer, gefragt oder ungefragt, in fremde Angelegenheiten einmischen, um ihre gut gemeinten Ratschläge und Tipps aufdringlich weiterzugeben.

Und natürlich sind da auch die Gleichgültigen: Personen, denen man kaum begegnet oder die sich abwenden, falls man versucht, sie in ein Gespräch zu verwickeln.

Eigentlich, denke ich, ist es bei uns nicht anders als in den meisten Wohnquartieren.

Aber in den letzten Tagen oder Wochen schien einiges in Bewegung zu sein oder gar aus dem Ruder zu laufen. Ich bekam lange Zeit nichts davon mit, bis Mario bei mir vorbeikam.

Mario ist Mitglied in der Spielrunde unserer Siedlung. Da wird vierzehntäglich gejasst – ein Schieber! In abwechselnden Zusammensetzungen und alternierend bei einem der Jasser in seinem Daheim wird gespielt, diskutiert und natürlich auch getratscht.

Ich glaube, die Gruppe besteht aus sieben oder acht Männern zwischen Mitte dreissig bis knapp ins Rentneralter.

Frauen sind offenbar nicht erwünscht. Seit der Gründung der Jassgruppe, und das ist bestimmt schon zwölf Jahre her, besteht die Runde ausschliesslich aus Männern.

Vor einigen Jahren hätte ich auch die Ehre gehabt, diesem exklusiven Club beizutreten. Doch ich winkte ab. Jassen ist für mich ein Graus. Ich sehe vor meinem inneren Auge stets die stickigen Beizen mit angetrunkenen Spielern, die laut auf den Tisch klopfend «Bock» rufen oder sich ereifern, wenn der Partner die falsche Karte verwirft.

Ich weiss, das ist ein Klischee, aber das macht es für mich nicht besser.

Letzte Woche klingelte Mario also an meiner Haustür. Er gehört zu ebendieser Jassgruppe und wohnt im Hausteil neben mir – sozusagen Wand an Wand.

Der älteste Sohn ist vor gut einem Monat ausgezogen und die beiden jüngeren sind auch mehr unterwegs, als dass sie am Familienleben teilnehmen. Für die Eltern ist Ruhe eingekehrt. All die pubertären, teilweise durch die Wände hörbaren Streitgespräche und Reibereien sind verstummt.

Nun stand der Familienvater unter meiner Tür.

«Ronny, ist dir nicht auch aufgefallen, dass in letzter Zeit, stets spät abends, etliche fremde Fahrzeuge in unser Quartier fahren?», begann er, kaum hatte ich die Tür geöffnet. Ich bat ihn spontan herein zu einer Tasse Kaffee. Er nahm meine Einladung an und steuerte sofort in meine Stube. Den erstbesten Stuhl zog er hervor und setzte sich.

«Danke Ronny, gerne einen Espresso und – ist dir nichts aufgefallen?»

«Nein, eigentlich nicht. Schwarz?», rief ich aus der Küche, während die Kaffeemaschine ihre Arbeit verrichtete.

«Nein, grösstenteils helle», hörte ich Mario antworten.

«Was helle?»

«Autos!»

«Nein, Mario! Nimmst du den Espresso schwarz oder mit Milch und Zucker?»

«Ah, schwarz bitte. Aber die Autos sind grösstenteils weiss oder hell.»

Ich brachte zwei Tässchen mit der dunklen Brühe in die Stube, setzte mich und blickte fragend zu meinem Gast.

«Danke! Also, die fremden Autos – hast du nichts bemerkt – abends?»

«Wieso sollte ich etwas bemerkt haben?»

«Weil du gleich hier an der Ecke wohnst und direkten Ausblick zur Quartierstrasse und zu den Besucherparkplätzen hast.»

Da hatte Mario natürlich Recht, ich habe beste Sicht auf die Strasse, aber bitte … «In der Nacht stehe ich kaum am Fenster und beobachte ein- und ausfahrende Fahrzeuge. Wieso sollte ich auch?»

«Vielleicht solltest du wirklich!», fordernd schaute mich Mario an.

«Äh, nein! Wieso kommst du auf diese absurde Idee?»

«Bei Lehmanns ist doch letzten April der neue Eigentümer eingezogen», begann Mario, «eine äusserst suspekte Person, und zudem dieser Hipsterbart. Findest du nicht auch?»

«Doch, Mario. Das ist eine eigenartige Figur. Grüsst kaum und scheint mir aus dem Weg zu gehen.»

«Genau, so geht es uns auch.»

«Uns? Wem denn noch?», wollte ich wissen, wobei ich die Antwort mit Sicherheit bereits kannte.

«Uns von der Jassrunde.»

Hundert Punkte für mich!

Schon letzten April, als meine Tochter mich vom Spital Uster nach Hause gefahren hatte, fiel mir auf, dass ein neuer Eigentümer eingezogen war. Einerseits daran, dass die Jalousien endlich wieder ein wenig hochgezogen waren, und anderseits stand ein fremder, bärtiger Mann im Garten und schaute äusserst skeptisch zu mir herüber. Kaum hatte ich ihn gegrüsst, drehte er sich ab, ohne meinen Gruss zu erwidern. Weiter hatte ich mir nichts dabei gedacht, einzig mich darüber gewundert, dass nicht eine Familie den Hausteil gekauft hatte, sondern offenbar eine alleinstehende Person – dieser eigenartige, bärtige Mann.

«Seit dieser Typ hier wohnt, stellen wir fest, dass etliche Autos am späten Abend in unserem Quartier umherkurven», führte mein Nachbar seine Erklärungen weiter.

«Und das macht ihn für dich verdächtig?»

«Allenfalls? Wir dachten natürlich, dass eine junge Familie den Hausteil kaufen würde, und nun dieser wortkarge Typ. Da stimmt doch etwas nicht! Ich wollte dich diesbezüglich informieren und vielleicht achtest du bitte abends vermehrt auf fremde Autos und eigenartiges Gesindel, das sich im Quartier herumtreibt.»

«Vielleicht, Mario. Aber ich werde bestimmt nicht hinter dem Fenster Wache stehen und hinausglotzen.»

Dieses Gespräch mit Mario hat vor über einer Woche stattgefunden und es ist ihm tatsächlich gelungen, mir einen Floh ins Ohr zu setzen; ich ertappe mich dabei, dass ich mehr als üblich aus meinen Fenstern spähe, vorwiegend abends. Aber aufgefallen ist mir bis jetzt nichts Besonderes – oder doch?

Es gibt ja gewisse Personen, die ich regelmässig antreffe. Ob dies nun Zufall sei oder nicht, weiss ich nicht, aber mutmasslich haben sie einen ähnlichen Lebensrhythmus wie ich.

Andere Nachbarn, mit denen ich freundschaftlichen Kontakt pflege, treffe ich kaum oder nie spontan. Da muss ich mich schon um einen Termin bemühen, um mich mit ihnen endlich wieder einmal austauschen zu können.

Und oft verkehren in unserer Siedlung auch Leute, die ich nicht kenne. Ich gehe davon aus, dass sie Bekannte oder Freunde der Nachbarn sind, und dieser Personenkreis geht mich wahrlich nichts an. Wobei: Es verkehren wirklich immer mehr fremde Menschen in unserem Quartier. Das war früher nicht so.

Noch etwas zu unserer Siedlung:

Seit Sommer 1999 wohne ich in Oetwil am See in diesem ruhigen Quartier, leicht ausserhalb des Dorfzentrums.

Seinerzeit wurde eine ganze Überbauung mit etlichen Reihenhäusern erstellt und zum Verkauf angeboten. Alle Wohneinheiten hatten denselben Grundriss. Die Käufer konnten einzig wählen, ob im Obergeschoss drei grössere oder vier kleinere Zimmer eingebaut werden sollten. Zu entscheiden war auch, ob man eines der teureren Eckhäuser bevorzugte oder lieber ein Mittelhaus erstehen wollte.

Wir wählten drei Zimmer im Obergeschoss, dafür ein Eckhaus mit grösserem Gartenanteil.

Als unsere Tochter Lara dreijährig war, konnten wir in unser neues Heim einziehen.

Die grosse Mehrheit der damaligen Neuzuzüger waren wie wir Familien mit ihrem Nachwuchs. Vereinzelt hatte es auch junge Paare, welche kurz vor ihrer Familienplanung standen.

Lange Zeit gab es kaum Veränderungen in den Besitzverhältnissen. Alles schien perfekt zu sein und jeder kannte jeden persönlich. Regelmässig fanden Grillabende oder gemeinsame Quartierfeste statt. Ein fröhliches Miteinander.

Irgendwann bröckelte es plötzlich. Eltern hatten sich auseinandergelebt oder zerstritten. Es kam zu Trennungen und dadurch zu Verkäufen ihres damaligen Traums. «My Home is my castle» bekam Risse! Deshalb gab es immer mal wieder neue Eigentümer und andere Ansprüche.

Ich hingegen blieb trotz des unfallbedingten Todes meiner Frau und Laras Mutter mit meiner Tochter in unserem Hausteil wohnen.

Es gab auch vereinzelte Familien, die mit ihren beinahe erwachsenen Kindern einzogen. Kurze Zeit später verliess der Nachwuchs das Elternhaus, die Eltern blieben im Haus zurück, bis es aus gesundheitlichen Gründen zu anstrengend wurde.

Das war auch bei Walter und Silvia Lehmann so. Sie mussten vor einigen Monaten in eine Alterswohnung umziehen. Ihre erwachsenen Söhne wollten das Hausnicht übernehmen, demzufolge wurde ein Makler beauftragt, einen Käufer zu suchen. Der machte, wie es den Anschein machte, seinen Job hervorragend. Nach kurzer Zeit waren die Verkaufsschilder wieder abmontiert worden.

Offenkundig kaufte der seltsame, alleinstehende Mann diesen Fünfeinhalb-Zimmer-Mittelhausteil für sich ganz alleine.

Daran stiessen sich die einen Nachbarn und die anderen sahen bereits die nachbarschaftliche Idylle gestört.

Teil 1

Freitag ab 16.30 Uhr

Das Wochenende steht bevor. Sibylle wird von heute Freitagabend bis Montagmorgen bei mir sein. Seit ihrer Scheidung wohnt sie in einer kleinen Mietwohnung in Fällanden. Da in meinem Haus viel mehr Platz vorhanden ist, treffen wir uns mehrheitlich bei mir. Wir haben natürlich schon über die Möglichkeit diskutiert, dass Sibylle bei mir einziehen könnte. Aber wir haben beide längere Zeit ohne feste Beziehung gelebt und auch gewisse Freiheiten schätzen gelernt. Die möchten wir nicht oder noch nicht aufgeben. Sibylle und ich sind uns schnell einig geworden, dass wir die Wohnverhältnisse vorläufig so belassen wie sie sind.

Nach der Rückkehr von meiner Arbeit erledige ich noch kleinere Hausarbeiten. Sibylle sollte bald einmal eintreffen. Wir planen, gemeinsam etwas zu kochen, um anschliessend einen gemütlichen Abend in Zweisamkeit zu verbringen.

Da Sibylle noch nicht da ist, mache ich mich alleine auf den Weg, den Wochenendeinkauf zu tätigen. Wie ich aus dem Haus trete, sind Mario und sein Sohn Ernesto sind im Vorgarten beschäftigt. Sie spritzen mit einem Hochdruckreiniger die Steinplatten ab. Beim Zuschliessen meiner Haustür blicke ich zu ihrem Treiben.

Kaum hat mich Mario erspäht, winkt er mich zu sich. «Ronny, komm bitte mal her!»

Ich gehorche und gehe auf Vater und Sohn zu.

«Hallo zusammen. Na, wird’s sauber?»

Etwas Besseres fällt mir nicht ein als diese einfältige Frage.

«Ja sicher. Möchtest du den Kärcher mal ausleihen? Deine Platten hätten es auch nötig», klärt mich mein Nachbar auf.

«Stimmt, da hast du Recht. Wollt ihr bei mir auch gleich reinigen?», meine ich im Spass. Gespannt warte ich auf eine Reaktion, diese kommt prompt.

«Ernesto, das machen wir!»

Der bald volljährige Sohn ist ob dieses Angebots seines Vaters nicht sonderlich erfreut und wehrt sich sogleich.

«Hab nicht mehr viel Zeit, muss bald weg.»

«Das reicht noch! Los, wir machen uns gleich an die Arbeit!»

Augenverdrehen seines Sohnes, gefolgt von Marios Frage: «Dafür kannst du mir bitte herausfinden, wer der Besitzer dieses Wagens ist? Du hast sicher Beziehungen, oder?»

Das hätte ich nicht gedacht, dass mein Nachbar so reagiert und dazu gleich etwas einfordert. Nun ist es zu spät, einen Rückzieher zu machen. Mario zieht einen Zettel aus der hinteren Tasche seiner blauen Arbeitshose und streckt mir diesen entgegen. Ich erkenne eine fünfstellige ZH-Nummer.

Ohne nach dem Zettel zu greifen, antworte ich: «Ist das die Nummer eines dieser unbekannten Autos, die ihr ausspioniert?»

«Richtig, Ronny! Nimm den Zettel bitte. Wir möchten wissen, wer der Halter von diesem Fahrzeug ist. Dafür reinigen wir deine Platten beim Hauseingang. Guter Deal?!»

Schon will mir Mario die Notiz direkt in meine Hemdentasche stecken. Ich komme zuvor und reisse ihm den Zettel aus der Hand.

«Hast du nicht im Internet unter Autoindex nachgeschaut?»

«Natürlich!» Schleunigst schleppt mein fleissiger Nachbar den Hochdruckreiniger Richtung meines Hausvorplatzes. «Die Nummer ist nicht ersichtlich, und Rolf vermutet, dass dies verdächtig sei.»

«Rolf jasst demnach auch mit dir?»

«Richtig, aber Achtung! Geh beiseite – wir spritzen gleich deinen Platz ab, und du klärst bitte, wem dieses Fahrzeug gehört.»

Ohne zu warten, drückt er den Griff der Lanze, und ein starker Wasserstrahl spritzt auf meine Wegplatten. Dass ich beinahe nass werde, ist Mario egal.

Ich weiche dem Gespritze aus und gehe kopfschüttelnd von dannen. Den Notizzettel stopfe ich in meine Hosentasche.