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Ein junger Bursche will zurück in die Schweiz. Als Bootsflüchtenden begibt er sich auf eine gefährliche Reise quer durch Europa – kann ihm der Sozialarbeiter Ronald Hirt helfen? Dieser nimmt sich des jungen Mannes an, der um seine Zukunft bangt. Ehe er sich's versieht, ist Ronny Hirt dabei, die Grenzen des Erlaubten zu überschreiten. Gelingt es ihm durch sein enormes Engagement, eine menschliche Tragödie abzuwenden?
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Seitenzahl: 121
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Peter Jakoubek
Grenzüberschreitung
Peter Jakoubek
Grenzüberschreitung
Eine Ronny Hirt Geschichte
Eine Woche zuvor in Jounieh (Libanon)5
Mittwoch, 15. September24
Donnerstag, 16. September102
Freitag, 17. September124
Vier Wochen später – Mittwoch, 13. Oktober143
Peter Jakoubek: Der Blick hinter die Kulissen148
Dank:149
Bisher erschienen beim Verlag epubli150
Demnächst im Verlag epubli151
Über den Autor152
Impressum
Texte: © 2022 Copyright by Peter Jakoubek
Umschlag: © 2022 Copyright by Peter Jakoubek
Lektorat: focus-lingua / Gabriela H. Venetz
Druck: epubli – ein Service der Neopubli GmbH
Durch die gewaltige Explosion beim Hafen von Beirut wurden ihm beide Beine abgerissen. Seit diesem schrecklichen Ereignis war der Onkel auf den Rollstuhl angewiesen und hatte alle Macht und Herrschaft über seinen Familienclan verloren.
Das war für den Neffen des Onkels die Chance abzureisen.
Aufzubrechen in seine alte Heimat.
Zurück in sein früheres Leben – das erhoffte Leben seiner Zukunft.
Ein äusserst schwieriges und gefährliches Unterfangen, aber er musste es wagen.
Seit er hier im Libanon, in der kleinen Küstenstadt Jounieh lebte, wusste er, dass es nur diese eine Chance gab, in die Schweiz – seine Heimat – zurückzukehren.
Dieses Virus Sars-2 und die wirtschaftliche Misere zerstörte so vieles! Seit Monaten gab es kaum mehr Flüge mit Touristen, welche ein- und ausreisten. Nichts ist mehr wie vorher, das ganze Land durch die Korruption heruntergewirtschaftet. Die Bürger wurden sich selber überlassen, ein geordnetes Leben war für die meisten Menschen undenkbar.
Der Neffe wusste, die einzige Chance aus diesem Land wegzukommen, führte über Tripoli nach Zypern. Eine Bootsüberfahrt mit anderen Flüchtenden – illegal und lebensgefährlich! Für eine Ausreise per Flugzeug fehlten ihm die gültigen Dokumente.
In der Zeit, als der Neffe im Libanon lebte, versuchte er mit allen möglichen Jobs Geld zu verdienen. Für kaum fünf Dollar im Tag rackerte er sich ab, mit mehr war nicht zu rechnen. Da kam nicht viel zusammen, aber besser als gar nichts.
Er hatte noch, gut versteckt, erspartes Geld aus seinem früheren Leben. Dies hielt er vor seinem Familienclan und vor allem vor seinem Onkel streng geheim. Er wusste, dass der Tag käme, wo er auf dieses Geld mehr als angewiesen sein würde.
Enorm wichtig waren ihm seine Sprachkenntnisse in Wort und Schrift. Neben der arabischen Sprache war er auch in Deutsch und Englisch äusserst gewandt. Er las Bücher, hörte sich Texte auf einer App an und versuchte das Gehörte in Selbstgesprächen möglichst akzentfrei nachzusprechen. Auch da wusste er, dass diese Gabe ihm Tür und Tor öffnen könnte.
Kurz vor der geplanten Abreise hatte sich der Neffe auf einem Markt in Beirut eine möglichst wasserdichte Rucksacktasche einer namhaften Herstellermarke gekauft. Es war ihm wichtig, eine Tasche dieser Art zu besitzen. Es hatte ihn eine rechte Stange Geld gekostet, aber er musste es investieren, das gehörte zu seinem Plan.
In diese Tasche verpackte er, in verschiedene Tüten, seine wichtigsten Dokumente und Ausweise sowie mehrere Plastikflaschen mit frischem Wasser. Dazu seine schönsten Hosen, ein sauberes Sweatshirt, ein T-Shirt, eine Kapuzenjacke sowie bequeme, feste Turnschuhe. Für die Reise selber kleidete er sich in seine normale Arbeitskleidung.
Bereits vor einer Woche wurde dem Neffen durch einen Vermittler ein Schlepper vorgestellt, der ‘Reisen’ nach Zypern organisierte. Dieses Treffen fand in West-Beirut, im belebten Quartier Hamra statt. Kaum jemandem wäre aufgefallen, dass hier etwas Illegales vereinbart wurde. Überall waren Menschen verschiedenster Altersgruppen, die miteinander schwatzten, handelten und feilschten.
«Du willst nach Zypern? In gut einer Woche biete ich eine Überfahrt an», meinte der dubiose Typ mit den zerfurchten Gesichtszügen, «willst du wirklich mit auf die Reise?» Eindringlich stach sein fordernder Blick in die Augen des Neffen.
«Ja, ich will rüber! Möglichst bald», gab der Angesprochene zur Antwort.
«Hast du Dollars?»
«Ja, habe ich!»
Der Typ zerrte ihn etwas zur Seite und flüsterte in sein Ohr: «Sechshundert!».
Der Neffe klaubte heimlich fünfhundert Dollar aus seiner Jackeninnentasche und übergab diesen Betrag dem Fremden.
«Sechshundert!», zischte der dubiose Mann und streckte ihm fordernd seine Hand entgegen.
Er hätte die Wahl gehabt, sein Geld, die fünfhundert Dollar, wieder zurückzunehmen, dann wäre die Reise geplatzt. Das wollte er natürlich nicht. Aus diesem Grund zahlte er nochmals einen Hundertdollarschein. Der Schlepper steckte das Geld sofort ein und teilte dem Zahlenden den Ort und die Zeit mit, wo er sich einzufinden hätte, und schon war der Typ in der Menschenmenge untergetaucht.
Mit dem Vermittler stand der Neffe alleine da und wirkte verunsichert. Dieser meinte nur, dass es okay sei und er sich auf das Wort des Fremden verlassen könne.
Dann kam der Tag des Aufbruchs.
Sein billiges Smartphone mit genügend Guthaben und einige libanesische Pfund, die kaum mehr etwas wert waren, steckte er sich in die beiden vorderen Hosentaschen.
Er verabschiedete sich nur von seiner Mutter. Für sie war es ein sehr schwerer Moment. Sie schenkte ihrem Sohn zur Erinnerung und als Glücksbringer einen kleinen Anhänger in Form eines Amuletts. Sie weinte und schluchzte, wusste aber, dass sie ihren Sohn ziehen lassen musste. Sie wollte seiner geplanten, hoffnungsvollen Zukunft nicht im Wege stehen. Schon einmal hatte sie sich falsch entschieden.
Da kaum mehr öffentliche Busse betrieben wurden, entschied sich der Neffe, per Autostopp zu reisen. Ein junger Mechaniker fuhr ihn nach Tripoli, der zweitgrössten Hafenstadt, die nördlich von Beirut, relativ nahe an der Grenze zu Syrien liegt.
In der Innenstadt von Tripoli besuchte er einen Friseursalon. Ein moderner, westlicher Haarschnitt und eine saubere Rasur mussten her.
Der Sammelpunkt für die Überfahrt nach Zypern war im Gebiet von El-Mina, dem Tripoli vorgelagerten Städtchen, welches unmittelbar am Meer liegt. Früher hatten hier vorwiegend Fischer gelebt, die täglich mit ihren bunten Booten zu den vorgelagerten Inseln hinausgefahren und am Nachmittag mit dem Tagesfang wieder zurückgekehrt waren. Aus diesen frohen Zeiten war nicht mehr viel übriggeblieben – alles war total verkommen!
Die Hoffnung, eine schöne Strandpromenade mit modernen Freizeitanlagen, grünen Parks und exklusivem Bootshafen für reiche Touristen zu erbauen, war durch die Wirtschaftskrise sowie durch die Pandemie jäh zerstört worden. Die schönen, zukunftsweisenden Pläne, die 2017 geschmiedet worden waren, wurden allesamt zu Makulatur. Zurück blieb eine triste Umgebung, wo sich kriminelle und zwielichtige Gestalten trafen, um ihre krummen Geschäfte abzuwickeln.
Der Neffe schlich vorsichtig durch diese heruntergekommene Gegend und verschwand schliesslich, wie ihm geraten worden war, im Dschungel der Häusergruppen.
Kurz nach dem Eindunkeln kam Bewegung in dieses Gebiet. Einige Transportfahrzeuge näherten sich einem Strassenzug. Schiebetüren wurden geöffnet, Lichtkegel tanzten durch das Quartier und erhellten für einen Augenblick einige marode Häuserfassaden.
Eine Menschengruppe wurde durch die verlassenen Strassen Richtung Meer geführt. Der Neffe wusste, dass er sich dieser anschliessen musste. Jetzt oder nie – dachte er. Gleichzeitig war ihm aber auch klar, dass diese Entscheidung das Ende seines jungen Lebens bedeuten könnte.
Vorsichtig mischte er sich unter die Gruppe der Menschen verschiedensten Alters, welche sich leise und geduckt, ohne ihn zu beachten, weiter vorwärtstreiben liessen.
Am Strand standen vier Männer, alle mit Stöcken in den Händen, und erwarteten die Flüchtenden. Diese Männer teilten sie auf zwei im Dunkeln schaukelnde Boote auf.
Es waren äusserst gespenstische Szenen. Geduckt und schweigend eilten all die Menschen den Strand hinunter, wateten einige Meter durch das leicht wellende Meer und sprangen in die ihnen zugewiesene Boote. Alle mit der Hoffnung auf die grosse Freiheit, für die sie ihre ganzen Ersparnisse hingeblättert hatten.
Zwei der vier befehlenden Männer stiegen ebenfalls auf je ein Boot. Offenbar waren das die Bootsführer, welche die Aufgabe hatten, die Flüchtenden möglichst unbeschadet vom Libanon nach Zypern überzusetzen. Mit den langen Holzstöcken stiessen sie ihre Boote in das tiefere Gewässer hinaus.
Nach einiger Entfernung vom Festland wurde der Aussenbordmotor gestartet. Der Neffe sass im hinteren Teil des einen Bootes mit dem, wie er schätzte, etwa fünfzigjährigen Bootsführer. Er hatte Vertrauen zu diesem Mann: Er blieb stets ruhig, während die anderen Männer sehr nervös und ungeduldig wirkten.
Für die Flucht war bewusst eine Nacht um den Neumond gewählt worden. Es war daher dermassen dunkel, dass der Neffe seine Mitreisenden kaum erkennen konnte.
Sie passierten kleinere Inselgrüppchen, oft wurde dort auf andere Kähne umgestiegen. Heute jedoch nicht, es waren robustere Boote als sonst eingesetzt worden, dafür war die Fahrt dementsprechend teurer.
Etwa nach dreissig Minuten begannen die ersten Bootsflüchtenden zu sprechen. Neben dem Neffen sass eine Frau und ihm gegenüber zwei Männer. Den Stimmen nach mussten noch einige Kinder unter den Passagieren sein. So wie er es beurteilen konnte, sprachen alle arabisch, jedoch in verschiedenen Dialekten. Nun waren sie eine Schicksalsgemeinschaft für diese abenteuerliche Überfahrt, welche etwa zwanzig Stunden dauern sollte.
Alle versuchten etwas zu dösen, was den meisten Reisenden relativ gut gelang. Der Motor tuckerte vor sich hin, der Bootsführer kaute entweder Tabak oder rauchte eine Zigarette. Der Wellengang war angenehm, ein beruhigendes Auf und Ab. Das zweite Boot fuhr leicht nach rechts versetzt voraus.
Immer wieder finden solche Überfahrten statt, häufig sogar ohne Bootsführer. Die Flüchtenden sind dann auf sich alleine gestellt, kennen die Routen zu wenig und irren in den alten Fischerbooten oft tagelang im offenen Meer umher, bis der Treibstoff ausgeht. Dann enden diese Fahrten regelmässig in einer menschlichen Tragödie, entweder in den Händen der türkisch-zypriotischen Küstenwache, welche die Bootsflüchtenden zeitnah nach Tripoli zurückspediert, oder mit dem Tod durch Verdursten oder Ertrinken im grossen, weiten Mittelmeer.
Mit dem Tagesanbruch kam wieder etwas Leben und Bewegung in die Boote. Nun konnte der Neffe seine Mitreisenden besser erkennen. Es waren etwa dreissig Personen, Menschen jeden Alters und Geschlechts. Drei Kinder im Schulalter, zwei Mädchen und ein Junge, sassen mit ernsten Gesichtern engumschlungen in der Mitte des Bootes. Alle hatten ihr ganzes Hab und Gut in Form einer Tasche oder von kleineren Plastiksäcken dabei. Einzig das Gepäck des Neffen war grösser und wirkte irgendwie fehl am Platz. Der Himmel war mit dichten Wolken bedeckt. Das war ideal für die Bootsflüchtenden, denn so brannte die Sonne nicht auf die meist unbedeckten Köpfe.
Während des ganzen Tages sahen die Reisenden keine weiteren Schiffe, alles blieb ruhig. Die Zeit schien stehen zu bleiben. Stets dasselbe Bild – Wasser und nochmals Wasser.
Die einzige Abwechslung bestand darin, dass der Bootsführer das Boot zum Stillstand brachte und den Motor ausschaltete, um aus den mitgeführten Kanistern Treibstoff nachzufüllen. Auch dieser Job machte der routinierte Bootsführer in stoischer Ruhe und mit sicherer Hand.
Ganz im Gegensatz zum jüngeren Schiffsführer des vorausfahrenden Bootes. Dieser liess den Tank jeweils völlig leersaugen, wodurch der Motor durch fehlenden Treibstoff erstarb. Die Reisenden vernahmen daraufhin einen Schwall arabischer Schimpfwörter, da die Benzinleitungen erst entlüftet werden mussten, bevor der Bootsführer nach mehrmaligen vergeblichen Versuchen, den Motor wieder zum Leben erwecken konnte.
Der erfahrene Kapitän fuhr dann jeweils, im stetig gleichen Tempo, am anderen Boot vorbei und lächelte süffisant. Einige Zeit später kam das zweite Boot mit hohem Tempo wieder herangebraust, um erneut die Führung zu übernehmen. Dieses Schauspiel konnten der Neffe und die anderen Mitreisenden viermal erleben.
Ebenso konnte er erkennen, dass auf dem anderen Boot eine Mutter mit einem Baby sass. Zu seinem Entsetzen musste der Neffe bei einer Vorbeifahrt mitansehen, wie die junge Mutter eine Schoppenflasche mit Meerwasser füllte. Anschliessend schüttete sie Milchpulver hinein und diese Mischung gab sie ihrem Säugling zu trinken. Offenbar bekam der ältere Schiffsführer diese Dummheit, mit fatalen Folgen für das Baby, auch mit. Der blieb sonst stets stumm, doch da rief er auf Arabisch zum anderen Boot, dass das Kind keinen Schoppen mit Meerwasser trinken dürfe. Die junge Frau verstand diese Mitteilung leider nicht und der dortige Bootsführer rief zurück, dass das Weib zu wenig Trinkwasser dabeihätte, so müsse sie den Schoppen mit Meerwasser anrühren.
Als der Neffe dies mitanhören musste, gab er seinem Kapitän zu verstehen, dass er selber noch genug Trinkwasser dabeihätte und er gerne eine PET-Flasche zum anderen Boot hinübergeben könnte. Der Bootsführer blieb ruhig, sagte kein Wort, liess sein Boot nach links abschwenken, weg vom vorausfahrenden Boot. Der Neffe reklamierte sofort, doch der Bootsführer zeigte keine Regung, sich dem anderen Boot zu nähern, im Gegenteil – die Distanz zum zweiten Boot wurde immer grösser.
Als es langsam wieder dunkel wurde, konnten die Bootsflüchtenden in weiter Entfernung schwach die Lichter der ersehnten Küste Zyperns erkennen.
Kaum freuten sich die Menschen über das nahende Festland, das für sie mit grossen Hoffnungen verbunden war, verlangsamte das vorausfahrende Boot die Fahrt. Alle mussten mit Schrecken und tiefer Betroffenheit miterleben, wie die junge Mutter ihr mittlerweile totes Baby mit einem markerschütternden Schrei sanft in das Meer gleiten liess. Das Kind war auf der zwanzigstündigen Überfahrt verdurstet und das nur, weil es Meerwasser zu trinken bekommen hatte und niemand die Mutter davon abgehalten hatte.
Der ältere Bootsführer fuhr im selben Tempo an der Tragödie vorbei, ohne eine Regung zu zeigen. Der Neffe stützte den Kopf in seine Hände und Tränen flossen über sein Gesicht.
In was für einer Welt leben wir da?, dachte er.
Ohne weitere Vorkommnisse trafen beide Boote gegen Mitternacht an der Ostküste, dem türkischen Teil von Zypern ein.
Alle Bootsflüchtenden stiegen wie von einer Peitsche angetrieben aus und entschwanden irgendwo im Dunkeln oberhalb des Strandes in den Gebüschen.
Als der Neffe ebenfalls das Boot verlassen wollte, sprach der wortkarge Kapitän zu ihm: «Junge, geh gleich nach links zu einem alten Leuchtturm. Warte dort, bis es hell wird, erst dann gehst du zur Strasse hoch. Und das mit dem toten Kind ist schlimm, aber jeder muss für sich entscheiden, sonst sind wir alle verloren. Dir alles Gute!»
Betrübt blickte der Neffe zum Kapitän, bedankte sich jedoch für den Tipp, der unverkennbar das einzig Richtige war, wie sich später herausstellen sollte.
Die meisten Bootsflüchtenden rannten bei ihrer Ankunft direkt in die Arme der Polizei, die hinter den Sanddünen und Büschen lauerte. Die Rückführung in den Libanon würde das Resultat sein.
Der Neffe jedoch schlich vorsichtig, zusammen mit drei weiteren Flüchtenden, nach links zum alten Leuchtturm. Dort entdeckten sie einen Unterschlupf und versteckten sich in diesem kahlen Raum.
Zwei der anderen Männer verstanden nicht, was die Warterei nun sollte, und verschwanden darauf im Dunkeln.
Einige Zeit später entledigte sich der Neffe seiner alten Kleider und schlüpfte in die schönen, neueren Kleider, die er aus der Tasche hervorkramte. Der bei ihm verbliebene Mann war ein Palästinenser und schien sehr gebildet zu sein. Da der palästinensisch-arabische Dialekt und der syrisch-libanesische Dialekt sehr ähnlich sind, verstanden sich die beiden sprachlich recht gut.
Der Palästinenser durchschaute den Grund der Handlungen des Neffen und versuchte sich ebenfalls ordentlich zu kleiden. Er putzte seine Hosen und Schuhe sauber und reinigte sein Gesicht mit seinem übriggebliebenen Wasser aus einer alten Plastikflasche. Der Neffe reichte ihm sein sauberes T-Shirt, damit er noch etwas ordentlicher aussah. Dann warteten beide geduldig im Unterschlupf und erzählten einander lustige Erlebnisse. Es kam ihnen vor wie Galgenhumor.